Fulda: Denkmalschutz, Barrierefreiheit und

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1 Hessisches Ministerium für Umwelt, Klimaschutz, Landwirtschaft und Verbraucherschutz Gute Beispiele der Städtebauförderung in Hessen Fulda: Denkmalschutz, Barrierefreiheit und energetische Sanierung Förderprogramm Aktive Kernbereiche in Hessen Die Modernisierung historischer Gebäude in den Innenstädten ist ein zentraler Bestandteil der nachhaltigen Stadtentwicklung. Sie sind wertvolle Zeitzeugen der Geschichte und bewahren die Identität und das Alleinstellungsmerkmal eines jeden Kernbereichs. Doch ist es häufig nicht einfach, diese Gebäude nachhaltig nutzen zu können. Nicht zweckmäßige Grundrisse, energetische Untragbarkeit, Schäden in der Bausubstanz und eine nicht zeitgemäße technische Ausstattung lassen diese Gebäude schnell zum Problem für die Kommunen werden. Die Belange des Denkmalschutzes und der Barrierefreiheit stellen die Kommunen vor eine weitere große Herausforderungen bei der Sicherung des baukulturellen Erbes: Denkmalschutz sowie Barrierfreiheit lassen sich nicht immer unter einen Hut mit den Anforderungen an nutzbare Grundrisse und energetische Tragbarkeit bringen. In Fulda ist es gelungen, ein solches Gebäude langfristig zu sichern: das Palais Altenstein als Teil des barocken Stadtensembles wurde energetisch saniert und barrierefrei erschlossen. Dabei wurde das denkmalgeschützte Palais kaum verändert. Inzwischen berherbergt es wieder Teile der öffentlichen Verwaltung. Im Rokoko-Saal können wieder Veranstaltungen stattfinden. Das schöne Ambiente des Gebäudes ist wieder zugänglich.

2 Fulda Palais Altenstein Energetische Sanierung eines denkmalgeschützten Barock-Bauwerks Neben dem Stadtschloss, dem Kanzlerpalais und dem Vonderau-Museum ist das ehemalige Palais Altenstein als Einzelkulturdenkmal im barocken Stadtensemble für die Innenstadt Fuldas von überragender Bedeutung. Die städtebauliche Lage des eindrucksvollen Gebäudes in direkter Nachbarschaft zum Stadtschloss ist in hohem Maße prägend für diesen Bereich der Innenstadt. Das Palais Altenstein beherbergte bereits vor seiner Sanierung Teile der öffentlichen Verwaltung. Im ersten Obergeschoss befindet sich der prachtvolle Rokoko-Saal, einer der schönsten Festsäle seiner Zeit. Auch heute ist es ein beeindruckendes Gefühl, wenn man aus dem eher schlicht gehaltenen Flur kommend den reichlich mit Schmuckelementen verzierten und glanzvollen Raum betritt. Das Eingangsportal des Palais Altenstein in Fulda Um die Nutzung und damit letztendlich auch den Erhalt des Gebäudes langfristig sichern zu können, war eine energetische Sanierung des Gebäudes unumgänglich. Statische Mängel wurden beseitigt und die Anpassung an die aktuellen Anforderungen des Brandschutzes sowie der Barrierefreiheit wurden unter Berücksichtigung der Auflagen des Denkmalschutzes umgesetzt. Die Baumaßnahmen wurden Ende 2016 abgeschlossen, sodass die Verwaltung in die Räumlichkeiten inzwischen wieder einziehen konnte. Im historischen Rokoko-Saal finden wieder Kulturveranstaltungen statt. Die Stadt Fulda wird seit 2008 aus dem Förderprogramm Aktive Kernbereiche in Hessen gefördert. Die Mittel aus dem Programm Aktive Kernbereiche wurden mit Mitteln aus anderen Programmen kombiniert. Die Sanierung des Palais Altensteins war ein wichtiger Baustein der Restaurierung des denkmalgeschützten Barockensembles der Innenstadt Fuldas. Stand: Dezember

3 Ansicht des Kanzlerpalais 1958: Hier ist das Gebäude noch in seinem ursprünglichen Zustand zu sehen. Die beiden Fensterachsen auf der linken Gebäudeseite wurden 1961 aufgrund verkehrlicher Belange abgerissen. Die Geschichte des Palais Altenstein: Ein Ort der Kultur und der Verwaltung Das ehemalige Palais Altenstein wird als Einzelkulturdenkmal von überragender Bedeutung in der Denkmaltopographie Deutschland Kulturdenkmäler in Hessen Stadt Fulda aufgeführt. Das Palais liegt südlich des Fuldaer Stadtschlosses und am nördlichen Rand der Fußgängerzone. Wann genau das Gebäude gebaut wurde, konnte bis heute nicht festgestellt werden. Es wird vermutet, dass es um das Jahr 1701 errichtet wurde. Die erste Erwähnung erfolgte im Jahr Bauherr war Hofmarschall Christian Adam Ludwig Freiherr von Stein zu Altenstein. Der Bau stammt noch aus der Zeit des alten Fürstentums Fulda und war damals Sitz des Cantzlers wurde das Gebäude umgebaut und renoviert. Im Jahr 1774 wurde dann der Rokokosaal im ersten Obergeschoss aufwändig gestaltet. Ab dem Jahr 1802 diente das Palais Altenstein als vornehmes Wirtshaus und als Konzertsaal. Das Gebäude wird schließlich im Jahr 1824 Dienstsitz verschiedener staatlicher Behörden. Später wird es auch als Staatsarchiv genutzt. So beherbergte es zeitweilig die Polizeidirektion, die Staatsfilialkasse, die kurhessische Provinzregierung, das Landratsamt und das Obergericht. Die Errichtung des Busbahnhofs am Heertor hatte zur Folge, dass das historische Gebäude im Jahr 1961 um zwei Fensterachsen zur Schlossseite hin verkürzt werden musste. Das Palais fungiert seit Mitte der 1990er Jahre als Dienstsitz der öffentlichen Verwaltung und beherbergt im Obergeschoss weiterhin den Rokoko-Saal, der für verschiedene öffentliche Kulturveranstaltungen oder auch Hochzeiten ganzjährig genutzt wird. Stand: Dezember

4 Ein Denkmal wackelt die Ausgangslage Die Bausubstanz des Gebäudes hatte über die Jahre hinweg schwer leiden müssen. Der Zeitpunkt war gekommen: eine Sanierung des Gebäudes wurde unbedingt erforderlich, um das Gebäude dauerhaft nutzen und als Einzeldenkmal des barocken Stadtensembles der Innenstadt Fuldas langfristig sichern zu können. Aufgrund dessen wurde im Sommer 2012 durch ein Fachingenieurbüro eine umfassende Untersuchung des Gebäudezustandes vorgenommen. Gravierende statische Mängel, ein undichtes Dach und eine fehlende Dämmung führten zu dem Ergebnis, dass eine weitere Nutzung des Gebäudes so nicht mehr möglich war. Wasserschaden auf dem Spitzboden des Gebäudes Allem voran wurde die Dachundichtigkeit, die zu Wassereintritten und damit zu erheblichen Holz-, Putzund Stuckschäden geführt hat, bemängelt. Weder das Dach noch die Mansardendachseiten oder der Fußboden zum nichtunterkellerten Erdreich der EG-Räume waren gedämmt, die rund 40 Jahre alten Einscheibenfenster sowie die Gauben waren undicht. Hohe Temperaturschwankungen innerhalb des Gebäudes führten zu einem unbehaglichen Raumklima. Mängel beim vorbeugenden Brandschutz es fehlte ein zweiter Rettungsweg sowie bei der technischen Versorgung kamen noch hinzu. Somit wurde eine umfassende Sanierung unter vollständiger Freiräumung des Gebäudes und unter Berücksichtigung der Auflagen des Denkmalschutzes erforderlich. Neben all den bautechnischen Mängeln war es zu diesem Zeitpunkt auch nicht möglich, den Rokoko-Saal für öffentliche Veranstaltungen zu nutzen: Das Obergeschoss war nicht barrierefrei zugänglich. Stand: Dezember

5 Der neue Glasaufzug sichert den barrierefreien Zugang des Palais Altenstein, so kann auch der Rokoko-Saal wieder für Veranstaltungen genutzt werden. Der neue Glasaufzug wurde bewusst vollständig außerhalb des Gebäudes installiert, um nicht in die historische Bausubstanz einzugreifen. Ziele der umfassenden Sanierung Größte Herausforderung war es, die denkmalgeschützte Bausubstanz so instand zu setzen, dass das historische Gebäude den zeitgemäßen energetischen Ansprüchen gerecht wird. Die denkmalgerechte Sanierung sollte das Dach abdichten, Wasserschäden und statische sowie eine Vielzahl energetischer Mängel beseitigen. Als Verwaltungsgebäude musste das Palais für die Nutzung als solches umgebaut werden. Insbesondere die barrierefreie Erschließung und die aktuellen Anforderungen an den Brandschutz mussten gewährleistet werden. Den Mittelpunkt des Palais Altenstein bildet, wie es auch in der historischen Nutzung des Barockbaus angelegt war, der imposante und breit angelegte Treppenaufgang. Über diesen werden die oberen Stockwerke und damit auch der im ersten Obergeschoss gelegene Rokoko-Saal erschlossen. Im Zuge der Erneuerung sollte der historische Charakter des Gebäudes nicht verändert werden. Das barocke Flair sollte nach Abschluss der Sanierungsarbeiten weiterhin in allen Räumen des Palais zu spüren sein. Stand: Dezember Der Rokoko-Saal im 1. Obergeschoss des Palais Altenstein wurde im Jahr 1774 gestaltet und ist nach Restaurierungsarbeiten heute wieder für Hochzeiten und Kulturveranstaltungen geöffnet.

6 Die Sanierung des Palais Altenstein in Fulda wurde durch mehrere Förderprogramme unterstützt. Rund Euro Fördermittel wurden aus dem Programm Aktive Kernbereiche in Hessen bereitgestellt. Stand: Dezember 2017 Weitere konnten wurden vom Landesprogramm Energetische Modernisierung kommunaler Nichtwohngebäude5 und der sozialen Infrastruktur von kommunalen Verwaltungsgebäuden zur Verfügung gestellt.

7 Sanierung in zwei Abschnitten Die Sanierung erfolgte in zwei Bauabschnitten. Der erste Abschnitt beinhaltete die Erneuerung der Dachhaut sowie deren Dämmung, die Sanierung des 2. Obergeschosses sowie der Fassade. Außerdem wurden die Fenster erneuert sowie die Kamine im Spitzboden zurückgebaut. Die energetische Verbesserung an der Gebäudehülle wurde durch den Einbau neuer Fenster sowie durch die Dämmung von Dachschrägen, Gauben, Decken und Fensternischen erreicht. Im zweiten Bauabschnitt wurde die Sanierung des 1. Obergeschosses sowie des Erdgeschosses durchgeführt. Zudem wurden technische Einbauten ergänzt und die Sanierung des Kellergeschosses durchgeführt. Im Rokoko- Saal und an weiteren historisch-prägnanten Stellen des Gebäudes wurden Restaurierungsarbeiten vorgenommen. Beide Bauabschnitte wurden im Dezember 2016 fertiggestellt, sodass die Verwaltung wieder einziehen konnte. Das Palais beherbergt heute das Gebäudemanagement sowie das Rechnungsprüfungsamt. Auch im Rokoko-Saal können nun wieder Kulturveranstaltungen angeboten werden. Neben Trauungen werden dort auch des Öfteren klassische Konzerte, Vorträge der Volkshochschule oder Veranstaltungen des Geschichtsvereins durchgeführt. Die Modernisierungsarbeiten am Palais Altenstein wurden vom Landesamt für Denkmalpflege in Hessen unterstützt. Stand: Dezember Dringender Handlungsbedarf: Sanierung und Dämmung der Dachgauben In neuem Glanz: Mit Blick für das Detail renovierter Innenraum des Palais

8 Im Erdgeschoss des Gebäudes wurden während der Sanierungsarbeiten archäologische Grabungen durchgeführt Gesamtausgaben Gesamtausgaben rund EUR Ca Euro aus dem Förderprogramm Aktive Kernbereiche in Hessen. Ansprechpartner Stadt Fulda Christoph Schmidt Postfach Fulda Tel: Bearbeitung Zentrum Aktive Kernbereiche in Hessen / HA Hessen Agentur GmbH Weitere Informationen und andere Gute Beispiele aus dem Programm Aktive Kernbereiche in Hessen unter: Quelle und Fotonachweis Stadt Fulda Zentrum Aktive Kernbereiche in Hessen / HA Hessen Agentur GmbH Stand: Dezember Turm auf der rückwärtigen Seite des Palais Altenstein