System der deutschen Sprache Phonologie und Graphematik
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- Swen Ursler
- vor 7 Jahren
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1 System der deutschen Sprache Phonologie und Graphematik Beat Siebenhaar Frank Liedtke PHONOLOGIE Phonologische Regel: Auslautverhärtung! /bdgvzʒ/ -> [ptkfsʃ]/_#! /bdgvzʒ/ -> [ptkfsʃ]/_$! [-son, +sth] -> [-sth]/_$! [-son] -> [-sth]/ _ $ kleinste Anzahl von Merkmalen, die die Eingabe bilden# Merkmale, die sich verändern# kleinste Anzahl von Merkmalen im linken Kontext (hier leer)# kleinste Anzahl von Merkmalen im rechten Kontext# 2!
2 PHONOLOGIE Merkmalsmatrix des Deutschen 3! PHONOLOGIE Phonemstatus der Affrikaten! /ts/, /pf/ (und /t /) oder /t/ + /s/, /p/ + /f/ (und /t/ + / /)?! Biphonematisch! die einzelnen Teile der Affrikaten sind gegen ein anderes Phonem oder Null vertauschbar! Versprecher lassen auch afp l zu. 4
3 PHONOLOGIE Phonemstatus der Affrikaten! /ts/, /pf/ (und /t /) oder /t/ + /s/, /p/ + /f/ (und /t/ + / /)?! Monophonematisch! Affrikaten können da auftreten wo sonst syntagmatisch nur ein einzelner Laut möglich ist. (ganz, stumpf) (Regel der maximalen Silbe als CCVCC)! CC in der Koda sind nur möglich, wenn mindestens einer der Konsonanten koronal ist Akt, Abt (t), sechs (s), Kunst, ganz (s;t) Bei Topf sind beide nicht koronal. Wenn p f monophonematisch sind, haben wir keine Ausnahme.! Spiegelbildliche Struktur des Onsets und der Coda gilt nicht für /pf/! Beide Teile der Affrikaten müssen stimmlos sein. 5 Definition! Lehre von der Untersuchung der Schriftsysteme! Graphen sind verschiedene Schriftzeichen! Grapheme sind Einheiten eines Schriftsystems, die wie Phoneme bedeutungsunterscheidend sein können! Allographen sind Schriftzeichen als Varianten eines Graphems (Majuskeln, Fraktur- oder Antiquaschrift, handschriftliche Varianten )! Das Deutsche verwendet eine Alphabetschrift, d.h. Laute werden durch Buchstaben abgebildet! Graphem als Vertreter eines Phonems?! <s> <c> <h>, aber auch <sch> als Graphem aus drei Graphemen! <sch> ist ein Trigramm, das ein Einzelphonem / / abbildet 6!
4 Graphemsystem! Erstellung des Inventars mittels Minimalpaaren! <kraut> <klaut>! <schrank> <schlank>! <schrank> <krank>! <sch> kann nicht zerlegt werden, ist deshalb ein Graphem Eisenberg, P. (2005): Phonem und Graphem. In: Duden 4, Die Grammatik, Mannheim u.a.: Dudenverlag, S. 67.! Hier fehlen aber m. E. <ng>, <pf> und die Diphthonge <ei>, <au>, <äu>, <eu> 7! Orthographieprinzipien! (nach Altmann/Ziegenhain 2007)! Phonetisches und phonologisches Prinzip! Morphologisches Prinzip! Silbisches Prinzip! Rhythmisch-intonatorisches Prinzip! Eugraphisches (ästhetisches) Prinzip! Homonymie-Prinzip! Grammatisch-syntaktisches Prinzip! Pragmatisches Prinzip! Historisches Prinzip 8!
5 Phonetisches und phonologisches Prinzip! Historisch: phonetische Schreibung! Phonologische Schreibung bietet für die standardisierte Sprache zu Erleichterungen! Prinzip: Ein Phonem ein Graphem und: ein Graphem ein Phonem! schwächere Formulierung: Es gibt eine regelhafte Zuordnung von Graphemen und Phonemen! <r, R> [r, r,,,, ] /r/! <ch, Ch>, <g> [ç, x, ], [k], [ ] /x/, /k/, / /, /g/! <s, S> [z, s], [ ] /z/, /s/, / /! Problematisch ist die Quantität der Vokale (Gespanntheit)! nicht markiert! markiert durch Konsonantenverdoppelung! markiert durch zwei oder mehr Konsonantengrapheme 9! Graphem-Phonem-Korrespondenzregeln 10!
6 Morphologisches Prinzip! Wörter verschiedener Wortformen sollen gleich geschrieben werden.! Auslautverhärtung! Umlaut! Bei Tilgung von Lauten 11! Silbisches Prinzip! <h> kennzeichnet intervokalisch eine Silbengrenze sehen ['ze: n]! Worttrennung am Zeilenende erfolgt meist nach Sprechsilben! außer bei Komposita! außer bei Präfixen und Suffixen mit anlautendem Obstruenten! bei Fremdwörtern erfolgt häufig die Trennung nach Morphemen! Konsonanten, die ambisilbisch sein können, aber nicht verdoppelt werden 12!
7 Rhythmisch-intonatorisches Prinzip! Ursprüngliche Basis für die Zeichensetzung! heute ersetzt durch eine syntaktische Motivierung 13! Eugraphisches Prinzip! (ästhetisches Prinzip)! Verbot der Doppelschreibung von i (wegen früherer Verwechslungsgefahr mit u und ü) und u (wegen w)! Verbot der Doppelschreibung von Di-/Trigraphen <ch>,<sch>, <ng>, sowie <ß> und <w>, ( < langes und kurzes s, v+v)! Verbot der Doppelschreibung von Vokalgraphen mit Umlautzeichen! Einfügung von Bindestrichen bei komplexen Komposita! Ausfall eines Buchstabens 14!
8 Homonymie-Prinzip! Schema-Differenzierung von Wörtern, die durch Lautwandel gleich lauten! malen mahlen! Lied Lied! Ferse Verse! das dass 15! Grammatisch-syntaktisches Prinzip! Großschreibung von Substantiven und Substantivierungen! Großschreibung von festen Fügungen für 'substantivische Begriffe' (Das Schwarze Brett, Der Heilige Stuhl...)! Großschreibung am Satzanfang 16!
9 Pragmatisches Prinzip! Großschreibung der Anredepronomina der Höflichkeitsform und von Titeln! Binnengroßschreibung ist (immer noch verboten): 17! Historisches Prinzip! Historisch: Schreibschulen, Schreibtraditionen, Vereinheitlichung der Schreibgewohnheiten, Normierung! Im Dt. Vereinheitlichung der Schrift vor der Aussprache! Schreibtradition, Weiterführung alter Lautung trotz Lautwandel! <ie> für altes /i / [li.b ] > [li:.b ]!! Übertragung auf i/i:/ aus DioS /zib n/ -> /zi:b n/!! <h> für altes /x/ [z.x n] > [ze:. n]!! Übertragung auf Produkte aus DioS /tsand, tsan/ -> /ts:an/!! Doppelkonsonanten als Schreibung der Geminate!! Verlust der Geminaten -> Markierung der Vokalkürze! 18!
10 Einige Problemfelder! Kurzvokale in Akzentsilben! im Einsilbler unmarkiert: bin, an!! im Einsilbler mit Konsonantenzeichenverdoppelung: Kinn, Kamm!! im Einsilbler mit Konsonanten-Cluster: gilt, Sand!! im Mehrsilbler vor Silbengelenk: rinnen, Kanne!! im Mehrsilbler mit Konsonanten-Cluster: knistern, handeln!! Kurzvokale in akzentlosen Silben!! in geschlossenen Silben wie oben!! in offenen Silben (gem. Duden geschlossen [o] [i] [u]) Fo'relle, 'Mutti,' Uhu, Mu'sik, M'usiker, le'bendig! 19! Schreibung der i-laute! in Akzentsilben! <i> = [i:] Igel! <ie> = [i:] Dieb, Ziel, zentrieren! <ih> = [i:] ihn! <ieh> = [i:] Vieh, befiehlt.! <i> = [ ] singen! in akzentlosen Silben! <i> = [i] Privileg! <i> = [i ] Absolution! <i> = [ ] König 20
11 Lautliche Entsprechungen von <s>! <ss> = [s] intervokalisch nach KV: Wasser, aggressiv auslautend nach KV: dass, Kuss! <s> = [ ] anlautend vor <p, t>: Stich, Spaten! <s> = [z] prävokalisch im Morphemanlaut: sich, Sand, Waldsee,! <s> = [z] intervokalisch nach LV/Diphthong: Wiese, leise! <s> = [z] inlautend postkonsonantisch: Hirse, Amsel! <s> = [s] inlautend vor und nach C: Brust, fasten! <s> = [s] auslautend nach C: links, Führungskraft, Lebenssaft! <s> = [s] auslautend nach V (Auslautverhärtung): los, (lösen)! <s> in <sch> als [ ]! (<ß> steht immer für [s]) 21
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