2/2014. Umweltkeime bekämpfen. Mykoplasmen beim Rind. Trockenstehmanagement
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- Philipp Straub
- vor 7 Jahren
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1 Ausgabe 2/2014 Umweltkeime bekämpfen Mykoplasmen beim Rind Trockenstehmanagement
2 Liebe Leserinnen und liebe Leser, mein Name ist Luis Leon und ich bin bei Zoetis Deutschland der wissenschaftliche Experte rund um das Thema Eutergesundheit. Mastitis ist dabei eines der wichtigsten Felder: Seit Jahren werden Milchkühe immer leistungsfähiger, während die Herden immer größer werden. Mit der Herdengröße und den täglichen Anforderungen steigen auch Ihre Management- Aufgaben als Milcherzeuger. Sie als Landwirt und Tierhalter tragen eine große Verantwortung für die Therapiehäufigkeit und die Behandlungserfolge in Ihrem Betrieb. Der effektive und verantwortungsvolle Einsatz von Arzneimitteln und insbesondere Antibiotika wird in Zukunft weiterhin an Bedeutung gewinnen. Richtungsweisend hierfür ist auch die 16. AMG-Novelle, die im Oktober 2013 in Kraft getreten ist. Die Prophylaxe und die Behandlung von Mastitis ist ein Anliegen, dem wir uns in dieser Ausgabe Für Tiere. der, ihrem Gesundheitsmagazin rund ums Rind, widmen. Für die Gesundheit. Für Sie. Wir besprechen zudem die Ursachen von Mastitis, z. B. Umweltkeime und deren Auswirkungen und bieten einen Rundum-Blick, was zu einem optimalen, erfolgreichen Trockenstehmanagement dazu gehört. Aus unserem Interview mit Prof. Dr. Volker Krömker von der Hochschule Hannover erfahren Sie aufschlussreiche Fakten zu Neuinfektionen und der Neuinfektionsrate in der Trockenstehperiode ein Aspekt, der in einem durchdachten Betriebsmanagement nicht zu kurz kommen sollte. Ich hoffe, es sind interessante Anregungen dabei, mit denen wir Ihnen und den Tieren zusammen mit Ihrem Tierarzt unterstützend zur Seite stehen wollen. GruSSwort von Dr. Luis Leon wissenschaftlicher Experte Eutergesundheit, Zoetis Deutschland GmbH Mit den besten Grüßen, Dr. Luis Leon (Tierarzt) Ihr Feedback und Ihre Anregungen sind uns wichtig! Sagen Sie uns hier Ihre Meinung oder auf 2
3 INHALT 2 Grußwort 4 Interview Prof. Dr. Volker Krömker 5 Infobox Trockenstehperiode 8 Kuh-Tipps 9 5 Fakten zur Fruchtbarkeit 10 Portrait Betrieb Althoff Impressum Herausgeber: Zoetis Deutschland GmbH Schellingstraße Berlin Telefon: 030/ Telefax: 030/ Internet: V.i.S.d.P.: Julia von Gablenz Nachdruck nur mit Quellenangabe und Genehmigung. Das Magazin erscheint dreimal jährlich und wird Landwirten zugestellt. 12 Unser Kuh-Experte 13 Gesundheitsnews 14 Fotowettbewerb 15 Ausblick All brands are the property of their respective owners Zoetis. All rights reserved. 3
4 TrockenstehmanagEment: Interview mit Prof. Dr. VOlker Krömker Mastitis ist eine Faktorenkrankheit. Welche Faktoren eine Rolle spielen, welche Risiken Neuinfektionen bergen und wie sich die Neuinfektionsrate beeinflussen lässt, sind grundlegende Fragen des Betriebsalltags und der Forschung. Prof. Dr. Volker Krömker von der Hochschule Hannover ist Tierarzt und schrieb bereits seine Doktorarbeit über das Thema bestandsbetreuende Arbeit, Schwerpunkt Optimierung von Eutergesundheit. Er sagt: Es ist Bedarf da, an dem Thema zu arbeiten. Die Situation zeigte sich schon vor 20 Jahren wie heute: es gibt Arbeitsstandards und Ansprüche, die befriedigt werden müssen. Damals gab es einfach andere bedeutsame Mikroorganismen und andere Haltungsbedingungen. Welche Auswirkungen hat Mastitis? Mastitiden verursachen entgangene Gewinne, die nicht realisiert werden, weil sie sich nicht konkret darstellen und das Geld nicht durch die Hände fließt. Eigentlich weiß jeder, dass die Verluste immens sein können. Ist Mastitis heilbar? Wie wird sie behandelt? Sicher ist Mastitis bis zu einem gewissen Grad und in frühem Stadium heilbar. Die Behandlung hängt vom klinischen Bild ab. Es gibt viele Präparate und Begleittherapien, die richtig Welche Risikofaktoren gibt es bei Mastitis? Erstens die Mikroorganismendichte in der Nähe der Milchdrüse, also Umweltkeime und kuhassoziierte Keime, zweitens Risiken an der Zitzenkanalöffnung und drittens die Immunabwehr des Tieres und seine Stoffwechselgesundheit. Es gibt keinen Komplex, der am wichtigsten wäre. Sind Mikroorganismen im Grunde notwendig und kann man ihrer Herr werden? Man kann eine Herde nicht komplett steril halten. Selbst bei höchster Hygiene haben Kühe eine relativ große Eigenflora, also bleiben immer Risiken. Die Betriebshygiene beeinflusst entscheidend die Menge der auftretenden Mikroorganismen. Was kann der Landwirt für die Betriebshygiene tun? Was ist Ihre Empfehlung? Es gibt Standards, z. B. für Boxenpflege, saubere Laufgänge, Melken und Einstreu. Es gilt, nach den betrieblichen Rahmenbedingungen, diese Regeln zu beachten, entweder in Eigenarbeit oder in Absprache und Kooperation mit dem Tierarzt bzw. guten Beratern. Ist Betriebshygiene die Basis dafür, wie gesund die Tiere sind und wie hoch die Neuinfektionsrate ist? Es kommt ganz auf die Mikroorganismen an. Mastitis entsteht durch schlechte Arbeitsstandards, insofern gehört zu jedem Maßnahmenkatalog in Problembetrieben, diese zu prüfen. Die Standards sind Landwirten eigentlich grundsätzlich bekannt. oder falsch sein könnten. Die meisten Landwirte wissen, was angebracht ist oder folgen Behandlungskonzepten in Absprache mit ihrem Tierarzt. Ist eine Antibiotika-Behandlung immer notwendig? Die Behandlung mit Antibiotika funktioniert, weil das klinische Bild verschwindet und der Erreger dann nicht mehr nachweisbar ist. In Einzelfällen ist die Therapie nicht so erfolgreich. Das Problem ist, die richtige Variante zu wählen. Viele Arbeitsgruppen entwickeln derzeit Schnelltestvarianten zur Differenzierung. > 4
5 Infobox Trockenstehperiode Nützliche Tipps zur Optimierung der Folgelaktation: Reduzieren Sie Stress. Kühe brauchen 1 bis 3 Wochen, um sich an die neue Situation zu gewöhnen. Kurze, einfache Wege zu Wasser und Futter. Tägliche Futtergabe in gleicher Menge zur gleichen Uhrzeit. Ausgewogene Fütterung zur Sicherung der Abwehrkräfte. Gezielte Kontrolle jeweils (2 x täglich) zu festgelegten Zeiten: Inspektion der Kühe, Tränke, Futtertisch und Liegefläche. Besonders saubere, trockene Umgebung. Exzellente Luftventilation zur Vermeidung von Hitzestress. In einer feuchten Umgebung kann es bereits bei 18 C zu Hitzestress kommen. Trennung von gesunden und kranken Kühen. Liegefläche aus Stroh. 10 m 2 pro Kuh, 1 kg Stroh pro m². Eine umfassende Checkliste zum optimalen Trockenstehmanagement stellen wir Ihnen gerne kostenlos zur Verfügung. Schicken Sie einfach eine an checkliste@kuh-und-kalb.de. 5
6 > Fortsetzung von Seite 4 Wie ist Mastitis auf lange Sicht in den Griff zu bekommen? Es ist realistisch zu sagen, dass Arbeitsstandards etabliert werden müssen, die auf einem höheren Niveau liegen als jetzt. Auch mehr Biosicherheitsdenken gehört dazu. Müssen Landwirte dazu umdenken? Für einen Landwirt ist es eigentlich einfach: Er muss mit dem, was er tut, erfolgreich Geld verdienen und wird immer mehr gezwungen sein, Kosten zu optimieren. Auf der anderen Seite werden Betriebe größer, mit dem Vorteil, dass man Arbeitsstandards besser etablieren kann. Sollte man nur im Bedarfsfall therapieren oder auch prophylaktisch? Therapie spielt keine wirkliche Rolle, denn sie beeinflusst nicht den Gesundheitszustand der Betriebe. Man wird Mastitis nicht allein durch Therapie beikommen. Trockenstehmanagement hingegen kann großen Einfluss haben. Ist gutes Trockenstehmanagement die Prophylaxe? In den meisten Fällen ist Trockenstehmanagement bei uns Therapie, in wenigen Fällen Metaphylaxe und fast nie Prophylaxe. Mit einer Ausnahme: bei Anwendung interner Zitzenversiegler, die ihrem Wesen nach prophylaktisch sind, da sie das Eintreten der Keime in die Zitze verhindern. Können interne Zitzenversiegler also Mastitiden verringern? Solide Daten beweisen, dass sie 20 bis 50 % der Neuinfektionen in der Trockenperiode verhindern. Das kann eine Minderung der Fälle klinischer Mastitiden um 20 bis 30 % erwirken, sofern die Anwendung korrekt und unter hygienischen Maßnahmen erfolgt; u. U. sind dann keine Antibiotika nötig. Unser Problem in der Trockenperiode ist nicht die Heilung, sondern die Neuinfektion. Ist der interne Versiegler allein oder eher in Kombination mit einem antibiotischen Trockensteller sinnvoll? Wenn der Betrieb optimal aufgestellt ist, reicht der interne Zitzenversiegler. Die besten Ergebnisse erzielt dieser in der Kombination mit einem Trockensteller. Man könnte mit gesünderen Kühen zu Beginn der Folgelaktation effektiver Arzneimittel sparen, daher sollte man nicht beim Trockenstellen sparen. Das antibiotische Trockenstellen hat einen echten therapeutischen Effekt. Wie kommt es zu Neuinfektionen in der Trockenstehperiode? Warum sind die Risiken so relevant? Die Milchdrüse staut sich an, der Körper resorbiert die Milch und der Euterinnendruck ist infolge hoch, so dass der Zitzenkanal aufgedrückt wird. Wenn Keime dann hochwandern, 6
7 können Infektionen in der Folgelaktation klinisch werden. Die erste kritische Phase sind die ersten fünf bis sieben Tage nach dem Trockenstellen, die zweite ca. zehn Tage vor der Geburt. Das schützende Trockenstellersekret verändert sich, der Keratinpfropf verschwindet spontan und das Neuinfektionsrisiko steigt. Welche Parameter können für die Erfassung von Neuinfektionen verwendet werden? Es ist jederzeit möglich, eine Neuinfektion, also das Auftreten von Mikroorganismen im Euter, zu beproben, allerdings kostenintensiv. Zum Glück wird Gemelk sowieso einmal im Monat auf Zellzahlen, Harnstoff, Eiweiß und Laktosegehalt getestet. Nach meinem Überblick hat ein durchschnittlicher Betrieb 28 % Neuinfektionen in der Trockenperiode. Die zwei wichtigsten Risikofaktoren sind schlechte innerbetriebliche Hygiene und die Nichtbenutzung eines Zitzenversieglers. Neuinfektionsrate was ist das genau? Das ist der Anteil der Kühe, die mit weniger als Zellen/ ml in die Trockenstehphase gegangen sind und mit mehr als /ml zu Beginn der Folgelaktation beprobt werden. Weiß der Landwirt um die Bedeutung der Neuinfektionsrate? Wie kann er sie erfassen? Wir kommunizieren darüber breit und auch intensiv. An sich ist die Bedeutung bekannt. In Zukunft wird jeder Milchviehbetrieb die Zahlen ohnehin monatlich mit Plänen, Listen und Hilfsmitteln dokumentieren. Gibt es eine Grenze der Neuinfektionsrate, ab der man akut handeln muss? Was raten Sie? Wenn der Betrieb schlechter ist als der Durchschnitt, würde es meinen Ehrgeiz wecken, zu handeln. Es gibt ca. zehn große Risikofaktoren. Die zwei wichtigsten sind schlechte innerbetriebliche Hygiene und die Nichtbenutzung eines Zitzenversieglers. Gibt es bundesweite Daten bezüglich einer durchschnittlichen Neuinfektionsrate? Es gibt keine flächendeckenden Daten. Man wartet noch auf die regionalen, länderspezifischen Daten, die in den Auswertungsdatenbanken etabliert werden. Halten Sie eine Verpflichtung der Landwirte für sinnvoll, Neuinfektionsrate zu melden? Nein, es gibt schon genug Restriktionen. Kostenfaktor interne Zitzenversiegelung: Ist es sinnvoller, ihn einzusetzen und mehr Gewinn einzufahren, als die Kosten für die Versiegelung zu sparen? Das ist eine Vertrauensentscheidung. Ich weiß aus meinen Erfahrungen, dass der interne Zitzenversiegler merklich Vorteile bringt, wenn die Neuinfektionsrate über 25 % liegt. Ihre Empfehlung: Sind Neuinfektionen vermeidbar und wenn ja, wie? Ja! Zuerst kommt es auf die die Betriebshygiene, vor allem im geburtsnahen Bereich, an. Zweitens hilft die Anwendung eines Zitzenversieglers und drittens ist zu beachten, wieviel Milchfieber, Zitzenödeme etc. auftreten. Wie kann Trockenstehmanagement optimiert werden? Ist es leichter in großen oder kleinen Betrieben? Details führen da zu weit; aber es gibt für alles umsetzbare Standards und Regeln. Die Betriebsgröße ist kein Problem: In einem großen Betrieb lassen sich besser Standards etablieren, in kleinen Betrieben lassen sich Einzeltiere besser beobachten und behandeln. Je konkreter der Berater agiert, umso mehr Vertrauen wird geschaffen. Wie verlief die Entwicklung der Eutergesundheit in den vergangenen zehn bis 15 Jahren? Die Betriebe sind größer geworden, die Leistung gestiegen und insgesamt hat sich die Eutergesundheit verbessert. Der größte Feind der Eutergesundheit ist das innerbetriebliche Wachstum. In Phasen, in denen Betriebe wachsen, wird die Eutergesundheit nie besser, weil eine Prämisse des Wachstums ist, dass man Kühe behält, die man eigentlich schlachten müsste, d. h. chronisch euterkranke Kühe beeinflussen die Milchqualität. Diese ist in den Jahren vergleichsweise gleich geblieben. Der Anteil gesunder Tiere steigt generell, wird aber negativ beeinflusst durch die verbleibenden chronisch kranken Tiere. Wie sieht die Zukunft aus? Was wird in Bezug auf Eutergesundheit wichtig sein? Das Wachstum wird noch eine Weile ungebrochen sein. Die Nachfrage nach Milch steigt, aber zu geringeren Kosten, also werden tendenziell die Einheiten größer werden, um dem Markt zu entsprechen. Irgendwann entstehen Limits. Die systematische Arbeit wird immer wichtiger werden. Je größer Betriebe werden, umso mehr müssen sie sich strukturieren. 7
8 Kuh-Tipps Mastitiden durch Umweltkeime gewinnen an Bedeutung Euterentzündungen werden von unterschiedlichen Keimen verursacht. Die Übertragung kontagiöser, d. h. ansteckender Mastitis erfolgt von Euter zu Euter, oft durch Infektion im Melkstand mit S. aureus oder S. agalactiae. Durch verbesserte Melkhygiene und Sanierungsmaßnahmen hat die kontagiöse Mastitis in den vergangenen Jahren weltweit als Bestandsproblem abgenommen. Umweltmastitiden sind hingegen in den Fokus gerückt: verursachende Umweltkeime gelangen von kontaminierten Flächen zum Euter, z. B. über die Liegefläche, die Einstreu, die Lauffläche oder durch Körperteile der Kuh, Kot und Vaginalausfluss. Typisches Anzeichen für Umweltkeime im Bestand sind niedrige Zellzahlen im Tank, jedoch häufiges Auftreten klinischer Mastitiden. Mastitis ist eine Faktorenkrankheit: Menge und Art der Bakterien, Zustand der Kuh (Abwehrkräfte, Zitzenkondition, Laktation, Stoffwechsel) und Haltungsbedingungen (Management, Stallklima) haben maßgeblich Einfluss. Auslösende Keime wie S. uberis oder coliforme Bakterien (z. B. E. coli) treten unvermeidbar in der Umgebung auf und müssen reduziert werden. S. uberis sind problemlos nachweisbar und in hoher Anzahl in Tiefstreu, Strohmistmatratzen, nassen Weiden oder Tränken vorhanden. Da sie auch beim Melken übertragen werden, ist gute Zitzenreinigung zur Vorsorge dringend angeraten. Mastitis durch S. uberis äußert sich durch Flocken in der Milch, starke Schwellung und Rötung des betroffenen Euterviertels sowie eventuelles Fieber. Chronische Verläufe und Neuinfektionen sind möglich, gezielte Therapie und optimale Haltungs- und Fütterungsmaßnahmen daher unerlässlich. Coliforme Keime vermehren sich schneller in wärmerer Umgebung, bei unzureichender Hygiene geradezu explosionsartig. Sie kommen vor allem im Kot und in Einstreu vor, können in den Zitzenkanal gelangen und Mastitis verursachen. Meist ist ein Euterviertel betroffen, das sich geschwollen und warm zeigt und der Kuh Schmerzen bereitet. Gelangen Bakterien ins Blut, führt das zu starker Beeinträchtigung des Allgemeinbefindens. Die wichtigsten Infektionszeitpunkte sind die Trockenstehperiode und die Frühlaktation. Anhand des klinischen Bildes lassen sich die ursächlichen Bakterien nicht feststellen, jedoch dienen Milchproben der Bestimmung der Erreger und des Leitkeims um gezielte, effektive Bekämpfungsmaßnahmen einleiten zu können. 8
9 5 Fakten zum Trockenstehmanagement 75 cm 60 % Kühe benötigen während der Trockenstehphase mehr Platz zum Fressen. Eine Fressgitterbreite von 75 cm ist optimal. Rund 60 % aller klinischen Mastitiden entstehen durch eine Infektion während der Trockenstehzeit. Somit ist die Neuinfektionsrate fünf Mal höher als im Mittel der gesamten Laktation. 3.5 BCS Ein Body Condition Score von 3.25 bis 3.75 gilt zum Zeitpunkt des Trockenstellens als ideal. 15% 7 Die Neuinfektionsrate in der Trockenstehphase sollte niedriger als 15 % sein. Eine Trockenstehphase von 7 Wochen hat sich in Deutschland als wirt schaftlich und als förderlich für das Wohlbefinden von Milchkühen etabliert. 9
10 Partnerschaft & Vertrauen Basis der Bestandsbetreuung Portrait: Thorsten Althoff, Fritzlar-Züschen in Nordhessen Rund um den Betrieb von Thorsten Althoff im nordhessischen Fritzlar-Züschen zeigt der Frühling sich von seiner besten Seite. Die licht- und luftdurchfluteten Ställe sind umgeben von grünen Wiesen, wo sich der erste Schnitt schon gut entwickelt hat. Im oberen Stall ist das Jungvieh untergebracht. Rund 120 Tiere leben hier in altersspezifischen Gruppen zusammen. Im unteren Stall befinden sich neben dem Doppelsechser-Fischgräten-Melkstand 120 Milchkühe. Gleich nebenan steht die Miniaturausgabe des großen Stalls, in dem die frischgeborenen Kälber ihre ersten vierzehn Lebenstage in Einzelboxen verbringen. Für den Sommer steht auf dem Hof eine einschneidende Veränderung an. Der 42-jährige Landwirt plant die Anschaffung von zwei Melkrobotern: Die Alternative zur Einstellung von Mitarbeitern sind für mich die Roboter. So kann ich mich dann auch noch besser um die Betreuung der Tiere kümmern. Erfolgreich im Team Früher holte Thorsten Althoff den Tierarzt immer nur auf den Betrieb, wenn eines seiner Tiere akut erkrankt war. Doch seit 2006 bilden der Landwirt und Dr. Ralf Czipri ein erfolgreiches Team aus Herdenmanager und Bestandsbetreuer. Regelmäßige Bestandsuntersuchungen sind die Basis der vertrauensvollen und partnerschaftlichen Zusammenarbeit. Dazu gehört grundsätzlich ein Mal im Monat nach jeder Milchkontrolle die Bestandskontrolle. Diese beinhaltet maßgeblich die Fruchtbarkeitsarbeit, aber in weiterführenden Gesprächen und Analysen werden auch die Zellzahlen, Mastitis- und Transitprobleme besprochen. Probleme bei Kühen in der Transitphase sind hier in der Region einfach das meiste, was wir bearbeiten müssen. Klauengesundheit oder aber Kälbererkrankungen im Winter machen im Gegensatz dazu nur einen geringen Teil der Zusammenarbeit aus, sagt Dr. Ralf Czipri. Wenn viele Besamungen vorgenommen wurden, sind zusätzliche Trächtigkeitsuntersuchungen Teil des Programms, ebenso wie die Futterberatung, wenn Unregelmäßigkeiten bemerkt werden, die mit der Futteraufnahme in Zusammenhang stehen können. Es gibt eine Menge Erkrankungen, die als Folge der Futteraufnahme gesehen werden können. Schon im Frühstadium bemerken wir durch die regelmäßigen Bestandskontrollen zum Beispiel, dass es Probleme in der Fruchtbarkeit gibt. Die Tiere rindern nicht mehr so gut, haben etwas häufiger Zysten und dann reagieren wir schon und stellen die Schrauben beim Futter ein wenig nach. Zum Glück ist das nur selten notwendig, erklärt der Tierarzt. 10
11 Erfolgreich gegen Mastitis Nach wie vor gibt es auf dem Hof immer mal wieder Probleme mit Mastitiden, die die höchsten Kosten verursachen. Durch die gemeinsamen Erfahrungen und die engmaschige Kooperation werden diese jedoch gut erkannt und behandelt, die Therapie ist gezielter geworden. Hervorzuheben ist, dass sich die klinischen Mastitisfälle in den vergangenen Jahren drastisch reduziert haben. Die Fälle waren früher einfach schwerwiegender. In enger Zusammenarbeit beraten wir uns jetzt für die jeweilige optimale Behandlung. Die Erreger sind durch halten, setzt er nach Möglichkeit ein Therapeutikum ein, bei dem das Euterviertel nach spätestens einem Tag wieder weich ist und die Kuh wieder frisst. Natürlich ist die Euterentzündung dann noch nicht ausgeheilt. Gängig sind im Umweltkeimbereich durchaus mehrere Tage Therapiedauer, aber dem Tier werden schnell die schlimmsten Beschwerden genommen. Dafür kombiniert der Veterinär, wenn es von der Trächtigkeit her machbar ist, ein Antibiotikum mit einem Steroid, das zusätzlich verabreicht wird. Toll wäre ein Injektor, der einen guten Wirkstoff mit einem Kortison kombiniert zur Landwirt und Tierarzt bilden ein erfolgreiches Team für gesunde Tiere und wirtschaftlichen Erfolg. unsere gemeinsamen Beobachtungen und durch gute Diagnostik schneller ausgemacht und die Ausprägungen der Erkrankung nicht mehr so massiv, berichtet Thorsten Althoff. Schwerwiegendere Probleme, die es auch immer wieder gibt, werden heute durch Umweltkeime verursacht, die nach Aussage von Dr. Ralf Czipri extrem hartnäckig sind. Für den Landwirt ist in diesen Fällen wichtig, dass ein Therapeutikum schnell, gut und dauerhaft wirkt am besten mit einer geringen Wartezeit. Der Tierarzt achtet im Gegenzug darauf, dass es der Kuh schnell wieder besser geht. Wenn ein Euterviertel fest ist, verbunden mit Schmerzen und schlechtem Fressver- Verfügung stellt. Wenn der dann auch noch bei trächtigen Kühen eingesetzt werden kann und vielleicht noch die Wartezeit nicht zu lang ist, wären wir für alle Formen der Mastitis glücklich und gut gerüstet. Das würde final nicht nur Zeit sparen. Erfolgreich in der Bestandsbetreuung Für Thorsten Althoff hat sich bestätigt, dass das Konzept für ihn wirtschaftlichen Erfolg bedeutet. Das gemeinsame Ziel von Landwirt und Tierarzt ist ein gesunder Bestand mit gesunden Kühen. Durch die intensive Zusammenarbeit werden nicht nur Mastitisfälle zufriedenstellend gelöst, sondern auch die schwierige Transitphase erfolgreich gemeistert. Die Kühe kalben besser ab und kommen danach einfach wieder besser in Gang. Wenn sie in dieser heiklen Phase richtig krank werden oder vielleicht sogar abgehen, dann kostet mich das richtig Geld also auf jeden Fall mehr, als die Kosten, die durch die Rechnungen von Ralf Czipri entstehen. Unser Zusammenspiel ist von Vertrauen und letztlich auch von Erfolg geprägt, sagt der 42-jährige. 11
12 Unser Kuhexperte Dr. Peter Zieger (Tierarzt) Frage: Ich habe zurzeit Probleme mit der Eutergesundheit in meinem Betrieb auch die Fruchtbarkeit ist schlechter geworden. Gibt es da einen Zusammenhang? Ja, das haben Sie gut erkannt: Es gibt sogar einen sehr direkten und wichtigen Zusammenhang. Neuste Erkenntnisse aus Israel zeigen, dass Kühe deutlich empfindlicher auf Zellzahlerhöhungen reagieren, als bislang angenommen wurde. So reicht schon ein Anstieg von bis Zellen /ml innerhalb des Zeitraums der Besamung / Einnistung des embryos aus, um den Besamungserfolg zunichte zu machen. Zudem sind Embryos, die sich in dieser Phase bilden, deutlich weniger entwicklungsfähig und werden mehr als doppelt so häufig resorbiert. Infolge rindert die Kuh wieder um. Meistens wird der zeitliche Zusammenhang zum eigentlichen auslösenden Problem in der Eutergesundheit nicht erkannt. Ich empfehle Ihnen eine bewusste Überwachung Ihrer Herde. Achten Sie dabei vermehrt auf mögliche Zusammenhänge und betrachten Sie die Eutergesundheit als eine der wichtigsten Säulen für eine gute Fruchtbarkeit auch in Ihrem Betrieb. Beides gehört untrennbar zusammen und ist eine Basis Ihres Erfolges. Ihr Dr. Peter Zieger 12
13 Gesundheits-News Mykoplasmen beim Rind unterschätzter Erreger mit vielen Gesichtern Mykoplasmen sind die kleinsten, selbständig vermehrungsfähigen Bakterien. Sie tragen ein hohes Ansteckungspotential und verbreiten sich oft unbemerkt im Bestand. Mycoplasma bovis (M. bovis) ruft bei Rindern Atemwegserkrankungen mit schweren Lungenentzündungen, bei Kälbern und Jungrindern Gelenks- und Ohrentzündungen hervor. Letzteres wird gerne unterschätzt, während Euterentzündungen selbstverständlich mit M. bovis in Verbindung gebracht werden. Aufgrund häufig vorkommender Mischinfektionen steht M. bovis oft in der Diskussion und wird unterbewertet. Meistens ist die Diagnose der anderen an Atemwegserkrankungen beteiligten Bakterien einfacher. Mannheimia haemolytica, Pasteurella multocida und Histophilus somni tragen viel zu den Ausformungen klinischer Symptome bei, M. bovis ist hingegen in chronischen Läsionen stark vertreten und sorgt so für die größten finanziellen Verluste bei Kalb und Milchkuh. Eine serologische Überwachung in England und Wales zeigte, dass 30 % von Herden mit Atemwegsproblemen seropositiv für M. bovis waren, in Italien sogar 82 % der an Pneumonie verendeten Mastrinder. 48 % davon wiesen den Erreger in Reinkultur auf. Ähnliches zeigt sich in Frankreich und der Schweiz. Prophylaktische Hygienemaßnahmen sind aufwändig und müssen konsequent umgesetzt werden, z. B. ein striktes Verbot des Verfütterns mykoplasmenhaltiger Milch an Kälber. Bekannte Impfmaßnahmen führen wegen großer Variabilität der M. bovis-stämme oft nicht zum erwarteten Erfolg. In den USA sind zahlreiche Impfstoffe im Handel, die in Europa nicht zugelassen sind. Die Therapie von M. bovis-infektionen gestaltet sich wegen oftmals zu seltener Diagnostik und zu spät eingeleiteter Therapie schwierig. Zudem gibt es nur wenige Antibiotika mit nachgewiesener Wirksamkeit oder Zulassung zur Bekämpfung von Mykoplasmen beim Rind (M. bovis). Umso wichtiger ist es darum, bei der Wahl eines Therapeutikums darauf zu achten. 13
14 Deine Kuh & Du Jetzt mitmachen und gewinnen! Fotowettbewerb ringen Sie Ihre schönste Kuh gross B raus und schicken uns Ihre Fotos! Deine Kuh & Du wir suchen die Schönsten! berichtet und informiert für Ihren Betriebsalltag mit vielen Fotos von Kühen, wie wir sie kennen: im Stall und auf der Weide, Kälbchen und Jungvieh, Fleckvieh und Braunvieh und viele mehr. Natürlich belohnen wir jede Ihrer Einsendungen mit einer kleinen, exklusiven Überraschung. Schicken Sie uns Ihr Foto (in einem gängigen Dateiformat) bis zum 1. August 2014 an kuhfoto@kuh-und-kalb.de. Jetzt kommen Sie ins Spiel! Machen Sie mit und gewinnen Sie mit Ihrer schönsten Kuh! Schicken Sie uns ein Foto Ihrer schönsten Kuh, am besten ge meinsam mit Ihnen oder einem Familienmitglied. Die zehn Fotos mit der attraktivsten Kuh oder der außergewöhnlichsten Situation veröffentlichen wir in der nächsten! Als Gewinn für die allerschönste Kuh winkt ein professionelles Fotoshooting von Kuh und Hof und das Gewinner tier küren wir zu einem Monatsmodel im internationalen Zoetis-Fotokalender. 14 Eine weitere Verwendung Ihres Fotos oder Weitergabe an Dritte findet nicht statt.
15 Ausblick auf die nächste Ausgabe (Oktober 2014) Rindergrippe Immunprophylaxe für den bevorstehenden Winter. Ostertagia Würmer fressen Milch. Hofportrait ein Blick über die Grenze nach Österreich. 15
16 FÜR TIERE FÜR DIE GESUNDHEIT FÜR SIE
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