Technische, marktliche und rechtliche Herausforderungen der Energiewende aus der Sicht Brandenburgs
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1 Technische, marktliche und rechtliche Herausforderungen der Energiewende aus der Sicht Brandenburgs Dr. Stefan Reiß Referat 23 Energiepolitik, Energiestrategie, energiepolitische Kommunikation Ministerium für Wirtschaft und Energie des Landes Brandenburg 04. Dezember
2 Gliederung 1. Erwartungen, Ideen, Vorstellungen? 2. Einführung und Hintergrund Internationaler Rahmen Nationaler Rahmen - Energiewende Energiewirtschaftliche Fakten BB 3. Herausforderungen und Lösungsbeiträge Technische Marktliche Rechtliche 4. Fazit 2
3 1. Erwartungen, Ideen, Vorstellungen? Quelle: Tagesspiegel, Stuttmann 3
4 2. Einführung und Hintergrund Quelle: Tagesspiegel, Stuttmann 4
5 Entwicklung der weltweiten CO2-Emissionen Quelle: d/fossileenergie jpg 5
6 IPCC 2013 Quelle: IPCC: Klimaänderungen 2013 Wissenschaftliche Grundlagen 6
7 Folgen des Klimawandels Quelle: Quelle: 7
8 Internationaler Vergleich Zum Vgl. Deutschland 2011 PrimärenergieVersorgungsstruktur 2007 ZAB Energie, Datenquellen: BMWi, dena-länderprofile 8
9 Internationaler Vergleich Platzierungen Deutschlands: 2014: : : : : : : 2 Quelle: 9
10 Energiewende Quelle: BMWi 2013 Energie in Deutschland 10
11 Energiewende 2011 Richtungsentscheidung für einen deutlich beschleunigten Ausbau der Erneuerbaren Energien (inkl. Herausforderungen: Infrastruktur-, Netz-, Speicherausbau, Steigerung der Energieeffizienz) Energiewende Viele energiepolitisch relevante Diskussionspunkte sind bisher nur unzureichend geklärt, u.a. Gewährleistung der Versorgungssicherheit, generelle Kostenentwicklung, zukünftige Gestaltung der Energiemärkte sowie Fragen der öffentlichen Akzeptanz 11
12 Energiewende Energiewende läuft in vielen Kommunen und Regionen schon länger das Kind bekam nur einen Namen Damit einhergehende Herausforderungen sind in den Regionen schon sehr deutlich geworden Die Regionen steuern bereits heute innovative Lösungen bei Highlights BB aus: 12
13 Leitstern 2008, 2010,
14 Energiewirtschaftliche Fakten Brandenburg Brandenburg ist Energieexport und -transitland (z.b. Stromexport aus Brandenburg rund 60 %, Export von Raffinerieprodukten über 60 %, Gasleitung OPAL ) der Anteil der Erneuerbaren Energieträger am Primärenergieverbrauch beträgt im Jahr 2012 rund 15,4 % / der Anteil der Bruttostromerzeugung der Erneuerbaren Energien am Bruttostromverbrauch beträgt 64,5 % im Jahr Rückgang des Endenergieverbrauchs bis 2012 um 6,3 % gegenüber 2007, Senkung um durchschnittlich 1,3 % pro Jahr Rückgang der energiebedingten CO2-Emissionen im Jahr 2012 um 34,6 % gegenüber 1990 (auf 59,5 Mio. t): Energieträger Braunkohle hat mit 62,4 % weiterhin den größten Anteil der CO2-Emissionen, gefolgt von den Mineralölprodukten 1 Ziel der Bundesregierung: 50 % EE am Bruttostromverbrauch bis
15 Energiewirtschaftliche Fakten Brandenburg Entwicklung der Erneuerbaren Energieträger am Primärenergieverbrauch 15
16 Energiewirtschaftliche Fakten Brandenburg Anteile der Bruttostromerzeugung aus Erneuerbaren Energien am Bruttostromverbrauch im Land Brandenburg 16
17 Energiewirtschaftliche Fakten Brandenburg Entwicklung der jährlichen Veränderung der CO2-Emissionen gegenüber
18 3. Herausforderungen und Lösungsbeiträge Quelle: Tagesspiegel, Stuttmann 18
19 Herausforderungen im Überblick (Auswahl) Atomausstieg (- 22 GW bis 2022) Fehlende Kapazitäten durch EE ersetzen Dezentralität der Erneuerbaren Energien Netzausbau, Netzintegration (derzeit zu langsam, überalterte Netze) Schwankende Einspeisung aus Erneuerbaren Energien Netzmanagement, Speichertechnologien (noch am Anfang) Netzengpässe und fehlende Speicher Energieeinsparung, Energieeffizienz (relativ: ja; absolut: nein; neue Geräte und Technologien, z.b. E-Mobillity) Versorgungssicherheit zu akzeptablen Kosten durch Erneuerbare Energien EEGReform(en), Smart Grid, Smarte Tarife (noch am Anfang) Schwindende Akzeptanz bei allen Technologien und Strukturen Transparenz, Beteiligung (schwieriger und langwieriger Prozess) 19
20 Technische Herausforderungen 20
21 Technische Herausforderungen Wandel des bisherigen Versorgungskonzeptes: Bisher: Erzeugung in zentralen Großkraftwerken, Stromautobahnen als Einbahnstraße, Verbraucher (möglichst nah am Kraftwerk); GrundlastMittelast-Spitzenlast Zukünftig: zunehmende Dezentralität der Erzeugung (EE verteilt in Fläche, meist fernab der Verbrauchszentren), Volatilität der Erzeugung flexibles Stromnetz inkl. Management, flexible Kraftwerk, viel Regelenergie erforderlich Versorgungssicherheit: Sicherstellung von Systemdienstleistungen (Spannungshaltung, Frequenzhaltung, Versorgungswiederaufbau) 21
22 Quelle: NEP 2014, zweiter Entwurf Quelle: Technische Herausforderungen 22
23 Herausforderung Netzausbau/-management Beispiel: Erzeugung/Last in der 50Hertz Regelzone vom Nov. 2010, 50Hertz Übersicht über Netzgebiete der Verteilungsnetzbetreiber, die bislang von einem Einspeisemanagement betroffen waren. Quelle: Ecofys Germany GmbH 23
24 Lösungsbeiträge Netzausbau/-management Quelle: NEP 2014, zweiter Entwurf Netzverstärkung und -ausbau (380 kv) Uckermarkleitung Netzverstärkung und -ausbau (380 kv) Nordring Berlin Einrichtung eines Interkonnektors zwischen Polen und Deutschland (Europ. Leitungsverbindung) 380 kv-netzanschluss Neubaukraftwerk Premnitz Erhöhung der Netzanschlusskapazität Perleberg 24
25 Lösungsbeiträge Netzausbau/-management Netzstudien der BTU Cottbus-Senftenberg liefern wichtige wissenschaftliche Erkenntnisse Ergebnisse der zweiten Studie: ca. 600 km Trasse beim 380-kVÜbertragungsnetz sowie ca km Trasse im 110-kV-Verteilernetz erforderlich dafür erforderliche Schaltanlagen Investitionen in Höhe von ca. 2 Mrd. EUR Aktuelle Studie zu separaten Netzen (zur Aufnahme der EE-Einspeisungen) 25
26 Lösungsbeiträge Netzausbau/-management GridLab: Trainings, Seminare, Technisches Assessment Center, Forschung & Beratung Transmission Control Center in Neuenhagen Quelle: 50Hertz Fachpersonal für zukünftige Netze Quelle: BMWi Quelle: GridLab 26
27 Herausforderung Speichertechnologien Installierte und tatsächlich gesicherte Leistungen des Deutschen Kraftwerksparks Quelle: BMWI Mai 2011, Wirtschaftsrat
28 Speichertechnologien im Vergleich Quelle: Martin Thema, Prof. Dr.-Ing. Michael Sterner (2013: Innovationsforum Power to Gas to Power, Leipzig: Speichertechnologien im Vergleich ) 28
29 Lösungsbeiträge Speichertechnologien Neben Systemintegration der Erneuerbaren Energien insbesondere Konvergenz als neuer Schwerpunkt in der Energiestrategie 2030 Konzept zur Verknüpfung der Strom-, Gas- und Wärmenetze, insbesondere zur Zwischenspeicherung von überschüssigem Strom aus Erneuerbaren Energien über Wasserstoff und Methan (nach Sterner 2009 und Fraunhofer IWES 2011, überarbeitet, vereinfacht) 29
30 Lösungsbeiträge Speichertechnologien e-solcar: Elektrofahrzeuge als Speicher H2-Forschungszentrum (in Verbindung mit Hybridkraftwerk) Quelle: Fotos BTU Cottbus Grafik ENERTRAG AG 30
31 Marktliche Herausforderungen Quelle: Tagesspiegel, Stuttmann 31
32 Marktliche Herausforderungen Steigende Preise für konventionelle Importenergien Steigende Steuern und Abgaben Sinkende Börsenpreise durch Überkapazitäten Subventionen/versteckte Subventionen/Förderungen: Braunkohle: verminderte Wasserabgabe, kostenlose Rohstoffentnahme (Einigungsvertrag) Steinkohle: Kohlepfennig (bis 2018) Kernkraft: staatliche Unterstützung des Baus der Kraftwerke, Endlagersuche, Sicherheitsforschung Erneuerbare Energien: EEG, FuE-Förderungen 32
33 Herausforderung Strompreise Quelle: BMWi Energie in Deutschland 33
34 Herausforderung Strompreise Grafik: BDEW 34
35 Herausforderung Strompreise Grafik: BDEW 35
36 Herausforderung Strompreise Grafik: BDEW 36
37 Herausforderung Strompreise Grafik: BDEW 37
38 Herausforderung Strompreise 38
39 Lösungsbeiträge Strompreise Für Brandenburg nur Bundesratsinitiativen möglich, da das Marktdesign1 durch EU- und Bundesvorgaben bestimmt ist! Vorschläge Brandenburgs: fixe Marktprämie Senkung Mehrwertsteuersatz Bundesratsinitiativen u.a.: zur bundesweiten Umlage der EEG-bedingten Netzentgelte im Rahmen der EEG-Reform und weitere Gesetzesnovellierungen 1 Schieflage im derzeitigen Marktdesign: EE-Investitionen werden durch Endkunden mitfinanziert (EEG), konventionelle Energien hingegen über Staatshaushalt unterstützt (insbesondere externe Kosten wie z.b. Endlagerung, Rekultivierung, sonstige nicht absehbare Umweltschäden) 39
40 Herausforderung Subventionen Quelle: BWE/Greenpeace 2012: Was Strom wirklich kostet (Studie) 40
41 Herausforderung Subventionen Quelle: BWE/Greenpeace 2012: Was Strom wirklich kostet (Studie) 41
42 Lösungsbeiträge Subventionen??? Viele Subventionstatbestände historisch bedingt Erforderlich für Markteinführung, Marktsicherung, aus industriepolitischen und/oder geopolitischen Interessen, (Atom, Kohle, erneuerbare Energien,...)??? Weiterer Umgang mit z.b: Externen Folgekosten (Rekultivierung, Endlagerung, Rückbau, Regionssterben (vgl. Ruhrgebiet) 42
43 Rechtliche Herausforderungen 43
44 Rechtliche Herausforderungen Eigentlich politische Herausforderungen, da gewählte Volksvertreter für Gesetzesänderungen verantwortlich Lösungsbeiträge Brandenburgs am Bsp. EEG-Reform Meinungen mit unterschiedlichen regionalen Interessen und gesetzgeberischen Kompetenzen! 44
45 EEG-Reform Regierungsentwurf ( ) Abgleich des Regierungsentwurfes mit der Stellungnahme Brandenburgs vom nicht berücksichtigte Punkte wurden in Form von Anträgen formuliert Brandenburg hat insgesamt 18 Anträgen eingebracht (parallel in die Ausschüsse für Wirtschaft, Umwelt, Agra/Verbraucherschutz) u.a. zu: Präzisierung von Speichern Flexibilisierung von Biomasseanlagen Vermiedene Netzentgelte Empfehlungsdrucksache (Ergebnisse der Ausschüsse) für den Bundesrat am enthielt 97 Ziffern (12 Anträge aus BB) 45
46 EEG-Reform Bundesrat am Quelle: BDEW Ausbaupfad Ablehnung Zustimmung oder keine Äußerung Direktvermarktung Ablehnung oder Änderungswünsche Zustimmung oder keine Äußerung Selbstverbrauch Ablehnung oder Änderungswünsche Zustimmung oder keine Äußerung Biomasse Ablehnung oder Änderungswünsche Zustimmung oder keine Äußerung 46
47 EEG-Reform Bundesrat am Schreiben des Bundesministeriums für Wirtschaft und Energie vom : Berufung auf Vereinbarungen bei der Sondersitzung der Ministerpräsidentenkonferenz am Bewertung der Empfehlungsdrucksache lediglich vier Punkte wurden einer Prüfung unterzogen, alle anderen Punkte wurden abgelehnt Bundesregierung ist nicht verpflichtet Anregungen der Länder zu berücksichtigen, da das EEG nicht im Bundesrat zustimmungspflichtig ist 47
48 EEG-Reform Exkurs Eigenstromerzeugung 48
49 EEG-Reform Fazit Der Ansatz ist richtig: mehr Marktintegration durch Direktvermarktung europarechtskonforme Weiterentwicklung der Ausgleichsregelung Bestandsschutz beim Eigenstromverbrauch planbarer Ausbau durch Deckelung bei PV und Wind Es hätte zielstrebiger gehandelt werden müssen (systemischer Ansatz fehlt): EE und Speicher als Regelenergien zulassen Deckelung der Bioenergie konterkariert das eigentliche Potential gerechte Netzentgelte Die nächste EEG-Reform ist bereits in Sicht (Ausschreibungen ab 2017) 49
50 4. Fazit Quelle: Tagesspiegel, Stuttmann 50
51 Fazit Die Energiewende ist beschlossen und findet breite Unterstützung, aber sie ist nicht nur technisch, marktlich und rechtlich ein sehr komplexes Unterfangen, sondern erfordert auch gesamtgesellschaftliche Anstrengungen. Beim Übergang vom historisch gewachsenen Energiesystem (zentral) zu einem zukünftig weitgehend auf erneuerbaren Energien (dezentral) basierenden Energiesystem gibt es nicht nur Gewinner es wird auch Verlieren geben. 51
52 Vielen Dank für Ihre Aufmerksamkeit! Quelle: Tagesspiegel, Stuttmann 52
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