Mitten am Rand Migration und Partizipation im Stadtteil

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1 Mitten am Rand Migration und Partizipation im Stadtteil Tagung Oktober 2005 Dokumentation

2 Mitten am Rand Migration und Partizipation im Stadtteil Dokumentation der Tagung vom 3. bis 5. Oktober 2005 in Hamburg Impressum Herausgeber Eine Welt Netzwerk Hamburg e.v. V.i.S.d.P. Heiko Möhle Redaktion Carola Diallo Hamburg, Dezember 2005 Bildnachweis Gesa Becher (S. 5, 7, 15, 22, 30, 36, 39, 41, 45, 48 oben) Marseille Aménagement (S. 23) Jean Philippe Beau (S. 24, 27, 28) Marily Stroux (S. 38, 65) Heiko Möhle (S. 48 unten, 62, 64 oben, 64 unten) Fenna Wesselmann (S. 52, 53, 54 oben, 54 unten) Christian Heinrich (S. 57 oben, 57 unten, 58, 59 oben, 59 unten, 60 oben, 60 unten) Konzeptentwicklung und Durchführung Eine Welt Netzwerk Hamburg e.v. Große Bergstraße Hamburg Tel Fax Verantwortlich: Heiko Möhle Kooperationspartner GWA St. Pauli Süd, Lawaetz-Stiftung, Globus/Woge e.v., Abakus GmbH/Xenos, Umdenken/Heinrich-Böll-Stiftung Hamburg e.v., Lenzsiedlung e.v., Förderer der Tagung Norddeutsche Stiftung für Umwelt und Entwicklung, Stiftung Mitarbeit, Ausschuss für Kirchliche Weltdienste, Referat Entwicklungspolitik der Senatskanzlei Hamburg Senatskanzlei Hamburg Referat Entwicklungspolitik

3 Inhalt VORWORT... 3 TAGUNGSPROGRAMM...4 BEGRÜSSUNG... 6 Heiko Möhle DER STADTTEIL ALS ORT DER INTEGRATION? WEGE UND PROBLEME BEI DER BETEILIGUNG VON MIGRANTINNEN... 8 Adrian Reinert, Stiftung Mitarbeit, Bonn COMMUNITY ORGANIZING: ERFAHRUNGEN AUS DEN USA Ed Shurna, Coalition for the Homeless, Chicago SANIERUNG JA AUSGRENZUNG NEIN...23 Jean Philippe Beau, Un Centre Ville pour Tous, Marseille MIT DER BANLIEUE-SHOW NACH FRANZÖSISCHER ART KONFRONTIERT - DIE ERNEUERUNG VON KOLLEKTIVEN AKTIONEN IN DEN VIERTELN DES SOZIALWOHNUNGSBAUS Mogniss H. Abdallah, Agence IM média, Paris AKTIVE STADTTEILENTWICKLUNG IN HAMBURG - WIE PARTIZIPATIV IST SIE WIRKLICH?...36 Antje Möller, MdHB, GAL-Fraktion Hamburg ARBEITSGRUPPEN...38 MOTIVATION UND ENGAGEMENTFÖRDERUNG VON MIGRANTINNEN Martina Stahl COMMUNITY ORGANIZING UND GEMEINWESENARBEIT...41 Sabine Stövesand VERBORGENE TALENTE IM QUARTIER - BILDUNG UND QUALIFIKATION VON MIGRANTINNEN...45 Burkhard Leber STADTENTWICKLUNG VON OBEN? WORAN W(S)OLLEN SICH MIGRANTINNEN ÜBERHAUPT BETEILIGEN?.48 Amadou Bah, Mürsel Dogan STADTTEIL- UND PROJEKTBESUCHE - VIER REPORTAGEN...52 WILHELMSBURG...52 LENZSIEDLUNG (EIMSBÜTTEL) ST. PAULI...58 DULSBERG ERGEBNISSE DER ABSCHLUSSDISKUSSION...66 DIE REFERENTINNEN

4 Vorwort Städte entstehen durch Zuwanderung. Menschen verschiedener Herkunft finden sich zusammen und geben jedem Stadtteil ein eigenes Gesicht. Ob und wie das Zusammenleben im Quartier und im gesamten städtischen Raum funktioniert, ist nicht zuletzt eine Frage von Beteiligungsgerechtigkeit und den spezifischen, sehr unterschiedlichen Strategien der Stadtteilentwicklung. Das Eine Welt Netzwerk Hamburg lud mit der Tagung Mitten am Rand - Migration und Partizipation im Stadtteil vom 3. bis 5. November 2005 in Hamburg dazu ein, der Frage von Migration und Partizipation im Stadtteil im internationalen und im innerhamburgischen Vergleich nachzugehen. Die Tagung "Mitten am Rand" ermöglichte neue Blickwinkel auf die Herausforderung des multikulturellen Zusammenlebens in der Stadt. Diskutiert wurden verschiedene Konzepte der Stadtteilentwicklung und die Chancen und Perspektiven, die sie für ein Miteinander bieten. Internationale und nationale ExpertInnen berichteten über ihre Ideen und Erfahrungen. In Arbeitsgruppen und bei Projektbesuchen in mehreren Hamburger Stadtteilen sammelten die Teilnehmenden neue Eindrücke und neues Wissen. Sie tauschten auch lebhaft ihre eigenen Erfahrungen aus. Gerade diesen Austausch haben die TeilnehmerInnen besonders positiv aufgenommen. Die große Zahl von 130 Teilnehmenden macht das starke Interesse an dem Thema deutlich. Die meisten beschäftigen sich beruflich oder als StudentInnen mit dem Thema. Bei vielen handelte es sich um MultiplikatorInnen aus der Praxis (Migration, Quartiersmanagement und soziale Stadtentwicklung). Die Beteiligung von MigrantInnen an der Tagung war bedauerlicherweise gering. Eine Ursache kann sein, dass immer noch wenige MigrantInnen als MultiplikatorInnen in Bereichen wie der Quartiersentwicklung tätig sind. Es besteht auf alle Fälle ein großer Bedarf, weiter an dem Thema zu arbeiten, den Austausch der AkteurInnen zu verstärken und neue Ideen zu entwickeln. Das Team des Eine Welt Netzwerks Wir danken allen, die zum Gelingen der Tagung beigetragen haben: Mogniss H. Abdallah, Muna Abd El-Salam, Amadou Bah, Erdogan Atif Bayazit, JeanPhilippe Beau, Gesa Becher, Tanja Beeskow, Georg Bittner, Monika Blaß, Lena Blosat, Dominique Bohère, Arslan Boyan, Dietlind Broders, Paul Allan Cromwell, Tobias Damjanov, Barbara R. Derboven, Carola Diallo, Mürsel Dogan, Renate Grunert, Gottfried Eich, Don Elmer, Jürgen Fiedler, Gerlinde Geffers, Nadine Gevret, Nebahat Güclü, Jutta Gütschow, Metin Harmanci, Christian Heinrich, Karin Heuer, Leah Johnstone, Marion Klöters, Nadine Kraft, Burkhard Leber, Claudia Leitsch, Burkhard Lohoff, Corinna Meyer, Heiko Möhle, Antje Möller, Matthias Müller, Dragana Prgomelja, Nils Razum, Adrian Reinert, Michael Rothschuh, Ed Shurna, Martina Stahl, Vanessa Steenwarber, Sabine Stövesand, Marily Stroux, Peter Szynka, Sonja Tesch, Jonna Tikkanen, Erik Tuckow, Andrea Vent, Axel Vogt, Inken Völpel-Krohn, Fenna Weselmann und Friederike Wirtz 3

5 Tagungsprogramm Montag, 3. Oktober 2005 Hafenrundfahrt Konferenzschiff Anita Ehlers, Anleger Vorsetzen: U-Bahn Baumwall 16:30 Begrüßung und Hafenrundfahrt Mitten am Hafenrand : Migration, Stadt- und Hafenentwicklung in Hamburg Heiko Möhle, Eine Welt Netzwerk Hamburg e.v. und Hafengruppe Hamburg Dienstag, 4. Oktober 2005 Konferenz Ganztagsschule Hamburg St. Pauli, Bernhard-Nocht-Straße 12 09:00 09:15 Einführung Der Stadtteil als Ort der Integration? Wege und Probleme in der Beteiligung von MigrantInnen Dr. Adrian Reinert, Stiftung Mitarbeit, Bonn 10:15 Community Organizing: Erfahrungen aus den USA Ed Shurna, Chicago; Don Elmer, San Francisco 11:30 Arbeitsgruppen mit den ReferentInnen: 1. Motivation und Engagementförderung von MigrantInnen Martina Stahl, Stadtteilbüro Lenzsiedlung, Eimsbüttel 2. Community Organizing und Gemeinwesenarbeit Sabine Stövesand, Hochschule für angewandte Wissenschaften, Fachbereich Sozialpädagogik, Hamburg 3. Verborgene Talente im Quartier: Bildung und Qualifikation von MigrantInnen Burkhard Leber, Abakus, Steilshoop 4. Stadtentwicklung von oben? Woran w(s)ollen sich MigrantInnen überhaupt beteiligen? Amadou Bah; Mürsel Dogan, Globus/Woge e.v., Dulsberg 13:00 14:30 Mittagspause Stadterneuerung ja, Vertreibung nein! Jean-Philippe Beau, "Centre Ville pour tous", Marseille 15:20 Banlieue Show, Der Kampf um menschenwürdiges Wohnen in den Vorstädten Mogniss H. Abdallah, Agence IM' média, Paris 16:10 Kaffeepause 16:25 Aktive Stadtteilentwicklung in Hamburg wie partizipativ ist sie wirklich? Antje Möller, GAL-Fraktion Hamburg 4

6 17:00 Beteiligung im Stadtteil: Tendenzen und Entwicklungen Plenumsdiskussion mit den ReferentInnen Moderation: Heiko Möhle und Lena Blosat, Eine Welt Netzwerk Hamburg e.v. 18:00 18:15 Vorstellung der Stadtteilbesuche am Mittwoch durch die GastgeberInnen Ende Mittwoch, 5. Oktober 2005 Stadtteil- und Projektbesuche 10:00 Parallele Veranstaltungen: 1. Wilhelmsburg Metin Harmanci, Unternehmer ohne Grenzen e.v.; Dragana Prgomelja, Haus der Jugend Kirchdorf 2. Lenzsiedlung, Eimsbüttel Martina Stahl, Stadtteilbüro Lenzsiedlung ; Monika Blaß, Lenzsiedlung e.v. 3. St. Pauli Claudia Leitsch/Leah Johnstone, GWA St.Pauli Süd 4. Dulsberg Amadou Bah, Globus/Woge e.v.; Jürgen Fiedler, Stadtteilbüro Dulsberg 13:00 Mittagspause Konferenz Bürgersaal der Lenzsiedlung, Julius-Vosseler-Straße 193, U-Bahn Lutterothstraße 14:30 Mitten am Rand? Plenumsdiskussion mit ReferentInnen und GastgeberInnen aus den Stadtteilen Perspektiven und Ausblicke Moderation: Gerlinde Geffers 16:30 Ende 5

7 Begrüßung Heiko Möhle, Geschäftsführer des Eine Welt Netzwerks Hamburg e.v. Liebe Gäste, im Namen der VeranstalterInnen möchte ich Sie und Euch herzlich zur Konferenz Mitten am Rand begrüßen. Heiko Möhle Als Dachverband entwicklungspolitischer Initiativen beschäftigen wir uns im Eine Welt Netzwerk Hamburg gemeinhin mit Entwicklungspolitik im Nord-Süd-Kontext. Entwicklungspolitik vor Ort ist für uns ein neues Feld. Ein Grund hierfür: Unter unseren mittlerweile rund 80 Mitgliedsorganisationen wächst der Anteil von MigrantInnengruppen. Durch den Kontakt mit diesen Initiativen komme ich in Hamburg herum und lerne Stadtteile kennen, die mir bis vor kurzem noch weniger vertraut waren als Kamerun oder Cuba. Seit Jahren gibt es in vielen dieser Stadtteile Programme sozialer Stadtteilentwicklung. Solche Programme sollen dazu beitragen, die Lebensbedingungen der Bewohnerinnen und Bewohner zu verbessern und vorhandene Kräfte wecken, um Hilfe zur Selbsthilfe zu initiieren. Das ist im Nord-Süd-Zusammenhang nicht anders. Auch in den modernen Diskursen der Entwicklungszusammenarbeit geht es immer wieder um Aktivierung und um Hilfe zur Selbsthilfe. Eine weitere Parallele zwischen Entwicklungspolitik im globalen und im lokalen Kontext ist die übliche Beschreibung der sogenannten Problemgebiete: wirtschaftliche Misere, hohe Arbeitslosigkeit, knapper und schlechter Wohnraum, ungenügende Infrastruktur, ökologische Probleme, soziale Verelendung, kulturelle Konflikte. Also jede Menge Defizite. Häufig ist der Blick so sehr auf diese Defizite konzentriert, dass positive Strukturen und Potenziale, die in diesen sogenannten Problemgebieten existieren, kaum wahrgenommen werden. Für mich besonders verblüffend: Schaut man sich die Rahmenprogramme internationaler Entwicklungshilfeorganisationen und kommunaler Stadtentwickler an, dann ähneln sich selbst die Beschreibungen ihrer Zielgruppen: sie gelten als arm, als ungebildet, als kulturell anders - und sie sind nicht von hier. Wahrscheinlich regt sich jetzt bei Ihnen Protest. Zumindest die letzte Gleichsetzung stimmt so nicht, werden Sie sagen, denn schließlich leben in den städtischen Problemvierteln viele Menschen, die seit vielen Generationen Deutsche sind. Mir geht es an dieser Stelle aber weniger um die realen Zahlenverhältnisse als um die verbreitete Wahrnehmung. In Hamburg wie in anderen Großstädten gelten die meisten Problemviertel als Ausländerstadtteile, und beide Begriffe werden fast synonym verwendet. Auch die Rahmenprogramme sozialer oder neuerdings in Hamburg aktiver - Stadtteilentwicklung vermitteln den Eindruck, hohe Zuwandereranteile im Quartier seien grundsätzlich ein Belastungsfaktor. In vielen Stadtentwicklungskonzepten kommt der MigrantInnenbevölkerung eine wesentliche Rolle zu. Nicht immer ist aber eindeutig, welche. Die des handelnden und 6

8 gestaltenden Subjekts? Oder eher die eines hilfsbedürftigen Objekts? Oder gar die des Problems, das es, wenn nicht zu beseitigen, doch wenigstens zu verringern gilt, in dem man versucht, das Viertel durch den Zuzug attraktiverer Bevölkerungsgruppen aufzuwerten? Auch hier gilt im internationalen wie im lokalen Kontext: Nicht überall, wo Entwicklung drauf steht, steckt auch Entwicklung drin zumindest nicht Entwicklung im Sinne von Förderung der Chancengleichheit und der sozialen Gerechtigkeit. Deshalb lohnt es sich genauer hinzusehen, und das wollen wir heute tun. Wir wollen uns mit Ansätzen beschäftigen, die darauf zielen, die Partizipationsmöglichkeiten von MigrantInnen im Stadtteil zu stärken. Es werden uns ganz unterschiedliche Ansätze begegnen: solche, die durch professionelle QuartiersentwicklerInnen initiiert wurden, aber auch solche, in denen eine akute Bedrohungssituation Stichwort Wohnungsräumungen in Sanierungsgebieten zu spontanem Widerstand und schließlich zur Selbstorganisation der Betroffenen geführt hat. Dabei werden uns einige Fragen beschäftigen: Warum ist es so wichtig, die Partizipationsmöglichkeiten von MigrantInnen zu stärken? Welche Möglichkeiten bietet gerade der Stadtteil für den Aufbau solcher Partizipationsmöglichkeiten? Wie können Ansätze, die ihren Fokus speziell auf MigrantInnen richten, der Entwicklung eines sozialen, auf Chancengleichheit aller Bevölkerungsgruppen insgesamt zielenden Gemeinwesens, zugute kommen? Das primäre Ziel der Konferenz ist es, den Austausch zu fördern. Innerhalb Hamburgs, aber mit Blick über den Tellerrand. Dazu hat bereits die monatelange Vorbereitung beigetragen, in der sich einige, die auf unterschiedliche Weise mit diesem vielschichtigen Thema beschäftigt sind, besser kennen gelernt und sehr produktiv zusammengearbeitet haben. Ich möchte mich an dieser Stelle bei unseren Kooperationspartnern und ihren MitarbeiterInnen bedanken: Lenzsiedlung e.v. in Eimsbüttel, Lawaetz-Stiftung, GWA St. Pauli Süd, Abakus Steilshoop, Globus-Projekt Dulsberg, umdenken Heinrich Böll Stiftung Hamburg, Unternehmer ohne Grenzen in Wilhelmsburg und Haus der Jugend in Kirchdorf. Danken möchte ich außerdem allen, die das Zustande kommen dieser Konferenz ermöglicht haben, allen voran Carola Diallo und ihrer Vorgängerin Andrea Vent. Die beiden Hochschulpraktikantinnen haben monatelang eine enorme Organisationsarbeit geleistet, ohne die wir hier heute nicht sitzen würden. Ich wünsche uns allen eine spannende und anregende Tagung. 7

9 Der Stadtteil als Ort der Integration? Wege und Probleme bei der Beteiligung von MigrantInnen Adrian Reinert, Stiftung Mitarbeit, Bonn I. Ausgangslagen Adrian Reinert 14 Millionen Menschen mit Migrationshintergrund 1. In der Bundesrepublik leben ca. 7,3 Millionen AusländerInnen. Das entspricht einem Anteil von 8,9% an der Gesamtbevölkerung. Die Zahl der Menschen mit Migrationshintergrund1 liegt jedoch wesentlich höher und wird auf 14 Millionen geschätzt. Heterogenität der MigrantInnen 2. Die MigrantInnen gibt es nicht. Menschen mit Migrationshintergrund unterscheiden sich nicht nur nach Nationalität, Dauer des Aufenthaltes in Deutschland, rechtlichem Status, sondern ebenso nach Alter, Geschlecht, beruflichem Status und Einstellungen. Zudem ist die Fluktuation beachtlich. Entsprechend heterogen sind die sozialen und kulturellen Lebenswelten der MigrantInnen. Räumliche Segregation 3. Die Menschen mit Migrationshintergrund leben nicht gleichmäßig verteilt über die ganze Republik, sondern vor allem in Großstädten und dort zumeist schwerpunktmäßig konzentriert auf einzelne Stadtteile und Wohngebiete. Räumliche Segregation muss kein Nachteil sein, wenn sie freiwillig ist und Selbstorganisation und Solidaritätsbeziehungen erleichtert. Problematisch ist indes, wenn sich in Stadtteilen soziale Problemlagen kumulieren. "Die Menschen, die es im Leben am schwersten haben, tendieren dazu, in den Gebieten zu leben, in denen das Leben am schwersten ist." Soziale Problemlagen 4. Menschen mit Migrationshintergrund sind statistisch signifikant höher als die einheimische Bevölkerung sozialen Problemlagen und Benachteiligungen ausgesetzt, wie in den Bereichen Arbeitslosigkeit, Bildung, Wohnungsmarkt, Gesundheit und Freizeitangeboten. 1 Ich verwende, sofern nicht anders angegeben, im folgenden die Begriffe "MigrantInnen" und "Menschen mit Migrationshintergrund" synonym. 8

10 Widersprüchliche Entwicklungen 5. Alle pauschalen Aussagen zur Entwicklung der Integration in Deutschland sind mit großer Vorsicht zu bewerten. Xenophobie ist nicht nur ein deutsches, sondern ein internationales Phänomen. Unbestreitbar ist, dass Deutschland sich lange Zeit nicht darauf vorbereitet und eingestellt hat, ein Einwanderungsland zu sein. Positiv ist die in den letzten Jahren verstärkte Sensibilisierung der Politik für Migrationsprobleme. Viele Kommunen haben in den letzten Jahren Integrationskonzepte entwickelt. Umgekehrt ist das Ausmaß an Diskriminierung und Fremdenfeindlichkeit bis hin zu Gewalt erschreckend. Seitens Teilen der ausländischen Bevölkerung ist ein Rückzug in eigenethnische Netzwerke und Herkunftslandorientierung feststellbar. II. Integrationsvorstellungen Was heißt Integration? 6. Integration bedeutet laut Duden "(Wieder-)Herstellung einer Einheit (aus Differenziertem)". Zugleich steckt in dem Wortstamm auch das Lateinische in und tangere (= nicht berühren, nicht verletzen). Integration meint daher nicht Assimilation, sondern gleichwertige Einbeziehung bei gleichzeitiger Berücksichtigung von Besonderheiten. Integration ist ein wechselseitiger Prozess und setzt Integrationsbereitschaft sowohl bei der Aufnahmegesellschaft als auch bei den Migrant(inn)en voraus. Diversity-Konzept 7. Alle Menschen sind verschieden und haben ein Recht, unterschiedlich zu sein. Verschiedenheit ist kein Problem, sondern wird als Bereicherung wahrgenommen. "Weder die deutsche Mehrheitsgesellschaft noch die verschiedenen nicht-deutschen Minderheiten müssen sich auf eine einheitliche Kultur verständigen. Gleichwohl bedarf es eines gemeinsamen Rahmens bzw. verbindender Grundwerte, die alle Bevölkerungsgruppen als Grundlage für das Zusammenleben in der Vielfalt anerkennen." (Aus: "Ein Bündnis für Integration. Grundlagen einer Integrationspolitik in der Landeshauptstadt Stuttgart") Integration schafft Sozialkapital 8. Sozialkapital kann in Anlehnung an den amerikanischen Sozialwissenschaftler Robert D. Putnam definiert werden als die Fähigkeit und Bereitschaft der Mitglieder einer Gesellschaft zur Zusammenarbeit. Schlüsselressourcen sind Vertrauen und Kommunikation. "Just institutions matter" 9. Voraussetzung für Vertrauen innerhalb einer Gesellschaft ist, dass diese Gesellschaft und ihre Institutionen insgesamt als gerecht und leistungsfähig empfunden werden (vgl. Rothstein). "Ohne rechtliche Gleichstellung und politische Teilhabe steht Integration auf tönernen Füßen." (Aus: Bericht der Integrationsbeauftragten 2005 ) 9

11 Bridging vs. bonding social capital 10. Die Arbeiten von Putnam zeigen, wie wichtig aber gerade auch zivilgesellschaftliche Netzwerke für das Sozialkapital sind. Dies gilt allerdings nur für "bridging" (inklusive) Netzwerke, während "bonding" (exklusive, sich abschottende) Strukturen gegenteilige Wirkungen haben. Zusammenhänge herstellen 11. Eine wichtige Aufgabe der Integration sollte daher sein, Erfahrungsräume zu erweitern und Zusammenhänge zu schaffen. Die beiden Sozialwissenschaftler Oskar Negt und Alexander Kluge formulieren es so: "Ein Gemeinwesen ist so reich, wie es Zusammenhänge stiftet." III. "Integration durch Partizipation" Bedeutung der Stadtteilebene 12. Der Stadtteil ist nicht nur der Ort, an dem sich zeigt, ob Integration gelingt oder nicht. Ihm kommt auch zentrale Bedeutung bei der Förderung sozialer und politischer Partizipation zu. Er hat die Vorteile der räumlichen Nähe und des unmittelbaren persönlichen Bezugs. Nicht alle Partizipationsbarrieren migrantinnenspezifisch 13. Viele Partizipationsbarrieren - Sitzungs"kultur", Zeitbedarf, mittelschichtenorientierter Kommunikationsstil, Formalisierung, erforderlicher Informations- und Bildungsstand - sind nicht spezifisch für Menschen mit Migrationshintergrund, sondern gelten in ähnlicher Weise auch für andere Bevölkerungsgruppen, wie etwa Personen mit niedrigeren formalen Bildungsabschlüssen, benachteiligte Jugendliche, Einkommensschwache. Hinzu kommen bei ihnen aber vielfach noch andere Hürden wie etwa sprachliche Verständigungsprobleme, Konfrontation mit dominanten Verhaltenserwartungen (zum Beispiel gemischt geschlechtliche Treffen) oder Diskriminierungserfahrungen. (vgl. Straßburger) MigrantInnen engagieren sich anders 14. Die Vorstellung, dass MigrantInnen sich grundsätzlich weniger als die einheimische Bevölkerung engagieren, ist empirisch nicht belegbar. Viele MigrantInnen engagieren sich anders, wozu gerade auch die Mitwirkung in nationalitäts- oder ethniespezifischen Netzwerken und Selbsthilfeorganisationen sowie herkunftslandorientiertes Engagement zählen. Der gewerkschaftliche Organisationsgrad einzelner MigrantInnengruppen übertrifft den der deutschen Bevölkerung. Frühzeitige Beteiligung erforderlich 15. Initiativen und Maßnahmen zur Förderung der Partizipation von MigrantInnen müssen lebensweltnah sein und an ihren Bedürfnissen und Interessen ansetzen. Sie können nur erfolgreich sein, wenn MigrantInnen von Beginn an bei der Planung, Vorbereitung und Durchführung aktiv beteiligt sind. Nachfolgend erläuterte Wege seien hier genannt: Diversity mainstreaming (16.), zielgruppenspezifische Zugänge (17.), Anlässe für Begegnung und Kommunikation 10

12 (18.), Zweckbündnisse und interkulturelle Vereinigungen (19.), aktivierende Einwohner(innen)beteiligung (20.) Diversity mainstreaming verankern 16. Um die Beteiligung der MigrantInnen zu erleichtern, sollten alle Institutionen, Gremien und Vereine im Stadtteil das Prinzip des diversity mainstreaming in ihr Leitbild aufnehmen und bei der Planung ihrer Aktivitäten fest verankern. Im Organisationsalltag müssen wir uns regelmäßig fragen, ob wir Themen und Probleme von Menschen mit Migrationshintergrund angemessen berücksichtigen und was wir tun können, um Integrationsbarrieren zu überwinden Auch Quotierung, Delegation, Berichte und Rituale können hilfreiche Wirkungen haben. Zielgruppenspezifische Zugänge erleichtern 17. Hierzu zählen etwa die interkulturelle Öffnung und Sensibilisierung von Einrichtungen und Organisationen durch Personen mit Migrationshintergrund und/oder Qualifizierung, die Zusammenarbeit mit legitimierten MultiplikatorInnen aus dem Migrationsbereich, Kooperation mit der MigrantInnenpresse, die kultursensible und zielgruppenspezifische Auswahl und Gestaltung von Tagungsorten und Veranstaltungsangeboten, das Vorhandensein intermediärer Instanzen bzw. Integrationslotsen sowie last not least die Anerkennung und Stärkung von MigrantInnen-Selbsthilfeorganisationen. Anlässe zum Begegnen und Kennenlernen 18. Um Zusammenhänge zu schaffen und Erfahrungsräume zu erweitern, ist es wichtig, dass überhaupt Gelegenheiten zum Austausch und Kennenlernen bestehen. So unterschiedliche Aktionen und Projekte wie interkulturelle Straßenfeste, "bunte" Gärten, Mitternachtssport, Kulturwochen etc. haben eines gemeinsam: Sie schaffen gemeinsame Erfahrungen. Oft sind die sich aus Vorbereitung und Durchführung entwickelnden Kontakte und Folgeaktivitäten viel nachhaltiger als der eigentliche Event. Vielfach kann auch an ohnehin bestehende Anlässe angeknüpft werden. Zweckbündnisse und interkulturelle Vereinigungen 19. Gemeinsame Zweckbündnisse von deutscher und nicht-deutscher Bevölkerung entstehen aus konkreten Anlässen oder gemeinsamen Problemlagen. Das Spektrum reicht von Bündnissen oder Runden Tischen gegen Rassismus, Stadtteilinitiativen gegen Armut bis zu Ausbildungsbündnissen lokaler UnternehmerInnen. Positive Integrationseffekte können auch interkulturelle Vereinigungen leisten, die es in vielfältiger Form gibt. Aktivierende EinwohnerInnenbeteiligung 20. Die passive Offenheit von Beteiligungsangeboten zur politischen Teilhabe reicht zumeist nicht aus, um MigrantInnen und andere benachteiligte Gruppen zur politischen Mitwirkung zu gewinnen. Aktivierende EinwohnerInnenbeteiligung arbeitet daher mit Elementen aufsuchender Arbeit und setzt an den konkreten Bedürfnissen und Interessen der Menschen an. 11

13 Aktivierende Befragung Ein wichtiges Hilfsmittel sind dabei unterschiedliche Formen aktivierender Befragung. Die Bewohnerinnen und Bewohner eines Wohngebietes oder Stadtteils werden nicht nur nach ihren Meinungen und Einstellungen befragt, sondern gleichzeitig dazu angeregt und ermutigt, aktiv zu werden und ihre Interessen wahrzunehmen. Für die Vorbereitung und Durchführung in Stadtteilen mit hohem Anteil an Menschen mit Migrationshintergrund sind Bezugspersonen und InterviewerInnen aus den jeweiligen Herkunftsländern unverzichtbar. Zu den Formen aktivierender Befragung können auch "Planning for Real" und die Arbeitsbuchmethode gezählt werden. Andere Beteiligungsmethoden Auch andere der in den letzten Jahren vermehrt eingesetzten neuen Methoden der EinwohnerInnenbeteiligung können sich je nach Situation für die Förderung der Partizipation von MigrantInnen eignen, zum Beispiel die Anwaltsplanung, um Interessen in Planungen geltend zu machen, die Zukunftswerkstatt und der Open Space (sowohl als spezifisches Angebot zur Meinungsbildung innerhalb einzelner Migrationsgruppen als auch zum gemeinsamen Austausch über die Stadtteilgestaltung), Planungszellen (sozial repräsentativer Querschnitt des Stadtteils) oder Formen handlungsorientierter Kinder- und Jugendbeteiligung. Anforderungen an Beteiligungsmethoden Welcher Weg der Beteiligung auch gewählt wird, wichtig ist in allen Fällen, dass er ergebnisoffen ist, alle berührten Interessen faire Einflusschancen haben und vor allem klar ist, wie es danach weitergeht (follow up). Beteiligung ist kein Selbstzweck, es muss um etwas Relevantes gehen. Vernetzung 21. In vielen Stadtteil-Organisationen und -Einrichtungen sind vielfältiger Sachverstand und Erfahrungswissen zu Integrationsfragen vorhanden. Dieser wird jedoch nicht abgerufen und Aktivitäten laufen unabgestimmt nebeneinander her. Es empfiehlt sich daher eine Vernetzung aller in diesem Bereich Tätigen sowie der MigrantInnenorganisationen und -vertretungen zwecks Informationsaustausch und Abstimmung. Dabei sind in der Regel offene, flexible Organisationsformen starren und formalisierten Strukturen vorzuziehen. Fazit 22. Es gibt sehr unterschiedliche Motive, aktiv zu werden, die mit den vier großen "I"s zusammengefasst werden können: Ideen, Identität, Interaktion, Interessen. Noch einfacher: Es muss mindestens entweder emotional positiv (Identität, Interaktion) oder rational zur Zielerreichung nützlich (Idee, Interessen) sein. Am besten ist beides zusammen. Dies gilt gleichermaßen für Menschen mit Migrationshintergrund wie für Einheimische und sollte immer beachtet werden. 12

14 IV. Einwände und Rückfragen oder "Stoff für Killerfragen" Grenzen lokaler Ansätze Für das Leben der MigrantInnen zentrale Entscheidungen werden außerhalb des Stadtteils getroffen. Können im Stadtteil gesamtgesellschaftliche Integrationsdefizite kompensiert werden? Antwort: Integrationsarbeit im Stadtteil ist kein Ersatz für notwendige strukturelle Veränderungen auf anderen Ebenen. Wo aber sonst, wenn nicht im Stadtteil, gibt es direkte Möglichkeiten, Kommunikation und Gemeinsamkeiten zwischen Menschen mit Migrationshintergrund und Einheimischen zu entwickeln und konkrete Ansatzpunkte für persönlich erlebbare Gegenerfahrungen gegen Diskriminierung und Exklusion? Übertragbarkeitsprobleme Den Stadtteil gibt es nicht. Jeder Stadtteil ist anders. Was in dem einen Stadtteil möglich ist, lassen die Rahmenbedingungen und/oder politischen Gestaltungsmöglichkeiten in anderen nicht zu. Antwort: Die Methode gibt es nicht. Alle Modelle sind unzureichend und können lediglich Anregungen geben. Eine angemessene und an die konkrete Situation angepasste Herangehensweise kann nur vor Ort und unter Einbeziehung aller Beteiligten entwickelt werden. Entwicklung von Parallelgesellschaften Kann die vermehrte Hinwendung zu eigenethnischen MigrantInnenorganisationen nicht desintegrativ wirken und zur weiteren Herausbildung von ethnischen Enklaven und sogenannten Parallelgesellschaften führen (bonding social capital)? Antwort: MigrantInnenorganisationen sind nicht nur als Identitätsorganisationen wichtig, sondern nehmen als Mittler und Interessenvertretung wertvolle Integrationsaufgaben wahr. Nur die wenigsten MigrantInnenorganisationen schotten sich bewusst von der Mehrheitsgesellschaft ab. Die meisten sind sehr an Kooperation interessiert. Tendenzen unkritischer Loyalität Es gibt eine falsch verstandene Solidarität ("linker Paternalismus") mit den Schwächeren, alles gut zu finden, was MigrantInnen machen, selbst wenn es demokratiestaatlichen Grundprinzipien zuwiderläuft. Antwort: Solidarität mit und Eintreten für die Rechte von MigrantInnen ist nur glaubwürdig, wenn sie die Ablehnung von, Kritik an und vielleicht auch Engagement gegen undemokratische und totalitäre Strukturen innerhalb von ethnischen Organisationen oder religiösen Gemeinschaften einschließt. Bewertungsmaßstab ist die Erklärung der Menschenrechte, auch wenn diese "westlich geprägt" ist. Top down versus bottom up Ist echte Partizipation und Interessenvertretung überhaupt möglich, wenn sie "von oben", etwa von kommunalen Entscheidungsinstanzen initiiert und finanziert wird? Antwort: Die Unterscheidung "von oben" und "von unten" spiegelt ebenso wie das Gegensatzpaar "Konflikt oder Kooperation" nur bedingt die gesellschaftlichen Realitäten wider. Es ist eine erfreuliche Entwicklung, wenn Entscheidungsträger und steu13

15 ernde Instanzen in Politik und Gesellschaft Beteiligungsformen ermöglichen und finanzieren, die sie früher abgelehnt haben. Punktuell versus kontinuierlich Beinhaltet die Orientierung auf Projekte und Aktionen nicht die Gefahr singulärer Strohfeuer, sich im Kleinen zu verzetteln und den Aufbau nachhaltig wirksamer Strukturen zu versäumen? Antwort: Thematische Konkretheit, Befristung und temporärer Charakter der Engagementverpflichtung erleichtern die Motivation zur (ersten) Teilnahme und entsprechen der Lebenswelt der meisten Menschen. Dies ist kein Widerspruch zu kontinuierlicher und nachhaltiger Arbeit. Oft führen einzelne Aktionen und Projekte zu Nachfolgeaktivitäten und neuen Netzwerken. Auch dauerhaft bestehende Organisationen benötigen unterschiedliche Aktivitätszyklen (shifting involvements). V. Literaturangaben: Bericht der Beauftragten der Bundesregierung für Migration, Flüchtlinge und Integration über die Lage der Ausländerinnen und Ausländer in Deutschland, August 2005*2 "Ein Bündnis für Integration". Grundlagen einer Integrationspolitik in der Landeshauptstadt Stuttgart. Herausgegeben von der Stabsabteilung für Integrationspolitik der Landeshauptstadt Stuttgart, August 2004* Maria Lüttringhaus/Hille Richers: Handbuch Aktivierende Befragung. Konzepte, Erfahrungen, Tipps für die Praxis. Stiftung MITARBEIT, Bonn 2003 Alp Otman: Thesen zur Partizipation von Migrantinnen und Migranten im Stadtteil (2004)* ( Robert D. Putnam: Making Democracy Work. Civic Traditions in Modern Italy. Princeton University Press 1993 ders.: Bowling Alone. The Collapse and Revival of American Community. Simon & Schuster 2000 Adrian Reinert: Bürgergesellschaft fördern und entwickeln. Handreichung zum Wegweiser Bürgergesellschaft. Stiftung MITARBEIT, Bonn 2003 Bo Rothstein: Just Institutions Matter. The Moral and Political Logic of the Universal Welfare State. Cambridge University Press 1998 (Original: Vad bör staten göra? Om välfärdsstatens moraliska och politiska logik. SNS-Förlag Stockholm, 1994) Stiftung MITARBEIT/Agenda-Transfer. Agentur für Nachhaltigkeit (Hrsg.): Praxis Bürgerbeteiligung. Ein Methodenhandbuch, Bonn 2004 Gaby Straßburger: "Migrant(inn)en mischen mit." Thesenpapier zur Methodenwerkstatt bei der Tagung "Modelle der lokalen Bürger(innen)teiligung" (Loccum), Stiftung MITARBEIT, 10. bis 12. September 2004* 2 Die mit * gekennzeichneten Literaturangaben beziehen sind speziell auf die Themen "Migration und Stadtteilarbeit mit MigrantInnen" bezogen. Die anderen Literaturangaben sind von allgemeiner Relevanz für das Thema Partizipation. 14

16 Erläuterungen zu den in 20.1 und 20.2 genannten Beteiligungsverfahren Anwaltsplanung Bei der Anwaltsplanung werden benachteiligte Gruppen von BürgeranwältInnen unterstützt, die die Interessen dieser Gruppen in Planungsprozessen einbringen und vertreten. Dies geschieht nicht etwa losgelöst, sondern in enger Rücksprache mit den Betroffenen, zum Beispiel mit aufsuchender Arbeit oder BewohnerInnenversammlungen. Open Space Open Space ist eine in den USA entstandene Versammlungstechnik. Statt feste Programmstrukturen vorzugeben, kommen die Teilnehmenden zu Beginn zusammen, um die Themen und Punkte zu benennen und aufzuschreiben, die für sie höchste Aktualität haben und die sie persönlich gerne behandeln möchten. Danach bilden sie in wechselnder Zusammensetzung nach Neigung und Interesse Kleingruppen. Die Ergebnisse der einzelnen Gruppen werden protokolliert. In einer Schlussrunde können dann Maßnahmen und Prioritäten zur Umsetzung vereinbart werden. Planning for Real Planning for real ist ein in Großbritannien entwickeltes Beteiligungsverfahren, das in Berlin-Wedding erfolgreich ausprobiert worden ist. Es wird ein transportables (Papp-) Modell des Stadtteils hergestellt und an vielen Orten (Kneipen, Straßenbahnen, UBahnen usw.) gezeigt, um BürgerInnen miteinander ins Gespräch zu bringen. Daraus entwickeln sich Veränderungsvorschläge und neue Formen nachbarschaftlicher Aktivität. Planungszelle Das Modell Planungszelle wurde von dem Wuppertaler Soziologieprofessor Peter C. Dienel entwickelt. Eine Planungszelle ist eine Gruppe von rund 25 im Zufallsverfahren ausgewählten Bürgerinnen und Bürgern, die für etwa eine Woche von ihren arbeitsalltäglichen Verpflichtungen freigestellt werden, um in Gruppen Lösungsvorschläge für ein vorgegebenes Planungsproblem zu erarbeiten. Die Ergebnisse ihrer Beratungen werden in einem sogenannten Bürgergutachten zusammengefasst. Zukunftswerkstatt Zukunftswerkstatt ist eine maßgeblich von Robert Jungk entwickelte Arbeitsform, um in Gruppen gemeinsam Ideen zu entwickeln und Möglichkeiten ihrer praktischen Umsetzung zu erarbeiten. In der Kritikphase erfolgt eine Bestandsaufnahme von Problemen und Mängeln in einem Bereich. Diese werden anschließend nach Bedeutung gewichtet. Die Ideen- und Phantasiephase dient der Vorstellung von Vorschlägen und Träumen, wie es anders sein könnte. In der Umsetzungs- oder Verwirklichungsphase geht es schließlich darum, Wege und Möglichkeiten zu finden, wie diese Ideen am besten realisiert werden können. 15

17 Community Organizing: Erfahrungen aus den USA Ed Shurna, Coalition for the Homeless, Chicago Einleitung Vielen Dank für die Einladung zu dieser Tagung! Ich war schon oft, in den Jahren 1993 und 1994, in Deutschland und habe mit Ed Shurna deutschen SozialarbeiterInnen Community Organizing-Schulungen durchgeführt. Die Welt hat sich in letzten elf, zwölf Jahren sehr verändert. Die Themen, an denen wir arbeiten, haben sich geändert. Die Taktiken und Strategien haben sich ebenfalls geändert. Die Internetrevolution hat geholfen, die Welt zu verkleinern. Der 11. September 2001 hat die US-Außenpolitik verändert. Obwohl ich nicht hier bin, um über George Bush oder über die Außenpolitik der USA zu berichten, möchte ich Ihnen eine Sache mitteilen. Ich habe nie George Bush den Ersten oder den Zweiten gewählt. Und ich bin sehr ärgerlich darüber, was er den USA und unserer Beziehung mit der restlichen Welt antut. Ich bin hier, um über das organizing in den ImmigrantInnengemeinschaften zu reden. Es hat sich vieles an den Bedingungen unserer Arbeit und an den Bedingungen innerhalb unserer Länder verändert. Und es hat sich auch vieles an den Verhältnissen der ImmigrantInnen verändert. Damals, als ich Deutschland vor zwölf Jahren besuchte, wurde Immigration nicht als das größte Thema gesehen. Es wurde sich viel mehr um die Integration von West- und Ost-Deutschland gekümmert. Ich bin hier, um über die Organisierungsarbeit für die ImmigrantInnen zu reden. Meine Geschichte: Warum bin ich ein organizer? Die Vereinigten Staaten haben viele Schwachstellen. Sie müssen sich nur den Krieg im Irak angucken oder die Reaktionen auf die Flut in New Orleans, um zu sehen, dass diese Nation einige Probleme im Hinblick auf ihre Führung hat. Die USA haben auch ImmigrantInnenprobleme, trotzdem haben wir eine lange Geschichte des organizing für die ImmigrantInnen. Wenn es um die Immigrationspolitik und Erfahrungen geht, ist die Migrationsgeschichte der USA besser als in vielen anderen Ländern. Wir sind ein Land der ImmigrantInnen. Ich bin ein organizer geworden, da ich selbst ein Enkelkind von ImmigrantInnen bin. Meine Großeltern kamen um das Jahr 1900 in die USA. Meine Eltern sprachen Englisch als ihre zweite Sprache. Ich wurde in Litauisch in der litauisch-amerikanischen Schule unterrichtet. ImmigrantInnen, die ohne hohe Abschlüsse aber aufgrund der vielen Möglichkeiten und vorhandener Arbeit in die USA kamen, mussten immer ganz unten, bei Null anfangen. ImmigrantInnen sind immer aufgrund ihrer Sprache und ihrer Bräuche diskriminiert worden. Kurz gesagt, ImmigrantInnen sind schon immer diskriminiert worden, weil sie anders sind. Sie bekommen keine guten Jobs, die Menschen trauen ihnen nicht. Ich bin damit aufgewachsen, dass ich immer hören 16

18 musste, dass die anderen Menschen die guten Jobs bekommen, weil sie in der Lage sind, Englisch zu sprechen. So habe ich Diskriminierung kennen gelernt. Mit der Diskriminierung habe ich mich vertraut gemacht, indem ich den Geschichten meiner Mutter und Großmutter zuhörte. Saul Alinsky, der Vater des Community Organizing, fing mit seiner Arbeit in derselben Gegend an, in der ich aufwuchs; in den Hinterhöfen der Lagerhallen, hinter den Schlachthöfen. In Sinclair Lewis Buch The Jungle geht es um diese Schlachthöfe. Meine Großmutter arbeitete ihr ganzes Leben im Schlachthof. Meine Mutter auch, aber aufgrund ihres Bildungsniveaus und ihrer Sprachkenntnisse ist es ihr später gelungen, einen besseren Job zu finden. Ich hörte die Geschichten über Diskriminierung aufgrund von Sprache. Als ich älter wurde, habe ich gemerkt, dass es auch viele andere Gründe gibt, diskriminiert zu werden: race, Klasse, Gender, sexuelle Orientierung, nationale Herkunft, Religion. Der Grund, warum wir organizing machen, ist, dass die Menschen, die anders sind, immer diskriminiert werden; zum Beispiel Obdachlose, AfroamerikanerInnen, TürkInnen, mexikanische AmerikanerInnen. ImmigrantInnen müssen sich für ihren Selbstschutz und für den Erhalt ihrer Kultur organisieren. Das ist der Grund, warum die Mafia und Gangs existieren. Das ist auch der Grund, warum es Kirchen, Clubs und andere Institutionen gibt. Wir organisieren auch für den Aufbau von power. Beim organizing geht es um die Teilnahme an der Demokratie. Es geht darum, dass wir sicher geschützt sind und alle die gleiche Behandlung und die gleichen Möglichkeiten bekommen. Organizing versus Sozialarbeit Sozialarbeit: Bedürfnisse und Probleme der Individuen Etwas für andere machen Eine Person für eine(n) Ziel: das Problem eines Individuums lösen Organizing: Bedürfnisse und Probleme einer Gruppe von Menschen Etwas mit anderen machen Arbeitet an Problemen, die viele betreffen Ziel: politische power für eine Gruppe aufbauen Organizing von Immigranten Ich arbeite seit 37 Jahren im organizing. Immer wieder habe ich zu hören bekommen: Du kannst nicht die Leute mobilisieren, die in Sozialwohnungen leben, Du kannst nicht Obdachlose organisieren, Du kannst nicht Afroamerikaner oder Latinos organisieren. Ich habe das von Menschen von außen gehört, die organizing in anderen communities versucht haben. Ich habe das aber auch von Leuten gehört, die zu diesen Gemeinschaften gehören: 17

19 Es ist schwierig, uns Mexikaner zu organisieren, weil wir keine Papiere haben. Es ist schwierig, uns Polen zu organisieren, da wir in einem kommunistischen System aufgewachsen sind und uns daran gewöhnt haben, dass der Staat sich um uns kümmert. Wir haben keine Geschichte der Demokratie. Wir Muslime kommen aus nichtdemokratischen Ländern und verstehen nichts von zivilgesellschaftlicher Demokratie. An all diesen Aussagen ist etwas Wahres, aber letztendlich sind es Ausreden. Man kann ImmigrantInnen ohne Papiere organisieren. Man kann BewohnerInnen von Sozialwohnungen organisieren. Man kann Menschen organisieren, die in einem kommunistischen Regime gelebt haben. Man kann Moslems organisieren, die keine Erfahrung mit zivilgesellschaftlicher Demokratie haben. Was ist das Geheimnis beim organizing von ImmigrantInnen? Es ist das gleiche Geheimnis wie beim organizing anderer Gruppen, die diskriminiert werden. Wenn innerhalb der Gemeinschaften ein klares Selbstinteresse und ein Wille existieren und genug Vertrauen in GruppenleiterInnen und organizer vorhanden ist, ist es möglich, ImmigrantInnen für sinnvolle politische Aktionen zu mobilisieren. Was heißt das konkret? Lassen Sie mich ein Beispiel nennen: Stellen Sie sich vor, dass Sie in einem fremden Land sind, in dem Sie Schwierigkeiten mit der Sprache haben, und Sie und Ihre Familie müssen versuchen, unter diesen Umständen zu überleben. Was würden Sie tun? In dieser Situation würden Sie sich an Menschen wenden, denen Sie vertrauen: Ihre Familie; FreundInnen aus Ihrem Land; Institutionen, die von Ihren Landsleuten geführt werden. Es können zum Beispiel Fußballvereine, Kirchen, Moscheen oder einheimische soziale Organisationen sein. Diese Institutionen haben entwickelte Führungsstrukturen und Informationen werden dort ausgetauscht. Diese Institutionen halten Gemeinschaften zusammen. Alle communities haben diese informellen oder formellen Institutionen. Diese Institutionen stehen in einem Spannungsverhältnis zu dem Individualismus, der einen großen Teil der Gesellschaft in den USA ausmacht. Die Bedeutung der formellen und informellen Institutionen Das Engagement der ImmigrantInnen im öffentlichen Leben wird oft aus diesen Institutionen heraus organisiert. Die Institutionen entscheiden darüber, welche Themen und Aktionen wichtig sind. Sie arbeiten strategisch und haben ein grundlegendes gemeinsames Eigeninteresse an ihrer community. Eine dieser Organisationen in Chicago ist die katholische Kirche, die aktiv Menschen ohne Papiere unterstützt. Die Kirche hilft ImmigrantInnen zu mobilisieren und unterstützt mit ihrem guten Ruf den Kampf der ImmigrantInnen. Alle migrantischen communities haben eigene Institutionen oder Organisationen. Diese können entweder formell wie eine Kirche oder informell wie eine Gruppe von ImmigrantInnen aus einer bestimmten Region oder Stadt sein. Es können Familien sein, die Kontakte haben, weil sie längere Zeit im Land gewohnt haben. Institutionen sind dafür da, dass sie laut und kraftvoll ihre Stimme erheben können und zu Gunsten der ImmigrantInnen reden können. 18

20 Inwiefern ist das organizing in den migrantischen communities anders? War es für meine Familie einfacher, sich in die US-Gesellschaft zu integrieren? Die Antwort ist ja. Denn als wir die Sprache gelernt hatten, konnten wir uns leichter assimilieren. Für Menschen mit anderer Hautfarbe ist das schwieriger. Es ist härter, wenn starke nationale Vorurteile gegen dich bestehen. In den USA ist es für einen Ost-Europäer viel einfacher als für einen Moslem oder einen Afroamerikaner. Aber auch wenn es schwieriger ist, ist es nicht unmöglich sie zu organisieren. Es muss daran erinnert werden, dass alle ImmigrantInnengemeinschaften irgendeine Art der Organisation haben. Es bestehen Netzwerke. Wie erfährt man etwas über die formellen und informellen Organisationsformen? Geschichten zuhören; Vertrauensverhältnisse aufbauen Ich bin ein organizer geworden wegen der Geschichten, die ich als ein kleiner, in einer ImmigrantInnenfamilie aufwachsender Junge hörte. Diese Geschichten haben mir viel über das Leben der litauisch-amerikanischen ImmigrantInnen in Chicago beigebracht. Wenn man migrantische communities organisieren will, muss man bereit sein, den Geschichten der ImmigrantInnen zuzuhören. Wie sehen sie die Realität? Welche Erfahrungen besitzen sie? Wie ist das Bild eines Immigranten/einer Immigrantin von der Polizei? Über die Schule in der Nachbarschaft? Über die lokalen Kirchen? Was halten die Menschen für die Hauptprobleme in ihrer Gemeinschaft? Mit anderen Worten, wie ist das Selbstinteresse an der eigenen Gemeinschaft? Selbstinteresse heißt: Was motiviert Menschen zu handeln? Was ist ihnen wirklich wichtig? Wir haben in Chicago versucht, den ImmigrantInnen den Besitz eines Führerscheins zu ermöglichen, aber um einen zu bekommen, wird eine Sozialversicherungsnummer verlangt. Man kann jedoch keine Sozialversicherungsnummer bekommen, wenn man keine Staatsbürgerschaft hat oder hier illegal ist. Ein Führerschein ist jedoch ausschlaggebend für einen Job oder um zur Schule zu kommen. Menschen fahren ohne einen gültigen Führerschein, was jedoch riskant ist, da sie keine Versicherung bekommen können. Wir haben eine Kampagne für sichere Straßen gestartet, damit Menschen ohne Sozialversicherungsnummer einen Führerschein machen können. Man muss den Geschichten zuhören und Vertrauen bilden. Das Vertrauen wird mit der Zeit und über Aktionen gebildet. Man muss mit Menschen so arbeiten, dass sie an einen glauben. Der Bedarf zu handeln Es gibt viele Sessel-Löwen, Menschen, die stark und wütend werden, wenn man sich mit ihnen über Probleme unterhält. Aber wenn man sie dann bittet, etwas zu tun, verweigern sie sich. Sie bleiben in ihren Sesseln und brüllen weiter wie ein Löwe ohne je zu handeln. Es gibt Klassenzimmerexperten : Sie sind Intellektuelle, die alles über Probleme wissen, viele Studien über die Lösungen anzubieten haben und darüber schreiben und reden können, was es zu tun gibt. Aber wenn man sie bittet, wirklich etwas zu tun, lehnen sie es ab. Sie mögen einfach über Probleme reden. 19

21 Es gibt Liberale, die etwas Gutes für andere machen wollen, jedoch nicht daran glauben, dass die Menschen in der Lage sind, für sich selbst zu handeln. Sie wollen deine Freunde sein, aber sie wollen dich nicht als gleichberechtigt sehen. Wenn man vorhat, sich an einem demokratischen Prozess auf Basisniveau zu beteiligen, muss man handeln. Das Handeln bewirkt etwas im Hinblick auf das Problem und man redet nicht nur darüber. Das eigene Handeln verhindert, dass jemand anderes sich um dein Problem kümmert. Handeln heißt einen Schritt in die Öffentlichkeit zu tun in einer Angelegenheit, die im Selbstinteresse deiner community liegt. Das Handeln benötigt Anleitung und Mut. Man kann nicht in eine migrantische community gehen, wenn dort gerade ernste Probleme aktuell werden und dann versuchen Menschen zu agitieren. Man muss viel Zeit damit verbringen, Vertrauen und Beziehungen zu bilden. Sie sind nötig für die Entscheidungen über Aktionen und deren Ablauf. Die lokalen, der community angehörenden LeiterInnen müssen handeln, auch wenn es Angst macht, in einem fremden Land, wo man zur Minderheit gehört, als Außenseiter öffentlich zu handeln. Man braucht Mut zum Handeln. Ein Beispiel dafür ist Earnest Gates, der mit 700 Menschen zum Haus eines Chicagoer Spekulanten ging. Wenn man mit ImmigrantInnengemeinschaften zusammen arbeitet, ist es wichtig, aus der Organisation irgendwann zum Handeln zu kommen, ansonsten wird die Organisation geschwächt. Die Bedeutung von Gegenseitigkeit und Ehrlichkeit Eine starke Leitung schätzt Ehrlichkeit, Gegenseitigkeit und eine unterstützende Einstellung. Ein Freund von mir, der mit der Illinois Coalition for Immigrant and Refugee Rights ICIRR (Illinois Koalition für die Rechte von Immigranten und Flüchtlingen) arbeitet, hatte eine Diskussion mit muslimischen Gruppenleitern darüber, was ihr Selbstinteresse beim Aufbau der Verbindungen mit anderen Institutionen ist. Es ist nicht unbedingt in ihrem Sinne, sich mit konservativen Christen einer Kampagne gegen Homosexuelle anzuschließen. Mit wem du dich verbündest, ist ausschlaggebend. Ich hörte, dass Ed Chambers Moslems herausgefordert hat, sich aus ihren alten bekannten Stadtgebieten zu bewegen und auf andere Glaubensorganisationen zuzugehen. Warum waren die Moslems damit einverstanden? Weil es in ihrem Interesse lag und sie wussten, dass nach dem 11. September das Leben der Muslime in den USA schwieriger geworden ist. Sie brauchen Verbündete, um nicht isoliert zu werden. Mit wem sollten sie sich verbünden? Mit konservativen Christen, die gegen Homosexualität waren? Könnten es Menschen aus anderen Religionen sein, die die Bräuche der Muslime nicht kannten? Das waren wirkliche Fragestellungen, über die die muslimischen Führer ihre Entscheidungen treffen mussten. Sie wussten, dass sie Verbündete für ihre eigene Sicherheit während der schlechten Zeiten brauchen. Wer würde an ihrer Seite stehen? Zusammenfassung Ich habe darüber gesprochen, wie ich zum organizing gekommen bin. Ich habe über den Unterschied zwischen organizing und Sozialarbeit gesprochen. Ich habe darüber gesprochen, was das organizing ausmacht: power, Eigeninteresse, Aufbau von Vertrauensbeziehungen, Respekt für Institutionen, Wahl der Verbündeten. Ich möchte 20

22 schließen, indem ich über die Zukunft rede. In was für einer Welt möchten wir leben? Unsere politischen FührerInnen betreiben organizing. Sie versuchen, Koalitionen des Eigeninteresses zu bilden. Sie versuchen, ein Bild zu entwerfen, wie sie sich das Land wünschen. Möchten Sie ein Teil dieser Diskussion sein? Unsere politischen FührerInnen mobilisieren oft auf der Basis von Angst: Angst vor ImmigrantInnen, Angst vor jenen, die anders sind. Ich habe das in den USA im Zusammenhang mit dem Irak-Krieg beobachtet. Wir betreiben organizing basierend auf Hoffnung, nicht auf Angst. Unser organizing basiert auf Vertrauen und dem Sinn für eine Gemeinschaft, die alle einbezieht. Übersetzung aus dem Amerikanischen von Jonna Tikkanen Kleines Glossar zum Community Organizing3 community Gemeinwesen In den USA allgegenwärtig beschworene Gemeinschaft in Stadtteil, Wohngebiet oder Kirchengemeinde. Der Begriff beinhaltet die Doppeldeutigkeit von Gemeinschaft und Gemeinwohl, wird territorial als Stadtteil oder kategorial für eine bestimmte Bevölkerungsgruppe verwendet. Häufig wird Gemeinschaft in kultureller, ethnischer oder religiöser Abgrenzung zu anderen verstanden. In diesem Sinn ist der Begriff als ideologisch zu kritisieren. community organizations Bürgerorganisationen Demokratische, durch die StadtteilbewohnerInnen gewählte und kontrollierte Organisationen zur Erreichung selbst definierter Ziele. Die community organizations finanzieren sich fast ausschließlich über nichtstaatliche Gelder, über Spenden und Mitgliedsbeiträge. Leader Anführer-, MeinungsführerIn Jedes Gemeinwesen hat seine leader, deren Unterstützung gewonnen werden muss. Personen, die mehrere andere hinter und mit sich bringen können. Nicht zwangsläufig identisch mit FunktionärInnen oder AktivistInnen. neighborhood Wohngebiet mit Identität Op kölsch Veedel. In Berlin Kiez. Weitere Nachbarschaft, überschaubarer Stadtteil, mit dem sich die Menschen identifizieren. organizer GemeinwesenarbeiterIn Diese Übersetzung ist das Ergebnis einer Fachdiskussion bei der Adaptierung von community organizing in Deutschland. In den USA allerdings ein eigenständiges Berufsbild in Abgrenzung zur Sozialarbeit. 3 Entnommen aus: FOCO Forum für Community Organizing (Hg.): Forward to the roots Community Organizing in den USA eine Perspektive für Deutschland?, Stiftung Mitarbeit, Bonn,

23 organizing Professionalisierte Arbeit der organizer. Beinhaltet alle zum Aufbau einer Organisation mit fester Struktur und Gemeinschaftssinn notwendigen Tätigkeiten. power Die Fähigkeit zu handeln. Macht, Einfluss, Gegenmacht Self-interest Eigeninteresse Gemäß der Weisheit, dass einer/m das eigene Hemd am nächsten ist, geht es darum, aus den vielen Einzelinteressen die gemeinsamen zu thematisieren. Menschen sind nicht selbstlos, doch self-interest ist nicht zu verwechseln mit Selbstsucht. 22

24 Sanierung ja Ausgrenzung nein4 Jean Philippe Beau, Un Centre Ville pour Tous, Marseille Ich berichte von den Erfahrungen der Initiative Un centre-ville pour tous (Ein Stadtzentrum für alle) in Marseille, die die BewohnerInnen unserer Stadt unterstützt. Ich danke den OrganiJean Philippe Beau satorinnen dieser Tagung, dass sie mir die Gelegenheit gegeben haben, die Aktivitäten unserer kleinen Organisation vorzustellen. Das ermutigt uns, trotz aller Schwierigkeiten weiterzumachen. Die Bürgerinitiative Un Centre Ville pour Tous (Ein Stadtzentrum für alle) ist unabhängig von der lokalen Regierung5. Sie wurde im Jahr 2000 gegründet, um gegen die Politik der Regierung von Marseille zu kämpfen, die die schwächsten Bevölkerungsteile aus dem Stadtzentrum von Marseille ausgrenzt. Es ist unser Ziel, dass das Stadtzentrum von Marseille, in dem Tausende MarseillerInnen wohnen, arbeiten und einkaufen, seine kulturelle und soziale Vielseitigkeit weiterhin erhält. Wir meinen, dass es eine Bereicherung unseres Viertels ist, wenn hier unterschiedliche Bevölkerungsgruppen wohnen oder sich aufhalten. Seit einigen Jahren verfolgt die Stadtverwaltung eine Sanierungspolitik, die dazu führt, dass die ärmsten und schwächsten BewohnerInnen der Viertel Panier, Belsunce, Noailles und, seit neuestem, auch der Rue de la République aus dem Stadtzentrum vertrieben werden, indem sie durch die Sanierung der Häuser zum Umzug gezwungen werden. Wir meinen, dass Maßnahmen, die den BewohnerInnen des Stadtzentrums anständiges Wohnen und den Zugang zu menschenwürdigem öffentlichen Raum ermöglichen, unerlässlich sind. Wir sind überzeugt, dass hier mit System die ärmsten EinwohnerInnen zugunsten von anderen vertrieben werden sollen. Das zeigt sich an der Art, wie die Sanierungen durchgeführt werden und welche Konsequenzen dies für die ärmsten BewohnerInnen hat. Es zeigt sich auch an dem Mangel an Transparenz und der Art der Verwendung der Mittel. Unsere Initiative verfolgt drei Ziele: Das Recht der jetzigen BewohnerInnen auf menschenwürdiges Wohnen muss erhalten bleiben. Die, die es wünschen, müssen das Recht haben, in ihrem Viertel zu bleiben. Das Recht auf Rückkehr in die Wohnungen nach der Modernisierung muss auf alle Fälle respektiert werden. Die Kriterien für Kauf, Zuteilung und Vermietung müssen transparent geregelt und gleich sein, ohne soziale und/oder ethnische Diskriminierung. Die BürgerInnen haben ein Recht auf Information: Die Aktivitäten der Stadt müssen transparent sein für BürgerInnen und Abgeordnete. 4 Text des Vortrags von Jean-Philippe Beau von der Organisation Un centre-ville pour tous ( Ein Stadtzentrum f ür alle ) auf der Tagung Mitten am Rand Migration und Partizipation im Stadtteil, organisiert vom Eine Welt Netzwerk Hamburg e.v. vom in Hamburg 5 Die Initiative bekommt keine staatlichen Gelder; daher hat sie kein Büro und arbeitet nur mit Ehrenamtlichen 23

25 Wir wenden uns mit Forderungen an die Politiker und wir lehnen die Spirale ab, die alle kennen, welche sich mit Fragen der Stadtpolitik beschäftigen: Verfall der Gebäude Verarmung Ghettoisierung Sanierung Verteuerung Vertreibung der Ärmsten. Sie haben sicher verstanden, dass die armen BewohnerInnen, von denen ich spreche, größtenteils einen Migrationshintergrund haben. Die meisten kommen aus dem Maghreb oder aus Schwarzafrika. Viele haben die französische Staatsbürgerschaft. Aber die soziale Zusammensetzung des Stadtzentrums ist vielschichtig: Hier leben noch viele verschiedene EinwohnerInnen aus unterschiedlichen sozialen und ökonomischen Schichten: KleinunternehmerInnen, oft ältere Menschen, die vor langer Zeit eingewandert sind; BewohnerInnen von hôtels meublés6. die unter sehr prekären Bedingungen leben; Alte; Familien; StudentInnen. Für sie alle bieten die alten Häuser die Möglichkeit, eine Wohnung zu moderaten Preisen zu mieten. Dies stellt eine Alternative zu Sozialwohnungen dar, von denen es zu wenige gibt. Ich unterscheide das Viertel Belsunce, in dem spezielle Sanierungsprogramme unter der Kontrolle der Gemeinde stattfinden, von der Rue de la Republique, die von privaten Unternehmen in einem anderen operationellen Kontext saniert wird. In beiden Fällen führen die Sanierungsprogramme auf unterschiedliche Art zur Vertreibung der Schwächsten. Im Stadtteil Belsunce7, entstanden im 18. Jahrhundert, bauten sich reiche Kaufleute schöne Häuser. Stadtzentrums von Marseille mit den Sanierungsgebieten von Durch die Bevölkerungsexplosion Luftbild despanier, Belsunce und Noailles (Foto: Marseille Aménagement) im 19. Jahrhundert platzte die Stadt aus allen Nähten. Die Wohlhabenden wohnten im Süden der Stadt. Belsunce stellte die Grenze dar zwischen den bürgerlichen Vierteln im Süden und den Arbeiter- und Industrievierteln im Norden, zwischen dem neu entstandenen Hafen und dem Bahnhof, Orte der Ankunft und Abfahrt zu neuen Horizonten. So wurde dieses Viertel zu dem Ort, an dem alle folgenden Einwanderungsströme ankamen. Vor dem Ersten Weltkrieg ließen sich hier viele ItalienerInnen nieder. Von den EinwohnerInnen Marseilles kamen zu der Zeit aus Italien. In der Zeit zwischen den zwei Weltkriegen kamen viele politische Flüchtlinge aus Weißrussland, Griechenland, Italien sowie tausende ArmenierInnen. Während des Zweiten Weltkrieges kamen Flüchtlinge aus Ländern im Norden. Im Jahr 1945 war die Zahl der AusländerInnen in Marseille gering (E. Temime nennt )8. Für den Aufbau während der so genannten dreißig glorreichen Jahre brauchte Frankreich ArbeiterIn6 Hotel meublés sind stark sanierungsbedürftige Pensionen mit günstigen Monatstarifen. (Anm. d. Ü.) Zum Stadtteil Belsunce vgl.: Temime, Emile: Marseille Transit: les passagers de Belsunce, Edition Autrement, Serie Monde Nr. 79, Paris, 1995, wurden in Marseille AusländerInnen gezählt und FranzösInnen, die im Ausland geboren waren. 7 24

26 nen, die vorwiegend aus Algerien kamen. Viele ImmigrantInnen blieben nach ihrer Ankunft zunächst in einem der hôtels meublés in Belsunce, bevor sie sich in alle Gegenden Frankreichs verteilten. Ihre, wenn auch vorübergehende, Anwesenheit hat das Viertel in einer für die Marseiller besonderen, symbolischen Dimension stark geprägt. Das hat zu tun mit der Rolle, die der Handel im Viertel spielt.9 Im Laufe der 1970er Jahre entstand ein Bazar, in dem diejenigen, die in ihr Land zurückkehrten, alle Konsumartikel kaufen konnten, die es auf der anderen Seite des Mittelmeeres nicht gibt. Durch diese Geschäfte entstanden wichtige Finanzströme. Sie bestimmten immer mehr den öffentlichen Raum und sorgten dafür, dass dieses Viertel von den MarseillerInnen als arabisches Viertel bezeichnet wurde. Die Kontrolle der Einwanderung ab 1987 war der Anfang vom Ende dieser Geschäfte in Belsunce. Zur gleichen Zeit begann die Modernisierung der benachbarten Viertel (die Hügel von Carmes und das Dreieck St. Barbe), die Belsunce in seiner Rolle ablösten. Es gibt immer weniger Einwanderer und EinEin typisches Wohnheim wanderinnen im Stadtzentrum. In die hôtel meublés ziehen feste MieterInnen ein, in den Geschäften ist immer weniger los und sie zeigen eine immer geringere Präsenz im öffentlichen Raum. Aber die ImmigrantInnen aus dem Maghreb hinterlassen viele Spuren im Zentrum von Marseille. Seit den 1960ern versuchten alle Regierungen der Stadt, dieses Viertel durch Sanierung und durch die Regulierung der übermäßigen Geschäftsaktivitäten zurückzuerobern. Trotz des starken Verfalls blieb das Viertel dank seines historischen Charakters, der architektonischen Qualität vieler Gebäude und seiner zentralen Lage attraktiv. Das Gebiet wird seit den 1960er Jahren sowohl in seiner Funktion als Zentrum als auch in seiner Funktion als Wohngebiet erneuert. So entstanden zunächst wichtige Anlagen: für den Handel (das Börsenzentrum), für den Dienstleistungssektor (das Mittelmeerzentrum des internationalen Handels), für politische Zwecke (das Haus des Regionalrates). Wohngebiete wie der Hügel von Carmes wurden abgerissen und es wurden dort Sozialwohnungen gebaut. Diese eigenwillige und brutale Stadtplanung durch Abriss endete Mitte der 1970er Jahre. Gemäß dem Motto Sanierung, das heißt es wird modernisiert anstatt nach totalem Abriss neu zu bauen, begann eine Phase politischer, finanzieller und planerischer Unschlüssigkeit. Der Stadtteil blieb aber tatsächlich zum großen Teil ein verarmtes Gebiet, vernachlässigt, wenn nicht gar verelendet. Die BewohnerInnen, ImmigrantInnen aus dem Maghreb, bestimmten das Straßenbild und verbargen die frühere gemischte Marseiller Bevölkerung. Mitte der 1980er Jahre führte die seit 30 Jahren linke Regierung der Stadt ihre Politik der zentralen Gebiete (Plan Canebière) fort. In der Wohnungspolitik verfolgte sie eine weiche Methode: OPAH (Abkommen zum Programm für die Verbesserung des Wohnraums) und die lokale Verwaltung der städtischen Wohnungen. Dies erwies sich als unzureichend, um Wirklichkeit und Image des Stadtteils zu verändern kam die jetzige rechte Stadtregierung an die Macht mit ihrem Programm der physischen, sozialen und ethnischen Wiedereroberung des Zentrums. Die Erklärungen der Abgeordneten dazu sind eindeutig. In der Zeitung La Tribune vom erklärte Bürgermeister Jean-Claude Gaudin: 9 Zu diesem Aspekt vgl. Manry, Véronique, Belsunce 2001: Chronique d un cosmopolitisme annoncé? in: Revue Méditerranéennes, Nr. 13; Aux en Provence, 2002, 25

27 Das Marseiller Volk stellen nicht die Marseiller aus dem Maghreb oder von den Komoren dar. Das Stadtzentrum ist besetzt von der ausländischen Bevölkerung. Die Marseiller sind weggezogen. Ich werde das ändern. Ich kämpfe gegen die Betrüger und werde dafür sorgen, dass wieder Bewohner dort hinziehen, die Steuern zahlen. Diese Art, einen Teil der Stadtbevölkerung zu stigmatisieren, ist natürlich ein Skandal. Wie viele Steuern muss man zahlen, um das Recht zu haben in Marseille zu wohnen? Die städtische Regierung führt also, zunächst in Panier und dann in Belsunce und Noailles, mit Hilfe von Zwang und finanziellen Anreizen ein breites Sanierungsprogramm im Stadtzentrum durch: Die Gemeinde schreibt die Sanierung von Gebäuden vor und enteignet sie, wenn die BesitzerInnen die Sanierungen nicht innerhalb von zwei Jahren durchführen. Daher verkaufen viele BesitzerInnen ihre Gebäude und sind froh, ihre Häuser so günstig loszuwerden. Die Stadt verkauft die erworbenen Gebäude wieder an private InvestorInnen, die von zahlreichen öffentlichen Zuschüssen profitieren und die Kosten für die Sanierungsmaßnahmen von der Steuer absetzen können. Die einzige Gegenleistung besteht in der Verpflichtung, die Häuser sieben Jahre lang zu vermieten, wobei die Höhe der Mieten nicht begrenzt ist. Viele InvestorInnen, die die Gebäude gekauft haben, haben kein Interesse daran, diese auch zu verwalten. Die Gemeinde zahlt zusätzlich Gelder dafür, dass sie die Wohnungsbelegung kontrollieren kann. Da sie möchte, dass im Viertel vorwiegend Angehörige der Mittelschicht wohnen, achtet sie darauf, dass die Wohnungen an junge Familien mit Kindern, Studenten und junge ledige Angestellte vermietet werden. Um die ursprünglichen BewohnerInnen des Viertels aber, die arm sind und oft einen Migrationshintergrund haben, kümmert man sich nicht wirklich. Es gibt keinen Plan zur Umquartierung, weder für die MieterInnen, deren Wohnungen saniert werden und die oft keinen regulären Mietvertrag haben, noch für die BewohnerInnen der immer noch existierenden ungefähr hundert hôtels meublés, unter ihnen beispielsweise rund 1500 ältere ArbeiterInnen aus dem Maghreb. Es ist also, wie schon gesagt, das Ziel der Stadtregierung, durch die Sanierung der Gebäude die soziale Zusammensetzung der BewohnerInnen des Zentrums zu verändern, um das Viertel den echten Marseillern zurückzugeben. Wir meinen, dass es legitim und positiv ist, wenn Menschen, insbesondere solche aus der Mittelschicht, in das Stadtzentrum ziehen. Aber die jetzigen und früheren BewohnerInnen sind auch MarseillerInnen. Sie haben ein Recht auf anständigen Wohnraum, der ihren Bedürfnissen und Möglichkeiten entspricht. Die Stadt muss dafür sorgen, dass allen die Möglichkeit eröffnet wird im Stadtzentrum zu wohnen. Daher sind wir für Sanierung, aber alle sollten von ihr profitieren. Unserer Meinung nach ist es ein Faktor für Integration, angemessenen Wohnraum in einem sozial gemischten Viertel zu haben, so wie es das Zentrum von Marseille seit langer Zeit war. Im Fall der Sanierung des Stadtzentrums durch die Gemeinde sind die Ausschlussmechanismen einfach: Die städtische Wohnungsgesellschaft10 zahlt für unvermietete Gebäude, hauptsächlich hôtels meublés, mehr als für bewohnte Gebäude. Darum 10 Marseille-Aménagement 26

28 versuchen die BesitzerInnen mit allen Mitteln, die MieterInnen aus den Wohnungen zu entfernen, bevor sie die Häuser verkaufen. Da die Stadt nicht möchte, dass die BewohnerInnen im Zentrum bleiben, baut sie keine Sozialwohnungen, die es den Menschen erlauben würden, zu akzeptablen finanziellen Bedingungen umzuziehen. Manchmal bietet die Stadt eine Umsiedlung in die HLM (Quartiere mit Sozialwohnungen) im Norden Marseilles an. In diesen großen Anlagen aus den 1960er Jahren gibt es bereits zahlreiche soziale Probleme und die Regierung hat dort mit einem Abrissprogramm begonnen. Viele BewohnerInnen mit Migrationshintergrund wollen diese Viertel verlassen, um in der normalen Stadt zu wohnen. Die Umsiedlung in die HLM kann also, außer für einige Ausnahmefälle, keine Lösung darstellen. Außerdem haben die BewohnerInnen des Stadtzentrums Rechte. Das Gesetz sieht im Fall von Zwangsumsiedlungen Schutzmechanismen für die sie vor. Aber man muss sie kennen und anwenden können. Vor allem an dieser Stelle greifen wir ein. Wir werden schnell durch ein Netz von InformantInnen über anstehende Vertreibungsaktionen informiert und helfen den Betroffenen sich zu wehren. Ich nenne zwei Beispiele von hôtels meublés in Belsunce, die als Präzedenzfälle dienen können, so hoffen wir, um ähnlichen Vertreibungsversuchen ein Ende zusetzen. Im ersten Fall11 wird der Besitzer eines hôtel meublé aufgefordert, das Wohnheim wegen baulicher Mängel zu schließen. Er zieht weiter die Mieten ab ohne die anstehenden Kosten zu übernehmen und ohne dass es rechtlich geregelt wäre. Es wird versucht, die eben vom Bürgermeister durchgeführte Schließung des hôtel meublé als Vorwand zu nehmen, die BewohnerInnen ohne Beachtung ihrer Rechte zu vertreiben. Denn so kann das Gebäude teurer verkauft werden, als wenn es noch bewohnt wäre. Auf der anderen Seite befindet sich die Verantwortliche für die Sanierung, die Wohnungsgesellschaft Marseille Aménagement, deren Aufgabe es ist, das Gebäude zu erwerben, um es zu sanieren, wenn die BesitzerInnen dies nicht tun. In dem Fall darf Marseille Aménagement enteignen. Auch diese Gesellschaft lässt die Zügel schleifen, als wenn es sich nur um eine Privatsache handelte. Dabei wird sie von der Stadt beauftragt, eine Lösung des Problems zu finden. Auch die Wohnungsgesellschaft ist interessiert daran, dass das Gebäude unbewohnt vermietet wird, da das Gesetz sie verpflichtet, den BewohnerInnen eine Alternativwohnung zu stellen. Und das will die Stadt unbedingt vermeiden. Das Gericht sprach den MieterInnen Schadenersatz zu, und der Vermieter musste ihnen Wohnungen zur Verfügung stellen. Im zweiten Fall12 hat die Stadt Marseille, Besitzerin eines heruntergekommenen hôtel meublé, dieses an einen Unternehmer verpachtet, der versucht, die BewohnerInnen illegal zu vertreiben, um die Gelder zu kassieren, die ihm die Wohnungsgesellschaft versprochen hat. Nachdem die MieterInnen mit Hilfe unserer Organisation geklagt hatten, wurden die Stadt und der Unternehmer dazu verurteilt, Entschädigungen an die MieterInnen zu zahlen und Wohnungen zur Verfügung zu stellen. Die Verantwortung der Stadt für ausreichend Wohnraum zu sorgen, wurde vom Gericht besonders hervorgehoben. Abgesehen davon, dass die Menschen das Recht bekamen, das ihnen zusteht, sollte der Staatsgewalt durch Einschaltung der Gerichte bewusst gemacht werden, dass sie das Stadtzentrum nicht modernisieren kann ohne ausrei11 12 Rue de la Fare Nr. 9 Rue de la Fare Nr. 6 27

29 chend Sozialwohnungen zu bauen, so wie es das Gesetz vorsieht. In letzter Zeit lässt sich infolge unserer Aktivitäten eine Veränderung der Einstellung feststellen, sowohl bei einem Teil der BewohnerInnen, die nun über ihre Rechte Bescheid wissen, als auch bei der Stadt, der bewusst geworden ist, dass sie angemessenen Wohnraum zur Verfügung stellen muss. Der Fall der Rue de la Republique unterscheidet sich von dem des Viertels Belsunce: Es handelt sich hier um einen großen Gebäudekomplex, erbaut in der Mitte des 19. Jahrhunderts, gleichzeitig mit dem Bau einer neuen Straße, der Rue Impériale, die den alten mit dem neuen Hafen verbinden sollte. Zu der Zeit war beabsichtigt, dass sich Kaufleute im Norden Marseilles ansiedeln. Das scheiterte, das Bürgertum ließ sich im Süden Marseilles nieder. Also werden die Wohnungen seit 150 Jahren an weniger Wohlhabende vermietet. Bis heute sind dort zum Teil noch Sozialwohnungen zu finden. Die Entwicklung eines Handelszentrums im Hafen (das Projekt Euroméditerranée ) hat wieder das Interesse für diesen Komplex geweckt, dessen Eigner zur Zeit zwei Investmentgesellschaften sind. Die eine Investmentgesellschaft, Marseille-République, eine Tochtergesellschaft des amerikanischen Pensionsfonds Lone Star, erwarb Wohnungen im Jahr 2004, von denen nur 550 bewohnt waren. Sie begann, die Gebäude zu sanieren, um die Wohnungen einzeln wiederzuverkaufen. Die Gesellschaft versuchte, die BewohnerInnen aus den 550 Wohnungen zu vertreiben, auf welche Weise, werde ich hier nicht näher beschreiben. Diese BewohnerInnen sind in ihrer Vielfalt repräsentativ für die Marseiller Bevölkerung. Viele Ältere, einige mit Migrationshintergrund, haben hier eine Wohnung gefunden, die sie sich leisten können. Aufgrund der allgemeinen Verteuerung der Mieten in Marseille und dem Mangel an bezahlbaren Wohnungen haben diese Mieter Schwierigkeiten eine andere Wohnung zu finden. Obwohl 800 Wohnungen leer stehen - an sich eine günstige Situation, um MieterInnen umzusiedeln-, konnten die Hausbesitzerinnen dies nicht organisieren. Von den Vertreibungen alarmiert haben wir den BewohnerInnen im letzten Jahr geholfen, sich zusammenzuschließen und mit diversen Aktionen an die Öffentlichkeit zu gehen: Demonstrationen, die Gründung einer Vereinigung, Rechtsberatung durch AnwältInnen, Stadtteilbesuche mit der Presse, Verhandlungen mit Behörden. Dabei ist ein Gemeinschaftsgefühl entstanden. Die Investmentgesellschaft muss nun Rechenschaft ablegen über ihre Aktivitäten, über den geplanten Bau von Sozialwohnungen und über die Erklärung von Umsiedlungsplänen gegenüber der Regierung. Aber noch ist nichts sicher. Der Kampf geht weiter. Diese Beispiele illustrieren den ersten Punkt, an dem unsere Aktivitäten ansetzen: Das Recht auf angemessenen Wohnraum durchzusetzen. Der zweite Ansatzpunkt ist, die BürgerInnen von Marseille darüber zu informieren, was in ihrem Namen geschieht. Beispielsweise organisieren wir, gemeinsam mit den BewohnerInnen, Stadtteilrundgänge, um sichtbar zu machen, welche Probleme durch die schlechten, unwürdigen WohnverhältnisDemonstration der Initiative se entstehen. Die lokale und nationale Presse, zu der wir gute Beziehungen haben, berichtet über unsere Aktionen, seitdem sie durch Besuche in den Wohnungen und durch die Berichte der Betroffenen von deren 28

30 Problemen erfahren hat (die Schwierigkeit eine Mietbescheinigung zu bekommen13, die exorbitanten Preise u.s.w.). Diese Besuche sind sehr wichtig. Sie machen den Menschen, die ansonsten isoliert sind und nicht immer die komplexe Rechtslage verstehen, bewusst, dass sie nicht allein sind, dass sie die gleichen Rechte haben wie andere Bürger auch und dass sie diese geltend machen können. Außerdem tragen die Besuche dazu bei, die Vorstellungen derer über diese alten Viertel im Zentrum zu ändern, die dort nicht wohnen und die sich oft nicht trauen, dort hinzugehen, da sie diese Viertel für zu gefährlich halten. Wir haben auch eine Plakataktion organisiert. Die Plakate wurden von KünstlerInnen gestaltet, die sich für unsere Sache engagieren. Sie erinnern daran, wie notwendig Sozialwohnungen sind und zeigen auf einer Karte alle leer stehenden Gebäude, die die Stadt an InvestorInnen verkauft, anstatt dort EinwohnerInnen des Viertels unterzubringen, die aus ihren Wohnungen vertrieben wurden. Indem die Plakate an die verrammelten Türen der leer stehenden Gebäude geklebt werden, machen sie die Missstände sichtbar. Unsere Website14, die ständig aktualisiert wird, informiert über unsere Aktivitäten. Sie ist ein wichtiger Teil unserer Öffentlichkeitsar- Plakataktion an leer stehenden Häusern beit. Ohne sie hätten die OrganisatorInnen dieser Tagung zweifellos nicht von uns erfahren. Unser dritter Ansatzpunkt ist der Kontakt mit den Institutionen: Wir alarmieren die Institutionen und versuchen, die Landes- und Kommunalpolitik zu beeinflussen. Wir halten Kontakt mit dem Präfekten des Bezirks, der den Staat repräsentiert und Gesetzmäßigkeit garantiert. Wir haben in ihm einen aufmerksamen Zuhörer, da wir nichts anderes tun, als die korrekte Anwendung der Gesetze und die Erfüllung der staatlichen Aufgaben zu fordern. Aber Stadtplanung und Wohnungsbau sind in Frankreich stark dezentralisiert. Die Kompetenz hat in diesen Bereichen die Stadt Marseille. Unsere Aktivitäten hierbei sind nicht sehr erfolgreich. Oft scheitern die Versuche eines Dialogs mit den städtischen Abgeordneten. Man kommuniziert mittels Presse und mittels Gerichten. Doch auch hier zeichnet sich in letzter Zeit eine Verbesserung ab. Zum Abschluss möchte ich verdeutlichen, was uns wichtig ist: Die Lage verändert sich und die HausbesitzerInnen wissen, dass sie nicht mehr die benachteiligten EinwohnerInnen vertreiben können, ohne ihnen Ersatzwohnungen anzubieten. Diese Ersatzwohnungen sollten im Zentrum unserer Stadt liegen, da wir dort die Vielfältigkeit der Bewohnerschaft erhalten wollen. Die BewohnerInnen des Stadtzentrums müssen ihre Stimme erheben, damit ihre Rechte genauso respektiert werden wie jene aller anderen BürgerInnen. Jene, gegen die unsere Aktionen gerichtet sind, müssen etwas gegen den Unmut tun, der durch die Vertreibungspolitik im Zentrum von Marseille erzeugt wird. Die Petition Sanierung ja, Vertreibung nein auf unserer Website, die von vielen unterschiedlichen Menschen unterschrieben wird, bezeugt, dass wir allmählich erhört werden. Übersetzung aus dem Französischen von Carola Diallo Diese braucht man u.a., um ein Konto eröffnen zu können (Anm. d. Ü.) 29

31 Mit der Banlieue-Show nach französischer Art konfrontiert - Die Erneuerung von kollektiven Aktionen in den Vierteln des Sozialwohnungsbaus Mogniss H. Abdallah, Agence IM média, Paris Es ist üblich zu sagen, dass in Frankreich die Menschen Mogniss H. Abdallah große Erwartungen an den Staat haben und dass es der öffentlichen Hand obliege, eine politische Antwort auf die sozialen Forderungen zu liefern. Diese Forderungen kommen zum Ausdruck in Form von sozialen Bewegungen, deren Ausbruch die Berichterstattung in regelmäßigen Abständen durcheinander bringt, bevor sie in Vergessenheit gerät. So geht es in den einkommensschwachen Banlieues zu: Der Staat hat seit 20 Jahren eine spektakuläre Banlieue-Show um die Zerstörungen von Gebäuden inszeniert, um seinen Tatendrang zu unterstreichen. Die BewohnerInnen jedoch, die die ersten Betroffenen sind, wohnen dem Ganzen als ZuschauerInnen bei, ohne an der Politik der Stadterneuerung teilzunehmen. Jedoch versuchen sie sich zu organisieren, individuell oder kollektiv, und zwar entlang ihrer eigenen Probleme. Und ihre Prioritäten entsprechen nicht immer den Prioritäten der Behörden. Das Elend verwalten oder die Wiederaneignung der Wohnungsfrage als Ausweg? Die kollektive Aktion der BewohnerInnen in den einkommensschwachen Vororten15 zielt vor allem auf die Befriedigung unmittelbarer Bedürfnisse ab oder sucht nach Antworten auf außergewöhnliche Situationen, die manchmal dramatisch sind. Einerseits gibt es eine Aktionsform, die wenig spektakulär und dauerhaft ist und in Verbindung mit den Professionellen der Sozial- und Kulturarbeit oder mit den Mieterorganisationen steht. Es geht dabei um die Situation der Kinder, der Jugendlichen und der Frauen, um prekäre Lebensverhältnisse und Wohnsituationen, um die Probleme mit den Behörden, u. a. bei der Erlangung von Aufenthaltstiteln für die MigrantInnen, um den Mangel an öffentlichen Stellen und der Ausstattung städtischer Einrichtungen (Schulen und andere). Diese Aktionen werden in der Regel von SozialarbeiterInnen und anderen Trägern initiiert und von den zuständigen Behörden gefördert. Sie agieren eher am Rande um die Lebensbedingungen zu verbessern und beteiligen sich an kleinen Rehabilitierungsarbeiten (Gebäude, Wohnungsausstattung, etc.). Darin findet man die Akteure der Träger, die Mieterrechte verteidigen oder Initiatoren von kulturellen Begegnungen sind egal ob kommunitaristisch oder interkulturell -, die alle in den Siedlungen tätig sind. Andererseits geht es bei der kollektiven Aktion um Ereignisse, wie Auseinandersetzungen zwischen Jugendlichen und der Polizei oder unter den Jugendlichen selber, um Häuserbrände oder schwere Unfälle (tödliche Unfälle von Kindern wegen mangelhafter Aufzüge) oder um Mieträumungen etc.. Diese zweite Aktionsform, die punk15 Unter einkommensschwachen Vierteln in den Vororten verstehe ich die Sozialwohnungsbausiedlungen, die in der Regel am Rande der Stadtzentren liegen. Jedoch gibt es andere Wohnformen der einkommensschwachen Schichten (Wohnheime für Ledige und unbewohnbare Wohnungen in den alten Stadtzentren, Einfamilienhäuser etc.) sowie spezifische Kampfformen in der Stadt, die in diesem Text nicht behandelt werden. 30

32 tueller ist, wird vor allem von spontanen Gruppierungen, von BewohnerInnen oder Ad-hoc-Kollektiven vorangetrieben. Diese beiden Aktionsformen sind komplementär, widersprechen sich aber auch manchmal: Im Film Douce France Die Saga der Beur-Bewegung gebe ich das Beispiel eines Vereins von Jugendlichen aus dem Viertel der Minguettes in dem Vorort von Lyon. Der Verein widmet sich gleichzeitig Rehabilitationsarbeiten in einem Wohnturm mit dem Ziel, mittlere Schichten ins Viertel anzulocken (ich werde später auf diesen Aspekt zurückkommen), und der Besorgung von Tischtennisplatten, um die kleineren Kinder zu beschäftigen. Diese Vorgehensweise bringt Nordine, Vertreter der MIB (Mouvement de l immigration et des banlieues Bewegung der MigrantInnen und der Vororte), außer sich. Er meint, dass diese Beschäftigungsmaßnahmen alle Kräfte mobilisieren und vom Eigentlichen ablenken, nämlich vom Kampf gegen die Hagra (ein arabischer Ausdruck für Missachtung und Ungerechtigkeit). Es bedeutet, dass man das Elend verwalte, statt zu versuchen aus dem Elend herauszukommen. Man findet da die Haltung von Victor Hugo wieder, als er sagte ich zitiere aus dem Gedächtnis: Manche wollen den Elenden helfen. Ich will die Abschaffung des Elends. Nordine Iznasni hat seine ganze Kindheit und Jugend in der Wohnbausiedlung Gutenberg verbracht, einer Übergangssiedlung, die 1971 erbaut wurde, um eine Slumsiedlung von Nanterre zu ersetzen. Er und seine Familie sollten theoretisch zwischen sechs Monaten und zwei Jahren dort verbringen, um sich an die Lebensweise in den HLM (Französisch für Sozialwohnungsbau) anzupassen. Zu diesem Zweck wurden sie von Sozialarbeiterinnen und Verwaltern, die für die Kontrolle der einheimischen Bevölkerung in Algerien ausgebildet worden waren, betreut. Aber zwölf Jahre später wohnten sie immer noch in dieser Übergangssiedlung, die in der Nähe von neuen Sozialwohnungen liegt. Höhepunkt der Ironie: Etliche Bewohner der Übergangssiedlungen haben am Bau dieser Sozialwohnungen gearbeitet, zu denen sie lange Zeit keinen Zugang haben werden beteiligte sich Nordine an den Aktivitäten des Vereins Gutenberg, der von Jugendlichen gegründet wurde. Ende Oktober wurde Abdemnbi Guemiah, der junge Schatzmeister des Vereins, durch die Kugel einer 22er Waffe eines tonton flingueur 16 getötet, als er in der Wohnbausiedlung nach Hause ging. Nach diesem Drama haben sich die Ereignisse überstürzt: Die Jugendlichen werden daraufhin alle BewohnerInnen der Übergangssiedlung mobilisieren, um Abdemnbi Gerechtigkeit widerfahren zu lassen und die sofortige Umsiedlung aller BewohnerInnen zu erreichen. Ein unbegrenzter Generalstreik in Form einer Verweigerung der Mietzahlungen wurde beschlossen, und die BewohnerInnen lernten es, den Prozess der Umsiedlung zu kontrollieren und zwingen die Behörden, Wohnungen im Sozialwohnungsbau oder Einfamilienhäuser zu Gunsten von kinderreichen Familien zu beschlagnahmen. Zwei Jahre später wurde die letzte Familie umgesiedelt. Und die Bewegung, die in Gutenberg initiiert wurde, weitet sich in allen Übergangssiedlungen im Westen von Paris aus. Heute ist Nordine nach wie vor aktiv, gleichzeitig im Rahmen der MIB, einer Elternvereinigung und eines Mietervereins. Es gibt ein sehr starkes Identifizierungsgefühl in Bezug auf die BewohnerInnen des Viertels FranzösInnen und MigrantInnen. Aber es gibt keine globale Reflexion über die Frage der Stadtentwicklung seitens der Bevölkerung. 16 Anmerkung der Übersetzerin: Les tontons flingueurs (Die schießenden Onkel) ist der Titel eines Kultfilms vom französischen Regisseur Georges Lautner, der 1963 mit Lino Ventura und Bernard Blier u.a. gedreht wurde. 31

33 Was die Wohnungsfrage angeht, gibt es zahlreiche Mobilisierungen von MieterInnen gegen die Wohnungsräumungen, gegen die Erhöhung der Mietpreise und der Betriebskosten bzw. gegen die Diskriminierung bei der Wohnungsvergabe. Aber die Mietervereine und die Einwohnerkollektive sind meistens mit Notsituationen konfrontiert, die im Zusammenhang mit der zunehmend prekären Situation der BewohnerInnen stehen. Es gibt kein wirkliches Engagement, über den Bereich der Wohnungsfrage und der Stadterneuerung nachzudenken und globale und langfristige Aktionen zu planen. Man stellt es gerade bei den Sprengungen von Gebäuden fest, die sehr stark mediatisiert werden. Die BewohnerInnen wohnen ihnen bei, sie sind die nostalgischen ZuschauerInnen ihrer verschwindenden Wohnräume und fasziniert durch die Zerstörungstechniken. Sie erscheinen insbesondere ohnmächtig gegenüber der diese Zerstörungen begleitenden Rahmenpolitik. Sogar die Neuansiedlung der Menschen, die in den zerstörten Wohntürmen wohnten, wird nicht zum Gegenstand einer wirklichen Massenmobilisierung. Jedoch bleiben die Vorwürfe die gleichen: Mangel an ernsthaften Beratungen über die neuen Pläne, Differenz zwischen der Anzahl der Zerstörungen und dem Neuaufbau vor Ort, neue höhere Mietpreise, Verschiebung der armen Bevölkerungsschichten anlässlich von Neuansiedlungen außerhalb des Stadtteils, etc.. Die BewohnerInnen werden insbesondere in eine Kommunikationspolitik involviert, die den Schwerpunkt auf die Erinnerung an die Orte legt, um die Trauerarbeit über die zerstörten Lebensräume zu fördern: Fotoausstellungen, Bücher in Form von Familienalben, Filme etc.. Aber es gibt bei den BewohnerInnen ein starkes Identifizierungsgefühl mit dem Stadtteil, egal ob Franzosen oder MigrantInnen, jung oder alt. Ich möchte ein Beispiel aus den Nordvierteln von Marseille geben, wo es 2004 den BewohnerInnen gelungen ist, eine Straße nach dem Namen eines alten Stadtteilbewohners umbenennen zu lassen, Herrn Mahboubi Tir. Diese Initiative war der Anlass für eine richtige Arbeit der Wiederaneignung der kollektiven Erinnerung vor Ort. Mahboubi Tir war der Besitzer eines Gemischtwarenladens und stammte aus dem Aures-Gebirge in Algerien. In den 50er Jahren hat er einen kleinen Laden in der Slumsiedlung eröffnet, dann hat er sich in Busserine (Nordviertel) niedergelassen. Mehrere Geschäfte wurden eröffnet und schlossen wieder. Herr Mahboubi Tir ist geblieben, mit seinem sozialen TanteEmma-Laden und empfing mehrere Generationen und unterschiedliche Gruppen (nordafrikanischer, karibischer oder komorischer Herkunft...). Er wurde als ein Weiser betrachtet, er hatte die Funktion des Friedensrichters mit sich gebracht, die sein Vater als Cadi oder stellvertretender Cadi in Algerien ausgeübt hatte. Er hat sich auf Ansätze der Beteiligung bezogen, die aus seiner Herkunftskultur hervorgehen, erläutert Karima Berrichi, eine Sozialarbeiterin im Stadtteil, in dem Buch Herr Tir, ein Händler für das Gute, das anlässlich dieser Initiative veröffentlicht wurde. Die BewohnerInnen im Umfeld des Stadtteilhauses und des Komitees Mam Ega (genannt nach Françoise Ega, einer Urenkelin von Sklaven, die für ihren Kampf zu Gunsten der Alphabetisierung und der Einschulung im Stadtteil bekannt ist) wollen es nicht dabei belassen. Sie wollen jetzt, dass ein Ort den Namen von Lahouari Ben Mohamed trägt, er war ein junger Mann aus dem Stadtteil, der 1980 durch die Polizei (CRS) getötet wurde. Dieser Mord hatte eine tiefe Auswirkung sowohl auf lokaler als auch auf nationaler Ebene. Er hatte damals eine bedeutende Mobilisierung hervorge32

34 rufen, die heutige Akteure vor Ort im Bereich der Kultur, wie z. B. Moussa Maaskri, Gründer des Anfang der 80er Jahre eröffneten Théâtre des Flamants und Autor des Stückes Yaoulidi (Mein Sohn) zu Ehren von Lahouari und seiner Familie, geprägt hat. Neue aktive Beteiligung der BewohnerInnen mit Migrationshintergrund innerhalb der Mieterorganisationen An der Wohnungsfront selber hat es in den letzten zehn Jahren eine bedeutende Entwicklung gegeben. Nach und nach haben die BewohnerInnen mit Migrationshintergrund die Mieterorganisationen besetzt und haben manchmal Leitungs- und Vertretungsfunktionen für alle MieterInnen (FranzösInnen oder MigrantInnen) inne. Es ist eine neue Sache, die ich zwei Phänomenen zuschreiben kann: Zunächst der Dynamik einer Forderung nach einer neuen citoyenneté 17, die ca entstanden ist. Die neue citoyenneté basiert auf der Idee, dass die sozialen Akteure mit Migrationshintergrund, egal mit welchem Status (ob französische StaatsbürgerInnen, BewohnerInnen mit einem ausländerrechtlichen Status oder ohne Papiere), nicht alles den Behörden oder den gewählten Politikern überlassen können. Sie müssen sich auch der Zivilgesellschaft zuwenden und sich in den Bereichen der Gegenmacht engagieren, wie zum Beispiel in den Gewerkschaften, in den Elternorganisationen in den Schulen, in den Mieterorganisationen etc... Aber am Anfang der 80er Jahre waren die MigrantInnen mit einem nicht ausgesprochenen Rassismus in diesen Organisationen konfrontiert. Ihre Anwesenheit wurde nicht gut aufgenommen, daher eine gewisse Versuchung zum kommunitaristischen Rückzug. Jedoch hat sich die Idee weiter entwickelt. Ein zweites Phänomen wird den Prozess des Zusammenkommens zwischen französischen BewohnerInnen und MigrantInnen vorantreiben: Es ist der Versuch in den 90er Jahren, Gewerkschaften oder Mieterorganisationen zu gründen, die offene Verbindungen mit den rechtsextremistischen Parteien hatten, insbesondere mit der Front National von Jean-Marie Le Pen. Von diesem Augenblick an wurden die Rassisten, welche diese Organisationen bisher unterwandert hatten, entlarvt. Die Vereine und die Massenorganisationen, die traditionell links angesiedelt waren, haben an sich gearbeitet und die Augen über ihre gemeinsamen Interessen mit den MigrantInnen geöffnet. Sie haben dann die Mobilisationsfähigkeiten der MigrantInnen, die in einer Gesellschaft, die durch Individualismus und den persönlichen Rückzug gekennzeichnet ist, immer mehr vermisst werden, erkannt. Soziale Mischung oder ethnische Mischung? Die Rückkehr des Begriffs der Toleranzgrenze Diese positive Entwicklung bedeutet nicht, dass die Vertretungsprobleme auf Grund von rassischen oder ethnischen Voraussetzungen hinter uns liegen. Im Gegenteil. Sie haben sich verschoben. Meiner Meinung nach ist der heutige Modebegriff der sozialen Mischung ein gutes Beispiel hierfür. Zugegeben, er geht von einer wohlmeinenden Idee aus: Ein Gesetz, genannt Gesetz über Solidarität und Stadterneuerung (SRU), wurde 2000 durch die Regierung Jospin beschlossen und zwingt alle 17 Anmerkung der Übersetzerin: Es ist schwierig, den Begriff der citoyenneté ins Deutsche zu übersetzen. Er bedeutet aktive Teilhabe an der Gesellschaft (und nicht an der Gemeinschaft). Ein wichtiges Werkzeug, um die deutsch-französischen Missverständnisse in diesem Bereich aufzuklären, ist ein Glossar zu diesem Thema vom Deutsch-Französischen Jugendwerk, zu bestellen bei: 33

35 Kommunen, mindestens 20 % Sozialwohnungsbau zu akzeptieren, und zwar unter Androhung von Geldstrafen. An dieser Stelle zielt die soziale Mischung darauf ab, die reichen Städte zu zwingen, BewohnerInnen aus bescheideneren sozialen Verhältnissen aufzunehmen. Aber für die Städte, die einen hohen Anteil an Sozialwohnungsbau bereits aufweisen, ist die Deutung des Begriffs der sozialen Mischung eine ganz andere: Es geht darum, die soziologische Zusammensetzung in ihren Sozialwohnungen zu verändern, dies bedeutet eine Diversifizierung der Bevölkerung, die in der Regel arm ist, indem man mittlere Schichten aufnimmt. In dieser Logik wird die soziale Mischung zu einem Euphemismus, wenn man den Ausdruck der ethnischen Mischung vermeiden will. Neuerdings vertreten linke Stimmen, wie MarieNoëlle Lienemann, ehemalige Staatssekretärin für Wohnungsfragen, immer öfter diese Auslegung der sozialen Mischung : das Ziel ist, die MigrantInnen zu verteilen, um keine kommunitaristischen Ghettos zu schaffen. Diese Logik bezieht sich wieder, egal ob bewusst oder unbewusst, auf den Begriff der Toleranzgrenze, der den kommunistischen Bürgermeister von Vitry sur Seine dazu geführt hatte, mit Planierraupen ein Arbeiterheim anzugreifen, in dem sich Arbeiter aus Mali niedergelassen hatten, und das war im Jahr 1980! Konkrete Übersetzung der sozialen Mischung : Arme Familien werden nicht mehr in Stadtteilen mit Sozialwohnungsbau einquartiert. Die soziale Mischung wird sogar zu einer neuen Rechtfertigung für die Diskriminierung gegen Familien, die man nicht mehr unterbringen will. Zufälligerweise handelt es sich vorwiegend um MigrantInnenfamilien. Ich sehe eine weitere implizite Bedeutung in der sozialen Mischung : Die armen BewohnerInnen übernehmen durch Nachahmung die Normen der Lebensweise des Mittelstandes. Wir befinden uns dann wohl in einem Prozess der Enteignung von Kulturen des Volkes... Banlieue-Show Keine Zerstörungen ohne angemessene Neuwohnungen für alle! Wir haben es hier nicht mit einer reinen ideologischen Diskussion zu tun: Die Frage der sozialen Mischung begleitet das, was ich die Banlieue-Show nenne, d. h. die spektakuläre und massive Zerstörung in den Bausiedlungen der Vororte. Das Ziel der neuen Nationalen Agentur für Stadterneuerung (ANRU), die 2004 ins Leben gerufen wurde, um die Politik der Stadt der Staatsbehörden besser koordinieren zu können, ist, Sozialwohnungen verschwinden zu lassen und zu versprechen, genau so viele in einem Zeitraum von 8 Jahren wieder zu bauen. Es gibt ein Problem: Alle Pläne zur Stadterneuerung sehen eine größere Anzahl an Zerstörungen vor als an Neubauten. Es gibt also nicht ausreichend Plätze, um alle Leute zu unterbringen, und die neuen Wohnungen sind oft zu teuer. Und diejenigen, die ihre Miete nicht mehr gezahlt haben, und die HausbesetzerInnen werden von vornherein ausgeschlossen. Ein Teil der alten MieterInnen landen dann in provisorischen Übergangswohnungen oder sind gezwungen, den Stadtteil zu verlassen, oder bleiben ganz einfach auf der Straße. Sie fügen sich dann in die Reihe der prekär Untergebrachten ein, über die in letzter Zeit wieder gesprochen wurde nach den Bränden in diesem Jahr (2005) in Paris, die 54 Tote verursacht haben, die alle AfrikanerInnen waren. 34

36 Der Verein für das Recht auf Wohnungen DAL ist 1989 in Erscheinung getreten, um den Fall von schlecht untergebrachten (hauptsächlich afrikanischen) Familien aufzugreifen. Er nimmt auch heute noch an der Mobilisierung in den Vororten teil. Eine Koordinierung gegen die Zerstörungen ist gerade gegründet worden. Deren Idee ist einfach: keine Räumung, keine Zerstörung ohne die Neuunterbringung von BewohnerInnen der Plattenbauten, wie es ihnen versprochen wurde. Gruppen, wie die Motivé-e-s in Toulouse haben sogar vor, leer stehende Wohnungen in diesen Plattenbauten zu besetzen, um Familien in Notsituationen unterzubringen. Es geht darum, das Recht auf eine angemessene Wohnung für alle und sofort neu zu behaupten. Es gibt leer stehende Wohnungen, man muss sie beschlagnahmen, bis der Massenbau von neuen Wohnungen zu erschwinglichen Preisen erfolgt ist. Die Bewegung der Schlecht-Untergebrachten und der BewohnerInnen der Siedlungen wird sich weder mit Absichtserklärungen noch mit Scheinangeboten wie Häuser für zufrieden stellen lassen. Übersetzung aus dem Französischen von Nadine Gevret 35

37 Aktive Stadtteilentwicklung in Hamburg wie partizipativ ist sie wirklich? Antje Möller, MdHB, GAL-Fraktion Hamburg Leitziele des neuen Programms Aktive Stadtteilentwicklung des hamburgischen Senats Antje Möller Wohnstandorte heutigen Lebensansprüchen anpassen Öffentliche Freiräume aufwerten Quartierszentren stabilisieren und entwickeln Entwicklung des Gewerbes unterstützen soziales Leben stärken Spannungen abbauen, Integration verbessern Bildung, Qualifizierung und Gesundheitsförderung einbinden Sicherheit als Wohnqualität begreifen und gestalten Eigeninitiative fördern, Bürgerkompetenz nutzen Die Förderung von Eigeninitiative und bürgerschaftlichem Engagement ist ein zentraler Bestandteil des Programms. Die Bereitschaft der Menschen vor Ort, Verantwortung für gemeinschaftliche Anliegen zu übernehmen, soll gefördert werden, vorhandene ehrenamtliche Strukturen, wie Vereine oder Stiftungen sollen verstärkt für die Belange der Quartiere interessiert und eingebunden werden. Dabei ist sowohl die Gruppe der älteren Menschen, als auch die Gruppe der Zuwanderer stärker einzubinden. Beide stellen ein wachsendes Potenzial für ehrenamtliches Engagement dar. (Aus: Dr.: 18/2127, Bürgerschaft der Freien und Hansestadt Hamburg, 18. WP, Seite 4) Beteiligung und Aktivierung Warum: Legitimierung der Planung: Vorhaben der Verwaltung können zu Konflikten führen Verdrängung angestammter Bevölkerung Verbesserung der inhaltlichen Qualität von Entscheidungen: BürgerInnen sind Fachleute für ihr Quartier Sie sollen sich dauerhaft beteiligen Aktivitäten sollen sich selbsttragende Struktur erreichen 36

38 Wie: Verfügungsfonds: Der Verfügungsfonds ist der einzige Bereich, in dem die Stadtteilbeiräte wirklich etwas zu entscheiden haben (aus: hamburgisches Stadtteilentwicklungsprogramm, Zwischenevaluation, UNI Oldenburg) Planungsbeteiligung: Gestaltung/Nutzung von Spielplätzen, Gemeinschaftsanlagen, öffentlichen Grünanlagen etc. Wer beteiligt sich: Tendenziell mittelschichtsorientierte, bereits ehrenamtlich tätige/organisierte BürgerInnen. Ältere deutsche Erstmieter Wer beteiligt sich nicht: MigrantInnen Jugendliche SozialhilfeempfängerInnen Arbeitslose Lösungsansätze: Sprachbarrieren überwinden diversity management in Beteiligungsmodellen Empowerment 37

39 Arbeitsgruppen Martina Stahl, Amadou Bah, Burkhard Leber, Jonna Tikkanen, Heiko Möhle (v.l.n.r.) 38

40 Motivation und Engagementförderung von MigrantInnen Martina Stahl Martina Stahl Geplante Themenschwerpunkte: Ansprache und Einbindung in Partizipationsprozesse, partizipative Methoden in der Stadtteilentwicklung: Warum werde ich, MigrantIn, plötzlich angesprochen? Wie kann ich mich für meine Belange einsetzen? Was können Gremien bewirken? (Zum Beispiel der Besuch aus dem Flüchtlingsheim beim Stadtteilbeirat und in kommunalen Ausschüssen) In der Arbeitsgruppe sollte der Austausch über Möglichkeiten, Chancen und Grenzen der praktischen Arbeit von und mit MigrantInnen im Stadtteil im Vordergrund stehen Gruppenarbeiten: Zunächst fanden sich die ArbeitsgruppenteilnehmerInnen in 2er Gruppen, danach in 5er Gruppen zusammen, um sich gegenseitig zu folgenden Fragen zu interviewen, zu beraten und auszutauschen: 1. Was fanden Sie an den Vorträgen des Vormittags bemerkenswert? 2. Wie sehen Ihre eigenen positiven Erfahrungen mit der Motivations- und Engagementförderung von MigrantInnen aus? Warum hat dieses ihrer Meinung nach geklappt? Die getroffenen Aussagen wurden auf Moderationskärtchen vermerkt. In einem zweiten Arbeitsschritt wurden die Ergebnisse der Gruppenarbeiten im Plenum vorgestellt und gemeinsam bearbeitet. Arbeitsergebnisse: Zu Frage 1: Unterschiede USA und Deutschland An Emotionen anknüpfen Immigranten sind aktiv Hausbesuche machen 39

41 Individuelle Ansprache erst danach Gruppe Selbstvertrauen in das Machbare Wer ist man handelndes Subjekt? Klein auf der Beziehungsebene zu starten Möglichkeiten für getrennte und gemeinsame Kommunikation Setzung: diversity mainstreaming Professioneller Umgang mit Integrationsmodellen Theorie-Praxis-Schere Staatsknete? Bürgergeld? Wohlfahrt organisieren und Ursachen bekämpfen Zu Frage 2: Nutzung von informellen Netzen setzt Vertrauensarbeit vorraus Veddel: African Women active group direkte Ansprache Veranstaltung mit Kinderkulturkarawane aus Afghanistan Sprachkurse für MigranntInnen Christlich-muslimischer Gottesdienst Orientierung an Wünschen und Interessen der Betroffenen Hingucken und am Ball bleiben Erfolge im Bereich der kulturellen Aktivitäten Einbindung durch Institutionen Wichtigkeit von Sprachförderung Individuen ansprechen Aufsuchende Arbeit Integration durch Raum für Selbstfindung Gewachsene Strukturen Veddel: open space, Frauencafe Diskussionsrunde: Alle ArbeitsgruppenteilnehmerInnen empfanden es interessant zu erkennen was alles geklappt hat. Als wichtig betonten alle die Orientierung an den Wünschen der MigrantInnen, d.h.: Beziehungsarbeit, BewohnerInnen/MigrantInnen sind die Experten Es ist notwendig, verschiedene Formen der Beteiligung zu finden und es sollte immer bedacht werden, dass auch Spaß dabei ist Die TeilnehmerInnen der AG sind motiviert zu motivieren. 40

42 Community Organizing und Gemeinwesenarbeit Sabine Stövesand Unsere AG war vielleicht die am besten besuchte Arbeitsgruppe, was möglicherweise daran lag, dass wir alle als Einleitung zum Thema schon von unseren US-amerikanischen Gästen einen Vortrag gehört hatten und unsere Neugier geweckt war. Neben der Referentin Sabine Stövesand aus der Hochschule für Angewandte WissenSabine Stövesand schaften (HAW) Hamburg, Fakultät für Soziale Arbeit und Pflege, beteiligten sich die US-amerikanischen Experten Don Elmer und Paul Cromwell mit vielen bunten Geschichten und Tricks aus dem Community Organizing an der Diskussion. Was ist Gemeinwesenarbeit? Ehemals dritte Methode der Sozialen Arbeit, neben Einzelhilfe und Gruppenarbeit, später generell zu einem Arbeitsprinzip sozialer Arbeit erklärt Praxisfeld mit vielen Projekten (Stadtteilbüros, Bürgerhäuser, Nachbarschaftsheime) Neuer Schub durch das Programm Soziale Stadt und der zunehmenden Sozialraumorientierung in anderen Feldern, von Jugendhilfe bis Kriminalprävention Kennzeichen: Sozialräumliche Orientierung Verbindung von individueller und struktureller Ebene methodenintegrativ und zielgruppenübergreifend Arbeitsweisen/Schlüsselelemente: Ressourcenorientierung Aktivierung der Selbsthilfekräfte Aufbau sozialer Netzwerke Empowerment Lebensweltorientierung Unterstützung kollektiver Handlungsfähigkeit Nachbarschaftshilfe Ziel: Verbesserung der Lebenssituation von Menschen in benachteiligten Stadtteilen 41

43 Rahmen: angesiedelt bei kirchlichen, freien oder kommunalen Trägern, hauptsächlich finanziert durch öffentliche Mittel Literatur: Maria Bitzan, Wolfgang Hinte, Tilo Klöck, Wolfgang C. Müller, Dieter Oelschägel u.a., nähere Angaben siehe: Community Organizing (CO) Beim Community Organizing geht es darum, (Gegen-)Macht aufzubauen, nicht Dienstleistungen anzubieten. Zentrale Prinzipien: Tue niemals für andere, was sie selbst tun können! Finanzielle Unabhängigkeit Schlüsselbegriffe und Vorgehen: Macht als Fähigkeit zu handeln; Macht wird dabei ähnlich wie bei Hannah Arendt gesehen: Sie ist nicht etwas Absolutes, das man hat oder nicht, sondern ein Ergebnis gemeinsamer Arbeit und Mitwirkung. Eigeninteresse = Ich selbst in Verbindung mit anderen, Triebfeder für das Handeln, abgegrenzt von Selbstsucht und Selbstlosigkeit Beziehungsaufbau durch Hunderte von Gesprächen, Kennen lernen (relational Interview) und Herausfinden von Eigeninteressen und Handlungsbereitschaft (functional Interview) mindestens 200 Gespräche vor dem Start! Schlüsselpersonen finden, die andere mobilisieren! Organizer agieren hinter der Bühne, schulen und unterstützen Community Organizer beschäftigt sich mit konkreten, abgrenzbaren Themen/Missständen, nicht mit Problemen. Ein allgemeines Problem muss in einen konkreten Missstand verwandelt werden, der beseitigt werden kann. Der Missstand muss mehr als eine Person betreffen. Bringt die Leute zusammen, recherchiert und sammelt Informationen zum Thema und formuliert eure Forderungen! Findet heraus, wer verantwortlich ist (target), personalisiert den Konflikt und stellt euch auf die Person ein! Entwickelt eine Strategie und beginnt mit Aktionen! Die Schlüsselpersonen entscheiden, nicht die Organizer! Prinzip der Verlässlichkeit: Einhalten von Absprachen (z.b. Pünktlichkeit) und übernommenen Verpflichtungen (z.b. ich bringe 10 Leute mit zur Aktion) Jeder Aktion folgt eine Auswertung, 15 Minuten direkt im Anschluss, sowohl Kritik als auch als Lob, ausführlicher später, jeder sagt etwas, das Feed-back hat eine große Bedeutung für gemeinsame Lernprozesse. 42

44 Verhandlungsführung und Taktiken Unterscheidet verhandelbare und nicht-verhandelbare Forderungen. Sorgt dafür, dass genügend Leute anwesend sein werden (niemals zu viele Stühle!). Rollenverteilung; good guy - bad guy Sorgt dafür, dass euer Gegenüber sich unwohl fühlt. Seid in der Lage, die Verhandlungen abzubrechen. Inszeniert einen dramatischen Höhepunkt. (Sabine Stövesand hat ein Beispiel erzählt, wo für Verhandlungen mit Vermietern eine große Ratte mitgenommen wurde und auf den Tisch gelegt wurde, um zu zeigen, in welch schlechtem Zustand die Häuser sich befinden!) Stellt Fragen und Forderungen, die eindeutig mit ja oder nein beantwortet werden können und zwingt euer Gegenüber damit zu eindeutigen Antworten. Ihr seid nicht da, um gemocht zu werden oder zu mögen, aber ihr solltet euer Gegenüber und euch selbst respektieren. Versucht nach einer erfolgreichen Verhandlung eine positive Beziehung zum Verhandlungspartner aufzubauen. Feiert euren Erfolg!!! Regeln: 1. Macht ist nicht nur das, was man hat, sondern auch das, von dem der Gegner glaubt, dass man es hat. 2. Verlasse niemals den Erfahrungsbereich der eigenen Leute. 3. Wo immer möglich, verlasse den Erfahrungsbereich des Gegners. 4. Eine gute Taktik ist die, die den Mitgliedern Spaß macht. 5. Eine Taktik, die sich zu lange hinzieht, ist langweilig. 6. Spott ist die mächtigste Waffe des Menschen. 7. Der Druck darf niemals nachlassen. 8. Die Drohung hat in der Regel mehr abschreckende Wirkung als die Sache selbst. 9. Suche dir eine Zielscheibe, personalisiere sie und schieße dich auf sie ein. (Das mit dem Schießen finde ich persönlich problematisch, zumindest sollte es in Tüdelchen, gewaltfrei!!) 10. Die eigentliche Aktion besteht in der Reaktion des Gegners!!!! 11. Ein sorgfältig gereizter und angestachelter Gegner wird durch seine Reaktion zu eurer größten Stärke. 12. No permanent enimies, no permanent allies! Zitiert aus: Saul Alinsky: Anleitung zum Mächtigsein, 1999 ( Nach der Vorstellung der Prinzipien des Community Organizing hatten wir Raum für Kleingruppendiskussionen. Wir tauschten uns vor allem darüber aus, was das Thema jedem persönlich bringen kann, was wichtig erscheint und was eventuell noch unverständlich ist. Anschließend diskutierten wir darüber, was wir Neues erfahren hat43

45 ten. Viele fanden die 10. Regel besonders erwähnenswert. The action is in the reaction. Unsere ExpertInnen haben betont, dass es teilweise hilfreich ist, durch provokative oder witzige Wege eine Reaktion zu verursachen. Man braucht Kreativität! Ein weiterer Punkt, der von einer Teilnehmerin angesprochen wurde, ist die Hoffnungslosigkeit, das Gefühl, dass nicht genug Energie im Umfeld zu finden ist. Manchmal ist das Mobilisieren sehr mühsam und zeigt nur wenig Erfolg. Was soll man tun, wenn Empowerment nicht funktioniert? Man sieht Menschen, die Hilfe brauchen, aber niemand hat die Kraft sich zu engagieren. Don Elmer konnte diese Sorgen gut verstehen. Seine Botschaft war trotzdem, dass wir hoffnungsvoll bleiben sollen. Vor allem muss man jeden kleinen Erfolg feiern und nicht aufgeben! 44

46 Verborgene Talente im Quartier - Bildung und Qualifikation von MigrantInnen Burkhard Leber Burkhard Leber In der Arbeitsgruppe Verborgene Talente im Quartier ging es um die Kompetenzen, die MigrantInnen entweder über ihren Einwanderungshintergrund mitbringen oder die sie in ihrem Heimatland erworben haben, die jedoch hier keine Anerkennung finden. Diese verborgenen Ressourcen werden weder gesellschaftlich noch ökonomisch genutzt. Doch wie können solche Talente erkannt und wie können sie nutzbar gemacht werden? Schnell stellte sich heraus, dass das Thema auf verschiedenen Ebenen diskutiert werden muss. Zum einen ging es um die Frage des Zugangs zum Arbeitsmarkt, der gerade für Jugendliche mit Migrationshintergrund nach wie vor schwieriger ist als für ihre deutschen MitbewerberInnen. Eine Reflexion der eigenen Stärken kann diesen Jugendlichen zu mehr Selbstwertgefühl und damit besseren Möglichkeiten, sich zu präsentieren, verhelfen. Hinderlich ist allerdings nach wie vor die Vorurteilsstruktur der ArbeitgeberInnen, die, wie in der Arbeitsgruppe berichtet wurde, z.b. BewerberInnen aus den sogenannten Hamburger Problemstadtteilen Wilhelmsburg oder Steilshoop allein auf Grund ihres ausländischen Namens oder ihrer Wohnadresse ablehnen, da sie vermuten, dass die BewerberInnen in ihrem Sozialverhalten und in ihrer Arbeitsdisziplin zu wünschen übrig lassen. Diese Problematik betrifft allerdings auch die deutschen BewerberInnen aus den Problemstadtteilen. Der zweite Strang der Diskussion drehte sich um die Frage der Zertifizierung von Ausbildungen oder des Nachweises von Berufserfahrungen aus dem Herkunftsland. Allzu oft wird eine Ausbildung in der Bundesrepublik nicht anerkannt, wenn sie im Ausland gemacht wurde. So kommt es, dass z.b. ausgebildete Ärzte mit langjährigen Berufserfahrungen aus der ehemaligen Sowjetunion nicht in ihrem Beruf arbeiten dürfen und hierzulande auf Hilfsarbeiten angewiesen sind. Dies ist eine unverständliche Verschwendung wertvoller Ressourcen. Auch Berufserfahrungen, die nicht dokumentiert sind, stellen für MigrantInnen ein Problem dar. Viele Menschen, die z.b. als Flüchtlinge in die Bundesrepublik kamen, haben in ihren Heimatländern reichhaltige Berufserfahrungen sammeln können, deren Nachweis aber schwierig bis unmöglich ist. Im Unterschied zur Bundesrepublik Deutschland wird in Ländern wie Großbritannien oder den USA sehr viel weniger Wert auf solche Zertifizierungen gelegt. Kann ein Bewerber schlüssig vermitteln, dass er die ausgeschriebene Stelle gut ausfüllen wird, hat er die gleichen Chancen wie jemand, der Zeugnisse vorweisen kann. Eine Veränderung der Einstellung von Arbeitgebern zu mehr Offenheit wäre wünschenswert. 45

47 Ein dritter Diskussionsstrang beschäftigte sich mit der Förderung vorhandener Kompetenzen. Ein Migrationshintergrund allein führt nicht automatisch zur Herausbildung spezifischer Kompetenzen. Zwar ist die Mehrzahl der MigrantInnen mehrsprachig, aber gerade bei hier aufgewachsenen Jugendlichen ist eine zweifache Halbsprachigkeit zu beobachten, die auf dem Arbeitsmarkt nicht wirklich nützlich ist. Und nicht jeder, der aus einer großen Familie stammt, verfügt auch über soziale Kompetenzen. Es bedarf einer gezielten Förderung, um vorhandene Fähigkeiten zu wirklichen Kompetenzen zu machen. Dies ist nicht mit einem einfachen Volkshochschulkurs getan. Die Europaschulen in Berlin beispielsweise visieren für ihre SchülerInnen eine vollständige Zweisprachigkeit bis zum 9. Schuljahr an. Das heißt, man rechnet dort mit einer mehrjährigen intensiven Sprachschulung, bis eine wirkliche Mehrsprachigkeit erreicht ist. Der vierte Diskussionsstrang beschäftigte sich mit der Beteiligung von MigrantInnen in der Stadtteilarbeit und mit der Frage, wie die Kompetenzen von MigrantInnen für diesen Bereich erkannt und die Beteiligten zum Einbringen ihrer Fähigkeiten gewonnen werden können. Die Erfahrung der TeilnehmerInnen in der Arbeitsgruppe zeigt eindeutig, dass die Teilhabe von BewohnerInnen in der Stadtteilarbeit, ganz unabhängig von ihrer Herkunft, dort am größten ist, wo es um ihre konkreten Belange geht. Dagegen ist die Arbeit in Gremien und Sitzungen nicht jedermanns Sache und es ist immer schwierig, Menschen zu finden, die sich auch in diesem Bereich engagieren. Bemängelt wurde die oft zu beobachtende mangelnde Bereitschaft von Mitarbeitern in Institutionen und Organisationen, von Bewohnern vorgetragene Bedürfnisse ernst zu nehmen. So erwähnte ein Teilnehmer das Beispiel eines Schulleiters, der, nachdem ihm die Wünsche von Eltern mit Migrationshintergrund an seine Schule übermittelt wurden, diese wie ein Lehrer auf seiner Tischvorlage mit Häkchen als richtig oder falsch bewertete, statt sie erst einmal als legitime Äußerung von Bedürfnissen zur Kenntnis zu nehmen und sich mit ihnen auseinander zu setzen. Die Arbeitsgruppe kam zu der Erkenntnis, dass die Suche nach verborgenen Talenten individuell geschehen muss. Dies betrifft sowohl Arbeitsbereiche (Schule, Beruf, Stadtteilarbeit etc.) als auch Personen. Die Kompetenzen Einzelner sind so unterschiedlich, dass nur eine individuelle Betrachtungsweise dem Rechnung tragen kann. Eine Unterscheidung zwischen MigrantInnen und Deutschen macht in diesem Zusammenhang wenig Sinn. Die Gruppe der MigrantInnen ist ohnehin ein Konstrukt, denn die Lebenssituation eines iranischen Arztes ist zum Beispiel eine völlig andere als die eines türkischstämmigen kurdischen Gastarbeiters. Die Unterscheidung zwischen Deutschen und MigrantInnen konstruiert die beiden Gruppen immer wieder aufs Neue. Zum anderen zeigt die Erfahrung aus multikulturell zusammengesetzten Stadtvierteln, dass die gemeinsam aufwachsenden Jugendlichen auch eine gemeinsame Jugendkultur entwickeln. Ihre Problemlagen ähneln sich und haben eher soziale Ursachen. Die kulturellen Unterschiede treten dahinter weitgehend zurück. Einer Förderung bedürfen vor diesem Hintergrund alle Betroffenen. Stadtteilarbeit kann hier Möglichkeiten und einen Rahmen bieten, in dem die Bewohner ihre Fähigkeiten einbringen und zugleich ihre Kompetenzen erweitern. Die Erfah46

48 rung zeigt, dass Aktivitäten im Stadtteil oft dazu führen, dass sich neue Ideen entwickeln und die Menschen ihre spezifischen Stärken gewinnbringend einbringen können. Arbeit ist eine weitere Form, die eigenen Stärken zum Zuge kommen zu lassen. Ein Pilotprojekt im Hamburger Stadtteil Wilhelmsburg vermittelte Jugendliche, die bisher durch alle schulischen und Fördermaßnahmen gefallen waren, in mehrmonatige Praktika bei ortsansässigen Firmen. Diejenigen, die das regelmäßige Arbeiten durchhalten konnten, wurden zu einem großen Prozentsatz von den Firmen als Arbeitskräfte übernommen. Ohne die Möglichkeit, in den Praktika zu zeigen, was in ihnen steckt, hätten weder die Jugendlichen gemerkt, dass sie überhaupt in der Lage sind, eine geregelte Arbeit durchzuhalten, noch die ArbeitgeberInnen gewusst, dass die VersagerInnen sich zu geeigneten Arbeitskräften entwickeln könnten. Grundlage für solche Versuche ist jedoch der erklärte Wille aller Beteiligten, sich auf solche Experimente einzulassen und den Jugendlichen eine Chance zu geben. Leider ist überall zu konstatieren, dass es entweder in der Förderungslandschaft Kürzungen gibt oder aber wie im Fall des Praktikumsversuchs Kompetenzrangeleien zwischen verschiedenen Behörden, die Durchführung erschweren. Ein positives Beispiel, das in der Arbeitsgruppe erwähnt wurde, ist die Stadt Bremen, die es sich zum Ziel gesetzt hat, den Anteil von MigrantInnen in der städtischen Verwaltung zu erhöhen und es schaffte, die Zahl der Auszubildenden ausländischer Herkunft von 2,6% (1999) auf 13,5% im Jahr 2001 heraufzusetzen. Es ist geplant, diesen Anteil noch weiter zu steigern. An diesem Beispiel zeigt sich, dass am Anfang der Bemühungen ein klarer Entschluss stehen muss und die Bereitschaft, auch einmal ein scheinbares Wagnis einzugehen. 47

49 Stadtentwicklung von oben? Woran w(s)ollen sich MigrantInnen überhaupt beteiligen? Amadou Bah, Mürsel Dogan Amadou Bah Das Thema wurde in zwei Teile gegliedert. Um sich dem Thema nähern zu können, wurden zunächst verschiedene Begrifflichkeiten definiert, um danach das Projekt Globus` anhand von Praxisbeispielen näher zu erläutern. In unserer Arbeitsgruppe sollte keine reine Stadtentwicklungsdebatte geführt werden, sondern es sollte ein Austausch über die Fragestellung stattfinden, wie und wo MiMürsel Dogan grantinnen an Stadtteilentwicklungsprozessen beteiligt werden können. Der Diskussionsaustausch setzte voraus, dass wir davon ausgingen, dass Stadtentwicklung nicht ausschließlich von oben gedacht werden kann. Um diese Diskussion führen zu können, haben wir am Anfang folgende Begriffe definiert: Zuwanderer, Integration, Aktivierung, Beteiligung sowie Partizipation. Stadtteilentwicklung von oben? Eine dauerhaft angelegte Stadtteilentwicklung lässt sich nicht allein "von oben", das heißt nur aus der Sicht der Professionellen alleine, realisieren. Das Ziel sollte sein, die aktiven Bürger/innen - MigrantInnen eingeschlossen - die in Vereinen oder anderen Gruppen engagierten Menschen für die Verbesserung der Lebensqualität im Stadtteil zu gewinnen, das vorhandene "Netzwerk" zu stützen und auszubauen (siehe Praxisbeispiele von Globus). Eine auf Dauer ausgerichtete, nachhaltige Stadtteilentwicklung mit Zukunftsperspektive ist nicht nur allein durch Baumaßnahmen im Wohnumfeld oder an der Gebäudesubstanz zu erreichen. Sie kann nur dann zum Erfolg führen, wenn neben diesen baulichen Maßnahmen insbesondere auch die vorhandenen sozialstrukturellen Probleme im Bereich der sozialen, kulturellen und freizeitbezogenen Angebote und in der Nahversorgung angegangen und gelöst werden. Bei dieser Debatte darf nicht vergessen werden, Vertreterinnen der Politik und der Verwaltung einzubeziehen oder sie zumindest über die Prozesse zu informieren. Denn ohne sie ist die Umsetzung und auch die Nachhaltigkeit gefährdet. Außerdem muss geklärt sein, welche Rechtsqualität oder Beschlusskraft die in Beteiligungsgremien getroffenen Entscheidungen haben. Um das Thema zu diskutieren wurden zwei Arbeitsgruppen zu folgenden Fragen gebildet: 48

50 1. AG: Stadtentwicklung von oben? 1. Wo sind die Felder, wo MigrantInnen beteiligt werden können bzw. sollten und wie könnte eine solche Beteiligung aussehen? Gibt es Beispiele? 2. Was verhindert möglicherweise, dass sich MigrantInnen an sozialen Aktivitäten im Stadtteil beteiligen? 3. Welche Rolle haben die Professionellen im Stadtteil, Politiker und Behörden? 2. AG: Stadtentwicklung von unten? 1. Wie gewinnt man MigrantInnen für Stadtteilentwicklungsprozesse? 2. Welches sind Ihrer Meinung nach die zentralen Felder für eine Beteiligung? 3. Was verhindert möglicherweise, dass sich MigrantInnen an sozialen Aktivitäten im Stadtteil beteiligen? 4. Welche Initiativen von MigrantInnen kennen Sie und wie könnte man diese unterstützen? Die Arbeitsgruppen waren sehr gemischt. Es kam zu einem sehr regen Austausch an Informationen. Aus Zeitgründen ist es uns mit den jeweiligen Gruppen leider nicht möglich gewesen, zu einem Endresultat zu kommen. Das Ende der Diskussionen wurde daher offen gelassen. Einigkeit herrschte darüber, dass Stadtteilentwicklung nicht einseitig funktionieren kann, sondern dass es ein Zusammenspiel zwischen Entscheidungsträgern seitens der Behörden/Politik sowie den lokalen Einrichtungen/Vereinen und den engagierten Bürgern im Stadtteil stattfinden muss. Die Beteiligung von MigrantInnen an Stadtteilentwicklung möchten wir Ihnen anhand eines Praxisbeispieles, des Projekts Globus, vorstellen. Globus ist ein Projekt von Woge e.v. und wird vom Bezirksamt Nord gefördert. Globus ist regional gebunden und in Dulsberg ansässig. Ziel ist es, Menschen mit Migrationshintergrund in die sozialen Entwicklungsprozesse des Stadtteillebens aktiv einzubinden, um das Zusammenleben von Menschen mit unterschiedlichen kulturellen Identitäten zu verbessern. Die Arbeit von Globus beruht auf 4 wichtigen Schritten. 1. Kontaktaufnahme zu der Bevölkerung mit Migrationshintergrund zum einen und zu den bestehenden sozialen Einrichtungen im Stadtteil. 2. Ressourcen und Bedürfe im Stadtteil entdecken und nutzen sowie vorhandene Stärken ausnutzen und einbinden 3. Angebote vermitteln, hereinholen, unterstützen sowie neue erstellen 4. Prozessbegleitung. Hierzu zählt die Vernetzung im Stadtteil, Transparenz, Weitergabe von Informationen sowie Qualifizierung (z.b. Weiterbildung) und Öffentlichkeitsarbeit. Die Arbeit von Woge e. V., Projekt Globus im Einzelnen: Um sich in den unterschiedlichen Communities repräsentieren zu können bedarf es in erster Linie einer Öffentlichkeitsarbeit, welche auf die Informationsgepflogenheiten von MigrantInnen angemessen Rücksicht nimmt. Hierzu gehört z.b. ein Flyer, wel49

51 cher als Informationsträger dient und in der jeweiligen Muttersprache angeboten wird. Vorteil: Angebote in der eigenen Sprache wahrzunehmen schafft Vertrauen und Nähe. Gründung eines Arbeitskreises (AG-Migration). Ziel ist es hierbei die ethnischen Selbstorganisationen sowie die MigrantInnen zu motivieren, aktiv am Stadtteilleben teilzunehmen. An der AG nehmen nicht nur professionelle, sondern auch Geschäftsleute und interessierte aus dem Stadtteil teil. Im Arbeitskreis sollen Probleme erkannt und Konzepte erstellt werden, welche zur Verbesserung des Stadtteillebens/der Lebensqualität beiträgt. Unter anderem stellt Globus seine Arbeit dar (Transparenz). Es werden auch ReferentInnen eingeladen, welche zu migrationsspezifischen Themen Stellung beziehen und einen Einblick in die Lebenswelten von MigrantInnen ermöglichen. Aufsuchen der sozialen Orte der MigrantInnen, um dort die sozialen Regeldienste in Form von Print-Medien sichtbar zu machen. Aber auch Anwesenheit demonstrieren und Ansprechbarkeit für die jeweiligen Communities. Ein Beispiel hierfür ist die erfolgreiche Vermittlung der Unterbringung eines türkischen Unterrichts in Tanz/Spiel/Gedichte in der Mütterberatung einer Kleinkindergruppe mit Lehrerin. Initiieren einer türkischen und afrikanischen Sozialberatung. Sozialberatung dient nicht nur dazu, sich den Alltagsproblemen der MigrantInnen anzunehmen. Es ist auch eine Möglichkeit, einen Blick in die Lebenswelten dieser Menschen zu bekommen um wiederum diese mit all ihren Problemen und deren Barrieren sowie Alltagshindernissen besser zu verstehen. Besser verstehen bedeutet besser unterstützen/begleiten. Es besteht außerdem die Möglichkeit, wichtige Berührungspunkte mit den jeweiligen Communities zu schaffen. Die Türkische Sozialberatung erfolgt durch eine Kooperation mit der Hamburger Arbeitslosentelefonhilfe, welche uns jeden Monat eine türkischsprachige Mitarbeiterin kostenlos zur Verfügung stellt. Die afrikanische Sozialberatung wird durch eine Kooperation mit dem Stadtteilbüro Dulsberg finanziert. Gründung eines türkischen Alphabetisierungskurses für Frauen. Es wird oftmals verlangt, die Deutsche Sprache zu lernen. Leider aber wird häufig übersehen, dass diese Menschen noch nicht einmal in der Lage sind, ihre eigene Muttersprache in Wort und Schrift zu beherrschen. Dieses resultiert oftmals daraus, dass sie in ihren Herkunftsländern nie in den Genuss kamen eine Schule zu besuchen. Globus stellt hierfür die nötige Infrastruktur zur Verfügung und bietet sich jederzeit als Ansprechpartner und Initiator an. Die Alphabetisierungskurse werden unentgeltlich von einer pensionierten Türkischlehrerin angeboten und finden in je zwei Gruppen zweimal die Woche statt. (Anfängerkurs + Fortgeschrittenenkurs) Anbieten von Deutschkursen mit Arbeitsmarktbezug. Diesen Kursen ist eine erfolgreiche Antragstellung bei LOS (Lokales Kapital für soziale Zwecke) vorausgegangen. Die Kurse können den Teilnehmerinnen kostenlos angeboten werden. Des Weiteren ist es Globus gelungen, in Kooperation mit der Mütterberatung Dulsberg Gelder für eine Kinderbetreuung, welche in den Nebenräumen untergebracht ist, zu akquirieren. Gremienarbeit: Thematisierung aktueller Debatten zum Thema Migration in Dulsberger Gremien, Einladung von FachreferentInnen. MigrantInnen für Gremien gewinnen: Z. B. die Aktivierung eines Guineers 50

52 im Dulsberger Stadtteilrat oder die Informationsweitergabe über Projektförderung für Projekte für und mit MigrantInnen im Stadtteil. Netzwerkarbeit: Erfolgreiche Vermittlung von anderen Stadtteilen/Bezirken in den Dulsberg, z. B. Curry (Fortbildungs- und Beratungsangebot zur Sprachförderung von jungen MigrantInnen, Mokala, MMP usw.). Initiieren von Kooperationen: Z. B. Villa Dulsberg (Gründung eines afrikanischen und multikulturellen Elternfrühstücks), Haus der Jugend Alter Teichweg (Unterstützung des interkulturellen Familienfestes). Ständiger Ansprechpartner in Migrationsfragen: In unserem Fall eine erfolgreiche Unterstützung des Seniorentreffs Dulsberg durch einen Wissenstransfer Interkulturellen Wissens. Beratung u. a. von Einrichtungen, Wohnungsunternehmen (SAGA)... Alle Angebote im Stadtteil orientieren sich an den Bedürfnissen der Menschen mit Migrationshintergrund. Diesem ist eine Bestandsaufnahme in Dulsberg vorrausgegangen, welche durch eine externe Gutachterin in einem Zeitraum von 6 Monaten erstellt wurde und die zusätzlich durch die Praxiserfahrung von den Mitarbeitern des Projektes Globus (Woge e. V.) ergänzt wurden. Unterstützt wird die Arbeit von Globus in den jeweiligen Projekten von ehrenamtlichen sowie engagierten und qualifizierten MigrantInnen aus dem Stadtteil, sowie auch von benachbarten Stadtteilen. Hierbei hilft uns unser eigener Migrationshintergrund und Sachkenntnisse zur Situation von MigrantInnen in unterschiedlichsten Situationen und mit unterschiedlichem Aufenthaltsstatus, Dauer des Aufenthaltes in Deutschland, Sprachkenntnissen usw. Eine Haltung, die unterstützt, ohne aus der Hand zu nehmen, die nicht für alle Institutionen im Stadtteil die Aufgabe MigrantInnen übernimmt, sondern Anlässe zur Auseinandersetzung schafft. Hierbei helfen uns natürlich, wie bereits erwähnt, auch aufgeschlossene erfahrene Träger im Stadtteil und sowie die Unterstützung von der Behörde, ohne deren Legitimation (das Projekt Globus wird finanziert durch das Bezirksamt Hamburg-Nord) eine Aufnahme unserer Arbeit nicht möglich gewesen wäre. 51

53 Vier Reportagen Stadtteil- und Projektbesuche Die Stadtteil- und Projektbesuche wurden von JournalistInnen begleitet, die hier über ihre Eindrücke berichten. Wilhelmsburg mit Metin Harmanci, Unternehmer ohne Grenzen e.v. und Dragana Prgomelja, Haus der Jugend Kirchdorf Der Sprung über die Elbe kommt Reportage von Fenna Weselmann Ein Stadtteil blickt nach vorn: In Wilhelmsburg werden Hochhäuser saniert, das Haus der Jugend bekommt einen Neubau und die Unternehmer mit Migrationshintergrund vernetzen sich. Der große Zeiger der Bahnhofs-Uhr springt um. Punkt 10 kommt Dragana Prgomelja die Treppe zur S-Bahn hinauf und grüßt die Teilnehmer des Stadtrundgangs Kirchdorf und Wilhelmsburg. Die ersten schauen noch suchend umher, während sie aus dem Dunkel des Ausgangs in die Sonne treten. Doch bald entdecken sie bekannte Gesichter vom gestrigen Tag. Auch die Gäste aus den USA, Ed Shurna, seine Frau Michelle, Don Elmer und Paul Cromwell, sind dabei. Es geht los vorbei am Einkaufszentrum, über den Berta-Kröger-Platz, zur Krieterstraße. Rund um den Platz ragen Hochhäuser empor. Ihre Fassadenfarbe blättert ab und nicht nur die Balkone scheinen abbruchreif. Bis zur Internationalen Gartenschau und der Bauausstellung 2013 werden die Hochhäuser grundsaniert, sagt die Diplom-Soziologin Dragana Prgomelja, die im Haus der Jugend Kirchdorf arbeitet. Sie blickt optimistisch in die Zukunft dieses Wohnviertels. Der Sprung über die Elbe kommt. Das ist sicher, sagt sie. Er verspricht Wilhelmsburg ein rundum neues Gesicht. Nicht weit hinter den Hochhäusern und der katholischen St. Maximilian Kolbe Kirche duckt sich auf einer von Bäumen umrandeten Wiese das Haus der Jugend Paul Cromwell, Ed Shurna und Don Elmer aus den USA (v.l.n.r.) (HDJ) - ein Pavillon in Leichtbauweise mit Teerpappdach und Holzfassade. Das Gebäude ist so marode, dass eine Sanierung nicht mehr lohnt. Deshalb soll hier bald ein neues Haus der Jugend entstehen. Der Gewinner des Architekturwettbewerbs steht bereits fest. Drei Millionen Euro sind für den Vorzeigebau vorgesehen. Die Kinder und Jugendlichen sehen das Haus als Ihr Haus. Das ist ihr Wohnzimmer, sagt Dragana Prgomelja beim Eintreten. Im Raum bilden Alustühle einen Halbkreis. Die Tische davor sind mit Gebäcktellern, Kaffeetassen und kalten Getränken 52

54 eingedeckt. Auf dem Tresen am Ende des Raumes duftet Kaffee aus Thermoskannen. Orientalische Muster zieren die Holzverkleidung der Bar. Auf den Wandregalen dahinter reihen sich Pokale von gewonnenen Schach-, Fußball- und Tischtennisturnieren. Normalerweise verbringen hier täglich 130 bis 180 Jugendliche und Kinder zwischen 7 und 20 Jahren ihre Freizeit an diesem Morgen treffen wir keine Jugendlichen. Gestern hat für die ersten Ramadan begonnen, heute für den Rest, erklärt Dragana Prgomelja. Außerdem sei Mittwoch - der Mädchentag. Da gehe es erst nachmittags los. Sie wirft den Overhead-Projektor an, legt die erste Folie auf und gibt auf der gegenüberliegenden Wand einen Überblick über die Arbeit des HDJ. 95 Prozent der Jungen und Mädchen haben einen Migrationshintergrund. StreetballSportarten, Fitness, Basteln, Kino, Theater, Disco, Ferienreisen, Foto- oder PC-Kurse so vielfältig wie die Besucherstruktur ist auch das Angebot der Einrichtung. Bildung und Freizeit an einem Ort Wir wollen den Kindern und Jugendlichen Entwicklungsräume bieten, sagt Dragana Prgomelja. So überlege das Team jeweils für das nächste Jahr, was es anbieten wird, etwa ob eine Erziehungs-Beratung ins Haus kommen soll. Welche Angebote wir machen, hängt davon ab, was im Interesse der Kinder und Jugendlichen ist, und was sie selbst äußern. Nicht nur als Freizeiteinrichtung, sondern auch als alternativer Bildungsort ist das Haus der Jugend für den Stadtteil wichtig. Aus gutem Grund: In Wilhelmsburg haben 25 Prozent der Jugendlichen keinen Schulabschluss - in ganz Hamburg sind es 10 Prozent. So bietet das HDJ in Kooperation mit der Bürgerinitiative ausländischer Arbeitnehmer eine SchülerInnenhilfe an. Die Leiterin ist Dragana Prgomelja. Die Schulen kommen zu uns, sagt sie, denn sie wissen: der einzige Ort, die Jugendlichen zu erreichen, ist oft das Haus der Jugend. So biete es eine Chance für Schule und Jugendhilfe, besser zusammenzuarbeiten. Im Haus der Jugend basiert alles auf Freiwilligkeit. Es sei wichtig, dass die Kinder selbst entscheiden, wann, wie und ob sie ein Angebot wahrnehmen. Die Mitarbeiter orientierten sich an ihren Bedürfnissen, aber den entscheidenden Schritt müssen die Jugendlichen selbst tun: Sie müssen sagen: Ich brauche Hilfe. Gleichwohl setzen die Pädagogen der Freiheit klare Grenzen. Was wir hier nicht erlauben, das sind Drogen, Alkohol, Waffen und Gewalt. Das ist in der Hausordnung festgelegt und Der Fitnessraum des Hauses der Jugend Kirchdorf klappt auch ganz gut. Aus dem Wohnzimmer des Hauses führt ein Rundgang am Fotolabor vorbei zum Computerraum. Dort stehen nicht die neuestens PCs, aber sie funktionieren und ermöglichen den Jugendlichen kostenfreien Zugang zum Internet. Die Reise durch das Haus der Jugend endet zwischen Hantelbänken, Übungsgeräten und Laufbändern im Fitnessraum. Es ist höchste Zeit, den Bus zur Veringsstraße 65 zu nehmen. Dort wartet Metin Harmanci von Unternehmer ohne Grenzen. Netzwerk für Unternehmen Unternehmer ohne Grenzen versteht sich als Sprachrohr für Unternehmer mit Migrationshintergrund, die eine Existenz gründen oder ihre Existenz sichern wollen. 53

55 Hauptsächlich berät er sie. Es sei wichtig direkt in die Läden zu gehen, sagt Metin Harmanci und den Leuten zu zeigen deine Firma hat Potenzial, du nutzt es nur bisher nicht ausreichend, aber du kannst es entwickeln. Im Geschäft für das Geschäft so funktioniere die Arbeit. Über die persönliche Beratung und das Coaching hinaus bietet der Verein inzwischen einen weiteren Service an. Er bringt Firmen miteinander ins Geschäft. Harmanci nennt ein Beispiel: Jemand bietet Grafik Design als Dienstleistung an, kennt aber keine gute und preisgünstige Druckerei. Da haben wir verschiedene Adressen, so dass wir Menschen zusammenbringen können. Wir knüpfen die Verbindungen. Unternehmer ohne Grenzen ist nicht nur in Wilhelmsburg aktiv. Im Stadtteil St. Pauli gibt es ein zweites Büro. Außerdem pflegt der Verein Kontakte zu anderen Institutionen als Teil eimetin Harmanci von Unternes größeren Netzwerkes, das bis nach Bremen, Schleswignehmen ohne Grenzen Holstein und Mecklenburg-Vorpommern reicht. Der Verein hat 50 Mitglieder. Die meisten sind Familienbetriebe. Aber auch Unternehmen wie Celik-Döner mit 60 Angestellten zählen dazu. Nicht nur Vereinsmitgliedern nutzen die Beratung und das Seminarangebot des Vereins. Jeder kann sich für einen symbolischen Betrag von 10 Euro hier beraten lassen. Ed Shurna fragt den gebürtigen Kurden nach seiner Zukunftsvision für Unternehmer ohne Grenzen. Unser Wunsch ist es, die Arbeit zu etablieren, um nicht immer von Spenden abhängig zu sein, sagt Hamanci. Seine Hoffnung für die Zukunft ist eine Regelfinanzierung durch die Stadt Hamburg. Eigentlich war ein längerer Stadtrundgang im Anschluss geplant. Metin Harmanci schafft mit den Teilnehmern 500 Meter Veringstraße bis zum Stübenplatz. Auf dem Weg liegen mehrere Geschäfte, deren Besitzer das Angebot des Vereins nutzen. Wodnitschah, Inhaber einer Maßschneiderei, sucht einen Nachfolger für sein Geschäft. Der Verein unterstützt ihn dabei. Kiremitci betreibt ein ImportExport-Geschäft, und hat sich in Sachen Grenzenlos(e) Unternehmen in der Veringstraße Schaufenstergestaltung und Marketing beraten lassen. Am Stübenplatz stoppt allgemeines Magenknurren den Stadtteilrundgang. Metin Harmanci führt die Hungrigen ins Grillhaus Hazar. Er hat den kurdischen Ladenbesitzer in Sachen Betriebswirtschaft und Marketing beraten. Niemand denkt an die Abschlussrunde der Tagung in der Lenzsiedlung in Eimsbüttel. So findet der erste Teil der Diskussion ohne die Teilnehmer des Stadtrundgangs Wilhelmsburg und Kirchdorf statt. 54

56 Stadtteil- und Projektbesuche Die Stadtteil- und Projektbesuche wurden von JournalistInnen begleitet, die hier über ihre Eindrücke berichten. Lenzsiedlung (Eimsbüttel) mit Martina Stahl, Stadtteilbüro Lenzsiedlung und Monika Blaß, Lenzsiedlung e.v. Schritte ins Miteinander Reportage von Tanja Beeskow Die Lenzsiedlung hat schon mehrere Preise gewonnen. Erst kürzlich wurde sie Landessieger im Wettbewerb Netzwerk Nachbarschaft und für 2006 ist sie gekürt als ein Ort im Land der Ideen. Dahinter steckt eine Menge Arbeit und Engagement. Mitten am Rand, dort wo der Stadtteil Eimsbüttel an Lokstedt und Stellingen grenzt, liegt die Lenzsiedlung. Direkt neben der Siedlung ist die U-Bahn-Station Lutterothstraße und nur 10 Minuten zu Fuß entfernt die Osterstraße, die Einkaufsmeile Eimsbüttels. Für eine Hochhaussiedlung ist das sehr zentral. Die Bewohner nennen sie liebevoll Lenzrakete. Denn die Siedlung erinnert sie an eine liegende Weltraumrakete: Hinter der Front von mehreren dreizehnstöckigen 70er-Jahre-Bauten, erstrecken sich treppenförmig neunstöckige Hochhäuser und ein fünfstöckiger Anbau aus den 80er Jahren. In der Lenzrakete leben 3000 Menschen in rund Wohnungen. Treffpunkt Spielplatz klein und groß hat mitgeplant Die Besichtigung der Lenzsiedlung mit Quartiersentwicklerin Martina Stahl vom Stadtteilbüro der Lenzsiedlung, Monika Blaß vom Bürgerhaus Lenzsiedlung e.v. und den Tagungsteilnehmern beginnt auf dem Spielplatz. Der Bewegungsraum Lenzsiedlung ist vor zwei Jahren neben den Hochhäusern entstanden. Dahinter liegt der Sportplatz des Eimsbütteler Sportvereins. Früher war hier ein Abenteuerspielplatz, der aber in den letzten Jahren zunehmend verfallen und unattraktiv für die Kinder war. Heute zieht der Spielplatz wie ein Magnet die Kinder an. Hier spielen alle Kinder zusammen egal zu welcher Nation der Spielpartner gehört. Ein Tagungsteilnehmer ist verwundert: Die müssen sich aber sehr mit dem Spielplatz identifizieren, so sauber wie das hier ist. Quartierentwicklerin Martina Stahl nickt zustimmend. Dabei ist hier alles voller Kinder. Es ist so quirlig hier, dass schon gefragt wird, woher wir die alle haben, sagt sie. Die Erklärung ist einfach: Gut ein Drittel der Bewohner sind unter 18 Jahren alt fast doppelt so viele wie im Hamburger Durchschnitt. Und auch die Anwohner nutzen ihn für andere Gelegenheiten. Abends grillen sie auf den Wiesen und machen die Tischtennisplatte zum Büfett. Dass gegrillt wurde, ist am nächsten Tag nicht mehr zu sehen: Verpackungsmüll und Essensreste werden zuhause entsorgt. Auf der Rampe für die Skater ist ein Totenkopf gesprayt absichtlich. Das Graffiti haben die Kinder entworfen und auch an die Wand gesprüht. Sie haben sich auch an der Gestaltung des Spielplatzes beteiligt. Auf verschiedene Weise: Einerseits haben die Planer z.b. einen Rundgang über die Spielplätze der Umgebung mit Kindern gemacht Außerdem haben wir sie gefragt, was ihnen wichtig ist, sagt Martina Stahl. 55

57 Daraus sei ein Modell entstanden, das die Vorstellungen der Kinder umsetze. Im nächsten Schritt wurde das Modell mit Eltern und Kindern diskutiert. Die Eltern haben sich zum Beispiel ein Hundegitter vor den Eingängen gewünscht, damit ihre Kinder geschützter vor den Nachbarhunden sind. Sie bekamen es. Diese intensive Einbeziehung der Bewohner in die Planung wurde Anfang dieses Jahres mit dem Preis Soziale Stadt 2004 prämiert. Konflikte gehören zum Alltag Trotz der Sauberkeit des Spielplatzes und der Siedlung gibt es Konflikte zwischen den Bewohnern. Gerade über das Thema Müll klagen die Mieter einige Mieter werfen ihn einfach aus dem Fenster. Die Familie unter uns hat sich jetzt einen Zaun über ihr Stückchen Garten gespannt, weil sie keine Lust mehr hatte, die vollgekackten Windeln aus den Blumen zu pulen, erzählt eine Mieterin aus dem ersten Stock. In der Lenzsiedlung treffen viele verschiedene Welten aufeinander. Das erschwert die Verständigung. 40 Prozent der Bewohnerinnen und Bewohner haben ihre Heimat verlassen sie kommen aus 40 verschiedenen Ländern. In den vielen großen Wohnungen leben kinderreiche Familien. Aber auch für Senioren gibt es hier Wohnraum. Für sie ist ein Hochhaus mit altengerechten Wohnungen eingerichtet. Hinter dem Spielplatz, quer zur Hochhaussiedlung sind Einfamilienhäuser mit schönen Gärten. Weiter nördlich liegt der Gartenbauverein Zum alten Lande e.v. und parallel zu den Hochhäusern und dem Spielplatz gibt es den Bauwagenplatz Henriette - ein idyllisch bewaldetes und kaum einsehbares Plätzchen mit 15 Wagen. Diese Mischung macht die Siedlung einerseits lebendig, ist andererseits Anlass für Konflikte. Sie gehören zum Alltag. Die SAGA versucht, dem Bedürfnis der Mieter nach einer sicheren und sauberen Siedlung gerecht zu werden. Vor einigen Hauseingängen hat sie Pförtnerlogen eingerichtet. Das Sicherheitsgefühl der Mieter hat sich dadurch nicht verbessert, da die Pförtnerlogen nicht dauerhaft mit demselben Personal besetzt sind. Das liegt daran, dass die Pförtner Ein-Euro-Jobber sind., sagt Martina Stahl. Sie sind nur für zehn Monate eingestellt und dann kommt schon wieder jemand anderes. Derweil achten die Mieter darauf, dass niemand Fremdes ins Haus kommt: Wie viele kommen denn noch?, fragt ein Mieter des 13. Stockwerks. Wir machen hier nur mal wieder eine Führung, erklärt ihm Martina Stahl. Die fantastische Aussicht will sie den Besuchern nicht vorenthalten: Hagenbecks Tierpark, altertümliche Wassertürme, Fernsehturm und der Michel sind zu sehen. Von hier oben fällt auf, wie grün Hamburg ist. Kunst und Kurse Projekte beleben die Gemeinschaft Wieder im Innenhof angekommen, zeigt Martina Stahl auf eine Hauswand. Sie war im vergangenen Jahr Projektionsfläche für eine Dia-Show. Das Thema war Jung sein Alt sein hier und anderswo. Die Begeisterung war riesig, sagt Monika Blaß. Mehr Leute als gedacht haben ihre privaten Fotos gezeigt. Schon bei der Vorbereitung sei den vielen Mitwirkenden aufgefallen, dass die Unterschiede zwischen ihnen gar nicht so groß sind. Alle Nationen feiern, alle werden älter. Auch bei der Ideensammlung zur Gestaltung des Wandbildes in dem Innenhof Wir alle eine Welt war das Engagement bei allen gleichermaßen hoch. Die Lust auf Nachbarschafts- und Einweihungsfeste, Laternenumzüge, Fußballturniere und Zirkusprojekte in der Lenzsiedlung ist sehr groß. Das gilt auch für die angebotenen Deutschkurse, Musikprojekte und anderen Kurse sowie den internationalen Frauentreff. Gerne wird die vierteljährig erscheinende Zeitung LENZ LIVE von den 56

58 Bewohnern mit gestaltet oder nur gelesen. Ohne Profis wird es schwierig Die vom Programm aktive Stadtteilentwicklung gewünschten selbsttragenden Strukturen, die die Arbeit des Stadtteilbüros nach Beendigung des Programms weiterführen sollen, seien dennoch schwierig, sagt Martina Stahl im Abschlussgespräch mit allen Teilnehmern. Die Bewohnerschaft ist sehr heterogen und es bedarf einer Koordination und Vermittlung. Deshalb versucht das Stadtteilbüro nun für 2007 Gelder für seine Arbeit zu akquirieren. Kooperationen mit dem Verein Lenzsiedlung e.v. und dem Eimsbütteler Sportverein Grün-Weiss Eimsbüttel e.v. und vielen anderen Trägern helfen dabei. Auch zu Unternehmen und weiteren Organisationen knüpft und pflegt das Stadtteilbüro Kontakte. Öffentliche Sitzungen des Stadtteilbeirates helfen, Kooperationspartner und starke Persönlichkeiten zum Mitmachen zu ermutigen. Sehen die Bewohner erst einmal das Engagement der anderen, machen sie auch leichter mit. Doch wer übernimmt die Aufgaben des Stadtteilbüros Lenzsiedlung, wenn die Mitarbeiter nicht mehr von der Stadt finanziert werden? 57

59 Stadtteil- und Projektbesuche Die Stadtteil- und Projektbesuche wurden von JournalistInnen begleitet, die hier über ihre Eindrücke berichten. St. Pauli mit Claudia Leitsch, E. Atif Bayazit und Leah Johnstone, GWA St. Pauli Süd Die Integration des Freiluftsolariums Reportage von Christian Heinrich St. Pauli: Das Stadteilzentrum Kölibri streitet täglich für die Bewohner. Seine Ziele reichen von sozialer Gerechtigkeit und Integration bis zur Schaffung eines modernen Naherholungsgebiets Es ist dunkel im Hof der St. Pauli Kirche. Auf dem Spielplatz des Kindertagesheims sitzen zwei Fünfjährige im Sand. Die roten Plastikschüsseln auf ihren Köpfen sind schief ins Gesicht gerutscht. Mit Schaufeln bewaffnet stellen die beiden ihre Helme auf die Probe. Dieses Treiben hinter sich lassend führt ein Weg auf die andere Seite des Gotteshauses, vorbei an drei alten Glocken, die ihren Platz im Glockenstuhl lange aufgegeben haben. Das Hamburger Wetter hat seine Spuren an ihnen hinterlassen. Es geht nach rechts um die Ecke und das alte Gemäuer gibt den Blick frei für eine Insel, drei Palmen, einen Mann, baumelnd in einer Hängematte, ein großes Kreuzfahrtschiff und ganz viel Sonne. Es ist Anfang Oktober, aber warm. An der Entstehung dieser Kulisse maßgeblich beteiligt ist das Stadtteilzentrum Kölibri, dessen Räumlichkeiten am Hein-Köllisch-Platz nur ein paar hundert Meter entfernt sind. Seit 1975 arbeitet die Einrichtung im sozial benachteiligten und bildungsschwachen Stadtteil St. Pauli. Getragen wird sie von der Gemeinwesenarbeit (GWA) St. Pauli-Süd. Wir wollen den Anwohnern helfen, selbst aktiv zu werden, darin sehen wir unsere Hauptaufgabe, sagt Claudia Leitsch (45), Psychologin und Geschäftsführerin des Vereins. Wegen des schlechten Zustands sollten in den 70er Jahren große Teile des Stadtteils abgerissen oder grunderneuert werden, in vielen Sanierungsplänen seien die Interessen der Mieter sehr vernachlässigt worden, und so wurde aus einem ursprünglichen Obdachlosenlager die GWA St. Pauli-Süd, erzählt sie. Für Kinder, Jugendliche und Erwachsene bietet Kölibri inzwischen ein vielfältiges Kultur-, Freizeit- und Bildungsangebot. Es greift stadtteilbezogene Themen auf und organisiert in enger Zusammenarbeit mit Initiativen und Künstlern politische und kulturelle Projekte. Sieben hauptamtliche MitarbeiterInnen teilen sich die Arbeit neben der Geschäftsführung kümmern sich zwei um die Kinder- und Jugendarbeit und Suchtprävention, eine Mitarbeiterin um die Stadtteilpolitik und zwei Mitarbeiterinnen um die kulturellen und politischen Veranstaltungen. Eine neue Mitarbeiterin leitet das Lesecafé. Außerdem gibt es eine Kriseninterventionsstelle für Jugendliche und ihre Eltern, 58 Claudia Leitsch, Kölibri Geschäftsführerin

60 einen Mittagstisch und Nachhilfe für Schüler. Zu viele Kinder und Jugendliche werden schlecht versorgt hier auf St. Pauli, sagt Claudia Leitsch. Neben Dulsberg ist St. Pauli der ärmste Stadtteil Hamburgs. Das Lesecafé ist das Herz des Stadtteilzentrums Kölibri. Dicke Aluminiumrohre zur Belüftung laufen an Wand und Decke entlang, überall stehen Regale, gefüllt mit unzähligen Büchern, viele wurden von der geschlossenen Bücherhalle St. Paulis übernommen. An der Theke gibt s Kaffee. Für Theater- und Tanzprojekte steht nebenan eine weitere Halle mit riesigen Spiegeln an den Wänden zur Verfügung. Im Keller finden sich weitere Räume, so der Computerraum. Hier riecht es nach Kreuzfahrtschiff, Palmeninsel und Blohm & Voss Schweiß - hier wird gearbeitet. Für Hausaufgabenhilfe und Alphabetisierung öffnet sich eine Tür nebenan, auf der in großen Buchstaben Durchblick geschrieben steht. Neben der Werkstatt gibt es einen Raum für Mädchen mit gemütlicher Sofaecke und einen für die Jungs, an dessen Wand der große Entwurf einer Tätowierung gemalt ist in der Art, wie man sie derzeit oft zwischen Rücken und Po junger Frauen findet. Auf dem Flur gibt es für alle einen Kickertisch und im Toberaum sind dicke Matratzen an den Wänden befestigt. Ein Sandsack baumelt im Eck, lädt zum Boxen ein. Kinder, die sich nicht lange konzentrieren wollen, machen hier Pause, beendet Sozialpädagoge Erdogan Atif Bayazit (45) die Führung durch das Stadtteilzentrum. Er ist bei Kölibri für Suchtvorbeugung, Kinder- und Jugendarbeit zuständig. Hier im Stadtteil fehlen positive Vorbilder, sagt er. Es gebe nur Drogen, Glücksspiel und Prostitution. Bei Kölibri versuchen wir, Vorbilder zu geerdogan Bayazit und Teilnehmer des Rundgangs ben. Aber was sind das nun für Palmen an der Elbe? Sie sind aus Plastik und ein Teil des Park Fiction. Die Anwohner nennen die einzelnen Elemente Zimmer. Es gibt hier ein auf den Boden gemaltes Tulpenfeld, das sich eine junge Türkin gewünscht hat - die Tulpe ist das Symbol der Freundschaft zwischen Deutschland und der Türkei, die im 17. und 18. Jahrhundert der weltweit größte Hersteller von Tulpen war. Der kleine Yusuf hat sich die Palmeninsel gewünscht, ein anderer den fliegenden Teppich, eine gewellte von Mosaiksteinchen umrahmte Rasenfläche. Auch ein Amphitheater, eine Hundewiese, ein Mühle- und ein Schachfeld sind angelegt worden und das alte Springspiel, bei dem man ein Steinchen in eines der Spielfelder wirft und hüpfend zurückholt. Aber besonders beliebt bei den Besuchern sind die Open Air Solarien, zwei mächtige Holzliegen für Sonne satt. 59

61 Um möglichst viele Anwohner an der Planung des Parks zu beteiligen, hat Kölibri Interviews durchgeführt, etliche Fragebögen verteilt und ausgewertet. Im Planungsprozess verließen die Parkwünsche der Leute die Privatheit der Wohnung, gingen auf die Straße, verwandelten sich in Pläne, Zeichnungen, Modelle, regten andere Wünsche an und stritten sich mit ihnen., sagt Christoph Schäfer (41), der künstlerische Koordinator des Park-Projektes. Sein Hemd ist weit aufgeknöpft, die Haare strubbelig. Offenbar kann er nicht still stehen. Die Stadt wollte hier alles zubauen, aber dieser letzte freie Blick auf die Elbe von hier oben musste erhalten werden, dafür haben wir lange gekämpft, erzählt er. Die Idee eines Parks auf dem Pinnasberg in St. Pauli wurde bereits 1991 geäußert. Im August 2005 wurde zur Parkeröffnung ein großes Dauerpicknick veranstaltet. Leah Johnstone berichtet über den täglichen Kampf Zurück am Hein-Köllisch-Platz. Viele Fenster der anliegenden Wohnungen sind weit geöffnet, aus einem dringt türkische Musik über den Platz, eine Männerstimme singt lauthals mit. Claudia Leitsch und Erdogan Atif Bayazit laden zum Stadtteilrundgang durch St. Pauli ein. Auch die Sozialpädagogin Leah Johnstone (35) begleitet die Gruppe. Die gebürtige Britin kümmert sich bei Kölibri um die Stadtteilpolitik und kennt die Stadtgeschichte. Sie erzählt, das St. Pauli Anfang des 17. Jahrhunderts als Vorstadt zu Hamburg gegründet wurde und damals noch Hamburger Berg hieß, dass der Hein-Köllisch-Platz damals der Kern war und dass alles, was man in Hamburg nicht haben wollte, hierher verbannt wurde: stinkendes, lärmendes und schmutziges Gewerbe, wie Ölmühlen, Trankochereien und Ziegelhütten, aber auch Pesthäuser, Obdachlosenquartiere und Armenhäuser wurden auf den Hamburger Berg verlegt. Der Weg zum Michel sei den Leuten zu weit gewesen, weshalb sie schnell eine Fachwerkkapelle bekamen. Als dann Anfang des 18. Jahrhunderts die Franzosen den ganzen Hamburger Berg niederbrannten, war die Vorstadt ein Ruinenfeld. Bereits wenige Jahre später standen jedoch schon die ersten neuen Häuser und bald auch die St. Pauli Kirche, die 1833 der Vorstadt auch ihren heutigen Namen gab. Mit der Schifffahrt und den Seeleuten kamen Amüsierbetriebe und Prostituierte. Migration gibt es hier seit Bestehen des Stadtteils, sagt Leah Johnstone. Noch heute gibt es Spanier- und Portugiesenviertel, sogar ein kleines Chinatown gab es, bis die Nationalsozialisten 1943 die letzten Chinesen deportierten. Soviel zur Geschichte. Die Gruppe der Stadtteilspaziergänger ist in der Langen Straße angekommen. Ein Schwerpunkt von Leah Johnstones Arbeit bei Kölibri ist die Vertretung der Mieterinteressen gegenüber den Wohnungsbaugesellschaften, insbesondere die Verteidigung gegen mieterunfreundliche Sanierungspläne. Sie will die Menschen zusammenbringen und pilgert dafür manchmal von Haustür zu Haustür, um die Anwohner nach ihren Wünschen und Ärgernissen zu fragen. 31 Prozent der gemeldeten Bewohner St. Paulis sind Migrantinnen und Migranten, das erschwert die Arbeit oft zusätzlich. Erdogan Atif Bayazit ergänzt: Wir wollen ein Grundvertrauen schaffen, von Anfang an schichtübergreifend arbeiten, ohne Schwellen, das ist unser Beitrag zur Integration. Leah Johnstone fährt fort: Der Kampf ist oft auch enttäuschend, nicht zuletzt aufgrund der meist übermächtigen Gegner. Arm aber politisch, noch ist St. Pauli ein sehr lebendiger Stadtteil und bunter Mix der Kulturen, das entschädigt. Un60

62 ser Ziel ist es ja nicht, die Sanierung zu verhindern, aber die gegenwärtige Stadteilpolitik vertreibt Arme und Migranten, dagegen wollen wir vorgehen. Ein bunter Mix: St. Paulis weltbekanntes Rotlichtmilieu Am Spielbudenplatz erfährt die Gruppe von Bebauungsplänen für das Areal. Ende des 19. Jahrhunderts fanden hier Hagenbecks Völkerschauen statt. Man suchte nach dem missing link, der Verbindung vom Affen zum Menschen. Inbesondere Afrikaner wurden als Objekte wissenschaftlicher Forschung ausgestellt. Nach den Bombardements des Zweiten Weltkrieges verkam der Spielbudenplatz zum Parkplatz. Spätestens seit den 80er Jahren sammelt man Ideen für den geschichtsträchtigen Platz. Bis zur Fußballweltmeisterschaft 2006 sollen hier nun zwei bewegliche Bühnen entstehen, für Konzerte und Veranstaltungen, wie Fußball- und Grand-Prix-LiveÜbertragungen. Für die Touristen mag das toll sein, für die Bewohner ist das mal wieder Mist, meint Leah Johnstone, denn wieder werden die Migranten und Armen vertrieben. Die letzte Station des Rundgangs führt die Teilnehmer zum Bavaria-Gelände, einer großen Baustelle. Das Empire Riverside Hotel soll hier entstehen und ein Gewerbehof und erstklassige Wohnungen. Die zweitgrößte Werbeagentur der Welt, BBDO, hat beschlossen, sich hier mit 600 Angestellten niederzulassen genau gegenüber der Herbertstraße, wo die Prostituierten in Schaufenstern auf Kundschaft warten. Seit den 80er Jahren gebe es einen Trend zur Zentrifizierung, erklärt Leah Johnston, das Rotlicht-Milieu werde systematisch verdrängt, hier sei kein Geld mehr zu holen, übrig geblieben seien vor allem MigrantInnen. Ihr Anteil unter den Prostituierten liegt bei 80 Prozent. Das sind nur die gemeldeten Zahlen, die tatsächliche Zahl liegt beträchtlich höher, sagt Claudia Leitsch. Für die Menschen mit unsicherem Aufenthalt gilt das neue Gesetz zur Regelung der Prostitution nicht. Hier müsse noch viel getan werden. Oft hören die Kölibri-Mitarbeiter bei Befragungen von Prostituierten: Ich darf sowieso nichts sagen, ich habe eh keine Rechte hier. Das Gesicht von St. Pauli ändert sich, es wird bald nicht wieder zuerkennen sein, wenn sich diese Trends fortsetzen, sagt Leah Johnstone. Noch seien die Auswirkungen der Stadtteilpolitik des Hamburger Senats nur zu erahnen: Aber alles weist darauf hin, dass St. Pauli eine Verlängerung der Innenstadt werden soll. Zurück im Park. Die Sonne brennt auf das Tartan-Tulpenfeld. Es riecht nach Gummi. Zwischen den Palmen picknicken zwei Türkinnen, auf dem fliegenden Teppich liegt ein dicker Mann mit Bierflasche, sein kleines Kofferradio spielt Schlager: Ich möchte so gern Dave Dudley hör n. Bei der Hundewiese gibt es Ärger. Marion B. streitet erneut mit ihrem Don Quichotte, wie sie ihn nennt, ein deutscher Senior, der offenbar gerne den Parksheriff 61 Die Bewohner St. Paulis haben andere Pläne als der Senat

63 spielt und stets auf der Lauer liegt. Es geht um die Hunde, die Marion B. am frühen Morgen manchmal auch außerhalb der Hundewiese tollen lässt. Diverse Male hat er uns schon angezeigt deshalb, erzählt Marion B., aber das passt schon. Sonst ist es hier nämlich sehr friedlich. Sie lächelt. Wetterfester Palmenhain mit Blick auf die Hafen-Skyline Khaled O. (31), Student, sitzt in einem der beiden Freiluftsolarien und blickt auf die Elbe. Er ist vor 30 Jahren mit seiner Familie als Flüchtling nach Deutschland gekommen. Ich weiß nicht, sagt er, obwohl ich hier mein ganzes Leben verbracht habe, glauben viele, ich spreche kein Deutsch. Das zeigt dann doch immer wieder, dass man nicht überall integriert ist. 62

64 Stadtteil- und Projektbesuche Die Stadtteil- und Projektbesuche wurden von JournalistInnen begleitet, die hier über ihre Eindrücke berichten. Dulsberg mit Amadou Bah, Globus/Woge e.v. und Jürgen Fiedler, Stadtteilbüro Dulsberg Abseits der Medienöffenlichkeit - Beobachtungen in Dulsberg Reportage von Tobias Damjanov Stadtteilbüro, Kirche, Haus der Jugend, SAGA sie setzen sich in Dulsberg für die Integration von Menschen mit Migrationshintergrund ein. Ihre Standpunkte sind verschieden. Jürgen Fiedler, seit zehn Jahren Leiter des Dulsberger Stadtteilbüros, steht mit zwölf Teilnehmerinnen und Teilnehmern der Tagung Mitten am Rand auf einem Kirchturm. Die dazu gehörige Kirche trägt den Namen Frohbotschaft und liegt am Straßburger Platz im Zentrum von Dulsberg. Der Name, erläutert Fiedler, stamme vermutlich vom Teufelsberg ab, einer Erhebung in der Nähe des Allgemeinen Krankenhauses Eilbek, vom Kirchturm aus gesehen in südwestlicher Richtung. Von dort aus begann vor rund einhundert Jahren die Bebauung und zwar mit dem S-Bahnhof Friedrichsberg. Wohnen und Gewerbe sah der erste B-Plan vor. Am Alten Teichweg entstand eine Müllverbrennungsanlage und eine Fischverwertungsfabrik. Dulsberg kam 1894 zur Gemarkung Barmbek und wurde damit Teil von Hamburg. Für die Zeit zwischen den Weltkriegen bestimmte der Bau von Arbeitersiedlungen die Entwicklung. Jürgen Fiedler: Dies waren auf die Verbesserung der hygienischen Bedingungen ausgerichtete Bauten, Licht durchflutete Wohnungen und keine innen liegenden Treppenhäuser. Dazu kamen umfangreiche Grünflächen. Auch heute noch wird Dulsberg von Grünachsen bestimmt, von denen eine bis zum Stadtpark führt. In der Weimarer Republik dehnte sich Dulsberg nach Osten aus. In diese Zeit fällt auch die Entstehung der Frank schen Laubengangsiedlung Seit 1951 ist Dulsberg ein eigenständiger Stadtteil. Damals wohnten hier Menschen. Heute ist der Stadtteil mit Einwohnern einer der am dichtest besiedelten Teile Jürgen Fiedler und Mürsel Dogan im Gespräch mit TeilnehmerInnen des Rundgangs Hamburgs. Der inzwischen durchmodernisierte Stadtteil, wie Jürgen Fiedler es nennt, zeige äußerlich wenig von den Problemen, die hier noch existieren. Soziale Probleme spielen sich hier hinter den Haustüren ab. Von den hier lebenden Menschen sind 13,5 Prozent arbeitslos. Der Ausländeranteil im Stadtteil beträgt rund 25 Prozent; wenn man die 63

65 Einbürgerungen berücksichtigt, liegt er sogar noch acht Punkte höher. Im Unterschied zu anderen Stadtteilen wie St. Pauli oder Wilhelmsburg sei Dulsberg in der Öffentlichkeit medial unterrepräsentiert. Die Kirche Daniela Konrädi ist seit vier Jahren eine von zwei Pastorinnen der Kirchengemeinde Hamburg-Dulsberg. Sie stammt aus Ghana und ist die einzige schwarze Pastorin in der nordelbischen Kirche. Nur die Kontaktaufnahme zu anderen Migranten ist leichter, wenn man selbst eine ist, sagt sie über ihren Alltag, aber der leichtere Zugang bedeutet noch lange nicht, dass die Verbindung zwischen allen Gruppen leichter wäre. Sie bietet u.a. Begegnungen und Feste für und mit MigrantInnen an und hält über Besuche engen Kontakt zu den migrantischen Familien. Die Unterschiede der verschiedenen Religionszugehörigkeiten treten dabei in den Hintergrund. Die 4500 Seelen zählende Kirchengemeinde besteht zu 90 Prozent aus Deutschen. Zu Beginn ihrer Tätigkeit war sie vielen Anfeindungen ausgesetzt: Glauben sie bloß nicht, weil es Kirche ist, gäbe es keinen Rassismus! Für die Stadtteilarbeit ist die Kirche ein wichtiger Bündnispartner. Vor zehn Jahren war sogar eine der damals vier Pastorenstellen dafür frei gestellt. Heute kann die Kirche sich das nicht mehr leisten, denn die Einnahmen haben sich in den letzten zehn Jahren halbiert. Frau Konrädi: Wir sind keine Volkskirche, sondern Kirche in der Minderheit mit großer finanzieller Not. Zentrum des Stadtteils ist der Straßburger Platz. Leider ist der Eingang der Kirche, die die letzte war, die in Hamburg zu Zeiten der Nazi-Herrschaft fertiggestellt wurde, dem Platz nicht zu-, sondern abgewandt. Auf dem Platz an der Kirche findet u.a. der Wochenmarkt statt. Auch Cafés wie die Kaffeewerkstatt haben sich angesiedelt. Wir haben auch ein türkisches Café, das sich leider bisher nicht nach außen orientiert, meint Jürgen Fiedler. In der angrenzenden Elsässer Straße gibt es einen Nachbarschaftstreff mit regelmäßigem Essensangebot. Die Jugend Die Elsässer Straße stößt im Norden auf den Alten Teichweg, an dem eine Gesamtschule gelegen ist. In der dazu gehörigen Sporthalle findet gerade ein Fußballturnier für Jugendliche statt. Organisiert hat es Zubeyde Uzunkol, Elbtürkin, wie sie sich selbst nennt, und stellvertretende Leiterin des Hauses der Jugend. Seit 25 Jahren wird das Haus der Jugend überwiegend von Migranten besucht, bei Kindern mit einem Anteil von etwa 60 Prozent, bei Jugendlichen um die 90 Prozent. Fußballangebote wie das heutige Turnier werden eher von Jugendlichen aus Migrantenfamilien wahrgenommen, Ballett zum Beispiel eher von Deutschen. Wir möchten aber, dass alle Gruppen gemischt sind, sagt Zubeyde Uzunkol. Die Sprachprobleme werden mit einer klaren Regelung angegangen: Für das bessere Verständnis ist im Haus der Jugend nur Deutsch erlaubt. Ein ganz anderes Problem ergibt sich aus der Rollenverteilung zwischen Mann und Frau, die in den verschiedenen Ländern und Religionen unterschiedlich bewertet wird. Zubeyde Uzunkol: Wir richten unsere AngeSo grün ist Dulsberg bote nach Möglichkeit so aus, dass die Mädchen zu 64

66 Hause für ihre Teilnahme kämpfen können. Inzwischen sei der Anteil der ausländischen Mädchen auf über 60 Prozent angestiegen. Das führt sie auch darauf zurück, dass die Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter des Hauses der Jugend einen starken Akzent auf die Elternarbeit legen. Allerdings dürfen die Eltern nicht in unsere pädagogische Arbeit eingreifen, etwa in Form von Elternbetreuung bei Ausflügen oder Ähnlichem. Das Haus der Jugend befindet sich in Räumlichkeiten der Gesamtschule Alter Teichweg. Das Verhältnis der beiden Einrichtungen erscheint gespannt: Im Haus der Jugend haben die Kinder eine andere Rolle, erklärt Zubeyde Uzunkol. Während sie zum Beispiel beim Fußballturnier des HDJ verantwortungsbewusst aufträten, würden sie in der Schule als aufsässig abgestempelt. Uzunkol: Die frechen Kinder gehören angeblich zu uns, die braven zur Schule! Tagsüber hat das Haus der Jugend im Durchschnitt 150 Besucher, manchmal hundert zur gleichen Zeit. Für 40 Kinder wird ein pädagogischer Mittagstisch angeboten. Das Wohnen Wenn von zehn Klingeln acht keine deutschen Namen haben, haben Sie als Vermieter ein Problem! Frau Kelch ist Dulsberger Geschäftsstellenleiterin der Wohnungsgesellschaft SAGA. Der Ausländeranteil der Mieter beträgt 46 Prozent; hinzu kommt ein erheblicher Anteil von Rentnern. Die Nettokaltmiete der SAGA-Wohnungen beläuft sich auf durchschnittlich 6,25 Euro pro Quadratmeter und liegt damit unter dem Dulsberger Mietpreis von 8 Euro. Eine typische, modernisierte Wohnanlage in Dulsberg Wir wollen das Quartier aufwerten, das Image verbessern, erklärt Frau Kelch die Geschäftspolitik der SAGA. Ein Tochterunternehmen kümmert sich zum Beispiel um Festivitäten aller Art; Straßenfußball für Toleranz wird von der SAGA gesponsert. Aber uns fehlen junge Mieter! Und wegen der aktuellen Mieterstruktur gibt es auch zu wenig Gastronomie. Für die Integrationsfrage hat die SAGA entschieden, dass mindestens eine Person pro Mietpartei die deutsche Sprache beherrschen muss. Frau Kelch erklärt, warum: Sonst können sich die Leute nicht über Fragen der Hausordnung oder über Mentalitätsunterschiede verständigen. Und natürlich könnten sie die Mietverträge sonst nicht verstehen. Sie schätzt, dass etwa zehn Prozent der SAGA-Mieter nicht der deutschen Sprache mächtig sind. Wie die SAGA darauf reagiert, bleibt unklar. Häuser ganz an nicht deutsche Mieter zu vermieten, lehnt sie ab: Wir wollen das Prinzip der Durchmischung. Sonst entwickelt das Haus eine Eigenenergie, das können Sie nicht mehr stoppen! Allgemein beruhen die Schwierigkeiten in den Häusern in erster Linie auf Lärmbelästigung, Müll aus dem Fenster werfen und unzureichender Treppenhausreinigung. Viele Menschen wohnen überdurchschnittlich lange in Dulsberg, erklärt Jürgen Fiedler zum Abschluss. Dabei kann die relativ enge Bindung der Bewohner an ihren Stadtteil sich vorteilhaft auf die längerfristige Integration der unterschiedlichen Bevölkerungsgruppen auswirken. 65

67 Ergebnisse der Abschlussdiskussion Moderation: Gerlinde Geffers, Journalistin Ziel der Tagung war, die Beteiligung von Migrantinnen und Migranten in Hamburg zu stärken und den fachlichen Austausch zwischen allen, die daran aktiv in den Stadtteilen arbeiten, zu ermöglichen mit einem Blick über den Tellerrand in Richtung Community Organizing in Amerika und dem Kampf gegen Vertreibung in der Innenstadt von Marseille sowie für Integration in den Vorstädten von Paris. Dazu gab es zunächst einen kurzen Rückblick: Adrian Reinert hat Beteiligung von Migrantinnen theoretisch reflektiert, aber vor allem auch ganz konkret gesagt, wie man den Weg für Beteiligung ebnen kann, z.b. Anlässe schaffen, Zugänge erleichtern, Aktivierende Befragung etc. Ed Shurna und Don Elmer haben Community Organizing vorgestellt als Weg, Macht bzw. Verhandlungsmacht zu erlangen. Basis sind vertrauensvolle Beziehungen zwischen Menschen. Gemeinsames Ziel ist, die Missstände, unter denen Menschen leiden, an der Quelle zu beseitigen. Das heißt erst mal, sich schlau machen, die Verantwortlichen finden, verhandeln, einfallsreiche Aktionen durchführen und: Erfolge feiern. Jean Philippe Beau will mit seinem Verein verhindern, dass die arme Bevölkerung und das sind überwiegend Migrantinnen und Migranten - aus der Innenstadt von Marseille vertrieben wird. Sie haben inzwischen einige Prozesse gewonnen, bauen Druck auf über die Presse, haben mehr Transparenz von Seiten der Stadt erreicht und viele Menschen mobilisiert. Mogniss Abdallah hat über soziale Aktionen in den Vorstädten von Paris berichtet. Es gibt immer wieder Proteste, es wird punktuell etwas erreicht, aber es kommt auch immer wieder zum Stillstand. Zum Teil haben sich Migrantinnen und Migranten in die Vereine begeben - um das Vorrücken der Rechten in den Gewerkschaften und Mietervereinen zu verhindern. Antje Möller hat uns auf die Hamburger Realität zurückgeführt. In der Stadtentwicklung ist demnach Partizipation erwünscht, um Planung zu legitimieren und qualitativ zu verbessern. Die Mittel sind bescheiden es gibt Verfügungs66

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