Klausur zur Veranstaltung AVWL II
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- Georg Brahms
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1 VOLKSWIRTSCHAFTLICHE FAKULTÄT DER UNIVERSITÄT MÜNCHEN PROF. FRANK WESTERMANN, PHD WS 2004/05 Klausur zur Veranstaltung AVWL II Name, Vorname: Matrikelnummer: Bearbeitungshinweise: Die Angabe besteht aus 7 Seiten (einschließlich dieser Seite). Bitte kontrollieren Sie sofort nach Erhalt, ob Sie eine vollständige Angabe erhalten haben. Benutzen Sie nur von uns ausgegebenes Papier. Versehen Sie jeden Bogen nach Erhalt mit Ihrem Namen und Ihrer Matrikelnummer. Die Klausur besteht aus vier Aufgaben. Alle vier Aufgaben sind zu bearbeiten. Erreichbare Gesamtpunktzahl: 120. Die Bearbeitungszeit beträgt 120 Minuten. Verwenden Sie für jede Aufgabe einen eigenen Bogen. Wenn nicht anders definiert, entspricht die Variablenbezeichnung der Vorlesung/Übung. Grafiken müssen ausreichend beschriftet werden. Sie sind selber dafür verantwortlich, dass das Aufsichtspersonal Ihre Klausur am Ende der Bearbeitungszeit erhält. Zugelassene Hilfsmittel: nicht-programmierbarer Taschenrechner Wir wünschen viel Erfolg! 1
2 Aufgabe 1 Fiskalpolitik in der geschlossenen Volkswirtschaft (30 Punkte) Betrachten Sie eine Modellökonomie, deren Gütermarkt durch folgende Gleichung beschrieben wird: Y C( Y,T) I( r) G = + + 0< CY < 1, CT = C Y, Ir < 0 Gütermarkt a) Analysieren Sie die Wirkung einer steuerfinanzierten Staatsausgabenerhöhung (dg=dt>0) im Rahmen des Einkommen/Ausgaben-Modells formal (durch Berechnung und Interpretation des Multiplikators dy/dg). (6 Punkte) Der Geldmarkt der Modellökonomie wird durch folgende Gleichung beschrieben: M L ( Y,r ) p = LY > 0, Lr < 0 Geldmarkt b) Analysieren Sie die Wirkung einer steuerfinanzierten Staatsausgabenerhöhung (dg=dt>0) im Rahmen des IS/LM-Modells formal (durch Berechnung und Interpretation des Multiplikators dy/dg). (8 Punkte) Verwenden Sie im Folgenden das Modell der neoklassischen Synthese mit flexiblen Preisen und Löhnen, das neben obigen Gleichgewichten auf Güter- und Geldmarkt durch die folgenden Gleichungen beschrieben wird: Y = F(K, N) FNN < 0< FN, F(K,0) = 0 Produktionsfunktion n n w N = N p a a w N = N p n N w < 0 Arbeitsnachfrage p a N w > 0 Arbeitsangebot p c) Stellen Sie in diesem Modellrahmen eine ökonomisch begründete Vermutung über die Wirkung einer steuerfinanzierten Staatsausgabenerhöhung (dg=dt>0) an (d.h. eine Vermutung über die Höhe des Multiplikators dy/dg) und bestätigen Sie diese mit Hilfe einer grafischen Analyse im Fünf-Felder-Diagramm. (10 Punkte) d) Vergleichen Sie die Ergebnisse Ihrer Analyse aus den Teilaufgaben a) - c) und erläutern Sie, weshalb es in den verschiedenen Modellen zu unterschiedlichen Wirkungen der steuerfinanzierten Staatsausgabenerhöhung kommt. (6 Punkte) 2
3 Aufgabe 2 Offene Volkswirtschaft (20 Punkte) Betrachten Sie eine Modellökonomie, die durch folgende Gleichungen beschrieben wird: IS-Relation: Y = A(Y,r,G,T) + HB(e,Y,Y*) 0<A Y <1 ; HB Y <0 ; HB e >0 ; A r <0 ; HB Y* >0 ; G = G ; T = T LM-Relation: M/P = L(r,Y) ZZ-Relation: r = r* a) Zeichnen Sie im Y-r-Diagramm die Anpassung, die im Fixkurssystem abläuft, wenn die Zentralbank ihre Offenmarktgeschäfte ausweitet und beschreiben Sie den Anpassungsprozess verbal. Stellen Sie die Veränderung der Notenbankbilanz dar. (12 Punkte) b) Betrachten Sie nun nur die IS-Kurve. Wie ändert sich die Lage der IS-Kurve der offenen Volkswirtschaft bei einer Erhöhung des ausländischen Einkommens Y*? Leiten Sie die Veränderung formal her und interpretieren Sie Ihr Ergebnis ökonomisch. (8 Punkte) 3
4 Aufgabe 3 Neoklassisches Wachstumsmodell (25 Punkte) Gegeben sei eine gesamtwirtschaftliche Produktionsfunktion Y = AK N, 0 < α < 1, t α 1 α t t wobei A den Stand des technologischen Fortschritts, K t den Kapitalstock, N t die Bevölkerung in der Periode t wiedergibt. Die Volkswirtschaft ist geschlossen, die Bruttoinvestitionen sind gleich der gesamtwirtschaftlichen Ersparnis. Nehmen Sie an, der Kapitalstock nutze sich mit der Rate δ, 0 < δ < 1, ab, die Bevölkerung wachse mit der konstanten Rate n, 0 < n. Der Anteil s, 0 < s < 1, des Einkommens wird gespart. a) Leiten Sie eine Gleichung für die Entwicklung des Kapitalstocks pro-kopf her, in der dieser allein als Funktion des Kapitalstocks pro-kopf der Vorperiode ausgedrückt wird. (5 Punkte) Die Bedingung für ein steady-state im Neoklassischen Wachstumsmodell lautet: k = t+1 k t. b) Leiten Sie den pro-kopf Kapitalstock und das pro-kopf Einkommen im steady state für die angegebene Produktionsfunktion her. (5 Punkte) c) Leiten Sie den Zusammenhang zwischen der Abschreibungsrate und dem pro-kopf Einkommen im steady state mathematisch ab. Stellen Sie ihr Ergebnis in einer geeigneten Grafik dar und erläutern Sie diese insbesondere hinsichtlich des Anpassungsprozesses vom ursprünglichen steady-state zum neuen steady-state pro-kopf Kapitalstock, wenn die Abschreibungsrate fällt. (10 Punkte) Die Wachstumsrate des pro-kopf Kapitalstocks im obigen Modell für δ = 0 ist gegeben durch: α 1 sak t n γ t = 1+ n Im AK-Modell ist die Wachstumsrate gegeben durch: sa n γ = 1 + n d) Vergleichen Sie die beiden Wachstumsraten. Verwenden Sie hierzu auch ein geeignetes Diagramm. (5 Punkte) 4
5 Aufgabe 4 MC-Aufgaben (45 Punkte) Bewertung der folgenden MC-Aufgaben: Kennzeichnen Sie bei jeder der folgenden Aussagen jeweils, ob sie wahr oder falsch ist. Für eine korrekte Kennzeichnung erhalten Sie 1,5 Punkte, für eine nicht gekennzeichnete Aussage null Punkte und für eine falsche Kennzeichnung werden Ihnen 1,5 Punkte abgezogen. Sie erhalten für den MC- Aufgabenteil mindestens null Punkte, d.h. eventuelle Negativpunkte werden nicht mit anderen Aufgabenteilen verrechnet. a) Einkommen-Ausgaben-Modell Je höher die marginale Sparneigung, desto höher der Staatsausgabenmultiplikator. Der Multiplikator einer steuerfinanzierten Staatsausgabenerhöhung hängt nicht von der Höhe der marginalen Konsumneigung ab. Bei einkommensabhängigen Steuern ist eine Staatsausgabenerhöhung vollständig selbstfinanzierend. b) Geldmarkt Preiserhöhungen führen zu sinkenden Zinsen. Geld- ist Wertpapierhaltung genau dann vorzuziehen, wenn der erwartete Kursverlust eines Wertpapiers die Zinszahlung übersteigt. c) IS-LM-Modell der geschlossenen Volkswirtschaft Punkte rechts oberhalb der IS-Kurve charakterisieren ein Überschussangebot auf dem Gütermarkt. Durch eine steuerfinanzierte Staatsausgabenerhöhung steigt das Einkommen um mehr als die Staatsausgaben. In der Liquiditätsfalle kommt es bei expansiver Geldpolitik zu einem vollständigen zinsbedingten Crowding-Out. Wenn die Geldnachfrage mit steigendem Einkommen ansteigt, ist der Staatsausgabenmultiplikator im IS-LM-Modell stets kleiner als im Einkommen-Ausgaben Modell. Wenn die Investitionen sensibler auf Zinsänderungen reagieren, hat Geldpolitik stets stärkere Auswirkungen auf das gesamtwirtschaftliche Einkommen. Wahr Falsch 5
6 d) Ricardianische Äquivalenz Das Ricardo-Theorem beinhaltet, dass die Konsumwirkung einer kreditfinanzierten Steuersenkung gleich Null ist. Durch eine kreditfinanzierte Staatsausgabenerhöhung kann die Nachfrage und damit die Produktion gesteigert werden. Ein Anstieg des Kapitalmarktzinses führt dazu, dass die Budgetgerade flacher wird. Eine Einheit Konsumverzicht heute ermöglicht mir einen zusätzlichen Konsum von 1/(1+r) Einheiten morgen. Wenn ein Land einen steuerfinanzierten Kredit an ein anderes Land vergibt, muss die eigene Bevölkerung dafür Konsumverzicht leisten. e) Neoklassische Synthese Bei flexiblen Preisen und Löhnen führt kontraktive Geldpolitik zu Reallohneinbußen. Expansive Fiskalpolitik lindert das Problem der klassischen Arbeitslosigkeit. Bei flexiblen Preisen steigt die Beschäftigung, wenn technischer Fortschritt zu einer allgemeinen Verbesserung der Produktionstechnologie führt. Die positive Korrelation zwischen dem Reallohn und der gesamtwirtschaftlichen Produktion, die man empirisch beobachtet, ist bei flexiblen Preisen, starren Nominallöhnen und Arbeitslosigkeit nicht mit Schwankungen der gesamtwirtschaftlichen Nachfrage zu erklären. Ausgehend vom Gleichgewicht bei flexiblen Preisen und Löhnen entsteht durch die Einführung eines gesetzlichen Mindestlohnes o- berhalb des gleichgewichtigen Nominallohnes Arbeitslosigkeit. f) Inflation und Arbeitslosigkeit Bei adaptiven Inflationserwartungen sinkt die Arbeitslosenquote unter ihr natürliches Niveau, wenn die Inflation im Vergleich zur Vorperiode steigt. Im Barro-Gordon-Modell der Zeitinkonsistenz spielt es für die Reaktionsfunktion der Zentralbank keine Rolle, ob die Haushalte adaptive oder rationale Inflationserwartungen haben. Wahr Falsch 6
7 Wenn die Zentralbank nicht glaubhaft machen kann, dass sie zukünftig darauf verzichten wird, die Arbeitslosigkeit durch positive Inflationsraten zu senken, dann antizipieren die privaten Wirtschaftssubjekte mit rationalen Erwartungen eine positive Inflationsrate. Die natürliche Arbeitslosenquote beschreibt die Arbeitslosenquote, die sich bei Nullinflation einstellt. g) IS-LM-Modell der offenen Volkswirtschaft In Punkt A der folgenden Grafik des IS-LM-Modells in einer offenen Volkswirtschaft ist zugleich der Geldmarkt im Gleichgewicht, auf dem Gütermarkt herrscht eine Angebotsüberschuss und es liegt ein Zahlungsbilanzdefizit vor. Wahr Falsch Die IS-Kurve verläuft in der offenen Volkswirtschaft stets steiler als in der geschlossenen. Die LM-Kurve verläuft in der offenen Volkswirtschaft flacher als in der geschlossenen. Der Wechselkurs in Preisnotierung ist der Kehrwert des Wechselkurses in Mengennotierung. h) Neoklassisches Wachstumsmodell Steigt in einer Volkswirtschaft die Sparquote, wächst das Einkommen pro-kopf im neuen steady state mit einer höheren Rate. Wird empirisch ein negativer Zusammenhang zwischen pro-kopf- Einkommen und Wachstumsrate festgestellt, so bestätigt dies die Hypothese der absoluten Konvergenz. 7
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