Förderpläne entwickeln und umsetzen
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- Dominik Seidel
- vor 7 Jahren
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1 Erziehungs- und Bildungswissenschaften Förderpläne entwickeln und umsetzen Auf dem Fachtag: Individuelle Förderung benachteiligter Jugendlicher und Erwachsener Prof. Dr. Conny Melzer
2 Das kommt auf Sie zu Stellenwert von Förderplanung Grundlagen der Förderplanung Definition Funktionen Inhalte Qualitätskriterien Erstellen von Förderplänen: Prozessformen Einbeziehung der Jugendlichen in den Prozess Evaluieren und Fortschreiben von Förderplänen
3 Diskrepanz: Theorie und Praxis erhebliche Diskrepanz zwischen dem Zeitaufwand für die Förderplanung und deren Nutzen im Alltagsgebrauch Probleme im Prozess (Zeitplanung, benötigte Zeit, Einbezug der Jugendlichen, in der Zusammenarbeit zwischen allen Beteiligten) Lehrer wären oberflächlich in der Erarbeitung der Förderpläne Die Rolle der Eltern und Jugendlichen bei Förderplanbesprechungen ist eher passiv: Es finden sehr wenige Interaktionen statt und sie befinden sich lediglich in der Rolle der Informations-Rezipienten Quellen: Hillenbrand, Hennemann & Pütz, 2006, S. S. 378; Whitworth 1994, S. 4; Johns, Crowly & Guetzloe 2002, S. 5f.
4 Diskrepanz: Theorie und Praxis Wird nur zur Erfüllung der staatlichen Regularien erstellt Es existiert ein Mangel an Fortbildung und Wissen um den Förderplanungsprozess Mangelnde Unterstützung bei der Umsetzung des Förderplans durch andere Professionen (in der Schule) Große Fallzahlen und damit Überlastung der Fachkräfte Es erfolgt oft eine inadäquate oder ungenaue Informationsgabe Widerstände auf allen hierarchischen Ebenen im Schulsystem Quellen: Hillenbrand, Hennemann & Pütz, 2006, S. S. 378; Whitworth 1994, S. 4; Johns, Crowly & Guetzloe 2002, S. 5f.
5 Der Stellenwert von Diagnostik, Förderplanung und Förderung/Unterricht Grundlegende Werte und Ziele, Handlungskonzepte (Menschenbildannahmen, Handlungskonzeption, Gestaltung gemeinsamer Bildungs- und Erziehungsprozesse) Unterricht und Förderung, mit Zielbezug (zu Bildungswegen, Er- u. Beziehungskonzeption, Entwicklungsprozessen) Förderplanung Erstellung und Fortschreibung individueller FP Zirkulärer Prozess Aus: Popp, Melzer & Methner, 2013, S. 20 Diagnostik des Ist-Stands / Lernvoraussetzungen Evaluation der Umsetzung des FPs und der Förderbedingungen Rahmenbedingungen (schulische, familiäre, betriebliche, administrative Bedingungen)
6 Definition Der Förderplan als Produkt ist ein Plan zur Förderung von Schülerinnen und Schülern mit sonderpädagogischem und pädagogischem Förderbedarf oder die von Schulversagen bedroht sind. Er ist die Verschriftlichung des Prozesses und eine Voraussetzung für die Qualität schulischer Förderung, beschreibt die Ziele der Förderung sowie zu ergreifende Maßnahmen. Zugleich ist er ein Instrument zu ihrer Evaluation (Melzer, 2014, S. 125). Heißt auch individueller Förderplan, individueller Entwicklungsplan (IEP), Transitionsplan (Übergangsplan), Berufswegeplan, Zielvereinbarung Der Förderplan ist kein Allheilmittel, birgt aber, von allen Schwierigkeiten abgesehen, Chancen für die gezielte individuelle Förderung von Schülerinnen und Schülern. (NRW 2005)
7 Stellenwert der Förderplanung Grundlegende und erweitere Funktionen Zielführende Funktion Strukturierende Funktion Legitimierende Funktion Evaluationsfunktion Transparenzfunktion Zielbindungsfunktion Koordinationsfunktion Reframingfunktion Funktionen für die Jugendlichen Orientierungsfunktion Rückmeldefunktion Aus: Popp, Melzer & Methner, 2013, S
8 Layout und Inhalte von Förderplänen Meist: Deckblatt mit Diagnoseergebnissen Mit wichtigen Nummern und Ansprechpartnern Mit im Unterricht zu beachtendem (z.b. Hilfsmittel oder Medikation) 2. Seite: meist Tabelle, eigentlicher Förderplan Angaben zum Schüler ß Entwicklungs- bzw. Ist-Stand ß Förderbereiche Förderziele Fördermaßnahmen Evaluationsmöglichkeit Fortschreibungstermin Förderkontrakte Kooperationspartner Mutzeck, 2007; Popp, Melzer & Methner, 2013, S. 30
9 Qualitätskriterien für einen Förderplan 1. Fachlich und sachlich richtig 2. Vielschichtig 3. Flexibel 4. Begrenzt und Schwerpunkte setzend 5. Kommunizierbar 6. Individuell 7. Ökonomisch in der Erstellung und Fortschreibung 8. Unterrichtsrelevant 9. Verbindlich 10. Dokumentierend 11. Sich zur Evaluation eignen (zusammengestellt in: Melzer, 2010)
10 Förderpläne und Berufsausbildung
11 Übergangspläne/ Transition planning Leitprinzipien (nach European Agency, 2006, S. 30) Die/ der Jugendliche muss aktiv an der Aufstellung mitwirken Die Familien müssen einbezogen werden Bei der Planung müssen verschiedene Einrichtungen zusammenarbeiten Die Planung muss flexibel auf veränderte Werte und Erfahrungen reagieren
12 Phasen der Übergangsplanung Phase 1: Information, Beobachtung und Orientierung Phase 2: Ausbildung und Qualifizierung Phase 3: Handlungskompetenz, Beschäftigung und weitere Begleitung à Jugendliche, Eltern, Fachkräfte, Schule, Arbeitgeber haben spezifische Aufgaben (European Agency, 2006, S. 30)
13 Inhalte eines validen Förderplans Zu erwerbende Kompetenzen (Fähigkeiten, Wünsche, Pläne) Zu erwerbende Qualifikationen (Leistungen sind zu bemessen und angemessen zu würdigen; auch informelle Bescheinigungen!) Einbeziehung unterschiedlicher Fachkräfte (Rollen und Zuständigkeiten klären! Kontaktperson benennen) Arbeitsmöglichkeiten und Erfahrungen (Vorbereitung auf die reale Arbeitssituation) Validierung des Prozesses (alle Beteiligten überwachen den Prozess)
14 Dimensionen von Förderplänen Diagnostik und Evaluation Kooperation Wirksame Praxis
15 Prozessformen Prozessformen Es gibt einen Verantwortlichen für den Förderplanprozess (z.b. der Klassenleiter), der die Erstellung und Fortschreibung ohne andere an der Förderung Beteiligte einzubeziehen übernimmt. Die Lehrkraft übernimmt die Erstellung und Fortschreibung des Förderplans allein, hält aber bezüglich der Ziele und Maßnahmen (z.b. innerhalb einer Klassenkonferenz) Rücksprache mit den weiteren Kollegen und/oder dem Schüler. Der Lehrer erstellt den Förderplan gemeinsam mit dem Schüler im Sinne eines Entwicklungsplans nach Zetterström (2006) oder einer Zielvereinbarung. im Sinne eines Kooperativen Coachings nach Methner (2011). Alle (oder möglichst viele) an der Förderung Beteiligten gestalten den Förderplanprozess (Erstellung, Umsetzung und Fortschreibung) gemeinsam (im Sinne einer Kooperativen Förderplanung).
16 Förderplanung für alle Jugendlichen? ca. 5% ca. 15 % Kooperative Förderplanung oder kooperatives Coaching Förderpläne in Absprache oder Kooperative Förderplanung Zielvereinbarungen mit allen Jugendlichen 100% alle Schüler
17 Hochrisikogruppen Lernbeeinträchtige und benachteiligte Jugendliche ( 68 BBiG) Schülerinnen und Schüler der Förderschule (oder mit sonderpädagogischem Förderbedarf) Abgänger ohne formalen Abschluss (Schulabbrecher, Dropout) Transitionsphasen (Schule ß à Ausbildung ß à Beruf) meist als Ort des Scheiterns empfunden Schulabschlüsse werden oft nachgeholt, das Risiko aber bleibt à Förderplanung?
18
19 Inhalte welche Maßnahmen Personale Faktoren versprechen Erfolg? Schulische (Deu/Ma) und soziale Fähigkeiten Erfahrungen in 2 oder mehr Jobs mit Verdienst während der Schulzeit Gute Einbindung in Netzwerk (Familie, Freunde!) Höhere Selbstwirksamkeit
20 Inhalte welche Maßnahmen versprechen Erfolg? Familiäre Faktoren Sozioökonomischer Status Bildungsniveau Unterstützung bei der Suche nach Beschäftigung Größeres soziales Netzwerk Kooperation mit kommunalen Behörden Unterstützung bei der Zielklärung des Jugendlichen
21 Was ist das? Kooperative Förderplanung Kooperative Förderplanung ist der gemeinsame Prozess des Erstellens, Umsetzens, Evaluierens und Fortschreibens individueller Förderpläne im Team. (Popp, Melzer & Methner, 2013, S. 45)
22 Warum kooperative Förderplanung? (vgl. Straggilos & Xanthacou, 2006, S. 339; Melzer, 2013) Förderpläne sind effektiver und umfassender (vgl. Straggilos & Xanthacou 2006, 339) Steigerung der Effektivität der Teamarbeit (s.o.) Direkter Informationsaustausch der Beteiligten Arbeitsteilung Wahrscheinlichkeit der Umsetzung des Förderplans steigt Ganzheitliche Förderung (Kooperation in der Umsetzung) Einbeziehung anderer Professionen möglich und Vermeidung sich ausschließender Fördermaßnahmen
23 Ablauf einer kooperativen Förderplanung Vorbereitung der Förderplanung, Entscheidung/ Diagnostik Erstellen des Förderplans in Kooperation und Vorbereiten der Evaluation Umsetzen und Evaluation (Diagnostik, Absprachen) Fortschreiben des Förderplans
24 Ein möglicher Ablaufplan: Kooperative Erstellung und Fortschreibung eines Förderplans ( KEFF ) 1. Begrüßung / Einführung in die KEFF 2. Informationsaustausch und -analyse 3. Bestimmen von Förderbereichen und Erarbeitung von Förderzielen 4. Erarbeiten von Fördervorschlägen und Entscheidung für Fördermaßnahmen 5. Erstellung des Förderplans und Vorbereitung der Umsetzung 6. Vorbereitung der Evaluation und Fortschreibung 7. Zusammenfassung der Arbeit, Vereinbarungen und Verabschiedung (Mutzeck & Melzer, 2007)
25 Ablauf im Prozess mit Jugendlichen Konrad, 2008, S. 236
26 Zielvereinbarungen Förderpläne mit den Jugendlichen schreiben Die Jugendlichen sollten den Hintergrund der Förderplanung kennen, die Bedeutsamkeit Die Jugendlichen sollten in die Vorbereitung des Förderplantreffens involviert werden Die Jugendlichen müssen mindestens informiert werden
27 Vorbereitung: I-PLAN
28 Evaluation von Förderplänen Evaluation und Fortschreibung Evaluation von Fördermaßnahmen meint die Erfolgskontrolle der bereits umgesetzten Maßnahmen [ ]. Die Fortschreibung des Förderplans bezieht die Ergebnisse der Evaluation mit ein, indem entschieden wird, welche Maßnahmen weiterhin, in abgewandelter Form oder neu in den Förderplan aufgenommen werden (Mutzeck & Melzer, 2007, S. 230).
29 Evaluation von Förderplänen Vorbereitung der Evaluation (nach Etscheidt, 2006) 1. Anhand welcher Kriterien können die fördernden Personen eine Zielerreichung erkennen? 2. Mit welchen Evaluationsinstrumenten wird die Zielerreichung erhoben? 3. Wie kann die Evaluation dokumentiert werden? 4. Wer übernimmt die Evaluation einer Fördermaßnahme? 5. Wann setzt die Evaluation ein (sofort, nach Verzögerung)? 6. Wie können die Evaluationsdaten an die Gesprächsteilnehmer weitergegeben, über sie berichtet werden? 7. Wann findet das nächste Förderplangespräch statt, bei dem die Evaluationsergebnisse vorgestellt werden?
30 Evaluation von Förderplänen Kriterien zur Zielerreichung 1. Anhand welcher Kriterien können die fördernden Personen eine Zielerreichung erkennen? Ziele müssen SMART sein (Jung, 2007), sonst ist keine Evaluation möglich S pecific (spezifisch, konkret) M easureable (messbar, messbare Kriterien der Zielerreichung) A ttainable (erreichbar) R outine-based (Alltag) T ied to a functional priority (Funktion des Ziels für den Schüler)
31 Förderkonzeption?!? 1. Welche Rolle spielt die Prävention an der Einrichtung? 2. Für wen genau werden Förderpläne erstellt? 3. Wer ist für die Förderplanung im Einzelfall zuständig? 4. Wer nimmt an einem kooperativen Förderplangespräch teil? 5. Welche Aufgaben hat die Klassenkonferenz? 6. Wann und durch wen erfolgt die Diagnostik? 7. Wann und wie werden Jugendlichen und ggf. die Eltern einbezogen? 8. Welches Förderplanschema wird eingesetzt? 9. Wie wird die Transparenz gewährleistet? 10. Wann wird die Förderplanung durchgeführt (feste Termine)? 11. In welchem zeitlichen und organisatorischen Rahmen findet die Förderung statt? 12. Wie wird die Evaluation sicher gestellt? 13. Welche Rolle übernimmt die Leitung der Einrichtung? 14. Wer ist für die Koordination und die Kooperation mit anderen Einrichtungen zuständig?
32 Prof. Dr. Conny Melzer Vertretungsprofessorin Universität Bremen Lehreinheit Inklusive Pädagogik Bremen bremen.de
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