Kurzbericht. Universitätsklinik für Kinder- und Jugendpsychiatrie und Psychotherapie. Max Rechtsteiner. Universität Ulm

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1 Kurzbericht Universitätsklinik für Kinder- und Jugendpsychiatrie und Psychotherapie Max Rechtsteiner Universität Ulm Fakultät für Ingenieurwissenschaften, Informatik und Psychologie Institut für Psychologie und Pädagogik Zeitraum: bis Martrikelnummer: Wörteranzahl: 1202

2 1.1 Beschreibung der Institution Im Folgenden berichte ich über mein Praktikum in der Universitätsklinik für Kinder- und Jugendpsychiatrie und Psychotherapie, Steinhövelstraße 5 in Ulm. Ärztlicher Direktor der gesamten Kinder- und Jugendpsychiatrie ist Prof. Dr. Jörg M. Fegert. Die Kinder- und Jugendpsychiatrie ist in einen Ambulanzbereich und einen stationären Bereich mit vier Stationen unterteilt. 1.2 Art und Zahl der Mitarbeiter Auf Station und in der Ambulanz arbeiten sowohl Psychologen als auch Ärzte. Diese beiden Berufsgruppen, sowie auch die Co-Therapeuten werden durch den jeweiligen Oberarzt angeleitet und auch supervidiert. Auf den jeweiligen Stationen arbeiten ca. 15 Pfleger und Erzieher in einem 4-Schicht System. In Forschung und therapeutischer Arbeit finden sich 113 Ärzte, Psychologen, Sozialpädagogen und Co-Therapeuten. 1.3 Aufgaben der Institution Die jeweiligen Aufgaben sind nach den verschiedenen Bereichen getrennt. Allgemein ist der Auftrag der Kinder- und Jugendpsychiatrie die regionale und überregionale fachärztliche Versorgung von Kinder und Jugendlichen mit psychischen Störungen. Aufgabe der Ambulanz ist es die psychiatrische und psychotherapeutische Behandlung von Kindern und Jugendlichen, die nach Art, Schwere und Dauer ihrer Erkrankung oder wegen Unerreichbarkeit geeigneter Fachärzte auf die Behandlung in einer Klinikambulanz angewiesen sind. Zu den Aufgaben des stationären Bereichs gehören erweiterte Diagnostik, Kinder- und jugendpsychiatrische/psychotherapeutische und milieutherapeutische Behandlung, medikamentöse Behandlung, Förderung der Selbständigkeitsentwicklung/der Selbstpflegekompetenzen, Unterstützung bei der Eingliederung und Teilhabe im Alltagsleben, Krisenintervention, aber auch Maßnahmen mit Freiheitsentzug, wenn eine akute Selbst- oder Fremdgefährdung besteht und eine psychiatrische Behandlungsindikation vorliegt. 1.4 Klientel, Arbeitsauftrag und Zielsetzung Auch hier muss nach ambulantem und stationärem Bereich getrennt werden. In der Ambulanz werden meist Familien vorstellig, deren Kinder Verhaltensauffälligkeiten vorweisen, durch Probleme in der kindlichen Entwicklung auffallen, psychische Belastungen oder Krisen vorliegen, Schulprobleme und/oder soziale Eingliederungsschwierigkeiten vorhanden sind.

3 Eines der Hauptziele ist, eine aufwändige und für die Familien oft einschneidende stationäre Krankenbehandlungen zu vermeiden oder zu verkürtzen. Der stationäre Bereich kümmert sich um Kinder und Jugendliche mit schwerwiegenden psychischen Störungen (depressive Störungen, Angststörungen, tiefgreifende Entwicklungsströrungen, Essstörungen, Persönlichkeitsentwicklungsstörungen etc.) bei denen eine ambulante Therapie nicht ausreicht Das Ziel der stationären Behandlung ist neben einer symptomspezifischen Behandlung, eine langfristige Stabilisierung des Patienten, welche eine ambulante Weiterbehandlung, ohne mileutherapeutisches Angebot und eine Rückkehr in den familiären und sozialen Alltag ermöglicht. 1.5 Arbeitsweise der Institution Die Behandlungsangebote der Ambulanzen umfassen Beratung, Psychotherapie, Familientherapie, medikamentöse Therapie, Gruppentherapie, Elterntraining, Patientenschulung und Kriseninterventionen. Ein wichtiger Bestandteil der Hilfen ist in vielen Fällen die Aktivierung von Ressourcen und sozialer Unterstützungsmassnahmen. Diese Arbeit ähnelt stark derer von niedergelassenen Psychiatern und Psychotherapeuten. Die verschiedenen Stationen der Kinder- und Jugendpsychiatrie arbeiten nach einem multimodalen Therapiekonzept. Das heißt verschiedene Berufsgruppen wie Ärzte, Psychologen, Pflege- und Erziehungsdienst, Sozialpädagogen, Musik-, Arbeits-, und Ergotherapeuten, sowie die Lehrer der hauseigenen Klinikschule bilden ein enges therapeutische Netz, in das die Behandlung der Kinder und Jugendlichen eigebettet wird. Hierbei finden enge Absprachen zwischen den einzelnen Berufsgruppen statt in Therapeutenbesprechungen oder Visiten statt, z. B. über den aktuellen Stand des Patienten, aber auch wie die Ziele der Therapie in allen Bereichen umgesetzt werden kann. 1.6 Arbeitskonzeption und Schwerpunkte In der Kinder- und Jugendpsychiatrie Ulm wird überwiegend verhaltenstherapeutisch gearbeitet. Zwar arbeiten auch Ärzte und Therapeuten auf Station mit anderen Ausrichtungen (Psychoanalytisch, Hypnotherapeutisch), diese Art der Arbeit wird aber im therapeutischen Kontext vernachlässigt. Häufig eingesetzte Instrumente sind Übungspläne, Verstärkerpläne, Stimmungsprotokolle und Aktivierungspläne.

4 2. Darstellung des Tätigkeits-/Aufgabenfeldes 2.1 Darstellung der eigenen Tätigkeit Zu Beginn meines Praktikums hatte ich die Möglichkeit in sämtlichen Bereichen zu hospitieren, um das ganzheitliche Therapiekonzept, die einzelnen Therapeuten und die Patienten kennen zu lernen. Des Weiteren durfte ich an Kurz- und Oberarztvisiten, Fortbildungen und Veranstaltungen zur Psychopathologie und Klassifikation teilnehmen. Im Verlauf hatte ich die Möglichkeit auch einige Tätigkeiten unter Supervision übernehmen. Zu Beginn war dies zum Beispiel das Begleiten Übungsaufgaben mit anschließender Reflexion. In der Folge durfte ich in Absprache mit den fallführenden Therapeuten und dem Pflege- und Erziehungsdienst auch Übungspläne für einzelne Patienten erstellen. In Einzeltherapien und im sozialen Kompetenztraining wurde ich, wenn es um Konfrontationsübungen ging, als Anspielpartner in Rollenspielen genutzt. Zu einem späteren Zeitpunkt waren die Inhalte der Einzeltherapie die ich übernehmen durfte umfassender. Aufgaben hier waren das Besprechen von Stimmungsprotokollen oder das Erarbeiten von Skills. Zum Ende meines Praktikums durfte ich bei einer Patientin in zwei Sitzungen an sozialen Kompetenzen im Einzelsetting zu arbeiten. Ein weiterer großer Bereich meiner zehn wöchigen Tätigkeit, nahm die psychologische Diagnostik ein. Hierbei ging es vor allem um das Austeilen, die Auswertung und das Befunden von Fragebögen. Im Rahmen der psychologischen Diagnostik war es möglich bei komplexen Diagnostikverfahren zu hospitieren, wie Intelligenzdiagnostik und Interviews zur Abklärung einer Entwicklung einer Persönlichkeitsstörung. 2.2 Kritische Auseinandersetzung mit der eigenen Tätigkeit Zusammengefasst war das Praktikum in der Kinder- und Jugendpsychiatrie der Universitätsklinik Ulm für mich eine große Bereicherung, aber auch Herausforderung. Auf der Jugendstation II war ich perfekt in den Stations- und therapeutischen Alltag integriert. Durch die Übertragung wichtiger Aufgaben habe ich mich sehr wertgeschätzt gefühlt. Auch die Betreuung und Anleitung funktionierte außerordentlich gut. Neben psychologisch fundierter Anleitung durch die Stationspsychologin und die Ärzte auf Station, fanden wöchentliche Reflexionsrunden, aller Praktikanten auf den Stationen bei der leitenden Psychologin statt.

5 Zwar habe ich mich einerseits sehr wertgeschätzt gefühlt und sehr gut gefördert und gefordert, jedoch waren vor allem die Teile in Einzeltherapie, welche ich übernehmen durfte, nicht immer einfach für mich. Eine Schwierigkeit hierbei ist einfach die fehlende therapeutische Erfahrung. Andererseits ist es auch so, dass durch das Studium bereits viel störungsspezifisches Wissen vorhanden war, jedoch manchmal auch nicht ausreichend. So habe ich mich immer wieder im Einzelsetting mit Situationen konfrontiert gefühlt, die nicht immer einfach zu meistern waren. Dies wurde aber mit zunehmender Dauer des Praktikums besser, da ich auch in dieser kurzen Zeit einiges an Erfahrung sammeln konnte. Ein weiteres Problem, mit dem sich wohl viele Praktikanten konfrontiert sehen, ist die ausreichende Distanzierung. Durch die Tatsache, dass ich nicht nur in der Einzeltherapie, sondern therapieübergreifend mit den Patienten zu tun hatte, war einerseits die Distanz von patientenseite aus zu mir geringer. Auch der geringe Altersunterschied von nur wenigen Jahren trug dazu bei. 3. Voraussetzungen für das Praktikum Für ein Praktikum in der Kinder- und Jugendpsychiatrie der Uniklink Ulm ist ein fachspezfisches Wissen und ein hohes Interesse an der therapeutischen Arbeit wichtig. Durch die Tatsache, dass man versucht Praktikanten gut in die Arbeit mit ein zu binden, sollte man vorher ausreichend Wissen mitbringen um dies gut bewältigen zu können. Wichtig ist vor allem auf den Stationen, dass man sich selber genug Arbeit und Hospitationsmöglichkeiten schafft. Als Praktikant muss man hier selbst aktiv werden und auf Mitarbeiter des Teams zugehen. Auch sollte man sehr flexibel sein, was Arbeitszeiten angeht. Zwar sind von der Einrichtung selbst nur 38,5 Stunden vorgesehen, wenn man aber den therapeutischen Arbeitskomplex auf verschiedenen Ebenen kennen lernen will muss man bereit sein, durchaus auch länger zu arbeiten. Die Lernmöglichkeit ist überdies imens. Man lernt viele klinische Störungsbilder nicht nur theoretisch sondern konkret an einem Beispiel kennen. Auch lernt man Inhalte des Studiums kritisch hinterfragen zu können und erlangt ein differenzierteres Wissen. Wer ein Praktikum in der Kinder- und Jugendpsychiatrie macht, trifft auf eine optimale Betreuung. Vor allem die wöchentlichen Reflexionsrunden aller Praktikanten und Psychotherapeuten in Ausbildung durch leitende Psychologen ist sehr hilf- und lehrreich.