Geschützte Agrarerzeugnisse und Lebensmittel

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1 Geschützte Agrarerzeugnisse und Lebensmittel 1

2 Agrarerzeugnisse und Lebensmittel mit EU-Schutz Drei Label für geschützte Produkte Garantierte Herkunft und Qualität Geschützte geografische Angabe (g.g.a.) Geschützte Ursprungsbezeichnung (g.u.) Garantiert traditionelle Spezialität (g.t.s.) Nürnberg ohne Rostbratwürste ist wie Köln ohne Kölsch. Die fingerlangen Leckerbissen aus der Franken-Metropole und das obergärig gebraute Bier vom Rhein sind Aushängeschilder ihrer Region. Sie haben aber noch eine weitere Gemeinsamkeit: Beide stehen unter besonderem Schutz der Europäischen Union. Denn: Dank zweier EU-Verordnungen können regionale Lebensmittel und Agrarprodukte EU-weit vor Nachahmung geschützt werden. Es gibt drei Schutzarten: die geschützte geografische Angabe, die geschützte Ursprungsbezeichnung und die garantiert traditionelle Spezialität. Je nachdem, in welcher Kategorie die Produkte registriert sind, tragen sie eines der drei rechts abgebildeten Schutzlabel. Produkte, die als geschützte geografische Angabe oder geschützte Ursprungsbezeichnung im EU-Register eingetragen sind, zeigen bereits in ihrem Namen eine besondere Verbindung zu einer Region oder Stadt. Thüringer Rostbratwurst, Spreewälder Gurken und Schwarzwälder Schinken beispielsweise sind als geschützte geografische Angabe registriert und Allgäuer Bergkäse, Odenwälder Frühstückskäse und Lüneburger Heidschnucke als geschützte Ursprungsbezeichnung. Der Unterschied zwischen diesen beiden Schutzarten liegt darin, dass Produkte, die als geschützte geografische Angabe registriert sind, in ihrer namensgebenden Region erzeugt oder hergestellt oder zumindest dort verarbeitet werden müssen. Bei der geschützten Ursprungsbezeichnung hingegen müssen alle drei Schritte der Produktion in der namensgebenden Region stattfinden. Produkte, die als garantiert traditionelle Spezialität bei der EU registriert sind, werden dagegen nicht aufgrund ihrer engen Verbindung zu einer bestimmten Region geschützt, sondern weil sie bestimmte Merkmale aufweisen. Sie müssen entweder aus traditionellen Rohstoffen bestehen, eine traditionelle Zusammensetzung haben oder nach traditionellen Verfahren hergestellt und/oder verarbei- tet werden. Beispiele hierfür sind Serrano Schinken, Mozzarella und Geuze-Bier. Damit ein Produkt von der EU geschützt werden kann, müssen zuvor das Herstellungsverfahren und die Zutaten genau festgelegt werden. Genießer können sich also nicht nur darauf verlassen, dass das Produkt in der Region hergestellt wurde, deren Namen es trägt, sondern auch darauf, dass es stets sein typisches Geschmackserlebnis bietet egal, wo es gekauft wird. Die EU-Label stellen somit für den Verbraucher eine Orientierungshilfe beim Einkauf dar. Zurzeit sind 73 deutsche Produkte bei der EU registriert, davon 31 Mineralwässer. Neben den bereits genannten Lebensmitteln sind unter anderem auch Aachener Printen, Altenburger Ziegenkäse und Ammerländer Schinken eingetragen. Für rund 60 weitere Produktbezeichnungen wurde der EU-Schutz beantragt. Insgesamt sind bei der EU mehr als 750 Lebensmittel und Agrarerzeugnisse aus 21 EU-Ländern registriert. Darunter international bekannte Köstlichkeiten wie dänischer Esrom, das spanische Mandelkonfekt Turrón de Alicante oder die Kalamata-Olive aus Griechenland. Die Bandbreite reicht von feinen Backwaren, Fleisch und Fleischerzeugnissen, Käse, Fisch und Schalentieren über Eier, Honig, Obst, Gemüse, Backwaren und Oliven bis hin zu Bier und Öl. Regionale Gaumenfreuden mit Geschichte(n) Um zahlreiche der EU-weit geschützten Lebensmittel ranken sich kuriose und auch amüsante Legenden und Anekdoten. Viele Entstehungsgeschichten lassen sich Jahrhunderte zurückverfolgen. Oftmals feiern die Menschen bis heute Feste und pflegen Bräuche, deren Wurzeln auf den Ursprung der Produkte zurückgehen und weit in die Vergangenheit zurückreichen. Das alles ist Ausdruck der langen Tradition der Produkte und ihrer tiefen Verwurzelung in ihren Ursprungsregionen. 2 3

3 Bekannte Originale Klein aber heiß begehrt Sie sind sieben bis neun Zentimeter lang und haben einen Durchmesser von etwa zwei Zentimetern Nürnberger Brat- oder Rostbratwürste sind eindeutig an ihrem kleinen Kaliber zu erkennen. Diverse Anekdoten ranken sich um die fingerlangen Leckerbissen, die angeblich so klein sind, damit sie durch ein Schlüsselloch gereicht werden konnten sei es durch das der Gasthoftür nach der Sperrstunde oder gar durch das des Gefängnisses. Ein Nürnberger Stadtrichter, der eines Tages selbst straffällig wurde, soll auf diese Weise während seines 38 Jahre dauernden Kerkerlebens insgesamt Nürnberger Bratwürste verzehrt haben! Die Originale wurden 1313 zum ersten Mal namentlich in einer Urkunde erwähnt. Heute sind Nürnberger Bratoder Rostbratwürste auf der ganzen Welt heiß begehrt. Hergestellt werden sie seit der Eintragung in das Schutzregister aber Nürnberger Rostbratwürste g.g.a. ausschließlich in Nürnberg. Drei Wochen bis zur Reife Schwarzwälder Schinken verdankt seinen besonderen Charakter dem traditionellen Herstellungsverfahren und den regionalen Besonderheiten des Schwarzwaldes: Die dort herrschenden klimatischen Verhältnisse spielen bei der dreiwöchigen Schinkenreifung eine wichtige Rolle. Klima verwöhnt Und vor allem die Kalträucherung über heimischen Tannenhölzern gibt dem Schinken seinen den ist auch der berühmte Parma-Schinken. Schon Untrennbar mit seiner Herstellungsregion verbun- typischen Geschmack. Die Verwurzelung des zur Zeit der Römer wurde in der Parma-Region Schinkens im Schwarzwald wird unter anderem an einer Anekdote deutlich: Zwei Bauern den Bergen des Apennins bietet ideale Bedingungen Schinken hergestellt. Die trockene, süßliche Luft aus hatten schon lange um ein Stück prächtigen für die natürliche Trocknung des Schinkens, der seit Hochwald gestritten, das beide für sich bean- Jahrhunderten von Feinschmeckern geschätzt wird. Schwarzwälder Schinken g.g.a. Parma-Schinken g.u. 4 5 spruchten. Um den Streit zu beenden, zog einer der beiden vor Gericht. Sein Anwalt stellte aber schon bald fest, dass es für ihn nicht besonders gut aussah. Um den Richter auf seine Seite zu bringen, wollte der Bauer ihm ein ordentliches Stück Schwarzwälder Schinken schicken. Der Anwalt riet ihm davon ab, da es sich dabei um Bestechung handele. Der Bauer ließ seine Frau trotzdem einen harten Schinken aus der Räucherkammer holen. Er verpackte ihn sorgfältig und schickte ihn an das Gericht. Am Ende wurde ihm das Waldstück zugesprochen, und der Anwalt wunderte sich sehr. Erst später erfuhr er, dass der schlaue Bauer nicht sich selbst, sondern den verfeindeten Nachbarn als Absender des Schwarzwälder Schinkens angegeben hatte. Schinken aus dem Norden Auch der Norden Deutschlands hat seine herzhaften Spezialitäten. Ammerländer Schinken werden im Ammerland schon seit vielen Generationen hergestellt. Sie werden nach überlieferter Art gepökelt und dann ca. zwei Wochen an der frischen Luft nachgebrannt, d. h. das Salz durchdringt nach und nach gleichmäßig das ganze Fleisch. Anschließend werden die Schinken über einen Zeitraum von mindestens zehn Wochen langsam und kalt geräuchert. Die älteste noch existierende Schinkenräucherei des Ammerlandes wurde 1748 gegründet. Zu dieser Zeit setzte eine gewerbliche Produktion zum Verkauf der Schinken in den nahe gelegenen Hafenstädten ein, denn die Ammerländer Schinken waren als haltbarer Proviant bei den Seefahrern sehr beliebt. Ammerländer Schinken g.g.a. Foto: Consorzio del Prosciutto di Parma

4 Wurst und Speck mit Tradition Foto: Consorzio del Prosciutto di Parma Thüringer Rostbratwurst g.g.a. Ein Original für Arm und Reich Was der Parma-Schinken der Parma-Region, das ist die Thüringer Rostbratwurst dem gleichnamigen Freistaat. Schon 1404 wurde die beliebte Bratwurst erstmals urkundlich erwähnt. Zur Bedeutung der Thüringer Rostbratwurst dichtete der Volksmund: Die Bratwurst essen Arm und Reich, die Freude ist bei allen gleich. Daran hat sich bis heute nichts geändert, wohl aber am Produktionsort. Bevor die Thüringer Rostbratwurst EU-weit vor Nachahmung geschützt war, wurde sie in ganz Deutschland und auch im Ausland hergestellt. Das Resultat waren Herstellungs- und Qualitätsvarianten, die oftmals nichts mehr mit dem Original gemein hatten. Wer dagegen heute eine Thüringer bestellt, bekommt das Original aus Thüringen hergestellt nach festgelegter Rezeptur und in gleichbleibender Qualität. Gekochte Klassiker Blutwurstspezialität wird zum Frühstück, zur Brotzeit oder als kurz in der Pfanne erwärmter Leckerbissen aufgetischt. Ihr herzhaft-würziger Geschmack brachte ihr den Namen Königin der Blutwürste ein. Aus der goldenen Aue Zwischen den Mittelgebirgsregionen Thüringer Harz und Thüringer Wald liegt in der goldenen Aue die Stadt Greußen. Seit 140 Jahren wird hier die Greußener Salami hergestellt. Die langjährige Erfahrung und Tradition, der Einsatz hochwertiger Rohstoffe und das milde Klima des Thüringer Beckens tragen zum charakteristischen Geschmack dieses Originals bei. Geschmack aus der Marmortruhe Ebenfalls lange Zeit haltbar ist Lardo di Colonnata, ein in Marmorgefäßen gereifter Speck aus der Toskana-Provinz Massa Carrara. Schon im frühen Mittelalter fertigten die Menschen aus dem hochwertigen Marmor, der in dieser Region abgebaut wurde, die berühmten, als Conche bezeichneten Gefäße. Darin hielt sich der Speck mehrere Monate. Noch heute reift der original Lardo di Colonnata mindestens ein halbes Jahr in verschlossenen Marmortruhen, bevor er in den Handel kommt. Die Auswahl des richtigen Marmors ist für die Qualität des Specks ebenso wichtig wie Reifezeit und Gewürzmischung. Herstellung und Verzehr des Lardo di Colonnata haben im Laufe der Jahrhunderte Kultur und Alltagsleben des Städtchen Colonnata geprägt. So findet zum Beispiel jedes Jahr am zweiten Sonntag im August in Colonnata das Fest des Specks statt, das Tausende von Touristen anzieht. Thüringer Rotwurst g.g.a. Greußener Salami g.g.a. Gleiches gilt für die Thüringer Leberwurst. Auch sie hat in Thüringen eine jahrhundertealte Tradition. Wenn in der Region die beliebten Schlachtfeste stattfinden, ist Thüringer Leberwurst ein Muss. Ein besonderer Hochgenuss: Auf den Festen wird sie frisch gebrüht und aus dem Wurstkessel mit Brot oder Brötchen gegessen. Als Thüringer Delikatesse gilt auch die Thüringer Rotwurst. Die Thüringer Leberwurst g.g.a. Lardo di Colonnata g.g.a. 6 7 Foto: D.L.R. di Colonnata

5 Foto: AG DH Moorschnucke Foto: BESH Fleisch und Fisch aus den Regionen Lüneburger Heidschnucke g.u. Vierbeinige Gärtner Was wäre die Lüneburger Heide ohne die Lüneburger Heidschnucke! Seit Jahrhunderten sind die Grauen Gehörnten Heidschnucken auf den trockenen Heideflächen des Lüneburger Raums zu Hause. Heute werden die genügsamen Schafe vor allem als Landschaftspfleger eingesetzt. Sie fressen das Heidekraut ab und sorgen so dafür, dass die Heidelandschaft nicht verbuscht. Naschende Schafe Das Wort Schnucke bedeutet angeblich Naschen. Die Diepholzer Moorschnucke nascht von den Kräutern und Wildpflanzen im Diepholzer Moor. Seit Jahrhunderten lebt dieses kleine, widerstandsfähige Landschaf in der Diepholzer Moorniederung inmitten des Städtedreiecks Bremen, Osnabrück und Hannover. Das ganze Jahr über wird es von Schäfern und ihren Hunden gehütet. Das Fleisch der Diepholzer Moorschnucke gilt als Delikatesse, Diepholzer Moorschnucke g.u. denn die tägliche Ration Wildkräuter sorgt für einen fein-würzigen, fast wildbretartigen Geschmack. Schlappohrige Schweine Schwäbisch-Hällische Schwein an seinem schwarzen Kopf und dem schwarzen Hinterteil, dem lang gestreckten Körper, den großen Hängeohren und dem langen Rüssel. Teichwirte aus dem Kloster Als Erzeugnis traditioneller Teichwirtschaft mit fast jähriger Geschichte präsentiert sich der Oberpfälzer Karpfen. Die Mönche des 1132 gegründeten Zisterzienserklosters Waldsassen legten die ersten Fischteiche an und kultivierten so die Landschaft. Selbst Goethe rühmte die geistlichen Herren und bescheinigte ihnen, dass sie früher als andere Menschen klug waren. Die Entwicklung der Oberpfälzer Teichwirtschaft erklärt sich aus Oberpfälzer Karpfen g.g.a. mehreren Gründen. Unter anderem begannen die Menschen in der Oberpfalz vor rund Jahren, frisch gerodete Waldflächen durch den Überstau mit Wasser für die Fischzucht zu nutzen. Die Versorgung der Bevölkerung mit frischem Fisch teilweise auch aus religiösen Gründen war das Ziel. Der Karpfen war so beliebt, dass man für ein Pfund Karpfen den Gegenwert von 70 Pfund Getreide erzielen konnte. Heimischer Fang Weniger religiöse als wirtschaftliche Gründe gaben den Ausschlag für die Zucht der Schwarzwaldforelle. Ende des 19. Jahrhunderts kam die Eisenbahn in den Schwarzwald und mit ihr kamen die Touristen. Die Gastronomen wollten ihren Gästen etwas Besonderes anbieten: Fische aus heimischen Gewässern. Als die Wildfänge den Bedarf nicht mehr decken konnten, entstanden im Schwarzwald viele Fischzuchten. In ihnen wurde die Bach- oder Regenbogenforelle von Fischern und Fischzüchtern mit Erfolg aufgezogen. Dank der rein pflanzlichen Futtermittel wie Gerste, Hafer, Weizen, Erbsen und Bohnen erhält auch das Schwäbisch- Hällische Qualitätsschweinefleisch einen besonders feinen Geschmack. Die Zuführung einiger chinesischer Maskenschweine in die Landeszucht begründete um 1820 die Rasse. Man erkennt das Schwäbisch-Hällisches Qualitätsschweinefleisch g.g.a. Schwarzwaldforelle g.g.a. 8 9

6 Foto: Bayerisches Staatsministerium für Landwirtschaft und Forsten Würzig und pikant Spreewälder Gurken g.g.a. Spreewälder Meerrettich g.g.a. Lausitzer Leinöl g.g.a. Nur echt aus dem Spreewald Spätestens seit dem Kultfilm Good bye, Lenin! sind Spreewälder Gurken wohl bekannt. Ausschlaggebend für ihren besonderen Geschmack sind das feucht-warme Klima sowie die Bodenbeschaffenheit und die Wasserqualität in der Spreewald-Region. Bäche, Wiesen, Seen, Wälder und Streusiedlungen fügen sich hier zu einer ganz besonderen Landschaft zusammen. Die Gurke kam im 7./8. Jahrhundert mit slawischen Siedlern in den Spreewald. Sie brachten nicht nur das Wissen über den Gurkenanbau und die Zubereitung aus ihrer Heimat mit, sondern auch die ersten Gurkenpflanzen. Ein ebenfalls typisches Produkt für die Spreewald-Region ist der Spreewälder Meerrettich. Traditionelle Methoden bei der Konservierung und Verarbeitung sorgen für seine charakteristische Würze und die typische Schärfe mit gleichzeitig süßer Note. Kleinod aus der Lausitz Das bisher einzige geschützte deutsche Öl ist das Lausitzer Leinöl. Es stammt aus der Nieder- und Oberlausitz und wird dort seit dem 18. Jahrhundert nach einem behutsamen Verfahren aus Leinsamen gewonnen. Das nussig schmeckende Leinöl wird klassisch mit Pellkartoffeln, Hering oder Bratkartoffeln kombiniert. Speziell in der Ursprungsregion werden damit Lausitzer Flöz (Salzheringe mit Zwiebeln, Pfeffer und Senf ), Lausitzer Gurkensalat oder süße Speisen wie Lausitzer Leinkuchen zubereitet. Köstliche Schwergewichte Sennalpen hergestellt, bis die Produktion zu Beginn des 19. Jahrhunderts von den Bergen ins Tal wanderte. Ziege mit Kümmel Weiter nördlich, in Ost-Thüringen und West-Sachsen, bietet die Region ebenfalls ein pikantes Milchprodukt: Altenburger Ziegenkäse. Er wird 1862 zum ersten Mal in der Literatur erwähnt. Für diesen aromatischen Weichkäse verwenden die Molkereien Kuhmilch und mindestens 15 Prozent Ziegenmilch, die ausschließlich aus der Region stammen. Charakteristisch ist die Würzung mit einer Prise Kümmel. Nicht nur zum Frühstück Eine Spezialität aus dem südlichen Teil des hessischen Odenwaldes ist der Odenwälder Frühstückskäse. Aufgrund seiner zylindrischen Form, die teilweise noch heute durch Formung per Hand erzielt wird, nennt man ihn auch Odenwälder Handkäs. Anders als die bekannten Handkäsesorten (wie Mainzer oder Odenwälder Frühstückskäse g.u. Harzer) ist er jedoch kein Sauermilchkäse, sondern ein mit Rotkulturen geschmierter Weichkäse, der zur Gruppe der Labkäse gehört. Er ist dadurch im Geschmack milder und feiner, ähnelt ihnen jedoch in Aroma und Aussehen. In Höhlen veredelt Altenburger Ziegenkäse g.u. Trotz seiner zahlreichen Löcher wiegt der Allgäuer Emmentaler bis zu 100 Kilo. Die regionalen Besonderheiten machen den Reiz und Dieses mühlsteinförmige Schwergewicht die Einzigartigkeit der EU-weit geschützten Produkte ist das Ergebnis von 150 Jahren Käserei- aus. Der echte Roquefort darf beispielsweise nur in den Erfahrung. Hergestellt wird der Rohmilchkäse Höhlen des Mont Combalou in der Gemeinde Roquefort- unter der Bezeichnung Allgäuer sur-soulzon reifen. Dank der hohen Luftfeuchtigkeit in Emmentaler ausschließlich im Allgäu, diesen Höhlen kann sich der Schimmelpilz Penicillium und die Zutaten stammen ebenfalls aus roqueforti, der dem Schafsmilchkäse die typischen blaugrünen dieser Region. Auch die Produktion von Adern verleiht, auf natürliche Weise vermehren. Allgäuer Bergkäse hat im Allgäu eine lange Tradition. Er wurde zuerst auf den Allgäuer Bergkäse g.u. Roquefort g.u Foto: Confédération Générale de Roquefort

7 Naschwerk für Volk und Fürsten Foto: Government of the Balearic Islands and IBATUR, Manuela Muñoz (MM) Vom Heilmittel zur Leckerei Über die Herkunft des Lübecker Marzipans kursieren die unterschiedlichsten und teilweise auch kuriosesten Geschichten. Eine Legende besagt, dass die Lübecker während einer Hungersnot im Jahr 1407 das Markusbrot das Marci panis erfunden haben. Angeblich waren in den Speichern nur noch Mandeln und Zucker vorrätig, die einzigen Zutaten, um Brote herzustellen Marzipanbrote. Ob Dichtung oder Wahrheit lässt sich heute nicht mehr nachvollziehen. Sicher ist, dass Marzipan aus dem vorderen Orient zu uns gekommen ist. Hier gediehen die Mandelbäume und das Zuckerrohr. Seine Laufbahn hat Marzipan als Heilmittel begonnen das zeigen die immer wieder in Rezeptbüchern verzeichneten Hinweise auf den Hertzzucker oder Marcepan vor Kranke bis weit ins 18. Jahrhundert hinein. Bis dahin profitierten die Apotheker von dem alleinigen Recht, Zuckerwaren, Konfekt und Marzipan herzustellen und zu verkaufen. Erst als im 18. Jahrhundert französische Confiseure und Patisseure nach Deutschland kamen, wurde aus den verzuckerten Pillen Naschwerk und waren die Marzipanrezepte keine Apothekengeheimnisse mehr. Das Lübecker Marzipan gibt es unter diesem Namen seit dem 19. Jahrhundert. Aushängeschild aus Franken Gebackene Illustrierte Das gilt auch für Aachener Printen. Ein Belgier soll die süßen Gaumenfreuden 1620 in die Heimatstadt Karls des Großen eingeführt haben. Das Gebäck wurde ursprünglich nicht in Schnittenform, sondern als Bild hergestellt. Daher kommt auch der Name: Er leitet sich vom niederländischen prenten ab, was drücken bedeutet. Die Printenbilder dokumentierten als eine Art gebackene Illustrierte wichtige Ereignisse ihrer Zeit. Filigranes Backwerk Im Jahre 1710 entstand in Sachsen die Meißner Fummel. Angeblich befahl der sächsische Kurfürst August der Starke der Meißner Bäckerzunft, ein zerbrechliches Gebäck herzustellen. Der Grund: Seine Kuriere, die regelmäßig zwischen Dresden und Meißen verkehrten, genehmigten sich unterwegs gern einen Schluck Meißner Wein. Um dem Einhalt zu gebieten, sollten die Kuriere das zerbrechliche Gebäck fortan nach Dresden transportieren und bei ihrer Rückkehr unversehrt vorzeigen. Zwar essbar, aber nicht in erster Linie dafür vorgesehen, ist die Meißner Fummel g.g.a. Meißner Fummel heute vor allem eine Touristenattraktion. Außerdem dient sie als originelle Verpackung für Geschenke wie Geld oder Schmuck. Woher die Meißner Fummel ihren Namen hat, ist nicht bekannt. Es wird aber vermutet, dass er mit der Herstellung zusammenhängt. Denn die ist nach Aussage der Meißner Konditoren eine echte Fummelei : Zwei Teigplatten werden geschickt miteinander verarbeitet und vor dem Backen mit Luft gefüllt. Aachener Printen g.g.a. Dass die geschützten Produkte tief in ihrer Ursprungsregion verwurzelt sind, zeigen auch die Nürnberger Lebkuchen. Schon im Mittelalter wurden in Nürnberg gewerbsmäßig Lebkuchen hergestellt. Der Honig die damals einzige Zutat Schnecken aus Mallorca zum Süßen stammte aus der Umgebung. Der Lübecker Marzipan g.g.a. Nürnberger Reichswald, als Des Heiligen Zu den süßen Naschereien auf der europäischen Speisekarte Römischen Reiches Bienengarten bezeichnet, gehört unter anderem die Ensaimada de Mallor- lieferte mit seinem Heidekraut ca. Die Hefeschnecke mit Prädikat wie die Ensaimada ausreichend Blütennektar. Hinzu kommt, übersetzt heißt gilt als das leichteste und köstlichste dass die Frankenstadt am Schnittpunkt Feingebäck der Balearen-Insel. Bereits im 17. Jahrhundert der Handels- und Gewürzstraßen lag. gehörte sie zu den begehrten Leckereien auf Festen Dadurch standen den Nürnbergern die und Feierlichkeiten. Heute ist die in Schweineschmalz nötigen Gewürze zur Verfügung. Heute gebackene Hefeschnecke das Konditoreiprodukt par excellence, werden die Lebkuchen mit Honig oder mit dem sich ganz Mallorca identifiziert. Durch auch Zucker gesüßt. Nach wie vor sind die vielen Touristen ist sie auch international bekannt sie ein Aushängeschild der Stadt. geworden. Nürnberger Lebkuchen g.g.a. Ensaimada de Mallorca g.g.a Foto: Government of the Balearic Islands and IBATUR, Manuela Muñoz (MM)

8 Das Getränk der Götter Foto: Bayerisches Staatsministerium für Landwirtschaft und Forsten Das Nationalgetränk der Deutschen ist ohne Zweifel das Bier. Schon die germanischen Götter wussten das Getränk zu schätzen wie die Sage von Donnergott Thor und Kriegsgott Tyr bescheinigt: Beide suchten den Riesen Hymir auf, um seinen berühmten Braukessel zu stehlen, den die Götter zum Bierbrauen benötigten. Sortenvielfalt mit Geschichte Heute genießt Bier aus Deutschland rund um den Globus ein ganz besonderes Renommee. So wundert es auch nicht, dass insgesamt zwölf regionale Bierbezeichnungen im EU-Register eingetragen sind. So zum Beispiel das Kulmbacher Bier. Der erste konkrete Hinweis auf eine Braustätte in der nordbayerischen Stadt stammt bereits aus dem Jahr Berühmt ist Kulmbacher Bier vor allem wegen seiner Sortenvielfalt: helle, hopfenbetonte Pilsbiere, dunkle, malzaromatische Biere, Weizenbiere, naturtrübes Kellerbier, Starkbiere und auch der auf der Welt einzigartige Eisbock haben mit dafür gesorgt, das Kulmbach auch als die heimliche Hauptstadt des Bieres bezeichnet wird. Herbes aus dem Norden Im Norden Deutschlands geht es bekanntermaßen geschmacklich etwas herber zu. Das Bremer Bier beispielsweise zeichnet sich durch seinen frischwürzigen oder feinherben Geschmack aus. Auch die Hansestadt kann auf eine lange Brautradition zurückblicken: Bereits im Mittelalter, um etwa 1200 nach Christus, wurden in Abrechnungen des Bremer Domkapitels Einkünfte im Zusammenhang mit dem Bierbrauen erwähnt. Und schon in der ersten Hälfte des 13. Jahrhunderts wurde Bremer Bier mit Segelschiffen exportiert und entwickelte sich im gesamten nordeuropäischen Handelsraum zu einem begehrten Getränk. Biere aus deutschen Regionen Von Bremen bis Bayern sind zwölf Bierbezeichnungen bei der EU registriert: Bayerisches Bier Bremer Bier Dortmunder Bier Gögginger Bier Hofer Bier Kölsch Kulmbacher Bier Mainfranken Bier Münchener Bier Reuther Bier Rieser Weizenbier Wernesgrüner Bier Aus der Stange Eine andere deutsche Stadt mit bedeutender Brautradition ist die Domstadt Köln. Seit immerhin mehr als Jahren wird hier Bier gebraut. Das Getränk im frühen Mittelalter hatte mit dem heutigen Kölsch aber nur eines gemeinsam: Es wurde aus Gerste hergestellt. Heute wird das süffige Getränk aus Gerstenmalz, teilweise hellem Hopfen, Wasser und Hefe gebraut. Typisch für das obergärige Kölsch ist nicht nur der Geschmack, sondern auch das Glas. Das Bier wird vom Köbes ganz klassisch in der Stange, dem schlanken, zylindrischen Kölsch-Glas, ausgeschenkt dafür setzt sich der Kölner Brauerei-Verband ein. Außerdem gilt die Regel: Wer ausreichend Kölsch genossen hat, der lege einen Bierdeckel auf sein Glas. Ansonsten wird immer wieder nachgeschenkt... Mit einer Eintragung in das EU-Register bleibt Kölsch europaweit einzigartig. Es wird ausschließlich von 14 Kölner Brauereien hergestellt sowie von sechs Brauereien außerhalb des Stadtgebiets, die seit langer Zeit traditionell Kölsch brauen. Foto: Bayerischer Brauerbund e. V. Kölsch g.g.a. Bayerisches Bier g.g.a

9 Weiterführende Informationen Im Rahmen der von der EU mitfinanzierten Informationskampagne hat die CMA eine eigene Internetseite zu den geschützten geografischen Angaben, geschützten Ursprungsbezeichnungen sowie garantiert traditionellen Spezialitäten eingerichtet. Das Informationsangebot wird kontinuierlich erweitert: Herausgeber CMA Centrale Marketing-Gesellschaft der deutschen Agrarwirtschaft mbh Koblenzer Straße 148, Bonn Telefon: (0228) 847 0, Telefax: (0228) Redaktion und Gestaltung Euro RSCG ABC Hamburg Agentur für Kommunikation GmbH