Grundlagen der Industrie- und Organisationssoziologie
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- Alexander Peters
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1 Grundlagen der Industrie- und Organisationssoziologie 2. Arbeit und Arbeitsteilung Prof. Dr. Birgit Blättel-Mink
2 Lektüre Marx, Karl (1975): Teilung der Arbeit und Manufaktur. In: ders., Das Kapital. Bd. 1, Kap. 12. Berlin: Dietz, S (= Marx-Engels - Werke. Bd. 23) Smith, Adam (1861): Von der Theilung der Arbeit. In: ders., Über die Quellen des Volkswohlstandes. Stuttgart: Engelhorn, S. 4-21
3 Inhalt Begriffsklärung Arbeitsteilung bei Adam Smith Arbeitsteilung bei Karl Marx
4 Arbeit... zweckmäßige, bewusste, stets gesellschaftlich vermittelte, also aufgeteilte und als Ko-Operation organisierte Tätigkeit von Menschen zur Bewältigung ihrer Existenzprobleme. In der Arbeit setzen sich Menschen rational und kollektiv mit den Kräften ihrer natürlichen und sozialen Umwelt auseinander, verändern diese Umwelt und damit auch ihr Verhältnis zu ihr. (Vilmar/Kißler 1982, S. 18) Betrieb Zentrale Institution moderner Gesellschaften zur Erstellung von Gütern und Dienstleistungen durch räumliche Zusammenfassung und Kombination der Produktionsfaktoren nach Maßgabe des Wirtschaftlichkeitsprinzips. Als soziales Gebilde ist der Betrieb vor allem durch seine Herrschaftsstruktur sowie den Grad und die Form der innerbetrieblichen Arbeitsteilung gekennzeichnet. (Fuchs-Heinritz u.a. 1994, S. 93)
5 Kapitalistischer Betrieb... von einem oder mehreren Eigentümern (Kapitalisten) oder deren Beauftragten (Managern) oder bei breiterer Streuung der Eigentumsanteile durch beauftragte Banken o.ä. nach der Maxime privater Gewinnmaximierung geleiteter Betrieb. Die Herrschaftsverteilung folgt der Eigentumsverteilung: die vom Eigentum an den Produktionsmitteln ausgeschlossenen Arbeiter und Angestellten produzieren in Abhängigkeit vom Eigentümer bzw. von den Beauftragten der Eigentümer. (Fuchs- Heinritz u.a. 1994, S. 93)
6 Industrialisierung Umwandlung einer vorwiegend auf landwirtschaftlicher Produktion beruhenden Gesellschaft durch industrielle Produktion. Die Industrialisierung geht historisch mit der Herausbildung kapitalistischer Produktionsverhältnisse und einer verstärkten technologischen Entwicklung zusammen. Zu den bedeutsamsten Erscheinungen der Industrialisierung seit dem ausgehenden 18. Jahrhundert zählen die Entwicklung der Arbeiterklasse, die Land-Stadt-Wanderung, die Entwicklung staatlicher und industrieller Bürokratien sowie die Entwicklung eines auf Leistungs- und Wirtschaftlichkeitsorientierungen beruhenden Wertesystems. (Fuchs-Heinritz u.a. 1994, S. 294) Das Gegenteil: Subsistenzwirtschaft
7 Arbeitsteilung nach Emile Durkheim Historisch-sozioökonomische Tendenz zur relativen Trennung und Verselbständigung von Berufstätigkeiten, Arbeitsgängen, Fähigkeiten und Fertigkeiten Historisch-gesellschaftliche Tendenz zur relativen Trennung und Verselbständigung von politischen, administrativen, wirtschaftlichen etc. Funktionen und Institutionen
8 Adam Smith * 1723 in Kirkcaldy (Grafschaft Fife, Schottland) 17. Juli 1790 in Edinburgh Schottischer Moralphilosoph Begründer der klassischen Volkswirtschaftslehre ( The invisible hand of the market ) Hauptwerke: An Inquiry into the Nature and Causes of the Wealth of Nations (1776) The Theory of Moral Sentiments (1759)
9 Arbeitsteilung (nach Adam Smith): Spezialisierung des Einzelnen ( Vervollkommnung des Einzelnen ) Zeitersparnis (Kostensenkung) Technischer Fortschritt: Erfindung und Einsatz von Maschinen Höhere Produktivität und Produktion, Überschussproduktion, Steigerung des allgemeinen materiellen Wohlstandes Ursachen der Arbeitsteilung: Fähigkeit des Menschen zu denken, zu handeln und zu kommunizieren Natürliche Tauschneigung ( to truck and barter )nach Eigeninteresse der Beteiligten
10 Adam Smith Diese Theilung der Arbeit, die Mutter so vieler Vortheile, ist keine Erfindung menschlicher Weisheit, welche die Folgen, die für den allgemeinen Wohlstand daraus entstehen würden, vorhersah und beabsichtigte; sondern sie ist die nothwendige, wenn gleich sehr langsame und allmählige Folge einer gewissen Neigung der menschlichen Natur, die dergleichen Gemeinnützlichkeit durchaus nicht beabsichtigt: die Neigung nämlich, zu tauschen, ein Ding gegen das andere umzuwechseln. (Smith 1861: 14) Zentrale Triebfedern des Tausches: Eigeninteresse Kontrollmechanismus: Streben nach sozialer Sympathie!
11 Adam Smith Beschränkung der Arbeitsteilung durch den Umfang des Marktes. Je kleiner der Markt, desto geringer der Grad an Arbeitsteilung Siehe: Land-Stadt-Wanderungen Geographische Lage: Nähe zu Transportwegen (zu Wasser oder zu Land) erleichtern Arbeitsteilung
12 Karl Heinrich Marx * 5. Mai 1818 in Trier 14. März 1883 in London Hauptwerk: Das Kapital (drei Bände, von denen nur der erste zu Marx Lebzeiten veröffentlicht wurde): Bd. 1: Der Produktionsprocess des Kapitals (1867, MEW 23) Bd. 2: Der Circulationsprocess des Kapitals (hrsg. von Friedrich Engels, 1885, MEW 24) Bd. 3: Der Gesammtprocess der kapitalistischen Produktion (hrsg. von Engels, 1894, MEW 25). Die gesammelten Werke finden sich als Volltext unter:
13 Karl Marx Die Arbeit ist zunächst ein Prozess zwischen Mensch und Natur, ein Prozess worin der Mensch seinen Stoffwechsel mit der Natur durch seine eigene Tat vermittelt, regelt und kontrolliert. Er tritt dem Naturstoff selbst als eine Naturmacht gegenüber. Die seiner Leiblichkeit angehörigen Naturkräfte, Arme und Beine, Kopf und Hand, setzt er in Bewegung, um sich den Naturstoff in einer für sein eigenes Leben brauchbaren Form anzueignen. Indem er durch diese Bewegung auf die Natur außer ihm wirkt und sie verändert, verändert er zugleich seine eigene Natur. Er entwickelt die in ihr schlummernden Potenzen und unterwirft das Spiel ihrer Kräfte seiner eigenen Botmäßigkeit. (Marx: Das Kapital 1, S. 192)
14 Karl Marx Die auf Teilung beruhende Kooperation schafft sich ihre klassische Gestalt in der Manufaktur (Marx: 357) Mitte der 16. Jhdts. bis letztes Drittel 18. Jhdts. Heterogene Manufaktur Einfache Manufaktur Zusammenarbeit unterschiedlicher Handwerker in einem Unternehmen unter dem Kommando eines Kapitalisten z.b. Herstellung einer Kutsche Stellmacher, Sattler, Schneider, Schlosser, Gürtler, Drechsler, Posamentierer, Glaser, Maler, Lackierer, Vergolder usw. Problem: Es werden nur noch Kutschen gebaut, d.h. die Handwerker verlieren ihre umfassenden Fähigkeiten Spezialisierung Homogene Manufaktur organische Manufaktur Viele Handwerker, die das Gleiche tun, arbeiten für einen Kapitalisten Produkt vom Anfang bis zum Ende z.b. Nadelherstellung, Papierherstellung Wandel: Zum Zwecke der Produktivitätssteigerung Die Arbeit wird daher verteilt (357) Bild: Organischer Körper Wechselseitige Abhängigkeit Es gibt geschickte und weniger geschickte Arbeiter Ungleichheiten!
15 Karl Marx Organische Manufaktur: Einerseits führt daher die Manufaktur Teilung der Arbeit in einen Produktionsprozess ein oder entwickelt sie weiter, andrerseits kombiniert sie früher geschiedne Handwerke. Welches aber immer ihr besonderer Ausgangspunkt, ihre Schlussgestalt ist dieselbe eine Produktionsmechanismus, dessen Organe Menschen sind. (Marx: 358)
16 Karl Marx Gesellschaftliche Arbeitsteilung und Teilung der Arbeit in der Manufaktur Unterschiedliche Fähigkeiten der Geschlechter heute: geschlechtsspezifische Arbeitsteilung Sektorielle Arbeitsteilung Stadt (Manufaktur) und Land (Landwirtschaft) Teilung der Arbeit in der Manufaktur Da Warenproduktion und Warenzirkulation die allgemeine Voraussetzung der kapitalistischen Produktionsweise, erheischt manufakturmäßige Teilung der Arbeit eine schon bis zu gewissem Entwicklungsgrad gereifte Teilung der Arbeit im Innern der Gesellschaft. Umgekehrt entwickelt und vervielfältigt die manufakturmäßige Teilung der Arbeit rückwirkend jene gesellschaftliche Teilung der Arbeit (Marx: 374) (Interdependenz / Wechselseitiges Abhängigkeitsverhältnis)
17 Karl Marx Gesellschaftliche Arbeitsteilung und Teilung der Arbeit in der Manufaktur Unterschiede: Gesellschaft: Produkte von Handwerkern und Landwirten sind Waren, die sie tauschen können Manufaktur: Der Teilarbeiter produziert keine Ware. Er verkauft seine Arbeitskraft. (Spezifische Schöpfung der kapitalistischen Produktionsweise) Die Teilung der Arbeit im Innern der Gesellschaft ist vermittelt durch den Kauf und Verkauf der Produkte verschiedener Arbeitszweige, der Zusammenhang der Teilarbeiten in der Manufaktur durch den Verkauf verschiedner Arbeitskräfte an denselben Kapitalisten, der sie als kombinierte Arbeitskraft verwendet. (Marx: 376) Befreiung aus dem Feudalismus führt zu neuen Abhängigkeitsverhältnissen!
18 Karl Marx Folgen der kapitalistischen, manufakturmäßigen Arbeisteilung: Die auf Teilung der Arbeit beruhende Kooperation oder die Manufaktur ist in ihren Anfängen ein naturwüchsiges Gebild. Sobald sie einige Konsistenz und Breite des Daseins gewonnen, wird sie zur bewußten, planmäßigen und systematischen Form der kapitalistischen Produktionsweise. (Marx 1975: 385) Die manufakturmäßige Teilung der Arbeit schafft durch Analyse der handwerksmäßigen Tätigkeit, Spezifizierung der Arbeitsinstrumente, Bildung der Teilarbeiter, ihre Gruppierung und Kombination in einem Gesamtmechanismus, die qualitative Gliederung und quantitative Proportionalität gesellschaftlicher Produktionsprozesse, also eine bestimmte Organisation gesellschaftlicher Arbeit und entwickelt damit zugleich neue, gesellschaftliche Produktivkraft der Arbeit. Als spezifisch kapitalistische Form des gesellschaftlichen Produktionsprozesses [ ] ist sie nur eine besondere Methode, relativen Mehrwert zu erzeugen oder die Selbstverwertung des Kapitals [ ] auf Kosten der Arbeiter zu erhöhn. Sie entwickelt die gesellschaftliche Produktivkraft der Arbeit nicht nur für den Kapitalisten, statt für den Arbeiter, sondern durch die Verkrüpplung des individuellen Arbeiters. Sie produziert neue Bedingungen der Herrschaft des Kapitals über die Arbeit. (Marx 1975: 386)
19 Karl Marx In der Marxschen Theorie wird die manufakturmäßige Arbeitsteilung als historisch letzte Form bestimmt, durch Teilung der Arbeitskraft die Produktivität zu steigern: Im Fabriksystem greift die Arbeitsteilung deshalb auf die Arbeitsmittel, die Werkzeuge über und lässt die technische Arbeitsteilung zwischen Maschinen und Maschinensystemen entstehen, der die menschliche Arbeitskraft nur noch als Anhängsel untergeordnet ist. (Fuchs-Heinritz 1994, S. 60)
20 Karl Marx Der kapitalistische Charakter der Manufaktur Wie in der einfachen Kooperation ist in der Manufaktur der funktionierende Arbeitskörper eine Existenzform des Kapitals. Der aus vielen individuellen Teilarbeitern zusammengesetzte gesellschaftliche Produktionsmechanismus gehört dem Kapitalisten. Die aus der Kombination der Arbeiten entspringende Produktivkraft erscheint daher als Produktivkraft des Kapitals. (Marx: 381) Teilung der Arbeit Abhängigkeit, Ungleichheit, Unterdrückung: Die besondren Teilarbeiten werden nicht nur unter verschiedne Individuen verteilt, sondern das Individuum selbst wird geteilt, in das automatische Triebwerk einer Teilarbeit verwandelt,..., die einen Menschen als bloßes Fragment seines eigenen Körpers darstellt. (Marx: 381f) Wandlung des Arbeiters zum abhängigen Wesen. Der Arbeiter existiert nur für den Kapitalisten. Er kann sich selbst nicht mehr reproduzieren. Der Einzelne verarmt an individuellen Produktivkräften darauf fußt der Kapitalismus Entfremdung Verblödung etc. als Folgen der kapitalistischen Produktionsweise. Hauptwiderspruch im Kapitalismus!
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