Dicranum viride (SULL. & LESQ.) LINDB., 1856
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- Liane Thomas
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1 Dicranum viride (SULL. & LESQ.) LINDB., 1856 Grünes Besenmoos Anhang: II FFH-Code: 1381 CHRISTOPH LINKE, WOLFGANG WIEHLE, VOLKER WACHLIN & KATJA HAHNE, verändert nach HACHTEL et al. (2003) Beschreibung Das Grüne Besenmoos (Dicranum viride) bildet in Mecklenburg-Vorpommern dunkelgrüne, bis zu 2 cm hohe dichte Polster oder Rasen, in der Regel auf Silikatgestein. Die Blätter sind im feuchten Zustand nicht oder allenfalls schwach einseitswendig und kräuseln mit mittlerer Intensität beim Trocknen. Das Kräuselverhalten ist im Gelände nur bei trockener Witterung erkennbar, unterscheidet die Art jedoch im makroskopischen Zustand u. a. gut vom häufigen Dicranum scoparium. Auffällig sind ferner die abgebrochenen Blattspitzen, bereits im feuchten Zustand kann in der Regel das Fehlen einer Reihe von Blattspitzen beobachtet werden (Lupe!). Es bricht meistens das obere Drittel des Blattes ab. Im trockenen Zustand im Herbar sind die Proben von den Bruchblättern umgeben. Unter dem Mikroskop sind zunächst vor allem die relativ kurzen, im oberen Blattteil annähernd quadratischen Laminazellen diagnostisch wichtig. Die Blattrippe nimmt ca. 1 / 4 der Blattbasis ein, der Blattrand ist annähernd ganzrandig und kann lediglich an der Blattspitze eine geringe Zähnelung aufweisen. Wichtig für eine sichere Ansprache ist die Anfertigung eines Blattquerschnittes. Die Blattlamina von D. viride ist in der oberen Blatthälfte immer abschnittsweise oder durchgehend zweizellschichtig ausgeprägt. Dieses Merkmal teilt die Art nur mit dem in Mecklenburg-Vorpommern noch selteneren Dicranum fulvum. D. fulvum kommt auf ähnlichen Standorten, wie D. viride vor, zeichnet sich jedoch durch eine breitere Rippe ( 1 / 3 der Blattbasis) und deutlichere Blattzähnung des Blattrandes aus, letzteres Merkmal kann jedoch auch variieren. Durch den Rippenquerschnitt ist die Art schließlich auch eindeutig vom einseitwendig beblätterten Paraleucobryum longifolium, das auf ähnlichen Standorten vorkommt, zu unterscheiden. Dicranum tauricum, ebenfalls eine Art mit Bruchblättern, ist durch den steif aufrechten Habitus der Blätter im trockenen Zustand bereits makroskopisch gut zu unterscheiden. Im Rippenquerschnitt fehlen dieser Art die Stereidenbänder, die bei D. viride mindestens im unteren Blattteil jeweils dorsal und ventral der großen Deuterzellen ausgeprägt sind. Ausführliche Beschreibungen und weiterführende Literatur sind HACHTEL et al. (2003) sowie SAUER (2000) zu entnehmen. Die Art ist als bestimmungskritisch einzustufen. Areal und Verbreitung D. viride ist circumpolar holarktisch verbreitet, das Areal ist als subkontinental-temperat-montan zu kennzeichnen. Die Art ist aus fast allen europäischen Ländern bekannt, kommt dort heute aber i. a. nur noch selten vor (RAEYMAEKERS 1990, HACHTEL et al. 2003). Das Grüne Besenmoos hat offenbar weltweit seine Verbreitungsschwerpunkte in Südwest-Deutschland und in den Alpen (HACHTEL et al. 2003). Die Vorkommen konzentrieren sich in Baden-Württemberg, hier ist die Art derzeit aus über 120 Messtischblättern bekannt (SAUER 2000), und Bayern. Daneben kommt sie auch zerstreut in Hessen, Rheinland-Pfalz, Thüringen und Süd-Niedersachsen sowie vereinzelt in Nordrhein-Westfalen, Sachsen, Brandenburg und Schleswig-Holstein vor (MEINUNGER & SCHRÖDER 2007). In Mecklenburg-Vorpommern galt es als ausgestorben, konnte aber im Jahr 1992 wieder entdeckt werden (LINKE et al. 1998). Seit 1990 ist D. viride von fünf Fundorten in den Landschaftseinheiten Teterower und Malchiner becken, Großseenland mit Müritz-, Kölpin- und Fleesensee sowie Kuppiges Tollensegebiet mit werder nachgewiesen worden (s. Bestandssituation). Andere aktuelle Angaben aus MEINUNGER & SCHRÖDER (2007) bedürfen noch der weiteren der Überprüfung. Die Bundesrepublik Deutschland ist aufgrund der Konzentration der Vorkommen in Süddeutschland in besonderem Maße für die weltweite Erhaltung der Art verantwortlich. Wegen ihrer Besonderheiten sollten die Vorkommen in Mecklenburg-Vorpommern, selbst wenn die Art nach bisheriger Erkenntnis hier immer selten war, einer besonderen Aufmerksamkeit unterliegen. Darüber hinaus wäre wegen der von den anderen Vorkommen abweichenden Substratpräferenz (Findlinge) vorstellbar, dass es sich um ein ökologisch abweichendes Taxon bzw. eine Form handelt, was die Verantwortlichkeit des Landes erhöhen würde. Die Vorkommen in Mecklenburg-Vorpommern sollten deshalb, selbst wenn die Art nach bisheriger Erkenntnis hier immer selten war, eine besondere Aufmerksamkeit erfahren. 1
2 Abb. 1: Nachweise des Grünen Besenmooses in Mecklenburg-Vorpommern (Stand November 2010). Angaben zur Biologie D. viride ist eine langlebige zweihäusige Art, die aktuell offenbar in ganz Deutschland keine Sporogone ausbildet. Vermehrung und Ausbreitung finden ausschließlich vegetativ statt. Innerhalb weniger Tage kann auf geeigneten Standorten aus den beschriebenen Bruchblättern ein Protonema auswachsen. Die Größe der in Mecklenburg-Vorpommern beobachteten Populationen variiert zwischen einem besiedelten Findling (Wodargscher Forst) und ca. 30 besiedelten Strukturen (bei Panschenhagen). Angaben zur Ökologie Aus Südwestdeutschland wird D. viride als epiphytische Art angegeben, die vorrangig an Stammbasen von Buche, Linde, Hainbuche und Eiche, seltener auf Totholz vorkommt. Ökologisch von Bedeutung sind dort ferner eine relativ hohe Luftfeuchte sowie eine gewisse Durchlichtung des Baumbestandes. (SAUER 2000). In Mecklenburg-Vorpommern verhält sich die Art überwiegend anders. Alle Fundorte befinden sich zwar ebenfalls in Laub-, vorrangig in eschenreichen Buchenwäldern kräftiger bis reicher Nährkraft, innerhalb dieser jedoch im Bereich von Sonderstandorten mit hoher Luftfeuchte (Senken- oder Hanglage, Bachnähe). Als Standort der Art wurden bisher fast ausschließlich silikatische Findlinge ermittelt, nur ein Neufund befindet sich auf der Borke einer alten Buche, allerdings in unmittelbarer Nachbarschaft eines ebenfalls besiedelten Findlings. Eine besondere Lichtbedürftigkeit ist an den hiesigen Wuchsorten nicht aufgefallen, allerdings bewirkt der Eschen- und z. T. auch Ahornanteil im Oberstand eine etwas stärkere Durchlichtung im Vergleich zu reinen Buchenwäldern. Die Geschlossenheit des Kronendaches ist bei den hiesigen Flachlandvorkommen eine wichtige Voraussetzung für die Sicherung der Luftfeuchte an den Wuchsorten. Als Begleitarten wurden u. a. beobachtet: Hypnum cupressiforme, Dicranum scoparium, Mnium hornum, Isothecium alopecuroides, Grimmia hartmanni, Hylocomium brevirostre, Pterygynandrum fililforme und das Lebermoos Plagiochila asplenioides. Für die Identifizierung der für den Erhalt bzw. die Wiederherstellung eines günstigen Erhaltungszustandes maßgeblichen Bestandteile (Gesamtheit des ökologischen Arten-, Strukturen-, Standortfaktoren- und Beziehungsgefüges) werden folgende Lebensraumansprüche besonders hervorgehoben: Findlinge und Blockpackungen in alten, schattigen Buchenwäldern mit hoher Luftfeuchtigkeit insbesondere an Bachrändern und in Geländesenken (keine Lageveränderungen), ein artspezifisches Mikroklimas (v.a. Beschattung, Luftfeuchtigkeit), Oberstand mit geschlossenem Kronendach und ohne künstliche Bestandesauflichtung. 2
3 Bestandsentwicklung Rote Listen: IUCN: (-); D: (3); MV: (G* 1 ) Schutzstatus: Anhang I der Berner Konvention. Für D. viride liegen aus historischer Zeit lediglich vier Meldungen aus Mecklenburg-Vorpommern vor, die sich überwiegend auf epiphytische bzw. Totholz-Standorte beziehen. Eine Überprüfung der möglicherweise von diesen Fundorten vorhandenen Belege erfolgt im Rahmen des landesweiten Artenmonitorings und ist noch nicht abgeschlossen. Es ist einzuschätzen, dass D. viride seit jeher in Mecklenburg-Vorpommern selten war und auch gegenwärtig sehr selten ist. Die Anzahl bekannter bestehender Fundorte (Wodargsche Forst bei Altentreptow, NSG Wüste und Glase bei Schloss Grubenhagen, Panschenhäger Forst nördlich Waren) war nie so hoch wie heute. Die Vorkommen im Panschenhäger Forst sind mit ca. 30 besiedelten Strukturen (Findlinge) an bisher 3 Teilflächen die größten beobachteten Populationen in Mecklenburg-Vorpommern. Die Bestände sind überwiegend vital. Nur etwa 5 % sind, vermutlich altersbedingt oder durch zeitweise Laubüberdeckung, absterbend. Da die Vorkommen in regulär forstwirtschaftlich genutzten Wäldern liegen, sind sie durch forstliche Eingriffe potentiell gefährdet. Im NSG Wüste und Glase bei Klein Luckow kann bisher ein Vorkommen mit besiedelten Steinen bestätigt werden. Zusätzlich wurde ein neuer, kleiner Bestand an einem Stein gefunden. Die Bestände der Population sind überwiegend vital. Nur etwa 5 % sind, vermutlich altersbedingt, absterbend. In der Umgebung findet keinerlei Nutzung statt. Die Bestände sind derzeit nicht gefährdet. Der Bestand in der der Wodargschen Forst auf einem großen Findling ist seit dem letzten Aufsuchen im Rückstand begriffen, wobei die Ursachen nicht bekannt sind. Da das Vorkommen in einem regulär forstwirtschaftlich genutzten Wald liegt, ist es durch forstliche Eingriffe potentiell gefährdet. Das erstmalig 1992 in den Ruhner Bergen bei Parchim aufgefundene Vorkommen von D. viride konnte bereits 2005 nicht mehr bestätigt werden, da es durch mehrfache Umlagerung des besiedelten Steines bei forstwirtschaftlichen Maßnahmen zerstört wurde (HAHNE 2009). Es ist festzustellen, dass nur ein sehr geringer Prozentsatz der geeignet erscheinenden Standorte besiedelt wird. Eine Nachsuche verschollener Funde sowie geeigneter Standorte ist jedoch aussichtsreich (vgl. Tab. 1). DBF FUNDORT/Gebiet Status 2008/09 LK Nationale FFH-Gebiet Naturlandschaft DV 01 E Ruhner Berge erloschen PCH LSG Ruhner Berge DE DV 02 Wodargsche Forst rezent DEM LSG Tollenseetal DE DV 03 Glase 1 rezent MÜR NSG DE DV 04 V Glase 2 verschollen MÜR Wüste und Glase, DE DV 05 Panschenhäger Forst 1 rezent MÜR NP und LSG DE DV 06 Panschenhäger Forst 2 rezent MÜR Mecklenburgische DE DV 07 Panschenhäger Forst 3 rezent MÜR Schweiz und DE Kummerower See - Röggeliner Holz Nord NWM LSG Schaalseelandschaft DE Testorfer Wald nicht geeignet LWL LSG Schaalseelandschaft DE Tüzer Wald bei DEM - - Stavenhagen - Wald südlich von potentiell DEM - - Ritzerow geeignet, Nachsuche empfohlen - Buschmühler Wald potentiell DEM LSG Augrabental tlw. DE geeignet, aber Gebiet zu klein? - Grammentiner Forst nicht geeignet DEM - DE Tab. 1: Rezente, erloschene bzw. verschollene Vorkommen von Dicranum viride sowie auf Vorkommen von D. viride untersuchte Gebiete in M-V (HAHNE 2010, E = Erloschen, V = Verschollen, DBF = Dauerbeobachtungsfläche im Monitoring, NP = Naturpark, LSG = Landschaftsschutzgebiet, FFH-Gebiet = FFH-Gebietsnummer) 1 Für Mecklenburg Vorpommern wird aktuell als Gefährdungsstatus G = Gefährdung unbekannten Ausmaßes und der Bestandstrend als unbekannt eingeschätzt (BERG, LINKE & WIEHLE 2009), die vorherige Fassung der Roten Liste (BERG & WIEHLE 1992) weist sie noch als 0 (ausgestorben bzw. verschollen) aus. 3
4 Gefährdungsursachen Als Hauptgefährdung für die Wuchsorte von D. viride sind forstwirtschaftliche Maßnahmen anzusehen: Auflichtung des Kronendaches durch Bewirtschaftungsmaßnahmen, dadurch Veränderung des Mikroklimas und Absenkung der Luftfeuchtigkeit Zerschneidungen oder Wirtschaftsmaßnahmen in der Nachbarschaft von Wuchsorten, dadurch Beeinträchtigung des Waldinnenklimas Umlegen, Überfahren oder Entfernen bewachsener Steine im Zuge waldbaulicher Maßnahmen (Ursache für das Erlöschen des Fundortes Ruhner Berge) Entfernen von bewachsenen Bäumen Einbringen gesellschaftsfremder Baumarten vor allem alle Nadelhölzer Die Umlagerung oder die illegale Entnahme bewachsener Steine (beispielsweise zu Bauzwecken) besiedelter Steine oder Bäume führt direkt zum Erlöschen einer Population bzw. ihrer Teile. Im LSG Ruhner Berge hat das Verrücken des Trägerfindlings zum Verschwinden des Vorkommens geführt. Auf eine mögliche Gefährdung durch saure Immissionen machen DÜLL & MEINUNGER (1989) aufmerksam. Für Mecklenburg-Vorpommern können zusätzlich eutrophierende Immissionen relevant sein. Das stellenweise am Standort Panschenhäger Forst erkennbare Einwachsen der Art durch Hypnum cupressiforme hat möglicherweise seine Ursache in derartigen Immissionen. Maßnahmen Alle derzeit noch bekannten Vorkommen des Grünen Besenmooses bedürfen eines konsequenten Schutzes. Gemeinsam mit dem Waldeigentümer oder -bewirtschafter sollte die forstliche Bewirtschaftung geregelt werden. Dabei müssen folgende Prämissen beachtet werden: keine forstlichen Maßnahmen am unmittelbaren Wuchsort, Erhalt des Altbestandes mit geschlossenem Kronendach sowie, soweit vorhanden, des Anteils von Esche und Ahorn im Umfeld der Vorkommen höchstens Entnahme von Einzelbäumen, Erhalt des Waldinnenklimas ausschließlich Naturverjüngung im Umfeld der Vorkommen Sicherung und Schutz aller Findlinge eines Vorkommensgebietes, unabhängig von ihrer aktuellen Besiedlung, als potentielle Wuchsorte des Grünen Besenmooses, keine Lageveränderung im Zuge von Bewirtschaftungsmaßnahmen Schutz von Blockfeldern und Findlingen in allen Wäldern, die eine potentielle Eignung aufweisen Naturschutzrechtliche Sicherung aller bekannten Wuchsorte als NSG/FND/GLB oder Schutzwald gemäß LWaldG. Alternativ ist ggf. die eigentumsrechtliche Sicherung anzustreben (z. Z. für die meisten Vorkommen im NSG Wüste und Glase gegeben). Erfassungsmethoden und Monitoring Die Erfassung der Vorkommen sollte nur durch Spezialisten erfolgen, um häufige Probenahmen und die damit verbundenen Beeinträchtigung zu minimieren. Die Erfassungsmethodik richtet sich nach WEDDELING et al. (2001) und wurde zur Anwendung auf die hiesigen kleineren Vorkommen und die andere Standortszuordnung verändert. Sofern die Art auch in Mecklenburg-Vorpommern epiphytisch bzw. an anderen Standorten gefunden wird, ist die Erfassungsmethodik entsprechend anzupassen. Als Untersuchungsflächen werden ca. 1 ha große Areale innerhalb der Laubwälder abgegrenzt, die Vorkommen von Findlingen und eine Eignung zur Ausprägung einer leicht überdurchschnittlichen Luftfeuchte aufgrund von Reliefeigenschaften oder des Vorhandenseins von (Fließ-) Gewässern im betrachteten Raum aufweisen. Maßstab für die Ermittlung der Populationsgröße ist die Erfassung der Anzahl besetzter Trägerstrukturen in der Probefläche. Ergänzend wird in kleinen Vorkommen (weniger als 5 besetzte Steine) die Größe der Polster pro Stein ermittelt und als Durchschnittsfläche angegeben. Untersucht wird je Untersuchungsfläche eine Auswahl der am meisten geeigneten Findlinge. Dabei sollen mindestens 50 % der in der Probefläche vorhandenen Findlinge untersucht werden, maximal jedoch 100 Steine. Mittels eines Zählgerätes kann zusätzlich die Gesamtzahl untersuchter Findlinge dokumentiert und der Anteil besetzter Steine bestimmt werden, was eine Vergleichbarkeit verschiedener Standorte mit unterschiedlicher Bestandsdichte 4
5 ermöglicht. Bei kleinen Vorkommen sollte die Lage der bewachsenen Steine unter Bezug auf markante Punkte im Gelände eingemessen oder die Lage mit GPS erfasst werden. Bei größeren Vorkommen sollte der Umriss der besiedelten Fläche ähnlich gemessen oder mit GPS als Polygon erfasst werden. Eine Fotodokumentation der Standorte/Steine erscheint zweckmäßig. Zur Kennzeichnung der Habitatqualität werden die Parameter Nadelholzanteil, Luftfeuchte (als Aggregation aus Kronenschlussgrad und Reliefstrukturen bzw. Nähe zu Fließgewässern) sowie Anzahl besiedelbarer Strukturen ermittelt. Letzteres Merkmal ist zwar, so lange nur epilithische Funde vorliegen, ein nicht beeinflussbares Merkmal ( Stammeigenschaft ), soll jedoch Auskunft über die potentielle Eignung eines Standortes zum Aufbau einer individuenstarken Population geben. In die Abschlussbewertung sollte es wegen der Unbeeinflussbarkeit nur nachrangig eingehen. Das Monitoring sollte im Abstand von zwei Jahren erfolgen, zumindest solange noch wenig zur Stabilität der Vorkommen bekannt ist und der Vollzug des Schutzes noch nicht gesichert ist. Jährlich sollte geprüft werden, ob Pflege bzw. Nutzung fachgerecht erfolgt sind. Kenntnisstand und Forschungsbedarf Voraussetzung für ein notwendiges Artenschutzprogramm Mecklenburg-Vorpommerns ist eine aktuelle Bestandserfassung. Hierzu sollten zunächst alle bislang bekannten Angaben überprüft werden. Da mit weiteren Nachweisen der Art zu rechnen ist, sollte vor allem in blockreichen Buchenwäldern mit Esche und Berg-Ahorn sowie in bachbegleitenden Laubwäldern an Steinen auf die Art geachtet werden. Zur Klärung des historischen Vorkommens sind ggf. vorhandene alte Herbarbelege zu sichten. Forschungsbedarf besteht hinsichtlich der Besiedlung von Borken- oder Totholz-Standorten auch unter unseren Bedingungen. Die Dynamik der Besiedlung, Etablierung und ggf. dem Vergehen der Moospolster auf den Findlingen sollte einschließlich des Konkurrenzverhaltens des Grünen Besenmooses gegenüber anderen Moosarten durch Dauerflächenuntersuchungen erfasst werden, um hieraus Kenntnisse für die Stabilität der Gesamtpopulation abzuleiten. Eine besondere Fragestellung ist das Verhalten der Art gegenüber dem sehr nahe verwandten Dicranum fulvum. Beide Arten kommen im Panschenhäger Forst nebeneinander vor. Verbreitungskarte Quelle: Nationaler Bericht der FFH-Arten 5
6 Verbreitungsgebiete der Pflanzen- und Tierarten der FFH-Richtlinie 1381 Dicranum viride (Grünes Besenmoos) Stand: Oktober 2007 Legende Range der Art Biogeogr. Region Flüsse Deutschland Bundesländer MTB-Gitter km
7 Bundesweite Vorgaben zum Monitoring und Kriterien für die Bewertung des Erhaltungszustandes (nach PAN & ILÖK 2010; Bewertung des Erhaltungszustandes an die Spezifika der Wuchsorte in MV angepasst) Bezugsraum: Probefläche, 1 ha als Linientransekt von m bzw. 500 x 20 m oder Fläche Methode Populationsgröße: Zielgröße der Populationserfassung ist die Erfassung der Anzahl besetzter Trägerbäume bzw. andere Trägerstrukturen wie Findlinge/Blocksteine. Linientaxierung: die Länge des Transektes beträgt 0,5-1 km, die Korridorbreite m, die betrachtete Gesamtfläche beträgt in jedem Fall 1 ha, die Begehung muss nicht in gerader Linie erfolgen, die Länge und Lage der Wegstrecke muss aber in Karten dokumentiert werden. Methode Habitatqualität/ Beeinträchtigung: Erfassung habitatkennzeichnender Parameter wie Nadelholzanteil; Habitatstruktur als Anteil von der Baumart her geeigneter pot. Trägerbäume und deren Brusthöhendurchmesser (=BHD)-Verteilung; Bewirtschaftung (THIEL & PREUßING 2004, SAUER & PREUßING 2003) Erfassungsturnus: 1 Untersuchungsjahr pro Berichtszeitraum, 1 Durchgang pro Jahr Zustand der Population besiedelte Findlinge bzw. Strukturen im Erfassungsgebiet K1 bei kleinen Vorkommen mit < 5 besetzten Strukturen je Erfassungsfläche als Zusatzmerkmal mittlere Flächengröße der Polster je besetzter Struktur K2 Habitatqualität (bezogen auf Erfassungsfläche) Grünes Besenmoos Dicranum viride A B C (hervorragend) (gut) (mittel bis schlecht) > > 100 cm² cm² < 30 cm² A (hervorragend) B (gut) C (mittel bis schlecht) Nadelholzanteil K3 < 5 % 5-10 % > 10 % Luftfeuchtigkeit im Bestand K4 dauerhaft gesichert aktuell gesichert nicht dauerhaft gegeben Anzahl besiedelbarer Strukturen (Findlinge und Steine, nur wenn Besiedlung anderer Strukturen gefunden wird, sind auch diese > < 10 mitzuzählen) Beeinträchtigungen K5 A (hervorragend) B (gut) forstliche Bewirtschaftung K6 keine kleinflächige Bewirtschaftung (Eingriffsflächen < 0,2 ha), Rückegassensystem ohne Beeinträchtigung der Findlinge Zerschneidung K7 waldfreie Flächen oder erhebliche Zerschneidungen > 0,5 km entfernt erhöhte Immission, Gefährdung der Art durch zwischenartliche Konkurrenz K8 Zu Verlusten oder zur Beeinträchtigung führende Störungen, z.b. bei forstlichen Maßnahmen. Geht nur in die Bewertung ein, wenn Erhaltungszustand C festgestellt wird K9 Keine Versauerung oder Eutrophierung erkennbar waldfreie Flächen oder erhebliche Zerschneidungen 0,1-0,5 km entfernt Keine Versauerung oder Eutrophierung erkennbar C (mittel bis schlecht) großflächige forstliche Eingriffe (> 0,2 ha) flächige Befahrung nicht ausgeschlossen waldfreie Flächen oder erhebliche Zerschneidungen < 0,1 km entfernt erkennbar erhöhte Immission (reduzierter Bewuchs mit epiphytischen Moosen/ Flechten im Umfeld der Erfassungsfläche, Beeinträchtigung durch konkurrenzkräftige eutraphente Arten) (keine Störungen) (keine Störungen) Zu Verlusten oder zur Beeinträchtigung führende Störungen wie z.b. Verschieben, Umwälzen, Überfahren von Steinen, Steinentnahmen, Überdecken von Wuchsorten mit Ästen, Streu o.ä. innerhalb oder im Umfeld der Erfassungsfläche 7
8 Literatur: BERG, C. & WIEHLE, W. (1992): Rote Liste der gefährdeten Moose Mecklenburg-Vorpommerns. - Hrsg. Umweltministerium Mecklenburg-Vorpommern, Schwerin, 48 S. BERG, C., Linke C. & WIEHLE, W. (2010): Rote Liste der Moose (Bryophyta) Mecklenburg-Vorpommerns - 2. Fassung, Stand: November Schwerin, 62 S. DÜLL, R. & MEINUNGER, L. (1989): Deutschlands Moose. Die Verbreitung der deutschen Moose in der BR Deutschland und in der DDR, ihre Höhenverbreitung, ihre Arealtypen, sowie Angaben zum Rückgang der Arten. 1. Teil. Anthocerotae, Marchantiatae. Bryatae: Sphagnidae, Andreaeidae, Bryidae: Tetraphidales - Pottiales.- Bad Münstereifel-Ohlerath (IDH-Verl.), 368 S. ELVERS, R. (1964): Beitrag zur Moosflora des Gebietes um Schwerin. - Staatsexamens-Arb. Univ. Rostock. FISCH, J. (1880): Zur Laubmoosflora der Umgebung von Rostock. - Arch. Ver. Freunde Naturgesch. Mecklenburg 34: HAHNE, K. (2009): FFH-Artenmonitoring Moose im Rahmen des landeseiten Monitoringprogrammes Mecklenburg-Vorpommern - Dicranum viride und Hamatocaulis vernicosus Jahresbericht unveröffentl. Bericht im Auftrag des LUNG Güstrow. Neu Poserin/Sandhof, 12 S. HAHNE, K. (2010): FFH-Artenmonitoring Moose im Rahmen des landeseiten Monitoringprogrammes Mecklenburg-Vorpommern - Dicranum viride und Hamatocaulis vernicosus Jahresbericht unveröffentl. Bericht im Auftrag des LUNG Güstrow. Neu Poserin/Sandhof, 21 S. HACHTEL, M., LUDWIG, G. & K. WEDDELING (2003): Dicranum viride (SULL. & LESQ.) LINDB. - In: PETERSEN, B., ELLWANGER, G., SSYMANK, A., BOYE, P., BLESS, R., HAUKE, U., LUDWIG, G., PRETSCHER, P. & SCHRÖDER, E. (Bearb.): Das europäische Schutzgebietssystem Natura Ökologie und Verbreitung von Arten der FFH-Richtlinie in Deutschland. - Schriftenreihe für Landschaftspflege und Naturschutz (Münster, Landwirtschaftsverlag), 69/1: JESCHKE, L. (1962): Die Flora des Naturschutzgebietes Ostufer der Müritz. - In: Beiträge zur Erforschung Mecklenburgischer Naturschutzgebiete, Greifswald 1: KRAUSE, E.H.L. (1921): Rostocker Moosflora inkl. Nachträge bis Ende des Jahres Rostock, 22 S. LINKE, C., RICHTER, T. & BERG, C. (1998): Neue und bemerkenswerte Moose aus Mecklenburg-Vorpommern (Teil 3).- Bot. Rundbr. Mecklenburg-Vorpommern, 32: LUDWIG, G., DÜLL, R., PHILIPPI, G., AHRENS, M., CASPARI, S., KOPERSKI, M., LÜTT, S., SCHULZ, F. & SCHWAB, G. (1996): Rote Liste der Moose (Anthocerophyta et Bryophyta) Deutschlands.- In: Ludwig, G. & M. Schnittler (Red.): Rote Liste der gefährdeten Pflanzen Deutschlands.- Schriftenreihe für Vegetationskunde (Hiltrup), 28: LUDWIG, G., WEDDELING, K. & WALENTOWSKI, H. (2006): 5 Moose (Bryophyta): Kriterien zur Bewertung des Erhaltungszustandes von Vorkommen des Grünen Besenmooses Dicranum viride (SULL. & LESQ.) LINDB In: SCHNITTER, P., EICHEN, C., ELLWANGER, G., NEUKIRCHEN, M. & SCHRÖDER, E. (Bearb.): Empfehlungen für die Erfassung und Bewertung von Arten als Basis für das Monitoring nach Artikel 11 und 17 der FFH-Richtlinie in Deutschland. Berichte des Landesamtes für Umweltschutz Sachsen-Anhalt (Halle), Sonderheft 2: MEINUNGER, L. & SCHRÖDER, W. (2007): Verbreitungsatlas der Moose Deutschlands. - Herausgegeben von O. DÜRHAMMER für die Regensburgische Botanische Gesellschaft, Bd. 2, Regensburg, 699 S. PAN & ILÖK 2010 (PLANUNGSBÜRO FÜR ANGEWANDTEN NATURSCHUTZ GMBH MÜNCHEN & INSTITUT FÜR LANDSCHAFTSÖKOLOGIE MÜNSTER, 2010): Bewertung des Erhaltungszustandes der Arten nach Anhang II und IV der Flora Fauna Habitat Richtlinie in Deutschland; Überarbeitete Bewertungsbögen der Bund Länder- Arbeitskreise als Grundlage für ein bundesweites FFH-Monitoring, Stand August Unveröff. Gutachten im Auftrag des BfN, FKZ RAEYMAEKERS, G. (1990): Lower plants: mosses and liverworts. - In: COUNCIL OF EUROPE - CONSEIL DE L'EUROPE (Hrsg.): Convention on the conservation of European wildlife and natural habitats. Revision of Appendix I. Non vascular plants. - Strasbourg (Mskr., [s. n.]): SAUER, M. (2000): Dicranaceae - Gabelzahnmoose. - In: NEBEL, M. & PHILIPPI, G. (2000) (Hrsg.): Die Moose Baden- Württembergs. Band 1 (Bryophytina I, Andreaeales bis Funariales).- Stuttgart (Ulmer): WEDDELING, K., LUDWIG, G. & HACHTEL, M. (2001): Moose.- In: FARTMANN, T., GUNNEMANN, H., SALM, P. & SCHRÖDER, E. (Hrsg.): Berichtspflichten in Natura-2000-Gebieten. Empfehlungen zur Erfassung der Arten des Anhangs II und Charakterisierung der Lebensraumtypen des Anhangs I der FFH-Richtlinie. - Angewandte Landschaftsökologie (Münster, Landwirtschaftsverlag), 42: WIEHLE, W. (2009): Erfassung der Dicranum viride Vorkommen in M-V, unveröffentl. Bericht im Auftrag des LUNG. Waren. 8
9 Anschriften der Verfasser: Dipl.-Biol. Dr. Wolfgang Wiehle An der Feisneck 11A Waren Dipl.-Biol. Christoph Linke Am alten Bahndamm Kargow uc.linke@t-online.de Dipl.-Math. Volker Wachlin I.L.N. Greifswald Institut für Landschaftsökologie und Naturschutz Am St. Georgsfeld Greifswald volker.wachlin@iln-greifswald Dipl.-Biol. Katja Hahne Waldstr Neu Poserin OT Sandhof katjahahne@gmx.net Verantwortliche Bearbeiterin im LUNG: Dipl.-Biologin Anja Abdank Tel.: anja.abdank@lung.mv-regierung.de 9
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