6/2015. Bäder und Freizeitanlagen. für Sportstätten und Freizeitanlagen Jahrgang

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1 49. Jahrgang ISSN (Print): X ISSN (Internet): ISSN Fachzeitschrift für Sportstätten und Freizeitanlagen sbinternationale 6/2015 Bäder und Freizeitanlagen 1

2 Verein und Familie Das Langwasserbad in Nürnberg Bauherr Stadt Nürnberg Eigenbetrieb NürnbergBad Architekt KRIEGER Architekten I Ingenieure GmbH Blumenstraße Velbert Mitarbeiter Dipl.-Ing. Thomas Kalman, Dipl.-Ing. Michel Laudert, Dipl.-Ing. Robert Jöres, Martha Ivanov Zimmerarbeiten WIEHAG GmbH Linzer Straße 24, AT Altheim Autor Christine Jülicher, Velbert Fotos KRIEGER Architekten I Ingenieure Fotograf: Christof Janot Inbetriebnahme 7/2015 Baukosten Mit dem neuen Langwasserbad in Nürnberg eröffnete die zweitgrößte Stadt Bayerns im Juli 2015 nach zwei Jahren Bauzeit eines der bundesweit größten Sport- und Freizeitbäder. Dabei konnten die Planer von KRIEGER Architekten I Ingenieure mit ihrem Konzept die veranschlagten Baukosten sowie den vorgesehenen Terminplan einhalten. Mit einer Nettobausumme von rund 23 Mio. Euro ist es gelungen, ein kostengünstiges und gleichzeitig umfangreiches Bäderprojekt zu realisieren. Bei allen wirtschaftlichen Aspekten, die neben der Begrenzung der Bausummen möglichst geringe Betriebskosten und die Einhaltung der energetischen, in Anlehnung an Passivhäusern festgeschriebenen Standards der Stadt Nürnberg vorsahen, sollte ein anspruchsvolles und vielseitiges Raumprogramm umgesetzt werden. Das neue Sport- und Freizeitbad musste die Kapazitäten der abgängigen Bäder Altenfurt und Langwasser, die gerade einmal 180 Klassen wöchentlich fassten, ersetzen. Auf der Grundstücksteilfläche des abzureißenden Freibades Langwasser sollte ein neues Schwimmzentrum mit unterschiedlichen Nutzungsangeboten unter besonderer Berücksichtigung des Schul- und Vereinssports entstehen. Demzufolge entwickelten die Planer ein Nutzungskonzept, das zwei getrennte Funktionsbereiche innerhalb des Bades vorsieht: das "Schul- und Vereinsbad" sowie das "Familien- und Stadtteilbad". Die aus diesen Vorgaben entwickelte architektonische Grundidee sah eine große, zusammenhängende Badeplatte vor. Das Gebäude erhält mit seinen großflächigen Glasfronten zu allen Seiten der Hallen, überkopf-verglasten Dachflächen im Ein- 28

3 gangsbereich und Trennwänden aus Glas im Inneren große Transparenz in alle Richtungen. Gleichzeitig wurden Teilräume definiert und die Verschmelzung mit dem großen Ganzen erreicht. Durch die großzügige Öffnung dringt somit Tageslicht auch in die Tiefe der Räume vor. Es entstehen stimmungsvolle Lichteffekte sowie eine helle und freundliche innenräumliche Wirkung. Bereits im Foyer, das zentral zwischen den beiden Funktionsbereichen angeordnet ist, eröffnet sich dem Besucher der Blick direkt auf die Beckenlandschaft mit der Sprunganlage im Vordergrund. Die Umkleidetrakte flankieren den Eingangsbereich und sind von hier aus unmittelbar über Stiefelgänge zugänglich. Die Klarheit der Architektur setzt sich mit einer überschaubaren Wegeführung in Form eines Farbleitsystems für die vielen gleichzeitig anwesenden Schulklassen fort. Ein Bildschirm im Foyer informiert u.a. über die Zuordnung von Schulklasse und Farbe, die sich von den Umkleiden über die Duschräume bis zu den Unterrichtsbereichen an den Becken fortsetzt. Die 18 Sammelumkleiden, 94 Fönplätze, 486 Schränke sowie die Vorreinigung für Schulen und Vereine und Einzelkabinen für das Lehrpersonal verteilen sich auf Erdgeschoss und Obergeschoss. Für Familien und Freizeitschwimmer stehen acht Einzel- und fünf Familienkabinen mit 163 Schränken und zwei Gruppenumkleiden mit je 50 Schränken sowie 10 Fönplätze zur Verfügung. Die Beckenlandschaft gliedert sich in den Wettkampfbereich, den Lehrschwimm- und Springerbereich sowie den Familienbereich. Die sechs Meter hohe Wettkampfhalle ist mit einem teilbaren 50 x 25 m-becken (Wassertiefe: 2,00 2,50 m) sowie einer Zuschauertribüne ausgestattet und erfüllt damit die Anforderungen des Deutschen Schwimm-Verbands für Schwimmen, Wasserball und Synchronschwimmen. Die Dreiteilung des Beckens erfolgt durch zwei Hubwände. Zwei Trennvorhanganlagen über den Beckenteilern sorgen für eine optische Trennung und damit für bessere Konzentration auf den Unterricht. Neben den beiden Lehrschwimmbecken (9,20 x 12,50 m) ist das an das Foyer angrenzende kombinierte Lehrschwimm- und Springerbecken (12,50 x 12,50 m) 29

4 mit einer durch einen Hubboden von 4,0 m auf 1,35 m variierbaren Wassertiefe angeordnet. Die Sprunganlage verfügt über ein 1-m-Brett, ein 3-m-Brett und über eine 5-m-Plattform. Die lichte Hallenhöhe beträgt hier 8,50 m über dem Wasserspiegel. Der dem Garten zugewandte Familienbereich befindet sich südöstlich der Lehrschwimmzone und ist von dieser durch eine Glaswand getrennt. Das Kombibecken (25,0 x 12,50 m; Wassertiefe: 1,35 bis 1,80 m) bleibt ausschließlich den Familien vorbehalten, da die Sportler ihren eigenen Bereich nutzen. Entspannung findet der Badegast im Nichtschwimmerbecken (9,20 x 12,50 m; Wassertiefe: 0,75 bis 1,35 m), das mit drei Unterwassermassagedüsen, drei Bodenbrodlern und Unterwassersitzbänken ausgestattet ist. Die kleinen Gäste lädt ein 40 m² großes Planschbecken (Wasser- 30

5 tiefe bis 0,35 m) mit diversen Spritzkanonen, einem Wasserdrachen, einer Kleinkindrutsche und mobilem Spielzeug zum Wasserspaß ein. Über den Familienbereich wird das Außengelände mit einer vorgelagerten Sonnenterrasse, in die ein 150 m² großes Außenbecken (Wassertiefe: 1,35 m) eingelassen ist, erschlossen. Das zur ganzjährigen Nutzung vorgesehene Becken mit Nackenduschen und Unterwasserliegen ist über einen Ausschwimmkanal mit dem Hallenbad verbunden. Eine großzügige Liegewiese sowie ein Kinder- und Matschspielplatz laden an warmen Tagen zum Aufenthalt im Freien ein. Mit dem Besuch des Langwasserbades sollen auch Besucherwünsche nach Wellness und Entspannung erfüllt werden. Die Saunalandschaft ist auf ca Besucher pro Jahr vorbereitet. Zusammen mit den Personalräu- 31

6 men befindet sich dieser Bereich in dem seitlichen Trakt und ist dem ehema ligen Freibadgelände mit seinem attraktiven Baumbestand zugewandt. Die Saunalandschaft mit eigenen Umkleiden und Duschen wird durch die Familienumkleide erreicht. Im Inneren befinden sich eine Finnische Sauna, (32 Sitzplätze, bis 100ºC), eine Sanftsauna (28 Sitzplätze, bis 80ºC) und ein Dampfbad (10 Sitzplätze, bis 60ºC, 100% Raumluftfeuchtigkeit). Unterschiedliche Duschen, ein Schwalleimer, eine Stachelbrause, eine Schwallbrause und ein Kneippschlauch dienen zur Abkühlung zwischen den Saunagängen. Sechs Fußwärmebecken sowie ein akustisch und klimatisch abgetrennter Ruheraum mit Liegen und einem freien Blick in den Saunagarten bieten den Gästen zusätzliche Möglichkeiten zur Entspannung. Das Saunaangebot wird im Außenbereich mit einem Salzinhalations- und Ruheraum (15 Sitzplätze, bis 45ºC, Luftfeuchtigkeit 45-55%), einer daneben angeordneten Gartensauna (25 Sitzplätze, bis 100ºC), Kneipp- und Tauchbecken sowie Kaltduschen und einem Eisbrunnen ergänzt. Der umgebende Saunagarten bietet außerdem verschiedene Liege- und Sitzmöglichkeiten. Die Gastronomiefläche befindet sich im Schnittpunkt zwischen Sauna, Familienbad und Außenbecken. Bereits in den ersten Betriebswochen wurde das Bad von der Bevölkerung hervorragend angenommen. Die wöchentliche Kapazität für das Schulschwimmen in Nürnberg hat sich auf 495 Schulstunden erhöht, und die Trainingsoptionen für Vereine wurden verdoppelt. Das neue Langwasserbad kann als Wettkampfstätte genutzt werden. Der Energiebedarf wurde gegenüber den zum Zeitpunkt der Planung gültigen Energiestandards um 30% unterschritten. Längsschnitt Sportlerbecken Schnitt Springer- und Lehrschwimmbecken Grundriss Eingangsebene 1 Foyer 2 Kasse 3 Sammelumkleiden 4 Duschen & WC 5 Familienumkleide 6 Tribüne 7 Wettkampfbecken 8 Werkstatt, Lager, Sanitäter 9 Springer-/Lehrschwimmbecken 10 Lehrschwimmbecken 11 Kombibecken 12 Nichtschwimmerbecken 13 Planschbecken 14 Außenbecken 15 Terrasse Familienbad 16 Finnische Sauna 17 Dampfbad 18 Sauna Kaltwasserbereich 19 Sanftsauna 20 Ruheraum 21 Gastronomie / Küche 22 Terrasse Sauna 23 Aufgusssauna Außen 24 Soleraum mit Inhalation 25 Kneipp-Becken 26 Spielplatz

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