Etablierung eines Stillmonitorings über die Brandenburger Einschulungsuntersuchung Stillquoten & Stilldauer 2016-

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1 Etablierung eines Stillmonitorings über die Brandenburger Einschulungsuntersuchung Stillquoten & Stilldauer Sandra Gottschalk, Dr. Gabriele Ellsäßer Dezernat Gesundheitsberichterstattung & Infektionsschutz Abteilung Gesundheit im Landesamt für Arbeitsschutz, Verbraucherschutz und Gesundheit (LAVG) 21. November.2017

2 Agenda A. HINTERGRUND EINSCHULUNGSUNTERSUCHUNG B. METHODIK C. ERGEBNISSE D. ZUSAMMENFASSUNG, FAZIT & AUSBLICK 2

3 Hintergrund Ziel des Still-Monitorings im Europäischen Aktionsplan ist es, auf internationaler Ebene realistische Vergleiche von Stilldaten zu ermöglichen und auf nationaler Ebene bedarfsorientierte Maßnahmen der Stillförderung zu begründen und zu evaluieren. Um die Umsetzung dieses Zieles in Deutschland zu fördern, hat die Stillkommission ein integratives Konzept für das Still-Monitoring erarbeitet: Erhebungsfeld: Gesamtpopulation Erhebungsinstrument: Schuleingangsuntersuchung (SEU) Methode: Aufnahme ausgewählter retrospektiver Fragen zum Stillen in bestehende Datenerhebung 3

4 Was gehört zur kinderärztlichen Einschulungsuntersuchung? Größe und Gewicht, Seh- und Hörtest, Impfstatus 4

5 Agenda A. HINTERGRUND EINSCHULUNGSUNTERSUCHUNG B. METHODIK C. ERGEBNISSE D. ZUSAMMENFASSUNG, FAZIT & AUSBLICK 21. Novemberi

6 Methodik der Stilldatenerhebung Seit 2015 wird in den kinderärztlichen Untersuchungen der Brandenburger Einschulungskinder durch den Kinder- und Jugendgesundheitsdienst auch das Stillverhalten in der Anamnese retrospektiv erfasst: Wie lange wurde ihr Kind ausschließlich gestillt? nie gestillt unter 2 Monate 2 bis unter 4 Monate 4 bis unter 6 Monate 6 Monate und länger 6

7 Dokumente der Schuleingangsuntersuchung Anamnesebogen: Ärztlicher Dokumentationsbogen: 7

8 Methodik der Erhebung möglicher Einflussfaktoren I Erhebung möglicher sozialer, demographischer & regionaler Einflussfaktoren: Haushaltsgröße Bildung & Erwerbstätigkeit Migrationsstatus Region 8

9 Methodik der Erhebung möglicher Einflussfaktoren II Erhebung möglicher biomedizinischer Einflussfaktoren: Interventionsaspekt (seit 2013): 9

10 Agenda A. HINTERGRUND EINSCHULUNGSUNTERSUCHUNG B. METHODIK C. ERGEBNISSE D. ZUSAMMENFASSUNG, FAZIT & AUSBLICK 10

11 Demographie der untersuchten Kinder, 2016 Anzahl Einschulungskinder, N= : davon: 53,1 % Jungen 46,9 % Mädchen Verteilung auf den einzelnen Sozialstatus: niedriger Sozialstatus: 10,8 % (n= 2.332) mittlerer Sozialstatus: 47,2 % (n=10.290) hoher Sozialstatus: 41,9 % (n= 9.691) Vulnerable Gruppen: Migrationsstatus: 7,0 % (n=1.748) Alleinerziehende: 18,9 % (n=4.114) Mehrkindfamilie*: 19,0 % (n=4.153) *Anzahl der Kinder 3 pro Haushalt 11

12 Exkurs: Brandenburger Sozialindex Im Rahmen der Sozialanamnese bei den SEU werden Schulbildung und Erwerbsstatus der Eltern festgehalten. Mit diesen beiden Merkmalen wird ein additiver Sozialindex gebildet: Jährliche Erhebung Güte der Daten: Die Angaben über Schulbildung und Erwerbsstatus der Eltern liegen derzeit bei 91 % der Einschulungskinder vor. 12

13 Antwortverhalten Angaben zum Stillverhalten nach Sozialstatus (N=21.788) 100% 90% 94,1% 92,1% 94,2% 94,6% 80% 70% 60% 50% 40% 30% 20% 10% 0% Gesamt Sozialstatus niedrig (N=2.337) Sozialstatus mittel (N=10.290) Sozialstatus hoch (N=9.161) Sozialstatus 13

14 Antwortverhalten von vulnerablen Gruppen Angaben zum Stillverhalten: Item Ausprägung Angaben in % Bildung der Mutter Unter 10. Klasse 92,6 Abitur 94,5 Erwerbstätigkeit d. Mutter Nicht erwerbstätig 91,8 Vollzeit erwerbstätig 94,0 Bezíehungsstatus Alleinerziehend 89,4 Ehepaar 93,0 Anzahl Kinder im HH 1 91,4 3 92,0 14

15 Stillprävalenz & Stilldauer in Brandenburg 100% 90% 82,9 % 80% 70% 60% 50% 40% 30% 20% 23,1 % 17,4 % 28,4 % 31,1 % 10% 0% jemals gestillt < 2 Monate 2- <4 Monate 4- <6 Monate 6 Monate 15

16 Stilldauer > 4 Monate, Kreisvergleich Potsdam Potsdam-Mittelmark Dahme-Spreewald Oberhavel Havelland Land-BRB Barnim Märkisch-Oderland Elbe-Elster Oder-Spree Oberspreewald-Lausitz Cottbus Teltow-Fläming Ostprignitz-Ruppin Spree-Neiße Frankfurt (Oder) Brandenburg a.d.h. Prignitz Uckermark Berliner Umland Weiterer Metropolenraum Stilldauer > 4 Monate ausschließlich im Kreisvergleich, in % 52,7% 51,9% 50,0% 49,3% 49,1% 48,3% 48,3% 48,2% 47,1% 47,1% 46,6% 44,6% 44,1% 42,2% 39,7% 36,3% 33,3% 43,5% 58,6% 58,3% 63,9% 0% 10% 20% 30% 40% 50% 60% 70% 64 % Faktor 1,9 33 % 16

17 Anteil niedriger Sozialindex, Kreisvergleich Stillquote >4 Monate ausschließlich: Uckermark: 33 % vs. Faktor 1,9 Potsdam: 64 % 17

18 Stillquoten > 4 Monate ausschließlich, kleinräumige Analyse Landkreis Landkreiswert [%] auf Gemeindeebene*: Minimum [%] Maximum [%] Δ (MAX- MIN) Oder-Spree 48,2 30,5 65,2 34,7 Oberhavel 51,9 35,7 67,8 32,1 Havelland 50,0 33,2 63,4 30,2 Märkisch-Oderland 52,7 38,8 62,4 23,6 Teltow-Fläming 46,6 33,5 56,8 23,3 Barnim 52,1 40,8 62,1 21,3 Spree-Neiße 44,1 27,7 47,1 19,4 Ostprignitz-Ruppin 44,7 28,9 47,4 18,5 Prignitz 36,3 24,5 41,9 17,4 Potsdam-Mittelmark 60,5 58,0 72,7 14,7 Oberspreewald-Lausitz 47,1 33,3 47,4 14,1 Dahme-Spreewald 53,0 44,6 54,1 9,5 Uckermark 33,0 29,5 34,6 5,1 *Auswertung von Gemeinden mit Fallzahl>100 18

19 Stilldauer & biologische Einflussfaktoren Stilldauer & Einflussfaktor Frühgeburt * bei Brandenburger Einschulungskindern 2016, in % Anteil an nicht gestillten Kindern statistisch sig. häufiger bei Frühgeburten. Sie werden auch signifikant kürzer gestillt. * Frühgeburt definiert als Geburt vor der 37. SSW **Signifikanzniveau p<0,01 19

20 Stilldauer & soziale Einflussfaktoren 80% 70% 65,2 % Stilldauer von mehr als 4 Monaten und soziale Einflussfaktoren 0,7 0,6 66,8 % 60% 50% 48,3 %* 36,7 %* 52,1 % 62,7 % 40,3 % 40% 30% 0,4 41,1 %* 21, 4 %* 20% 10% 0% ja nein ja nein ja nein niedrig mittel hoch < 10. Klasse Muttersprache deutsch? Alleinerziehend? Einkindfamilie? Sozialstatus 10. Klasse Schulbildung Mutter Abitur *Signifikanzniveau p<0,01 20

21 Vergleich ermittelter Stilldauern SEU Stilldaten aus der Schuleingangsuntersuchung 2015 vs Stillprävalenz (ausschließliches Stillen) SEU, 2015 % [N=14.038] SEU, 2016 % [N=22.891] nie gestillt 17,7 [17,0-18,3] 17,1 [16,5-17,6] jemals gestillt 82,3 [81,7-83,0] 82,9 [82,4-85,3] Stilldauer: < 2 Monaten 19,8 [19,1-20,5] 19,2 [18,7-19,7] 2 - <4 Monate 14,8 [14,2-15,4] 14,5 [14,0-14,9] 4 - <6 Monate 21,3 [20,6-22,0] 23,5 [23,0-24,1] 6 Monate 26,4 [25,7-27,1] 25,8 [25,2-26,3] 22

22 Vergleich ermittelter Stilldauern aus KITA und SEU Stilldaten aus der Untersuchung der kleinen Kinder im Vergleich zur Schuleingangsuntersuchung 2016 Stillquote (ausschließliches Stillen) Brandenburg KITA-Kinder 2016 [%] N= Brandenburg SEU 2016 [%] N= nicht gestillt 14,9 [13,6-16,2] 17,1 [16,5-17,6] 85,1 [84,4-85,8] 82,9 [82,4-85,3] Stilldauer: < 2 Monate 18,0 [16,5-19,4] 19,2 [18,7-19,7] 2- <4 Monate 15,7 [14,4-17,1] 14,5 [14,0-14,9] 4- <6 Monate 23,7 [22,1-25,2] 23,5 [23,0-24,1] 6 Monate 27,7 [26,8-28,6] 25,8 [25,2-26,3] 23

23 Vergleich ermittelter Stillquoten &-dauern Brandenburg vs. Deutschland Stillquote (Aussschließlich es Stillen) Brandenburg KITA-Kinder 2016 [%] N= Brandenburg SEU 2016 [%] N= nicht gestillt 14,9 [13,6-16,2] 17,1 [16,5-17,6] 85,1 [84,4-85,8] 82,9 [82,4-85,3] Stilldauer: < 2 Monate 18,0 [16,5-19,4] 19,2 [18,7-19,7] 2- <4 Monate 15,7 [14,4-17,1] 14,5 [14,0-14,9] 4- <6 Monate 23,7 [22,1-25,2] 23,5 [23,0-24,1] 6 Monate 27,7 [26,8-28,6] 25,8 [25,2-26,3] 24

24 Agenda A. HINTERGRUND EINSCHULUNGSUNTERSUCHUNG B. METHODIK C. ERGEBNISSE D. ZUSAMMENFASSUNG, FAZIT & AUSBLICK 21.Novemberi

25 Limitation Geringer Mehraufwand für Untersucher. Verzug der Ermittlung von Stillquoten auf Beginn der Schulzeit, Möglichkeit des Recall-Bias KITA-Untersuchung? Einflussvariablen in Bezug Variablen der Mutter (z. B. Alter, Rauchverhalten, Stillbeginn, Parität, Einfluss des Vaters & Großeltern) nur begrenzt erhebbar. 26

26 Stärken Gesamtpopulation von Jahrgängen wird auf auf kommunaler und regionaler Ebene erfasst. Vollerfassung schwer zugänglicher Risikogruppen (soziale Brennpunkte, niedriger Sozialstatus, Migrationshintergrund). Langzeiteffekte spezieller Stillfördermaßnahmen (z. B. kommunale Vergleiche) sind messbar. 27

27 Schlussfolgerungen Die Einschulungsuntersuchung ist geeignet, um systematisch retrospektiv Daten zum Stillverhalten auf regionaler und kommunaler Ebene zu erheben. Es kann dabei auf vorhandene Strukturen und Ressourcen zurückgegriffen werden. Diese Daten ermöglichen epidemiologische Aussagen und die Identifizierung von Handlungsbedarfen auf regionaler und kommunaler Ebene. Im Sinne des Public Health Action Cycles sind diese Daten für die Bewertung der Wirkung von Stillfördermaßnahmen nützlich. 28

28 Vielen Dank für Ihre Aufmerksamkeit! Kontakt: 29

29 Stillquoten: Brandenburg vs. Deutschland Vergleich ermittelter Stillquoten: Brandenburg vs. Deutschland *Signifikanzniveau p<0,01 31

30 Wissenschaftlicher Hintergrund II Verfügbarkeit von Stilldaten in Deutschland: 32

31 Wissenschaftlicher Hintergrund Quelle: (Abruf: ) 33

32 Geburtenentwicklung im Land Brandenburg * Lebendgeborene pro Jahr und 1000 Einwohner Quelle: Amt für Statistik Berlin-Brandenburg; LGA eigene Berechnungen 34

33 Entwicklung des Kinderquotienten im Land * Verhältnis der 0 bis unter 15-jährigen Bev. zur Bev. zwischen 15 bis unter 65 Jahre Quelle: Amt für Statistik Berlin-Brandenburg; LGA eigene Berechnungen 35

34 33,9% 41,4% 51,1% 61,2% 55,8% 60,6% 55,4% 64,9% 54,6% 58,8% 54,6% 66,8% 61,1% 64,7% 63,3% 63,4% 56,6% 63,6% 69,5% 64,1% 56,0% 42,0% 30,9% 34,1% 32,4% 40,3% 29,0% 39,4% 33,7% 40,9% 28,1% 33,8% 28,0% 23,9% 31,7% 32,3% 37,6% 19,2% Schulbildung der Mutter, Kreisvergleich 100% Schulbildung der Mütter der untersuchten Einschulungskinder Abitur Abschluß 10. Klasse unter 10 Klassen 90% 80% 70% 60% 50% 40% 30% 20% 10% 0% 7,9% 6,9% 10,1% 2,1% 7,1% 4,4% 6,1% 6,0% 7,5% 4,5% 5,1% 5,2% 7,3% 2,6% 12,5% 5,0% 4,2% 11,3% 5,8% 36

35 Hintergrund: Kaiserschnittraten Erhebliche regionale Unterschiede: Dresden: 17 % Landau (Pfalz): 51 % BRB: Elbe-Elster: 20,3 % Uckermark: 39,8 % 37

36 Vergleich ermittelter Stilldauern aus KITA Stilldaten aus Untersuchung der kleinen Kinder 2015 vs Stilldauer Brandenburg KITA-Kinder 2015 [%] N=3.335 Brandenburg KITA Kinder 2016 [%] N= nicht gestillt 17,9 [16,6-19,2] 14,9 [13,6-16,2] Stillquote 82,1 [80,8-83,4] 85,1 [84,4-85,8] <2 Monate 21,6 [20,2-23,0] 18,0 [16,5-19,4] 2-<4 Monate 14,2 [13,0-15,4] 15,7 [14,4-17,1] bis 4 Monate 35,7 [34,1-35,7] 33,7 [32,8-34,6] 4-<6 Monate 22,6 [21,2-24,1] 23,7 [22,1-25,2] > 4 Monate 46,3 [44,6-48,0] 51,4 [50,4-52,3] > 6 Monate 23,7 [22,3-25,2] 27,7 [26,8-28,6] 39

37 Vergleich ermittelter Stilldauern aus KITA und SEU Stilldaten aus der Untersuchung der kleinen Kinder im Vergleich zur Schuleingangsuntersuchung 2015 Stilldauer Brandenburg KITA-Kinder 2015 [%] N=3.335 Brandenburg SEU 2015 [%] N= nicht gestillt 17,9 [16,6-19,2] 17,7 [17,0-18,3] Stillquote 82,1 [80,8-83,4] 82,3 [81,7-83,0] <2 Monate 21,6 [20,2-23,0] 19,8 [19,1-20,5] 2-3 Monate 14,2 [13,0-15,4] 14,8 [14,2-15,4] bis 4 Monate 35,7 [34,1-35,7] 34,6 [33,8-35,4] 4-<6 Monate 22,6 [21,2-24,1] 21,3 [20,6-22,0] > 6 Monate 23,7 [22,3-25,2] 26,4 [25,7-27,1] 40