Birgit Habighorst-Sonnek SCHLÜSSELTEXTE

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1 Birgit Habighorst-Sonnek SCHLÜSSELTEXTE Populärwissenschaftliche Zusammenfassungen Shaker Media Aachen 2007

2 Bibliografische Information der Deutschen Nationalbibliothek Die Deutsche Nationalbibliothek verzeichnet diese Publikation in der Deutschen Nationalbibliografie; detaillierte bibliografische Daten sind im Internet über abrufbar. Einband-Illustration: Eimo Cremer, Wolfsburg Copyright Shaker Media 2007 Alle Rechte, auch das des auszugsweisen Nachdruckes, der auszugsweisen oder vollständigen Wiedergabe, der Speicherung in Datenverarbeitungsanlagen und der Übersetzung, vorbehalten. Printed in Germany. ISBN Shaker Media GmbH Postfach Aachen Telefon: / Telefax: / Internet: info@shaker-media.de

3 GELEITWORT Dass Philosophie eine ausschließlich akademische Disziplin sei, in Lehre und Forschung von hauptberuflichen Philosophen womöglich Lebenszeitbeamten an Hochschulen vertreten, ist eine vordringlich hierzulande weit verbreitete Meinung. Sie ist nichtsdestoweniger ein irreführendes Vorurteil. Und wie das mit Vorurteilen eben so ist: Kaum hat man eins, hegt und pflegt man es; und da kommt es dann regelmäßig, wie es kommen muss: Gleich und gleich gesellt sich gern. Daher tritt das Vorurteil in der Regel gemeinsam mit dem anderen auf: Philosophie sei nur etwas für Auserwählte, und außerdem sei sie desto tiefer, je dunkler und unverständlicher sie sich gebe. Die Geschichte der Philosophie zeigt dagegen zum einen, dass Philosophen mit Ausnahme der letzten drei Jahrhunderte - im Regelfalle nicht Hochschullehrer waren und schon gar nicht immer verbeamtete. Zum anderen aber belehrt sie uns auch, dass die Frage, ob Philosophie eine Geheimlehre für wenige Gebildete oder das grundsätzliche Nachdenken sei, dessen jeder Mensch fähig und bedürftig ist, seit der Vorsokratik unter dem Titel Esoterik und Exoterik 1 kontrovers diskutiert wird. Immer wieder entstehen im philosophischen Denken Strömungen, die entweder sich selber als populär bezeichnen oder von anderen meist in polemischer Absicht so genannt werden und die ihrerseits so etwas wie öffentliche Vernunft erst konstituieren. Dazu kommt noch ein weiterer Befund: Spätestens seit der Mitte des 19. Jahrhunderts ist es häufig nicht die Philosophie, sondern die Naturwissenschaft, die die philosophischen Debatten maßgeblich bestimmt. Bei Lichte besehen, ist dies allerdings nur scheinbar etwas Neues: Mit fortschreitender Ausdifferenzierung der Wissenschaften aus der Philosophie wandern einige der zentralen philosophischen Fragen gleichsam in die Wissenschaften (und keineswegs nur in die Naturwissenschaften) mit aus. Das vorliegende Buch trägt all dem Rechnung: Birgit Sonnek hat nicht nur im Rahmen der Öffentlichkeitsarbeit der Wolfsburger Stadtbibliothek eine Reihe von viel beachteten Vortragsreihen veranstaltet, sondern sie hat sich auch intensiv mit allen möglichen Texten aus Philosophie und Wissenschaft beschäftigt, um diese den Leserinnen und Lesern in einem Literaturservice nahe zu bringen. Was ihr damit gelang, war, in einer primär auf das Auto und sein Umfeld fixierten Stadt wie Wolfsburg ein philosophisch- intellektuelles Klima zu schaffen eben jene Vernunft, die man als öffentlich bezeichnen kann. Plötzlich waren, vom Zauberstab der Veranstaltungen und des Literaturservi- 1 Vgl. H. Holzhey, W.Ch. Zimmerli (Hg.), Esoterik und Exoterik der Philosophie. Beiträge zu Geschichte und Sinn philosophischer Selbstbestimmung, Basel/Stuttgart 1977.

4 ce von Birgit Sonnek berührt, Hunderte von Wolfsburgerinnen und Wolfsburgern zu Philosophen geworden, wie es eine Wolfsburger Zeitung einmal formulierte. Wie der vorliegende Band zeigt, sind dabei Essays von hoher Klarheit entstanden, die zudem eine erstaunliche thematische Breite abdecken und die sich zu Recht in einem guten Sinne als populär bezeichnen dürfen. Wenn man so will, deckt Birgit Sonnek mit ihren Rezensionsabhandlungen eine Hälfte der berühmten vier philosophischen Grundfragen aus Kants Pragmatischer Anthropologie ab: Kant hatte gefragt: Was kann ich wissen? Was soll ich tun? Was darf ich hoffen? Was ist der Mensch? Birgit Sonnek legt bei ihren Literaturessays das Schwergewicht eindeutig auf die erste und die zweite Frage. Von Weltbild, Kosmologie und Chaostheorie über Evolutionstheorie und Erkenntnisbiologie bis zur Parapsychologie, dem Unter-, aber auch dem Unbewussten, dem Quantenbewusstsein und dem Verhältnis von Quantenphysik und Philosophie reicht das Spektrum, und immer wieder kreisen die Fragen um die sich daraus ergebenden Konsequenzen für die Wahrnehmung, die Frage nach dem freien Willen, der Selbstbestimmung, der Glückseligkeit, aber auch nach dem weiblichen Denken und dem Matriarchat mit Ausblicken auf die moderne Malerei und die Literaturgeschichte. Ergänzt werden diese thematischen Rezensionen durch eher metatheoretische Essays zur Kritischen Theorie, zur Literaturgeschichte, zur Spieltheorie, zur Sprachphilosophie und zur Transzendentalphilosophie. Das Resultat ist ein in einem doppelten Sinne nützliches Buch: Zum einen enthält es Zusammenfassungen einer ganzen Reihe von wichtigen Büchern und Aufsätzen, Schlüsseltexten eben; zum anderen stellt es ipso facto eine Widerlegung der eingangs referierten Vorurteile dar: Ohne Verlust an Tiefe kann Philosophie populär und verständlich dargestellt werden, und auch das, was Naturwissenschaftler denken, darf in diesem Sinne der Philosophie zugeschlagen werden. Dieses Resultat macht Mut: Wir dürfen auf weitere populärwissenschaftliche und populärphilosophische Veröffentlichungen aus der Feder von Birgit Sonnek hoffen! Wolfsburg, den 15. Juli 2007 Walther Ch. Zimmerli Beurlaubter Philosophieprofessor der Philipps-Universität Marburg Präsident der Brandenburgischen Technischen Universität (BTU) Cottbus

5 VORWORT Viele Leute halten die Beschäftigung mit Philosophie für "das Unwichtigste überhaupt". Bei mir ist es umgekehrt: Ich möchte nicht sterben, ohne zu wissen, warum ich auf der Welt war, wer ich bin und was "Welt" eigentlich ist (eine Konstruktion meines Gehirns?). Daraus wird natürlich nichts, aber ich will es wenigstens versuchen. Deshalb studiere ich alles, was ich in Philosophie, Psychologie oder Naturwissenschaften an Grundsatz-Aussagen finde. Dabei stieß ich auf einige Schlüsseltexte, die geeignet scheinen, das angehäufte Wissen zu erschließen, so dass sich ein neues ganzheitliches Weltbild abzeichnet. Die interessantesten Ergebnisse habe ich in komprimierten Kurzversionen zusammengefasst und stelle sie im vorliegenden Buch zur Disposition. Ich betrachte sie als moderne Klassiker, die noch lange Zeit aktuell bleiben. Es handelt sich um prägnante Werke einzelner Autoren oder umfassende Themenkomplexe, die ich inhaltlich auf den Punkt zu bringen und allgemeinverständlich wiederzugeben versuche. Sie können einen Weg aufzeigen bei der Suche nach Antworten auf ewig bohrende Fragen - nach dem Ursprung des Universums, der Ursache des Lebens, dem Sinn unserer Existenz, oder sogar auf Fragen, die sich jeder Formulierung entziehen. Daneben interessierten mich schon immer die Unterschiede im weiblichen und männlichen Denken, die ich überall entdecken konnte. Mir scheint, dass ein breit gefächertes, interdisziplinäres Wissen gegenüber tiefen Analysen den Vorzug hat, Übersichten zu gewähren und Zusammenhänge erahnen zu lassen. Vordorf, den Birgit Habighorst-Sonnek

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7 INHALT Seite ARCHETYPEN 9 (C.G. Jung: Urbilder im kollektiven Unbewussten) BIOLOGISCHES APRIORI 36 (Konrad Lorenz: Kants Lehre vom Apriorischen) CHAOSTHEORIE 45 (Ilya Prigogine: Vom Sein zum Werden) ERKENNTNISBIOLOGIE 49 (Rupert Riedl: Biologie der Erkenntnis) ERZIEHUNGSTHEORIEN 53 Christlich-normativ bis kritisch-mündig EVOLUTION des Lebens 69 FRAUENFORSCHUNG 86 (Heide Göttner-Abendroth: Das Matriarchat) FREIHEIT oder Determination? 119 GEHIRNENTWICKLUNG 129 GEIST UND GEHIRN 147 GLÜCKSELIGKEIT in der Philosophie 155 KOSMOLOGIE (Aktuelle Entstehungstheorien) 158 KRITISCHE THEORIE (Adorno, Horkheimer, Fromm, Habermas) 165 LITERATURGESCHICHTE 175 (Uwe Jochum: Kleine Bibliotheksgeschichte) MATRIARCHAT 184 (Riane Eisler: Kelch und Schwert)

8 Seite MODERNE MALEREI 207 MORPHOGENETISCHE FELDER 211 (Rupert Sheldrake: Das schöpferische Universum) PSI-PROTOKOLLE 219 (Elmar Gruber: Parapsychologie beim CIA) QUANTENBEWUSSTSEIN 250 (Amit Goswami: Das bewusste Universum) QUANTENPHYSIK und Philosophie 279 (Hans-Peter Dürr: Wissenschaft und Wirklichkeit) REALITÄT 286 (Gehirnforscher versus Philosoph) SPIELTHEORIE 298 (Werner Leinfellner: Das Konzept der Kausalität) SPRACHPHILOSOPHIE 310 (Wittgenstein, Heidegger, Adorno) TRANSZENDENTALPHILOSOPHIE 313 (Immanuel Kant: Kritik der reinen Vernunft) UNTERBEWUSSTSEIN 329 (Stanislav Grof: Topographie des Unbewussten) WAHRNEHMUNG 364 (Antje Flade: Die Psychologie der Wahrnehmung) WEIBLICHES DENKEN 373 (Fritjof Capra: Das neue Denken) WELTBILD 380 (Neue geistige Strömungen) LITERATUR 387