"Fiskalpolitik/Stabilisierung"
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- Hedwig Maier
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1 Klausur zur Veranstaltung "Fiskalpolitik/Stabilisierung" Prof. Dr. Hans-Werner Sinn 19. Februar 2008, Uhr Name:... Vorname:... Matrikelnummer:... Semester:... Es sind alle Aufgaben zu bearbeiten! Bearbeitungszeit: 120 Minuten Stichwortartige Argumentation, gestützt durch Formeln und/oder Grafiken! Auf exakte Beschriftung der Grafiken ist zu achten! Aufgabe Σ Note max. Punkte Punkte A 1
2 Aufgabe 1: Konjunkturpolitik im Wirtschaftskreislauf (15 Punkte) a) Stellen Sie eine geschlossene Volkswirtschaft (ohne Staat) in einem stilisierten Kreislaufmodell dar (nur Gütermarkt!). Erläutern und zeichnen Sie die Wirkung einer Erhöhung der Investitionen auf dem Kreislauf. b) Stellen Sie sich nun einen Wirtschaftskreislauf mit Staat, sowie inländischer Liquidität vor. Erläutern und beurteilen Sie die Wirkungen von Fiskal- und Geldpolitik sowohl im Keynesianischen als auch im Monetaristischen Modellrahmen. c) Als Argument gegen die Wirksamkeit von Fiskalpolitik im Keynesianischen Modell wird die sog. Ricardo Äquivalenz vorgebracht. Was versteht man darunter? Erläutern Sie wie sich der Staatsausgabenmultiplikator ändert wenn die Ricardo Äquivalenz gilt. Um was für einen Effekt handelt es sich dabei? Aufgabe 2: Allgemeines Ungleichgewichtsmodell (30 Punkte): In der Ausgangssituation herrsche ein Walrasianisches Gleichgewicht. Die Bundesregierung entschließt sich nun zur Einführung eines flächendeckenden Mindestlohns, der über dem gleichgewichtigen Reallohn liegt und kontinuierlich mit der Inflation angepasst wird. 2
3 a) Beschreiben Sie die kurz- und langfristigen Wirkungen dieser Maßnahme grafisch und verbal. Skizzieren und erläutern Sie die entstehende Arbeitslosigkeit. 3
4 b) In der Volkswirtschaft gebe es nur einen Produktionsfaktor (Arbeit). Skizzieren Sie in obiger Grafik die Wirkungen technologischen Fortschritts, der die Produktivität der Arbeit erhöht. Wie werden sich Arbeitslosigkeit, BIP und Preisniveau mit steigender Produktivität entwickeln? c) Welche Auswirkungen hätte ein entsprechender technologischer Fortschritt in einer Ausgangssituation mit Keynesianischer Arbeitslosigkeit? Erläutern Sie in diesem Zusammenhang das Prinzip des freien Tausches und die duale Entscheidungshypothese. Aufgabe 3: Crowding Out privater Investitionen (15 Punkte) Ausgehend von einem Kapitalmarktgleichgewicht und einem Keynesianischen Gütermarktgleichgewicht entschließt sich der Staat zu einem kreditfinanzierten Konjunkturprogramm. a) Gegen die Wirksamkeit expansiver Fiskalpolitik wird oft die Verdrängung privater Investitionen angeführt. Diskutieren Sie dieses Argument anhand des Keynesianischen Staatsausgabenmultiplikators. Welche Rolle spielen Zins- und Einkommenselastizität der Geldnachfrage für die Wirksamkeit der Fiskalpolitik? b) Wie verändert sich die Wirkung der Staatsausgabenerhöhung, wenn diese nun durch Steuern finanziert wird. Steigt das BIP bei normaler Zins- und Einkommenselastizität der Geldnachfrage (d.h. Geldnachfrage reagiert weder vollkommen elastisch noch vollkommen unelastisch auf Zins- und Einkommensänderungen) sowie Steuerfinanzierung überproportional zu den Staatsausgaben? c) Wodurch unterscheidet sich ein Keynesianisches Gütermarktgleichgewicht vom Walrasianischen Gleichgewicht? Was wären die Wirkungen einer kreditfinanzierten Ausgabenerhöhung ausgehend von einem Walrasianischen Gleichgewicht? 4
5 Aufgabe 4: Crowding Out durch Vermögenseffekt bzw. durch Nutzeninterdependenzen (30 Punkte) a) Erläutern Sie graphisch und verbal das Crowding Out durch den Vermögenseffekt. Welche zentrale Annahme steht hinter diesem Ergebnis? Ist hier unter Umständen auch ein vollständiges Crowding Out möglich? b) Eine weitere Möglichkeit durch die es zu einem Crowding Out kommen kann ist durch Nutzeninterdependenzen. Welche Bedingung muss erfüllt sein damit ein Individuum seinen Konsum intertemporal optimal aufteilt? Unterstellen Sie, der Nutzen eines Individuums sei durch privaten Konsum C, C* und öffentliche Ausgaben G, G* determiniert (*kennzeichnet die zweite Periode). Erläutern Sie welche Auswirkung 1) eine Erhöhung der Staatsausgaben in der Gegenwart (dg>0) auf Gegenwarts- und Zukunftskonsum hat, wenn der private Konsum (C) und die öffentlichen Ausgaben (G) Substitute sind. 2) eine Erhöhung der Staatsausgaben in der Zukunft (dg*>0) auf Gegenwarts- und Zukunftskonsum hat, wenn der private Konsum (C*) und die öffentlichen Ausgaben (G*) Komplemente sind. b) Leiten Sie den Staatsausgabenmultiplikator her, wenn der Konsum nicht nur vom Einkommen, sondern auch von den jetzigen und den zukünftigen Staatsausgaben abhängig ist. Wie sieht der Multiplikator aus wenn man keine Nutzeninterdependenzen jedoch aber Fiskalillusion unterstellt? Ist der Multiplikator größer oder kleiner als der Keynesianische Multiplikator, wenn privater Konsum und öffentliche Ausgaben Substitute sind? c) Unterstellen Sie nun zusätzlich, unterschiedliche Grade der Fiskalillusion. Wie sieht nun der Staatsausgabenmultiplikator aus? Interpretieren Sie den Zusammenhang zwischen Multiplikator und Grad der Fiskalillusion, wenn privater Konsum und öffentliche Ausgaben Komplemente bzw. Substitute sind. 5
6 Aufgabe 5: Offene Volkswirtschaft (10 Punkte) Gehen Sie von einer kleinen offenen Volkswirtschaft mit flexiblem Wechselkurs aus (Die Marshall Lerner Bedingung sei jederzeit erfüllt). a) Erläutern Sie grafisch und verbal die Wirkung expansiver Fiskalpolitik bei normal verlaufender LM-Kurve. b) Welche Rolle spielt die Zinselastizität der Liquiditätsnachfrage für die Wirkung der expansiven Fiskalpolitik? Unterscheiden Sie zwischen einem System fixer Wechselkurse und einem System flexibler Wechselkurse. 6
7 Kurzfragen zu verschiedenen Themen (20 Punkte) Bei Fragen mit Auswahlmöglichkeit erhalten Sie für eine richtige Kennzeichnung 1 Punkt, für eine nicht gekennzeichnete Aussage 0 Punkte und für eine falsch gekennzeichnete Aussage wird Ihnen 1 Punkt abgezogen. Wahr Falsch Ein Leistungsbilanzdefizit entspricht einem Kapitalexport. Links von der IS-Kurve gilt immer I>S und Y D >Y. Einkommensabhängige Steuern verstärken den Investitionsmultiplikator. Bei fixiertem Nominallohn sorgt der automatische Selbstheilungsprozess des Marktes nach Nachfrageausfällen dafür, dass langfristig wieder alle Märkte im Gleichgewicht sind. In der Theorie des allgemeinen Ungleichgewichts spricht man von administrierter Unterbeschäftigung, wenn auf dem Gütermarkt ein Angebotsüberschuss und auf dem Arbeitsmarkt ein Nachfrageüberschuss herrscht. Laut Domar Formel konvergiert die Schuldenquote langfristig immer zu einem stabilen Gleichgewicht, unabhängig von der Höhe des Wachstums und der Neuverschuldung. Im Keynesianischen Gleichgewicht gilt grundsätzlich das Saysche Theorem. Konjunkturschwankungen aufgrund von Nachfrageausfällen kann es nur bei schwankender Geldhaltung geben. Substitutions- und Einkommenseffekts führen dazu, dass die gesamtwirtschaftliche Nachfrage mit dem Preis fällt. Eine Reallohnkonfusion ist auf Seiten der Unternehmen nicht zu erwarten, da diese exakte Informationen über das aggregierte Preisniveau haben. Einem Crowding-Out durch Vermögenseffekte kann durch expansive Geldpolitik entgegengewirkt werden. In einer offenen Volkswirtschaft führt ein Anstieg der Staatsausgaben zu einem Rückgang der Nettoexporte. 7
8 Die Nachfragekomponente, die mit dem Konjunkturzyklus am meisten schwankt, ist die Nachfrage nach Konsumgütern. Wenn privater Konsum und öffentliche Ausgaben Komplemente sind und vollst. Fiskalillusion herrscht entspricht der Staatsausgabenmultiplikator dem üblichen Keynesianischen Multiplikator. Bei konstanter Liquiditätspräferenz und Geldmenge können die Investitionen nicht steigen ohne dass entweder der Konsum, die Exporte oder die Staatsausgaben sinken. Ein Argument gegen die Ricardianische Äquivalenz ist die Lebenszyklusplanung der Individuen. Die Implikationen der Theorie der rationalen Erwartungen stimmen nicht mit der Philips Kurve überein. Um eine Ungleichgewichtssituation zu beheben, die durch einen zu hohen fixierten Reallohn hervorgerufen wurde, ist Geldpolitik wirksam, Fiskalpolitik jedoch nicht. In der Keynesianischen Analyse setzt sich gemäß des Prinzips des freien Tausches immer die Angebotsseite durch. Wenn die Konsumquote der Armen höher ist als die der Reichen, hat eine steuerfinanzierte Umverteilung von arm zu reich im Monetaristischen Modell positive konjunkturelle Effekte. Wahr Falsch 8
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