Orthographie und Zeichensetzung vermitteln

Transkript

1 Exemplarischer Verlauf einer Fortbildung Einführung - Erfahrungen aus der Praxis - Handout Fehlerbeispiele Vortrag zur Vermittlung von Orthographie im Förderunterricht - Handouts Vermittlungsschritte / Lösungsstrategien Lautgetreues Schreiben und die Rolle ausgewählter Regeln - Kurzvortrag und Diskussion - Handout Vorarbeiten / Vermittlungsschritte Zeichensetzung und die Rolle ausgewählter Regeln - Kurzvortrag und Diskussion - Handout Vorarbeiten / Vermittlungsschritte Abschlussdiskussion 1

2 Fehlerbeispiele Orthographie und Zeichensetzung aus schriftlichen Texten 1. Till Eulenspigel Hat sich als Lehrer fierkleidet. Libanesischer Schüler, 3. Klasse, in Deutschland aufgewachsen 2. Till machte sich aus dem Spaub. Libanesischer Schüler, 3. Klasse, in Deutschland aufgewachsen 3. Die Lehrer werden wütent. Libanesischer Schüler, 3. Klasse, in Deutschland aufgewachsen 4. Das Kint Malt Metchen und ein Baum 5. Di Mama sakt wisch Das gnaz schel ap 6. Das Kint siz auch in di Stul. 7. Die Mama Schimft Mit seine tochta 2

3 Orthographie o innen orientiert Lösungsstrategien visuell: motorisch: akustisch: mental : sieht sonderbar aus, rückwärts lesen Schreibversuch verlangsamt sprechen, hinhören bestimmte Phänomene und Regeln systematisch überprüfen o außen orientiert Nachschlagen Nachfragen Vermittlungsschritte 1. Der Unterrichtende sollte die Fehler analysieren, mögliche Ursachen überlegen, hierbei auf sonderbare Fehler achten. 2. Er sollte die Häufigkeit der Fehlergruppen ermitteln. 3. Im Anschluss mit der Fördergruppe oder dem Einzelnen einen Arbeitsplan besprechen. 4. Vorhandenes Regelwissen sollte erfragt, ggf. erweitert und systematisiert werden. Der Lehrer sollte Hilfen für die Fehlersuche mit den Schülern erarbeiten. 5. Die Korrekturen können zunächst gemeinsam erfolgen; Fehlersuche unterstützen, Regeln anwenden, ggf. den Gebrauch von Hilfsmitteln zusammen einüben. 6. Dann selbstständige Fehlersuche und Korrekturen anstoßen, Einsatz von Hilfsmitteln verlangen. 7. Einige Zeit vergehen lassen und eventuell schon einen weiteren Schwierigkeitsbereich bearbeiten. 8. Später auf die Lernerfolge eingehen, ggf. Einheit teilweise wiederholen. 3

4 Lautgetreues Schreiben Vorarbeiten Fehler analysieren, mögliche Ursachen überlegen, hierbei auf sonderbare Fehler achten, Aussprache des Kindes überprüfen, Interferenzbereiche aus der Muttersprache beachten, Kenntnis des grundlegenden Lautbuchstabenbezugs prüfen. Vermittlungsschritte Wenn Laute nicht gehört und oder nicht ausgesprochen werden: akustische Wahrnehmung trainieren: Heraushören der Laute aus Wörtern, Laute sprechen lassen, andere spielerische Übungen, Bildung des Lautes unterstützen: Besprechen der Bildung, Lippenstellung, Luftstrom, Handzeichen, Arbeit mit dem Spiegel 1 grundlegendes Lautbuchstabenverhältnis vermitteln, Schreibungen einüben und integrieren, Regelwissen aufbauen: Auslautverhärtung durch Verlängern erarbeiten: Weg>Wege, Wörter in Silben ver-trau-en und Morpheme fert-ig gliedern, Kenntnis spezieller Fälle aufbauen: Biene - Maschine,... Komplizierte und seltene Schreibungen immer wieder thematisieren -ck-, -tz-schreibung,... 1 Vgl. Mann, Christine u.a.(2001): LRS Legasthenie. Weinheim und Basel. S. 69 4

5 Vorarbeiten Zeichensetzung Kenntnisse der Kinder im praktischen Bereich und auf der Ebene des Regelwissens ermitteln, Überlegungen zur Abstraktionsfähigkeit der Kinder anstellen und zu ihrem grammatischen Wissen. Vermittlungsschritte geeignete Lösungsstrategien erarbeiten und erweitern. lexikalische Strategie: Vor welchen Wörtern kommt ein oder kein Komma? Nach / vor welchen Wörtern die Zeichen der wörtlichen Rede? Vorsicht! Die Regel immer Komma vor: Z.B.: weil, denn ist eine Strategie, die bei Konjunktionalsätzen nur teilweise funktioniert, da viele Konjunktionen auch in anderen Wortarten vorkommen, s.u. semantische Strategie: Attribute: Charakter als Beifügung erkennen häufige Phrasen; das Haus, das syntaktische Strategie: Um sie anzuwenden, müssen die Kategorien Satz, Subjekt und Prädikat klar sein. Vorsicht: nicht konjunktional eingeleitete Hauptsätze: Er fehlt, er ist krank. Konjunktionen, die auch als Präpositionen fungieren: Wir aßen während der Woche dort. Wir aßen, während er sich abmühte. Z.B.: (an)statt, außer, bis, seit, während Konjunktionen, die auch als Adverbien fungieren: Wir aßen, außerdem tranken wir einiges an Bier. Marie und Peter waren außerdem gekommen. Z.B.: also, außerdem, daher, freilich, somit, sonst 5

6 Fragepronomen, die auch als Konjunktionen fungieren: Wie geht es ihr? Du staunst, wie das geschehen konnte. Z.B.: wie, wo, wann. 6