Kartierung der Landschaft und des Kulturerbes in der Watternmeerregion (LANCEWAD)
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- Silvia Martin
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1 Kartierung der Landschaft und des Kulturerbes in der Watternmeerregion (LANCEWAD) (Interreg IIC North Sea Programme) EINLEITUNG Das Wattenmeer stellt einen so unersetzlichen Naturraum da, dass er seit Jahrzehnten über nationale und internationale Schutzvereinbarungen bewahrt und gesichert wird. Schutz- und Erhaltungsmaßnahmen sind durch Nationalparkgesetzte, Ausweisungen von Feuchtgebieten (Ramsar-Konvention) und Ernennung wichtiger Vogelschutzgebiete (EU Vogelschutz-Richtlinien, Fauna-Flora-Habitat Richtlinie) durchgeführt worden. Um das Wattenmeer als Ganzes zu schützen, koordinieren die drei Wattenmeeranrainerstaaten Dänemark, Deutschland und die Niederlanden seit den achtziger Jahren ihre Aktivitäten. Aus dieser immer noch laufenden Kooperation entstand 1987 das Gemeinsame Wattenmeersekretariat. Bis in den Anfang der neunziger Jahre standen bei den trilateralen Bemühungen zum Schutz des Wattenmeeres Natur und Umwelt im Vordergrund, bis sich die Erkenntnis durchsetzte, dass die Küste und das dazugehörige Binnenland ein eng verbundenes Gebiet darstellt, das neben der zu schützenden Natur auch eine wertvolle Kulturlandschaft beinhaltet. Das Bild und die Kontur der heutigen Küstenlandschaft ist das Ergebnis einer jahrhundertlangen Auseinandersetzung zwischen Naturkräften und menschlichen Aktivitäten. Während zu Beginn der Besiedlung der Wattenmeerregion Wind und Wasser die Grenzen zum Land bestimmten, wurde mit zunehmender Besiedlungsdichte und effizienteren Schutzmassnahmen die Küstenlinie durch die Bewohner der Region geprägt. Während seewärts Watten, Inseln und Meer die Landschaft formen, sind es binnendeichs Polder, Marschen und Moore, die sich bis zu den pleistozänen Geestrücken als Grenze der Küstenregion erstrecken.
2 Das Landschaftsbild und das kulturelle Erbe mit seinen Zeugnissen der Vergangenheit trägt zu einem wesentlichen Teil zur Identität seiner Bewohner bei. Die Anziehungskraft dieser Landschaft für Besucher und die Qualität der Böden für die Landwirtschaft bilden die ökonomischen Grundlage der Bewohner der Wattenmeerregion. Daher kann für die künftige soziale und ökonomische Entwicklung nur ein sehr ausgewogener und vorsichtiger Umgang mit dem Kulturerbe und den typischen Wattenmeerregion Landschaftsbildern sicherstellen, dass das enorme Potential dieser Region auch für die Zukunft sichergestellt und zur Verfügung steht. Der Tatsache des kulturellen Erbes und der einzigartigen Kulturlandschaft der Wattenmeerregion wurde in der Zustimmung des Wattenmeerplanes auf der 8. Trilateralen Wattenmeerkonferenz 1997 Rechnung getragen, indem einem Projekt zugestimmt wurde, das die Bestandsaufnahme der landschaftlichen Merkmale und der Kulturgüter, eine Bewertung der Qualität des Kulturerbes und die Entwicklung von Vorschlägen zum nachhaltigen Umgang mit Landschaft und Kulturgut zum Inhalt hat. ORGANISATION Die zur Umsetzung des Projektes gegründete trilaterale Arbeitsgruppe WADCULT reichte Anfang 1999 beim EU Interreg IIC Sekretariat einen gemeinsamen Arbeitsplan ein, der die Grundlage eines Antrages auf ein teilfinanziertes Projekte mit Mitteln aus dem North Sea Programme darstellte. Dem Projekt LANCEWAD (Landscape and Cultural Heritage of the Wadden Sea Area) wurde Mitte 1999 inhaltlich zugestimmt und dann Ende 1999 auch die beantragten finanziellen Mittel zugesprochen. Partner des Projektes sind Ministerien, Institute und Museen der drei 2
3 beteiligten Länder. Leadpartner ist das Common Wadden Sea Secretariat (CWSS). Seit Projektbeginn agiert WADCULT als Steuergruppe des Projektes. TRILATERAL WADDEN SEA COOPERATION (TWG) / WADDEN SEA CONFERENCE W A D C U L T (Steering Group) Denmark Schleswig-Holstein CWSS Niedersachsen The Netherlands Partner 2 The National Forest and Nature Agency Partner 3 Forschungs u. Technologiezentrum Westküste (FTZ-Büsum) Lead Partner Common Wadden Sea Secretariat (CWSS) Partner 4 Bezirksregierung Lüneburg Partner 5 Minstry of Agriculture, Nature Management and Fisheries (LNV) National Coordinator The National Forest and Nature Agency Project Team (Implementation, Coordination, Products) National Coordinator FTZ Trilateral Coordinator CWSS National Coordinator Bezirksregierung Lüneburg National Coordinator LNV GIS (regional organized in cooperation with national coordinators) Support Further partners: Museums of Haderslev, Tønder, Varde, Esbjerg Fiskeri- og Søfarts Muset The National Museum, Antikvarisk Samling Ribe, Counties of Southern Jutland and Ribe Further partners: Ministerium f. ländliche Räume, Archäologisches Landesamt, Landesamt f. Denkmalspflege, Nordfriisk Instituut, Verein für Dithmarscher Landeskunst, Eiderstedter Heimatbund, MBWK, KM Further partners: Landesverwaltungsamt: Institut für Denkmalspflege, Bezirksregierung Weser-Ems, Nds. Inst. f. historische Küstenforschung, Ostfriesische Landschaft in Aurich, Natureum in Balje, Landkreise, Städte Further partners: Provinces of Friesland, Groningen and Noordholland, State Service for Archaeological Investigations (ROB), State Service for Preservation of Monuments and Historic Buildings (RDMZ) Die trilaterale Arbeitsgruppe des Projektes, auch Projektteam genannt, setzt sich aus einem trilateralen Koordinator, der beim CWSS eingebunden ist und vier Koordinatoren nationaler Arbeitsgruppen aus Dänemark, Schleswig-Holstein, Niedersachsen und den Niederlanden zusammen. Aufgabe der nationalen Koordinatoren ist die Zusammenarbeit der beteiligten Institute zu garantieren, die benötigten Informationen zu besorgen und eventuelle Probleme auf der regionalen Ebene des Projektes zu lösen. Zu den nationalen Arbeitsgruppen gehören ebenfalls GIS Experten, die für die nationale Kartierung und Aufbereitung der vorhandenen Daten zuständig sind. 3
4 GEMEINSAMER ARBEITSPLAN Der von WADCULT bis April 1999 entwickelte gemeinsame Arbeitsplan setzt sich aus drei aufeinanderfolgenden aber sich überschneidenden Hauptphasen und einer von Anfang bis Ende begleitenden Arbeitseinheit zusammen. Phase 1 Als Basis für die gesamte Projektarbeit soll eine Beschreibung und Charakterisierung der Wattenmeerregion erfolgen. Dabei soll der europäische Kontext nicht außer acht gelassen werden. Eine Beschreibung der geschichtlichen Entwicklung und der Ableitung der daraus entstandenen spezifischen Landschaftsbilder und des kulturellen Erbes für Inseln, Festland und Wattenmeer ermöglicht die Einteilung in Unterregionen und liefert gleichzeitig die notwendigen Informationen für eine Liste typischer Elemente und Themen, die in den folgenden Phasen die Grundlage für eine Beurteilung der Kulturgüter und Landschaften der einzelnen Regionen hergeben. Phase 2 Nach der Charakterisierung und der Beschreibung der Wattenmeerregion wurde eine sehr einfache Strukturierung der geomorphologischen Verhältnisse und der menschlichen Aktivitäten und Einflüsse in der Wattenmeerregion vorgenommen. LANCEWAD - basis structure for mapping natural characteristics geomorphology -division of the landscapecultural characteristics -human activity/influence- rural settlements watermanagement and coastal protection trade/craft institutions, society tourism dwelling mounds, villages characteristic old field systems agrarian buildings dykes, ditches, sluices, land reclamation, wheels/potholes/pools pumping stations and polder mills, freshwater ponds towns, skipper-communities, fishery and hunting, harbours, places of craft, industry and mining navigation, bridges, ferries, fords, canals, roads/routes/railways, mills, shipwrecks, places of trade and travel castles/manors, churches, monasteries, burial places, memorial sites, communal houses and other buildings, military objects hotels, tourist and recreational facilities time dimension Wadden Sea area -physical development- islands Wadden Sea marshland peatland (oscar) other significant and conspicuous aspects without relation (unforeseen elements) pleistocene ridges 4
5 Diese Struktur soll ein möglichst vollständiges Bild sowohl über das vorhandene Kulturgut als auch die landschaftsprägende Bedeutung der Landnutzung für die gesamte Wattenmeerregion abgeben können. Das Projekt nimmt nur Rücksicht auf die gegenwärtige Geomorphologie der Wattenmeerregion, die als Hintergrundinformation für die Kartierung und spätere Interpretation der menschlichen Aktivitäten dienen soll. Inseln, Wattenmeer, Marschen, Moor und Geest wurden als eine genügend differenzierende Landschaftsaufteilung definiert. Die wichtigsten menschlichen Aktivitäten wurden in die Themen Siedlungen, Wassermanagement und Küstenschutz, Handel und Handwerk, gesellschaftliche Institutionen, Tourismus und in einem Pool zusätzlicher, eher kleiner, aber doch signifikanter Themen aufgeteilt. Die Summe der Themen soll ein ausreichendes Bild und genügend auswertbare Informationen für eine Beurteilung des vorhandenen Kulturgutes und der typischen gesamten Wattenmeerlandschaft liefern. Um detailliertere Auswertungen und eine praktische Datenaufnahme in einem GIS zu ermöglichen, wurden die einzelnen Themen in diskrete Elemente zerlegt, die immer eindeutig ihrem Thema zugeordnet sind. Die Elemente bilden die Basis der Datenerhebung und der späteren Bewertung. Für das Thema Ländliche Siedlungen z.b. wurden die Elemente Warft, Dorf, landwirtschaftliche Gebäude und charakteristische Feldaufteilung gewählt. Die Auswahl der Elemente der Themen erfolgte über Kriterien, wie spezifische Aussagekraft, Kontext zu anderen Elementen, Einzigartigkeit und Eigentümlichkeit. Hallig Oland 5
6 Um ein möglichst konsistentes Bild der Themen zueinander und der Elemente untereinander zu erhalten, werden in der Datenerhebung des GIS neben der geographischen Erfassung den individuellen Objekten eines Elementes Attributdaten (Sachdaten) erhoben, die für eine differenziertere Aussage zum Status, der Verteilung und Bewertung der Kulturgüter und Landschaftsbilder benötigt werden. Die Attribute beschreiben den Zustand jedes einzelnen Objektes eines Elementes und geben über eine kurze Metadatenbeschreibung Auskunft über den Ursprung der Daten. Mit den Attributen wird auch die zeitliche Dimension und damit ein relevanter Teil der historischen Bedeutung der individuellen Objekte und ihrer zugeordneten Elemente erfasst, wie z.b. Siedlungsgeschichte oder Landnahme. Liste der Attribute, die neben den geographischen Daten aufgenommen werden sollen: Bezeichnung: individueller Name, Ortsname, Kirchengemeinde Zeit: Ursprungsdatum, Zeitperiode Zustand: Kondition, Empfindlichkeit, historischer Wert, Seltenheit, Schutz Beschreibung: Kontext, allgemeine Bemerkung Metadaten: Quelle, Qualität, Copyright, Aufnahmedatum und Die Zusammenstellung der Kriterien, Themen und Elemente wurde trilateral abgesprochen und berücksichtigt regionale Besonderheiten. Die Kartierung dieser Elemente, bzw. das Zusammentragen bereits vorhandener Daten in ein gemeinsames trilaterales GIS ist die zentrale Aufgabe der zweiten Phase des Projektes. Neben technischen Problemen, dass die geographischen Daten unterschiedlichen Projektionen und Koordinatensystemen entstammen, ist auch mit unvollständigen, nicht vorhandenen und stark verstreuten Daten und mit nicht vergleichbaren Attribut- oder Sachdaten zu rechnen. Das Projekt Team wird zusammen mit den GIS Experten die Harmonisierung der Attributdaten soweit vorantreiben müssen, dass diese einerseits auf trilateraler Ebene vergleichbar, aber andererseits auch noch für die weitere Auswertung nützlich sind. Als Voraussetzung für diesen Schritt sollen nationale bzw. regionale Inventuren der vorhandenen geographischen Daten und Sachdaten den kleinsten gemeinsamen Nenner als Basis zur weiteren Harmonisierung bestimmen. Falls zusätzliche Sachdaten unbedingt für 6
7 eine weitere Bearbeitung und Bewertung der Elemente notwendig sind, sollen diese nach einer Kosten-Nutzenabschätzung vom Projekt selbst aufgenommen werden. Es ist vorgesehen ein GIS hauptsächlich zur Präsentation der aufgenommenen Elemente anhand ihrer geographischen Lage und Attribute für die weitere Bewertung durch Experten zu nutzen. Die Daten sollen aus den nationalen geographischen Informationssystemen an einen zentralen Punkt gesammelt und zwecks Qualitätskontrolle mit Erstellung von Karten und Feedback der Datenerheber auf Vollständigkeit, Plausibilität und Aussagekraft überprüft werden. Phase 3 Es wird angenommen das in jeder Region die Verteilung der Elemente bzw. Ausprägung der Themen und ihrer individuellen Objekte und die Integrität bezüglich ihres Kontextes untereinander verschieden sein wird. Das bedeutet, dass es höchstwahrscheinlich intakt erhaltene Landschaften oder Regionen mit typischen Kulturgütern und weniger intakte Regionen mit kaum oder keinen Kulturgütern geben wird. Diese Unterschiede sollen über die Kartierung und eine zusammenhängende Bewertung der Elemente sichtbar gemacht und in regionalen und trilateralen Karten dargestellt werden. Die dazu benötigten Bewertungskriterien sollen sowohl aus bereits national angewandten Kriterien, den Zielen des Wattenmeerplanes, den Richtlinien der UNESCO für die mögliche Nominierung einer Region als Weltkulturerbe abgeleitet als auch während der Projektlaufzeit entwickelt werden. Kriterien und Richtlinien Während des gesamten Projektdauer wird an gemeinsamen Kriterien und Richtlinien für ein Management der nachhaltigen Nutzung der Wattenmeerlandschaft und seiner Kulturgüter gearbeitet. In der ersten Phase soll eine trilaterale Inventarisierung Ähnlichkeiten und Unterschiede der rechtlichen Grundlagen, Planungsmittel, politischen Rahmenrichtlinien, Managementstrukturen und Verantwortlichkeiten in den drei Ländern feststellen. Während der folgenden Kartierungsphase werden die Ergebnisse der vorhergehenden Inventarisierung analysiert, um die relevanten Probleme und Lücken in Bezug auf Raumplanung, der begleitenden politischen Mittel hierzu und das eventuell vorhandene bereichübergreifende Management identifizieren und aufdecken zu können. 7
8 Um eine Beteiligung, eine möglichst gute Aufklärung und eine hohe Akzeptanz für die Umsetzung des Projektes bei den Einwohnern der Region zu erreichen, werden während der Laufzeit auf breiter Ebene Informationsbroschüren verteilt und regionale Veranstaltungen organisiert, die den Sinn und die Ziele des Projektes für die Bevölkerung deutlich machen sollen. Ergebnisse und Ziele des Projektes In Verbindung mit den Karten aus Phase drei, in der die Gesamtheit der kartierten Elemente und Themen und deren entsprechender Kontext bewertet werden und den Zielen des Wattenmeerplanes, sollen trilaterale Kriterien und Richtlinien für Raumplanung, Erhaltung und Umgang mit Kulturgütern und Landschaftsbildern entwickelt werden. Die Ergebnisse sollen auf die Entwicklung der Wattenmeerregion in Bezug auf Tourismus, Landwirtschaft und ländliche Entwicklung angewendet werden. Die ausgearbeiteten Richtlinien und die Ergebnisse des Projektes Lancewad werden auf der 9. trilateralen Ministerkonferenz im dänischen Esbjerg Ende Oktober 2001 in Form eines Berichtes vorgestellt. 8
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