Fachtag Sucht im Alter
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- Renate Rosenberg
- vor 7 Jahren
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Transkript
1 Fachtag Sucht im Alter Sucht im Alter, ein neuzeitliches Phänomen? Dr. Josef Scherer Garmisch-Partenkirchen Ebersberg
2
3 Gemeinsame Lebenszeit des ersten Enkelkindes mit Großeltern
4 Folge des Älterwerdens Neue Herausforderungen: lange nachelterliche Gefährtenschaft lange gemeinsame nachberufliche Phase Anstieg Ehescheidungen allgemein; überdurchschnittlicher Anstieg bei der Auflösung langjähriger Ehen (9 % aller Scheidungen betreffen Ehen von > 25 Jahren Dauer)
5
6 Abhängigkeit
7 Sucht Schwindsucht, Wassersucht, Magersucht Geltungssucht, Spielsucht, Streitsucht
8 Schädlicher Gebrauch Mißbrauch Abhängigkeit, Sucht
9 Stoffgebundene Sucht Nicht stoffgebundene Sucht Endorphin-System wird aktiviert
10 Psychische Abhängigkeit Toleranzentwicklung Körperliche Abhängigkeit
11 Psychologischer Regelkreis: Motivation Verlangen Toleranz Sensitivierung Abhängigkeit Entzug
12 Suchtgedächtnis: Auch Tiere können süchtig werden
13 Alkoholabhängigkeit
14 Psychologische Rückkopplung: Saint Exupery, der kleine Prinz: Ich schäme mich, weil ich trinke. Ich trinke, weil ich vergessen will, daß ich mich schäme.
15 Alkohol aktiviert das Dopaminsystem Glücks- und Wohlgefühl
16 Das Dopaminsystem wird heruntergefahren Die Zahl der Dopaminrezeptoren sinkt Folge: Sensitivierung Toleranzentwicklung
17 Riskanter Konsum ab 60 ca % d. Männer (> 24 g / Tag) ca % d. Frauen (> 12 g / Tag) Gefährlicher und Hochrisikokonsum ab 60: 7-9 % der Männer 2-3 % der Frauen ab 60 Jahre. Nach Schäufele 2009
18 Abnehmende Alkoholtoleranz im Alter Abnehmender Körperwasseranteil abnehmenden Aktivität der Abbauenzyme Einschränkungen der geistigen Leistungsfähigkeit mehr Medikamente, Risiko von Wechselwirkungen Bewirken eine verstärkte Alkoholwirkung
19 Alkoholmißbrauch? sozialer Rückzug, Antrieb und Interesse weniger Depressivität, Schlafstörungen, Geistige Leistungskraft weniger Abnehmende Körper-Hygiene Gangunsicherheit/Stürze, Verletzungen/Blutergüsse, Notarztbesuche/Notaufnahme, Magen-Darm-Probleme/Durchfall, Inkontinenz, Mangelernährung/Gewichtsverlust, Bluthochdruck, Hyperurikämie und instabiler Diabetes mellitus.
20 Alkoholmißbrauch: Früher und Später Beginn
21
22 Der CAGE-Test: Beurteilung von Alkoholkonsum 1) Hatten Sie schon mal das Gefühl, dass Sie Ihren Alkoholkonsum reduzieren sollten? 2) Haben Sie sich schon darüber aufgeregt, wenn andere Leute Ihr Trinkverhalten kritisierten? 3) Hatten Sie wegen Ihres Alkoholkonsums schon Gewissensbisse? 4) Haben Sie am Morgen nach dem Erwachen schon als erstes Alkohol getrunken, um Ihre Nerven zu beruhigen oder den Kater loszuwerden?
23 Der CAGE-Test: Beurteilung von Alkoholkonsum Zwei bejahende Antworten: Es könnten Probleme existieren mit übermässigem Alkoholkonsum. 1 x JA: Die Wahrscheinlichkeit eines Alkoholmissbrauchs liegt bei 62 % 2 x JA: Wahrscheinlichkeit liegt bei 89 % 3 x JA: Wahrscheinlichkeit liegt bei 99 %.
24 Kurzinterventionen bei nicht abhängigen Personen mit riskantem Alkoholkonsum nichtkonfrontative, motivierende Gesprächsführung, sachliche Aufklärung, Bearbeitung der folgenden Themen: persönliche Ziele für die Zukunft, individuelle Erörterung der Screeningfragen (CAGE/AUDIT), Erörterung von typischen und kulturell angemessenen Trinkmustern, Trinken pro und kontra, Folgen von erheblichem Alkoholkonsum, Gründe für eine Beschränkung des Alkoholkonsums, bewusste Konsumgrenzen und Strategien zur Konsumreduktion schriftliche Vereinbarung zur Trinkmenge, Umgang mit kritischen Situationen.
25 Fazit für die Praxis Der riskante Alkoholkonsum älterer Menschen nimmt zu Interventionen sind möglich: Motivationsförderung und nichtkonfrontatives Vorgehen Ältere Menschen, die maßvoll Alkohol trinken, müssen nicht aufhören Es gilt Obergrenzen zu beachten und z.b. 2 alkoholfreie Tage in der Woche einzuhalten. Es gibt keinen Grund, zur Förderung der Gesundheit Alkohol zu trinken. Bei Abhängigkeit: Entwöhnungsbehandlung
26 Medikamentenabhängigkeit
27 5% der Medikamente besitzen Missbrauchs-und Abhängigkeitspotential Beruhigungsmittel Schlafmittel Schmerzmittel Hustenmittel, Psychostimulantien, Clomethiazol, Barbiturate Gewöhnung bei Laxantien, Nasenspray, Hormonen, Alkohol in Arzneimitteln
28 Medikamentenabhängigkeit Fakten 1,5 Mill. Medikamentenabhängige in Deutschland Heimbewohner häufiger und länger Mit dem Alter ansteigend Frauen sind doppelt so häufig betroffen Hochdosisabhängigkeit ist im Alter sehr selten Hauptsächlich Benzodiazepine (80%)
29 Benzodiazepine Zielsymptome Angst Innere Unruhe Muskuläre Spannung Hypervigilanz Schlafstörungen Stupor Mutismus Akathisie Tardive Dyskinesien Epileptische Anfälle
30 Benzodiazepine Nebenwirkungen Wahrnehmungsfähigkeit Reaktionsfähigkeit Gedächtnisausfälle Sturzgefahr Morgendliche Müdigkeit und Abgeschlagenheit Gefühlsverflachung Schwindel Verwirrtheit
31 Paradoxe Wirkungen bei Älteren Unruhe Euphorie Erregungszustände Schlaflosigkeit Aggressivität
32 Schädlicher Gebrauch Unerwünschte Arzneimittel stehen im Vordergrund Interessensverlust, Gleichgültigkeit Sexuelle Bedürfnisse Gedächtnisausfälle Stürze
33
34 Gewöhnung, Toleranz, Dosissteigerung Toleranzentwicklung selten bei Angst und Depression Toleranzentwicklung häufig Beruhigungsmittel im Alltag Schlafmittel Muskelentspannung Antiepileptikum
35 Absetzerscheinungen Schlafstörungen Erregung Innere Unruhe Angst und Spannung Epileptischer Anfall Suizidalität
36 Benzodiazepine: Abhängigkeit WHO: Mittleres Abhängigkeitspotential wie Alkohol Amphetamine Bupronorphin Ketamin
37 Benzodiazepine: Abhängigkeit Psychische Störungen vor der Abhängigkeit Akute und chronische Angst (31% - 43%) Depression (20% 33 %) Schlafstörung (35%) Alkoholmißbrauch (16% 53%)
38 Benzodiazepine: Abhängigkeit Psychische Abhängigkeit Suchen der erwünschten Wirkung Suchen des Wohlgefühl Körperliche Abhängigkeit Entzugserscheinungen Vermeidung von Beschwerden
39 Niedrig-Dosis-Abhängigkeit Verordnung per Rezept Langzeiteinnahme von niedrigen Dosen Keine Dosissteigerung Keine Nebenwirkungen Fehlen der euphorisierenden Wirkung Absetzphänomene, Entzugserscheinungen
40 Hoch-Dosis-Abhängigkeit Einnahme von hohen Dosen Nebenwirkungen Sozial auffällig Extreme Dosissteigerungen Entzugserscheinungen
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42 Benzodiazepine: Entzugsbehandlung Stufenweise Reduktion der Dosis 50% der Dosis können schnell reduziert werden Wöchentliche Reduktion Reduktionspausen bei Beschwerden Psychoedukation Behandlung der Grundkrankheit Antidepressiva Phytopharmaka z.b.: Lavendelöl Melatonin Beta - Rezeptorenblocker Buspironartige Medikamente Antipsychotika Psychotherapie Soziale Maßnahmen
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