Erfahrungsbericht ERASMUS-Semester Katholieke Universiteit Leuven Belgien WS 2015/2016

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1 Erfahrungsbericht ERASMUS-Semester Katholieke Universiteit Leuven Belgien WS 2015/2016 Vorbereitung Wer plant, mit ERASMUS ein Auslandssemester zu machen, sollte sich im Vorfeld auf die Verwaltung von vielen Unterlagen einstellen. Nachdem zunächst der Platz an der Partnerhochschule und die Bewerbung bestätigt wurden, müssen hauptsächlich einige Dokumente unterschrieben, eingescannt und von A nach B geschickt werden. Glücklicherweise geht das in den meisten Fällen elektronisch bzw. im Fall der KU Leuven direkt im SAP-System der Hochschule. Ab einem gewissen Zeitpunkt wird dann die Partnerhochschule im Ausland auf dich zukommen und Kontakt aufnehmen, woraufhin zunächst erste Kurse gewählt werden können, damit im Nachhinein nicht allzu viel Stress entsteht. Allerdings sollte man sich bei der Ankunft im Ausland der Sache bewusst sein, dass sich die Kurse eventuell bzw. wahrscheinlich noch ändern werden auf Grund von Überschneidungen, weshalb es länger dauern kann, bis das Learning Agreement schlussendlich vollständig unterschrieben ist. Unterkunft Nachdem ich mich, im Vergleich zu meinen Kommilitonen relativ frühzeitig, für eines der noch freien Wohnheime beworben habe, kam wenige Tage später die Zusage für das 1

2 Studierendewohnheim Waterview. Zu erwähnen ist dabei, dass die Bewerbungsfristen relativ früh ablaufen, aber man sich selbst nach abgelaufener Frist noch dort bewerben kann und auch i.d.r. ein Zimmer bekommt. Die Zimmer im Waterview sind voll ausgestattet (Bett, Schrank, Schreibtisch, Stuhl und Regal) inklusive eigenem Bad, was in Belgien nicht selbstverständlich 1

3 ist. Lediglich die Küche wird mit mehreren Personen geteilt. Auf meinem Flur waren insgesamt Räume für 10 Studierende, allerdings waren nur 7 bewohnt. Mit diesen 6 anderen Studierenden aus aller Welt teilt man sich also eine Küche, welche mit 3 Kühlschränken, 3 Kochstellen und 2 Waschbecken eigentlich genügend Platz bietet. Bis auf eine Waschmaschine (hierfür muss man einen der vielen Waschsalons aufsuchen) ist das Wohnheim komplett ausgestattet. Auch Kabel-Internet steht den Studierenden zur Verfügung. Allerdings ist es hier empfehlenswert, sich zumindest ein LAN-Kabel oder sogar einen W-Lan Router mitzubringen! Ein großer Vorteil dieses Wohnheimes: es liegt direkt über dem niederländischen Supermarkt Albert Hein, welcher eine sehr große Auswahl an Lebensmitteln hat. Ein Nachteil des Wohnheimes ist die Entfernung zu den Fakultäten (zwischen Gehminuten). Es gibt zwar eine Bushaltestelle, allerdings fährt der Bus nur sehr unregelmäßig, weshalb es sich nicht lohnt, den Buspass bei der Einschreibung am Semesteranfang für 20 zu kaufen. Lohnen wird sich der Buspass nur wenn man Vorlesungen im Stadtteil Heverlee hat. Für ein Leben innerhalb des Stadtrings ist es hingegen sinnvoller sich ein Fahrrad bei Velo zu mieten (40 für 3Monate). Ein weiterer Nachteil ist der Mietpreis. Die Wohn- sowie Lebenshaltungskosten in Leuven bzw. allgemein in Belgien sind im Vergleich zu Deutschland relativ hoch. Im Waterview bspw. kostet ein 16qm Zimmer monatlich 470. So wie es aussieht sind die Zimmer jedoch in kommenden Semestern günstiger (430 pro Monat). Da Leuven eine große Studentenstadt ist, werden nach jedem Semester viele Zimmer frei. Man bekommt also ohne Probleme auch noch bei Ankunft im September ein Zimmer mitten im Zentrum, welches höchstwahrscheinlich weniger kosten wird. Besondere Eile ist also nicht notwendig. Studium an der KU Leuven Wer glaubt, als ERASMUS Student Urlaub machen zu können und meint, Prüfungen in Belgien seien einfacher als in Deutschland und es sei somit leicht, gute Noten zu bekommen, ist an dieser Universität falsch. Die Prüfungen in Leuven finden im Januar direkt im Anschluss an die Weihnachtsferien statt. Sie sind in den meisten Fällen schriftlich und dauern 3 Stunden, es werden aber ebenso Kurse mit mündlichen Prüfungen angeboten. Die Endnote der Kurse setzt sich i.d.r. aus bewerteten Präsentationen, Hausarbeiten sowie verschiedenen Case-Studies zusammen, die während des Semesters erbracht werden müssen. Das Notensystem besteht aus Punkten zwischen 1 und 20, wobei 10 Punkte bedeutet, dass die Prüfung als bestanden ist. Die Bewertung ist in den meisten Fällen meiner Meinung nach allerdings nicht sonderlich transparent und selbst bei den belgischen Studierenden gilt es als quasi unmöglich die volle Punktzahl zu erreichen bzw. es gelingt den meisten Studierenden im Laufe ihres Studiums schlichtweg nicht. Für die bessere Anfertigung der Gruppenarbeiten, stellt die Universität den Studierenden das Lernzentrum Agora mit Gruppenräumen und Social-Study-Areas zu Verfügung. Dieses liegt direkt neben der Mensa Alma2, in welcher man zwischen 4,50-6,50 zwischen vier Mahlzeiten wählen kann. Satt wird man allemal, allerdings kann man über die Qualität von Mensen bekanntlich sehr gut streiten. Es ist aber durchaus möglich in der Stadt etwas günstigeres und leckeres zum Mittagessen zu finden. 2

4 Ergänzend zum fachlichen Studium wird, sowohl vorab also auch während des Semesters, ein Niederländisch-Sprachkurs angeboten, welcher für Erasmus-Studierende kostenlos ist und den ich allen sehr empfehlen kann. Alltag und Freizeit Wer die Belgische Mentalität kennt, kann sich sowohl im Alltag als auch in seiner Freizeit auf einen gemischten Alltag zwischen vielen Vorlesungen und abendlichen Bierchen einstellen. Leuven ist eine kleine Stadt (ca Einwohner) wovon knapp die Hälfte Studierende sind. Leuven liegt ca. 20km von Brüssel entfernt und in die meisten Stadt dauert es nicht länger als 1½ Stunden Zugfahrt. Der Tourismus in Leuven hält sich eher in Grenzen. Zwischen unzähligen Cafés und Kneipen reihen sich kleine Essenstände aneinander der Oude Markt ist nicht umsonst eine der größten, wenn nicht die größte Bar-Meile Europas mit mehr als 30 Bars und 2500 verschiedenen Biersorten (davon alleine 2000 in einer Bar). Große Einkaufsstraßen bilden die Verbindung zwischen dem alten schönen Rathaus und dem kleinen Bahnhof. Ebenso sehenswert ist der Ladeuzeplein mit der gigantischen Bibliothek der KU Leuven. So wie jedes Land bietet auch Belgien Spezialitäten: hauptsächlich Fritten, Schokolade und Bier. In der Innenstadt findet man fast überall W-LAN, da viele Gebäude zu der Universität gehören. Insbesondere Mittwoch- und Donnerstagabend tummeln sich hunderte Studierende auf dem Oude Markt, um gemütlich zu trinken und zu plaudern. Wer gerne tanzen möchte, hat entweder die Wahl zwischen den Kneipen oder den sogenannten FAK-Bars (=Fakultäten Bars). Clubs gibt es in Leuven leider nicht. Es ist eben die Barkultur, die den besonderen Charakter der Stadt Leuven ausmacht. Wer sich während seines Studiums gerne sportlich betätigen möchte, kann sich eine Sports- Card bei der Einschreibungsveranstaltung holen. Diese berechtigt den Träger, an einem breiten Sportkursangebot teilzunehmen. Jedoch sollen diese Kurse innerhalb von Sekunden ausgebucht sein. Die Wahrscheinlichkeit, einen Platz zu erhalten geht also wohl gegen Null. Alternativ gibt es die Möglichkeit, sich für 40 eine Fitnesscard zu kaufen, mit welcher man 3 Monate im universitätseigenen Fitnessstudio trainieren kann. Allerdings soll es auch hier völlig überlaufen sein. Für 25 im Monat gibt es die Möglichkeit in einem universitätsfremden Fitnessstudio ( Jim ) zu trainieren, welches ein weitreichendes Kursangebot und alle nötigen Geräte bereitstellt. Wenn ihr die Augen offen haltet, könnt ihr spezielle Angebote (Wegfallen der Anmeldegebühr, ein Monat kostenlos trainieren) in Erfahrung bringen. In Belgien sind diesen Winter ca Austauschstudierende aus allen möglichen Teilen der Welt angekommen. Die Welcome-Week und die vielen Einführungsveranstaltungen unterstützen bzw. vereinfachen das Kennenlernen wirklich sehr und sollten daher ein absoluter Pflichtbesuch sein. Ebenso findet man den Kontakt zu Einheimischen und belgischen Studierende, was ich für sehr wichtig erachte, um mehr von der Sprache und der belgischen Kultur kennen zu lernen. Wer genug von dem kleinen, charmanten Städtchen hat und mal raus möchte kann mit dem Zug in kürzester Zeit sehr gut durch das ganze Land reisen. Wie bereits erwähnt, ist Belgien kein wirklich weitläufiges Land. Innerhalb von 30 Minuten ist man in der Hauptstadt Brüssel (sehr 3

5 zu empfehlen sind die kostenfreien Gruppenstadtführungen) und fährt man noch weitere Stunde, findet man sich in dem wunderschönen Märchenstädtchen Brügge und dem Meer wieder. Ebenfalls sehr zu empfehlen ist ein Besuch der sehr schönen Stadt Gent. Ausflüge in die Niederlande lassen sich auch sehr gut von Leuven aus starten. Fazit Zu den wirklich schönen Erfahrungen in Belgien und meinem Studium an der weltweit 35. besten Universität gehört neben dem Leben in einer wirklich schönen Studentenstadt, die generelle Lebenseinstellung der wirklich buntgemischten Studentenschaft. Trotz der vielen Vorlesungen, Hausarbeiten und Prüfungen kommt das Studentenleben nicht zu kurz. Dieses Nachbarland ist vielen Deutschen kaum bekannt, hat aber so viele unterschiedliche Dinge zu bieten, dass es sich wirklich lohnt, in Leuven ein Auslandssemester zu verbringen. Ebenso ist es möglich, dies alles an den Wochenenden erkunden zu können. Eine weniger erfreuliche Erfahrung für mich waren die anfänglichen Massen an Studierende. Leider war es durch das Semester hinweg schwer, einen Platz für all die organisierten ERASMUS-Events, Ausflüge und für die in Belgien typische Cantusse zu bekommen. Ebenso sind die hohen Anforderungen der Professoren sowie die Bewertung der Prüfungsleistung etwas enttäuschend gewesen. Folglich sollte man bezüglich der eingerechneten Noten nicht allzu viel erwarten. Trotzdem ist diese hochrangige Universität eine perfekte Option, ein Auslandsstudium zu absolvieren, um eine andere Art der Lehre kennenzulernen und interkulturelle Erfahrungen zu sammeln. Viel Erfolg und vor allem Spaß in Leuven! 4