Künstlerische Zeit-Räume. Erfahrungen aus einem niedersächsischen Projekt am Übergang von Kita zu Grundschule
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- Hilke Hofmann
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1 Künstlerische Zeit-Räume. Erfahrungen aus einem niedersächsischen Projekt am Übergang von Kita zu Grundschule Vortrag auf dem Fachtag Kulturelle Bildung in Kita und Grundschule Prof. Dr. Vanessa-Isabelle Reinwand-Weiss Was mich erwartet! 1.) Was ist (Frühkindliche) Kulturelle Bildung? 2.) Das Projekt Zeig mal lass hören! Fakten und künstlerische Konzepte 3.) Schlaglichter auf Projektergebnisse 4.) Erkenntnisse für kulturelle Bildungsprojekte am Übergang von Kita zu Grundschule Literatur 1
2 1.) Was ist (Frühkindliche) Kulturelle Bildung? Kulturelle Bildung ist Allgemeinbildung anhand kulturellkünstlerischer Zeichensysteme (Musik, Tanz, Theater, Literatur, Bildende Kunst, Architektur, Medien, etc.), die auf kulturelle Teilhabe an der Gesellschaft und auf die Entwicklung von Lebenskunst zielt. (vgl. Fuchs, 2005) Kulturelle Bildung Ästhetische Bildung Künstle r-ische Bildung Frühkindliche Kulturelle Bildung zielt auf ästhetische Alphabetisierung, aber vor allem auf eine Steigerung der Wahrnehmungs- und Ausdrucksfähigkeit der Kinder durch verschiedene Künste. Individuelle und dennoch breite Förderung durch eine vielfältige Anregungsarena : Musik: Unterstützung der Sprachentwicklung durch Rhythmus, Tonhöhe, Pausen, Melodie Aufmerksamkeit, Teamgefühl eigene Tätigkeit innerhalb eines bestimmten Regelrahmens Theater: Sozialität Erprobung von Wirklichkeiten Auseinandersetzung von Sprache Mentalisierung (andere als geistige Akteure verstehen) Kommunikation Tanz: Motorik Körpergefühl Erproben von physikalischen Gesetzen Ausdrucksfähigkeit Raumempfinden Selbstwirksamkeit Bildende Kunst: Materialerfahrung Aktive Gestaltung der Umwelt Beziehungserfahrung (Selbst-)Bildung durch die Erarbeitung und Formung von Materialien Konzentrationsfähigkeit Ausdrucksfähigkeit 2
3 2.) Das Projekt Fakten 30 Vorschulkinder (3 Kindergärten) im letzten Kindergartenhalbjahr arbeiten 1 Jahr lang mit 4 Künstlerteams aus den Sparten Musik, Tanz, Theater und Bildende Kunst/Performance. 2 x 4 Workshopreihen mit jeweils 9 Workshoptagen (8:30 13:00 Uhr) und einer Offenen Stunde als Abschluss. Das Projekt schlägt eine Brücke von Kindergarten zu Schule. Veranstaltungsort ist meist die Grundschule. Es werden ALLE Kinder mit einbezogen. Erzieherinnen/LehrerInnen und Eltern arbeiten auch selbst mit den Künstlerteams. Im Zentrum der künstlerisch-ästhetischen Arbeit steht das Thema: SPRACHE. und künstlerische Konzepte Tanzkonzept: Ausdruck von Stimmungen und Emotionen über körperliche Bewegung; Gruppenkommunikation über den Körper; tänzerische Grundtechniken (z.b. Fokus) Performancekonzept: Skulpturen herstellen; Sprachketten bilden; Filme aus Standbildern gemeinsame Verbalisierung des Erlebten Theaterkonzept: Buchstaben mit dem Körper legen; Tierlaute nachahmen; eigene Bilder stellen; non-verbale Begrüßungsszenen; Lautspiele Musikkonzept: alles was klingt; Dirigieren; Klangchoreografien Projekttagebuch: die eigene Schuhschachtel 3
4 3.) Schlaglichter auf Projektergebnisse Was macht das Projekt mit _Pädagog_innen (Erzieher_innen und Lehrer_innen) _Künstler_innen _Kindern _Eltern und was kann man daraus über die Chancen, aber auch Herausforderungen von kulturellen Bildungsangeboten durch Künstler_innen am Übergang von Kita zu Grundschule lernen? DAS Pädagogische vs. DAS Künstlerische Ich empfand die Musik als zu dramatisch und eher für Jugendliche geeignet. Der Grund für unser Ausscheiden war eindeutig Überforderung. aber ich weiß von Anfang an, wie das Ergebnis aussieht. Viele Dinge, die in den Projekten gelaufen sind, waren schon in unserem Alltag drin. Ich bin nicht jemand, der mit den Kindern Spiele macht, sondern ich möchte mit denen arbeiten. Den Künstlern ist nur ihre Kunst wichtig. Wenn man Kinder auf die Schule vorbereiten will, sollten das vielleicht Kunst- oder Theaterpädagogen machen, wo das Handwerk der Pädagogik im Vordergrund steht. 4
5 Die Stufen einer Zusammenarbeit Unverständnis Überforderung Rollenklischees Kennenlernen Bewusstwerdung Erfahrungen am eigenen Leib Reflexion Ein veränderter Blick auf die Kinder und die Systeme Interprofessioneller Austausch Nicht die Kunst, sondern der Künstler macht den Unterschied! Wenn man Kindern ein lustvolles Erlebensfeld schafft, entfaltet sich in ihnen ein unbändiger Ehrgeiz etwas kennen lernen zu wollen. Kein Weg führt an einem qualifizierten Fachunterricht vorbei. Ziel war es, die Kinder in ihrer individuellen Ausdrucksfähigkeit zu fördern. 5
6 Künstlerisches Vermittlungshandeln Gemeinsamkeiten: Fokus auf Qualität im künstlerischen Arbeiten Schaffung von Möglichkeitsräumen Förderung des individuellen Ausdrucks Keinen wertenden Leistungsanspruch Würdigung der entstandenen Arbeiten Unterschiede: Haltung Didaktik Struktur Elternstimmen In einem Workshop sollten sich die Kinder z. B. der Größe nach aufstellen. Er hat sich immer hinten als Kleinster angestellt, dann aber gemerkt, dass das Musik gar nicht definiert so ist. ja auch jeder anders. Vom Sinn her fand ich es ganz gut, mit was man Musik machen kann. Ich fand toll, dass sie auf den Markt gegangen sind und Dinge gesucht haben, mit denen man Musik machen kann. Was dabei rausgekommen ist, ist Ansichtssache. Es fällt halt ein bisschen raus. Im Umgang mit meiner Tochter hat sich etwas verändert in der letzten Zeit: es wird mehr diskutiert. Das finde ich auch gut. Dass Kinder in so jungen Jahren Kontakt mit Künstlern haben und mit ihnen arbeiten, finde ich eine große Chance im Projekt. Künstler gehen mit ihrer Kunst ja ganz anders um als ein Kunst- oder ein Sportlehrer. Den Künstlern ist nur ihre Kunst wichtig, alles andere interessiert die gar nicht so sehr und die dem Kind nahe zu bringen durch ihre Begeisterung; das ist natürlich ein ganz anderer Ansatz und das finde ich gut. Als Elternteil hat man ja eine bestimmte Vorstellung von dem, was z.b. bei den Fantasie spielen am Ende rauskommt. Ich habe gemerkt, dass man bei allen Dingen lockerer bleiben sollte. Man sollte bei allem Anspruch den Kindern mehr künstlerische Freiheiten lassen, sich etwas zurücknehmen. Das ist mir bei dem Projekt aufgefallen. 6
7 Wirkungen auf die Kinder Ein Gegenkonzept Die Kinder gehen soweit, dass sie den Fokus ihren Geschwistern erklären. Sich-Selbst-Darstellen, das was Hans macht, das macht den Kindern eigentlich Spaß. Gegenkonzept Männer Bewegung Körperkontakt (Über)-Forderung Ernst-nehmen Missachtung von Konflikten und Störungen 7
8 4.) Erkenntnisse für kulturelle Bildungsprojekte Frühkindliche Kulturelle Bildung als breite und doch individuelle Form der Förderung Die Künstler_in als Chance _zweiter, anderer Blick auf das Kind; _Einblick in eine andere Wahrnehmungsweisen und andere Didaktik; _(männliche) Künstler als Gegenkonzepte für Kinder; _Organisationsentwicklung durch Künstlerinputs; Der/die Künstler_in als Herausforderung _Konflikte zwischen Erziehern/ Lehrern/ Künstlern aufgrund unterschiedlicher Pädagogikvorstellungen und Kunst- und Kulturverständnisse _Kollision von Curriculum und freien Kunstformen in der Schule (Zeiten und Räume) Literatur Fuchs, Max (2005). Kulturelle Bildung. Kopaed: München. Reinwand-Weiss, V.-I. (2015). Künstlerisches Vermittlungshandeln am Übergang von Kita zu Grundschule. Beobachtungen anhand des Projektes Zeig mal lass hören! Mit allen Sinnen sprechen. In: N. Eger & A. Klinge (Hrsg.). Künstlerinnen und Künstler im Dazwischen. Forschungsansätze zur Vermittlung in der Kulturellen Bildung. projektverlag: Bochum/Freiburg Reinwand, V.-I. (2013). Ästhetische Bildung Eine Grundkategorie frühkindlicher Bildung. In: M. Stamm/ D. Edelmann (Hrsg.). Handbuch frühkindliche Bildungsforschung. Wiesbaden: Springer VS Reinwand, V.-I. & Speckmann, J. (2012). Die Sprachen der Künste. Zeig mal lass hören! Ein Projekt zur frühen künstlerischen Sprachbildung. Athena: Oberhausen. und vielen Dank für die Aufmerksamkeit! Fragen oder Wünsche: Morningside photocase.de, Allzweckjack photocase.de e 8
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