"Grundsätze und Positionen des ÖJV Bayern" (Kritische Anmerkungen zur Wald- Wild-Diskussion in Bayern und Praxisbeispiele)
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- Erika Peters
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1 "Grundsätze und Positionen des ÖJV Bayern" (Kritische Anmerkungen zur Wald- Wild-Diskussion in Bayern und Praxisbeispiele) Ein Vortrag von Dr. Wolfgang Kornder, Vorsitzender des ÖJV Bayern e.v.
2 Was Sie heute erwartet: 1. Einiges zur Entwicklung der Jagd und des ÖJV s 2. Gesetzliches Leitbild und Realität in Bayern 3. Lösungsansätze 4. Positivbeispiele 5. Resumee
3 Auf dem Weg zum ÖJV Seit den 50ger Jahren wächst die Kritik an der Jagd: - Kritische Stimmen zur Jagd aus Naturschutzkreisen (BN, BUND, NABU). - "Jagdkritik" von Seiten der Tierschützer. - Ökologen und Wildbiologen hinterfragen zunehmend die etablierte Jagd (Kritik an der Selektion nach Trophäen, an der kontraproduktiven Winterfütterungen etc.). - Stimmen aus Forstkreisen weisen vehementer auf gravierende Waldschäden durch das Schalenwild hin, z.b durch die Forstwissenschaftlichen Universitäten in München, Göttingen und Freiburg Schalenwild und Wald. Aufruf zur Reduzierung überhöhter Schalenwildbestände, - Sensibilität in der Gesellschaft und der Staatsforstverwaltung steigt mit den neuartigen Waldschäden und anderen Waldkalamitäten und dem damit verbundenen Waldsterben. Damit war der Anfang eines unumgänglichen Prozesses gemacht, in dessen Entwicklung 1988 die Gründung des ÖJV s steht.
4 Derzeitiger Stand des ÖJV By Zahlenmäßig sind wir nicht sehr viele. In Bayern sind wir etwa 850 Mitglieder und stellen damit die knappe Hälfte aller bundesdeutschen ÖJV ler. In unseren Reihen finden sich nicht nur Förster, sondern alle möglichen Berufsgruppen, einige FBG s/wbv s, eine ganze Reihe Großgrundbesitzer und auch einige Waldbesitzer ohne Jagdschein. Wir haben gute Beziehungen zu fast allen wichtigen Naturschutzund Nutzerverbänden, arbeiten z.b. sehr eng mit der ANW, dem Bayerischen Forstverein und dem BN zusammen. Der ÖJV Bayern hat viele Faltblätter und Broschüren herausgebracht (s. Homepage oejv.bayern) Unsere Verbandszeitschrift ist die ÖkoJagd. Die Stimme des ÖJV s wird in Bayern gehört.
5 Derzeitiger Stand des ÖJV By Im ÖJV Bayern gibt es einige mehr oder weniger aktive Arbeitskreise AK-Hundewesen (mit eigenem, in Bayern anerkannten Prüfungssystem) Jägerausbildung (in 5 Bezirks-/Regionalgruppen) AK-Jagdrecht AK-Offenland AK-Jagdkultur (Presse) In Bayern gibt es den Status der anerkannten Vereinigung der Jäger, den bislang nur der BJV inne hat. Derzeit führen wir ein Gerichtsverfahren gegen den Freistaat Bayern, der uns diesen Status verweigert hat.
6 Unser ökologischer Ansatz: 1866 spricht Ernst Heinrich Häckel erstmals von Ökologie. - Es geht um ein um- und miteinander. - Dabei ist die alte Trennung von Tierund Pflanzenökologie in der Biologie und dem Naturschutz längst überlebt! - Die Bedeutung der Pflanzen ist unstrittig. Das Biotop bestimmt im natürlichen Ablauf Art und Dichte der Tiere. Philosophie, Theologie und Ökologie nehmen folgerichtig zunehmend das Ganze, z.b. die ganze Schöpfung, in den Blick der ÖJV auch.
7 2. Gesetzliches Leitbild und Realität in Bayern
8 Der Wald erfüllt wichtige Aufgaben, ist aber im Zeitalter des Klimawandels zunehmend bedroht, - Trockenschäden -Stürme - Käferkalamitäten - Klimawandel -...
9 und
10 ... mit zum Teil lebensgefährlichen Folgen
11 Kein Wunder also, dass die gesetzlichen Vorgaben den Wald schützen (sollen) Wald vor Wild Art. 1 Abs. 2 Nr. 2 BayWaldG 2005: einen standortgemäßen und möglichst naturnahen Zustand des Waldes unter Berücksichtigung des Grundsatzes Wald vor Wild zu bewahren oder herzustellen Waldverjüngungsziel Art. 1 Abs. 2 Nr. 3 BayJG insbesondere soll die Bejagung die natürliche Verjüngung der standortgemäßen Baumarten im Wesentlichen ohne Schutzmaßnahmen ermöglichen
12 Nicht tragbar ohne Schutzmaßnahmen
13 Mit Schutzmaßnahmen?
14 Zumindest zeigen sie, wenn sie dicht sind, den Unterschied von draußen und drinnen!
15 Nicht tragbar? Die Tanne als Indikator N/ha Stammzahlreduktion ohne Einfluss des Wildes 0 Zusätzlicher Effekt des Wildverbisses dichter Bestand, mit Zaun dichter Bestand, ohne Zaun Jahr Tannen sind extrem verbissempfindlich. Für die Stabilität unserer Wälder wäre gerade die tief wurzelnde Tanne sehr wichtig.
16 Nicht tragbar: Steigende Wildunfälle Jedes Unfallreh kostet den Autofahrern knapp 3000 Euro deutschlandweit rund 700 Wildunfälle täglich Wildtiere, in erster Linie Rehwild, verendeten bei Verkehrsunfällen. -Über 2800 Menschen wurden 2015 bei Wildunfällen verletzt, 18 starben. -Die Versicherungen erstatteten 2012 rund 583 Millionen Euro für Kaskoschäden. ( Die Verkehrsteilnehmer subventionieren also jedes nicht erlegte, verunfallte Reh mit knapp 3000 Euro!) -In Bayern ist inzwischen jeder fünfte Unfall ein Wildunfall, über waren es Seit 2005 sind damit die Unfallzahlen um über 25 Prozent angestiegen.
17 Es ist für uns keine Frage, dass die Schalenwildbejagung im Zentrum einer zeitgemäßen Jagd zu stehen hat.
18 Grundlage für den Schalenwildabschuss ist das Forstliche Gutachten ~ Verbissgutachten in Bayern Aus dem Forstlichen Gutachten ergibt sich der Schalenwildabschuss. Hier Zahlen aus Bayern 2015: Der wichtigste Weiser für den Schalenwildeinfluss auf die Waldverjüngung ist der Anteil der Pflanzen mit Leittriebverbiss. Bei 2 % der Fichten (2012: 3 %), 12 % der Tannen (2012: 16 %), 4 % der Kiefern (2012: 3 %), 12 % der Buchen (2012: 11 %), 24 % der Eichen (2012: 23%) und 21 % der Edellaubbäume (2012: 21%) waren die Leittriebe vom Schalenwild frisch verbissen.
19 Der Verbiss bei den wichtigen Baumarten Eiche und Tanne ist eindeutig zu hoch!
20 Die Revierweisen Aussagen als Ergänzung Unter Federführung des ÖJV Bayern zusammen mit der ANW und dem BN 2012 nach dem Beispiel im Oberland (WBV Holzkirchen/Forstamt Schliersee seit 1984) durchgesetzt, um Schwarze Schafe innerhalb der hegeringweisen durchgeführten Forstlichen Gutachten zu überführen.
21 3. Lösungsansätze
22 Fütterung ist keine Lösung! Sie ist unnatürlich und oftmals kontraproduktiv Fütterung setzt die natürliche Sterblichkeitsrate herab (sog. winterlicher Flaschenhals) und erhöht (damit) die Reproduktionsrate Im Umfeld der Fütterungen steigt der Verbiss, der durch nicht artgerechte Fütterung ohnehin gefördert wird Wald-Wild-Konflikt wird angeheizt! Es kommt zur sog. Verhausschweinung (Nobelpreisträger Konrad Lorenz) des Wildes! Ausnahmen bestätigen die Regel!?
23 Worauf Fütterung und andere Hegemaßnahmen (auch) abzielen? Doch gerade das Trophäendenken bringt keine Lösung!
24 Wintergatter als Lösung? - Verhausschweinung - Behinderung der Bejagung - Innerartliche Aggressivität - - Wenn schon Wintergatter, dann muss man im Wintergatter auch reduzieren dürfen! Das wäre die wohl tierschutzgerechteste Lösung. Wintergatter BaySf Oberbayern + Schwaben 2016
25 Jogger, Reiter, die Zerschneidung und Verbauung unserer Landschaft, den Maisanbau machen ggf. Probleme... Aber: was wir Jäger in der Hand haben und was wir von Gesetzes wegen tun sollten, ist die Anpassung der Schalenwildbestände an unsere Verhältnisse: - Das hilft dem Wald -fördert die Gesundheit der Schalenwildbestände - und verringert die Verkehrsunfälle!
26 Ohne Bewegungsjagden geht das nicht!
27 Bewegungsjagden mit Hunden Sie sind richtig durchgeführt sehr beunruhigen effektiv, nur wenige Male im Jahr und kommen dem natürlichen Jagen der Wölfe am nächsten. Und weil sie so effektiv sind, bremst man sie in Bayern mit Gerichtsverfahren wegen überjagender Hunde gerne aus!
28 Eigenbewirtschaftung Bei der Eigenbewirtschaftung erfolgt die Jagdnutzung durch angestellte Jäger auf Basis eines Anstellungsvertrags. Im Gegensatz zur Verpachtung gibt es keine zeitliche Mindestbindung. Der wesentliche Unterschied zur Verpachtung ist, dass die Jagdgenossenschaft den Jagdbetrieb direkt und eigenverantwortlich steuern kann. Ein Rückwechsel zur Pacht ist jederzeit möglich. (Quelle: StmELF)
29 4. Positivbeispiele
30 Vorbemerkung Besonders beim Rotwild ist die Lage in Bayern sehr durchwachsen: -Im Spessart kämpfen wir immer wieder mit dem Zuzug aus Hessen. -Im Allgäu hingegen finden sich z.b. Rotwilddichten mit 5 6 Stück pro 100 ha. -Trotz der Rotwildgebiete breitet sich das Rotwild in Bayern aus. - Extra zu betrachten wäre der NP Bayerischer Wald mit seinem Wintergatterabschuss oder die Bezahljagden auf den Truppenübungsplätzen in Grafenwöhr oder Hohenfels.
31 Ostbayrische Alpen: BaySf-Förster Karl-Gayer-Medaille des BN 2011 an Georg Berger, Franz Obermayer, Klaus Wieser (Betrieb Ruhpolding) - Auflösung von Fütterungen - Professionelle Einzel- und Bewegungsjagden - Geschätzte Rotwilddichten niedriger als 1 Stück pro100ha
32 Positivbeispiele: Holzkirchen Förster am Amt (AELF) Karl Gayer-Medaille des BN 2015 für Privatwaldförster Peter Lechner, Gerhard Waas, Robert Wiechmann - Beratung zu konsequenter Bejagung - Eigenbewirtschaftung - Waldbesitzer (einschließlich WBV) stehen hinter der Sache.
33 Der Wald-vor-Wild Preis des ÖJV Bayern zeichnet Reviere aus, die den Bayerischen Gesetzesgrundsatz Wald vor Wild vorbildlich umsetzen ging der Preis erstmals an den Waldbauern Georg Hinterstoißer, an die Gemeinde Hausen, an die Stadt Bamberg, an die Stadt München, an die Stadt Fürth.
34 Positivbeispiele Selbstverständlich gibt es drüber hinaus weitere sehr gut bejagte Reviere/beitzungen, z.b.: -Baron von Rotenhan hat den wohl bekanntesten Vorzeigebetrieb in Deutschland (Ufr.) -Die Eigenbewirtschaftung der JG Kai hat schon legendären Charakter, -BaySf-Reviere Frammersbach (Spessart) oder Bayrischzell (Oberby.) (beide mit Rotwild),. -Die von Castellschen Forste in Franken -Die von Franckensteinschen Forste (Mfr.) - - In all diesen Revieren/Bereichen wird die Jagd konsequent und effektiv durchgeführt. - Das Jagdmanagement ist professionell. - Die Abschüsse sind nachhaltig und gemessen am Abschuss umliegender Reviere hoch.
35 4. Resumee
36 Resumee ÖJV Bayern: Bei hohen Schalenwilddichten ist der Spielraum, Verjüngung ohne Schutzmaßnahmen durchzubringen oder auf Naturverjüngung zu setzen, gering oder unmöglich. Die oft beschworene Einheit von Wald und Wild hat in den meisten Fällen nicht zu einer Verbesserung der Schadsituationen geführt. Eine hohes waldfreundliches Bewusstsein bei Jägern und Grundbesitzern ist die beste Voraussetzung für angepasste Wildbestände (Wald vor Wild!). Eigenbewirtschaftungen erhöhen den Spielraum Bewegungsjagden (mit Hunden) sind unerlässlich. Engagiertes und möglichst professionelles Beherrschen des Jagdhandwerks sind eine wichtige Voraussetzung.
37 Wir haben beim Waldbau und -umbau im Zeitalter des Klimawandels kein Wald-Wild- Problem, sondern ein Wald-Jagd- Problem.
38 Schutzmaßnahmen im Wald sind Krücken! Der Zustand des Waldes ist der Maßstab, nicht umgekehrt! Bilder aus meinen Jagdrevieren in Brunau und Dutzenthal, die ich Ihnen gerne auch in natura zeige! So fängt es an! Man beachte das Weidenröschen und die Eichennaturverjüngung!
39 Deshalb unser Leitspruch: Der Wald zeigt, ob die Jagd Üppige Tannennaturverjüngung! stimmt! Vielen Dank für Ihre Aufmerksamkeit!
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