Referat: Bindung und Eltern Kind Interaktion 1, Teil 1 3

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1 Referat: Bindung und Eltern Kind Interaktion 1, Teil 1 3 Referenten: Dinah Konnerth, Regina Lanz, Bastian Steinbauer Vertiefungsseminar Entwicklungspsychologie WS 10/ Teil 1: Einführung 1.1 Definition Bindung: Emotionale Beziehung zu einer bestimmten Person, die räumlich und zeitlich Bestand hat. 1.2 Bindungstheorie nach Bowlby Entwicklung einer sicheren Bindung zwischen Kleinkind und primärer Bezugsperson ist Grundlage für die Fähigkeit, stabile und intime soziale Beziehungen im Erwachsenenalter aufrecht zu erhalten Bowlby: kompetenzmotiviertes Kleinkind enge Beziehung als sichere Basis Sichere Basis: Gefühl von Sicherheit bei Anwesenheit der Bezugsperson Möglichkeit zur Umweltexploration Kompetenzgewinn Wurzeln der Bindungsentstehung nach Bowlby in Evolution Entwicklung und Qualität der Bindung erfahrungsabhängig 1.3 Bindungsverhalten Definition: Attachment Behaviour ist jede Art von Verhalten, welche die Nähe zu einem Versorger herstellt oder aufrechterhält (Bowlby) Saugen Anklammern Schreien und Weinen Nachfolgen Lächeln und Lachen 1.4 Bindungsphasen 1. Vorphase der Bindung (Geburt bis 6 Wochen) 2. Entstehende Bindung (6 Wochen bis 6 8 Monate) 3. Ausgeprägte Bindung (6 8 Monate bis 1,5 2 Jahre) 4. Reziproke Beziehung (ab 1,5 2 Jahren) 1.5 Inneres Arbeitsmodell Vereinfachte Form einer mentalen Bindungsrepräsentation. Modelle kann man mental arbeiten lassen: aktuelle Ereignisse bewerten und interpretieren zwischen verschiedenen Handlungsalternativen auswählen (Selbstregulation) Erfahrungen für die Zukunft bilden Annahme: Die erworbenen Modelle beeinflussen die späteren sozialen Beziehungen.

2 1.6 Bindungstypen 1. B Kinder: sicher gebunden 2. A Kinder: unsicher vermeidend gebunden 3. C Kinder: unsicher ambivalent gebunden 4. D Kinder: desorganisiert desorientiert gebunden 1.7 Studie: Bindungsaufbau bei sehr Frühgeborenen 1. Sehr Frühgeborene signifikant öfter desorganisiert desorientiert gebunden 2. Ursache liegt nicht in Fürsorglichkeit der Bezugsperson 3. Korrelation der desorientierten Bindung mit Entwicklungsstörungen und kognitiven Defiziten bei sehr Frühgeborenen 4. Ursachen für desorientierte Bindung sehr vielseitig Kritik: FST nicht unbedingt auch für Frühgeborene geeignet Teil 2: Diagnoseverfahren in der mittleren Kindheit Beobachtungsverfahren: 1. Cassidy Marvin System 2. Crittenden System for Preschool Assessment of Attachment (PAA) 3. Main Cassidy Attachment Classification System Sonderform: 4. Attachment Q Set Projektive Verfahren: 5. Narrative Picture Assessments and Play Therapy Enactment 6. Separation Anxiety Test 7. Attachment Story Completion Task (ASCT) Studie: Attachment in Institutionalized and Community Children in Romania Autoren: Charles H. Zeanah, Anna T. Smyke, and Sebastian F. Koga; Tulane University Health Sciences Center Elizabeth Carlson; University of Minnesota Allgemein: Untersuchung von Kindern (12 31 Monate alt), die in Bukarest in Kinderheimen wohnen im Vergleich mit Kindern, die zu Hause wohnen Hypothese: Heimkinder zeigen Bindungsstörungen Klinisches Syndrom: RAD (Reactive Attachment Disorder) Hypothesen:

3 1: Mehr Heimkinder haben RAD als Zuhause Kinder 2: Man kann bei Heimkindern Bindungs Verhaltensmuster feststellen, die anzeigen, dass sie zu einem Erzieher eine besonderere Bindung aufgebaut haben 3: Unter Heimkindern finden sich vermehrt desorganisiert gebundene Kinder 4: Es gibt eine Übereinstimmung zwischen der Bindungsklassifikation eines jeden Kindes und einer Angabe zur RAD eines Kindes seitens des Erziehers 5: Die Qualität der Erziehung und Pflege steht in direktem Zusammenhang mit dem Bindungstyp und der RAD eines Kindes 6:Kognitionslevel und wahrgenommene Kompetenz des Kindes erklären nicht die Bindungsart eines Kindes in einem Heim Methoden: Teilnehmer: 2 Gruppen Gruppe 1: 95 Kinder (aus einem Heim) Gruppe 2: 50 Kinder (mit Eltern wohnend) Einteilung der Kinder nach Beobachtung in die vier Gruppen: sicher gebunden, unsichervermeidend, unsicher ambivalent, desorganisiert Einschätzung, des RAD Grades mit Hilfe des Disturbances of Attachment Interview Ergebnisse: Heimkinder zeigen einen höheren Level von beiden Typen von RAD Bindungstyp: 22% der Heimkinder sind organisiert gebunden vs. 78% der zu Hause lebenden Kinder 13% der Heimkinder sind unklassifizierbar Nur Heimkinder erhalten Ratings kleiner als 5 Die Tatsache, eine organisierte Bindung zu haben, ist nicht signifikant damit verbunden, ob die Erzieher/Eltern ein Vorhandensein von RAD festgestellt haben Kinder, die man einem Bindungstyp zuordnen konnte, haben durchschnittlich die gleiche Menge an Pflege und Aufmerksamkeit bekommen, während unklassifizierbare Kinder schlechter betreut wurden.

4 Es gibt keinen Zusammenhang zwischen dem Kognitionslevel eines Kindes und der Art des Bindungstyps, den sie zeigen. Teil 3: Bindungsdiagnostik bei Jugendlichen und Erwachsenen 1. Diagnose mit dem Adult Attachment Interview Interview entwickelt von George, Kaplan und Main Kodierungs und Klassifikationssystem entwickelt von Main und Goldwyn 20 Fragen in festgelegter Reihenfolge (halbstrukturiertes Interview) Erfassung der Verarbeitung und Bewertung von Bindungserfahrungen in der Kindheit mentaler Verarbeitungsstand von Bindungserfahrung Kodierung und Klassifizierung anhand eines Wort für Wort Transkriptes Abbildung von Kindheitserfahrung auf Ratingskalen Abbildung des mentalen Verarbeitungszustand auf Ratingskalen Klassifikation der Bindungsform Besondere Bedeutung der Kohärenz des Transkriptes beurteilt anhand der Konversationsmaximen nach Grice: Maximen der Quantität, Qualität, Relevanz und Modalität 2. Bindungstypen bei Erwachsenen Sicher, autonom: gute, lebhafte Erinnerungen und hohe Werte bei Kohärenz des Transkriptes Unsicher distanzierend: schlechte Erinnerung und hohe Werte auf Idealisierungsskala; Abwertung von Bindung Unsicher präokkupiert: anhaltende emotionale Verwicklung mit Bezugsperson; hohe Werte bei Ärgerskala und bei Passivität Unverarbeitet: sprachliche Auffälligkeiten; irrationale und ängstliche Schilderung früher Verluste von Bezugspersonen oder Traumata 3. Intergenerationaler Zusammenhang Bindungsverhalten Bezugsperson autonom, sicher unsicher distanzierend Bindungsverhalten Kleinkind sicher unsicher vermeidend

5 unsicher präokkupiert unverarbeiteter Bindungsstatus unsicher ambivalent desorientiert/ desorganisiert 4. Kontinuität von Bindung in Bezug auf Bindungstypen und partnerschaftlichen Bindungsstil Studie von Neumann (2003): Die Paarbeziehung Erwachsener und Erinnerung an die Eltern Kind Beziehung Eine Untersuchung zur Kontinuität von Bindung Hypothese: Liebevolle Betreuung Vertrauen Offenheit neue glückliche Beziehungen Ablehnung/ Vernachlässigung Misstrauen Scheitern von Beziehungen Methode: Erfassung des Bindungstyps mit modifizierter Version des Adult Attachment Interviews - Erweitert um neue inhaltlichen Dimensionen Emotionale Akzeptanz, Zeit, kindgerechtes Eingehen, körperliche Zuwendung - Erweiterung um sprachliche Dimension Emotionale Offenheit Erfassung des partnerschaftlichen Bindungsstils mit Bindungsfragebogen: Messen der zwei Dimensionen Angst und Vermeidung Ergebnisse: 1. Kein signifikanter Zusammenhang zwischen Repräsentation der Eltern Kind Bindung und partnerschaftlichem Bindungsstil keine Aussagen über Paarbeziehungen aufgrund von Bindungstyp möglich 2.Kein signifikanter Zusammenhang mit kindgerechtem Eingehen und mit dem Kind verbrachte Zeit Aber: negativer Zusammenhang zwischen den Dimensionen Vermeidung und emotionaler Akzeptanz der Mutter Erinnerung an emotionale Basis wichtig Gefühl als Kind geliebt geworden zu sein förderlich für Partnerschaft 3.Negativer signifikanter Zusammenhang zwischen emotionaler Offenheit und Angst sowie zwischen emotionaler Offenheit und Vermeidung

6 positive Auswirkung von emotionaler Offenheit in Partnerschaft Fazit: Insgesamt zeigt sich trotz einiger Zusammenhänge bei bestimmten Dimensionen eine tendenzielle Diskontinuität in der Bindung. Paarbindung ist stark geprägt von gegenwartsbezogenen Einflüssen und dem (freien?) Willen der Person. Literaturhinweise: Neumann, E. (2002). Die Paarbeziehung Erwachsener und Erinnerung an die Eltern Kind Beziehung Eine Untersuchung zur Kontinuität on Bindung.Zeitschrift für Familienforschung. 14.Jahrg. (3), S