Organisatorisches. Einführung in die Morphologie Geschichte, Grundbegriffe I. Organisatorisches: Poster. Organisatorisches: Poster
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1 Organisatorisches: Poster Einführung in die Morphologie Geschichte, Grundbegriffe I Anke Lüdeling anke.luedeling@rz.hu-berlin.de Sommersemester 2005 Erstellung eines wissenschaftlichen Posters in einer Gruppe (< 4 Personen) DIN A 0 (o.ä.) Layout & Farben (schauen Sie sich andere Poster an) Organisatorisches: Poster Inhalt Problembeschreibung/ Phänomenbeschreibung Wichtig: Gute Beispiele wählen! Theoretische Einbettung Eigene Auswertung wenn Korpusauswertung, dann welches Korpus, wie aufbereitet welche Suchstrategien Ergebnisse & Ausblick Literatur und Namen nicht vergessen Organisatorisches: Poster Form ausgewogenes Verhältnis von Text und Graphik(en) eye-catcher Schriftgröße sparsamer Umgang mit Schriftarten & Farben (Semantik!) Poster: Beispiele Organisatorisches am gibt es keine Veranstaltung dafür im Laufe der Woche mehrere Termine für die Einführung in CQP 1
2 Geschichte: Indische Grammatiker Pānini, 5. Jhd. v. Chr. Wortstruktur: Basen und Affixe Einteilung der Komposita: Tadpurusa (Determinativkompositum): Haustür, hellblau, Hauptstadt,... Bahuvrihi (Possessivkompositum): Starrkopf, Kahlkopf, Rotkehlchen,... Dvandva (Kopulativkompositum): Prinzgemahl, Gottmensch, naßkalt, süßsauer, schwarzweiß,... Geschichte: Griechische Grammatiker Philosophische Beschäftigung mit Sprache: Sokrates, Platon, Aristoteles, 5./4. Jhd. v. Chr. (grammatische Kategorien) Stoiker, 4./3. Jhd. v. Chr. bis 4. Jhd. n. Chr.: Sprache als Schlüssel zum Verständnis des Denkens Sprachunterricht (Lernergrammatiken) Geschichte: Griechische Grammatiker Flexion: paradigmenbasiert, nicht morphembasiert, Wortarten, grammatische Kategorien Gibt es eine notwendige Verbindung zwischen der Form und der Bedeutung eines Wortes? Naturalismus, Onomatopoetica, Lautsymbolik, Regeln der Veränderung vs. Konventionalismus Geschichte: Griechische Grammatiker Analogie (Sprache ist im Wesentlichen regelmäßig) vs. Anomalie (es gibt viele Unregelmäßigkeiten, unregelmäßige Flexionsformen, Homonymie, Synonymie) Geschichte: Mittelalter Lateinische Lernergrammatiken (Deklination, Paradigma) Konzepte ähnlich denen der Antike Grammatiken der Landessprachen (Vernakular) später: arabischer Einfluss Modistae (13. Jhd., Paris) Scholastiker: sprachliche Universalien? Geschichte: Vergleichende Sprachwissenschaft 18. und 19. Jhd.: sprachvergleichende Datensammlungen (seit dem Mittelalter) Sprachen werden in Gruppen zusammengefasst (Sprachfamilien, genetische Metaphern) Anfang 19. Jhd.: Sprachwissenschaft wird eigenes Fach an den Universitäten 2
3 Geschichte: Vergleichende Sprachwissenschaft Schlegel, Humboldt, Rask, Grimm, Schleicher,... diachrone Betrachtung Lautverschiebung (Lautgesetze) Wortbildungsarten vs. Flexion Sprachtypologie Geschichte: Junggrammatiker bis Hermann Paul Trennung von Flexion und Wortbildung: Wohin gehört die Wortbildung? Zur Syntax oder zur Morphologie? deskriptiv, diachron, aber mehr Blick auf neuere Sprachstadien Lehnwörter und Analogie, um Ausnahmen von Lautgesetzen zu erklären Zusammensetzungen (Großvater), Ableitungen (großväterlich), Zusammenbildungen (Hofhaltung, Freilassung) Geschichte: Strukturalismus de Saussure amerikanischer Strukturalismus (Indianersprachen): Bloomfield, Harris synchron gesprochene Sprache Unterscheidung langue parole immer noch verwendete Beschreibungsmittel Grundbegriffe: Morphem Morphem kleinste bedeutungstragende Einheit Ein Morphem ist die kleinste, in ihren verschiedenen Vorkommen als formal einheitlich identifizierbare Folge von Segmenten, der (wenigstens) eine als einheitlich identifizierbare außerphonologische Eigenschaft zugeordnet ist. (Grewendorf et al. 1987) abstrakte Einheit Grundbegriffe: freie vs. gebundene Morpheme freie Morpheme Haus, Musik, Wort, lach, rot gebundene Morpheme -bar, -heit, be-, Plural Morph: Realisierung eines Morphems Grundbegriffe: Allomorphie Allomorphie (bedingte) Realisierung eines Morphems kann lexikalisch, morphologisch oder phonologisch bedingt sein knife knives, ox oxen Frau en, Tanne n, Stift e Bäum e, Häus er cat s, dog s, horse s 3
4 Grundbegriffe: Unikal cranberry morph (Unikal) Schornstein, Himbeere Grundbegriffe: Suppletion Ablaut und Suppletion (vollständig vs. teilweise) trinken trank gut besser, sein ist war (NB: gibt s Unikale auch außerhalb der Morphologie?) (NB: (psycholinguistisch) Suppletion eher bei häufigen Wörtern, vielleicht wg. besserer Unterscheidbarkeit) Grundbegriffe: Basis, Stamm, Wurzel 1 Basis vs. Stamm vs. Wurzel (Vorsicht: in der Literatur werden diese Begriffe manchmal unterschiedlich verwendet! Wir verwenden die Definitionen von Bauer 1988) Basis: an eine Basis können weitere Elemente angehängt werden. Die Basis kann selber komplex sein! Les ung, Haus tür en, un freundlich Grundbegriffe: Basis, Stamm, Wurzel 2 Stamm: an einen Stamm können Flexionselemente angehängt werden. Ein Stamm kann selber auch komplex sein. Tür en, unfreundlich er Wurzel: eine Wurzel ist das, was übrig bleibt, wenn alle Affixe abgeschnitten sind. un freund lich er Grundbegriffe: Affixe 1 gebundene Morpheme: Affix Affixe, die außen an eine Basis angehängt werden: Präfix: be-, ent-, ver-, un-,... beweinen, entgleisen, verschreiben, unangenehm Suffix: -ung, -bar, -abel, -lich,... Entgleisung, lesbar, präsentabel, freundlich Zirkumfix: Ge- -e, ge- -t Gequengele, gequengelt Grundbegriffe: Affixe 2 Affixe, die in einen Stamm eingefügt werden (der Stamm wird dadurch diskontinuierlich): Infixe (Beispiele aus Bauer 1988, 23) Chrau (Vietnam): vǒh wissen - v an ǒh weise căh erinnern c an ăh,übrig Tagalog (Philippinen) sulat schreiben s um ulat geschrieben (Imperfekt) s in ulat,wurde geschrieben (Plusquamperfekt) 4
5 Strukturalismus: Grundbegriffe Form vs. Funktion 1:1 Abbildung von Form und Funktion Frau en les bar FRAU PLURAL LESEN POSS viele-zu-eins-abbildung von Form auf Funktion Häus er Ge quatsch e Strukturalismus: Grundbegriffe eins-zu-viele-abbildung von Form und Funktion (portmanteau morph) lach te Frau en LACHEN 1.P.SG. PRÄT FRAU PL NOM FEM HAUS PLURAL QUATSCHEN ITERATIV Grundbegriffe: Konkatenation Konkatenative Prozesse (Elemente werden konkateniert, dh aneinandergereiht) Komposition: freie Elemente werden konkateniert Derivation: Konkatenation von Basen und Affixen Flexion: Flexionsaffixe werden an Stämme angehängt Grundbegriffe: Nichtkonkatenative Prozesse 1 Nichkonkatenative Prozesse: Konversion (Null-Affigierung) N V surface N surface V, schlaf N schlaf V, urlaub N - urlaub V Adj V grün Adj grün V mit Ablautung/Umlautung (Apophonie) N V haut N - häut V Adj V schwarz Adj - schwärz V Grundbegriffe: Nichtkonkatenative Prozesse 2 Rückbildung Briefwahl briefwählen, Notlandung notlanden Reduplikation Tagalog (Spencer 1991, 13): sulat schreiben susulat schreiben werden Latein curro ich renne cucurri ich bin gerannt Grundbegriffe: Nichtkonkatenative Prozesse 3 Stress (Wortakzent) tránsport transpórt cóntrast contrást ímport impórt Transfixe (siehe Handout) Blending, Amalgamierung brunch, Eurasien,... 5
6 Grundbegriffe: Nichtkonkatenative Prozesse 4 Abkürzungen Initialismen, Alphabetismen VP, PVC, Uawg,... Akronyme NATO, Inbus, Stasi,... Kurzwortbildung (Clipping) Uni, Mathe,... Cello, Bus,... Hausi, Fundi, Hunni,... Morphologische Sprachtypologie isolierend (analytisch) Wortformen verändern sich nicht Beispiele: Vietnamesisch, Chinesisch agglutinierend (synthetisch) (a) 1:1 Korrespondenz zwischen Morph und Morphem (b) Morphe behalten in jeder Kombination ihre Form (nur regelmäßige Allomorphie erlaubt) Beispiel: Türkisch Morphologische Sprachtypologie flektierend (synthetisch) keine 1:1 Abbildung zwischen Wortteilen und Morphemen möglich Segmentierung in Morphe oft arbiträr Beispiel: Latein es gibt keine reinen Sprachen es gibt keine Evolutionsrichtung Literatur Black, Jeremy (2000) The Ancient Near East. In Booij et al. (eds) Cardona, George (2000) Old Indic Grammar In Booij et al. (eds) Harris, Randy Allen (1993) The Linguistic Wars. Oxford University Press, Oxford Lyons, John (1968) Introduction to Theoretical Linguistics. Cambridge University Press, Cambridge Robins, Robert H. (2000) Classical Antiquity. In Booij et al. (eds), Salmon, Paul (2000) The term morphology. In Booij et al (eds)
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