DIE METHODEN DES BAK TAXATION INDEX. Effektive Steuerbelastung von Unternehmen und auf den Einsatz hoch qualifizierter Arbeitskräfte
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- Adolf Bauer
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1 DIE METHODEN DES BAK TAXATION INDEX Effektive Steuerbelastung von Unternehmen und auf den Einsatz hoch qualifizierter Arbeitskräfte
2 Herausgeber BAKBASEL Autoren Prof. Dr. Christina Elschner, Europa-Universität Viadrina Frankfurt (Oder), und ZEW Dr. Jost Heckemeyer, Universität Mannheim und ZEW Katharina Richter, ZEW Uwe Scheuering, ZEW Beatrice Wichmann, Europa-Universität Viadrina, Frankfurt (Oder) Sponsoren Eidgenössische Steuerverwaltung (ESTV) der Schweiz, Bern Steuer- und Finanzämter sowie Volkswirtschaftliche Ausschüsse der Kantone Appenzell Ausserrhoden, Basel- Stadt, Bern, Glarus, Graubünden, Luzern, Nidwalden, Obwalden, Schaffhausen, Schwyz, St. Gallen, Thurgau, Uri, Zug und Zürich. Kontakt BAK Basel Economics AG Güterstrasse 82 CH-4053 Basel T F beat.stamm@bakbasel.com Centre for European Economic Research/ Zentrum für Europäische Wirtschaftsforschung (ZEW) L7, 1 D Mannheim Tel Fax elschner@europa-uni.de heckemeyer@uni-mannheim.de by BAK Basel Economics AG Das Copyright liegt bei BAK Basel Economics AG. Der Abonnent, die Abonnentin verpflichtet sich, dieses Produkt weder teilweise noch vollständig zu kopieren oder in anderer Form zu reproduzieren, um es so Dritten kostenlos oder gegen Vergütung weiterzugeben.
3 Inhaltsverzeichnis 1 Einleitung Unternehmensbesteuerung Besteuerung hoch qualifizierter Arbeitskräfte Literaturverzeichnis Tabellenverzeichnis Tabelle 2-1: Zusammenfassung der wichtigsten Annahmen... 6 Tabelle 3-1: Alternative Definitionen der hoch qualifizierten Arbeitskraft Tabelle 3-2: Wechselkurse für die Berechnung der Steuer- und Abgabenbelastungen auf den Einsatz hoch qualifizierter Arbeitskräfte in den Jahren Abbildungsverzeichnis Abbildung 2-1: Struktur der hypothetischen Investition... 5 BAKBASEL 3
4 1 Einleitung Der BAK Taxation Index präsentiert Indikatoren für die effektive Steuerbelastung von Unternehmen und auf den Einsatz hoch qualifizierter Arbeitskräfte. Dieses Dokument beschreibt die Methodik, die den Berechnungen des BAK Taxation Index zugrunde liegt, und dient als Ergänzung zum Hauptbericht, der die jeweils aktuellen Ergebnisse präsentiert. Dieses Methodendokument gliedert sich wie folgt. Abschnitt 2 erläutert den Ansatz zur Bestimmung der effektiven Steuerbelastungen von Unternehmen. Nach einer grundlegenden Einführung in den Aufbau und die Logik des den Berechnungen zugrunde liegenden Modells, werden die wesentlichen Indikatoren der Effektivsteuerbelastungen von Unternehmen im Einzelnen erläutert. Dies sind die Kapitalkosten, der effektive Grenzsteuersatz (Effective Marginal Tax Rate, EMTR) und der effektive Durchschnittssteuersatz (Effective Average Tax Rate, EATR). Der effektive Durchschnittssteuersatz, in seiner Kurzform als EATR bezeichnet, ist die für das Ranking des BAK Taxation Index für Unternehmen massgeblich herangezogene Belastungskennziffer. Abschnitt 3 beschreibt den Ansatz zur Bestimmung der effektiven Steuerbelastungen auf den Einsatz hoch qualifizierter Arbeitskräfte. Das Belastungsmass der effektiven Steuer- und Abgabenbelastung wird vorgestellt und die berücksichtigten Steuern und Abgaben erläutert. Darüber hinaus wird dargelegt, welche Fallkonstellationen den Berechnungen im Detail unterliegen und wie mit variierenden Wechselkursen und Inflationsraten umgegangen wird. 4 BAKBASEL
5 2 Unternehmensbesteuerung Die Struktur des Modells nach Devereux und Griffith Die Ermittlung der effektiven Steuerbelastung von Unternehmen fusst auf dem weithin etablierten investitionstheoretischen Ansatz der britischen Ökonomen Devereux und Griffith. 1 Bei diesem Ansatz handelt es sich um ein sogenanntes zukunftsorientiertes Verfahren, welches unter Berücksichtigung der tatsächlichen Steuerregelungen die Steuerbelastung einer hypothetischen Investition berechnet. Der Ansatz ermöglicht es, die relevantesten steuerlichen Regelungen der einzelnen Steuerregime auf systematische Art und Weise zu modellieren. Mit dieser Methodik lassen sich die Kapitalkosten, der effektive Grenzsteuersatz (Effective Marginal Tax Rate, EMTR) sowie der effektive Durchschnittssteuersatz (Effective Average Tax Rate, EATR) errechnen. 2 Die Kapitalkosten und die EMTR messen die Steuerbelastung auf eine Grenzinvestition, wohingegen die EATR die effektive Steuerbelastung einer profitablen Investition bestimmt. Der BAK Taxation Index setzt sich aus den EATRs auf Unternehmensebene zusammen. Abbildung 2-1 zeigt die Struktur der Investition und deren Finanzierung. Abbildung 2-1: Struktur der hypothetischen Investition 5 Wirtschaftsgüter Maschinen Firmengebäude Immaterialgüter Finanzanlagen Vorräte Unternehmen 3 Finanzierungsquellen Dividende Zins Fremdkapital Eigenkapital Dividende Einbehaltene Gewinne Zukünftige Dividenden Externer Fremdkapitalgeber Anteilseigner (Inland) Qualifizierte Beteiligung Nichtqualifizierte Beteiligung Nullsteuersatz Quelle: ZEW Die Berechnungen unterstellen eine Kapitalgesellschaft des Verarbeitenden Gewerbes, die eine Investition in eine vorgegebene Kombination aus verschiedenartigen Wirtschaftsgütern tätigt. Dabei werden auch unterschiedliche Wege der Finanzierung berücksichtigt. Das hypothetische Investitionsvorhaben besteht zu gleichen 1 Vgl. Devereux und Griffith (1999, 2003). Der Ansatz nach Devereux/Griffith basiert auf der allgemein akzeptierten Grundlage von King und Fullerton (1984). Für detailliertere Informationen sei der interessierte Leser auf diese Papiere verwiesen. 2 Vgl. Devereux und Griffith (1999, 2003) sowie Schreiber, Spengel und Lammersen (2002) für eine detailliertere Beschreibung der Steuerbelastungsmasse. BAKBASEL 5
6 Teilen aus immateriellen Wirtschaftsgütern, Industriegebäuden, Maschinen, Finanzanlagen und Vorratsvermögen. Die Finanzierungsquellen sind, in der Reihenfolge ihrer Gewichtung, einbehaltene Gewinne, Fremdkapital und neues Beteiligungskapital. Die Gewichtung der Finanzierungsarten orientiert sich an den empirischen Daten aus früheren Studien (vgl. Europäische Kommission (2002)) oder vergangenen für das von BAKBASEL durchgeführte Internationale Benchmarking Programm IBP erstellten Arbeiten. Der als EATR berechnete BAK Taxation Index wird unter der Annahme einer realen Vorsteuerrendite von 20 Prozent berechnet. Tabelle 2-1 fasst die wichtigsten Modellannahmen der Berechnungen zusammen. Tabelle 2-1: Zusammenfassung der wichtigsten Annahmen Annahme in Bezug auf Rechtsform Branche Wirtschaftsgüter (Gewichtung) Gewichtung / Wert Kapitalgesellschaft Verarbeitendes Gewerbe Firmengebäude (20%), Immaterialgüter (20%), Maschinen (20%), Finanzanlagen (20%), Vorräte (20%) Finanzierungsquellen (Gewichtung) Einbehaltene Gewinne (55%), Neues Eigenkapital (10%), Fremdkapital (35%) Ökonomische Abschreibung Realer Marktzins 5% Reale Vorsteuerrendite (zur EATR-Berechnung) Degressiv 20% Inflationsrate 2% Quelle: ZEW Firmengebäude 3.1% Immaterialgüter 15.35% Maschinen 17.5% Das Modell deckt die wichtigsten steuerlichen Regelungen der jeweiligen Steuersysteme ab. Die Studie konzentriert sich dabei vornehmlich auf die effektive Steuerbelastung auf der Unternehmensebene (ohne Berücksichtigung der Anteilseignerbesteuerung), da diese bei Standortentscheidungen multinational agierender Konzerne den wesentlichen Entscheidungsrahmen bildet. Berücksichtigt werden deshalb Steuern auf die Gewinne und ggf. das eingesetzte Kapital der Kapitalgesellschaften. In Bezug auf die Besteuerung von Unternehmensgewinnen berücksichtigt das Modell den zusammengesetzten Spitzengewinnsteuersatz ebenso wie Zuschläge. Weiterhin bezieht es die wichtigsten Besonderheiten der Kapitalbesteuerung, insbesondere der Grundsteuern, mit ein. Eingang in die Berechnungen finden sowohl die Tarifbelastungen dieser Steuern als auch die Interaktion der verschiedenen Steuerarten und die wichtigsten Regelungen zur Ermittlung der steuerlichen Bemessungsgrundlage, beispielsweise die Bestimmungen zur steuerlichen Abschreibung oder zur Vorratsbewertung. Es wird grundsätzlich von einer Bemessungsgrundlage für Zwecke der Gewinn- und Kapitalsteuern ausgegangen, bei der die Spitzensteuersätze Anwendung finden. Die Kapitalkosten Die Kapitalkosten messen die effektive Steuerbelastung einer Grenzinvestition. Grenzinvestitionen, auch als marginale Investitionen bezeichnet, sind Investitionen eines Unternehmens, die einen Kapitalwert von null aufweisen. Ihre Durchführung lässt den Unternehmenswert unverändert, d.h. der Investor ist indifferent hinsichtlich der Investitionsrealisierung. Technischer ausgedrückt bedeutet dies, dass Grenzinvestitionen eine Vorsteuerrendite auf das eingesetzte Kapital erzielen, die gerade ausreicht, um die gleiche Nachsteuerrendite zu erhalten wie bei der alternativen Anlage der dem Investor zur Verfügung stehenden Mittel. Diese von den Kapitalgebern geforderte Minimalrendite vor Steuern wird als Kapitalkosten bezeichnet. Als Alternativanlage wird eine Finanzanlage betrachtet, die den Kapitalmarktzins erwirtschaftet. In einer Welt ohne Steuern entsprechen die Kapitalkosten somit dem realen Marktzins. In den Berechnungen des BAK Taxation Index wird ein 6 BAKBASEL
7 realer Marktzins von 5% angenommen. Wenn die Kapitalkosten aufgrund der Besteuerung unter den realen Marktzinssatz sinken, bedeutet dies, dass Investitionen in ein Unternehmen gegenüber der Alternativanlage am Kapitalmarkt steuerlich begünstigt sind. Steigen die Kapitalkosten dagegen aufgrund der Besteuerung über den Marktzinssatz, so ist die Unternehmensinvestition benachteiligt und die Besteuerung wirkt sich theoretisch negativ auf den optimalen Investitionsumfang aus. Die Kapitalkosten sind ausserdem ein Mass für die Wettbewerbsfähigkeit eines Unternehmens, da sie die langfristige Preisuntergrenze für die von ihm angebotenen Produkte bestimmt. Auf Unternehmensebene wirken Gewinnsteuern und Kapitalsteuern erhöhend auf die Kapitalkosten. Nur im Falle der Fremdfinanzierung wird der Ertrag einer Grenzinvestition von der Gewinnbesteuerung abgeschirmt, da Zinszahlungen steuerlich abziehbar sind und somit die Bemessungsgrundlage mindern. Vorteilhafte Abschreibungsregeln wirken durch einen hohen Barwert der mit ihnen verbundenen Steuerersparnis kapitalkostensenkend. Auf Anteilseignerebene hat die Dividendenbesteuerung grundsätzlich nur einen geringen Einfluss auf die Kapitalkosten. Ist die Grenzinvestition über einbehaltene Gewinne finanziert, so entfaltet die Dividendenbesteuerung keine Wirkung, da die Steuerersparnis aus dem Einbehalt der Gewinne in der Investitionsperiode genau dem Barwert der Steuern auf zukünftige Dividenden entspricht. Im Fall der fremdfinanzierten Grenzinvestition hat die Dividendenbesteuerung ebenso keine Wirkung auf die Kapitalkosten, da der marginale Investitionsertrag voll durch die Zinslast absorbiert wird. Somit ist die Dividendenbesteuerung nur dann von Bedeutung, wenn die Grenzinvestition mit neuem Eigenkapital finanziert wird. Im Gegensatz dazu ist die Zinsbesteuerung für die Kapitalkosten bedeutsamer. Bei Selbstfinanzierung und bei Finanzierung mit neuem Eigenkapital fallen die Kapitalkosten, wenn die Zinsbesteuerung steigt. Grund dafür ist die gesunkene Nachsteuerrendite einer Finanzanlage, die die Alternative zur Investition in das Unternehmen darstellt. Im Falle der Fremdfinanzierung bleiben die Kapitalkosten wiederum unverändert, da der Grenzertrag der Investition, der als Zins an den Kapitalmarkt weitergereicht wird, dort ebenso der Zinsbesteuerung unterliegt wie eine etwaige Alternativanlage. Die persönliche Besteuerung der Veräusserungsgewinne ist dann von besonderer Relevanz, wenn einbehaltene Gewinne zur Finanzierung der Grenzinvestition herangezogen werden. Solange die Erträge einbehalten werden, steigern sie den Wert der Unternehmensanteile. Die Veräusserungsgewinnbesteuerung erhöht somit insbesondere bei einer über einbehaltene Gewinne finanzierten Investition die Kapitalkosten. Persönliche Substanzsteuern, häufig als private Vermögenssteuern ausgestaltet, wirken sich nur dann auf die Kapitalkosten aus, wenn sie zwischen in Unternehmensanteilen und in verzinslichen Forderungen investiertes Vermögen unterscheiden. Sind Unternehmensanteile im Gegensatz zu verzinslichen Forderungen steuerbefreit, so würden die Kapitalkosten der Unternehmensinvestition sinken. Die EMTR Neben den Kapitalkosten ist die EMTR ein weiteres Mass der effektiven Steuerlast auf Grenzinvestitionen. Die EMTR berechnet sich als Differenz zwischen Kapitalkosten und der realen Nachsteuerrendite der Kapitalgeber, bezogen auf die Kapitalkosten: Die EMTR bestimmt den durch die Steuer vereinnahmten Teil der Rendite einer Grenzinvestition. Nimmt man allein die Besteuerung auf Unternehmensebene in den Blick, so entspricht die reale Nachsteuerrendite dem Marktzinssatz. Für diesen Fall ist die EMTR eine stetig monoton steigende Transformation der Kapitalkosten und enthält die gleiche Information wie diese. Der Ausdruck der Effektivsteuerlast einer Grenzinvestition in Form der EMTR erleichtert den Vergleich mit anderen Steuersatzgrössen wie der EATR oder dem kombinierten Ertragssteuersatz. Bei Berücksichtigung persönlicher Steuern hängt von der steuerlichen Position des Anteilseigners ab. Durch die alternative Vergabe eines Darlehens am Kapitalmarkt beeinflussen die Einkommenssteuern auf Zinsen den Faktor. Aufgrund dieses zusätzlichen persönlichen Steuerkeils ist die EMTR nunmehr BAKBASEL 7
8 keine stetig monoton steigende Transformation der Kapitalkosten. Eine niedrige EMTR kann dann im Falle einer niedrigen Zinsbesteuerung mit hohen Kapitalkosten einhergehen und umgekehrt. Daher werden im BAK Taxation Index die Ergebnisse auf Unternehmensebene allein in Form der EMTR ausgedrückt, wohingegen Ergebnisse mit Einbezug der Anteilseignerbesteuerung sowohl als Kapitalkosten als auch als EMTR gezeigt werden. Die EATR Die EATR zeigt die durch Steuern verursachte prozentuale Reduktion des Kapitalwerts einer rentablen Investition, d.h. einer Investition, die einen Kapitalwert grösser null aufweist. Mit anderen Worten: Die profitable Investition erzielt eine Rendite, die über der Vorsteuermindestrendite liegt, welche erforderlich ist, um die von den Kapitalgebern verlangte Nachsteuerrendite zu erreichen. In den Berechnungen der EATR, die dem BAK Taxation Index zu Grunde liegen, wird eine profitable Investition mit einer Vorsteuerrendite von 20% angenommen. Hat ein Unternehmen zwischen mehreren, sich gegenseitig ausschliessenden Investitionen die Wahl, so wird es sich für diejenige Investition entscheiden, welche die höchste Nachsteuerrendite verspricht. Die Standortwahl für Tochtergesellschaften international agierender Konzerne ist das wichtigste Beispiel für eine solche Entscheidungssituation. Die EATR ist damit ein guter Indikator für die steuerliche Standortattraktivität. Daher nutzt der die Unternehmensbesteuerung international vergleichende BAK Taxation Index die EATR. Im Hinblick auf die Haupttreiber der beiden Effektivsteuersätze gilt, dass sich Abschreibungsregelungen eher auf die EMTR als auf die EATR auswirken. Dies ist intuitiv verständlich, wenn man bedenkt, dass eine Grenzinvestition nur ihre Kapitalkosten verdient, also lediglich die vom Investor geforderte Minimalrendite. Die Erträge übersteigen die Aufwendungen somit nur sehr leicht. Die steuerliche Behandlung der Aufwendungen insbesondere im Hinblick auf die Abschreibungsregelungen ist somit relativ bedeutsam. Je vorteilhafter, also schneller, die steuerliche Abschreibung im Vergleich zur ökonomischen Abschreibung ist, umso höher ist der Barwert der abschreibungsbedingten Steuerersparnisse und umso niedriger ist die EMTR. Auch Substanzsteuern auf das eingesetzte Kapital wirken sich deutlich aus. Die EATR wird hingegen stärker durch die nominalen Gewinnsteuersätze beeinflusst, da bei hoch profitablen Investitionen ein grosser Teil der Erträge mit diesen nominalen Steuersätzen belastet wird. Dies lässt sich ebenfalls intuitiv nachvollziehen: Betrachtet man eine profitable Investition, die die gleichen Ausgaben, d.h. identischen Kapitaleinsatz, erfordert wie eine Grenzinvestition, jedoch im Vergleich zu dieser einen höheren Gewinn liefert, so ergibt sich, dass dieser zusätzliche Gewinn dem kombinierten Steuersatz unterliegt, ohne weitere Abzüge zu generieren. Mit steigender Profitabilität nimmt die Bedeutung der Bemessungsgrundlagendefinition, d.h. insbesondere der steuerlichen Abzüge, somit für die Bestimmung der Effektivsteuerlast ab. Da Grenzinvestitionen und rentable Investitionen zwar den gleichen Kapitaleinsatz erfordern, sich jedoch hinsichtlich der Erträge unterscheiden, mindern Kapitalsteuern nur einen kleineren Teil des Ertrags der rentablen Investition und verlieren für diese daher an Bedeutung. Damit lässt sich festhalten, dass der kombinierte Gewinnsteuersatz bei der Bestimmung der Effektivsteuerlast einer hoch rentablen Investition zum bestimmenden Faktor wird. Zwischen Kapitalkosten, EMTR und EATR besteht eine einfache Beziehung. Die EATR lässt sich in die EMTR überführen: Diese Beziehung zeigt die Einflussgrössen der EATR und hilft die unterschiedlichen steuerlichen Treiber auf die Effektivsteuerlast zu identifizieren. Die EATR entspricht dem gewichteten Mittel aus EMTR und dem kombinierten Ertragssteuersatz, hier bezeichnet als. Die Gewichtung bestimmt sich einmal aus dem Anteil der Vorsteuerrendite, der durch die Kapitalkosten abgedeckt wird, und dann noch aus dem über den Kapitalkosten liegenden Anteil. Die EATR entspricht der EMTR schliesslich dann, wenn die angenommene Rendite einer zusätzlichen Investition den Kapitalkosten entspricht. Wir gehen in diesem Fall von einer Grenzinvestition aus. Die Steuerlast hängt dann nicht nur vom kombinierten Gewinnsteuersatz ab. Sie wird stark von der Bemessungsgrundlage die insbesondere von Abschreibungsregeln abhängt und von Kapitalsteuern beeinflusst. Je stär- 8 BAKBASEL
9 ker die Rendite die Kapitalkosten übersteigt, umso stärker konvergiert die EATR gegen den kombinierten Gewinnsteuersatz. BAKBASEL 9
10 3 Besteuerung hoch qualifizierter Arbeitskräfte Simulationsmodell und Belastungsmass Der BAK Taxation Index auf den Einsatz hoch qualifizierter Arbeitskräfte wird mithilfe eines Simulationsmodells ermittelt. 3 Das Simulationsmodell berechnet, wie viel ein Arbeitgeber aufwenden muss (Beschäftigungskosten), um für seine hoch qualifizierte Arbeitskraft ein bestimmtes verfügbares Einkommen zu gewähren. Das Mass basiert auf der Überlegung, dass insbesondere hoch qualifizierte Arbeitnehmer zunehmend mobil sind. Somit beziehen sie in die Entscheidung über ihren Wohn- und Arbeitsort mit ein, wo sie das höchste Einkommen nach Steuern erzielen. Die Steuer- und Abgabenbelastung einer hoch qualifizierten Arbeitskraft wird daher für ein gegebenes verfügbares Einkommen nach Steuern bestimmt. Aufgrund von Beitragsbemessungsgrenzen der Sozialversicherung und wegen der Tarifstufen vieler Einkommenssteuern wird die Steuer- und Abgabenbelastung in technischer Hinsicht iterativ in zwei Stufen ermittelt. Auf der ersten Stufe werden bei gegebenen Beschäftigungskosten Steuern und Sozialabgaben veranlagt und das verfügbare Einkommen berechnet. Auf einer zweiten Stufe wird die Veranlagung bei Variation der Beschäftigungskosten so lange durchlaufen, bis das gewünschte verfügbare Einkommen erreicht wird. Der effektiven Steuer- und Abgabenbelastung (EATR) entspricht dann die Differenz aus Beschäftigungskosten und dem verfügbaren Einkommen (dem Steuerkeil), geteilt durch die Beschäftigungskosten: Bes ftigungs osten verf g ares in ommen Bes ftigungs osten Berücksichtigte Steuern und Abgaben Es werden alle für Arbeitnehmer und Arbeitgeber relevanten Steuerarten inklusive der Zuschläge, Staats- und Gemeindesteuern und die durch die Unternehmen abgeführten Lohnsteuern berücksichtigt. Sozialversicherungsbeiträge werden insoweit als Teil der Steuer- und Abgabenbelastung betrachtet, als aus ihnen für den Arbeitnehmer kein besonderer Vorteil erwächst. Für die in dieser Studie betrachteten Arbeitskräfte ist das Risiko der Arbeitslosigkeit sehr gering. Daher werden Beiträge zur Arbeitslosenversicherung sowie ähnlicher Logik folgend Beiträge zur Unfallversicherung als Abgaben gewertet. Dagegen werden Beiträge zur Krankenversicherung nicht als Abgaben angesehen, da sie eine tatsächliche Versicherungsfunktion entfalten. Beiträge zur staatlichen Rentenversicherung werden teilweise als Abgaben miteinbezogen. Die erste Säule der Rentenversicherung ist gewöhnlich von hohen Umverteilungsgedanken geprägt. Soweit aus den Beitragszahlungen keine tatsächlichen Rentenansprüche erwachsen, entsprechen sie daher eher einer impliziten Steuer als einer Einzahlung in eine Versicherung. Diesem Umstand wird dadurch Rechnung getragen, als die durch die hoch qualifizierten Arbeitskräfte erworbenen Rentenansprüche als Einkünfte berücksichtigt werden. Je geringer die Rendite der Rentenzahlungen desto höher sind implizit die Abgaben, da der Arbeitgeber ein entsprechend höheres Gehalt zahlen muss, bis insgesamt das geforderte verfügbare Einkommen erreicht wird. Definition Arbeitnehmer, Gehaltshöhe, Gehaltszusammensetzung Es werden drei unterschiedliche Gehaltsbestandteile berücksichtigt: (1) Barvergütung, (2) Altersvorsorge (gesetzliche und betriebliche) und (3) geldwerte Vorteile in Form eines Firmenwagens. Diese Komponenten unterliegen zu unterschiedlichen Zeitpunkten der Besteuerung. Barvergütungen und geldwerte Vorteile werden im Jahr der Zuwendung besteuert. Beiträge zur Rentenversicherung sind entweder von der Besteuerung ausgenommen wodurch bei der nachgelagerten Besteuerung die Pensionszahlungen steuerpflichtig sind oder die Beiträge erfolgen aus versteuerten Einkommen (vorgelagerte Besteuerung), wodurch später nur der Ertragsan- 3 Vgl. Elschner/Schwager (2007) für weitere Details zum Simulationsmodell. 10 BAKBASEL
11 teil der Pension besteuert wird. Durch seinen intertemporalen Ansatz berücksichtigt unser Modell explizit die zeitlichen Unterschiede bezüglich der Pensionszahlungen. Die Steuer- und Abgabenbelastung auf den Einsatz hoch qualifizierter Arbeitnehmer wird für drei Einkommensstufen und unterschiedliche Vergütungspakete berechnet (siehe auch Tabelle 3-1). Das niedrigste verfügbare in ommen in Hö e von UR setzt si aus einer Barverg tung von 75 Prozent sowie einer Altersversorgung von 25 Prozent zusammen. Die mittleren und o en verf g aren in ommen von UR und UR este en jeweils aus 75 Prozent Barverg tung, 20 Prozent Altersvorsorge und 5 Prozent geldwerten Vorteilen. Die Effektivsteuerbelastung wird sowohl für einen alleinstehenden Arbeitnehmer als auch für einen verheirateten Arbeitnehmer mit zwei Kindern und einem nicht erwerbstätigen Ehepartner gemessen. Als Standardfall für den BAK Taxation Index wird der alleinstehende Arbeitnehmer mit einem verfügbaren Einkommen von UR erangezogen. Tabelle 3-1: Alternative Definitionen der hoch qualifizierten Arbeitskraft Familienstand Alleinstehend, ohne Kinder Höhe des verfügbaren Einkommens davon als Barvergütung Altersvorsorge geldwerter Vorteil (Firmenwagen) EUR % 25% - EUR % 20% 5% EUR % 20% 5% Verheiratet, zwei Kinder (Alter 6-12 Jahre), Alleinverdienerhaushalt EUR % 25% - EUR % 20% 5% EUR % 20% 5% Währung und Inflation Der BAK Taxation Index soll die steuerliche Attraktivität einer Region veranschaulichen. Über die Zeit sollten sich Änderungen der Steuerbelastung einer Region nur aufgrund von Steuerreformen ergeben. Dies funktioniert im BAK Taxation Index für Unternehmen problemlos, da nur eine typisierte, inkrementelle Investition in der Betrachtung steht. Im BAK Taxation Index auf den Einsatz hochqualifizierter Arbeitskräfte aber müssen aufgrund progressiver Einkommenssteuertarife und Beitragsbemessungsgrenzen der Sozialversicherung konkrete Gehaltshöhen (s.o.) angenommen werden. Bei einem internationalen Vergleich, in welchem Länder mit verschiedenen Währungen enthalten sind, sowie bei einem Vergleich über die Zeit, indem die Entwicklung der Preise eine Rolle spielt, steht die Messung der Steuer- und Abgabenbelastung auf den Einsatz hochqualifizierter Arbeitskräfte somit vor besonderen Herausforderungen. Es müssen einerseits ei der Umre nung der Ge alts ö e (z.b UR) in die jeweilige Landeswährung sich über die Zeit verändernde Wechselkurse berücksichtigt werden. Andererseits müssen die Gehaltshöhen selbst der Inflation angepasst werden. Währungsunterschiede zum Euro werden, um grössere Schwankungen zu vermeiden, mit dem jeweiligen Wechselkurs der vergangenen vier Jahre berücksichtigt. Wechselkurse werden alle zwei Jahre mit der Aktualisierung des internationalen BAK Taxation Index angepasst (siehe Tabelle 3-2 für eine Übersicht). BAKBASEL 11
12 Tabelle 3-2: Wechselkurse für die Berechnung der Steuer- und Abgabenbelastungen auf den Einsatz hoch qualifizierter Arbeitskräfte in den Jahren Land Währung basierend auf den durchschnittlichen Wechselkursen der Jahre China CNY Dänemark DKK Hong Kong HKD Norwegen NOK Polen PLN Schweden SEK Schweiz CHF Singapur SGD Slowakei SKK EUR EUR EUR Slowenien SIT EUR EUR EUR EUR Tschechien CZK U.K. GBP Ungarn HUF USA USD Anm.: Der Wechselkurs ist angegeben als 1 EUR = CNY etc. Steigenden Preisen wird seit der Update-Phase 2013 über eine Indexierung des verfügbaren Einkommens Rechnung getragen. Dabei werden die drei nominellen in ommens etr ge ( UR , UR , UR ) der Inflation im uroraum angepasst. Aufgrund des zweij rigen Updates des internationalen BAK Taxation Indexes wird dabei die Inflation der jeweils zwei vorangegangenen Jahre berücksichtigt. Diese betrug im Jahr % im Vergleich zum Vorjahreswert und %. Die effektiven Steuer- und Abgabenbelastungen auf den Einsatz hoch qualifizierter Arbeitskräfte werden im Update 2013 da er ez gli der verf g aren in ommen von UR , UR und UR ere net. Im Beri t wird entspre end von verf g aren in ommen zu Preisen des Basisja rs 2010 gesprochen. 12 BAKBASEL
13 4 Literaturverzeichnis Devereux. M.P. und R. Griffith (1999). The Taxation of Discrete Investment Choices. IFS Working Paper W98/16. Revision 2. Devereux. M.P. und R. Griffith (2003). Evaluating tax policy for location decisions. International Tax and Public Finance Elschner. C. und R. Schwager (2007). A Simulation Method to Measure the Tax Burden on Highly Skilled Labour. Finanzarchiv European Commission (2002). Company Taxation in the Internal Market, Commission Staff Working Paper COM (2001) 582 final. Brussels. King. M.A. und D. Fullerton (1984). The Taxation of Income from Capital. University of Chicago Press. Chicago. Schreiber. U., C. Spengel. und L. Lammersen (2002). Measuring the Impact of Taxation on Investment and Financing Decisions. Schmalenbachs Business Review BAKBASEL 13
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