Desinfektionsmaßnahmen in der Praxis
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- Marcus Böhler
- vor 7 Jahren
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1 Desinfektionsmaßnahmen in der Praxis Gudrun Kutzke Abt. Medizinische Dienste und Hygiene Sachgebiet Einrichtungen des Gesundheitswesens Stadtgesundheitsamt Frankfurt
2 Gliederung Fachliche Grundlagen Risikobewertung Händehygiene (Desinfektion) Hautdesinfektion Flächendesinfektion
3 Fachliche Grundlagen Kommission für Krankenhaushygiene und Infektionsprävention am Robert Koch- Institut Händehygiene Bundesgesundheitsblatt Gesundheitsforschung Gesundheitsschutz (2000) 43: Anforderungen an die Hygiene bei der Reinigung und Desinfektion von Flächen Bundesgesundheitsblatt Gesundheitsforschung Gesundheitsschutz (2004) 47: Anforderungen der Krankenhaushygiene bei Injektionen und Punktionen Bundesgesundheitsblatt 28 (1985)
4 RKI-Richtlinien Richtlinien und Empfehlungen/DIN-Normen Normen DIN und Richtlinien oberster Bundesbehörden gelten als antizipierte Sachverständigengutachten zum aktuellen Stand von Wissenschaft und Technik (Bundesgerichtshof Entscheidungen in Zivilsachen, 103, 338, 341) Der Bundesgerichtshof hat in ständiger Rechtsprechung ein Abweichen von Richtlinien oberster Bundesbehörden als haftungsbegründend im Schadensfall bewertet, wenn der Verantwortliche nicht nachzuweisen vermag, dass der Schaden auch bei Beachtung dieser Vorschrift eingetreten wäre. (Bundesgerichtshof Entscheidungen in Zivilsachen, 114,237,276) Aus Vortrag von Richter H.-W. Röhlig Medizinrecht
5 Weitere fachliche Grundlagen BGR 250/TRBA 250 Biologische Arbeitsstoffe im Gesundheitswesen und in der Wohlfahrtspflege Hauptverband der gewerblichen Berufsgenossen- schaften/fachausschuss Gesundheitsdienst und Wohlfahrtspflege der BGZ vom Oktober 2003 Desinfektionsmittel-Kommission im Verbund für Angewandte Hygiene e. V. (VAH - Liste) Stand , Instrumentendesinfektion Stand (Internet-Fassung)
6 Risikobewertung Hände Die Hände des Personals sind das wichtigste Übertragungsvehikel von Krankheitserregern Aus RKI-Empfehlung Händehygiene 2000
7 Risikobewertung Flächen Im Vergleich zu belebten Reservoiren (z.b. Haut, Schleimhäute, Wunden), kontaminierten Medizin- produkten und Arzneimitteln ist die Bedeutung der unbelebten Flächen als Quelle nosokomialer Infektionen nachrangig und wissenschaftlich weniger umfangreich untersucht. Da jedoch vereinzelte Erregerübertragungen publiziert worden sind, müssen diese in der Risikoanalyse berücksichtigt werden. Beim aktuellen Wissensstand dominiert zweifellos die Händehygiene, gefolgt von der fachgerechten Instrumentenaufbereitung Aus RKI-Empfehlung Flächendesinfektion 2004
8 Infektionsprävention Händehygiene Hautantiseptik (Hautdesinfektion) Instrumentenaufbereitung Flächendesinfektion Im Multibarrieresystem der Infektionsprävention hat die desinfizierende Flächendesinfektion ihren Stellenwert.
9 Händehygiene Händewaschung/Händepflege Hygienische Händedesinfektion Chirurgische Händedesinfektion
10 Händewaschung Waschplatzausstattung: Fließend warmes + kaltes Wasser, bei direktem Patientenkontakt oder Umgang mit Körperflüssigkeiten oder infektiösem Material Benutzung ohne Handkontakt Wandspender für Händedesinfektionsmittel (Originalgebinde,( Nachfüllen aufgrund des AMG nur unter aseptischen Bedingungen in Krankenhausapotheke erlaubt) Spender für Waschlotion (empfehlenswert( Einmalflaschen, ansonsten vor Neubefüllung gründliche Reinigung) Handtuchspender mit keimarmen Einweg- Papierhandtüchern
11 Schlechte Beispiele
12 Gute Ausstattung
13 Händewaschung- wann und wie? Nur vor Arbeitsbeginn und nach Arbeitsende bzw. bei Bedarf, d. h. bei sichtbarer Kontamination! Bei punktueller Verunreinigung: : Verunreinigung mit desinfektionsmittelgetränktem Papierhandtuch o. ä. entfernen, danach desinfizieren. Bei großflächiger Verunreinigung: : Hände vorsichtig abspülen, dann waschen, danach desinfizieren. Ggf. danach Kontaminationsbereich desinfizieren / Kittel wechseln. Die Händewaschung ist wegen der geringeren Wirksamkeit keine Alternative für die hygienische Händedesinfektion. RKI-Empfehlung Händehygiene 2000
14 Händepflege Eine Schädigung der Haut an den Händen wird oft durch das häufige Händewaschen hervorgerufen - Tenside oder Seifen in den Wasch-Reinigungsprodukten entfetten die Haut, diese wird trocken, rissig oder spröde deshalb häufiges Waschen vermeiden und besser durch eine hygienische Händedesinfektion H ersetzen. Nach dem Händewaschen anschließend Hände pflegen. Falls das Hautpflegemittel aus Spendern entnommen wird, gelten die gleichen Anforderungen wie für Waschlotionspender. Sicherzustellen ist in jedem Fall eine berührungsfreie Entnahme (z. B. aus Spender, Tube, mit Einmalspatel).
15 RKI-Empfehlung: Kategorisierung Kat IA: nachdrückliche Empfehlung für alle Krankenhäuser, basierend auf gut konzipierten experimentellen oder epidemiologischen Studien; Kat IB: nachdrückliche Empfehlung für alle Krankenhäuser, aufgrund Konsensusbeschluss der Kommission, basierend auf gut begründeten Hinweisen für deren Wirksamkeit; Kat II: Empfehlung zur Einführung/Umsetzung in vielen Kliniken; Kat. III: keine Empfehlung oder ungelöste Fragen; Kat. IV: Anforderungen und Verfahrensweisen in Krankenhäusern, die aufgrund gesetzlicher Bestimmungen, durch autonomes Recht oder Verwaltungsvorschrift vorgeschrieben sind.
16 Hygienische Händedesinfektion - wann? Bei tatsächlicher wie auch fraglicher mikrobieller Kontamination der Hände muss eine hygienische Händedesinfektion durchgeführt werden (Kat. IA). Sie ist außerdem erforderlich (Kat.( IB) vor invasiven Maßnahmen (z.( z. B. Injektionen, Bronchoskopie..), auch wenn dabei Handschuhe getragen werden, vor Tätigkeiten mit Kontaminationsgefahr (z.( z. B. Aufziehen von Medikamenten, Bereitstellung von Infusionen..), vor und nach jeglichem Kontakt mit Wunden, nach Kontakt mit potenziell oder definitiv infektiösem Material (Blut, Blut, Sekret oder Exkremente) ) oder infizierten Körperregionen, nach Kontakt mit potenziell kontaminierten Gegenständen, Flüssigkeiten oder Flächen (Abfälle,( Abfälle, Schmutzwäsche, Trachealtuben..) nach Ablegen von Schutzhandschuhen oder wahrscheinlichem Erregerkontakt oder massiver Verunreinigung.
17 Desinfektion behandschuhter Hände? Eine Desinfektion behandschuhter Hände wird nicht allgemein empfohlen, kann aber in Ausnahmefällen erwogen werden, z. B. bei i. V. Blutentnahmen. Voraussetzung: - vom Hersteller Desinfizierbarkeit nachgewiesen, - keine bemerkte Perforation, - keine erhöhte Wahrscheinlichkeit einer Kontamination mit Viren/multiresistenten Erregern
18 Hygienische Händedesinfektion- was + wie Die zu verwendenden Mittel müssen den Standardzulassungen gemäß 36 des AMG entsprechen (VAH - gelistete Mittel). Das alkoholische Präparat wird über sämtliche Bereiche der trockenen Hände unter besonderer Berücksichtigung der Innen- und Außenflächen einschließlich Handgelenke,, Flächen zwischen den Fingern, Fingerspitzen, Nagelfalze und Daumen eingerieben. Soviel Desinfektionsmittel verwenden, dass Hände für die Dauer der Einwirkungszeit benetzt sind. Einwirkungszeit (EWZ) Gemäß VAH - Liste, in der Regel 30 Sekunden, manche Präparate 1 Minute. RKI-Empfehlung Händehygiene 2000
19 Chirurgische Händedesinfektion- wann + wie Die chirurgische Händedesinfektion ist vor allen operativen Eingriffen durchzuführen sowie vor der Punktion von sterilen Körperhöhlen (z. B. Gelenkspunktionen). Durchführung: Waschung der Hände und Unterarme bis zum Ellenbogen mit nach oben gerichteten Fingerspitzen und tief liegendem Ellenbogen ca. 1 Minute mit einem Handwaschpräparat, Abtrocknen mit einem keimarmen Einweghandtuch aus Spender, vollständige Benetzung der Hände und Unterarme mit Händedesinfektionsmittel aus Spender, Einwirkungszeit DM gem. Herstellerangabe, in der Regel 3 Minuten (manche manche Präparate 5 Minuten, 2 Präparate nur noch 1,5 Minuten).
20 Hautantiseptik (Hautdesinfektion) Das Hautantiseptikum muss ein nach Arzneimittelgesetz (AMG) zugelassenes und für die Hautantiseptik gelistetes Präparat sein (z.( B. Pumpsprays auf alkoholischer Basis). Pumpsprays auf alkoholischer Basis). Verwendung von Originalgebinden bzw. Erfüllung der rechtlichen Bestimmungen beim Umfüllen nach 2 Abs. 1 AMG (z.( B. Bezeichnung, Chargen - Nr., verwendbar bis.).
21 Durchführung der Hautdesinfektion vor Injektionen (intracutan,subcutan, intramuskulär) hygienische Händedesinfektion Verwendung von Schutzhandschuhen Hautdesinfektionsmittel satt aufsprühen Einwirkungszeit nach VAH - Liste (mind. 15 Sekunden, ggf. bis 1 Minute)
22 Durchführung der Hautdesinfektion vor Punktionen von Gelenken, Körperhöhlen, Hohlorganen sowie operativen Eingriffen chirurgische Händedesinfektion Anlegen steriler Handschuhe Hautdesinfektion wie bei Injektionen, aber längere Einwirkungszeit (nach( VAH - Liste mind. 1 Min.)
23 Instrumentendesinfektion Siehe Vortrag Instrumentenaufbereitung
24 Reinigung Desinfektion Vergleich Reinigung Desinfektion Definition Entfernung von Verunreinigungen Abtötung/Inaktivierung vermehrungsfähiger Mikroorganismen Ziel Sauberkeit Ausschluss Infektionsrisiko Verfahren nicht quantifizier- oder standardisierbar Wirkungsnachweis standardisiert, quantifiziert Keimreduktion ca % Cave: Kontamination Putzwasser! ca ,9 %
25 Keimzahlreduktion
26 Definitionen Routinemäßige Desinfektion: auch laufende Desinfektion, prophylaktische Desinfektion... Gezielte Desinfektion: Desinfektionsmaßnahmen bei erkennbarer Kontamination (z. B. mit Blut, Eiter, Ausscheidungen oder anderen Körperflüssigkeiten) Schlußdesinfektion Ausbruchssituationen Auftreten spezieller Erreger RKI-Empfehlung Flächendesinfektion 2004
27 Häufigkeit von Reinigungs- und Desinfektionsmaßnahmen Erforderliche Reinigungs- bzw. Desin- fektionsintervalle für alle Flächen sowie die einzusetzenden Mittel und Verfahren in Abhängigkeit vom Risiko festlegen und in einem Hygieneplan / Reinigungs- und Desinfektionsplan verbindlich vorschreiben. Kat. IB RKI-Richtlinie Flächendesinfektion 2004
28 Flächendesinfektion - wo? Patientennahe Flächen, Flächen mit häufigem Hand- oder Hautkontakt sowie Flächen, die für aseptische Arbeiten vorgesehen sind, z. B.: Arbeitsflächen ( Arbeitsflächen (z. B. für die Zubereitung von Infusionslösungen + Spritzen, für die Aufbereitung/Verpackung von Instrumenten,.) Medizinische Geräte (z.( B. EKG z. B. EKG-Gerät, Gerät, Kabel, Außenflächen bei medizinischen Geräten mit häufigem Kontakt, Monitore, Tastaturen ) Untersuchungsliegen/Behandlungsstühle Waschbecken in Behandlungsräumen Fußboden im Eingriffsraum/OP Zwischendesinfektion im OP
29 Flächendesinfektion - womit? Flächendesinfektionsmittel aus VAH-Liste Liste, Grundlage 1-h-Wert. 1 Wir empfehlen möglichst nur 1 Mittel für alle Flächen.
30 Verschiedene Möglichkeiten zur Flächendesinfektion Verwendung eines Konzentrates,, welches unverdünnt zur Anwendung kommt (Sprühaufsatz( durch Kippverschluss o. ä. ersetzen) für r kleine Flächen, z. B. Arbeitsfläche zur Vorbereitung von Injektionen/Infusionen, Armauflagen.. Gebrauchsfertige desinfektionsmittelgetränkte nkte Einwegtücher cher Anwendung s. o. Spendersystem mit Einmal-Vliest Vliestüchern zum Nachfüllen (3( 3 Liter verdünnte Lösung L - Standzeit 4 Wochen) für r alle Flächen inkl. Fußböden Herstellen einer Desinfektionsmittellösung sung durch Verdünnung nnung Anwendung s. o.
31 Durchführung der Flächendesinfektion Die exakte Dosierung ist Voraussetzung für die Wirksamkeit. Falls kein Dosiergerät eingesetzt wird, sollen andere sichere Dosiersysteme verwendet werden. Kat. IB Die Fläche muss mit einer ausreichenden Menge des Mittels unter leichtem Druck nass abgerieben werden (Scheuer-Wischdesinfektion mit Kombi-Präparat). Kat. IB Sprühdesinfektion ausschließlich für Bereiche, die durch Wischdesinfektion nicht erreichbar sind (gefährdet die Durchführenden, unzuverlässige Wirkung). Kat. IB Gebrauchslösungen der Desinfektionsmittel maximal einen Arbeitstag lang verwenden. Kat. IB Ausnahme: Spendersystem RKI-Richtlinie Richtlinie Flächendesinfektion 2004
32 Weiter zur Durchführung Die Fläche kann nach Antrocknen wieder benutzt werden, d. h., die Einwirkzeit braucht nicht abgewartet zu werden. Kontamination mit Blut, Faeces etc. erst mit desinfektions- mittelgetränktem Einwegtuch entfernen, dann normal desinfizieren. Kat. IB Putzeimer müssen nach Abschluss der Reinigungs- /Desinfektionstätigkeit gründlich gereinigt werden. Kat. IB Tücher und Wischbezüge sollen maschinell thermisch bzw. chemothermisch desinfizierend aufbereitet werden. Bei Aufbewahrung Vermehrung von Mikroorganismen ausschließen. Kat. IB RKI-Richtlinie Flächendesinfektion 2004
33 Schlechte Beispiele für Reinigungsutensilien
34 Weitere Beispiele
35 Desinfektionsmittelresistenz Keine Hinweise für Selektion desinfektions- mitteltoleranter/-resistenter resistenter Mikroorganismen bei sachgerechter Desinfektion. Kein Hinweis auf Selektion antibiotika-resistenter Mikroorganismen bei sachgerechter Desinfektion. RKI-Richtlinie Flächendesinfektion 2004 Aufgrund dessen ist ein Wechsel der verwendeten Flächendesinfektionsmittel in bestimmten Zeitabständen nicht erforderlich.
36 Hygiene ist nur so gut wie das schwächste Glied in der Kette. Danke für Ihre Aufmerksamkeit!
Händehygiene. kein Schmuck an Händen und Unterarm* (auch keine Eheringe und Armbanduhren!), Fingernägel kurz, kein Nagellack, keine künstlichen Nägel.
Die Hände sind der Hauptübertragungsweg für Keime von medizinischem Personal auf den Patienten und umgekehrt. Daher spielt die korrekte Durchführung der Maßnahmen der eine wichtige Rolle für die Infektionsverhütung
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