Persönlicher Erfahrungsbericht Erasmussemester in München

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1 Persönlicher Erfahrungsbericht Erasmussemester in München Ich heisse Michelle und ich bin 21 Jahre alt. Ich studiere an der PH Bern am Institut für Vorschul- und Primarstufe. Ich habe 3 Semester an der PH Bern absolviert, bevor ich im Frühlingssemester 2017 ein Austauschsemester an der Ludwig-Maximilian-Universität in München, Deutschland machte. Ich hatte nach den 3 Semestern an der PH Bern das Bedürfnis nach einer Pause und danach, mal noch etwas Anderes zu sehen. Deshalb entschied ich mich dazu, ein Austauschsemester zu machen. Zudem hatte ich Lust darauf, für eine gewisse Zeit an einem anderen Ort zu leben und auch an einer anderen Uni zu studieren. Ich war zuerst überfordert mit den vielen möglichen Partnerschulen, an denen ein Austauschsemester möglich ist. Ich zog verschiedene Städte und Länder in Erwägung, darunter die Niederlande, Dänemark oder sogar Martinique in der Karibik. Da man aber in anderssprachigen Ländern dann meist in einer internationalen Klasse mit anderen Austauschstudierenden sein würde, entschied ich mich nach Deutschland zu gehen, da dort ein reguläres Studium möglich war. Ich war vor allem interessiert daran, einheimische Mitstudierende kennenzulernen. Ein weiterer Grund, weshalb ich mich für Deutschland als Gastland entschied war, dass die bereits bekannte Sprache einiges erleichtert, vor allem was die Universität angeht. Zudem finde ich es als Lehrperson wichtig, ein angemessenes Standarddeutsch zu sprechen und sah daher eine Chance, meine Hemmungen bezüglich Standarddeutsch abzubauen. Nebst der Sprache war ich auch sehr interessiert daran, wie das Schulsystem in Deutschland aufgebaut ist und wie die Lehrpersonenbildung dort abläuft. Ich erhoffte mir, dies an der Uni herauszufinden und auch einige deutsche Schulen besuchen zu können. Es gibt in Deutschland verschiedene Partnerschulen der PH Bern, weshalb ich mich dann noch für eine entscheiden musste. Da ich aber im Sommer davor in Hamburg gewesen war und mich sofort in diese Stadt verliebt hatte, fiel mir die Entscheidung leicht. Jedoch gab es für Hamburg zu viele Bewerbende, weshalb ich leider keinen Platz erhielt. Mir wurde daher angeboten, mein Austauschsemester an meiner Zweitwahl-Uni in München zu absolvieren. Zuerst war ich ein wenig enttäuscht, da ich mir das Leben in Hamburg bereits ausgemalt hatte. Bald aber überwiegte die Vorfreude und die Neugier, da ich zuvor noch nie in München gewesen war und gerne eine neue Stadt kennenlernen wollte. Organisatorisches Das Semester in München beginnt für unsere Verhältnisse relativ spät, da es in München keine Frühlings- und Herbstsemester, sondern Winter- und Sommersemester gibt. So kam es, dass das Semester offiziell Anfang April begann, die Vorlesungen aber erst in der letzten Aprilwoche starteten. Ich empfand den späten Beginn als sehr angenehm, da ich so nach den Prüfungen an der PH und dem Praktikum 3 noch genügend Zeit hatte, mich auf das Austauschsemester vorzubereiten. Da die Immatrikulation persönlich durchgeführt wurde, reiste ich Anfang April für ein Wochenende nach München und kam dann nochmals in die Schweiz, bevor das eigentliche Studium begann. Bei der Anreise wählte ich den Zug, später reiste ich jedoch eher mit dem Bus, da dies billiger und schneller ist. Die Wohnungssuche stellte sich als sehr mühsamen und nervenaufreibenden Prozess heraus, da in München eine grosse Wohnungsknappheit herrscht. Ich meldete mich gar nicht erst für einen Platz im Studentenheim an, da ich lieber selbst eine WG suchen wollte. Ich erfuhr aber im Nachhinein, dass ich sowieso keinen Platz im Studentenheim erhalten hätte. Ich suchte auf der Internetplattform WG-gesucht.de nach einem Zimmer. Ich schrieb sehr viele WG s an und und erhielt sehr viele Absagen oder auch gar keine Antwort. Ich war schon relativ verzweifelt, als ich dann das grosse Los zog. Ich skypte mit potenziellen Mitbewohnern und erhielt dann ein Zimmer an der Ohmstrasse 14, im Stadtteil Schwabing.

2 Die Lage war fantastisch, denn bis zu meiner Uni waren es knappe 5 Minuten zu Fuss und auch zum Stadtzentrum war es nicht weit. Mit dem Fahrrad war ich sehr flexibel und kam eigentlich überall hin. Zu der tollen Lage kam hinzu, dass ich nur Euro Miete pro Monat zahlte, was für München und besonders für diese Lage ein sehr guter Preis ist. Mein Zimmer war zwar eher klein, jedoch sehr gemütlich, wie die gesamte Wohnung. Mit meinen Mitbewohnern, einem jungen Pärchen, verstand ich mich auf Anhieb wunderbar und wir hatten eine sehr schöne Zeit. Erster Eindruck Mein erster Eindruck von München war eigentlich sehr positiv. Die Stadt gefiel mir relativ gut und die freundliche Begrüssung meiner Mitbewohner machte auch viel aus. So fühlte ich mich sehr schnell wohl. Ich merkte schnell, das München schon ein Stück grösser ist als Bern und man daher immer ein bisschen mehr Zeit für den Weg ect. einplanen muss. Es gefiel mir aber, in einer so grossen Stadt zu leben. Ich entdeckte in der ersten Woche viele tolle Cafés und Bars und viele schöne Plätze, die die Stadt zu bieten hat. Zudem habe ich schnell entdeckt, dass München eine sehr grüne Stadt ist und es an jeder Ecke einen Park gibt, in dem man sich ausruhen kann. So wurde das Grossstadtfeeling noch angenehmer, da man ab und zu von der Grossstadtluft verschnaufen konnte. An einem Welcome-Day für alle Austauschstudierenden an meinem ersten Wochenende in München lernte ich auch gleich ein paar Leute kennen und war so sehr positiv gestimmt. Es gab durch das ganze Semester hinduch verschiedene Anlässe, die von MESA (Münchner Erasmus Studenten Assoziation) organisiert wurden. Über die Veranstaltungen von MESA wurde ich entweder per Mail oder über facebook informiert. Dort lernte ich weitere Erasmusstudierende kennen, mit denen ich das ganze Semester über in Kontakt bliebt. Gleich an meinem zweiten Wochenende fuhr ich mit anderen Austauschstudenten und der Studentenorganisation Tutoria für 4 Tage nach Hamburg. Das war toll, da man während den 4 Tagen viel Zeit hatte, um sich auszutauschen und so konnte ich weitere Freundschaften knüpfen. Mit den anderen Austauschstudierenden sprach ich entweder Englisch oder Deutsch. Studium an der LMU Bevor ich mein Austauschstudium antreten konnte, musste ich bereits ein halbes Jahr im Voraus ein provisorisches Learning Agreement erstellen. Dies stellte sich als eher schwierig heraus, da die Kurse für das Sommersemester 2017 im Sommer 2016 noch nicht ausgeschrieben waren. So konnte ich nur ein sehr provisorisches Learning Agreement erstellen, welches ich erst kurz vor meinem Austauschsemester aktualisieren konnte. Im März 2017 schaute ich mir deshalb nochmals die ausgeschriebenen Kurse an und erstellte mir ein aktuelles Learning Agreement, welches zu meinem Studienplan passte. Die Kurse waren auf einer Online-Plattform der LMU ausgeschrieben. Die Plattform war relativ kompliziert aufgebaut, weshalb ich zuerst ein wenig überfordert war, es war aber machbar. Zusätzlich musste ich allen Dozierenden eine schreiben, um zu fragen, ob ich in ihren Kurs kommen dürfte, da wir Austauschstudierenden uns nicht wie die regulären Studierenden online anmelden konnten. Dies klappte aber eigentlich auch sehr gut und ich erhielt viele freundliche Antworten der Dozierenden, dass sie sich über Erasmusstudierende sehr freuen. Ich bemerkte im Nachhinein, dass man als Erasmusstudentin den grossen Vorteil hatte, fast alle Kurse die man möchte, besuchen zu dürfen. Meine deutschen Kommilitoninnen und Kommilitonen hatten da grössere Probleme, die gewünschten Seminare besuchen zu können.

3 Ende April 2017 starteten die Vorlesungen und Seminare, für welche ich mich angemeldet hatte. Die erste Woche erlebte ich bereits sehr positiv und wurde überall herzlich begrüsst. Die Dozierenden schienen auf Anhieb sehr nett und kompetent und die Inhalte spannend. Ich freute mich auf die kommende Uni-Zeit. Ich merkte aber auch, dass ich mir mit meinem Learning Agreement etwas viel vorgenommen hatte, da ich die von der PH Bern vorgegebenen ECTS-Punkte erreichen wollte. Ich nahm dann Kontakt auf mit der Studienberatung der PH Bern und konnte so mit ihrer Zustimmung eines meiner Seminare streichen. Tatsächlich wusste ich aber zuerst nicht welches, da alle sehr verlockend und spannend schienen. Mein positiver erster Eindruck von der LMU, meinen Dozierenden und den Seminaren blieben bis zum Schluss. Es gab Zeiten, wo ich auch ein bisschen in den Stress kam und viel für die Uni tun musste, aber da die Inhalte meist spannend und lehrreich waren, machte mir das nicht so viel aus. Die meisten meiner Seminare waren sehr praxisorientiert und es wurde beispielsweise viel mit sogenannten Uni-Klassen zusammengearbeitet. Es handelt sich dabei um Schulklassen, die ab und zu an Projekte von der Uni, beziehungsweise von Studierenden teilnehmen. Ich besuchte beispielsweise ein Seminar mit dem Titel Sprache lernen am ausserschulischen Lernort, wo wir in Kleingruppen eine Unterrichtsstunde am ausserschulischen Lernort planen und auch gleich mit einer Klasse durchführen konnten. Ein weiteres Seminar hiess Spiele aus aller Welt Interkulturelles Lernen im Sachunterricht. Auch dort konnten wir die behandelte Theorie gleich praktisch mit einer Klasse anwenden. Im Seminar Freiarbeit an Montessori-Schulen und Offener Unterricht an Regelschulen durfte ich zwei Hospitationen in verschiedenen Klassen miterleben, einmal in einer Montessori-Schule und einmal in einer Regelklasse, welche das Modell Flexible Grundschule (ähnlicher Ansatz wie Basisstufe) führt. Weiter besuchte ich ein Seminar zu performativen Handeln (Theater), ein Grundlagen Seminar zu Deutsch als Zweitsprache und noch weiter spannende Veranstaltungen. Durch die vielen praktischen Seminare und die Besuche in verschiedenen Schulen, erhielt ich einen kleinen Einblick in das bayrische Schulsystem, welches auf mich sehr streng und stark leistungszentriert wirkt. Das wurde an der Uni auch jeweils so dargestellt und bestätigt. Vom Uni-Bildungssystem beziehungsweise von der Lehrpersonenbildung habe ich einen sehr positiven Eindruck, da die vielen Praxisbezüge und im Besonderes die motivierten und begeisterten Dozierenden mich sehr erfreuten. Interessant fand ich den grossen Unterschied zur schweizerischen Ausbildung von Lehrpersonen, dass die deutschen Lehramtsstudierenden nach 7 Semester Studium noch 2 Jahre Referendariat leisten müssen, bevor sie verbeamtet werden und als Lehrperson arbeiten können. Zum einen scheint mir das sehr streng und langfädig, jedoch ist man danach vielleicht ein weniger besser vorbereitet als wenn man in der Schweiz nach dem Bachelor gleich die Verantwortung für eine eigene Klasse trägt. Brunnen vor der LMU

4 Freizeit Neben der Uni hatte ich sehr viel Freizeit, da ich anders als in Bern, keine Verpflichtungen neben dem Studium hatte. Ich genoss die Zeit und nutze sie, um die Stadt und ihre vielen schönen Darbietungen zu erkunden. Ich wohnte gleich neben dem Englischen Garten, einem riesigen Park, in welchem man Spazieren, Sport treiben, sich sonnen oder auch baden kann. Ich war sehr froh, dass ich im Sommersemester in München war, somit konnte ich all diese Möglichkeiten nutzen. Zudem bietet die Stadt viele Museen und andere Sehenswürdigkeiten und auch das Umland ist sehr schön. So kann man wunderbar für ein Wochenende in die Berge oder an einen See fahren und die Natur geniessen. Ausserdem gibt es in München zahlreiche kulturelle Veranstaltungen sowie viele nette Cafés und Bars. In meiner Freizeit hatte ich viel Kontakt mit anderen Austauschstudierenden. Mit den Leuten von der Uni war es schwieriger, Kontakte zu knüpfen, da ich in fast jedem Seminar andere Mitstudierende hatte. Erst gegen Ende des Semesters ergaben sich da Bekanntschaften, mit denen ich mich auch in der Freizeit traf. Durch meine Mitbewohner lernte ich auch viele weitere Münchner kennen, da sie mich zu ihren Treffen und Ausflügen mitnahmen. Münchner Altstadt Wandern in den deutschen Alpen

5 Fazit Mein Austauschsemester war für mich in vielerlei Hinsicht bereichernd und ich würde es jederzeit wieder machen. Ich fand es sehr spannend, für eine gewisse Zeit in einer neuen Stadt zu leben und eine andere Uni und anderen Menschen kennenzulernen. Ich habe viel Neues ausprobieren können und viel erlebt, und durch die neue Umgebung auch vieles über mich selbst lernen können. Neben dem kulturellen Austausch mit der Stadt und ihren Bewohnern, durfte ich viele Leute aus der ganzen Welt kennenlernen, was für mich eine grosse Bereicherung darstellte. Zudem lernte ich das deutsche Schul- und Bildungssystem besser kennen und konnte an der LMU viele neue Anregungen und Anreize und besonders viel Motivation für den Lehrberuf mitnehmen. Ein weiteres Plus war, dass ich den Stundenplan selbst zusammenstellen konnte und so Kurse nach meinen Interessen auswählen konnte. Das machte meine Zeit an der LMU zu einer spannenden und lehrreichen Zeit. Ich kann allen unbedingt empfehlen, ein Austauschsemester zu absolvieren. Ich empfinde es als grosse Chance und als sehr bereichernd, eine andere Stadt, eine andere Uni und neue Leute kennenzulernen. Der Austausch mit Studierenden und Dozierenden an einem anderen Ort bringt einem viele Erkenntnisse, die für das weitere Studium und den Berufsalltag als Lehrperson sehr bereichernd ist. Die Stadt München hat mir sehr gefallen, jedoch denke ich, dass der Ort des Austauschstudiums vielleicht gar keine so grosse Rolle spielt, sondern eher die Menschen, denen man begegnet. Nichtsdestotrotz kann ich die LMU München als Gasthochschule und München als Stadt sehr empfehlen. Auch wenn es nicht so weit weg von Bern ist und vieles relativ ähnlich ist, ist die bayrische Kultur hier doch stark spürbar und man kann ab und zu in eine andere Welt eintauchen. München, August 2017