Vatikan hebt Exkommunikation traditionalistischer Bischöfe auf
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- Gisela Schmitt
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1 1 von :28 News Vatikan hebt Exkommunikation traditionalistischer Bischöfe auf Nach zwei Jahrzehnten Kirchenspaltung hat der Vatikan die katholischen Traditionalisten der Bewegung des verstorbenen Erzbischofs Marcel Lefebvre wieder in die katholische Kirche aufgenommen. Mit einem am Samstag veröffentlichten Dekret wurde die Exkommunikation von vier Bischöfen der sogenannten Priesterbruderschaft St. Pius X. aufgehoben. Einer der rehabilitierten Bischöfe ist der in Großbritannien geborene Richard Williamson, der wiederholt das volle Ausmaß des Völkermords an den Juden während des Nationalsozialismus geleugnet hat. Zahlreiche jüdische Organisationen protestierten gegen die Rehabilitation des umstrittenen Bischofs. Der französische Geistliche Lefebvre und seine Anhänger waren 1988 von Papst Johannes Paul II. exkommuniziert worden. Anlass war die Ernennung von vier Bischöfen gegen den Willen Roms. Die Traditionalisten, denen nach eigenen Angaben rund 500 Priester und Gläubige angehören, erkennen das Zweite Vatikanische Konzil ( ) über die Anpassung der Kirche an die moderne Welt nicht an. Benedikts Dekret wurde einen Tag vor dem 50. Jahrestag der Konzils-Ankündigung durch Papst Johannes XXIII. veröffentlicht.
2 2 von :28 veröffentlicht. "Väterliche Einfühlsamkeit" In dem Dekret heißt es, Benedikt habe beschlossen, die kirchenrechtliche Situation der Bischöfe zu überdenken, weil er ihrem "spirituellen Unbehagen" wegen der Strafe der Exkommunikation mit väterlicher Einfühlsamkeit begegne. Der Vatikan wolle die Einheit der Universalkirche fördern und damit den "Skandal der Spaltung" überwinden. Der Papst glaube an die schriftliche Zusage der Traditionalisten, mit dem Heiligen Stuhl ernsthaft über Differenzen reden zu wollen. Im vergangenen Jahr hatte der Vatikan der Priesterbruderschaft eine Reihe von Forderungen als Bedingung für eine Wiederannäherung an die katholische Kirche gestellt. Die vier Bischöfe der ultratraditionalistischen Gemeinschaft hatten dem Papst Ende 2008 versichert, "alle unsere Kräfte in den Dienst der Kirche Unseres Herrn Jesus Christus zu stellen, die die katholische Kirche ist". Traditionalisten müssen Konzilsbeschlüsse nicht anerkennen Papst Benedikt XVI. hatte seit seiner Wahl 2005 bereits mehrfach Versuche unternommen, das Schisma mit den Lefebvristen zu beenden. Im Juni 2008 hatte Rom darauf verzichtet, dass die vor allem in Frankreich und Brasilien stark vertretenen Traditionalisten die Konzilsbeschlüsse anerkennen. Sie sollten lediglich zusichern, keine Erklärungen abzugeben, die der offiziellen Kirchenlinie widersprechen. Zudem kam der Papst ihnen mit seinem Erlass "Summorum Pontificum" über die Wiederzulassung des Gottesdienstes nach dem Messbuch von 1962 entgegen. Traditionalistischer Bischof leugnete Existenz der Gaskammern Schlagzeilen hatte jüngst der zu den Exkommunizierten
3 3 von :28 den Exkommunizierten gehörende britische Bischof Richard Williamson gemacht, als er die Existenz der Gaskammern in den Konzentrationslagern der Nationalsozialisten leugnete. Er denke, dass " bis Juden in den Konzentrationslagern gestorben" seien, aber nicht ein einziger von ihnen in den Gaskammern, sagte er einem schwedischen Fernsehsender. Die Staatsanwaltschaft Regensburg ermittelt nun wegen Volksverhetzung gegen Williamson. "Rückschlag für die Beziehungen zwischen Judentum und Vatikan" Zahlreiche jüdische Organisationen protestierten trotzdem scharf gegen die Rehabilitierung des angeblichen Holocaust-Leugners Williamson. Einen dezidierten Leugner der Shoah in der Kirche willkommen zu heißen, sei "ein schwerer Schlag für die historischen Bemühungen Johannes Pauls II., den Antisemitismus zu bekämpfen", sagte Rabbi David Rosen, ein langjähriger Vorkämpfer des interreligiösen Gesprächs, der "Jerusalem Post". Zwar sei die Versöhnung mit der "Pius-Bruderschaft" eine interne Angelegenheit der katholischen Kirche. Aber die Einbeziehung von Richard Williamson sei "beschämend" und bedeute einen "ernsthaften Rückschlag für die Beziehungen zwischen Judentum und Vatikan". Zentralrat der Juden in Deutschland fürchtet "neue Eiszeit" Für den Zentralrat der Juden in Deutschland hat Papst Benedikt XVI. mit der Aufhebung der Exkommunikation der traditionalistischen Bischöfe eine "antisemitische Gruppe in den Schoß der katholischen Kirche" zurückgeholt. Damit mache der Vatikan "dieses Denken wieder salonfähig", meinte der Vizepräsident des Zentralrats, Dieter Graumann, am Montag
4 4 von :28 Dieter Graumann, am Montag laut Kathpress im Gespräch mit der deutschen katholischen Nachrichtenagentur KNA. Er fürchte, dass damit der christlich-jüdische Dialog um bald 50 Jahre zurückgeworfen werde. Graumann befürchtet eine "neue Eiszeit" im Verhältnis zur katholischen Kirche und spricht von einem "Schlag ins Gesicht der jüdischen Gemeinschaft" und einer "Provokation". Eine "dezidiert antisemitisch agierende Gruppe" Ganz unabhängig von der Gestalt des britischen Bischofs Richard Williamson sei die "Pius-Bruderschaft" eine "dezidiert antisemitisch agierende Gruppe", so Graumann. Er verwies darauf, dass noch im Dezember der deutsche Distriktobere der "Pius-Bruderschaft", P. Franz Schmidberger, alle katholischen deutschen Bischöfe brieflich zu einer umfassenden Kursänderung aufgefordert und dabei auch den Dialog mit dem Judentum kritisiert habe. Dabei hatte Schmidberger unter anderem die Juden explizit als "des Gottesmordes mitschuldig" bezeichnet. Dass nun ausgerechnet unter einem deutschen Papst eine "antisemitisch geprägte" Position gestärkt werde, mache die Sache geradezu bitter. "Wer mit Schmutz werfende antisemitische Hetzer umarmt, der kann am Ende auch beim besten Willen nicht sauber bleiben". Oberrabbiner Di Segni: "Tiefe Wunde" Der römische Oberrabbiner Riccardo Di Segni hatte den Papst bereits vorab vor den gravierenden Auswirkungen gewarnt, die eine Wiederaufnahme der Lefebvrianer in die Kirchengemeinschaft auf das jüdisch-katholische Verhältnis haben würden. Di Segni sprach gegenüber der Turiner Zeitung "La Stampa" von einer "tiefen
5 5 von :28 "La Stampa" von einer "tiefen Wunde". Vatikan: Kirche teilt Ansichten von Bischof Williamson nicht Vatikan- Pressesprecher Lombardi nannte das Dekret eine "Geste des Friedens", bei der es allein darum gehe, die Anhänger Lefebvres wieder zu integrieren. Der Vatikan teile in keiner Weise die Äußerungen zum Holocaust, über die auf eine andere Weise gerichtet werde. "Die Exkommunikation hat damit gar nichts zu tun." Deutsche Bischofskonferenz distanziert sich von Williamson Die Deutsche Bischofskonferenz distanziert sich von den Äußerungen des ultrakonservativen Bischofs Richard Williamsen zum Holocaust. Die Leugnung der Shoah sei "inakzeptabel" und gehöre nicht zur Lehre der katholischen Kirche, sagte der Sprecher der Bischofskonferenz, Matthias Kopp, am Montag im ZDF-Morgenmagazin. "Williamson wird früher oder später seine Äußerung zurückziehen müssen", betonte Kopp. Die Kirche habe "Mechanismen", auf ihn einzuwirken. Williamson habe sich verpflichtet, die Lehre der katholischen Kirche anzuerkennen, sagte Kopp. Dazu gehöre auch das Versprechen der katholischen Kirche seit dem Zweiten Vatikanischen Konzil, den Dialog mit dem Judentum voranzutreiben. Der Vatikan werde Bischof Williamson aufmerksam beobachten. Kasper: Äußerungen sind unannehmbar Auf Distanz zu Bischof Williamson ging auch der Präsident des Päpstlichen Rates für die Einheit der Christen, Kardinal Walter Kasper. Solche "dummen" Äußerungen seien unannehmbar, sagte Kasper gegenüber der Zeitung "La Repubblica". "Den Holocaust zu leugnen ist absolut nicht die
6 6 von :28 leugnen ist absolut nicht die Position der katholischen Kirche", erklärte der Kurienkardinal. Leugnung der Shoah "unter keinen Umständen akzeptabel" Ein "Besorgnis erregendes Zeichen für den christlich-jüdischen Dialog" setzt die Aufhebung der Exkommunikation der lefebvrianischen Bischöfe aus Sicht der Israelitischen Kultusgemeinde Wien und des österreichischen "Koordinierungsausschusses für christlich-jüdische Zusammenarbeit". In einer am Montag veröffentlichten gemeinsamen Aussendung betonen Kultusgemeinde und "Koordinierungsausschuss", die Leugnung der Shoah durch einen Amtsträger einer Kirche - "welcher auch immer" - sei unter keinen Umständen akzeptabel. Der Vatikan habe betont, heißt es in der gemeinsamen Aussendung, dass die Aufhebung der Exkommunikation erst der Anfang des Versöhnungsprozesses mit den Lefebvrianern sei. "Wir hoffen, dass dabei auch die erneuerte Haltung der Kirche zum Judentum klargestellt und deren Konsequenzen von der 'Pius-Bruderschaft' auch nachvollzogen werden", betonen Kultusgemeinde und Koordinierungsausschuss. Zusammenarbeit von Christen und Juden ist schwieriger geworden Der jetzige Schritt von Benedikt XVI. mache die konkrete Zusammenarbeit von Christen und Juden nicht leichter, befürchten Kultusgemeinde und "Koordinierungsausschuss". Trotz aller Beteuerungen des Heiligen Stuhls, von der Haltung des Zweiten Vatikanischen Konzils nicht abweichen zu wollen, sei die Linie unklar geworden. Es entstehe der Eindruck, dass die Errungenschaften des Konzils in
7 7 von :28 Errungenschaften des Konzils in der Praxis aufgeweicht werden.
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