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3 INTERREG IV-A Projekt Almregion Bayerisch-Salzburger Kalkalpen Leadpartner: Universität Salzburg Arbeitsgruppe Landschaft und Nachhaltige Entwicklung Projektpartner: Amt für Ernährung, Landwirtschaft und Forsten TRAUNSTEIN; Researchstudios Austria - Forschungsstudio ispace Herausgeber: Arbeitsgruppe Landschaft und Nachhaltige Entwicklung Projektlaufzeit: Gefördert von der Europäischen Union mit Mitteln aus dem Europäischen Fonds für Regionale Entwicklung EFRE

4 Herausgeber Herbert Weingartner Arbeitsgruppe für Landschaft und Nachhaltige Entwicklung Universität Salzburg Fachbereich Geographie und Geologie Hellbrunnerstraße 34 A-5020 Salzburg Online: Schriftleitung Klaus Junghuber Lektorat Margit Haderer Erschienen im Selbstverlag der Arbeitsgruppe für Landschaft und Nachhaltige Entwicklung, Salzburg 2014 Umschlagbild-Vorderseite: Mitterbergalm, Werfenweng Umschlagbild-Rückseite: Fischunkelalm am Obersee Bayern (Bilder: H. Weingartner) Herbert Weingartner (Herausgeber) Alle Rechte vorbehalten, auch die der fotomechanischen Wiedergabe und der Speicherung in elektronischen Medien ISSN

5 Vorwort Die Almgebiete der Alpen sind von markanten Veränderungen betroffen. Die traditionelle Almwirtschaft mit Produktion von Nahrungsmitteln auf der Alm ist weitgehend einer saisonalen Weidewirtschaft ohne Erzeugung von Milch, Käse und Butter gewichen. Die Pflege der Almflächen hat abgenommen, wodurch Almgebiete verbuschen und verwalden und wertvolles Weideland und Biodiversität verloren gehen. Gleichzeitig sind zahlreiche Almgebiete durch vielfältige Nutzungsansprüche mehr denn je gefragt. Vor diesem Hintergrund war es Ziel des Interreg IVA-Projektes Almregion Bayerisch-Salzburger Kalkalpen ( in einem geographisch zusammenhängenden Gebiet unter Verwendung verschiedener Methoden die Art und Intensität der Veränderungen zu analysieren, Wirkungszusammenhänge aufzuzeigen und über die Grenzen Überlegungen für künftige Maßnahmen anzustellen, um diese Gebiete außergewöhnlichen kulturellen Erbes als Wirtschafts- und Lebensraum im Sinne einer nachhaltigen Entwicklung zu erhalten. Gleichzeitig sollten die Erkenntnisse als Grundlage für Planungsmaßnahmen und Nutzungsstrategien für die grenzüberschreitende Almregion dienen. Die Analyse der Veränderungsprozesse wurde auf die Almgebäude, die Almweideflächen sowie auf die Bedeutung der Almen für die umgebenden Regionen fokussiert. In Verbindung mit verschiedenen Analysemethoden war es somit möglich, neue Erkenntnisse über diese kalkalpine Almlandschaft, ihren aktuellen Zustand, ihre Dynamik sowie über ihre Bedeutung zu gewinnen. Die Ergebnisse lassen sehr unterschiedliche Nutzungsveränderungen im Bereich der Almen erkennen, wobei nicht-traditionelle Nutzungsformen vor allem im Zusammenhang mit Sommer- und Wintertourismus stark zunehmen. Das Projekt hat auch gezeigt, dass der Erhalt der Almen als alpine Charakterlandschaft nicht nur eine Aufgabe der Bewirtschafter sein kann, sondern vielmehr eine gesamtgesellschaftliche Herausforderung darstellt. Beiträge über den Lungau und die Montafoner Maiensässe ergänzen den Band. Mit der vorliegenden Publikation setzt die Forschungsgruppe für Landschaft und Nachhaltige Entwicklung ihre Publikationsaktivitäten fort, die insgesamt dem Ziel gewidmet sind, Mensch-Umwelt-Interaktion aus geographischlandschaftsökologischer Sicht in den Mittelpunkt der Betrachtung zu stellen! Salzburg, im Dezember 2014 Herbert Weingartner Band 5. Landschaft und Nachhaltige Entwicklung V

6 VI Landschaft und Nachhaltige Entwicklung. Band 5

7 Inhalt Anzengruber, M. & E. Brandstetter: Almförderungen in Bayern und Salzburg und ihre Auswirkungen auf die Almlandschaft...1 Junghuber, K. & A. Butzhammer: Eine quantitative Veränderungsanalyse von Almflächen unter Verwendung objektbasierter Bildanalyse auf ausgewählten Almflächen...19 Spitzer, W. & T. Prinz: Entwicklung einer grenzübergreifenden Datenbasis und räumlicher Indikatoren zur Almregion Bayerisch-Salzburger Kalkalpen...37 Maurer, T.: Die Pferdealpung in den Salzburger Kalkalpen...53 Peters, F.: Almgebäude in den Bayerisch-Salzburger Kalkalpen im Kontext einer nachhaltigen Tourismusentwicklung Ringler, A.: Naturschutzfachliches, volkswirtschaftliches und touristisches Gesamtpotential der Almen in der Almregion Bayerisch-Salzburger Kalkalpen...81 Birgler, S.: Almen als Ressource für den Sport Skibergsteigen...99 Kraxberger, S. & D. Taferner: Bodenerosion im vorderen Lungauer Riedingtal am Beispiel von Gruber-, Jakober- und Zaunerkar Strasser, S.: Das Entwicklungspotential der Almen im Lungau. Eine Analyse des touristischen Entwicklungspotentials der Almen in der Gemeinde Zederhaus Maier, B.:»Rückansicht eines Landschaftsbildes«Wandel der Maisäßkulturlandschaft auf Ganeu (Vandans) unter Berücksichtigung der eigentums- und nutzungsrechtlichen Verhältnisse Band 5. Landschaft und Nachhaltige Entwicklung VII

8 VIII Landschaft und Nachhaltige Entwicklung. Band 5

9 Almförderungen in Bayern und Salzburg und ihre Auswirkungen auf die Almlandschaft Martin Anzengruber 1 Elisabeth Brandstetter 1 1 Universität Salzburg, Fachbereich Geographie und Geologie, Hellbrunnerstraße 34, 5020 Salzburg, Austria Arbeitsgruppe Landschaft und Nachhaltige Entwicklung martin.anzengruber@sbg.ac.at elisabeth_brandstetter@gmx.at Abstract Today agricultural policies play a pivotal role in the decision making processes in land use and the structural changes involved in Salzburg as well as in Bavaria. Various agricultural, environmental and rural development measures have been devised, particularly for less-favoured areas such as alpine pastures; however their impacts can be multifaceted. Even though both countries pursue the same objectives, subsidies for alpine pastures in Bavaria and Salzburg differ considerably. In Bavaria all subsidies are area payments, whereas the amount of subsidies in Austria depends on the location of the alp, the road access as well as the type and quality of livestock. Furthermore, the Bavarian system scores with less bureaucracy, whereas in Austria an established set of rules and regulations can be seen positive as well as negative. The paper analyses the impacts of current agricultural policies and financial measures on the changes in alpine pasture farming and landscape conservation. Structural changes in agriculture lead to abandonment of alpine pasture or at least to modified types of farming practices. Decreasing land use and pasture management cause changes in the landscape. Alpine pastures are overgrown by shrubbery or forest, which can result in a decline of biodiversity and current land degradation. However, counteractive measures are restricted. The findings further suggest that the Agri-Environmental Programmes and additional measures in cooperation with the national Environmental Protection Office can be considered to be a very effective instrument to ensure ecological land management and to safeguard the sensitive ecosystem of the Austro-Bavarian Limestone Alps. Additionally, recommendations are given to develop further measures in both countries. For the future, various forms of subsidies have to be considered dealing with alpine dairy farming, tourism and the decline of permanent staff in alpine farming. To sum up, both sides Bavaria and Salzburg could benefit from learning across boarders. Keywords: alpine pastures, subsidies, pastureland changes, Northern Limestone Alps Band 5. Landschaft und Nachhaltige Entwicklung 1

10 Zusammenfassung Agrarpolitische Maßnahmen und Rahmenbedingungen stellen sowohl in Salzburg als auch in Bayern eine der wichtigsten Entscheidungsgrundlagen für landwirtschaftliche Nutzungs- und Strukturveränderungen dar. Es wurden verschiedene agrarpolitische Maßnahmen speziell für benachteiligte Gebiete und Almen entwickelt. Veränderungen an einzelnen Fördervoraussetzungen können sowohl positive als auch negative Entwicklungen hervorrufen. Die Maßnahmen unterscheiden sich in Bayern und in Salzburg in vielerlei Hinsicht, wenngleich meist dieselben Ziele verfolgt werden. Der Hauptunterschied der Fördersysteme besteht darin, dass in Bayern der Großteil der Almen gleich stark gefördert wird, Bezugsgröße ist lediglich die Almfläche. Almen mit erschwerten Bedingungen sind in Österreich meist mit höheren und gestaffelten Prämien ausgestattet, sei es aufgrund ihrer Lage im Gelände, der mangelnden Erschließung oder des zusätzlichen Aufwands, wenn Kühe auf der Alm gemolken werden. Das flächenbezogene System in Bayern hat hingegen den großen Vorteil der einfacheren verwaltungstechnischen Umsetzung. Im Zuge der Untersuchung wurden ExpertInnen zum Thema Almwirtschaft sowie BewirtschafterInnen aus dem Untersuchungsgebiet befragt. Die Befragungsergebnisse zeigen, dass Veränderungsprozesse auf Almen in Bayern und Salzburg festgestellt werden können. Vor allem Verheidung, Verbuschung, Verwaldung und Weideunkräuter nehmen häufig zu, während die Biodiversität abnimmt. Dabei ist die Art der Bewirtschaftung einflussgebend, Almpflege, Weidemanagement, Behirtung und Viehbesatz wirken sich auf diese Veränderungen aus. In Hinblick auf die zunehmenden Verwaldungs- und Verbuschungstendenzen sind in beiden Ländern allerdings nur begrenzte Mittel vorhanden, um adäquat gegenzusteuern. Die Analyse der Fördermaßnahmen zeigt, dass Pflegeprogramme wie der Naturschutzplan auf der Alm oder das Salzburger Almerhaltungsprogramm ein Zuwachsen der Almen verhindern bzw. vermindern können. Es sind dies insbesondere die ökologischen Leistungen und die einzigartigen Umsetzungsmöglichkeiten, die diese Maßnahmen zu einem überzeugenden Instrument der Weidepflege und Kulturlandschaftserhaltung machen. Eine Ausweitung dieser Programme ist jedenfalls geboten. Empfehlungen zur Verbesserung der Fördermaßnahmen auf Almen in beiden Ländern werden aufgezeigt. Im Mittelpunkt der Betrachtung stehen mögliche Förderoptimierungen in Zusammenhang mit Behirtung, Tourismus und Milchviehalpung. Gerade die herausgearbeiteten Unterschiede weisen auf eventuelle bessere Umsetzungen in einem Land hin, die auch auf das andere Land übertragen werden könnten. Schlüsselworte: Almgebiete, Förderungen, Weidelandveränderungen, Nördliche Kalkalpen 2 Landschaft und Nachhaltige Entwicklung. Band 5

11 1. Einleitung Fördermaßnahmen prägen die gegenwärtige Agrarstruktur und das Einkommen der Landwirte, sie bilden gleichzeitig aber auch neue Steuerinstrumente landschaftlicher Entwicklung. Seit den 1970er Jahren wird die Almwirtschaft in Österreich und in Bayern zunehmend durch Fördermaßnahmen unterstützt, der Rückgang der Almwirtschaft konnte so abgefedert, die Zahl der Almen stabilisiert werden. Heute gibt es eine Vielzahl an Maßnahmen, die das Aufrechterhalten der Almwirtschaft gewährleisten sollen und die Art der Bewirtschaftung lenken können. Obwohl Deutschland und Österreich als Mitglieder der Europäischen Union dieselben Ziele und Leitlinien in der Agrarpolitik verfolgen, ist die nationale Umsetzung gewisser Richtlinien doch sehr unterschiedlich. Ziel der vorliegenden Arbeit war es, einen Vergleich der unterschiedlichen Almförderungen im Bayerisch-Salzburger Grenzraum zu erstellen sowie eine Analyse der landschaftlichen Auswirkungen dieser Maßnahmen vorzunehmen. Daraus haben sich im Wesentlichen vier zentrale Fragestellungen ergeben: Welche almrelevanten agrarpolitischen Förderungen werden in Bayern und Salzburg angeboten welche Unterschiede bestehen? Wie wirken sich Fördermaßnahmen auf die Bewirtschaftung aus? Welchen Einfluss haben Subventionen auf landschaftsverändernde Prozesse im Bereich der Almen? Welche Optimierungsmöglichkeiten für Förderungen gibt es? 2. Methode Neben einer ausführlichen Literaturrecherche zu almrelevanten Förderungen, wurde eine quantitative, standardisierte Befragung durchgeführt. Befragt wurden 35 ExpertInnen im Fachgebiet Almwirtschaft (11 aus Bayern, 24 aus Österreich), sowie 137 BewirtschafterInnen von Almen aus dem Projektgebiet (49 aus Bayern, 88 aus Salzburg). 3. Vergleich von almrelevanten Fördermaßnahmen in Bayern und Salzburg Auf den ersten Blick sehen agrarpolitische Förderungen für Almen in Bayern und Salzburg sehr ähnlich aus; betrachtet man sie im Detail, bestehen durchaus Unterschiede. Tabelle 1 zeigt die wichtigsten Unterschiede durch den Vergleich einzelner Almförderungen in Salzburg und Bayern auf. Band 5. Landschaft und Nachhaltige Entwicklung 3

12 Ein zentraler Unterschied besteht darin, dass in Bayern Almen einheitlicher gefördert werden, für die Höhe der meisten Förderungen ist lediglich die Größe der Almfutterfläche ausschlaggebend. Im Gegensatz dazu sind österreichische Almförderungen häufig gestaffelt, wobei Lage, Erschließung, Tierart und Bestoßung entscheidend sind. So erhalten Almen mit erschwerten Bedingungen, sei es durch den Zusatzaufwand bei Melkvieh, durch ihre Lage im Gelände oder durch das Fehlen eines Fahrweges, als Ausgleich höhere Leistungsabgeltungen. (Brandstetter 2012, 114) Salzburg Deckelung: ø max. 250 /ha, regional auch viel höher Ausgleichszulage Bayern Deckelung: Durchschnitt max. 200 /ha, max. 215 /ha pro ha oder GVE rein flächenbezogen Beweidungsdauer mind. 60 Tage keine Vorgaben zu Weidedauer und Bestoß Förderhöhe abhängig von: Einheitliche Förderhöhe 215 /ha - Ausmaß der anrechenbaren Fläche - Anzahl Berghöfekataster-Punkte - Art der beantragten Kulturgruppe - Betriebstyp und -größe Alpung und Behirtung Behirtungsprämie/Ext. Weidenutzung Auszahlung pro Großvieheinheit Flächenbezogene Prämie Erschließung + Tierart berücksichtigt Einheitlich für alle Almen Höhe Alpungsprämie: - Milchkühe: /RGVE - Rinder/Schafe/Ziegen: /RGVE - Pferde: /RGVE Höhe Behirtungsprämie: - 25 /RGVE-35 /RGVE - nicht für Milchkühe Höhe Behirtungsprämie: - Ständige Behirtung: 90 /ha - Nicht ständige Behirtung: 45 /ha Höhe Extensive Weidenutzung: 120 /ha Weidedauer mind. 60 Tage keine Vorgaben zu Weidedauer und Bestoß Bestoßdichte max. 2,23 RGVE/ha Modernisierung Landwirtschaftl. Betr./ Dorfern.& Dorfentw./Diversifizierung Bayer. Bergbauernprogr. Teil B, C, D Investitionsförderung: bis zu 25 % Investitionsförderung: - Teil B: 50 %, Teil C: bis zu 25 %, - Teil D: bis zu 25 % Mindestinvestitionskosten: - Modernisierung: ( bei Spezialmaschinen) - Dorferneuerung: Diversifizierung: (7.500 bei Gästebeherbergung) Sbg. Almerhaltungsprogamm/ Naturschutzplan auf der Alm Höhe je nach Kosten: SAEP: 50 % der Maßnahmenkosten NPA: 100 % der Maßnahmenkosten Mindestinvestitionskosten: -Teil B: Weidewirtschaft 500, Bautätigkeit 1.000, Erschließungsmaschinen Teil C: 5.000,Teil D: Bayer. Bergbauernprogramm Teil A Einheitliche flächenbezogene Förderung: 900 /ha SAEP: max /Alm Max /Betrieb innerhalb von 3 Jahren Tab. 1 Wichtigste Unterschiede zwischen Almförderungen in Salzburg und Bayern 4 Landschaft und Nachhaltige Entwicklung. Band 5

13 3.1. Ausgleichszulage Die Ausgleichszulage (AZ) ist keine ausschließliche Almförderung; grundsätzlich erhalten landwirtschaftliche Betriebe, die im Berggebiet liegen, diesen Erschwernisausgleich. Da Almfutterflächen aber einen großen Flächenanteil von alpenden Bergbauernbetrieben ausmachen und die AZ nach landwirtschaftlicher Nutzfläche ausbezahlt wird, kann sie dennoch zu den almrelevanten Agrarförderungen gezählt werden. In Österreich basiert die Auszahlung der AZ unter anderem auf dem Berghöfekataster. Berghöfekataster-Punkte, berechnet aus innerer und äußerer Verkehrslage sowie Klima- und Bodenmerkmalen, bilden die Erschwernis jedes einzelnen Betriebes ab. Neben der Größe der ausgleichszulagefähigen Fläche und der Berghöfekataster-Punkte, ist die Förderhöhe abhängig von der Art der beantragten Kulturgruppe (z.b.: Almweide), von Betriebsgröße und Betriebstyp. Auch die Bestoßungsdichte auf der Alm ist relevant. Bei weniger als einer Rauhfutterverzehrenden Großvieheinheit pro Hektar (RGVE/ ha) ist die anrechenbare Weidefläche mit der Anzahl der Großvieheinheiten gleichzu setzen, bei mehr als 1 RGVE/ha wird nur die vorhandene Almfutterfläche angerechnet. (BMLFUW 2009, 9-11) In Bayern wird für alle Almfutterflächen ein einheitlicher Betrag von 215 /ha gezahlt, dieser ist gleichzeitig der Höchstbetrag mit dem die AZ in Bayern gedeckelt ist. Im Durchschnitt darf die AZ in Bayern nicht höher als 200 /ha sein. (STMELF Bayern & STMUG Bayern 2010, 343f.) In Österreich liegt dieser Durchschnittswert bei 250 /ha, einen fixen Deckelungsbetrag gibt es nicht (BMLFUW 2009, 12). So hat z.b. die durchschnittliche Förderhöhe der höchsten Berghöfekatastergruppe im Jahr 2007 in Salzburg 360 /ha betragen (Ortner & Hovorka 2009, 117). Almflächen werden in Österreich erst dann bei der AZ berücksichtigt, wenn eine Weidedauer von mindestens 60 Tagen nachgewiesen werden kann (BMLFUW 2009, 7). In Bayern gibt es keine Vorgaben, was Weidedauer oder Bestoß betrifft Almprämien Direkte Almprämien gibt es sowohl im Österreichischen Programm für umweltgerechte Landwirtschaft (ÖPUL) mit der Maßnahme Alpung und Behirtung als auch im Bayerischen Kulturlandschaftsprogramm (KULAP) mit der Behirtungsprämie. Die österreichische Prämie ist weitaus differenzierter als die bayerische. Die Förderhöhe ist in Österreich je nach Tierart, Erschließungszustand und Behirtungsart unterschiedlich, in Bayern wird hingegen lediglich in ständige oder nicht ständige Anwesenheit eines Hirten unterschieden. Während die Prämie in Österreich pro Großvieheinheit (max. 1 RGVE/ha) ausbezahlt wird, ist sie in Bayern von der Größe der Almfutterfläche (Lichtweide) abhängig. (AMA 2010, 1f., STMELF Bayern & STMUG Bayern 2010, 459f.) Band 5. Landschaft und Nachhaltige Entwicklung 5

14 Ein direkter Vergleich der Förderhöhen ist aufgrund der ungleichen Auszahlungseinheit nicht möglich. Wenn man von der theoretischen Annahme ausgeht, dass auf jedem Hektar Almfutterfläche eine Großvieheinheit weidet kann man jedoch festhalten, dass die Behirtungsprämie in Bayern höher ist (45 /ha) als in Salzburg (25-35 /RGVE). Die Alpungsprämie ist aber tendenziell in Österreich höher. Eine behirtete Alm mit Milchkühen würde in Salzburg 150 /RGVE bis 195 /RGVE (Behirtungsprämie ist bei Milchkühen in Alpungsprämie inkludiert) erhalten, in Bayern nur 90 /ha. Auch bei einer Galtviehalm ohne Behirtung wäre die Prämie in Österreich (50-65 /RGVE) geringfügig höher als in Bayern (45 /ha). (Brandstetter 2012, 32) In Österreich muss die Weidedauer auf der Alm mindestens 60 Tage betragen und die Bestoßdichte darf 2,23RGVE/ha nicht überschreiten, ansonsten gibt es keine Förderung. Der Bezieher der österreichischen Alpungsprämie geht zudem die Verpflichtung zur Erhaltung der Almflächen ein eine durchaus offene Formulierung mit viel Interpretationsspielraum. (Anzengruber 2010, 125) Ähnliche Vorgaben findet man in Bayern nicht. Zusätzlich zur KULAP Behirtungsprämie gibt es in Bayern auch ein Programm des Vertragsnaturschutzes (VNP) zur extensiven Weidehaltung naturschutzfachlich wertvoller Lebensräume, innerhalb dessen die extensive Weidenutzung durch Rinder im alpinen Bereich mit 120 /ha unterstützt werden kann. Dieses Programm gilt jedoch nur auf naturschutzfachlich besonders wertvollen Flächen. (STMELF Bayern & STMUG Bayern 2010, 539) 3.3. Investitionsförderungen Wasser- und Energieversorgung, angemessene Gebäudeausstattung, Weideeinrichtungen und Spezialmaschinen gehören zu einer modernen Almwirtschaft. Damit werden auch entsprechende Arbeitsbedingungen für das Almpersonal geschaffen. Investitionen in diesen Bereichen werden durch das Bayerische Bergbauernprogramm und in Salzburg durch Maßnahmen der Ländlichen Entwicklung unterstützt. Durch das Bayerische Bergbauernprogramm Teil B können Investitionen im Bereich Alm- und Weidewirtschaft unterstützt werden. Der Programmteil C fördert Investitionen am Heimbetrieb, hier können aber Maschinen zur Bewirtschaftung steiler Hänge mitfinanziert werden, die eventuell auch auf der Alm eingesetzt werden. In Salzburg werden mit der Maßnahme Modernisierung landwirtschaftlicher Betriebe Investitionen auf Almen unterstützt. Bautätigkeiten an regionaltypischen almwirtschaftlichen Gebäuden (z.b. Schindeldächer) können auch eine Beihilfe aus der Maßnahme Dorferneuerung und Dorfentwicklung erhalten. Die Mindestinvestitionshöhen für eine Förderung sind in Bayern niedriger angesetzt als in Salzburg. Während in Bayern Maßnahmen zur Weidewirtschaft ab 500, Bautätigkeiten am Almgebäude und innerer Erschließung ab und der Kauf von Spezialmaschinen zur Erschließung ab beziehungsweise von Spezialmaschinen 6 Landschaft und Nachhaltige Entwicklung. Band 5

15 zur Steillagenbewirtschaftung ab gefördert werden, liegt die Grenze in Salzburg mit (bei Spezialmaschinen sogar , bei der Maßnahme Dorferneuerung ) deutlich darüber. Auch die Förderung an sich ist in Bayern stärker ausgeprägt. In Salzburg gibt es Beihilfen bis zu 25 % der Investitionskosten, in Bayern werden 50 % der Investitionskosten finanziert (bis zu 25 % im Programmteil C). (Amt der Salzburger Landesregierung o.j., 20f., 50, STMELF Bayern 2011, 11ff.) Zudem gewähren beide Länder Diversifizierungsförderungen zur Unterstützung von nicht landwirtschaftlichen Tätigkeiten (z.b. Tourismus). In Bayern fallen diese unter das Bayerische Bergbauernprogramm Teil D, in Salzburg unter die Maßnahme Diversifizierung hin zu nicht landwirtschaftlichen Tätigkeiten. In Salzburg ist die Höhe vom Fördergegenstand abhängig, meist liegt sie bei bis zu 22 % der Investitionskosten, für Sachaufwand bei 40 %. Personalkosten werden zu % finanziert, Marketingkosten bis zu 50 %. Die Mindestinvestitionssumme liegt in Salzburg bei 5.000, im Bereich Gästebeherbergung bei (Amt der Salzburger Landesregierung o.j., 40f.) Das Bayerische Bergbauernprogramm Teil D fördert Diversifizierungsmaßnahmen bis zu 25 %, allerdings nur wenn die Kosten zwischen und liegen (STMELF Bayern 2011, 14) Almpflegeförderungen In Salzburg und in Bayern werden spezielle Förderungen angeboten, welche Tätigkeiten zur Freihaltung von Weideflächen unterstützen. Mit dem Naturschutzplan auf der Alm (NPA) können in Salzburg Schwendarbeiten, aber auch Beweidungsverzicht auf sensiblen Flächen, Weidemanagement, Mahd und das Erhalten von Lärchweiden und Gehölzstrukturen auf Almen in Schutzgebieten gefördert werden. Das Salzburger Almerhaltungsprogramm (SAEP) unterstützt einzelne Revitalisierungs- und Erhaltungsmaßnahmen auch auf Almen außerhalb von geschützten Gebieten. Bei beiden Programmen wird im Vorfeld ein Maßnahmenplan erstellt, dessen Umsetzung dann zu 100 % (NPA) bzw. 50 % (SAEP) gefördert wird. Beim SAEP liegen die Mindestinvestitionskosten bei 2.000, Investitionen bis zu können gefördert werden. (Aigner et al. 2005: 46, Amt der Salzburger Landesregierung 2007, 31, Amt der Salzburger Landesregierung 2010, 8f.) Das Bayerische Bergbauernprogramm Teil A bietet die Möglichkeit Schwendarbeiten, sowie die Beseitigung von Schäden durch Elementarereignisse auf bayerischen Almen finanziell zu unterstützen. Die Förderung ist flächenbezogen und beträgt 900 /ha. Die Höchstgrenze der bayerischen Förderung ist mit /Betrieb innerhalb von drei Jahren sehr niedrig angesetzt, wohingegen zum Beispiel im Salzburger Almerhaltungsprogramm bis zu /Alm und Maßnahme gezahlt werden können. (Salzburger Landesregierung 2010, 9, STMELF Bayern 2011, 8f.) Band 5. Landschaft und Nachhaltige Entwicklung 7

16 4. Ergebnisse der Befragung 4.1. Wichtigste Förderungen für die Almflächenqualität Fördermaßnahmen als Leistungsabgeltungen für die erschwerte Bewirtschaftung von Almen tragen dazu bei, dass die Almbewirtschaftung aufrechterhalten werden kann. Spezifische Förderungen können aber auch zur Qualität der Bewirtschaftung und der Almflächen beitragen. Die Mehrheit der Befragten, stimmt der Aussage zu, dass durch gegenwärtige Fördermaßnahmen die Qualität der Almflächen ausreichend erhalten bleibt (Abb. 1). Abb. 1 Einstellung zu gegenwärtigen Fördermaßnahmen, Quelle: Eigenerhebung 2011/12 Auffallend ist, dass mehr als die Hälfte der bayerischen ExpertInnen der Aussage eher nicht zustimmen, während in allen anderen Befragungsgruppen die Zustimmung überwiegt. Die Antwort stimme gar nicht zu wird nur von Salzburger BewirtschafterInnen genannt, allerdings ist in dieser Gruppe auch die völlige Zustimmung am größten. Aus der positiven Grundeinstellung der Befragten zu den gegenwärtigen Förderungen kann man schließen, dass eine Beibehaltung der Förderung auch in Zukunft erstrebenswert ist. Dass die Almwirtschaft in Zukunft nur durch Förderung weiter bestehen kann, wird von ExpertInnen aus beiden Ländern explizit erwähnt. Gefragt nach den drei wichtigsten Förderungen für die Aufrechterhaltung der Almflächenqualität wird in Bayern von ExpertInnen und BewirtschafterInnen das Bayerische Bergbauernprogramm Teil A (ehemals Schwendprämie) vor der Behirtungsprämie am häufigsten genannt. BewirtschafterInnen geben zudem vielfach Investitionsförderungen an, ExpertInnen die Ausgleichszulage. In 8 Landschaft und Nachhaltige Entwicklung. Band 5

17 Salzburg nennen ExpertInnen und BewirtschafterInnen die Maßnahme Alpung und Behirtung, vor dem Salzburger Almerhaltungsprogramm am häufigsten. Aber auch Investitionsförderungen, der Naturschutzplan auf der Alm und die ÖPUL-Maßnahme Bewirtschaftung von Bergmähdern werden von vielen als wichtigste Förderungen für die Erhaltung der Almflächenqualität angegeben Kleininvestitionen Eine gute Gebäudeausstattung und Infrastruktur ist für eine moderne Alm unerlässlich, besonders wenn Personal auf der Alm ständig anwesend sein soll. Investitionen auf Almen haben meist einen geringeren Umfang und damit auch geringere Gesamtkosten als Investitionen in anderen landwirtschaftlichen Bereichen. Die Förderung von Kleininvestitionen ist aus diesem Grund besonders wichtig. Aus der Befragung geht hervor, dass die Mehrheit in allen vier Befragungsgruppen eine Förderung von Investitionen auch bei geringen Investitionsvolumen (< ) für dringend notwendig hält (Abb. 2). Abb. 2 Notwendigkeit von Kleininvestitionsförderungen, Quelle: Eigenerhebung 2011/12 In Bayern werden durch das Bergbauernprogramm Teil B bereits Investitionen mit geringem Investitionsvolumen gefördert, in Salzburg beginnt die Förderung meist erst ab (Ausnahme ist die Maßnahme Dorferneuerung mit Mindestinvestitionsgrenze). Der Kauf von Spezialmaschinen (z.b. Motormäher für die Almpflege) wird auch in Bayern erst ab einer Mindestinvestitionssumme von unterstützt Erschließung Während in der österreichischen Maßnahme Alpung und Behirtung der Erschließungsgrad der Alm berücksichtigt wird, spielt die Erreichbarkeit einer Alm bei den bayerischen Förderungen keine Rolle. Aus der Befragung geht hervor, dass die Mehrheit der bayerischen ExpertInnen und BewirtschafterInnen ein Miteinbeziehen des Erschließungsgrades bei Almförderungen für sinnvoll erachtet (Abb. 3). Band 5. Landschaft und Nachhaltige Entwicklung 9

18 Abb. 3 Sinnhaftigkeit eines Miteinbeziehens des Erschließungsgrades in die Berechnung der Höhe von Förderungen, Quelle: Eigenerhebung 2011/ Zuwachsen von Almflächen Verheidungs-, Verbuschungs- und Verwaldungstendenzen auf den Almen im Untersuchungsgebiet steigen tendenziell (vgl. Junghuber & Butzhammer in diesem Band). Die offenen Weideflächen wachsen immer stärker mit Heidekräutern, Kleinsträuchern, Gebüsch und Bäumen zu, bis Sukzessions- und schließlich wieder Waldflächen entstehen. Gründe für diese Entwicklungen sind eine Extensivierung der Bewirtschaftung und eine geringe Almpflege bedingt durch Personal- bzw. Zeitmangel. Wie Abb. 4 zeigt, bestätigt die Befragung diese Tendenz. Abb. 4 Veränderung von Verheidung und Verbuschung, Quelle: Eigenerhebung 2011/12 Ein großer Teil (Bayern: 43 %, Salzburg: 48 %) der befragten AlmbewirtschafterInnen im Untersuchungsgebiet gibt eine Zunahme der Verheidung und Verbuschung auf ihren Almen an. Noch stärker als die Verheidung und Verbuschung hat laut Befragung in Salzburg die Verwaldung zugenommen (54 % der Almen), in diesem Punkt geben aber nur 33 % der bayerischen Befragten eine Zunahme an. Im bayerischen Untersuchungsgebiet wird besonders oft (46 % der Befragten) eine Zunahme von Weideunkräutern auf den Almen festgestellt, in Salzburg ist dieser Anteil mit nur 28 % geringer. In Bezug auf Versteinung oder Bodenerosion wird mehrheitlich keine Veränderung angegeben. 10 Landschaft und Nachhaltige Entwicklung. Band 5

19 4.5. Auswirkungen von Almpflegeförderungen auf die Verbuschung Das Bayerische Bergbauernprogramm Teil A (BBP-A), das Salzburger Almerhaltungsprogramm (SAEP) und der Naturschutzplan auf der Alm (NPA) fördern speziell das Freihalten von Almflächen. Almbetriebe, die diese Förderungen als Gegenleistung für getätigte Almpflegemaßnahmen erhalten haben, sollten eine stärkere Abnahme von Verheidung und Verbuschung aufweisen. Dieser Aspekt ist tatsächlich aus der Befragung erkennbar (Abb. 5). Abb. 5 Veränderung von Verheidung und Verbuschung im Vergleich zum Bezug von Almpflegeförderungen, Quelle: Eigenerhebung 2011/12 Die Angaben der BewirtschafterInnen, welche das BBP-A bezogen haben, unterscheiden sich nicht bedeutend von jenen, die diese Maßnahme nicht in Anspruch genommen haben. Bei den Salzburger Programmen kann man jedoch einen positiven Einfluss feststellen: Verheidung und Verbuschung haben bei den unterstützten Betrieben öfter abgenommen und weniger häufig zugenommen als bei anderen Almbetrieben. Trotzdem ist die Zunahme der Verheidung und Verbuschung selbst bei Salzburger Almen, welche Almpflegeprogramme beansprucht haben mit 28 % (NPA) beziehungsweise 31 % (SAEP) erheblich. Dies kann einerseits dadurch bedingt sein, dass die Programme für andere Bereiche als die Bekämpfung von Aufwuchs (z.b. Weideverzicht, Entsteinen, Mahd) verwendet wurden oder dass die Verbuschung auf den Almen so stark ist, dass selbst nach Maßnahmeneinsatz insgesamt eine Zunahme von Verheidung und Verbuschung überwiegt. Obwohl es die oben erwähnten Programme gibt, werden, gefragt nach Verbesserungsmöglichkeiten der Almförderung, in allen Befragungsgruppen Pflegemaßnahmen am häufigsten erwähnt. Band 5. Landschaft und Nachhaltige Entwicklung 11

20 4.6. Bedeutung von Behirtung und Umtrieb Zusätzlich zu den direkten Maßnahmen zur Almflächenfreistellung kann durch die Förderung spezieller Bewirtschaftungsweisen gegen das Zuwachsen von Almflächen vorgegangen werden. So kann eine vermehrte Unterstützung von Almen mit ständig anwesendem Personal, welches auch Weidemanagement betreibt, Flächenveränderungen auf Almen positiv beeinflussen. Aus der Befragung geht hervor, dass BewirtschafterInnen von behirteten Almen (tägliche Anwesenheit von Almpersonal) in Bayern und Salzburg weniger häufig eine Zunahme der Verwaldung angeben als BewirtschafterInnen von unbehirteten Almen (Abb. 6). Was die Veränderung der Verheidung und Verbuschung betrifft, ist dieser Trend nur in Salzburg zu erkennen, in Bayern hingegen wird bei Almen mit Hirten häufiger eine Zunahme angegeben. Abb. 6 Veränderung von Verwaldung auf behirteten und unbehirteten Almen, Quelle: Eigenerhebung 2011/12, Hofer 2010 Auch die Anwendung von Umtriebsmaßnahmen wirkt sich auf die Almflächenqualität aus. In Bayern und Salzburg wird bei Almen mit Umtrieb eine geringere Zunahme von Verheidung und Verbuschung angegeben als bei anderen Almen, in Salzburg ist auch eine deutlich stärkere Abnahme von Verheidung und Verbuschung zu erkennen (Abb. 7). Abb. 7 Veränderung von Verheidung und Verbuschung mit und ohne Umtriebsmaßnahmen, Quelle: Eigenerhebung 2011/12 12 Landschaft und Nachhaltige Entwicklung. Band 5

21 Dieser positive Einfluss von Umtriebsmaßnahmen konnte auch in allen anderen untersuchten Veränderungskategorien (Verwaldung, Versteinung, Bodenerosion, Weideunkräuter) in beiden Ländern festgestellt werden (einzige Ausnahme ist die Bodenerosion, in diesem Punkt wird bei Salzburger Almen mit Umtrieb etwas häufiger eine Zunahme angegeben als bei Almen ohne Umtrieb) Rolle des Tourismus Auch der Tourismus auf der Alm kann sich positiv auf Almflächen auswirken. Wie Abb. 8 zeigt, sind in beiden Ländern eine geringere Zunahme und eine stärkere Abnahme von Verwaldung bei Almen, die durch den Tourismus profitieren, zu erkennen. Auch in Bezug auf Verheidung und Verbuschung zeigen die Befragungsergebnisse ein ähnliches Bild. Abb. 8 Veränderung von Verwaldung bei touristisch genutzten Almen, Quelle: Eigenerhebung 2011/12 Als Erklärungen für den positiven Einfluss des Tourismus auf Veränderungen der Almlandschaft können die ständige Anwesenheit von Almpersonal auf touristisch genutzten Almen, die bessere wegebauliche Erschließung und erhöhte Almpflege zum Erhalt der touristischen Attraktivität genannt werden. Touristische Nutzungen gibt es überwiegend auf Milchkuhalmen. Die Untersuchung zeigt, dass ein Zusatzeinkommen durch den Tourismus für nahezu die Hälfte der BewirtschafterInnen von Almen mit Milchkühen (Bayern: 50 %, Salzburg: 46 %) als Bewirtschaftungsmotiv zutrifft (Abb. 9). Wohingegen nur 6 % der BewirtschafterInnen von Almen ohne Milchkühe in Bayern bzw. 18 % von Almen ohne Milchkühe in Salzburg einem Zusatzeinkommen durch den Tourismus als Bewirtschaftungsmotiv zustimmen. Band 5. Landschaft und Nachhaltige Entwicklung 13

22 Abb. 9 Zusatzeinkommen durch den Tourismus als Motiv für die Bewirtschaftung von Almen mit und ohne Milchkühe, Quelle: Eigenerhebung 2010/11, AELF Traunstein 2012, Bachmaier 2012, Hofer 2010 Eine Kombination von Tourismus und Milchviehhaltung könnte dazu beitragen, dass Gemischte Almen mit Milchvieh auch in Zukunft erhalten bleiben. Die Milchkuhalpung bietet dort Chancen, wo die Produkte durch Direktvermarktung verkauft werden können, die touristische Nutzung macht eine Vermarktung direkt auf der Alm möglich. Zudem ist ständig anwesendes Almpersonal sowohl im Fall der Milchkuhalm, als auch bei der touristischen Nutzung vorteilhaft beziehungsweise notwendig. Aus der Befragung geht jedoch ebenso hervor, dass Tourismusangebote auch für Almbetriebe ohne Milchkühe als Zukunftsszenario vorstellbar sind. 5. Diskussion und Schlussfolgerungen Almen sind ein herausragendes Element der Kulturlandschaft der Bayerisch- Salzburger Kalkalpen. Das nun abgeschlossene Projekt hat in mehrfacher Hinsicht die immense Bedeutung der Almlandschaft aufgezeigt und bestätigt. Dass ein Nutzungswandel stattfindet, steht außer Diskussion, die Dimensionen dieser Veränderungen können durch das Projekt gut belegt werden. Die Ausmaße der Flächenveränderungen etwa durch Verbuschung und Verwaldung sind teilweise dramatisch, jedoch von Alm zu Alm unterschiedlich zu bewerten. Durch gezielte Aktivitäten der Bewirtschafter kann gegengesteuert werden. Die Umfrage zeigt, dass vor allem dort klare Erfolge verbucht werden können, wo dies mit Leistungsabgeltungen und almbezogenen Fördermaßnahmen geschieht. Leistungsabgeltungen tragen so ganz wesentlich zur Erhaltung der Almwirtschaft und der Almflächenqualität bei. Besonders positiv haben sich Almpflegeprogramme erwiesen, etwa der Naturschutzplan auf der Alm oder das Salzburger Almerhaltungsprogramm. Ihre Stärken liegen vor allem in den individuell erstellten Maßnahmenplänen, nach denen Almpflege und Bewirtschaftung erfolgen, sowie in einer adäquaten Leistungsabgeltung. Eine Einführung in Bayern und eine Ausweitung im Bundesland Salzburg sollte gemäß der Umfrage jedenfalls angedacht werden. 14 Landschaft und Nachhaltige Entwicklung. Band 5

23 Die große Herausforderung liegt heute in der Aufrechterhaltung und im Fortbestand einer ökologisch nachhaltigen und moderaten Bewirtschaftung von Almen. Der durch eine Vielzahl von Förderprogrammen beeinflusste Grat zwischen Extensivierung und Intensivierung ist dabei ein sehr schmaler. Das Projekt hat eine Reihe von Optimierungsmöglichkeiten aufgezeigt. So sind etwa bayerische Programme generell etwas schlanker und weniger komplex. Das bringt zunächst Vorteile in der Verwaltung, der Umfrage zufolge gibt es allerdings seitens der Bewirtschafter auch Anregungen hinsichtlich einer Detaillierung und Präzisierung der Programme. Ein wesentlicher Punkt dabei ist die Einrechnung des Erschließungsgrades einer Alm. Während die Weganbindung auf bayerischen Almen fördertechnisch keine Berücksichtigung findet, ist diese auch auf den österreichischen Almen viel zu geringfügig differenziert. Almen ohne zeitgemäße Verkehrsanbindungen laufen größter Gefahr aus der Nutzung genommen zu werden. Eine wesentliche Rolle spielt die Erschließung auch hinsichtlich der Weidepflege. Weidemanagementmaßnahmen müssen vermehrt angeboten werden. Der Aktionsradius kann dabei von Zaunsystemen über Viehtränkenanlagen bis hin zu Schwend- und Pflegearbeiten reichen. Dies gilt für Almen in Bayern und in Salzburg. Entscheidend für Behirtung, Umtrieb oder Almpflege ist ein ständig anwesendes Almpersonal. Almen erfahren erst durch Personal eine Belebung, Pflege und schlussendlich die notwendige Erhaltung. Eine ordnungsgemäße Behirtung wirkt sich positiv auf die Almflächenqualität aus, beschränkt die Degradation und sollte deshalb stärker gefördert werden. Höhere Prämien für die tägliche Behirtung von Almen, die gleichzeitig an Weidemanagement und klar definierte (und kontrollierte) Almpflegemaßnahmen gebunden sind, wären hier in beiden Ländern anzuraten. Eine wesentliche Erleichterung würde dabei die Ausweitung von Kleininvestitionsförderungen in Salzburg bringen, wie diese auf bayerischer Seite bereits bestehen. Neben dem Almpersonal wird auch das Weidevieh in Zukunft eine Schlüsselfunktion bei der Erhaltung der Almen einnehmen. Das Zuwachsen von Almflächen ist heute besonders auf gering bestoßenen Almen ein Problem. So wird etwa bei der in Österreich gewährten Ausgleichszulage die Alm bei einer geringeren Bestoßung weniger stark gefördert (1 ha/rgve), auch in Bayern wäre dies zu empfehlen, um eine Unterbestoßung zu vermeiden. Ein Miteinbeziehen der Erschwernis in die Ausgleichszulage bringt den Almbetrieben in Österreich grundlegende Vorteile und Fairness. Für die Erhaltung der Qualität der Almflächen sind neben (Alpungs- und) Behirtungsprämie spezielle Förderungen für die Almpflege entscheidend. Grundsätzlich zeigen die Umfrageergebnisse, dass sich dabei maßnahmenbezogene Programme in Salzburg besser eignen als die flächenbezogene bayerische Prämie im Zuge des Bayerischen Bergbauernprogrammes. Band 5. Landschaft und Nachhaltige Entwicklung 15

24 Auch die überregionalen Entwicklungstendenzen mit einer Abkehr von der klassischen Milchviehalpung können durch die vorliegenden Projektergebnisse eindeutig belegt werden. Zusätzliche Unterstützungen sind in diesem Bereich unumgänglich. Zukunftschancen für Milchviehalpung werden seitens der Bewirtschafter am ehesten in der Kombination mit almeigener Produktvermarktung gesehen. Die Zusammenarbeit mit dem Tourismus wird vor allem auf Salzburgs Almen groß geschrieben. Potential zur Ausweitung besteht sowohl in Bayern als auch in Salzburg. Die Umfragen haben zudem gezeigt, dass eine Kombination von Almmilchwirtschaft und Tourismus sich positiv auf die Almentwicklung und Almflächenqualität auswirkt. Das Zuwachsen ist auf touristisch genutzten Almen geringer ausgeprägt als auf anderen. Die Förderungen der Almwirtschaft sind, wenngleich dieselben Ziele verfolgt werden, in den beiden Ländern unterschiedlich. Dadurch bietet sich allerdings die Möglichkeit über die Grenzen hinweg zu lernen und bewährte Ansätze zu übernehmen, sodass schlussendlich beide Seiten profitieren. Literatur AELF Traunstein (Amt für Ernährung, Landwirtschaft und Forsten Traunstein) (2012): Almauftriebslisten Schriftliche Mitteilung ( ). Aigner, S., G. Egger & H. Lugger (2005): Naturschutzplan auf der Alm. Handbuch. Geländeerhebung und Dateneingabe. Klagenfurt: Umweltbüro Klagenfurt. AMA (Agrarmarkt Austria) (2010): ÖPUL Alpung und Behirtung. < pm=gti_full&p.contentid= &mebalp.pdf> (Zugriff: ) Amt der Salzburger Landesregierung (Hrsg.) (2007): Der Naturschutzplan auf der Alm. Ein Best Practice Guide. Klagenfurt. Amt der Salzburger Landesregierung (Hrsg.) (2010): Salzburger Almerhaltungsprogramm < (Zugriff: ) Amt der Salzburger Landesregierung (Hrsg.) (o.j.): Förderungen des Bundeslandes Salzburg im Bereich der ländlichen Entwicklung < (Zugriff: ) 16 Landschaft und Nachhaltige Entwicklung. Band 5

25 Anzengruber, M. (2010): Almwirtschaft im Bundesland Salzburg Eine Analyse agrarpolitischer Maßnahmen und deren Auswirkungen auf die Almlandschaft mit besonderer Berücksichtigung der Nördlichen Kalkalpen. Landschaft und Nachhaltige Entwicklung, Band 3. Salzburg: Arbeitsgruppe Landschaft und Nachhaltige Entwicklung. Bachmaier, G. (2012): Almdaten für Interreg-Projekt. Schriftliche Mitteilung ( ). BMLFUW (Bundesministerium für Land- und Forstwirtschaft, Umwelt und Wasserwirtschaft) (2009): Sonderrichtlinie des BMLFUW zur Gewährung von Zahlungen für naturbedingte Nachteile in Berggebieten und Zahlungen in anderen Gebieten mit Benachteiligungen. Ausgleichszulage 2009, BMLFUW-LE.1.14/0020-II/7/2007. < salzburg.gv.at/srl_az.pdf> (Zugriff: ) Brandstetter, E. (2012): Almfördermaßnahmen in Salzburg und Bayern. Eine vergleichende Analyse von almrelevanten Fördermaßnahmen und deren Auswirkungen auf die Almlandschaft. Masterarbeit, Universität Salzburg. Hofer, O. (2010): Almauftriebsdaten nach Gemeinde. Schriftliche Mitteilung ( ). Ortner, K.M. & G. Hovorka (Red.) (2009): Evaluierung der Landwirtschaftsförderung und der Praxis der Vorarlberger Landwirtschaft unter Berücksichtigung gesetzlicher Vorgaben. < (Zugriff: ) STMELF Bayern (Bayerisches Staatsministerium für Ernährung, Landwirtschaft und Forsten) (2011): Bayerisches Bergbauernprogramm. München: Bayerisches Staatsministerium für Ernährung, Landwirtschaft und Forsten. STMELF Bayern (Bayerisches Staatsministerium für Ernährung, Landwirtschaft und Forsten) & STMUG Bayern (Bayerisches Staatsministerium für Umwelt und Gesundheit) (2010): Bayerisches Zukunftsprogramm Agrarwirtschaft und Ländlicher Raum Fassung nach 6. Änderungsantrag. < (Zugriff: ) Band 5. Landschaft und Nachhaltige Entwicklung 17

26 18 Landschaft und Nachhaltige Entwicklung. Band 5

27 Eine quantitative Veränderungsuntersuchung von ausgewählten Almflächen unter Verwendung objektbasierter Bildanalyse 1 Universität Salzburg, Fachbereich Geographie und Geologie, Hellbrunnerstraße 34, 5020 Salzburg, Austria Arbeitsgruppe Landschaft und Nachhaltige Entwicklung klaus.junghuber@sbg.ac.at anna.butzhammer@stud.sbg.ac.at Klaus Junghuber 1 Anna Butzhammer 1 Abstract The change of alpine pastures is a current phenomenon, which has a strong correlation with the change of land use. Even the climate change results in a change of the structures of alpine pastures. Using object based image analysis a possibility should be found to perform automated and thus objective classification of land cover units in alpine areas with remote sensing data of different recording dates. Furthermore, it should be examined if there is a representative comparability of classifications with historical aerial imagery and modern remote sensing data. For this purpose, selected alpine pastures were investigated in the frame of the INTERREG IV A-project Almregion Bayerisch-Salzburger Kalkalpen. The historical aerial photos include black/white-photos from the 1950s. The modern remote sensing data includ coloured Orthophotos from 2007 to 2008 and airborne laser scan data from the aerial laser scan survey from Using the software ecognition the aim was to develop a set of rules that allows automatic classification of the available data and thus application on a larger number of alpine pastures. Cartographic and statistical analyses point to the changing of alpine pastures and provide information on the comparability of the results of the different time points. Keywords: alpine pastures, object based image analysis, classification, aerial imagery, airborne laser scan data Zusammenfassung Die Veränderung von Almflächen ist ein gegenwärtiges Phänomen, welches in starkem Zusammenhang mit der Nutzungsveränderung der Almen steht. Auch der klimatische Wandel führt zur Veränderung der Almflächen. Mit Hilfe objektorientierter Bildanalyse sollte im Rahmen dieser Untersuchung eine Möglichkeit gefunden werden automatisierte und damit objektive Klassifikationen von Flächenkategorien im alpinen Raum mit Fernerkundungsdaten unterschiedlichen Alters durchzuführen. Weiters sollte untersucht werden, Band 5. Landschaft und Nachhaltige Entwicklung 19

28 in welcher Form eine Vergleichbarkeit von Klassifikationen mit historischem Bildmaterial und modernen Fernerkundungsdaten gegeben sein kann. Zu diesem Zweck wurden in diesem Teilprojekt des INTERREG IV A-Projektes Almregion Bayerisch-Salzburger Kalkalpen ausgewählte Almflächen hinsichtlich ihrer Flächenentwicklungen untersucht. Das historische Bildmaterial stammt aus den Waldstandsbefliegungen aus den 1950er Jahren. Die modernen Fernerkundungsdaten stammen aus der Orthophotobefliegung von 2007 bis 2008 und aus der Laserscan-Befliegung aus dem Jahr Mit Hilfe der Software ecognition wurde versucht einen Regelsatz zu entwickeln, der eine automatische Klassifizierung der vorliegenden Daten ermöglicht und somit auf eine beliebige Anzahl an Almflächen anwendbar ist. Kartografische und statistische Auswertungen zeigen die Entwicklung der Almflächen auf und geben Aufschluss über die Vergleichbarkeit der Ergebnisse zu den unterschiedlichen Zeitpunkten. Schlüsselwörter: Flächenveränderung, objektorientierte Bildverarbeitung, ALS- Daten, automatisierte Klassifikation 1. Einleitung Almen sind Kultur-Landschaftsökosysteme die durch anthropogene Nutzung entstanden sind. Diese Nutzung führte unweigerlich zu Veränderungen der Landschaft. Gerade die Entwicklung von einer arbeitsintensiven Milchkuhalpung hin zu einer extensiven Galtviehalpung zeigt die Veränderung in der Nutzung der Almen deutlich. Damit verbunden ist auch eine Veränderung der Kulturlandschaft selbst. Die quantitative Darstellung der Veränderungen ist eine wichtige Grundlage für viele andere Fragestellungen im Zusammenhang mit der Almwirtschaft, beispielsweise der Förderpolitik (vgl. Anzengruber & Brandstetter in diesem Band). Schon frühere Untersuchungen zeigten den Wandel der Almflächen im mulittemporalen Vergleich (beispielsweise Grubinger & Preiner, 2008). Die Methode der objektorientierten Bildanalyse hat sich als jene herauskristallisiert, mit der die Veränderung im zeitlichen Verlauf quantifiziert werden konnte. Eine repräsentative Untersuchung mit geoinformatischen Werkzeugen ist immer stark von der Qualität der zur Verfügung stehenden Daten abhängig. Ein primäres Ziel dieser Arbeit war herauszufinden, ob eine vollautomatische Klassifizierung der Flächenkategorien (Wald, Sukzessionsfläche, Wiese, vegetationslose Fläche und Gebäude) mit objektbasierter Bildanalyse sowohl mit historischem Bildmaterial als auch mit aktuellen Fernerkundungsdaten möglich ist. Dies würde bedeuten, dass es möglich ist mit entsprechender Software eine große Anzahl von Almflächen mit Fernerkundungsdaten unterschiedlichen Alters automatisch, und damit objektiv hinsichtlich ihrer Landbedeckung zu untersuchen und zu vergleichen. Subjektive Einflüsse in die Bearbeitung sollten dadurch vermieden werden. Diese würden durch manuelle Bearbeitung des Softwarenutzers jedoch unweigerlich entstehen. Nach 20 Landschaft und Nachhaltige Entwicklung. Band 5

29 Prüfung der Daten und der vorhandenen Möglichkeiten konnten folgende Fragestellungen festgelegt werden: Ist eine automatische Klassifikation von Wiesen- und Nicht-Wiesenflächen mit den historischen Luftbildern möglich? Kann mit modernen Fernerkundungsdaten aktueller Datenaufnahmen eine vollautomatische Klassifikation von allen Flächenkategorien generiert werden? 2. Methode Ziel dieser Untersuchung war es, die quantitative Veränderung der Landbedeckung auf ausgewählten Almflächen im Zeitraum der letzten 50 Jahre aufzuzeigen. Das Werkzeug für diese Change-Detection-Analyse stellt die objektbasierte Bildanalyse dar. Mithilfe der Software ecognition 8.1 wurden Orthophotos unterschiedlicher Aufnahmezeitpunkte vergleichend untersucht und klassifiziert Datengrundlage Folgende GIS-Daten wurden von der Abteilung Raumplanung der Salzburger Landesregierung (SAGIS) für die Analyse zur Verfügung gestellt: Luftbilder aus den Jahren (Schwarz/Weiß) Orthophotos aus den Jahren (Farbe) Airborne Laserscan Daten (ALS) als DGM und DOM aus dem Jahr 2010 Shapefile mit den potenziell bewirtschaftbaren Almflächen aus dem Jahr 2002 Die Schwarz/Weiß-Luftbilder aus den 1950er Jahren wurden orthorektifiziert um die Verzerrungen in den Bildern zu entfernen und eine vergleichbare Datengrundlagen zu den aktuellen Orthophotos zu erzeugen. Die aktuellen Orthophotos lagen als RGB-Daten vor. Die ALS-Daten mit 1 m Auflösung stellten eine Besonderheit in der Klassifikation von Almflächen dar, da diese im Land Salzburg zum ersten Mal zur Verfügung standen. Damit sollte versucht werden, die einzelnen Vegetationsklassen anhand ihrer Wuchshöhe zu unterscheiden. Das Shapefile diente als Abgrenzung der einzelnen Almflächen Datenbearbeitung Bei der objektbasierten Bildanalyse werden die einzelnen Bilddaten anhand der spektralen Eigenschaften segmentiert und gemäß verschiedener Kriterien in homogene Objekte aufgeteilt. Diese Objekte werden dann wiederum nach bestimmten objektiven Kriterien unterschiedlichen Klassen zugeordnet. Hier kommt zum ersten Mal der große Unterschied der Bilddaten aus den 1950er Jahren und den aktuellen Bilddaten zum Tragen. Bei den historischen Schwarz/Weiß-Bildern sind die spektralen Werte nur in einem Kanal als Grau- Band 5. Landschaft und Nachhaltige Entwicklung 21

30 werte verfügbar, während in den aktuellen Daten die spektralen Unterschiede im roten, grünen und blauen Kanal verfügbar waren. Die Segmentierung der historischen Daten erwies sich deshalb als schwieriger und war vor allem im Bereich der Schatten problematisch. Die Klassifizierung der historischen Daten konnte in weiterer Folge nicht vollautomatisch durchgeführt werden, da die Identifizierung von Flächen in den Schattenbereichen nur durch manuelle Eingriffe möglich war. Bei den aktuellen Daten hingegen konnte die Segmentierung wesentlich besser durchgeführt werden. Unterstützend zu den RGB-Daten kamen zu diesem Zeitpunkt die ALS-Daten zum Einsatz. Mithilfe der Laserscan-Daten konnten die Höheninformationen der einzelnen Flächenkategorien in die Segmentierung einfließen. Das hatte zur Folge, dass die Schatten, die bei der reinen Analyse der spektralen Eigenschaften problematisch sind, gänzlich wegfielen. Die Wuchshöhe konnte durch die Subtraktion des digitalen Geländemodells (DGM) vom digitalen Oberflächenmodell (DOM) errechnet werden. Durch die Genauigkeit der ALS-Daten mit 1 m Auflösung war es somit möglich, einzelne Bäume zu detektieren. Die Klassifikation der einzelnen Objekte wurde bei den historischen Daten nach der Helligkeit der Grauwerte und der Textur innerhalb der Objekte vorgenommen. Die Herausforderung war, die Vegetationsgrenzen in den Schattenbereichen zu bestimmen und die Unterscheidungen zwischen Wald und Strauchvegetation zu finden. Diese Klassifikation konnte jedoch nur durch manuelle Bearbeitung erreicht werden, da keine ausreichenden objektiven Kriterien gefunden werden konnten, die für alle zu untersuchenden Almflächen zugetroffen hätten. Bei der Klassifikation der aktuellen Daten wurden die in den Objekteigenschaften enthaltenen Höheninformationen der einzelnen Elemente für die Zuordnung zu den unterschiedlichen Landbedeckungsklassen herangezogen. Die Wuchshöhengrenzen, welche der Unterscheidung der Vegetationseinheiten dienten, wurden zuvor nach folgenden Grenzwerten festgelegt: Bäume bzw. Wald: > 2 m Sträucher: > 0,5 m bis 2 m Zwergsträucher: > 0,25 m bis 0,5 m Wiese 0,25 m Die Klassen Sträucher und Zwergsträucher wurden bei der Interpretation der Ergebnisse zusammengefasst. Da auf den historischen Bilddaten diese Unterscheidung nicht möglich war, konnte somit die Vergleichbarkeit verbessert werden. Jene Klassen, die keine Höheninformation aufwiesen und nach ihren spektralen Eigenschaften sehr hell waren (vegetationslose Flächen und Straßen), wurden mit Hilfe der RGB-Daten klassifiziert. Eine Besonderheit stellten die Gebäude dar, da diese meist die gleichen Höhenwerte wie die Klasse Wald hatten. In diesem Fall wurde auf die Form der Objekte zurückgegriffen. Bei Gebäuden musste 22 Landschaft und Nachhaltige Entwicklung. Band 5

31 die Objektform eine hohe Ähnlichkeit mit einem Rechteck aufweisen. Die Ergebnisse der objektbasierten Bildanalyse wurden anschließend mithilfe der Software ArcGIS kartografisch ausgewertet und verglichen und anhand der Flächeninformationen statistisch ausgewertet. 3. Ergebnisse Für die endgültige Untersuchung wurde aufgrund der oben bereits beschriebenen Problematik mit den historischen Bilddaten aus der Untersuchungsregion des INTERREG-Projektes eine Reihe von Mittelalmen aus vier unterschiedlichen Teilregionen ausgewählt. Die Auswahl fiel auf Mittelalmen, da hier aufgrund von Nutzungsform und -intensität die größten Veränderungen zu erwarten waren. Die vier Regionen, aus denen die Almen gewählt wurden, waren die Teilregionen Reiteralpe, Dientner Bergland, Hochkönig und Dachstein-West. Die Analyse zeigt, dass generell eine Zunahme von Waldflächen verzeichnet werden kann. In vielen Bereichen wurden Waldflächen zu Lasten von Flächen mit Strauchvegetation (in der Folge als Sukzessionsflächen bezeichnet) größer. Die Sukzessionsflächen haben sich zum Teil räumlich verlagert. Sie sind jedoch grundsätzlich eher an den Rändern der Almflächen vorzufinden. Die Flächen der Gebäude und in den meisten Fällen die vegetationslosen Flächen sind sowohl in ihrer flächenmäßigen Ausdehnung als auch in ihrer Flächenveränderung so gering vorhanden, dass sie in der Interpretation der Ergebnisse nicht beachtet werden Teilregion Reiteralpe Die Analyse dieser Teilregion ergab im Zeitvergleich der letzten 50 Jahre eine Abnahme der Waldfläche und eine Zunahme der Wiesenfläche. Gerade die großen Unterschiede, die anteilsmäßig vorliegen, waren unerwartet. Tatsächlich sind die Ergebnisse mit äußerster Vorsicht zu sehen. Die historischen Bilddaten im Bereich der Reiteralpe waren aufgrund von teils sehr schlechter Bildqualität nur grob zu segmentieren und daher sehr problematisch was die Klassifikation betraf. Aufgrund der Steilheit des Geländes in manchen Bereichen war die Überschattung so stark, dass es nicht möglich war, die Dichte des Baumbestands ein einigen Bereichen zu erkennen. Die Klassifikation der Schwarz/Weiß-Bilder war hier deshalb äußerst schwierig. Anders sieht es bei der Klassifikation der aktuellen Landbedeckung aus. Durch den Einsatz der ALS-Daten fielen die Schatten wie beschrieben weg und es konnten wesentlich exaktere Ergebnisse erzielt werden. In der kartografischen Auswertung kann man sehen, dass einerseits einige in den 1950er Jahren baumfreie Bereiche heute zugewachsen sind, andererseits konnten mithilfe der ALS-Daten jedoch Wiesenflächen detektiert werden, die aufgrund der Überschattung auf den historischen Luftbildern gar nicht sichtbar waren (vgl. Abb. 1). Die untersuchten Almen der Reiteralpe weisen eine Gesamtfläche von 409,26 ha auf. Band 5. Landschaft und Nachhaltige Entwicklung 23

32 Almname Agrargemeinschaft Litzlalm und Wiese Auer Weißbachalm Hundalpe Mayrberg- und Hochschaidalm Poechtmahdalm Scheffsnother Alpe Triesselstein Maislalm Fläche 115,65 ha 130,75 ha 41,93 ha 38,53 ha 6,28 ha 64,15 ha 11,97 ha Tab. 1 Die untersuchten Almen der Teilregion Reiteralpe Abb. 1 Visualisierung der unterschiedlichen Datengenauigkeiten. Links die historischen Daten, rechts die aktuellen mit den Ergebnissen aus den ALS-Daten. Die entsprechenden Almen sind in Tab. 1 mit der Größe der jeweils potenziell bewirtschaftbaren Almfläche aufgeführt. Betrachtet man eine Alm im Detail, so sieht man, wie hier am Beispiel der knapp 42 ha großen Hundalpe sehr deutlich, dass sich in den 1950er Jahren als Sukzession klassifizierte Flächen in Waldflächen umgewandelt haben. Der Anteil der Wiesenfläche ist hier nahezu gleich geblieben. Offensichtlich wurden hier keine Maßnahmen gegen das Zuwachsen der Sukzessionsflächen unternommen, sodass diese Bereiche zu Wald wurden. Die Diagramme und der kartografische Vergleich in Abb. 2 zeigen diese Veränderung sehr anschaulich. 24 Landschaft und Nachhaltige Entwicklung. Band 5

33 Anhand der Untersuchung in dieser Teilregion wurde deutlich, an welche Grenzen die Vergleichbarkeit von Luftbilddaten stößt, wenn die Datenqualität nur sehr schwer eine exakte Klassifikation ermöglicht. In den weiteren Teilregionen konnten bessere Vergleiche angestellt werden. Dort waren zum Teil wesentlich bessere Analysen der historischen Luftbilder möglich. Abb. 2 Kartografischer und statistischer Vergleich der Flächenkategorien der Hundalpe Teilregion Hochkönig Die 19 untersuchten Almen in der Teilregion Hochkönig zeigen in der Gesamtauswertung einen nahezu gleichbleibenden Anteil an Wiesenfläche, und, wie schon bei der Reiteralpe beobachtet, eine Abnahme der Sukzessionsflächen bei äquivalenter Zunahme von Waldfläche. Auch hier müssen die Ergebnisse allerdings wieder im Detail betrachtet werden, und eine repräsentative Entwicklung der Flächenveränderung zu erkennen. Auf manchen Almen kam es tatsächlich Band 5. Landschaft und Nachhaltige Entwicklung 25

34 zu einer Zunahme von Wiesenfläche. Die Zunahme ist zum einen wieder auf die hohe Genauigkeit der modernen Fernerkundungsmethoden zurückzuführen, zum anderen könnte die Entwicklung jedoch auch durch die Erschließung der Almen durch den Wintertourismus oder durch Schwend- und Rodungsarbeiten Erklärung finden. Die untersuchte Gesamtfläche der Almen in der Teilregion Hochkönig beträgt 1.325,4 ha. Die Almen sind in Tab. 2 aufgelistet. Dacheggalm Immelbergalm Käferlochalm Karalm Lausköpflalm Mittenfeldalm Mitterbergalm Hochkeil Mittereggalm Neubergalm Pichlalm Pureckalm Rapoldalm Riedingalm Rohrmoosalm Schönbergalm Schrambachalm Stegmoosalm Widdersbergalm Windraucheggalm Almname Fläche 30,10 ha 206,31 ha 19,62 ha 42,23 ha 9,86 ha 83,77 ha 118,59 ha 16,68 ha 13,72 ha 66,09 ha 24,20 ha 15,61 ha 31,63 ha 20,17 ha 100,28 ha 10,49 ha 50,38 ha 291,29 ha 174,38 ha Tab. 2 Die untersuchten Almen der Teilregion Hochkönig Im Detail betrachtet zeigen die Dacheggalm und die Windraucheggalm einen Trend hin zu einem Zuwachsen der freien Wiesenfläche. Die beiden Almen zeigen deutlich eine Zunahme der Waldflächen und eine starke Abnahme der freien Wiesenfläche. Ein besonders anschauliches Beispiel ist der Flächenvergleich der 30,1 ha großen Dacheggalm. Die in den historischen Daten als Sukzession klassifizierten Flächen sind nahezu vollständig in Waldflächen übergegangen. Zusätzlich dazu hat sich der Wald stark verdichtet und auf große Bereiche der Almfläche ausgebreitet. Es ist hier nahezu eine Halbierung der freien Wiesenfläche zu verzeichnen! In absoluten Zahlen gesehen handelt es sich dabei um einen Rückgang von 15,3 ha auf nur noch 8,4 ha Wiesenfläche. Die Zunahme der Waldflächen schlägt mit über 25 %, bzw. mit einer Zunahme von rund 7,7 ha zu Buche (Abb. 3). 26 Landschaft und Nachhaltige Entwicklung. Band 5

35 Abb. 3 Kartografischer und statistischer Vergleich der Flächenkategorien der Dacheggalm. Die etwas über 174 ha große Windraucheggalm zeigt ebenfalls ein Bild des Wiesenflächenverlustes. Auffällig ist der der relativ große Anteil an vegetationslosen Flächen mit über 20 %. Dieser hohe Anteil kommt daher, dass die Windraucheggalm eine sehr große vertikale Ausdehnung aufweist. Höher gelegene Flächen liegen im Bereich der vegetationslosen Felswände und Schutthalden. Auffällig ist auch hier wieder der Rückgang der Sukzessionsflächen von 9,37 % in den 1950er Jahren auf nur mehr 2,85 % zum aktuellen Beobachtungszeitpunkt. Auch hier sind wieder Sukzessionsflächen zu Waldflächen geworden. Die Zunahme der Waldflächen ging jedoch nicht nur zu Lasten der Sukzessionsflächen, sondern auch zu Lasten der freien Wiesenfläche. Diese hat im Vergleichszeitraum um knapp 10 % abgenommen. Die Waldfläche hat sich von 3,6 % in den 1950er Jahren auf 18,6 % signifikant erhöht. In absoluten Zahlen betrachtet betrug die Waldfläche auf den historischen Bilddaten knapp 6,3 ha. Mit den aktuellen Daten konnte eine Waldfläche von rund 32,5 ha ermittelt werden, was einer Flächenzunahme von 26,2 ha entspricht (vgl. Abb. 4). Band 5. Landschaft und Nachhaltige Entwicklung 27

36 Abb. 4 Kartografischer und statistischer Vergleich der Flächenkategorien der Windraucheggalm Teilregion Dientner Bergland Auch im Bereich des Dientner Berglandes kann in der Gesamtbetrachtung der Flächenauswertung kein Trend zu einer Verminderung der freien Wiesenfläche festgestellt werden. Allerdings ist auch hier wieder anzumerken, dass aufgrund der unterschiedlichen Datenqualität der beiden Untersuchungszeitpunkte die Gesamtbetrachtung wenig aussagekräftig ist. Auch hier konnte mit den modernen Fernerkundungsdaten eine wesentlich genauere Analyse durchgeführt werden und Flächen als Wiese klassifiziert werden, die auf den historischen Bilddaten aufgrund der Beschattung nicht identifizierbar waren. Das Dientner Bergland ist wie viele andere Regionen in den Alpen eine Region, die eine starke touristische Nutzung erfährt. Besonders der Wintertourismus spielt hier eine große Rolle. Die Anlage von Speicherteichen für die künstliche 28 Landschaft und Nachhaltige Entwicklung. Band 5

37 Beschneiung, wie es beispielsweise auf der Gauneralm und der Karkaseralm der Fall ist, zeigt den Eingriff in die Landschaft und die damit verbundenen Flächenveränderungen für den Schitourismus deutlich. In der Teilregion Dientner Bergland wurden 11 Almen mit einer Gesamtfläche von 479,55 ha untersucht. In Tab. 3 sind die Almen wiederum aufgelistet. Almname Buerglalm Eckfeldereralm Gauneralm Huberalm Karkaseralm Kendlhochalm Schlach-Pausenalm Schoberalm Tiergartenalm Wohlfahrtseck Zachhofalm Tab. 3 Die untersuchten Almen der Teilregion Dientner Bergland Fläche 19,17 ha 53,40 ha 31,41 ha 16,71 ha 150,77 ha 44,63 ha 28,76 ha 14,02 ha 34,12 ha 28,98 ha 57,58 ha Betrachtet man nun wieder einige Beispiele im Detail, so kann man jedoch auch hier die Entwicklung zu einem Zuwachsen der Almen beobachten. Die Flächenvergleiche der Eckfeldereralm und der Schoberalm veranschaulichen diesen Trend. Die 53,4 ha große Eckfeldereralm zeigt in der statistischen Auswertung eine deutliche Zunahme der Waldfläche zu Lasten der freien Wiesenfläche. Die Karte in Abb. 5 zeigt deutlich eine generelle Verdichtung des Baumbestandes von den Rändern her. Die Sukzessionsfläche hat nur gering abgenommen. Betrachtet man in diesem Zusammenhang die kartografische Auswertung, so sieht man, dass ein großer Bereich an Sukzessionsfläche im nordöstlichen Bereich der Alm nahezu komplett verschwunden ist. Die Sukzessionsflächen haben sich verlagert, treten aber nicht mehr in einer solchen Ausdehnung auf, wie es bei der eben beschriebenen Fläche der Fall war. Der Anteil der Wiesenfläche ist von knapp 91 % auf etwa 80 % zurückgegangen. Im westlichen Bereich der mit rund 14 ha recht kleinen Schoberalm lässt sich erkennen, dass der Waldbestand gerodet wurde. Hier ist ein moderates Aufkommen von Sukzessionsflächen zu verzeichnen. In den Randbereichen der Alm sind die Sukzessionsflächen zu Waldflächen geworden. Im Gesamtbild der Alm kann man aber sehr gut den von den Rändern her eindringenden Wald sehen. Auf der Schoberalm ist prozentuell gesehen beinahe eine Vervierfachung der Waldfläche von 5,7 % auf 20,5 % zu verzeichnen. Die Waldzunahme ging zu Lasten der freien Wiesenfläche. Diese verzeichnet eine Abnahme von über 12 % (vgl. Abb. 6). Band 5. Landschaft und Nachhaltige Entwicklung 29

38 Abb. 5 Kartografischer und statistischer Vergleich der Flächenkategorien der Eckfeldereralm. 30 Landschaft und Nachhaltige Entwicklung. Band 5

39 Abb. 6 Kartografischer und statistischer Vergleich der Flächenkategorien der Schoberalm Teilregion Dachstein West In dieser Teilregion wurden 10 Almen mit einer gesamten potenziell bewirtschaftbaren Almfläche von 783,44 ha vergleichend untersucht. Auch hier ist in der gesamten statistischen Auswertung der 10 Almen keine wesentliche Veränderung der Wiesenfläche zu verzeichnen. Auch die anderen Flächen wie Sukzession und Wald veränderten sich nur mäßig. Wiederum muss man jedoch bedenken, dass die Region Dachstein West durch intensive wintertouristische Nutzung geprägt ist. Detailbetrachtungen einzelner Almen können im Vergleich zum allgemeinen Trend gegensätzliche Veränderungen zeigen. Bei der knapp 117 ha großen Losegg-Baumgartenalm kann man sehr deutlich die Verdichtung der Waldflächen sehen. Im zentralen Bereich der Alm kann wieder der Übergang der Band 5. Landschaft und Nachhaltige Entwicklung 31

40 Almname Großedtalm Kleinedt-Faschlalm Lochalm Losegg-Baumgartenalm Mahdalm Mooselalm Riedlkaralm Stuhlalm Sulzkaralm Zwieselalm Tab. 4 Die untersuchten Almen der Teilregion Dachstein West Fläche 92,77 ha 60,51 ha 18,57 ha 116,84 ha 38,99 ha 110,98 ha 84,12 ha 93,73 ha 40,77 ha 126,16 ha Abb. 7 Kartografischer und statist. Vergleich der Flächenkategorien der Losegg-Baumgartenalm. 32 Landschaft und Nachhaltige Entwicklung. Band 5

41 Sukzessionsflächen in Waldflächen festgestellt werden. Die Waldfläche hat sich hier im Verlauf der letzten 50 Jahre signifikant vergrößert. Es kam zu mehr als einer Verdreifachung. Interessant ist, dass die Sukzessionsflächen nur um etwas mehr als 3 % abgenommen haben. Die freien Wiesenflächen haben lediglich um etwa 2 % abgenommen. Es stellt sich daher die Frage, zu welchen Lasten der Anstieg der Waldflächen, der mit etwa 13 % zu Buche schlägt, ging? Betrachtet man die Entwicklung der vegetationslosen Flächen auf der Losegg-Baumgartenalm, so sieht man, dass einige dieser Flächen im zentralen und östlichen Bereich zu Gunsten von Wiesenfläche verschwunden sind. Die Abnahme der vegetationslosen Flächen beträgt knapp 7 %. Abb. 7 veranschaulicht die Entwicklung der Flächen und zeigt deutlich die Verdichtung und damit verbundenen Vergrößerung der Waldflächen. Abb. 8 Kartografischer und statistischer Vergleich der Flächenkategorien der Riedlkaralm. Band 5. Landschaft und Nachhaltige Entwicklung 33

42 Auch bei detaillierter Betrachtung der 84,12 ha großen Riedlkaralm kann ein ähnlicher Trend wie bei der Losegg-Baumgartenalm festgestellt werden. Die Zunahme der Waldfläche war auch hier signifikant. In absoluten Zahlen ausgedrückt vergrößerte sich die Waldfläche von 3,86 ha in den 1950er Jahren auf 11,25 ha. Die freien Wiesenflächen auf der Riedlkaralm haben sich anteilsmäßig von etwas mehr als 90 % auf knapp 84 % reduziert. Die Zunahme der Waldfläche ist ausschließlich auf Verdichtung im Bereich der 1950er Waldflächen zurückzuführen. Es wurde aber auch ein Bereich südlich der Zufahrtsstraße gerodet, was in diesem Bereich zu einer kleinräumigen Zurückdrängung der Waldflächen führte. Selbstverständlich konnte diese Rodung die Waldzunahme nicht aufwiegen. Im Bereich nördlich der Straße ist wieder der Trend zu sehen, dass die Sukzessionsflächen zu Waldflächen wurden. 4. Diskussion und Schlussfolgerungen Der Schwerpunkt dieser Untersuchung, die im Rahmen des INTERREG IV-A Projektes Almregion Bayerisch-Salzburger Kalkalpen durchgeführt wurde, war eine Analyse der Möglichkeiten, Landschaftsveränderungen in alpinen Räumen großflächig darzustellen. Die Almen sind einem Wandel unterworfen. Schon vorangegangene Untersuchungen haben dies umfassend aufgezeigt (Weingartner et. al., 2008). Der Überblick über alle untersuchten Almen zeigt ein sehr vielfältiges Bild hinsichtlich der Veränderung der Vegetationsbedeckung in den vergangenen 50 Jahren. Auf manchen Almen zeigt sich eine Zunahme der freien Wiesenfläche, was gegen die Erkenntnisse aus vorangegangenen Untersuchungen spricht (vgl. Grubinger & Preiner, 2008). Auch sieht man keine dem allgemeinen Trend entsprechende Abnahme der Wiesenflächen in der Gesamtansicht einer untersuchten Region. Hier stellt sich natürlich die Frage, warum dieser Trend im Rahmen der vorliegenden Untersuchung nicht grundsätzlich bestätigt werden konnte. Ein Ansatzpunkt ist natürlich der aktive Eingriff des Menschen in die Landschaft. Man denke an die Erschließung der alpinen Gebiete für den Schitourismus. Hier wurden Flächenveränderungen herbeigeführt, etwa durch den Bau von Liftanlagen. Die besprochene touristische Nutzung ist jedoch nicht in allen Teilregionen und Untersuchungsgebieten gleicht stark ausgeprägt. Ein wesentlich entscheidenderer Faktor ist die Qualität der Daten, die für die Untersuchung zur Verfügung standen. Die Arbeiten im Rahmen dieser Untersuchung haben gezeigt, dass es nicht möglich ist, eine automatisierte Klassifikation der Almflächen mit den historischen Bilddaten durchzuführen. Selbst modernste GIS-Werkzeuge wie die Software ecognition können hier keine Abhilfe schaffen. Die Qualität der Luftbilder aus den 1950er Jahren ist für eine solche Analyse zu heterogen. Manche Luftbilder sind stark verdunkelt, andere wiederum stark überbelichtet. Die teilweise großen Überschattungsbereiche sind ein weiteres, bereits beschriebenes Problem. All diese Faktoren erzwingen eine manuelle Bearbeitung der historischen Daten. Es kommt also zu einer subjektiven Klassifikation der Landbedeckung. Die erste Fragestellung dieser Studie kann somit nicht positiv beantwortet werden. 34 Landschaft und Nachhaltige Entwicklung. Band 5

43 Ganz im Gegensatz zu der genannten Problematik stehen die Möglichkeiten mit den aktuellen Fernerkundungsdaten. Durch den Einsatz von Laserscan- Daten steht eine äußerst exakte Datenbasis zur Verfügung. Mit Hilfe der ALS- Daten können so genaue Ergebnisse erzielt werden, dass es möglich ist, einzelne Bäume zu detektieren. Somit besteht die Möglichkeit, nach verschiedenen Kriterien beispielsweise selektierte Bäume automatisiert der Klasse Wald zuzuordnen. Eine ebensolche automatische Klassifikation ist für die Sukzessionsflächen und die Gebäude möglich. Es ist also keine manuelle Klassifikation nötig. Damit fällt auch der ungewollte Faktor der Subjektivität weg. Die zweite Fragestellung kann somit positiv beantwortet werden. Die ALS-Daten ermöglichen auch eine Klassifikation nach beliebigen Generalisierungsgraden (vgl. Butzhammer, 2013). Es können also einzelne Flächen anhand des Überschirmungsgrades etwa als lichter Wald klassifiziert werden. Aufgrund der Vergleichbarkeit wurde jedoch auf eine Klassifikation von lichtem Wald in dieser Untersuchung verzichtet. Eine vollautomatisierte Klassifikation der aktuellen Daten lediglich mit den Farb-Orthophotos ist nicht möglich. Teilweise unterschiedliche spektrale Eigenschaften und Überschattungen erfordern ebenfalls, wie bei den historischen Daten, eine manuelle Klassifikation (vgl. Grubinger & Preiner 2007, Junghuber 2011). All diese Faktoren und die Arbeiten im Rahmen dieser Untersuchung zeigen deutlich, dass eine automatische und damit objektive Klassifikation nur durch den Einsatz zusätzlicher Daten ermöglicht wird. Die vorliegenden Ergebnisse zeigen auch die Problematik der Vergleichbarkeit von Almflächen zu unterschiedlichen Daten-Aufnahmezeiten. Die teilweise nur grobe Klassifikationsmöglichkeit der historischen Daten und die hochauflösenden und exakten Klassifikationen, die mit Hilfe der ALS-Daten entstehen, erbringen Vergleichsergebnisse, deren Interpretation mit äußerster Vorsicht vorgenommen werden muss. Ein Vergleich der Ergebnisse kann nur mit Hilfe der kartografischen Darstellungen eine repräsentative Aussage ergeben. Einzige Einschränkungen der Ergebnisse, die mit Hilfe der ALS-Daten erzeugt werden, sind Datenungenauigkeiten der Laserscan-Daten und die fehlerfreie Klassifikation der vegetationslosen Flächen. Vor allem sind hier die Straßen zu nennen, die durch Waldflächen führen. Die zusätzliche Verwendung von Infrarot-Daten könnte hier jedoch Abhilfe schaffen und zu einen noch exakteren Ergebnis führen. Band 5. Landschaft und Nachhaltige Entwicklung 35

44 Literatur Butzhammer, A. (2013): Klassifikation von Vegetationseinheiten mit Hilfe von Laserscanningdaten im Bereich der Mitterbergalm (Werfenweng/Tennengebirge). Bachelorarbeit, Universität Salzburg Grubinger, J. & M. Preiner (2008): Die Veränderung von Almflächen im Tennengebirge. Eine Analyse mit Hilfe Objektorientierter Bildverarbeitung. In: Weingartner H., Prüller, S. & M. Anzengruber (Hrsg.): Landschaft und Nachhaltige Entwicklung, Band 1. Salzburg: Selbstverlag der Arbeitsgruppe Landschaft und Nachhaltige Entwicklung, Junghuber, K. (2011): Auswertung von Landschaftsveränderungen mit objektorientierter Bildanalyse. Erstellung einer Change Detection mit ecognition am Beispiel des Riedingtales im Salzburger Lungau. Masterarbeit, Universität Salzburg. Weingartner, H., Prüller, S. & M. Anzengruber (2008): Almen im Tennengebirge. Ergebnisse eines interdisziplinären Projektes in den Salzburger Kalkalpen. Landschaft und Nachhaltige Entwicklung, Band 1, Salzburg 36 Landschaft und Nachhaltige Entwicklung. Band 5

45 Entwicklung einer grenzübergreifenden Datenbasis und räumlicher Indikatoren zur Almregion Bayerisch- Salzburger Kalkalpen Wolfgang Spitzer 1 Thomas Prinz 1 1 Research Studios Austria Forschungsgesellschaft mbh, Studio ispace, Schillerstraße 25, 5020 Salzburg, Austria wolfgang.spitzer@researchstudio.at thomas.prinz@researchstudio.at Abstract Interdisciplinary research collaborations require a common structured preparation and collection of data as well as evaluation procedures to treat crossthematic issues. Geographic information systems are well suited for spatial topics, using data management, spatial analysis and presentation techniques. This paper describes the process of systematization of various cross-border datasets and an evaluation of essential spatiotemporally trends by means of spatial indicators and cartographic visualizations. A selection of results concerning topographical, nature-related, agricultural, tourism-related and infrastructural indicators of mountain pastures in the study area is presented. Keywords: Cross-border database; spatial indicators; geographic information systems; cartography; mountain pastures Zusammenfassung Interdisziplinäre Forschungskooperationen erfordern eine gemeinsame, strukturierte Aufbereitung und Sammlung an Daten sowie Analysemethoden, um themenübergreifende Sachverhalte zu behandeln. Für raumbezogene Thematiken und Fragestellungen eignet sich der Einsatz Geographischer Informationssysteme zur Datenverwaltung, Auswertung und Darstellung von Ergebnissen. Der Beitrag zeigt die Systematisierung vielschichtiger länderübergreifender Datengrundlagen zu einer gemeinsamen Datenbasis und eine Ersteinschätzung grundlegender raumzeitlicher Trends über räumliche Indikatoren und kartographische Visualisierungen. Vorgestellt wird ein Ergebnisquerschnitt aus topographischen, naturbezogenen, almwirtschaftlichen, tourismusrelevanten sowie infrastrukturellen almbezogenen Kennzahlen der Almregion Bayerisch- Salzburger Kalkalpen. Schlüsselworte: Grenzübergreifende Datenbasis; Räumliche Indikatoren; Geographische Informationssysteme; Kartographie; Almen Band 5. Landschaft und Nachhaltige Entwicklung 37

46 1. Hintergrund Das Interreg IV A - Projekt Almregion Bayerisch-Salzburger Kalkalpen hat zum Ziel, Planungsgrundlagen und Nutzungsstrategien für die grenzüberschreitende Almregion Bayern-Salzburg zu erarbeiten, um eine nachhaltige Sicherung der Almen als Lebens- und Wirtschaftsraum zu unterstützen. Zu diesem Zweck werden im interdisziplinären und grenzübergreifenden Projektkonsortium 1 u.a. umfangreiche raumbezogene Daten zu verschiedensten Themenbereichen gesammelt, Auswertungen getätigt sowie auch Neuerhebungen im Feld durchgeführt, die den multifunktionellen Charakter von Almen widerspiegeln. Der vorliegende Beitrag beschreibt die parallel zu diesen einzelnen Bearbeitungen durchgeführte Zusammenführung der Datengrundlagen zu einer einheitlichen grenzübergreifenden räumlichen Datenbasis, auf deren Grundlage die Entwicklung eines ersten, teils grenzübergreifenden Indikatorensets zur Beschreibung von Zustand und Entwicklung der Almregion im Projekt erfolgte. Das Projektgebiet Almregion Bayerisch-Salzburger Kalkalpen (vgl. Karte 1) erstreckt sich West-Ost über beinahe 100 km von den westlichsten Chiemgauer Alpen bis zum Dachsteingebirge. Es umfasst in Salzburg mit einer Fläche von km² neun Teilregionen mit 246 Almen und 436 Almgebäuden. Auf bayerischer Seite werden zwölf Teilregionen (1.045 km²) mit 234 Almen bearbeitet. Für partielle vertiefende Analysen werden in Bayern fünf und in Salzburg drei Almgebiete behandelt. 2. Entwicklung einer grenzübergreifenden Datenbasis Ein wesentlicher Baustein der länderübergreifenden Zusammenarbeit ist die Erstellung einer räumlichen Datenbasis. Damit wird eine gemeinsame Analysegrundlage für almbezogene Indikatoren und kartographische Visualisierungen geschaffen. Die Datenbasis baut auf verschiedenen durch die Projektpartner und Projektunterstützer bereitgestellten, aber auch auf öffentlich zugänglichen sowie amtlichen Daten aus entsprechend unterschiedlichen Datensystemen auf. Die verwendeten Grundlagen weisen vielfältige Formate, räumliche Bezugssysteme, Standards und Definitionen auf, die grenzübergreifend zwar nicht immer uneingeschränkt vergleichbar sind, für belastbare Überblicksdarstellungen (bspw. kartographische Visualisierungen) allerdings geeignet sind. Als Vorverarbeitungsschritte werden abgesehen von grundsätzlichen Festlegungen und Datenharmonisierungsschritten für etliche Indikatoren neben gängigen räumlichen Analysemethoden (bspw. Datenverschneidungen) spezifische Verfahrensweisen aus dem Bereich der Geographischen Informationsverarbeitung unter Einbezug ergänzender Daten-grundlagen angewendet: 1 Universität Salzburg, Fachbereich Geographie und Geologie (Lead-Partner); Amt für Ernährung, Landwirtschaft und Forsten Traunstein; Research Studios Austria Forschungsgesellschaft mbh - Studio ispace 38 Landschaft und Nachhaltige Entwicklung. Band 5

47 Karte 1 Übersicht zum Projektgebiet Interreg IV A Almregion Bayerisch-Salzburger Kalkalpen Reliefklassifikationsmodell auf Basis eines Digitalen Höhenmodells (vgl. Barka, Vladovic & Malis 2011) zur Ableitung topographischer Parameter (Themenfeld Lage) Netzwerkbezogenes Erreichbarkeitsmodell auf Basis von Verkehrswegen, ländlichem Wegenetz und Wanderwegen zur Ableitung von Entfernungen (Themenfeld Erschließung) Abb. 1 Grenzübergreifende räumliche Datenbasis und Themenfelder Band 5. Landschaft und Nachhaltige Entwicklung 39

48 Diese grenzübergreifende Datenbasis beinhaltet umfangreiche almbezogene Kennzahlen zu verschiedenen Themenfeldern des Themenkomplexes Almen (vgl. auch Abb. 1): Das Themenfeld Lage beinhaltet Kennzahlen zur Lage im Gelände sowie zum Flächenausmaß: Höhenlage der Almfläche bzw. des Almgebäudes; topographische Position, mittlere Hangneigung und Hangorientierung der Almfläche; Ausmaß der Almfutterfläche bzw. der Lichtweidefläche Das Themenfeld Natur beinhaltet landbedeckungs- und landschaftsschutzrechtlich relevante Kennzahlen: Landbedeckungsklassen; Waldfunktionsklassen; Schutzgebietsauswertung; Biotoptypenauswertung Das Themenfeld Bewirtschaftung beinhaltet almwirtschaftliche Kennzahlen: Nutzungsform; Auftriebszahlen; Almpersonal; Rechtsform; Almpflegemaßnahmen; Angaben zur Ökologischen Bewirtschaftung, zur Mutterkuhhaltung und Milchdirektvermarktung Das Themenfeld Tourismus beinhaltet Kennzahlen zur almtouristischen Nutzung: Art der Nutzung eines Almgebäudes für Gastronomie und Beherbergung; Saisonalität der touristischen bzw. Erholungsnutzung eines Almgebäudes Das Themenfeld Gebäudeinfrastruktur beinhaltet Kennzahlen zur infrastrukturellen Ausstattung: Art der Energie- und Lage der Wasserversorgung; Art der Abwasserentsorgung; Gebäudezustand, -bauweise und -architektur; almwirtschaftliche Nutzung des Almgebäudes; Gebäudeanzahl Das Themenfeld Erschließung beinhaltet Kennzahlen zur infrastrukturellen Erschließung und Erreichbarkeit: Erschließung (Fußweg, Fahrweg; Erschwerniszuschlag; Hofentfernung; Wegezustand; Anschluss an touristische Infrastrukturen (Lift, Schipiste, Wanderweg, Loipe, Rodelbahn, Schitourenroute); Nähe zu Agglomerationen sowie zum Talort Aufgrund dieser Themenvielfalt und der heterogenen Datenquellen ist naturgemäß keine raumzeitliche Vollständigkeit an Kennzahlen gegeben. Es liegen unterschiedliche Zeitstände sowie unterschiedliche Maßstabsebenen der Kennzahlen vor (bspw. Almflächen, Teilregionen, Landkreise etc.). Zu ihrer Standardisierung und um wechselseitige Verknüpfungen zwischen Kennzahlen zu ermöglichen, wurde die Verspeicherung in einer Geodatenbank (ESRI File Geodatabase) gewählt. Auf diese Weise werden durch Einbezug der Koordinate in den Datenbankaufbau eine vollständige Integrität und Konsistenz der Kennzahlen über Almbetriebsnummer, Teilregion-Bezeichnung und dergleichen erreicht und somit optimale Voraussetzungen für darauf aufbauende Analysen geschaffen. Zusätzlich zu den inhaltlich almbezogenen Kennzahlen werden notwendige Orientierungsdaten für die kartographische Visualisierung aufbereitet. 40 Landschaft und Nachhaltige Entwicklung. Band 5

49 3. Räumliches Indikatorenset Zustand & Entwicklung Geographische Informationssysteme (GIS) bieten adäquate Werkzeuge zur Darstellung und Bewertung räumlicher Komplexe durch Bildung von Kenngrößen (Indikatoren). Räumliche Indikatorensets und -systeme werden erfolgreich in räumlichen Planungsprozessen zur Entscheidungsunterstützung sowie zum Monitoring von Entwicklungen herangezogen. Auf Grundlage der entwickelten grenzübergreifenden Datenbasis lässt sich ein erstes Kernset an deskriptiven, teils grenzübergreifenden Indikatoren zu Zustand und Entwicklung der Almregion ableiten. Nicht nur um datenschutzrechtliche Aspekte zu beachten, sondern auch um Überblicksinformation zu wesentlichen zeitlichen oder räumlichen Trends ableiten zu können, wird als größter Ausgabemaßstab die Raumebene Teilregionen (vgl. Karte 1) herangezogen. Indikatorenentwicklung bewegt sich stets im Spannungsfeld zwischen Datenverfügbarkeit, Datenbelastbarkeit, Aussagegehalt und Darstellbarkeit. Die Erarbeitung und Umsetzung des Indikatorensets erfolgte in enger Abstimmung mit den Fachexperten resp. Datenerhebern des Projektkonsortiums. Die erfolgten Auswertungen wurden diesen im Zuge der Projektbearbeitung zur Verfügung gestellt. Den im Projekt erreichten Auswertungsstatus des Indikatorensets zur Almregion zeigt Abb. 2. Abb. 2 Indikatorenset Zustand und Entwicklung, Ausgabemaßstab und Auswertungsstatus Band 5. Landschaft und Nachhaltige Entwicklung 41

50 4. Ausgewählte Ergebnisse zur Almregion Im gegenständlichen Kapitel wird eine erste Auswahl an Ergebnissen vorgestellt, die im Projekt auf Grundlage des in Kapitel 3 behandelten Indikatorensets erzielt wurden. Der Schwerpunkt ist dabei auf grenzübergreifende Darstellung und kartographische Visualisierung zur Veranschaulichung regionaler Unterschiede gelegt. Der Anteil unterschiedlicher Almhöhestufen 2 an der Gesamtzahl der Almen ist für die 21 Teilregionen in Karte 2 dargestellt. Diese topographischen Höhenstufen liefern nicht nur Hinweise zu den Bewirtschaftungsverhältnissen sondern auch zu den unterschiedlichen klimatischen Gegebenheiten und der Vielfalt hinsichtlich Vegetation und Boden. Während auf Salzburger Seite mehr als die Hälfte der Almen den Mittelalmen und 5 % den Hochalmen zugeordnet werden, weist der bayerische Raum mehr als ¾ Niederalmen auf. Schutzgebiete schützen nicht nur Natur und Landschaft, sondern können auch die regionalwirtschaftliche Entwicklung fördern. Insofern sind sie für die Almwirtschaft von Bedeutung, da Schutzgebiete naturgemäß u.a. eine restriktivere Bewirtschaftungsnutzung, aber auch Chancen und Potenziale für touristische Zusatznutzung und damit ökonomische Bedeutung für die Almbewirtschaftung bedeuten (vgl. auch Amt der Salzburger Landesregierung 2013). Die Lage von Almen in naturschutzrechtlich geschützten Gebieten (Naturschutzgebiet, Natura-2000-Gebiet, Landschaftsschutzgebiet, Nationalpark) ist anteilsmäßig an der Gesamtzahl grenzübergreifend auf Teilregionsebene in Karte 3 dargestellt. Etwa ein Drittel der Almen beiderseits der Grenze (Bay: 31 %; Sbg: 36 %) liegt vollständig oder zumindest teilweise in Schutzgebieten unterschiedlicher Kategorien. Während in den zentral gelegenen Teilregionen sehr hohe Anteile erreicht werden, liegen etwa die Almen in den Teilregionen Hochgern - Hochfelln, Chiemgauer Alpen - Steinplatte und Dientener Bergland vollständig außerhalb von Schutzgebieten. Der Stellenwert der Almwirtschaft in der Region kann an den Alpungsquoten den Anteilen unterschiedlicher Tierkategorien am gesamten Auftrieb abgelesen werden. Insgesamt ist ein Trend zu weniger arbeitsintensiven Bewirtschaftungsformen und damit verbunden ein Rückgang von Milchkühen bzw. Melkalmen zu beobachten. So ist etwa der Anteil der Milchkühe am gesamten Auftrieb ausgehend von einem Viertel in den 1950er Jahren auf ein Achtel in den 1980er Jahren gesunken. Im Gegenzug hat der Anteil von Tierkategorien, die geringeren Personaleinsatz fordern (Galtrinder, Pferde, Schafe, Ziegen) entsprechend zugenommen. Auffällig ist die unterschiedliche Entwicklung zwischen dem bayerischen und salzburger Teil (siehe Abb. 3a). Der prozentuelle Rückgang an Milchkühen war in Bayern sehr viel stärker ausgeprägt. Pferde, Schafe und Ziegen spielen hier gegenwärtig am gesamten Auftrieb mit unter 10 % eine eher untergeordnete Rolle ganz im Unterschied zu Salzburg. 2 Niederalm: < m; Mittelalm: m m; Hochalm: > m; vgl. Groier Landschaft und Nachhaltige Entwicklung. Band 5

51 Hier liegt deren Anteil nach einem Rückgang bis in die 1990er Jahre aktuell wieder bei mehr als 25 %. Karte 2 Höhenlage der Almflächen bzw. Lichtweiden Die Teilräume des Projektgebietes (Karte 4) zeigen ein differenziertes Bild der Alpungsquoten. Obwohl beinahe alle Teilregionen bzw. Landkreise von einem Rückgang des Milchkuhanteils betroffen sind, fällt dieser teils in sehr starker (bspw. Teilregion Hoher Göll - Hagengebirge), teils in moderater Ausprägung aus. Dieser Rückgang geht naturgemäß oftmals mit zunehmenden Anteilen an Galtrindern einher. Beachtenswert sind jedoch auch die unterschiedlichen Anteile von Schafen und Ziegen (bspw. Loferer-Leoganger Steinberge) oder auch von Pferden (bspw. Dachstein West) und damit deren Bedeutung in der lokal vorhandenen Almwirtschaftsstruktur. Nicht nur die Alpungsquoten sondern auch die absolute Zahl der aufgetriebenen Tiere hat sich seit den 1950er Jahren erheblich verändert (vgl. Abb. 3b). So ist zwar die absolute Zahl an Tieren insgesamt verhältnismäßig stabil (Salzburger Teil: +439 Tiere, +4,5 %; Bayerischer Teil: -985 Tiere, -15,3 %), für einzelne Tierkategorien jedoch sehr viel differenzierter. Der Rückgang von Milchkühen im Salzburger Teil um 41,3 % (-944 Milchkühe) wurde durch eine beträchtliche Zunahme um Galtrinder (+63,9 %) mehr als ausgeglichen. Dahingegen weist der bayerische Teil eine sehr viel stärkere Abnahme von Milchkühen (-73,3 %, Milchkühe), jedoch kaum Änderungen bei den Galtrindern auf (+4 %, +173). Ausgehend von geringen Auftriebszahlen von Schafen, Ziegen und Pferden in den 1950er Jahren überzeichnet die relative Band 5. Landschaft und Nachhaltige Entwicklung 43

52 Zunahme im bayerischen Teil die tatsächliche absolute Entwicklung (+147 Pferde, +197 Schafe und Ziegen) sehr stark. Eindeutig sind aber beiderseits der Grenze Trends zur arbeitsextensiven Tierhaltung festzustellen. Teilraumbezogen ist im Allgemeinen seit den 1950er Jahren der starke Rückgang an Milchkühen beobachtbar, der teils durch die Zunahme anderer Tierkategorien kompensiert wird. Ein insgesamt leicht positiver Trend im Tierbesatz ist in den Teilregionen Dachstein West, Hoher Göll - Hagengebirge, Steinernes Meer sowie im Landkreis Berchtesgadener Land zu verzeichnen. Einen verhältnismäßig starken Rückgang des Tierbesatzes um mehr als 25 % zeigen die Teilregionen Reiteralpe sowie Loferer-Leoganger Steinberge. Karte 3 Lage von Almen in Schutzgebieten Der anhand der Alpungsquoten (s.o.) ersichtliche Strukturwandel mit einem Trend hin zur arbeitsextensiven Tierhaltung spiegelt sich auch in einem Wechsel der Nutzungsform der einzelnen Almen wider. Die Entwicklungspfade der 246 Almen im Salzburger Teil des Projektgebietes hinsichtlich ihrer Nutzungsform 3 für die Zeitstände 1952, 1986 und 2012 illustriert Abb. 4. Vor allem in der Phase ist neben kleineren Verschiebungen ein deutlicher Nutzungswandel von Gemischten Almen zu reinen Galtalmen (99 Almen; 40 %) erkennbar. Dieser Trend setzt sich auch in der Phase fort, womit die Galtalm mit beinahe 60 % die gegenwärtig dominierende Alm- 3 Die Nutzungsform einer Alm wird anhand der Anzahl der aufgetriebenen Tierkategorien klassifiziert (Gemischte Alm: Milchkühe und verschiedene Tierkategorien; Galtalm: keine Milchkühe, aber Galtrinder; Pferdealm: keine Rinder, überwiegend Pferde; Schafalm: keine Rinder, überwiegend Schafe; keine Nutzung: kein Auftrieb). 44 Landschaft und Nachhaltige Entwicklung. Band 5

53 Nutzungsform ist. Arbeitsextensivierungs- bzw. Spezialisierungstendenzen sind anhand der Bestände an Schaf- und Pferdealmen 2012 zu erkennen. Abb. 3 a: Alpungsquoten im Projektgebiet; b: Entwicklung der Auftriebszahlen im Projektgebiet Karte 4 Alpungsquoten (Bay: Landkreise; Sbg: Teilregionen) Die touristische Nutzung von Almen stellt durch zusätzliche Erwerbsmöglichkeiten nicht nur einen Teil des gesamtbetrieblichen Einkommens dar, sondern ist auch ein wesentliches Rückgrat der regionalen Tourismus- und Freizeitwirtschaft. Entscheidend für diese wechselseitige Ergänzung sind neben der Band 5. Landschaft und Nachhaltige Entwicklung 45

54 touristischen Bewirtschaftung von Almgebäuden auch die entsprechenden Erschließungen. Abb. 4 Entwicklungspfade der Nutzungsform (Salzburger Kalkalpen) Auf den 246 Almen der neun Salzburger Teilregionen (vgl. Abb. 5) sind insgesamt 436 Almgebäude vorhanden (Kartierung ). Etwa ein Drittel der Almen weist Almgebäude auf, die im Sommer für Tourismus- oder Erholungszwecke genutzt werden. Diese sind überwiegend auch durch Lifte mit Sommerbetrieb oder offizielle Wanderwege erreichbar. Insgesamt sind etwa 80 % der 246 Almen im Salzburger Teil des Projektgebietes derart für den Sommertourismus erschlossen. Neben dem Sommertourismus kann auch dem Wintertourismus eine wesentliche Bedeutung für die Alm- und Regionalwirtschaft zugeschrieben werden. Der Anteil von Almen mit Winternutzung ist jedoch geringer, da eine touristische Nutzung außerhalb der Almsaison naturgemäß nicht ergänzend zur Almwirtschaft betrieben wird. Insgesamt befinden sich aber in den neun Salzburger Teilregionen auf 43 der 246 Almen auch Almgebäude, die in der Wintersaison für Tourismus- oder Erholungszwecke genutzt werden. Sie sind meist auch durch Schipisten, Langlaufloipen, Skitourenrouten oder Rodelbahnen an die wintertouristische Infrastruktur angebunden. Von den 246 Almen im Salzburger Teil des Projektgebietes weist aber ungeachtet der Gebäudenutzung immerhin die Hälfte eine wintertouristische Erschließung auf (vgl. Abb. 5). 46 Landschaft und Nachhaltige Entwicklung. Band 5

55 Abb. 5 Touristische Sommer- und Winternutzung (Salzburger Kalkalpen) Die Rolle des Sommertourismus in den einzelnen Teilregionen der Salzburger Kalkalpen zeigt Karte 5 analog zu Abb. 5. Vor allem in den Regionen Dientener Bergland, Hochkönig, Tennengebirge und Dachstein West hat der Sommertourismus auf Almen einen überdurchschnittlich hohen Stellenwert. Einen relativ hohen Grad an Almen mit wintertouristischer Gebäudenutzung weisen dagegen die Teilregionen Chiemgauer Alpen-Steinplatte sowie Dachstein West mit mehr als 25 % auf (vgl. Karte 6). Die touristische Erschließung der 246 Almen durch Schipisten, Langlaufloipen, Skitourenrouten oder Rodelbahnen variiert in den neun Teilregionen zwischen 25 % (Reiteralpe) und etwa 70 % (Tennengebirge) der jeweiligen Gesamtzahl an Almen. Die Kartierung der Erholungsnutzung der 436 Almgebäude in den Salzburger Kalkalpen zeigt, dass beinahe 30 % für gastronomische Zwecke (Almbuffet oder Gastronomie) oder zur Beherbergung (Zimmer- oder Dauervermietung) genutzt werden. Die Teilregion-Ergebnisse in Karte 7 lassen neben den unterschiedlichen Intensitäten dieser Erholungsnutzung von Almgebäuden aber auch einen gewissen Beherbergungsschwerpunkt im Westen (Chiemgauer Alpen-Steinplatte, Reiteralpe) erkennen, während bspw. in den Teilregionen Tennengebirge, aber v.a. auch Hochkönig und Dientener Bergland der Gastronomie und damit auch dem Tagestourismus ein wesentlicher Stellenwert zugeschrieben werden kann. Band 5. Landschaft und Nachhaltige Entwicklung 47

56 Karte 5 Touristische Sommernutzung (Salzburger Kalkalpen) Karte 6 Touristische Winternutzung (Salzburger Kalkalpen) 48 Landschaft und Nachhaltige Entwicklung. Band 5

57 Karte 7 Erholungsnutzung von Almgebäuden (Salzburger Kalkalpen) Karte 8 Erschließung von Almen (Bay: Landkreise; Sbg: Teilregionen) Band 5. Landschaft und Nachhaltige Entwicklung 49

58 Besondere Relevanz für eine rationelle Almbewirtschaftung hat die Erreichbarkeit bzw. verkehrliche Erschließung von Almen (vgl. Groier 2010; Glück 2012). Einen mit 96,4 % sehr hohen Erschließungsgrad über Fahrwege für den bayerischen Teil zeigt Abb. 6a; nur acht von 221 Almen sind lediglich über Fußwege zu erreichen. Im Gegensatz dazu liegt der Anteil der alleinigen Fußwege-Erschließung in den Salzburger Kalkalpen bei nahezu 17 % (Kartierung ). Die räumliche Verteilung in Karte 8 lässt v.a. für die Teilregionen Loferer-Leoganger Steinberge und Hoher Göll-Hagengebirge unterdurchschnittliche Erschließungsgrade über Fahrwege erkennen. Eine Einschätzung der Bewirtschafter zum Zustand der Wege (Abb. 6b) macht eine insgesamt mäßige Wegebeschaffenheit deutlich; nur 32 % der Fahrwege wird ein guter Zustand zugewiesen. Abb. 6 a: Fuß- und Fahrwegerschließung von Almen im Projektgebiet; b: Bewirtschaftereinschätzung zum Wegezu-stand (Salzburger Kalkalpen) 5. Fazit & Ausblick Der vorliegende Beitrag beschreibt den Aufbau einer umfangreichen grenzübergreifenden Datenbasis als Grundlage zur Ableitung von Zustands- und Entwicklungsindikatoren zur Almregion Bayerisch-Salzburger Kalkalpen. Nicht nur für die Zusammenführung sondern auch zur Auswertung von interdisziplinären und mehrdimensionalen Themenkomplexen stellen Geographische Informationssysteme geeignete Werkzeuge bereit. Sie bieten die Möglichkeit zur Verknüpfung unterschiedlichster Datenschichten sowie zur Abbildung zeitlicher Entwicklungen und v.a. räumlicher Variabilität. Die Konzeption und Dokumentation der Alm-Datenbasis ist ein erster Schritt für einen möglichen Aufbau eines zukünftigen Alm-Monitorings (z.b.: Wie entwickelt sich die Almerschließung? Wie entwickelt sich die touristische Nutzung?). 50 Landschaft und Nachhaltige Entwicklung. Band 5

59 Mit dem vorgestellten Indikatorenset wird eine Ersteinschätzung grundsätzlicher raumzeitlicher Trends der Almregion erreicht, womit jedoch nur ein Bruchteil der Analysemöglichkeiten ausgeschöpft ist. Die entwickelte Geodatenbank stellt durch den hohen Integrationsgrad eine praktikable Grundlage zur Beantwortung bzw. Indikation von zu konkretisierenden Fragestellungen dar, die im Rahmen des gegenständlichen Projekts nicht behandelt werden konnten. So lassen sich etwa raumzeitliche Zusammenhänge aufzeigen oder auch wechselseitige Abhängigkeiten quantifizieren und beurteilen und somit für regionale Entwicklungsprogramme oder die Weiterentwicklung von Fördermaßnahmen nutzbar machen. 6. Danksagung Die Autoren bedanken sich für die Bereitstellung von Datengrundlagen bei den Projektpartnern (Forschungsgruppe Landschaft und Nachhaltige Entwicklung der Universität Salzburg; Amt für Ernährung, Landwirtschaft und Forsten Traunstein) sowie bei den Fördergebern und Unterstützern (Land Salzburg, Referat 4/22: Agrarwirtschaft, Bodenschutz und Almen, Referat 7/01: Landesplanung und SAGIS; Bayerisches Staatsministerium für Ernährung, Landwirtschaft und Forsten). Literatur Amt der Salzburger Landesregierung, Abteilung Lebensgrundlagen und Energie (Hrsg., 2013): Positionspapier. Almwirtschaft aus der Sicht der Almbewirtschafter, Naturschutzabteilung, Land- und Forstwirtschaft, Landesumweltanwaltschaft, Landwirtschaftskammer, Alm- und Bergbauernverein. - Salzburg. Barka, I., J. Vladovic & F. Malis (2011): Landform classification and its application in predictive mapping of soil and forest units. - Ostrava. In: Proceedings GIS Ostrava Bundesanstalt für Agrarwirtschaft und Bundesanstalt für Bergbauernfragen (Hrsg., 2011): INVEKOS-Datenpool 2011 des BMLFUW. Übersicht über alle im Ordner Invekosdaten enthaltenen Datenbanken mit ausführlicher Tabellenbeschreibung sowie Informationen zu sonstigen verfügbaren Datenbanken. o.o. - Online: (Zugriff: ). Glück, A. (2012): Aspekte des Almwegebaus in Oberkärnten unter Berücksichtigung der verschiedenen Akteursgruppen. Masterarbeit an der Universität für Bodenkultur. - Wien. Band 5. Landschaft und Nachhaltige Entwicklung 51

60 Gmeiner, P. & M. Groier (2009): Das Potential von GIS-Rasteranalysen. Einsatzmöglichkeiten von GIS am Beispiel der Analyse von Betriebsaufgaben in der österreichischen Landwirtschaft. - Wien, (= Bundesanstalt für Bergbauernfragen (Hrsg.): Facts & Features 41). Groier, M. (2010): Almstatistik Zahlen und Fakten zur österreichischen Almwirtschaft. - Wien, (= Bundesanstalt für Bergbauernfragen (Hrsg.): Facts & Features 43). Parizek, T. (2006): ALP Austria. Programm zur Sicherung und Entwicklung der alpinen Kulturlandschaft. Almen und Almwirtschaft in Österreich. Auswertung und Analyse der landwirtschaftlichen Struktur der österreichischen Almwirtschaft. - Wien. Ressi, W. et al. (2006): ALP Austria. Programm zur Sicherung und Entwicklung der alpinen Kulturlandschaft. Programm und Plan zur Entwicklung der Almwirtschaft. - Klagenfurt. Suske, W. et al. (2012): Evaluierung des Programms zur Ländlichen Entwicklung im Bereich der Almen. - Wien. Tasser, E., U. Tappeiner & A. Cernusca (2001): Südtirols Almen im Wandel. Ökologische Folgen von Landnutzungsveränderungen. - Bozen. Trixl, H. (2006): Was die Alm leistet. Beschreibung und Bewertung der Funktionen von Almflächen mit Hilfe von Nachhaltigkeitskriterien. Diplomarbeit an der Universität für Bodenkultur. - Wien. 52 Landschaft und Nachhaltige Entwicklung. Band 5

61 Die Pferdealpung in den Salzburger Kalkalpen 1 Universität Salzburg, Fachbereich Geographie und Geologie, Hellbrunnerstraße 34, 5020 Salzburg, Austria Arbeitsgruppe Landschaft und Nachhaltige Entwicklung Tanja.Maurer@stud.sbg.ac.at Tanja Maurer 1 Abstract Alpine farming has changed dramatically in recent decades. Not only the number of cattle, also the livestock structure has changed. The focus of this work is a detailed analysis of the development of alpine horse farming in the study area. For this purpose, data from the survey years 1952, 1974, 1986, 2000 and 2009 were analysed. The development of alpine horse farming in the county of Salzburg is discussed briefly. The analysis shows a remarkable decrease of the number of horses between , which is caused by the progressive mechanization in agriculture. However, in the past three decades horses have been discovered to be valuable for tourism. This is one indicator of the slight increase of the number of horses in some of the subareas. In the second part of this work the influence of horses on alpine pasture is discussed. Due to the feeding habits and the natural way of life, horses are crucial for alpine pasture management and the maintenance of alpine pastures. Additionally, qualitative interviews in the study area give insight into the practical implementation of horse pasturing. Keywords: alpine horse pasturing, pastureland conservation, live stock population, Salzburg Limestone Alps Zusammenfassung Der Almauftrieb hat sich in den letzten Jahrzehnten stark verändert. Nicht nur die Anzahl des Viehs, sondern auch die Zusammensetzung der gealpten Tiere unterlag einem Wandel. Der Fokus dieser Arbeit liegt auf einer detaillierteren Analyse der Auftriebszahlen von Pferden im Untersuchungsgebiet. Dafür wurden Daten aus den Erhebungsjahren 1952, 1974, 1986, 2000 und 2009 herangezogen. Die Entwicklung der Pferdealpung im Bundesland Salzburg wird im Zuge dessen kurz besprochen. Der Pferdeauftrieb war von einem erheblichen Rückgang zwischen geprägt. Dieser ist auf die fortschreitende Motorisierung in der Landwirtschaft zurückzuführen. Im weiteren Verlauf war wieder eine Zunahme der Pferdealpung erkennbar. Der Einsatz von Pferden für Tourismusangebote ist ein Indiz dafür. Die Bedeutung der Pferde für die Almweide wird im zweiten Teil der Arbeit erläutert. Durch ihre Fressgewohnheiten und die natürliche Lebensweise haben Pferde Einfluss Band 5. Landschaft und Nachhaltige Entwicklung 53

62 auf die Almpflege. Dadurch können sie in das Weidemanagement miteinbezogen werden. Qualitative Interviews im Untersuchungsgebiet geben einen Einblick in die Praxis der Pferdealpung. Schlüsselworte: Pferdealpung, Weidepflege, Auftriebszahlen, Salzburger Kalkalpen 1. Einleitung/Fragestellung Die Bedeutung der Pferde für die Almbauern zeigte im letzten Jahrhundert einen deutlichen Wandel. Pferde nahmen auf Almen lange Zeit eine wichtige Rolle ein. Nicht nur die Funktion als Arbeitstier war unentbehrlich, auch die Beweidung durch Pferde, welche damit einherging, war ein wesentlicher positiver Nebeneffekt für die Almpflege. Zwischen 1952 und 1974 wurde ein starker Rückgang der Weidetiere und somit auch der gealpten Pferde verzeichnet. Der Rinderauftrieb nahm wieder zu, Pferde allerdings erlebten vorerst keinen vergleichbaren Aufschwung mehr. Erst Daten aus dem Erhebungsjahr 2000 (INVEKOS) zeigen wieder einen erwähnenswerten Anstieg. Als Datenquelle für das Projektgebiet wurde die Arbeit von Haderer (2008) herangezogen. Sie analysierte die Auftriebszahlen aus den Jahren 1952, 1974 und 1986 sowie die INVEKOS-Daten aus den Jahren 2000 und Weitere Publikationen zur Pferdealpung finden sich in Arbeiten von Machatschek (2005, 2010, 2011, 2012), der sich umfassend mit dem Weidemanagement beschäftigte und die Einflüsse von Pferden auf Almweiden diskutiert. In der vorliegenden Arbeit werden die vorhandenen Forschungsergebnisse diskutiert und durch eigene Erkenntnisse aus qualitativen Interviews im Untersuchungsgebiet ergänzt. Zunächst wird die Entwicklung des Pferdeauftriebes im Bundesland Salzburg und speziell im Untersuchungsgebiet des Projektes analysiert. Hierbei wird der Fokus darauf gelegt, die Veränderungen des Auftriebs und die derzeitigen Motive der Pferdehaltung zu erheben und zu interpretieren. Die zweite Fragestellung, welche sich mit dem Einfluss der gealpten Pferde auf die Almweiden beschäftigt, bietet einen Überblick vom Fressverhalten und der Lebensweise von Pferden bis zu einem angepassten Weidemanagement. Dabei ermöglichen vor allem die Ergebnisse aus den Interviews einen guten Einblick in die Alpungsverhältnisse im Untersuchungsgebiet. Denn trotz des vorhandenen Wissens der Beteiligten über den richtigen und vor allem nutzungsorientierten Einsatz von Pferden auf Almen, erfolgt die tatsächliche Anwendung der Kenntnisse laut den Befragungen im Projektgebiet unzureichend. 2. Datengrundlage & Methodik Die Daten, welche für die Diagramme und kartographischen Darstellungen verwendet wurden, stammen aus INVEKOS Datensätzen der Agrarmarkt Austria (AMA), einzelner Almerhebungen (Haderer 2008) und der Salzburger 54 Landschaft und Nachhaltige Entwicklung. Band 5

63 Landesregierung (SAGIS). Mit sieben Almbesitzern/Almbauern aus dem Untersuchungsgebiet wurden qualitative Interviews durchgeführt, um die Bedeutung der Pferde besser zu verstehen und die statistischen Daten unmissverständlich zu interpretieren. Diskussionsgrundlage zu Aspekten von Weidepflege und Weidemanagement stellen die Erkenntnisse in den wissenschaftlichen Arbeiten von Machatschek (2005, 2010, 2011, 2012) dar. 3. Ergebnisse zur Entwicklung des Pferdeauftriebs 3.1. Allgemeine Entwicklungen des Pferdeauftriebs in Österreich und Salzburg Die Bestoßung der Almen wurde amtlich erstmals mit der Einführung des Alpkatasters in den Jahren 1950/1952 erhoben (Haderer 2008, 34). In Österreich wurden 1949/ Pferde gealpt. Davon entfallen Pferde auf das Bundesland Salzburg. Im Jahr 1974 waren es österreichweit nur mehr gealpte Pferde, im Land Salzburg noch Diese Abnahme der Pferde resultiert aus dem wirtschaftlichen Aufschwung, welcher einen gravierenden Strukturwandel in der Landwirtschaft auslöste (Penz 1978, 116f). Seit Ende der 80iger Jahre nimmt die Nachfrage durch das Zuchtinteresse der Bauern wieder etwas zu. Aktuelle Daten ( ) des Grünen Berichtes 2011 belegen eine Zunahme der Pferdealpung bis Danach folgt in Salzburg wiederum eine Abnahme. Waren es 2006 noch Pferde, so sank die Anzahl 2010 auf gealpte Pferde (GB BMLFUW 2010). Im Jahr 2012 wurden Pferde im Bundesland gealpt. Dieser Wert zeigt eine absolute Zunahme von 53 Pferden seit 2010 (Wieser 2012, mündl. Mitteilung) Die Entwicklung des Pferdeauftriebs im Untersuchungsgebiet Insgesamt sind im Untersuchungsgebiet 246 Almen gemeldet. Seit der Erhebung 1974 wurde auf 114 Almen mindestens in einem der Erhebungsjahre wenigstens ein Pferd gealpt. Die Anzahl der Pferde pro Alm ist sehr unterschiedlich, wobei 34 Pferde das Maximum darstellen. Meistens befinden sich jedoch weniger als zehn Pferde auf einer Alm. Die geographische Verteilung der betrachteten Almen zeigt ein Ost-West Gefälle in Bezug auf die Anzahl der Almen mit Pferdeauftrieb und der Zahl der gealpten Pferde pro Alm. Abbildung 1 zeigt die Entwicklung der Pferdealpung je Teilregion und Erhebungsjahr. Auffallend ist hierbei, dass in der flächenmäßig kleinsten Teilregion Dachstein-West in den jüngsten Erhebungsjahren stets die meisten Pferde aufgetrieben wurden. Interessant ist auch, dass die Abnahme der Pferdealpung von in der Teilregion Tennengebirge am stärksten ist. Das Dientner Bergland hat im Zeitraum zwischen aufgeholt und reiht sich nach der Teilregion Hochkönig ein, welche nach der auftriebsstärksten Region Dachstein-West im Jahr 2009 den zweiten Platz einnimmt. Obwohl in der Teilregion Hoher Göll-Hagengebirge im Jahr 2009 nur vier Almen mit Band 5. Landschaft und Nachhaltige Entwicklung 55

64 Pferden bestoßen wurden, weist diese trotzdem eine sehr hohe Pferdezahl auf. In den westlich gelegenen Teilregionen Chiemgauer Alpen, Reiteralpe, Loferer-Leoganger Steinberge sowie im Steinernen Meer konnte die Pferdealpung seit dem starken Rückgang in den 80er Jahren keine vergleichbaren Auftriebszahlen verzeichnen. In den Teilregionen Reiteralpe und Loferer- Leoganger Steinberge wurden 1974 nur auf drei Almen Pferde aufgetrieben. Zuletzt wurde dort 1986 ein Pferd gealpt. Seitdem konnten keine gealpten Pferde mehr in diesen beiden Teilregionen verzeichnet werden. Ähnlich ist die Situation in den Chiemgauer Alpen. In dieser Region ist die Anzahl der Almen mit Pferdealpung seit 1986 zurückgegangen. Der Anstieg der Auftriebszahl in der Teilregion Steinernes Meer (2000 und 2009), liegt begründet im erhöhten Auftrieb auf eine Alm. Insgesamt wurden dort 2009 auf drei Almen Pferde gealpt, auf denen 1952 noch keine Pferde gemeldet waren. Die große Abnahme der Pferdealpung zwischen ist besonders stark in den Teilregionen Hochkönig, Tennengebirge, Hoher Göll-Hagengebirge zu beobachten. Die gealpten Pferde befanden sich 1974 auf insgesamt 43 Almen. Auf 19 dieser Almen wurde jeweils nur ein Pferd gealpt, das Maximum in diesem Jahr waren zehn Pferde auf einer Alm im Dientner Bergland. Die Erhebung im Jahr 1986 zeigt einen Aufschwung der Pferdealpung. Interessant ist hierbei, dass in den Chiemgauer Alpen Pferde auf Almen gealpt waren, die in den Jahren zuvor keine Pferdealpung aufgewiesen haben. Auf 47 Almen wurden im Jahr 1986 Pferde gealpt. Da sich die Anzahl der Pferde von um rund 100 Stück erhöht hatte, ist die Anzahl der Pferde pro Almfläche wieder gestiegen. Zwei Almen in der Teilregion Dachstein-West fallen hierbei durch eine erwähnenswerte Zunahme von insgesamt 16 Pferden auf. Auffallend ist auch, dass in der Teilregion Hoher Göll-Hagengebirge 1986 wieder wie im Jahr 1952, 27 Pferde gealpt wurden. Die Anzahl der Almen mit Pferdeauftrieb im Jahr 2009 verringert sich im Vergleich zu 2000 im gesamten Bundesland um zwei Almen. In der Verteilung ist bemerkenswert, dass die mit Pferden bestoßenen Almen weitgehend ident mit jenen der vorangegangenen Erhebung sind. Gealpte Pferde im Untersuchungsgebiet je Teilregion Abb. 1 Gealpte Pferde im Untersuchungsgebiet pro Jahr und Teilregion. 56 Landschaft und Nachhaltige Entwicklung. Band 5

65 Die Teilregion Dachstein-West sticht in Bezug auf die Menge der gealpten Pferde besonders hervor. Ein umfassender Einblick dazu wird in Abbildung 2 gegeben. Dargestellt werden die Almflächen der Teilregion unter Miteinbeziehung der Pferdeanzahl je Alm und Erhebungsjahr. Abb. 2 Vergleich der Pferde pro Alm je Erhebungsjahr in der Teilregion Dachstein-West Motive für die Veränderung der Pferdealpung - Erklärungsansätze Folgende Gründe könnten für die Zunahmen und Abnahmen der Pferdealpung verantwortlich sein: Der Einsatz der Tiere in der Landwirtschaft sowie die gesundheitsfördernde Wirkung für die Zucht, die Zunahme der Motorisierung, Brauchtum und Tourismus. Bevor diese Motive näher erläutert werden, ist es notwendig, die Pferderasse Noriker kurz zu erwähnen, da diese Pferde bei Almbauern sehr beliebt sind und im Projektgebiet noch immer vorwiegend gealpt werden. Der Noriker ist ein Gebirgskaltblut. Diese Pferderasse war als Arbeitstier in der Landwirtschaft lange unentbehrlich. Noriker eignen sich besonders gut für die Alpung, da diese Rasse als sehr robust gilt. Aus den Befragungen ging hervor, dass Band 5. Landschaft und Nachhaltige Entwicklung 57

66 Noriker noch immer einen hohen Stellenwert besitzen, jedoch werden durch die geringe Nutzung als Arbeitstier nur noch wenige Tiere auf Höfen gehalten. Landwirtschaft und Zucht Einleitend sollen die Äußerungen von Feuersänger, Landwirtschaftsrat und Referent für Pferdezucht in Salzburg (1941), die Bedeutung der Pferde für die Landwirtschaft und Zucht erklären. Feuersänger (1941) erwähnt für Salzburg im Jahr 1939 einen Pferdebestand von Tieren inklusive Maultieren und Eseln. Diese herausragende Anzahl beruht auf dem häufigen Einsatz der Pferde in der Land- und Forstwirtschaft. Im 16. Jahrhundert war das mittlerweile als Sportzentrum genutzte Schloss Rif ein Gestüt für Pferde. Damals wurden aus Platzgründen Stuten und Fohlen, also sogenannte Rößlstuten von Rief (damalige Schreibweise) zu Bauern in Gastein, Taxenbach, Radstadt und Saalfelden gebracht. Dafür wurde ein Abkommen mit den Bauern geschlossen, welches die Zahlung von Futtergeld für die Tiere und natürlich die spätere Rückgabe beinhaltete. Die Maßnahme nannte sich ins Futter geben, eine Notmaßnahme, welche sich bewährte. Einige Jahre später kaufte das Land Salzburg Almen im Blühnbachtal. Der Wert des Almweideganges für die Gesundheit der Pferde, welche sich wiederum auf Arbeitsleistung und Fruchtbarkeit auswirkte, wurde erkannt und sehr geschätzt. Daher wurde die Alpung für die Zucht unerlässlich. Die damalige Zeit hatte schon den Wert des zweimaligen Almweideganges, d. h. einmal als Rößl mit der Stute und einmal als Jährling, den wir heute als unerlässliche züchterische Vorbedingung, als eine conditio sine qua non bezeichnen, für den Pinzgauer Noriker erkannt (s. Abschnitt II). (Feuersänger 1941, 32) Die Förderung der Gesundheit durch die Alpung der Tiere ist wegen der Wirkung der extremen Umweltfaktoren in vielerlei Hinsicht als durchwegs positiv zu betrachten. Fünf Komponenten wirken auf den Organismus der Tiere ein: Klima, Boden, Ernährung, Haltung und Mitlebewesen. Durch das Gebirgsklima werden die Tiere besser abgehärtet als im Flachland. Stark schwankende Temperaturen, geringerer Luftdruck und intensive Sonneneinstrahlung verändern die Konstitution der Tiere. Die Sonneneinstrahlung bewirkt im Körper die Bildung von Vitamin D3. Durch die Abnahme des Luftdrucks wird eine tiefere Atmung angeregt, welche zur Kräftigung von Lunge und Herz führt. Dies bewirkt wiederum eine Erhöhung der roten Blutkörperchen (Erythrozyten). Im Bereich der Jungviehalpung wurden von Engeler (1954) Untersuchungen über die Lebensdauer, Kälberzahl etc. je Kuh durchgeführt. Alle Werte von Tieren aus dem Berggebiet waren besser als von jenen aus dem Flachland. Als weitere Vorteile der Alpung für die Gesundheit der Tiere gelten die selbstständig bestimmte Futtermenge und Futterzusammensetzung, die nicht limitierten Fresszeiten und Fressdauer und die Auslebung des natürlichen Bewegungsdranges (Engeler 1954 zit. n. Brugger & Wohlfarter 1983, 53ff). Die erwähnten Faktoren und positiven Auswirkungen einer Alpung, welche haupt- 58 Landschaft und Nachhaltige Entwicklung. Band 5

67 sächlich an Rindern untersucht worden sind, lassen sich nach Beschreibungen von Feuersänger (1941) auch auf die Alpung von Pferden übertragen. Der Auftrieb der Pferde auf die Almen war also nicht nur arbeitssparend für die Landwirte, sondern wirkte sich auch positiv auf die Gesundheit der Tiere aus. Dieser Effekt wurde genutzt und besonders unter den Züchtern sehr geschätzt. Verlieren die Pferde als Arbeitstiere an Bedeutung, wirkt sich dies umgehend auf deren Zucht aus (Zwittkovits 1974, 281). Diesen Zusammenhang erklärte Zwittkovits (1974, 281) mit der Begründung des Rückgangs der Pferdehaltung durch die Motorisierung. Zunahme der Motorisierung Aus den Befragungen ging hervor, dass zwischen der Zunahme der Motorisierung und dem Rückgang der Pferdehaltung und der damit einhergehenden Alpung ein Zusammenhang besteht. Begründet wurde dies u.a. dadurch, dass Aufgaben mit dem Traktor schneller erledigt werden können. Das Pferd als Zugtier wurde zudem häufig zum Holzrücken eingesetzt. Besonders in sehr steilem Gelände war hier der Motor Pferd oft unentbehrlich. Heute wird dies nur mehr vereinzelt praktiziert. Allerdings erfährt die Holzrückung mit Kaltblutrassen aus Naturschutzgründen jedoch wieder eine gewisse Renaissance. Auch in Deutschland sank der Bestand der Pferde bis zum Jahr 1977 drastisch. Die Arbeit mit dem Pferd dauert nach Angaben eines Landwirtes viermal länger als mit dem Traktor. Die Problematik der Bodenverdichtung war dem Landwirt jedoch unbekannt (Schweiger 1994). Im Bundesland Salzburg wurde bis vor rund zehn Jahren eine Förderung für Holzrückung mit Pferden angeboten (Jaritz 2012). Derzeit können Förderungen für die Alpung von Pferden sowie für seltene Nutztierrassen beantragt werden (vgl. Anzengruber 2010). Brauchtum/Tradition & Tourismus Wesentliche Gründe für eine Zunahme der Pferde auf Almen liegen im brauchtümlichen Nutzen, Traditionen und touristischen Aspekten. Noriker werden zum Beispiel für den Aufmarsch mit Schnalzergruppen angelernt sowie zum Kutschen- und Schlittenziehen eingesetzt. Über die Einflüsse des Tourismus auf die Entwicklung der Pferde konnten bislang keine konkreten Rückschlüsse gezogen werden. Wieser (2012) ist der Meinung, dass es mehrere Gründe für die Haltung von Norikern gibt (z.b. Hobby, Brauchtum etc.). Holzner (2007, 41) sieht einer Mischung der gealpten Tiergattungen, mit zum Beispiel vermehrter Pferdehaltung, zuversichtlich entgegen. Er vertritt die Ansicht, dass touristische Neuerungen wie etwa Reitercamps und Erlebnisurlaub, Chancen für die Erhaltung der Almweide darstellen könnten. Als Haltungsgründe für Noriker wurden von den interviewten Personen Tradition und Tourismus als Hauptgründe genannt. Band 5. Landschaft und Nachhaltige Entwicklung 59

68 4. Die Bedeutung der Pferde als Landschaftspfleger auf der Alm Die Pferdealpung hat durch das Fressverhalten der Tiere besondere Einflüsse auf die Almweide und dadurch auch auf die Almpflege Fressverhalten und Lebensweise von Pferden Pferde können weder im Verhalten noch im Hinblick auf ihre Fressgewohnheiten mit Rindern gleichgesetzt werden. Aufgrund ihrer Anatomie können Pferde eine größere Zahl unterschiedlicher Futterpflanzen aufnehmen als Rinder. Der ausgeprägte Bewegungsdrang von Pferden hat zudem Konsequenzen für die Almweide. Die Futteraufnahme bei Pferden beginnt dadurch, dass das Futter abgebissen und mit den Schneidezähnen vorzerkleinert wird (Bender 2008, 27). Die Nahrungsaufnahme von Pferd und Rind unterscheidet sich durch die Art der Zähne. Rinder und auch Schafe haben im Oberkiefer lediglich eine Kauplatte, dadurch ist die Aufnahme von hartem Futter nur begrenzt möglich, wogegen Pferde Vorderzähne zum Abbeißen und große Backenzähne zum Zerkleinern und Zermahlen besitzen (Bender 2009b, 56f). Dadurch können Pferde auch sehr niedrige Pflanzen bzw. Pflanzenreste aufnehmen. Im Gegensatz zu den Rindern ermöglicht das Vorhandenseins eines Blinddarms Pferden auch das Fressen von sehr rohfaserreicher Nahrung und holzigen Pflanzen (Bender 2009b, 44f). Eine Gegenüberstellung der Fressgewohnheiten und Lebensweise von Pferden und Rindern gibt Tabelle 1. Merkmal Rind Pferd Herkunft Wald/Waldrand Steppe Bewegungsverhalten Anspruch an das Grünfutter Fressverhalten/Rupftechnik langsam, ruhiges Abweiden, Liegepausen (Wiederkauen) bevorzugt langes, saftiges, wasserreiches Gras Grasbuschelabrupfen mit der Zunge (große Mengen) stärkere Bewegung, häufiger Weideortwechsel bevorzugt trockenes, wenig wasserhaltiges, kurzes Gras tiefer verbiss mit Lippen und Zähnen (kleine Mengen) Futterselektion gering stark Wirkung auf Boden/Narbe gleichmäßig, eher schonend ungleichmäßig Tab. 1 Vergleich des Weideverhaltens von Rindern und Pferden (Bender 2009, 75). Der Pferdekörper ist auf lange Fresszeiten und viel Bewegung eingestellt. Pferde fressen an einem Tag bis zu 16 Stunden, dabei sind sie immer in Bewegung. Bei diesem Fressen und Gehen sind Pferde bei ausschließlichem Weidegang bis zu 10 km am Tag unterwegs (Bender 2009a, 74). Der Bewegungsdrang der Pferde ist angeboren (Bender 2008, 40). Ein Sättigungsgefühl tritt eher bei Ermüdung der Kaumuskulatur als aufgrund eines gefüllten Magens auf. Damit die Kaumuskulatur angeregt wird, ist es wichtig, dass die Pferde sehr rohfaserreiche Nahrung aufnehmen. Der größte Teil des Futters sollte aus nähr- 60 Landschaft und Nachhaltige Entwicklung. Band 5

69 stoffarmen Gräsern bestehen, zum Beispiel Knäuelgras (Dactylis glomerata). Ältere Gräser sind demnach für Pferde besser geeignet, da ihr Eiweißgehalt sinkt und der Rohfaseranteil steigt (Bender 2008, 37ff). Die Fütterung am Hof besteht am besten aus Erstschnittheu. Zweitschnittheu ist nährstoffreich und eiweißreich und ruft auf der Weide eher Vergiftungserscheinungen hervor (Machatschek 2012a). Kaltblutpferde, zu denen auch Noriker zählen, sind durch die Zuchtgeschichte leichtfuttriger als andere Pferderassen. Dies bedeutet, dass Kaltblüter auch mit minderwertigerem Futter gute Leistungen erbringen können und die Futterverträglichkeit größer ist (Karp 2004, 73) Der Einfluss der Pferdealpung auf die Weide- und Almpflege Der Zustand der Weiden/Almen hängt unter vielen anderen Faktoren auch von der weidenden Tierart ab. Pferde, wie auch alle anderen Tiergattungen, beeinflussen durch ihr Fressverhalten den gegenwärtigen und zukünftigen Pflanzenbestand. Dadurch können sich - je nach Weidemanagement - ungünstige Weideunkräuter vermehren oder verringern. Unter- oder Überweidung sind gleichfalls bedeutend für den Pflanzenbestand. Bei Unterbeweidung entwickeln sich u.a. Stumpfblättriger Ampfer (Rumex obtusifolius), Rasenschmiele (Deschampsia cespitosa), Schafschwingel (Festuca ovina) und Borstgras (Nardus stricta), bei Überbeweidung machen sich zum Beispiel Breitwegerich (Plantago major), Gänseblümchen (Bellis perennis), Hahnenfuß (Ranunculus arvensis) und Löwenzahn (Asterales) breit. Als Gegenmaßnahmen seien ein stärkerer Besatz und längere Fresszeiten bei Unterbeweidung und geringerer Besatz und kürzere Fresszeiten bei Überweidung, als zwei von mehreren Maßnahmen genannt. Pferde gelten als dankbare Nachweider, die bei Unterbeweidung erfolgreich zum Einsatz kommen könnten. Dabei wird pro fünf Rinder ein Pferd als Nachweider berechnet (LK SALZ- BURG 2009). Nach Beobachtungen von Holzner (2007) wählen Noriker und Haflinger zuerst nahrhafte Wiesenpflanzen, womit sich auf Gemeinschaftsweiden eine ernst zu nehmende Futterkonkurrenz zu Rindern ergibt. Die Aufnahme von kieselsäurehaltigen Gräsern, zum Beispiel der Rasenschmiele (Deschampsia cespitosa), erfolgt durch die Pferde erst, nachdem die beliebtesten Weidekräuter abgeweidet sind. Die Rasenschmiele hat harte, scharfkantige Blätter und wird von Rindern gemieden. Dadurch breitet sich diese Pflanze oft sehr schnell aus. Durch die Beweidung mit Pferden kann die Vermehrung der Rasenschmiele eingedämmt werden (Penz 1978, 37). Lichtenegger (1984) schreibt sogar von einem bedeutenden Verlust der Verdrängungskraft (Konkurrenz) der minderwertigen Weidepflanzen durch genügend hohe Bestoßdichte mit Pferden. Pferde verzehren auch saure Gräser und Moose aus sumpfigen Wiesenteilen und fressen gezielt frische Grashalme aus den Altgrasbüscheln. Dabei sind Band 5. Landschaft und Nachhaltige Entwicklung 61

70 tageszeitliche Verteilungsmuster zwischen der Aufnahme von Süß- und Sauergräsern erkennbar geworden (Rahmann 1999 zit. n. Holzner 2007, 185). Von allen befragten Almbauern wurde beobachtet, dass sich die Pferde nach Möglichkeit dem besseren Futter zuwenden und erst danach die unbeliebten Pflanzen verzehren. Ein Almbesitzer meinte, dass die Pferde am Bürstling (Nardus stricta) nagen, solange dieser noch nicht zu alt ist. Auch zum Abfressen der Sauergräser, die als Futter für Kälber zu minderwertig sind, werden Pferde auf Almen eingesetzt. Die jungen Sauergräser werden von den Pferden gefressen, wobei sie auch immer wieder die älteren Halme aufnehmen und sich schließlich an dieses Futter gewöhnen (Machatschek 2012b). Abb. 3 Norikerstute beim Fressen im sumpfigen Bereich einer Alm (Foto: T. Maurer 2012). Im Vergleich zum Rind ist das Pferd in Bezug auf die Verträglichkeit von giftigen Pflanzen wesentlich robuster. Besonders gilt das bei Giftpflanzen an feuchten Standorten, wie zum Beispiel Hahnenfußgewächse (Ranunculaceae), Herbstzeitlose (Colchicum autumnale), Weißer Germer (Veratrum album) und Sumpfschachtelhalm (Equisetum palustre). In Bereichen dieser Pflanzen ist auch oft die bereits erwähnte Rasenschmiele (Deschampsia cespitosa) zu finden. Bei Almen mit knapper Futterlage können Rinder Gewichtsverluste erleiden, wogegen Pferde durch den tieferen Verbiss noch genügend Nahrung 62 Landschaft und Nachhaltige Entwicklung. Band 5

71 aufnehmen können. Bei Überbestoßung mit Pferden kann jedoch auch eine Schädigung der Weide eintreten. Deshalb ist unbedingt auf ein ausgewogenes Verhältnis zwischen Rindern und Pferden zu achten. Die Situation der Überwucherung der Almen führt Lichtenegger (1984) nicht allein auf die generelle Unterbestoßung zurück, sondern auch auf das generelle Ausbleiben der Pferdealpung (Lichtenegger 1984). Auch für den Erhalt der Biodiversität auf Almen ist der Auftrieb der geeigneten Tiere bedeutend (Machatschek & Kurz 2005, Machatschek 2005 zit. n. ALP AUSTRIA, 110ff) Pferdealpung mit Weidemanagement Um die Vorteile der Pferde für die Almweide zu nutzen, ist es empfehlenswert, die Pferdealpung in das Weidemangement einzubinden. Dazu gehört auch die Vorbereitung auf die Almsaison. Zum Beispiel ist es ratsam, die Tiere an die junge Weide zu gewöhnen, damit keine starken Reaktionen (z.b. Kolikgefahr) auf das frische Gras aufkommen. Dies trifft nicht nur auf Pferde, sondern auch auf Rinder, Schafe und Ziegen zu. Je nach Tierart müssen angepasste Maßnahmen getroffen werden. Diese Maßnahmen können als Anweiden definiert werden, was bedeutet, dass die Nutztiere langsam vom Trockenfutter auf das eiweißreiche Futter der Weide im Frühjahr umgestellt werden (Machatschek 2011a). Nicht nur die generelle Vorbereitung der Tiere auf die Weide, sondern auch die Art des Futters am Heimhof ist ausschlaggebend für das Fressverhalten der Tiere (Machatschek 2010a). Die Vegetation auf der Weide ist vom Fressverhalten der Tiere abhängig und entwickelt sich dementsprechend. Um Unkrautwachstum einzudämmen, sollte die Almweide möglichst gut abgeweidet werden. Damit dies gewährleistet ist, sind nicht nur die erwähnten Vorbereitungen zu treffen, sondern gegebenenfalls muss durch die Koppelung der Weidefläche ein Weidedruck entstehen, damit die Pferde auch wenig begehrte Pflanzen aufnehmen. Junge Unkräuter werden bei genügend Weidedruck durch Abfressen oder Wiederaufkommen von bereits abgefressenen Pflanzen zurückgedrängt (Machatschek 2010b). Niemand der befragten Almbewirtschafter koppelt die Almflächen. Die Almbesitzer sehen die Koppelung als funktionell für das saubere Abfressen, aber nicht umsetzbar. Als Grund wird der vermehrte Zeitaufwand genannt. In einem Interview wird die kompliziertere Wasserversorgung für die Tiere erwähnt. Die Wasserversorgung im Untersuchungsgebiet ist wahrscheinlich auch wegen der geologischen Voraussetzungen als schwieriger einzustufen. Lichtenegger weist in seinem Beitrag aus dem Jahr 1984 ebenfalls auf die vermehrte Verunkrautung durch fehlende Nachmahd und Unterkoppelung hin. Der Autor begründet die fehlende Nachmahd mit dem Ausbleiben der Pferde auf der Alm. Die Pferde wurden unbewusst zum Nachweiden der schon von Rindern abgegrasten Weiden eingesetzt. Dabei hat man die weidesäubernde Wirkung des Pferdes bereits damals deutlich erkannt (Kirchgessner 1978 zit. n. Lichtenegger 1984). Band 5. Landschaft und Nachhaltige Entwicklung 63

72 Die Pferde-Nachweide hat mehrere Vorteile. Pferde fressen von Rindern verschmähte Pflanzen und sie nehmen auch verholzte Gewächse auf. Das Abbeißen der Pflanzen knapp über dem Boden macht es ihnen möglich, auch auf schon abgefressenen Weiden Futter zu finden. Es werden dabei auch übriggebliebene Stängel weggeputzt. Pferde fressen auch überaltertes Futter und auch um ausgetrocknete Kuhfladen wird gefressen. Die Pferdebeweidung hat laut Machatschek (2011) bei mehrjähriger Anwendung eine sinnvolle und kostengünstige Weideaufwertung zur Folge. Das Prinzip der Nachweide ist den meisten Befragten bekannt, Anwendung findet die Pferde-Nachweide allerdings bei den interviewten Personen nicht. Die Pferde kommen meist zugleich mit den Rindern auf die Alm. Einen genauen Plan gibt es bei den meisten nicht. Ein Almbesitzer lässt die Pferde auch vor den Rindern auf die Alm. Ein anderer eine Woche später, allerdings nicht aus Gründen des Weidemanagements, sondern weil die Pferde dem Bauern am Heimhof weniger Arbeit bereiten als die Kälber. Die Vorteile der Pferdealpung werden von den Almbesitzern allerdings erkannt. Berichtet wurde über das Abfressen rund um die Kuhfladen/Geilstellen und auch, dass die Pferde die Futterreste, die von den Kälbern übrig gelassen wurden, abweiden. Als Nachteil wird von einem Almbauern das zu starke Abbeißen des Futters im Herbst genannt, die Pferde fressen so viel von der Grasnarbe ab, dass die Pflanzen im Frühjahr einen schwachen Zuwachs haben. Darum achtet dieser Almbesitzer darauf, nicht zu viele Pferde zu alpen. Ein weiterer positiver Aspekt für die Weidepflege durch die Pferdealpung ist der Einfluss der Hufe auf die Grasnarbe. Im Gegensatz zu den Klauen der Rinder ist bei Pferden der Huf geschlossen (Pferde sind Einhufer) und übt beim Auftreten einen Druck auf die Vegetation aus, bei dem auch Zwergsträucher zertreten werden (Machatschek 2011b). Sind die Koppeln auf der Alm langgestreckt errichtet, zwingt dies die Pferde unvermeidlich hin und her zu laufen, um zum Beispiel zur Wasserstelle zu kommen. Dabei wird der Vertritt der Zwergsträucher zusätzlich verstärkt (Machatschek 2012b). Auch in der Weidepflege des Flachlandes wird die Nachbeweidung von Pferden auf Rinderweiden befürwortet, um die Verunkrautung/Verholzung zu minimieren (Bender 2009a, 101). Erfolgt keine getrennte Nachweide durch Pferde, sondern verbringen Rinder und Pferde den Sommer gemeinsam auf der Alm, können Probleme zwischen den Tieren entstehen. Sehr weitläufig ist die Ansicht, dass Pferde die Rinder jagen. Den Befragungen nach ist diese Mutmaßung im Projektgebiet allen Almbewirtschaftern vertraut. Die befragten Almbauern, welche die eigenen Pferde alpen, berichten von einem guten Zusammenleben auf der Alm, da die Tiere bereits am Heimhof aneinander gewöhnt sind. Weitere wiederum berichten von dem Problem, dass manche Pferde die Rinder belästigen oder nicht in den Stall lassen. Generell vertrat jedoch kein Almbauer die Meinung, aus diesem Grund keine Pferde 64 Landschaft und Nachhaltige Entwicklung. Band 5

73 zu alpen. Gegebenfalls müssten problematische Pferde abgetrieben und die Stückzahl der Pferde an die der Rinder angepasst werden. Für eine gemeinsame Beweidung von Rindern und Pferden ist auf eine passende zahlenmäßige Relation zwischen den beiden Tierarten zu achten (vgl. Sendlhofer 2010). Generell ist in Salzburg die Bestoßung von Pferden und Rindern schon seit zwei bis drei Jahrhunderten Selbstverständlichkeit. Salzburg galt als roßfreundliche Verwaltung (Feuersänger 1941). 5. Schlussfolgerungen Der Almauftrieb der Pferde im Sommer ist im Sinne der Futtermittelbesorgung kostengünstig und sehr wertvoll für die Gesundheit der Tiere. Die Pferdealpung bringt ohne Zweifel viele Vorteile für Pferd, Halter und primär auch für die Entwicklung der Almvegetation mit sich. Der Einsatz der Pferdealpung hat viele Potenziale zur Weideverbesserung. Die Pferde sind dankbare Weideputzer und sollten in den Weideplan aktiv eingebaut werden. Dies geschieht im Untersuchungsgebiet leider nur unzureichend. Koppeln sind laut den Befragungen generell kein Thema. Dies lässt sich in vielen Bereichen auch auf die ungünstigen Wasserverhältnisse zurückführen. Nach eigenen Einschätzungen ist der Pferdeauftrieb im Projektgebiet aber eine kostengünstige Sommerhaltung und läuft im Weidemanagement nebenher. Einige Almbesitzer ahnen wahrscheinlich noch nicht einmal von den Potenzialen der Pferde für die Almpflege. Die meisten Interviewten beobachteten zwar, dass die Pferde den Bürstling nagen und auch mit Sauergräsern zufrieden sind, überzeugende Aussagen über die Einbindung der Pferde ins Weidemanagement wurden nicht gemacht. Eher wird das Problem der gemeinsamen Alpung der Pferde mit den Rindern angesprochen. Die Gewöhnung der Tiere aneinander gilt als problemvorbeugende Maßnahme. Die zukünftige Pferdealpung im Untersuchungsgebiet wird wahrscheinlich keine große Veränderung in den Auftriebszahlen bringen. In Tourismusregionen könnten sich durch die Nachfrage nach Schlitten- und Kutschenfahrten die Auftriebszahlen erhöhen. Das zunehmende Interesse im Sommer Freizeitpferde zu alpen, könnte ebenfalls zu einem Anstieg der gealpten Pferde führen. Allerdings beeinflussen diese Aspekte die Auftriebszahlen nur geringfügig. Im Untersuchungsgebiet werden Pferde der Rasse Noriker sehr häufig gealpt. Der Preis für Noriker ist derzeit jedoch sehr gering und die Nachfrage schwach. In der Teilregion Dachstein-West, in welcher die meisten gealpten Pferde verzeichnet sind, war in den Befragungen festzustellen, dass die Pferde (meist Noriker) für touristische Zwecke im Winter eingesetzt werden. Schlussfolgern lässt sich daraus, dass die Alpung von Pferden eng mit deren Nutzung verbunden ist, welche sich auf den Tourismus und Brauchtumsanwendungen (Schnalzergruppe) beschränkt. Band 5. Landschaft und Nachhaltige Entwicklung 65

74 Literatur Agrarmarkt Austria (AMA) (2007): Mehrfachantrag Flächen 2007, Merkblatt mit Ausfüllanleitung. Wien. Amtlicher Alpkataster: Angelegt ab Amt der Salzburger Landesregierung. Anzengruber, M. (2010): Almwirtschaft im Bundesland Salzburg. Eine Analyse agrarpolitischer Maßnahmen und deren Auswirkungen auf die Almlandschaft mit besonderer Berücksichtigung der Nördlichen Kalkalpen. In: H. Weingartner (Hrsg.) Landschaft und Nachhaltige Entwicklung, Band 3. Salzburg: Selbstverlag der Arbeitsgruppe Landschaft und Nachhaltige Entwicklung. Bender, I. (2009a): Praxishandbuch Pferdeweide. Stuttgart: Granckh- Kosmos Verlags GmbH & Co. KG. Bender, I. (2009b): Praxishandbuch Pferdefütterung. Stuttgart: Granckh- Kosmos Verlags GmbH & Co. KG. Bender, I. & T. M. Ritter (2008): Praxishandbuch Pferdegesundheit. Stuttgart: Granckh- Kosmos Verlags GmbH & Co. KG. BMLFUW (2010) (Hrsg.): Grüner Bericht Nr. 51. Wien. Brugger, O. & R. Wohlfarter (1983): Alpwirtschaft heute. Graz: Leopold Stocker Verlag. Feuersänger, H. (1941): Der Pinzgauer Noriker. Innsbruck/Leipzig: Verlag Felizian Rauch. Haderer (2008): Die Entwicklung der Bewirtschaftung und des Viehauftriebes im Bereich der Projektalmen (Tennengebirge, Hoher Göll). In: Weingartner, H., Prüller, S., Anzengruber, M. (Hrsg.) Landschaft und Nachhaltige Entwicklung. Almen im Tennengebirge. Band 1 Holzner, W. (2007): Almen. Almwirtschaft und Biodiversität. Wien: Grüne Reihe des Lebensministeriums, Band 17. Jaritz, G. (2012): Schriftliche Mitteilung vom Karp, H.-P. (2004): Dr. Karps gesunde Pferdefütterung. o.o.: Müller - Rüschlinkon. Kirchgessner, M. (1978): Tierernährung. Leitfaden für Praxis, Beratung und Studium. DLG-Verlag. Frankfurt (Main). 66 Landschaft und Nachhaltige Entwicklung. Band 5

75 Landwirtschaftskammer Salzburg (Hrsg.) (2009): Almbewirtschaftung. Praxisratgeber von Josef Galler. Oberndorf: Laber Druck. Lichtenegger (1984): Die Bedeutung des Pferdes für die Weidepflege. In: Der Alm- und Bergbauer. Sonderdruck aus 34. Jg., Nr. 03, S Machatschek, M. & P. Kurz (2005): Hohe Biodiversität erhalten. In: ALP Austria. Programm zur Sicherung und Entwicklung der alpinen Kulturlandschaft (2006). Umweltbüro Klagenfurt. Machatschek, M. (2010a): Unkrautreduktion auf Almweiden durch frühe Bestoßung. In: Der Alm- und Bergbauer, Nr. 04/10, S Machatschek, M. (2010b): Weideführung ist für die Regulierung der Unkräuter entscheidend. In: Der Alm- und Bergbauer, Nr. 05/10, S Machatschek, M. (2011a): Über das Anweiden unserer Nutztiere als Vorbereitung für die Almweide. In: Der Alm- und Bergbauer, Nr. 04/11, S Machatschek, M. (2011b): Almpflege durch Pferde-Nachweide. Arbeitssparend und vorteilhaft. In: Der Alm- und Bergbauer, Nr. 05/11, S Machatschek, M. (2012a): Leiter der Forschungsstelle für Landschafts- und Vegetationskunde in Hermagor, Buchautor, Betreuer von Almerhaltungsprogrammen. Mündliche Mitteilung am Penz, H. (1978): Die Almwirtschaft in Österreich. München: Münchner Studien zur Sozial- und Wirtschaftsgeographie, Band 15. Schweiger, D. (1995): Die Rückkehr der schweren Jungs. In: Geo 1994, Ausgabe 4. S Sendlhofer, F. (2010): Pferde auf der Alm. Gut für s Ross und gut für die Alm. In: Der Alm- und Bergbauer, Nr. 03/10, S. 20. Salzburger Geographisches Informationssystem (SAGIS): Digitaler Almkataster, digitale Übermittlung Wieser, J. (2012): Geschäftsführer Landespferdezuchtverband Salzburg. Mündliche Mitteilung am Zwittkovits, F. (1974): Die Almen Österreichs. Zillingdorf. Band 5. Landschaft und Nachhaltige Entwicklung 67

76 68 Landschaft und Nachhaltige Entwicklung. Band 5

77 Die Almgebäude in den Salzburger Kalkalpen Eine Analyse von baulicher Physiognomie, Infrastruktur und Nutzung 1 Universität Salzburg, Fachbereich Geographie und Geologie, Hellbrunnerstraße 34, 5020 Salzburg, Austria Arbeitsgruppe Landschaft und Nachhaltige Entwicklung FlorianMarius.Peters@stud.sbg.ac.at Florian Marius Peters 1 Zusammenfassung Die Almgebäude sind längst nicht mehr nur traditionell bäuerlicher Wirtschaftsstandort. Sie dienen zunehmend almfremden touristischen Nutzungen. So bietet eine Vielzahl von Almbewirtschaftern eine ganze Palette von touristischen Nutzungen an, die vom einfachen Almausschank bis hin zum gastronomischen Betrieb reicht. Auch die Vermietung und Verpachtung ganzer Almgebäude für Sommer- und/oder Wintertouristen steht hoch im Kurs. Diese Entwicklung wird anhand unserer Almgebäudeerhebung dokumentiert und analysiert. Dabei werden gleichzeitig diverse Kriterien hinsichtlich des baulichen Zustandes und der Infrastruktur der Almgebäude eruiert. Mit Hilfe einer neu erstellten Statistik können Trends und regionale Unterschiede dargestellt werden. Schlüsselwörter: Almgebäude, Salzburger Kalkalpen, Tourismus, Paarhof, Einhof, Almfutterflächenkataster, Energieversorgung, Erschließungsmaßnahme, Saisonzeit, Förderungsprozess 1. Einleitung Im weltweiten Vergleich stellt der Alpenraum die am intensivsten genutzte Gebirgsregion der Erde dar, wobei die Vielfalt und Intensität der Nutzungen zu hohem Nutzungsdruck und Nutzungskonflikten geführt hat. Die almwirtschaftliche Nutzung hat vor dem Hintergrund der wirtschaftlichen Entwicklung seit der Mitte des vergangenen Jahrhunderts zunehmend an Bedeutung verloren, während touristische Nutzungsformen an Bedeutung gewonnen haben. Die Auswirkungen dieser Veränderungen sind vielfältig und in unterschiedlichen Regionen der Alpen auch verschiedenartig (vgl. Weingartner, Anzengruber, Prüller 2008, S III). Die zunehmende touristische Nutzung der Almgebiete hat tiefgreifende Konsequenzen für die Almgebäude und ihre Infrastruktur. Ein Forschungsschwerpunkt des INTERREG IV A Projekts Almregion Bayerisch-Salzburger Kalkalpen befasst sich konkret mit dem Wandel, dem die Almgebäude in touristischer und bautechnischer Sicht in den Salzburger Kalkalpen ausgeliefert sind. Band 5. Landschaft und Nachhaltige Entwicklung 69

78 2. Zielsetzung Das Ziel besteht in der Analysierung diverser Kriterien hinsichtlich der Gebäudeinfrastruktur, des baulichen Zustandes sowie der Gegebenheit einer touristischen Nutzung der Almgebäude. Weiters wurden die genauen Standortskoordinaten sowie Größe, Alter, architektonische Bauweise und Erschließungsgrad der Almgebäude ermittelt. Mit Hilfe von diesem gewonnenen Datenmaterial wurde schließlich eine Statistik, eine Datenbank sowie mehrere thematische Karten für jeden Teilregion erstellt, um die Ergebnisse der Erhebungen zwischen den einzelnen Gebirgsräumen vergleichen zu können. 3. Arbeitsmethoden und Datengrundlagen Das Arbeitsmethodenspektrum kann im Allgemeinen in drei große Teilbereiche untergliedert werden, nämlich in die ausführliche und intensive Literaturrecherche, die Almgebäudeerhebung im Gelände inklusive Vorbereitung, sowie die Aufbereitung der erhobenen Daten. Im Anschluss an die Literaturarbeit wurde ein Erhebungsbogen erstellt, der unter anderem die bereits oben genannten Parameter beinhaltet. Dieser Erhebungsbogen wurde dann schließlich für jedes Almgebäude im Gelände ausgefüllt. Nach einer ersten Geländeerhebung wurde dieser noch einmal überarbeitet und ergänzt. Zur ungefähren Orientierung diente der digitale Almfutterflächenkataster, der vom Amt der Salzburger Landesregierung, Abteilung 7 zur Verfügung gestellt worden ist. Dieser stammt aus dem Jahr 2001 und enthält daher zum Teil veraltete Daten. Dazu zählen unter anderem eine ÖK 50 sowie sämtliche Daten über die meisten Almflächen im Land Salzburg wie z.b. die genaue Abgrenzung der jeweiligen Almfläche, die Almbetriebsnummer, den Namen der Almfläche, die Gemeinde sowie den Vor- und Nachnamen inklusive Telefonnummer des jeweiligen Besitzers. Es sind aber nur jene Almflächen im Kataster enthalten, für deren Bewirtschaftung Fördergelder bezogen werden. Deshalb sind auch nicht alle Almflächen im Projektgebiet verzeichnet. Auf den Großteil trifft dies aber zu. Außerdem kann es durchaus sein, dass für die Bewirtschaftung einer bestimmten Fläche die Förderung eingestellt wird und diese dadurch nicht mehr im Kataster aufscheint oder dass eine Almfläche, die keine Förderung erhalten hat, wieder in den Förderungsprozess aufgenommen wird. Daher kann sich die Anzahl der eingezeichneten geförderten Almflächen jährlich ändern. Weiters hat sich der Definitionsbegriff für Almflächen im Laufe der Jahre mehrmals geändert. Eine Alm im Sinne dieser Verordnung ist jedes im Gebirge gelegene bewirtschaftete Weidegebiet, welches 70 Landschaft und Nachhaltige Entwicklung. Band 5

79 a) über oder im Bereich der örtlichen Dauersiedlungsgrenze gelegen ist; b) mindestens 5 ha Gesamtfläche misst, wovon der überwiegende Anteil Reinweidecharakter aufweist; c) Betriebseinrichtungen (z.b. Gebäude, Zäune u. dgl.) aufweist; d) vom Heimgut getrennt bewirtschaftet wird; e) mindestens 15 Gehminuten vom Heimgut entfernt gelegen ist (vgl. Landesrecht Salzburg: Gesamte Rechtsvorschrift für Almbuchverordnung, Fassung vom ) Diese neueste Definition, die festlegt, welche Weiden im Gebirge als Alm bezeichnet werden können, und welche Flächen diese Kriterien nicht erfüllen, weist auf einen rechtlichen Graubereich hin. So sind im Gemeindegebiet von Leogang, St. Martin und Weissbach bei Lofer einige Almen zu finden, die sich in unmittelbarer Nachbarschaft zur Saalach, ja sogar direkt im Bereich der Ortschaften befinden. Trotzdem sind diese Almen noch immer im Almflächenfutterkataster enthalten, obwohl sie die heutigen Kriterien nicht mehr erfüllen. Die Einteilung der Weiden in Heimbetriebsflächen und Almflächen wurde vor einigen Jahrzehnten nach den damals geltenden Gesetzen durchgeführt und ist teilweise bis heute nicht erneuert worden. Der Almfutterflächenkataster enthält keinerlei Information über die Standorte, die Anzahl und den baulichen Zustand der Almgebäude sowie der Gebäudeinfrastruktur. Deshalb musste vor jeder einzelnen Geländeerhebung ein bestimmtes Gebiet im Almfutterflächenkataster festlegt und zusätzlich derselben Geländeabschnitt in unterschiedlichen Wanderkarten miteinander vergleichen werden. Darüber hinaus wurde jede einzelne Almfläche anhand von Satelliten- und Luftbildern aus dem SAGIS und Google Earth nach Almgebäuden abgesucht. Dabei fiel auf, dass sowohl in der ÖK 50 Wanderkarte aus dem Almfutterflächenkataster als auch in neuen Wanderkarten aus dem Jahr 2011 nur ein Bruchteil der tatsächlich bestehenden Almgebäude eingezeichnet ist. Dasselbe Problem ergab sich auch bei einigen Forststraßen und Wanderwegen. Im Gelände wurde versucht die Erhebungsbögen bestmöglich selbstständig auszufüllen. Des Öfteren waren auch Wirte, Besitzer, Pächter, Mieter und Senner der jeweiligen Hütte sowie Jäger dabei behilflich. 4. Das Untersuchungsgebiet Das Projektgebiet erstreckt sich nahezu über die gesamten Salzburger Kalkalpen, mit Ausnahme der Osterhorngruppe und des Untersberges, sowie über südlich angrenzende Teile der Schieferalpen. Das Projektgebiet wurde in neun verschiedene Teilregionen unterteilt, die sich meist an den Gebirgszügen und an den dazugehörigen Auftriebsgebieten der Tiere der umliegenden Ortschaften orientieren. Band 5. Landschaft und Nachhaltige Entwicklung 71

80 Abb. 1 Die Landschaftsformen der Salzburger Alpen. Quelle: Stüber 1967, Die architektonische Vielfalt von Almgebäuden im Untersuchungsgebiet Die verschiedenen Anordnungen zwischen Behausung und Stallung sind wesentliche Merkmale der temporären Hauslandschaften, die in ihren wichtigsten Grundzügen meistens mit den Hausformen der Tallagen übereinstimmen. In den typischen Zwiehofgebieten wird das bauliche Schema völlig getrennter Wohn- und Stallgebäude auch in der Almregion beibehalten, so im Pinzgau und Pongau; gelegentlich liegen die Stallungen noch in Haufenhofform zerstreut um die Sennhütte. Weit häufiger ist jedoch schon eine gewisse Zuordnung anzutreffen. Die Sennhütte liegt dabei meist in stirnseitiger Stellung zum Hang zwischen den beiden zum Hang querliegenden Ställen. Bei Talund Sattelalmen ist auch eine ausgeprägte Parallelstellung aller Baulichkeiten häufig. In wenigen Fällen ist auch eine Hintereinander-Stellung von Sennhütte und Stall zu beobachten, die deutlich die Entstehung des sekundären Einhauses veranschaulicht (verändert nach Werner 1981, 70). Die Grundeinteilung der ältesten Höfe, die sich über Jahrhunderte hin im Einhof erhalten hat, entwickelte sich aus dem germanischen Einhaus 72 Landschaft und Nachhaltige Entwicklung. Band 5

81 (vgl. Jerney 1987, 10). Solche Hausformen sind charakteristisch für die bäuerlichen Anwesen im Alpenvorland. Diese von der Hausforschung als bayerisch bezeichnete Bauweise drang im Land Salzburg vom Flachgau bis in den unteren Pinzgau und ins Saalfeldener Becken vor. Im inneralpinen Raum ist der Stall vom Wohngebäude baulich getrennt. Denn der geringe Platz im steilen Gelände erlaubt nur eine kürzere Längsachse, so dass der Stall entweder parallel zur Firstlinie des Wohngebäudes oder ungeordnet dazu ausgerichtet werden muss. Diesen Haustyp bezeichnet man als Paarhof bzw. bei mehreren Gebäuden als Gruppenhof. Der Paarhof als spezielle Form des Gruppenhofes hat sich im Pongau entlang der Salzach und Enns vervollkommnet (vgl. Jerney 1987, 10+11). Bis hierher reichte der Einfluss der Slawen, deren Spuren heute noch in den Hausformen zu erkennen sind. Daraus erklärt sich manche Verwandtschaft der Pongauer Höfearchitektur mit der des Landes Steiermark (vgl. Jerney, 1987, 12). Im Folgendem werden die Ergebnisse der Almgebäudeerhebung hinsichtlich der baulichen Anordnung von Wohn- und Wirtschaftsgebäude in den Teilregionen Tennengebirge und Chiemgauer Alpen gegenübergestellt. Hier wird am besten der siedlungsgeographische Unterschied zwischen Pongau, Tennengau und Pinzgau sichtbar. Abb. 2 Vergleich der Bauweise von Wohn- und Wirtschaftsgebäude in den Teilregionen Tennengebirge und Chiemgauer Alpen-Steinplatte; Quelle: Eigene Erhebung Die acht Grundtypen von Almgebäuden nach deren Nutzung und Bauweise Die Funktion bestimmt die Form und die Gestaltung der Almgebäude. Die Funktionen verändern sich laufend, wurden niemals dokumentiert und sind daher in ihrer Vielfalt oft nicht mehr vollständig nachzuvollziehen. Die Gebäude der Almen stehen mehr oder weniger direkt mit der Viehwirtschaft in Verbindung. Dabei können acht Grundtypen der Nutzung und Bauweise Band 5. Landschaft und Nachhaltige Entwicklung 73

82 unterschieden werden. Auf Sennalmen und gemischten Almen, die früher die verbreitetsten Almen waren, ist die zentrale Gebäudeform die Sennerei (Almgebäudegrundtyp I). Feuerstelle, Bettstatt und ein stabiles Dach über dem Kopf sind die zentralen Bestandteile eines Wohngebäudes. Daraus hat sich eine Vielzahl von regionalen und funktionalen Varianten entwickelt. Eine Sennerei ist ein Milch verarbeitender Betrieb. Die Sennerei braucht Platz für Mensch, Vieh und Verarbeitung der Milch (vgl. Jungmeier und Drapela 2004, 107). Wohngebäude und Stall können dabei in einem gemeinsamen Gebäude oder als eigenständige Bauten in unmittelbarer Nachbarschaft untergebracht werden (vgl. Jungmeier und Drapela 2004, 107). Auf den Ochsen-, Jungvieh- und Pferdealmen ist die Halterhütte (Almgebäudegrundtyp II) und der Hirtenunterstand (Almgebäudegrundtyp III) typisch. Weil hier keine Milchverarbeitung stattfindet, dient die Hütte nur als Wohnraum und Unterstand für den Hirten. Auf den Bergmahdflächen gibt es neben primitiven Mähderhütten (Almgebäudegrundtyp IV) auch Heustadel zur Lagerung des gemähten Heus (vgl. Jungmeier und Drapela 2004, 105). Neben diesen historischen Almgebäudetypen haben sich parallel dazu im Laufe der Zeit zwei weitere Grundtypen entwickelt, die ursprünglich nicht für die Almwirtschaft genutzt wurden. Es handelt sich dabei um ehemalige Bauernund Bergwerkshäuser (Almgebäudegrundtyp V und VI), die sich bautechnisch vor allem in ihrer Größe und dem verwendeten Baumaterial wesentlich von den anderen Grundtypen unterscheiden. Beim Almgebäudegrundtyp VII handelt es sich um Almgebäude, die in den letzten Jahren neu errichtet worden sind. Trotz ihrer modernen Ausstattung hat sich die althergebrachte und bewährte Bauweise der letzten Jahrhunderte kaum verändert. Almgebäudegrundtyp VIII sind einfache Viehunterstände, bei denen keine Wohn- und Verarbeitungsräume für das Almpersonal vorhanden sind. 6. Almwirtschaft und Tourismus Für die Bewirtschaftung und die Zukunft der Almen kommt dem Tourismus eine Schlüsselrolle zu. Er beeinflusst das Ausmaß an öffentlichem Interesse, das die Almlandschaft genießt. Nirgends sonst in Österreich ist das Zusammenspiel von Land- und Tourismuswirtschaft so eng, sind die Grenzen zwischen diesen beiden so verschwommen wie auf der Alm. In vielen alpinen Regionen Österreichs ist der Tourismus eine der bedeutendsten Einnahmequellen. Im Winter wird auf den Almflächen Schi gefahren, im Sommer wird darauf gewandert. Zahlreiche Almhütten dienen als Herberge, als Jausenstation und als Orte gemütlichen Beisammenseins. Rund die Hälfte der Schipisten und Aufstiegstrassen liegen im Almbereich. Liegt die Alm in einem Skigebiet, kann die Verpachtung der Schipisten ein lukratives Standbein für die Almbewirtschafter sein (vgl. Glatz, et. al. 2005, 118). 74 Landschaft und Nachhaltige Entwicklung. Band 5

83 Die touristische Nutzung der Almgebäude kann durch folgende Nutzungsarten erfolgen: Verkauf von Almprodukten aus Eigenproduktion Gastronomische Nutzung Vermietung Tage- oder Wochenweise für Winter- und Sommertouristen Verkauf, Verpachtung oder Dauervermietung als Freizeitwohnsitze Verpachtung der Gebäude als Jagdhütte Zimmervermietung 7. Ergebnisse Insgesamt wurden 297 Almflächen besucht, von denen 256 im Almfutterflächenkataster enthalten sind, sowie 41 Almflächen, die nicht im Kataster eingezeichnet sind. Die Anzahl erhobener Almgebäude liegt bei 436, wobei sich weitere 7 Gebäude in einem stark verfallenen Zustand befinden. Auf 51 Almflächen befinden sich keine Gebäude. Gebäude nicht vorhanden stark verfallen Teilregion Hoher Göll-Hagengebirge Teilregion Dachstein West Teilregion Tennengebirge Teilregion Hochkönig Teilregion Chiemgauer Alpen Teilregion Dientner Berge 34-1 Teilregion Steinernes Meer Teilregion Loferer-Leoganger Steinberge Teilregion Reiteralpe Salzburger Kalkalpen Gesamt Almflächen 494 Tab. 1 Gesamtanzahl erhobener Almgebäude pro Teilregion; Quelle: Eigene Erhebung Die Teilregionen unterscheiden sich teilweise deutlich in ihrer Topographie und somit in der Intensität der touristischen und almwirtschaftlichen Nutzung. Diese Unterschiede bzw. auch Gemeinsamkeiten werden in den Endergebnissen deutlich sichtbar. Die touristisch intensiv genutzten Bereiche befinden sich vor allem in den 7 Skigebieten, dazu gehören die Heutallifte bei Unken, die Steinplatte, die Almenwelt Lofer (Teilregion Chiemgauer Alpen), die Hochkönig Skischaukel (Teilregion Dientner Bergland), die Werfenwenger und Abtenauer Bergbahnen (Teilregion Tennengebirge), das Skigebiet Dachsteinwest (Teilregion Dachstein West) sowie in den berühmten Ski- und Bergtourengebieten des Projektgebietes. Dazu zählen die gesamte Südseite Band 5. Landschaft und Nachhaltige Entwicklung 75

84 des Hochkönigs zwischen Bischofshofen und Hinterthal, die Kallbrunn- und Kammerlingalm im Teilregion Steinernes Meer, das Gebiet rund um das Sonntagshorn im Teilregion Chiemgauer Alpen, das südliche Tennengebirge zwischen Mahdeggalm und Jochriedel sowie die Gebiete unterhalb von Gosaukamm und Bischofsmütze im Dachsteingebiet. Bei jenen Almgebäuden, die sich in Skigebieten oder sonstigen touristisch intensiv genutzten Regionen befinden, ist eine Häufung von hochrangigen Gebäudeinfrastruktureinrichtungen feststellbar. So wurden viele Almgebäude beim Bau von Lift- und Beschneiungsanlagen an das öffentliche Strom- und Wasserleitungsnetz angeschlossen. Auch Kanalanschlüsse, Kläranlagen und Gülle- bzw. Senkgruben sind hier stark vertreten. Trotzdem gibt es auch heute noch einige entlegene Almgebiete ohne moderne Energieversorgung und Abwasserentsorgung Ergebnisse Energieversorgung der Almgebäude Bei der Energieversorgung fällt auf, das der Anteil an Almgebäuden, die über einen Anschluss an das Stromnetz verfügen, in allen Teilregionen mit Ausnahme de Teilregion Hoher Göll-Hagengebirge relativ hoch ist. So liegt der Anteil an Gebäuden mit Stromanschluss im Teilregion Steinernes Meer mit über 60 Prozent am höchsten. Gefolgt von den Teilregionen Tennengebirge, Hochkönig und Chiemgauer Alpen mit ca. 1/3 aller Almgebäude. In den Teilregionen Dachstein West und Dientner Berge verfügen rund 1/4 aller erhobenen Almgebäude über einen Leitungsanschluss. Abb. 3 Energieversorgung von Almgebäuden im Projektgebiet; Quelle: Eigene Erhebung Landschaft und Nachhaltige Entwicklung. Band 5

85 Altmodische Energieerzeugung mittels Dieselaggregaten und Flaschengas sind nach wie vor ein wichtiges Versorgungsstandbein für das gesamte Projektgebiet. Dabei fällt auf, dass häufig Kombinationen mit alternativer Energieversorgungstechnik mittels Photovoltaikanlagen eingesetzt wird. In den Teilregionen Dachstein West, Tennengebirge, Hochkönig und Chiemgauer Alpen haben diese Formen der Energieversorgung einen Anteil von rund 25 Prozent. Insgesamt zeigt sich aber auch, dass die Anzahl an Almgebäuden, die über keine Energieversorgung verfügen, in den Teilregionen Hoher Göll-Hagengebirge, Loferer-Leoganger Steinberge und Reiteralpe am höchsten ist. Hier weist nur rund die Hälfte aller Almgebäude eine Art der Energieversorgung auf Ergebnisse Abwasserentsorgung der Almgebäude In fast allen Teilregionen, mit Ausnahme der Teilregionen Hochkönig und Dienter Berge, erfolgt die Abwasserentsorgung bei ca. der Hälfte aller Almgebäude mittels Plumpsklo bzw. Trockenabort. In den Teilregionen Dachstein West, Hochkönig und Dientner Berge wird das Abwasser bei rund 1/3 aller Almgebäude in Senkgruben, Sickergruben und Güllegruben eingeleitet. In den Teilregionen Tennengebirge, Steinernes Meer, Loferer-Leoganger Steinberge und Chiemgauer Alpen erfolgt die Abwasserentsorgung bei ca. 1/4 aller Almgebäude über Senkgruben, Sickergruben und Güllegruben. Kläranlagen sind im gesamten Projektgebiet nur ganz vereinzelt zu finden. In den Teilregionen Hochkönig und Steinernes Meer sind sie mit jeweils 7 bzw. 5 Exemplaren am häufigsten anzutreffen. Über einen Kanalanschluss verfügen 8 Almgebäude im Teilregion Tennengebirge, 3 im Teilregion Hochkönig, 4 im Teilregion Dientner Bergland und 17 im Teilregion Chiemgauer Alpen. Abb. 4 Abwasserentsorgung von Almgebäuden im Projektgeb.; Quelle: Eigene Erhebung Band 5. Landschaft und Nachhaltige Entwicklung 77

86 7.3. Ergebnisse touristische Nutzung nach Saisonzeiten der Almgebäude Jene Almgebäude, die sich in Skigebieten oder in deren unmittelbarer Umgebung befinden, bieten meist auch im Winter eine touristische Nutzung an. In den klassischen Wander- und Tourengebieten begrenzt sich die Saisonzeit jedoch meistens nur auf den Sommer. Hier ist auch eine Konzentration von Almgebäuden feststellbar, die ein Almbuffet und/oder Zimmervermietung anbieten. Auch die Nutzung zur dauer- und wochenweisen Vermietung findet man in Ski- und Tourengebieten am häufigsten. Keine touristische Nutzung gibt es vor allem bei jenen Almgebäuden, die aufgrund der Topographie schwer erreichbar sind oder sich an entlegenen Orten befinden. Der Tourismus spielt vor allem in den Teilregionen Dachstein West, Tennengebirge, Hochkönig und Dientner Berge eine bedeutende Rolle. In diesen Teilregionen weisen knapp die Hälfte aller erhobenen Almgebäude eine touristische Nutzung auf. Wobei in den Teilregionen Tennengebirge und Hochkönig der Anteil der Sommernutzung mit fast 1/3 aller Almgebäude am höchsten liegt. In den Teilregionen Dachstein West und Dientner Berge liegt der Anteil, beim dem sich die Saisonzeit auf den Sommer konzentriert, bei rund 1/4 der Almgebäude. Der Anteil an Almgebäuden, die auch im Winter bzw. eine ganzjährige touristische Nutzungsform anbieten, ist mit rund 1/4 aller Almgebäude in den Teilregionen Dachstein West, Dientner Berge und Chiemgauer Alpen am höchsten. Hier befinden sich auch die größten Skigebiete. Einen Sonderfall stellen dabei die Teilregionen Steinernes Meer und Chiemgauer Alpen dar. Diese Teilregionen sind ebenfalls sehr stark vom Tourismus geprägt. Das wird allerdings in der Statistik nicht so gut sichtbar. Das liegt daran, dass diese Regionen einen großen Flächenanteil einnehmen und somit ein sehr vielfältiges Landschaftsbild aufweisen. Das wiederum führt dazu, dass sich in diesen Teilregionen einerseits mehrere Gebiete befinden, die touristisch sehr intensiv genutzt werden. Andererseits dominieren hier auch großflächige Teilräume, in denen es keinen Tourismus gibt. Im Gegensatz dazu liegen die Teilregionen Hoher Göll-Hagengebirge, Reiteralpe und Loferer-Leoganger Steinberge weit abseits der großen Tourismusströme. Das wird auch sehr deutlich an den Ergebnissen sichtbar. So gibt es bei mehr als 3/4 aller Almgebäude in den Teilregionen Hoher Göll-Hagengebirge und Reiteralpe keine Form der touristischen Nutzung. Auch in den Loferer- Leoganger Steinbergen betrifft es immerhin noch mehr als die Hälfte Ergebnisse Art der touristischen Nutzung der Almgebäude Das Almbuffet stellt vor allem in den Teilregionen Tennengebirge und Dientner Bergland die häufigste touristische Nutzungsart dar, man findet es bei ca. der Hälfte aller Almgebäude, die in diesen Regionen eine touristische Nutzung 78 Landschaft und Nachhaltige Entwicklung. Band 5

87 anbieten. Am größten ist der Anteil mit der Kombination von Zimmervermietung mit mehr als 3/4 aller Almgebäude jedoch im Teilregion Hochkönig. Gastronomiebetriebe bzw. Gastronomiebetriebe mit Zimmervermietung findet man am häufigsten in den Teilregionen Dachstein West und Dientner Bergland (ca. die Hälfte bzw. 1/4 aller Almgebäude). In den Teilregionen Tennengebirge und Hochkönig ist der Anteil auch noch relativ groß. Im Gegensatz dazu dominiert im Teilregion Steinernes Meer mit mehr als der Hälfte, und im Teilregion Chiemgauer Alpen mit einem Anteil von über 90 % klar die Dauer- und Zimmervermietung als touristische Nutzungsform. Auch in den Teilregionen Dachstein West, Tennengebirge und Dientner Berge ist der Anteil mit ca. einem Viertel aller Almgebäude relativ groß Ergebnisse Erschließung der Almgebäude Die Ergebnisse zeigen deutlich, dass in fast allen Teilregionen, mit Ausnahme der Teilregionen Loferer-Leoganger Steinberge und vor allem Reiter Alpe, jene Almgebäude, die nur mittels Fußweg erreichbar sind, die Minderheit darstellen. Im Gegensatz dazu sind in den Teilregionen Loferer- und Leoganger Steinberge, der Reiter Alpe und dem Hohen Göll-Hagengebirge knapp die Hälfte aller erhobenen Almgebäude meist nur über längere und beschwerliche Fußwege erreichbar. Das sind gleichzeitig auch jene Teilregionen, in denen der Tourismus mit all seinen Infrastruktureinrichtungen nur eine untergeordnete Rolle spielt. 8. Schlussfolgerungen Der Tourismus trägt mit all seinen Facetten eindeutig zum Erhalt der Almlandschaft mit ihren Almgebäuden bei. Viele Regionen in den Salzburger Kalkalpen profitieren heute von den ersten Erschließungsmaßnahmen in den 1960er Jahren, in denen die ersten Skigebiete mit all ihren Infrastruktureinrichtungen errichtet und in den letzten Jahrzehnten bis heute immer weiter ausgebaut und modernisiert worden sind. Somit ist es leichter möglich geworden, viele Almgebäude an moderne Strom- und Abwasserversorgungseinrichtungen anzuschließen. Das wirkt sich wiederum positiv auf die Almwirtschaft aus. Ein ganz anderes Bild zeigt sich hingegen in jenen Gebirgsregionen, in denen der Tourismus nur eine untergeordnete Rolle spielt. Unzureichende Erschließungsmaßnahmen mittels Zufahrtswegen und Gebäudeinfrastruktureinrichtungen führen sehr oft zur Aufgabe der Sennereiwirtschaft. Band 5. Landschaft und Nachhaltige Entwicklung 79

88 Literatur Glatz, S., Egger, G., Bogner, D., Aigner, S. & W. Ressi (2005): Almen erleben - Wert und Vielfalt der österreichischen Almkultur, KVERLAG Jerney, W. (1987): Alte Salzburger Bauernhöfe, Steiger Verlag Jungmeier, M., & J. Drapela (2004): Almen im Nationalpark Hohe Tauern. Natur, Kultur und Nutzungen Landesrecht Salzburg: Gesamte Rechtsvorschrift für Almbuchverordnung, Fassung vom Stüber, E. (1967): Salzburger Naturführer- Einführung in Landschaft und Natur, MM-Verlag Salzburg Werner, P. (1981): Almen. Bäuerliches Wirtschaftsleben in der Gebirgsregion, Callwey Verlag München Weingartner, H., Anzengruber, M., & S. Prüller (2008): Almen im Tennengebirge. Ergebnisse eines interdisziplinären Projekts in den Salzburger Kalkalpen, Selbstverlag der Arbeitsgruppe Landschaft und Nachhaltige Entwicklung 80 Landschaft und Nachhaltige Entwicklung. Band 5

89 INTERREG IV A Almregion Bayerisch Salzburger Kalkalpen Naturschutzfachliches, volkswirtschaftliches und touristisches Gesamtpotential der Almen in der Almregion Bayerisch-Salzburger Kalkalpen 1 pla projektgruppe landschaft + artenschutz Bonauweg 4, Rosenheim, Germany pla.ringler@t-online.de Alfred Ringler 1 Abstract 225 active mountain summer farms and there pastures in the Traunstein and Berchtesgaden Region were investigated and evaluated with regard to sustainable management, ecological services, management problems and ecological well-targeted funding. Complete vegetation mapping and floristic highlight inventory has been done in six test areas, providing an overall perspective for the entirety of alpine pastures in the Bavarian Alps. Outdoor findings and compilation of all available data are to be implemented in terms of a sustainable development of alpine agrarian politics in the future. Keywords: Alpine summer pastures and their holdings, management data, ecological services of mountain farming, scaling of alpine farming constraints and handicaps, improvement of mountain farm funding Zusammenfassung Im Hinblick auf ihre nachhaltige Zukunftssicherung wurde die Bewirtschaftung und der ökologische Zustand aller 225 Almen der Berchtesgadener und Traunsteiner Bergregion (= bayerischer Teil des INTERREG-Gebietes) analysiert und bewertet. Einige Indikatoren wie z.b. die Verteilung der Vegetationstypen und wertgebenden Arten, der Bewaldungs- und Bodenerosionstrend wurden aus Zeit- und Kostengründen nur in sechs ausgewählten repräsentativen Testgebieten studiert (Geigelstein/Kampenwand, Hochgern-Hochfelln, Oberwössener Almgebiet, Hemmersuppenalm, Lattengebirge, Jenner- Königssee). Erstmals wurde im Alpenraum der Versuch unternommen, die ökologische Bedeutung aller Almen einer Region und die ökologischen Leistungen der Almbauern vergleichend darzustellen. Die Ergebnisse könnten die Grundlage für eine genauer angepasste Vergütung der außerlandwirtschaftlichen Leistungen der Almwirtschaft sowie der weiteren Gestaltung der EU- Agrarpolitik sein. Ein Almspiegel (Datenblatt mit 45 Indikatoren) fasst die Band 5. Landschaft und Nachhaltige Entwicklung 81

90 Ergebnisse (almwirtschaftlicher Zustand, Standortbedingungen, touristische Situation und Naturschutzsituation) für jede einzelne Alm zusammen. Schlüsselwörter: Aktive Almbetriebe, aktuelle Bewirtschaftungsdaten, ökologische Leistungen der Berglandwirtschaft, Ermittlung und Abstufung von Erschwernisgraden, Weiterentwicklung der alpinen Förderpolitik Die wichtigsten Ergebnisse (Auszug aus dem Gesamtbericht): Die Almnutzung der letzten 30 Jahre war bis auf wenige Sonderfälle ökologisch nachhaltig. Aufdüngung ökologisch wertvoller Magerweiden war in dieser Zeit kaum mehr nachzuweisen. Einzelne in den 1970er und 1980er Jahren bedenkliche Trittschadensschwerpunkte haben sich sogar teilweise regeneriert, z.b. Röthelmoos-Süd, Ross-, Haidenholzalm. Ausnahmen (z.b. neue Pferdeweide Hemmersuppenalm) bestätigen die Regel. Eine Ausweitung früher bedenklich erscheinender Erosionen (Lawinenschurf, Blaiken) erfolgte nicht (z.b. Markkaser/Dalsen-, obere Dürrnbachalm). Damals wurde prognostiziert die Berge kommen herunter. Davon ist nichts eingetroffen. Allerdings sind durch Verbrachungseffekte entlegener Almteile punktuell Rückgänge wertbestimmender Pflanzenarten wie Gentiana pannonica, Lycopodium alpinum, Saxifraga androsacea, Campanula thyrsoidea, Botrychium lunaria nachweisbar. Beispiele Ross- und Weitalm. Für diese Kurzfassung werden aus dem Gesamtbericht folgende, stark komprimiert dargestellte Teilaspekte des bayerischen Projektgebietes ausgewählt: Kurze almwirtschaftliche Strukturanalyse auch im überregionalen Vergleich Quantifizierung der almwirtschaftlichen Leistungen für die Biodiversität Quantifizierung der almwirtschaftlichen Leistungen für den Tourismus Anstehende Probleme und Lösungsvorschläge 1. Einleitung In dreijähriger Kooperation zwischen dem Amt für Ernährung, Landwirtschaft und Forsten Traunstein (Dr. Maria Kau, Rolf Oehler, Hans Gruber) und der Projektgruppe für Landschaft und Artenschutz Rosenheim (Leitung: Alfred Ringler) verfolgte der bayerische INTERREG-Projektteil folgende Hauptziele: Konkretisierung und bessere Vermittlung der ökologischen und landeskulturellen Leistungen der Almwirtschaft Systematische Bestandsaufnahme aktueller Bewirtschaftungsprobleme, Konfliktanalyse Almwirtschaft-Naturschutz-Nationalpark-FFH-Richtlinie Entwicklung von Vorschlägen der Weiterentwicklung der alpinen Förderpolitik, insbesondere eines angemessenen Ausgleichs der sehr unterschiedlichen Erschwernisse und ökologischen Sonderleistungen der Almwirtschaft. 82 Landschaft und Nachhaltige Entwicklung. Band 5

91 2. Methoden Die gesamte für das Gebiet verfügbare almwirtschaftliche und ökologische Literatur, alle verfügbaren Fachkartierungen (z.b. Biotopkartierung, Hanglabilitätskarte, Geologische Karten, Waldfunktionskarte der ehemaligen Staatsforstverwaltung, Hydrographisch-Geomorphologische Karte des ehemaligen Landesamtes für Wasserwirtschaft), unveröffentlichte Diplom-, Bachelorund Masterarbeiten sowie almhistorische Unterlagen (z.b. Almbücher im AELF) wurden ausgewertet. Repräsentativ für das Gesamtgebiet wurde die Almvegetation in sechs ausgewählten Almgebieten kartiert und landschaftsökologisch besonders bedeutsame Elemente (z.b. auffällige Geländeformen, Wasserläufe, Quellen, Karstelemente, Buckelfluren, Rutschbuckel, fossile Bergstürze, auffällige Moränen, Dolinen, Poljen und Karstschlucklöcher, Feuchtgebiete und Moore) erhoben. Nebenprodukt des Projektes ist die komplette Vegetationsaufnahme aller almtypischen Pflanzengesellschaften. In der Projektlaufzeit wurden insgesamt etwa 55 Almen begangen; die Eindrücke vieler vorhergegangener Almbegehungen (seit etwa 1975) flossen mit ein. Daraus ergeben sich u.a. ökologische Alleinstellungsmerkmale bzw. Qualitätsmerkmale für einzelne Almen, z.b. Alm mit dem tiefsten Zirbenvorkommen in Deutschland, Alm mit herausragender Ausstattung mit wärme- und trockenheitsliebenden Arten, Alm mit dem höchsten Anteil an Frostlochklima (Kaltluftsee, winterliche Tiefsttemperaturen), Alm mit subendemischen Arten (Arten, die es in Deutschland nur in diesem eng begrenzten Gebiet gibt). Hieraus wiederum leiten sich spezielle, oft einzelalmspezifische Bewirtschaftungsempfehlungen ab, die die künftige Kooperation Almwirtschaft/Naturschutz intensivieren und versachlichen könnten. Durch Überlagerung der InVeKoS-Flächen (digitale Flurkarte; Bereitstellung durch das AELF Traunstein) und eigener Erhebungen konnten Potenziale und Konflikte deutlich herausgearbeitet werden. Die verfügbaren Dateien zu schutzwürdigen Artenvorkommen (Alpenbiotopkartierung) wurden durch eigene Funde und mündliche Mitteilung ausgewiesener Experten ergänzt. Daraus ergeben sich z.b. Vorschläge zur besseren hygienischen Qualitätssicherung des Karstgrundwassers, der Gewässer und der Talquellen sowie ökologische Alleinstellungsmerkmale bzw. Qualitätsmerkmale für einzelne Almen. Die erhobenen Daten und Evaluationen wurden auf einer einzigen A4-Seite kompiliert (Alm-Datenblatt). Der Schwerpunkt lag dabei auf naturräumlichen, standortkundlichen und ökologischen Indikatoren. Aus aktuellem politischen Anlass wurde auf den Almen in drei Testgemeinden (Schönau, Ruhpolding und Schleching) auch der Anteil von High Nature Value Farmland (HNV) nach dem für Bayern ausgearbeiteten Zielartenschlüssel (LfU + LfL) bestimmt. Band 5. Landschaft und Nachhaltige Entwicklung 83

92 Multitemporale Luftbild- und Kartenvergleiche zwischen den Zeithorizonten 1939, 1953, 1971 und gaben Einblick in die wesentlichen landschaftsstrukturellen Veränderungsprozesse (Wald, Offenland, Verbuschung, Erosionsflächen u.a.). Sie stützten sich auf S/O-Orthofoto-Luftbildsätze von 1953 und 1971 (Photogrammetrie GmbH München) und aktuelle Kolor-Fotos des Bayerischen Landesamtes für Vermessung und Geoinformation. Ergänzend wurden historische topografische Karten TK 25 von 1905 und 1939 herangezogen. Für die Almerhebung wurde ein sehr komprimierter, thematisch unterschiedlich kolorierter Datenbogen entwickelt (Abb. 1), der die wichtigsten ökonomischen und ökologischen Daten einer Alm auf einer einzigen A4-Seite zusammenfasst. Nicht alle Merkmale konnten im Zeit-Kosten-Rahmen dieses Projektes für alle Almen komplett erhoben werden. Diese Datei steht für laufende Aktualisierung dem AELF, allen interessierten Almleuten und Betrieben, nach Absprache auch anderen Verwaltungen zur Verfügung. Alm: Thorau Gemeinde: Ruhpolding Landkreis: Traunstein RECHTSFORM Privat Staat Berechtigung 9 Gemeinschaft Genossenschaft RECHTSFLÄCHE/GLIEDERUNG (HA) Katasterfläche 212,4 Historische Almflächen 212,4 LETTMAYR (1939): 211 ha, davon 107,47 nutzbar InVeKoS-Fläche Offizielle Angaben: Lichtweide 72 ha, Waldweide 139 ha Lichtweide real 63,9 davon gut beweidebar 41,2 davon stark versteint 2,6 davon verbuscht 4,9 Problemflächen 9,8 Schurf/Blaikenfläche ,5 Starke Trittschäden ,3 Waldweide real 28,7 davon lockerer Weidewald 21,3 davon dichter Weide-/Almwald 7,4 Ödland/Wald 110,0 LAGE/GEOLOGIE/NATURGEFAHREN Meereshöhe Hütte/n (m ü. NN) 1185 Höhenbereich Weide (m ü. NN) (-1582) Almstufe Hochalm Mittelalm Niederalm Oberleger für Dagnmahd, Gschwendl, Laubau Niederleger (Voralm) Tal Hochtal Kar Talschluss Hang Hangschulter Kamm Gipfel Joch/Sattel Plateau Wallmoränen Rundhöcker Dolinen Buckelfluren Geländeform Naturdenkmäler/Einzelschöpfungen: Großartige Kartreppe am Hochtalende (3 Stufen), mind. 2 Wasserversitzstellen, Krummer Fels am Alm-Ende, Buckelfluren ca. 70 % der Lichte Lagebeziehung vereinzelt (Alminsel) Almkomplex grenzt an Tallandwirtschaft an Almgebiet: Exposition S SW W NW N NO O SO Geologie Schichtglieder (Zahl) 8 Ork, mor, hd, malm, ral Bemerkungen Geologische Muldenzone mit kleinräumigem Gesteinswechsel INFRASTRUKTUR Erschließung PKW Schlepper Zu Fuß/Spezialfahrzeug Hofentfernung (km) Gebäude landw. Gebäude jetzt 8 einst 16 nichtlandw. Gebäude 1 Denkmale 1 8 Kaser z.t. aus dem 17./18.Jhd. (1600, 1776, 1788, 1756, 1740, 1750,1791), 1 Diensthütte, 1 Kreuz 84 Landschaft und Nachhaltige Entwicklung. Band 5

93 BEWIRTSCHAFTUNG Ökol. Leistungsstufe (1 gering, 5 sehr hoch) 5 Erschwernisstufe (1 leicht, 5 schwierig) Bestoß 2012 Rinder 83 Milchkühe 3 Galtrinder 80 Pferde - Schafe/Ziegen 1 GV 43 GV/ha 0,7 Histor. Bestoß Jahr: NGK, KG, Stück, GV: Jahr: Nst, 103 RE 0,76 NSt/ha Almbetreuung Almpersonal Vom Tal aus Zahl der Beschläger Weidesystem Standweide Umtriebsweide Wald-Weide-Trennung Neuordnung Almmahd Anger 3 Angerfrüher 11 Bergmähder früher Almpflege Schwenden Hangsanierung Organ. Düngerwirtsch. Erschwernis Steilstflächen % 50 Steilflächen 15 Klimatische Ungunst Weitläufigkeit/Trieb TOURISMUS Tourismusindex 1-5 5,00 Landschaftsindex Stufe Routen Längemark. Wege auf der Alm (km) 5,22 Vielbegangene Route Piste/Loipe/Bahn Gastronomie Bewirtung auf der Alm Übernachtungen Alm Sonst. Gastronomie Attraktivität der Erlebbarkeit (% Almfl. einsehbar) 95,00 Aussicht Stufe Parklandschaft (ha) Almlandschaft Sanfte Wald/Weide-Übergänge Almkultur: Flurname»Plötschau«kommt vom Alpenampfer BIODIVERSITÄT/NATURSCHUTZ Biodiv. Wert Alm 1-5 Diagnose/Label: eine der wertvollsten Chiemgauer Kalkgesteinsalmen Biotopanteil in % Katasterfl. 95 % Lichtweide 88 EU-Naturwert (HNVF) 1/2/3 % InVeKos Artenreiche Fettweide Alpenmagerweide basisch Magere Sauerbodenweide Alp. Kalkrasen Xerothermrasen Biotoptypen Karbonatfelsfluren Silikatfelsfluren Lahnerfluren Hochstaudenflur Zwergstrauchheide Latschengebüsch Laubgebüsch Fließgewässer Kleingewässer Quellflur See Flachmoor Hoch/Zwischenmoor Wertbestimmende seltene Arten: Mind 25 RL-Pflanzen, Saxifraga buserana (nur Knollenflaserkalk), Polystichum braunii, Schönschwingel Festuca pullchella ssp.jurana, Spitzkiel Oxytropis jacquini, Gelbe Platterbse Lathyrus laevigatus, Luzula glabrata, Alpenlungenkraut Pulmonaria alpigena, Siegwurz Allium victorialis, Krähenbeere Empetrum hermaphroditum, Quellried Blysmus compressus, Mondraute Botrychium Iuaria, Brandorchis Orchis ustulata, Waldhyazinthe Platanthera chlorantha, Grasnelken-Habichtskraut Tolpis staticifolia, Niedrige Segge Carex humilis, Eberrauten- Kreuzkraut Senecio abrotanifolius, Murmeltier, Auer-, Birkhuhn, Alpenbraunelle, Schnarrschrecke Psophus striduls Sonstige Besonderheiten: Blütenmeer an Südhängen im Bergfrühling (Enzian, Läusekraut, Mehlprimel etc.), 1 Laichtümpel, optimale Hochstauden- und Lahnergrasfluren (Laserpitio-Calamagrostidetum), kleines Davaallseggenried AKTUELLE KONFLIKTLAGEN/HERAUSFORDERUNGEN Naturschutz Tourismus Forst, Schutzwald Boxerkäfer (seit Kyrill einzelne Fi), Schutzwaldsanierung/Weidebiotope (ABK ) Wasserwirtschaft Abb. 1 Datenblatt zur bayerischen Almerhebung Merkmalszuordnung nach Möglichkeit durch (abgestufte) Kolorierung (rot, orange). Der Datenbogen enthält sowohl Basisdaten als auch zusammenfassende Bewertungen (z.b. touristischer und ökologischer Wert). Band 5. Landschaft und Nachhaltige Entwicklung 85

94 3. Ergebnisse 3.1. Strukturdaten zur Chiemgauer und Berchtesgadener Almwirtschaft Zahl der Almen: Die derzeit 225 Almen in der Traunsteiner und Berchtesgadener Bergregion entsprechen rund 16 % aller bayerischen Almen. Weitere sieben Almen bayerischer Betriebe liegen auf Salzburger Gebiet. Die almreichsten Berggemeinden sind Unterwössen (36), Ruhpolding (42), Reit im Winkl (14), Schleching (22) und Schönau-Königssee (13). Um 1900 existierten mindestens 469 bestoßene Almen. Der Rückgang bis 1980 beträgt also mindestens 52 %. Abb. 2 Aktuell (blau) und zusätzlich um 1900 (rot) bestoßene Almen Gut sichtbar wird die Dominanz weniger Berggemeinden in der heutigen Almlandschaft, das gewaltige Almensterben in der ersten Hälfte des 20. Jahrhunderts vor allem im Kalkhochgebirge (Schönau, Ramsau, Schneizlreuth) aber auch im rand-alpinen Bereich (Bergen, Ruhpolding). Prämienberechtigte Weidefläche (InvekoS): Sie entspricht weitgehend der traditionellen Lichtweide und summierte sich 2013 auf ha. Auf die 55 Berchtesgadener Almen entfallen ha, auf die 170 Traunsteiner Almen ha. 86 Landschaft und Nachhaltige Entwicklung. Band 5

95 Höhenlage: Die Hüttenstandorte liegen durchschnittlich auf m (TS) bzw m (BGL), durch Neuanerkennung tief gelegener Almen am Hangfuß seit den 1970er Jahren sank der Höhendurchschnitt um etwa 50 m. Der Lichtweidebereich erstreckt sich heute vom Bergfuß (ca. 600 m) bis etwa 1800 m, das höher gelegene Schafweidegebiet im Nationalpark bis gegen m. Futterbeitrag: Die Traunsteiner und Berchtesgadener Almen liefern insgesamt etwa ein Drittel der Futtergrundlage der zugehörigen Talbetriebe. Sie sind damit ein wichtiges wirtschaftliches Standbein der Talbetriebe und leisten auch einen indirekten Beitrag zur Erhaltung des Grünlandes und des gegenwärtigen Landschaftscharakters in den Tälern. In Ruhpolding liegt die Relation Talfutter-/Almweidefläche bei 1 zu 2,4, in Reit im Winkl sogar bei 1 zu 13. Auftrieb: Auf den Almen des bayerischen Projektgebietes weiden im Durchschnitt der letzten Jahre rund Rinder (etwa 9 % des bayerischen Auftriebes von rund ), 250 Schafe und Ziegen (knapp 10 % des bayerischen Auftriebes von 3.300) und 160 Pferde (fast 20 % des gesamtbayerischen Auftriebes von 900). Knapp 300 Talbetriebe schicken einen Teil ihres Viehs auf die Alm und nehmen teilweise auch Pensionsvieh von weiter entfernten Betrieben auf. Auf allen Almen überwiegt Jungvieh, reine Senn- oder Kuhalmen gibt es schon seit den 1960er Jahren nicht mehr. Bemerkenswerterweise befinden sich die meisten gemischten Almen, auf denen auch noch gemolken und gekäst wird, heute im Nationalpark. Die Milchkuh/Jungvieh-Relation auf den Almen beträgt insgesamt etwa 1 zu 11, im Berchtesgadener Land aber nur 1 zu 4,5, in Traunstein 1 zu 23. Der Stier/Ochsen-Auftrieb ist höher als im bayerischen Durchschnitt. Reine Schaf- und Pferdealmen fehlen, sieht man von der Schafbeweidung in den Hochlagen des Steinernen Meeres von der Saalfeldener Seite einmal ab. Besitz- und Rechtsverhältnisse, Wald-Weide-Trennung: Berechtigungs- (=Servituts) Almen sind stärker vertreten als in den übrigen bayerischen Alpenlandkreisen, vor allem im Berchtesgadener Land. Demzufolge ist trotz intensiver Trennungsbemühungen der letzten Jahrzehnte die Waldweidefläche im Staatswald immer noch sehr erheblich, im Berchtesgadener Land sechsmal größer als die Lichtweide (10.300/1.594 ha), in Traunstein etwa zweimal (5.700/2.654 ha). Die Trennungsbemühungen der damaligen Staatsforstverwaltung, auch angetrieben vom Obersten Rechnungshof und dem Schutzwaldund Wildbachsanierungsprogramm, waren im Traunsteiner Bereich insgesamt viel erfolgreicher als in Berchtesgaden. Gemeinden wie Staudach-Egerndach, Unterwössen, Ruhpolding und Reit im Winkl waren bis um 1970 zu 73 bis 90 % mit Waldweiderechten belegt, heute liegt dieser Anteil bei 10 bis 20 %. Personalsituation: Sie hat sich insbesondere seit Einführung der Behirtungsprämie deutlich stabilisiert. Über die Hälfte der Berchtesgadener Almen wird selbständig mit eigenem Almpersonal bewirtschaftet. In Traunstein beträgt der Anteil etwa ein Viertel. Band 5. Landschaft und Nachhaltige Entwicklung 87

96 Gesamtfläche/ Alpenfläche (km²) BGL 840/700 TS 1.538/600 *Daten der LBP Almanteil Landkreis ( % ) L 1,9% (2013) L 1,47% (1994) T 9,9% (1976) L 1,76% (2013) L 2,6% (1994) T 6,4% (1976) Almanteil im Alpenanteil des Landkreises (%) L 2,9% (2013) L 2,48% (1994) T 11,8% (1976) L 5,9% (2013) L 6,6% (1994) T 16,5% (1976) Almfläche gesamt (ha) (1976) Reinweide: 14,2% der Almfläche (1976) (1976) Reinweide: 26,8% der Almfläche (1976) Tab. 1 Almstrukturdaten Lkr. BGL und TS aktuell und historisch 3.2. Standortverhältnisse, abiotische Faktoren Lichtweidefläche (ha) (2013) (2010) (2002) (1994) (1990*) (1983) (1976) (2013) (2002) (1994) (1992) (1990*) (1983) (1976) (1958) Zahl der Almen 55 (2013) 55 (2011) 55 (2002) 55 (1996) 54 (1976) 48 (1986) 75 (1950) 166 (2013) 165 (2002) 165 (1996) 164 (1994) 135 (1976) 207 (1958) 158 (1950) Für alle Almen wurden der geomorphologische Lagetyp (Kar, Kamm, Hang usw.) und die geologischen Verhältnisse ermittelt und zur quantitativen Verarbeitung in Gesteinsklassen (tonig-mergelig verwitternde Gesteine wie Roßfeld-, Zlambach-, Kössener-, Partnach-, Werfener Schichten = Mergelgestein ), Haupt-, Ramsau-, Raiblerdolomit = Dolomit etc.) eingruppiert. Die Almzuordnung nach dem vorherrschenden Gesteinstyp auf der Lichtweide bestätigt die altbekannte Präferenz für tiefgründig verwitternde, gut wasserspeichernde und relativ nährstoffreiche Substrate. In den Kalk- und Dolomitzonen ist der Anteil aufgegebener Almen viel höher, was aber nicht nur geologische Ursachen hat. Zusammenhängende Almgebiete wurden den geologischen Hauptzonen Talregion (Moränen, Talsedimente), Flyschhöhen, Kalkvorhöhen (niedere vorgelagerte Kalkberge), voralpine Mattenzonen (almdominierte Muldenzonen mit weichverwitternden Jura- und Kreidegesteinen), felsige Randmassive (z.b. Hörndlwand), Kalkhochalpen (z.b. Steinernes Meer) und Dolomitzonen zugeordnet (siehe Abb. 3). Jede dieser Zonen ist durch unterschiedliche almökologische und wirtschaftliche Eigenschaften gekennzeichnet. Nicht weniger als 22 % aller Lichtweideflächen im Berchtesgadener Land sind als geomorphologisch schutzwürdige periglaziäre oder karstbedingte Buckelfluren ausgeprägt, im Lkr. Traunstein gut 13 %. Auf insgesamt 26 Almen wurden Dolinen oder noch eindrucksvollere Karsthohlformen registriert. 19 % der Berchtesgadener und 11 % der Traunsteiner Almen tragen Karstcharakter. Gesteinstyp Moränen Mergelgestein Dolomit Reinkalke Bestoßene Almen Aufgegebene Almen Tab. 2 Gesteinsartenbindung von insgesamt 71 bestoßenen und aufgegebenen Berchtesgadener Almen 88 Landschaft und Nachhaltige Entwicklung. Band 5

97 Abb. 3 Zusammenhängende Almgebiete (punktiert, nummeriert) und geologische Hauptzonen Chiemgauer Alpen (im Zentrum = 6.7: Hochgern-Hochfelln) Orange: Kalkhochalpen, Gelb: Dolomitzonen, Rot: felsige Randmassive (Wettersteinkalk), Blau: Matten-/Muldenzonen, Braun: Kalkvorhöhen 3.3 Bestockungstrend, Verbuschung, Almaufgabe Auf den meisten Alpen ist die Bestockung vorgerückt eine faktische Verkleinerung der Lichtweide eingetreten eine Entmischung der Wald- und Weidefläche eingetreten, d.h. der licht und räumig bestockte Übergangsbereich hat sich stark verkleinert und wurde meist zu Wald mit über 40 % Überschirmung Der Bewaldungsprozess verlief 1940 bis 1971 viel dynamischer als 1971 bis Das Aufkommen der Almförderpolitik in den 1970er Jahren hatte einen deutlich lichtweidestabilisierenden Einfluss. Das Zuwachsen von Almflächen ist unerwarteterweise in den tieferen Lagen ( m) insgesamt deutlich weiter fortgeschritten als in höheren, ebenfalls bewaldungsfähigen Lagen, in denen man bisher eine stärkere Nutzungsrückzugstendenz vermutete (Abb. 4 und 5). Die Konsequenz war ein Verschwinden erholungsbedeutsamer Lichtungen in den tiefergelegenen zusammenhängenden Waldgebieten (Beispiel: Teisenberg-Zinnkopf-Gebiet, Mittelgebirge nördlich Reit im Winkl). Band 5. Landschaft und Nachhaltige Entwicklung 89

98 Nach 1980 wurde keine einzige Alm mehr aufgegeben. In den 1960er und 1970er Jahren wurden vorübergehend aufgegebene Almen etwa ab 1980 wieder reaktiviert. Abb. 4 Landschaftswandel auf 18 Almen im Hochfellngebiet bei Ruhpolding Gelb: Lichtweide 1953 und 2012, Hellgrün: Seit 1953 auf Lichtweideflächen vorgerückte Laubgebüsche, z.b. Grünerlen, Weiden, Heckenrosen, Dunkelgrün: Seit 1953 neugebildeter (z.t. lichter) Fichtenwald, Violett: Seit 1953 auf Lichtweideflächen vorgerückte Latschengebüsche, Rot: Neurodungsflächen (meist als Ausgleich für Wald-Weide-Trennung ), Orange: Neue Erosionsflächen bzw. Trassen (Pisten, Seilbahn). 90 Landschaft und Nachhaltige Entwicklung. Band 5

99 Abb. 5 Bewaldung von Almen und Bergwiesen 1953 (links) bis 2012 (rechts). Beispiel: Zellerberg zwischen Ruhpolding und Inzell (Flysch). Rot: Almflächen, Mattrot: Aufgegebene Almflächen, Grün: Steile Bergwiesen. Gut erkennbar ist das Herabsteigen der Almstufe seit dem Zweiten Weltkrieg und die Neuanerkennung ehemaliger Talflächen als Almen in den 1980er Jahren Dessen ungeachtet ist auf vielen nach wie vor im traditionellen Umfang bestoßenen Almen die Verstrauchung und Vergandung mit Beerensträuchern, Adlerfarn, Heckenrosen, Latschen, Grünerlen, unduldsamen Borstgrasbeständen u.a. auf den steileren oder oberseitigen Hangpartien fortgeschritten (Beispiele: Roß-, Wirts-, Karlalm am Geigelstein, Haaralm bei Ruhpolding, Farnbödenalm). 3.4 Ökologische Funktionen und Leistungen der Almen Vegetationstypen auf den Almen In sechs repräsentativen Almgebieten mit insgesamt 40 Almen (18 % der Gesamtalmfläche) wurden die in Abb. 6 dargestellten Vegetationstypen kartiert. Es ergaben sich aus vegetationsökologischer Sicht enorme Situationsunterschiede von Alm- zu Almgebiet. Zahlreiche, meist tiefergelegene Waldinselalmen, bestehend häufig nur aus einem Vegetationstyp (Fettweide grün), höhergelegene Extensivweidegebiete (Abb. 6), dagegen aus einem komplexen Mosaik naturnaher Weiden, Magerrasen, Feuchtgebieten und Sukzessions- Band 5. Landschaft und Nachhaltige Entwicklung 91

100 flächen von höchster Biodiversität. Es versteht sich von selbst, dass die Ausgangssituation für die Bewirtschaftung und die (nicht gesondert honorierte) Verantwortlichkeit für die Biodiversität entsprechend gegensätzlich ausfällt. Abb. 6 Almvegetationskartierung Beispiel Geigelsteingebiet mit Dalsen-, Haidenholz-, Roß-, Blasi-, Schusterbauern-, Wirts-, Wuhrsteinalm Almen als Träger und Bewirtschafter wertvoller kartierter Biotope Etwa drei Viertel aller Berchtesgadener und Traunsteiner Almen haben einen beträchtlichen Anteil ökologisch wertvoller Flächen ( Biotope ). Dieser Anteil steigt von den Nieder- zu den Hochalmen deutlich an. 34 Almen bestehen zu mehr als 61 % aus naturschutzfachlich bedeutsamen Flächen, 55 Almen zu 31 bis 60 % und 143 zu 0 bis 30 % 92 Landschaft und Nachhaltige Entwicklung. Band 5

101 Abb. 7 Jungvieh am unteren Rand der Bründlingalm Man sollte sich von der verbreiteten Vorstellung trennen, dass der weidewirtschaftliche Wert einer Alm ausschließlich in den klassischen Weidegesellschaften mit nachweislich besonders hohem Futterwert liegt. Diese im Juli 2012 angetroffenen Fleckvieh-Jungrinder fressen mit großer Begeisterung in einer mit Hochstauden und Waldpflanzen angereicherten Rostseggen- und Buntreitgrasflur, obwohl weiter oben die Kammgras-Fettweiden reichlich Aufwuchs bieten. Biotopanteil Zahl der Almen % der Almen % 10 4, % 10 4, % 14 6, % 16 6, % 19 8, % 20 8, % 16 7, % 20 8, % 22 9,5 1 5 % 30 12,8 0 % 55 23,6 Tab. 3 Biotopanteil auf 233 Almen des bayerischen Untersuchungsgebietes Einige nicht offiziell geführte Almen wurden miterhoben Band 5. Landschaft und Nachhaltige Entwicklung 93

102 Die Gesamtbiotopfläche im Alm-Katasterbereich beträgt ha auf 225 Almen, die mittlere Biotopfläche pro Alm 21,92 ha. Auf die Almzone entfallen über 95 % aller artenreichen Grünland- und Magerrasenflächen der beiden Landkreise Traunstein und Berchtesgadener Land. Abb. 8 Biotopanteil auf den Almen In diesem willkürlich gewählten Ausschnitt sind die Almen des Hochfelln- und Hochgerngebietes in den Gemeinden Ruhpolding, Bergen, Staudach-Egerndach und Unterwössen jeweils durch ein unterschiedliches Icon repräsentiert High Nature Value Farmland (HNVF) auf Almen Ökologisch besonders reichhaltiges Grünland mit besonderem Förderanspruch im Sinne der Gemeinsamen Agrarpolitik ist EU-weit und national durch Zeigerartenlisten definiert. Der vom Bundesamt für Naturschutz und Bayerischen Landesamt für Naturschutz festgelegte Artenschlüssel wurde erstmals in Deutschland großflächig (und nicht nur auf weit verstreuten kleinen Probeflächen) umgesetzt. Die Ergebnisse sind eindeutig: Der Anteil ökologisch hochwertiger Grünlandformen schwankt zwischen einzelnen Almgebieten und Almhöhenzonen sehr stark. Im Bereich der Niederalmen und der in den letzten 30 Jahren neu anerkannten Almen liegt er je nach Alm meist zwischen 0 und 50 %, auf den Hochalmen der steiler aufragenden Bergstöcke (Beispiele: Obere Nesselauer, Haidenholz, 94 Landschaft und Nachhaltige Entwicklung. Band 5

103 Steinberg, Ross, Grundbach, Staudacher und Priesbergalm) in der Regel bei über 85 %. Der HNV-Anteil liegt auf den Almen mehrfach höher als die bundesweite Prognose des deutschen Bundesamtes für Naturschutz für den bayerischen Alpenraum ( 14,5 bis 16,0 Prozent der LF) Almgebiet HNV I (ha) HNV II (ha) HNV III (ha) Schönau-Königssee 986,1 60,8 72,5 Ruhpolding-West (= Hochfelln-Süd 995,5 74,4 56,5 Schleching-West (= Geigelstein-Kampenwand) 522,1 114,9 10,0 Tab. 4 HNV-Anteile in 3 Almtest-Gemeinden des INTERREG-Gebietes einschließlich Waldweide. Stufe I: Äußerst hoher Naturwert, Stufe II: Hoher Naturwert; Stufe III: Mäßig hoher Naturwert Touristische wichtige Aussichtsgipfel im Almbereich»Aussichtsbalkone«Besonders attraktive Aussichtsalmen 12 Hochgern, Zwölferspitz, Hasenpoint, Weitlahner, Rauschberg, Teisenberg, Hochplatte, Sonntagshorn, Unternberghorn, Hochfelln, Haralmschmied, Viehkogl Mehr als 32 (ca. 15 % aller Almen) Agergeschwendt, Bischofsfelln, Bründling, Chiemhauser, Ecker, Gern, Falz, Haar, Hochkienberg, Hofbauern, Hörndl, Hufnagel, Gotzen, Jochberg, Knogler, Kohler, Königstal, Kühroint, Moier, Oberauer Brunst, Pisenhauser, Roß, Roßfeld, Steinberg, Winklmoos, Zwiesel, u.a. Tab. 5 Landschaftliches Erlebnispotenzial auf Almen. Beispiel: Aussichtsgipfel und sonstige besonders attraktive Aussichtslagen im Weidebereich. Lkr. Traunstein Lkr. Berchtesgadener Land Almen mit Bewirtung 46 (28 % aller Almen) 25 (44 % aller Almen) Sonstige Unterkunfts- und Gasthäuser auf der Almfläche Gastronomische Ziele insgesamt Kilometer markierter Wege auf allen Almen Mittel. Wegelänge/Alm (N = 221) Mittel. Wegelänge/Alm Gem. Anger Mittel. Wegelänge/Alm BGD Mittel. Wegelänge/Alm Bergen Mittel. Wegelänge/Alm Hochfellengebiet 0,6 km 1,9 km 253 km 1,11 km 0,83 km 5,5 km Pistenlänge gesamt 30,9 km Auf Almen 15,9 km (51,4 %) Tab. 6 Touristische Kennzahlen Almgebiet BGL/TS bezogen auf die heutige Almlichtfläche. Band 5. Landschaft und Nachhaltige Entwicklung 95

104 3.5 Touristische Almfunktionen Über die üblichen generellen Funktionszuweisungen hinaus wurde versucht, die touristischen und regionalwirtschaftlichen Almfunktionen auch quantitativ zu ermitteln. Ist die gastronomische Funktion der Almen erheblich? Wieviele touristische Anlaufpunkte (Gasthäuser, Unterkunftshütten, Almhütten mit Bewirtung) liegen im aktuell bewirtschafteten Almgebiet und sind in ihrer Attraktivität davon abhängig? Welche Bedeutung haben Almen für die Outdoor-Infrastruktur (Wanderwege, Biker, Pisten, Aufstiegshilfen)? Einige Ergebnisse werden durch Tab. 5 und 6 zusammengefaßt. 4. Diskussion In einer nach Erhebungstiefe und Merkmalsbreite vielleicht einmaligen grenzüberschreitenden Großraumanalyse wurde das Gesamtspektrum der Almbesitzformen, Bewirtschaftungsweisen, Erschwernisse, Standortvoraussetzungen und ökologischen Unterschiede in den nördlichen Kalkvor- und Kalkhochalpen ermittelt. Die Traunsteiner und Berchtesgadener Bergregion repräsentiert die gesamte Bandbreite der Kalkvoralpen, der Salzburger Teil vor allem die Kalkhochalpen (ostalpine Tafelgebirge wie Tennengebirge, Hochkönig, Leoganger Steinberge etc.) und auch einen Teil der Kristallin- und Grauwackenzone (Dienten). Auch bei den aufgetriebenen Vieharten (in Salzburg gebietsweise viele Melkalmen, mehr Mutterkühe, Pferde und Schafe) decken beide Projektgebietsteile zusammen fast die gesamte Bandbreite der Ostalpen nördlich des Alpenhauptkammes ab. Die Projektergebnisse liefern Grundlagen für die Konkretisierung berglandwirtschaftspolitischer Ziele und Fördersysteme innerhalb der Alpenkonvention, ArgeAlp bzw. der gesamten Ostalpen. Die Synergie mit anderen almwirtschaftlichen Forschungsprojekten zeigt sehr schön das geichzeitig laufende INTERREG-Projekt Almen aktivieren (Burkart et al. 2012). Dort wurden auf mehreren Versuchsalmen verschiedene weidetechnische Varianten der Almrevitalisierung und ihre biologischen Effekte getestet. Einsatzschwerpunkte für dieses Know-how wiederum ergeben sich aus der großräumigen Bestandsaufnahme im INTERREG-Projekt Almregion Bayerisch-Salzburger Kalkalpen. 5. Danksagung Die Praxisnähe der Ergebnisse wurde ermöglicht durch eine Vielzahl von Abstimmungsgesprächen mit Almleuten, Bezirksalmbauern und Almfachleuten. Stellvertretend gebührt ein besonderer Dank Ludwig Böddecker, Ruhpolding- Gruttau, Michael Hinterstoißer, AELF Miesbach, Paul Höglmüller, Bayerische Staatsforsten Ruhpolding, Hannes Hörterer, Mettenham, Franz Moderegger, Hochbichllehen, Josef Loferer, Ettenhausen, Sebastian Pfaffinger und Wast 96 Landschaft und Nachhaltige Entwicklung. Band 5

105 Pertl, Sachrang, Kaspar Stanggassinger, Bischofswiesen, Maria Stöberl, Verband der Forstberechtigten im Chiemgau e.v. Die intensive Kooperation mit dem Projektpartner Universität Salzburg, Fachbereich Geographie und Geologie, vertreten durch Prof. Dr. Herbert Weingartner und dem zweiten Projektpartner, Research Studios Austria Studio ispace, manifestierte sich u.a. in insgesamt 12 Arbeitstreffen, Workshops und Abstimmungsgesprächen jeweils am Beginn einer neuen Projektphase. Literatur Burkart, B., Jaritz, G. & S. Aigner (2012): Almen aktivieren Neue Wege für die Vielfalt Alpenld.Exp.forum Raumberg-Gumpenstein 2012: Egger, G. et mult. al. (2006): AlpAustria.- Abschlussbericht mit vielen Teilberichten Gruber, J. (2013): Datenerhebungen des Amtes für Ernährung, Landwirtschaft und Forsten Traunstein NN, Almbücher ( ):, Landwirtschaftsämter Berchtesgaden, Laufen, Traunstein Hrsg. DaFNE Lebensministerium Wien und Umweltbüro Klagenfurt GmbH Ringler, A. (2007): Almzukunft und förderung.- Anliegen Natur (ANL Laufen) 31 (1): Ringler, A. (2010): Almen und Alpen - Höhenkulturlandschaft der Alpen.- Hrsg. Verein zum Schutz der Bergwalt, 154 S. + DVD (1460 S.) Tasser, E., Aigner, S., Egger, G. & U.Tappeiner (2013): AlmAlp-Atlas.- Hrsg. ARGE ALP Band 5. Landschaft und Nachhaltige Entwicklung 97

106 98 Landschaft und Nachhaltige Entwicklung. Band 5

107 Almen als Ressource für den Sport Skibergsteigen Eine Analyse von Skitourenrouten im Bereich der Salzburger Kalkalpen 1 Universität Salzburg, Fachbereich Geographie und Geologie, Hellbrunnerstraße 34, 5020 Salzburg, Austria Arbeitsgruppe Landschaft und Nachhaltige Entwicklung SelinaMaria.Birgler@stud.sbg.ac.at Selina Birgler 1 Abstract Ski mountaineering or ski touring is a sport with an ever increasing and booming tendency. This is reinforced by 15 % annual increase concerning the number of sales and by athletes only in Austria. A prominent fitness and health awareness and the urge for freedom further contribute to it. As a result there are more athletes on the mountains, which means that more and more ski tourer move on mountain pastures; areas with a strikingly unique biodiversity and singularity. Furthermore, these pieces of land influence the appearance of our landscape and are of utmost importance for farm production and tourism, regardless of summer or winter tourism. This paper deals with the ski tour routes of the Northern Salzburg Limestone Alps (part of the INTERREG IV A project Almregion Bayerisch Salzburger Kalkalpen ). The Austrian part of this project is further subdivided into nine different natural regions, which will either be looked at individually or compared to each other, meaning that the whole study area is taken into account. First, the ski tour routes, their specific location along the mountain ranges and their relation to mountain pastures are the focus of observation. Second, the mountain pastures, subdivided according to their natural altitudinal belt, and the ski tour routes are examined and thus, a distinctive relation will be established. The illustration of this booming sport is done by presenting the facts and figures and the latest trends. Having shown that ski mountaineering is a popular sport, it will be examined which role ski touring plays between the conflicting priorities of man and animal. The observation reveals that alpine pastures are of great importance when it comes to ski mountaineering; 22 % of the routes lead across alpine pastures, of which 68 % are affected by this popular sport. These facts are a motivation to also open the alpine cabins during winter and to develop new tourism-concepts for ski mountaineering. Keywords: Ski routes, alpine pastures, ski touring, Salzburg Limestone Alps Band 5. Landschaft und Nachhaltige Entwicklung 99

108 Zusammenfassung Skibergsteigen ist eine Sportart mit stetigem Aufwärtstrend, was durch 15 % Wachstum pro Jahr und aktive Sportler belegt werden kann. Oben genannte Tendenz liegt zum einem am zunehmenden Fitness- und Gesundheitstrend/ -bewusstsein und zum anderen am Drang nach Individualität und Freiheit. Dies bedeutet immer mehr Menschen auf den Bergen abseits präparierter Pisten. Somit drängt sich die Annahme auf, dass sich immer mehr Sportler auf Almflächen bewegen. Almflächen sind Kulturlandschaften, die das Aussehen unserer Heimat prägen und durch ihre Biodiversität und Einzigartigkeit von großer Bedeutung für die landwirtschaftliche Produktion und den Sommer- beziehungsweise Wintertourismus sind. Die vorliegende Arbeit befasst sich mit der Verortung der Skitourenrouten im Salzburger Untersuchungsgebiet des INTERREG IV A Projektes Almregion Bayerisch-Salzburger Kalkalpen. Es werden sowohl die einzelnen Teilregionen untersucht, als auch eine ganzheitliche Betrachtung vorgenommen. Neben der Verortung ist die Unterteilung der Almflächen hinsichtlich ihrer natürlichen Höhengrenzen von zentraler Bedeutung. Um diesen Hype um die Sportart Skibergsteigen zu verdeutlichen, werden aktuelle Daten und Fakten und aktuelle Trends, immer mit dem Bezug zu den Almflächen, untersucht. Im weiteren Verlauf wird auch die wirtschaftliche Wertschöpfung durch den Tourismus und die Bewirtschaftung der Almhütten betrachtet. Jene Themen verdeutlichen, dass sich immer mehr Sportler auch abseits der präparierten Pisten bewegen und dies birgt womöglich ein Problem hinsichtlich des Spannungsfeldes Mensch und Tier in sich. Um zu untersuchen inwieweit Skibergsteiger und Skibergsteigerinnen dieses Spannungsfeld beeinflussen, werden außerdem noch die ausgewiesenen Ruhezonen im Untersuchungsgebiet mit einbezogen. Die Ergebnisse der Untersuchung zeigen, dass Almflächen eine große Relevanz für die Sportart haben, so führen 113 km von 501 km der Skitourenrouten über Almflächen und rund 68 % dieser Flächen werden von Routen durchquert, was die Bedeutung noch mehr verstärkt. Diese Tatsache bewegt natürlich viele Hüttenbewirtschafter dazu ihre Almhütte auch im Winter offen zu halten. Doch nicht nur diese wollen vom Boom profitieren, sondern auch der Tourismus entwickelt passende, auf die jeweiligen Gegebenheiten abgestimmte Konzepte um eine Wertschöpfung daraus ziehen zu können. Schlüsselwörter: Skibergsteigen, Skitourenrouten, Almflächen, Salzburger Kalkalpen 1. Einleitung Seit mehreren Jahren kann man einen stetigen Aufwärtstrend in der Sportart Skibergsteigen verzeichnen, was sich mit einem Jahreswachstum von 15 % bei den Sportartikelverkäufen und aktiven Sportlern niederschlägt. 100 Landschaft und Nachhaltige Entwicklung. Band 5

109 Dies rührt daher, dass ein Umdenken in der Bevölkerung stattfand. Ende der 70er Jahre des letzten Jahrhunderts bemerkte man, dass durch die Lifte die Freiheit und Individualität in der weißen Wildnis eingebüßt wurde (Kellerman 1975, 7). Die Gedanken zurück zur Natur, Fitness und Gesundheit bestärkten diesen Trend immer mehr (Posch 2012). Diese Zunahme bedeutet mehr Sportler abseits der Pisten und so mehr Menschen auf Almflächen. Diese Gebiete sind von zentraler Bedeutung hinsichtlich der Biodiversität und Landschaftsgestaltung. Landesrat Sepp Eisl eröffnete im März 2004 das Symposium Offenhalten der Landschaft u.a. mit den Worten: Ich bin der Überzeugung, daß die durch Verbuschung und Verwaldung bewirkten potentiellen Veränderungen im Landschaftscharakter heute vielfach unterschätzt werden (Ringler 2009, 1198). So zielt auch diese Arbeit darauf ab, die Relevanz, Bedeutung und Erhaltung der Almflächen in einem anderen Blickwinkel, abgesehen von der landwirtschaftlichen Nutzung, zu betrachten. Es ergeben sich folgende Hauptfragestellungen, auf welchen die vorliegende Arbeit basiert: Welche Relevanz haben Almgebiete für den Sport Skibergsteigen? Welche Rolle nehmen Hochalmen, Mittelalmen und Niederalmen als Nutzungsraum für den Sport Skibergsteigen ein? Zuerst werden die Almflächen und die Skitourenrouten näher betrachtet; es werden sowohl die einzelnen neun Teilregionen näher analysiert als auch das ganze Untersuchungsgebiet vergleichend untersucht. Nach dieser Analyse wird kurz auf die Sportart und die steigenden Bedeutung Bezug genommen, um in einem weiteren Punkt die mögliche wirtschaftliche Wertschöpfung dieser Sportart weiter zu verdeutlichen. Daraufhin stehen der Sport und seine stetige Bedeutung in der Gesellschaft im Fokus. Neben diesen positiven Aspekten der stetig steigenden Sportart wird auch noch auf die vermeintlich negativen Nebenerscheinungen Bezug genommen. Immer mehr Menschen bewegen sich abseits der Pisten, was womöglich die Tiere in diesen Gebieten stört. Deshalb werden die Ruhezonen und die Skitourenrouten untersucht, um zu sehen, inwieweit hier Konflikte vorliegen. Da sich dieses Projekt mit der einzigartigen Welt der Almen befasst, war es von Anfang an das Ziel herauszufinden, wie Almgebiete im Winter genutzt werden und ob das Skibergsteigen in irgendeiner Verbindung zu den Almflächen steht bzw. welche Relevanz die Almflächen für den Aufstieg und Abstieg aufweisen. Laut Winter (2001, 11) beginnt eine Skitour meist im Talort oder an höher gelegenen Hütten oder Stützpunkten der Alpentäler und durchquert mehrere Vegetations- und Höhenzonen. So kommt man meist von den Talorten in die Bergwälder, danach in die Alm- und Latschengebiete und einige Touren führen sogar zu den Felsregionen der Berge. Diese Definition einer Skitour weist bereits darauf hin, dass Almflächen eine gewisse Wichtigkeit für Skitouren aufweisen und genau diese Relevanz wird thematisiert. Wie eigene Band 5. Landschaft und Nachhaltige Entwicklung 101

110 Beobachtungen ergaben, werden viele Gebiete, die im typischen Almsommer von Wanderern genutzt werden, auch im Winter von Skibergsteigern befahren. Um dies genau belegen zu können, war eine Kartierung der Routen notwendig. Wie die Ergebnisse zeigen, muss man unweigerlich Almflächen queren, wenn man einen Berg ersteigen möchte. Mit dieser Erkenntnis und dem andauernden Hype des Skibergsteigens konnten die Forschungsfragen noch weitergehen und Fragen nach der Höhenlage der Almen, ihrer differenzierten Nutzung und dem möglichen wirtschaftlichen Nutzen beantworten. So ergaben sich zwei zentrale Fragestellungen: Welche Relevanz haben Almgebiete für den Sport Skibergsteigen? Welche Rolle nehmen Hochalmen, Mittelalmen und Niederalmen als Gebiet für den Sport Skibergsteigen ein? Um die Skitourenrouten und die Almfläche in Verbindung bringen zu können, musste eine einheitliche Karte erstellt werden. Grundlage für die Kartierung war ein Ausschnitt der ÖK 50, der genau das Salzburger Projektgebiet zeigt. Mit Hilfe von ArcGIS wurde die Karte bearbeitet und die Routen eingezeichnet. 2. Methoden Über das Untersuchungsgebiet Salzburger Kalkalpen gibt es noch keine einheitliche Skitourenkarte. Es existieren sowohl Skitourenkarten einzelner Teilregionen, als auch viele Datensätze von Skitourenrouten, die aber nie das ganze Gebiet abdeckten. Deshalb wurde eine Karte erstellt, in der man die meisten erhobenen Skitourenrouten des Gebietes wiederfindet und in welcher auch die Almfläche und ihre spezifische Verteilung nach Höhenlage ersichtlich ist. Viele Experten und Sportler wurden zur Thematik Alm und Skibergsteigen befragt. Viele Interviews (face-to-face, via Telefon oder ) in Bezug auf Geschichte, Events oder neue Entwicklungen wurden geführt. Auch die Teilnahme an der erstmaligen Durchführung der Tourenski - Destination, welches eine neuartige Form von Skibergsteig-Tourismus darstellt und im Laufe der Arbeit behandelt wird, ermöglichte Einblicke in neue Trends und Entwicklungen. Hierbei wurde der positive Anstieg der Skibergsteiger und Skibergsteigerinnen durch zahlreiche Präsentationen von Experten dargestellt und auch etwaige Bedenken aller Beteiligten wurden thematisiert. 3. Ergebnisse Die Karte (Abb. 1) des Untersuchungsgebietes zeigt die verschiedenen Skitourenrouten und die nach Höhenlage unterschiedenen Almflächen. Es kann beobachtet werden, dass die Dichte an Skitourenrouten sehr groß ist, aber von Teilregion zu Teilregion schwankt. Weiters zeigt die Karte, dass Almflächen eine große Relevanz für Skitourenrouten aufweisen und dass jeder Teilregion von Skibergsteigern und Skibergsteigerinnen genutzt wird, wobei die Nutzungsintensität hierbei noch außer Acht gelassen wird. Im Untersuchungsge- 102 Landschaft und Nachhaltige Entwicklung. Band 5

111 biet finden sich 246 Almflächen und von diesen werden 96 von Skitourenrouten genutzt, was ca. 39 % ergibt. Im ganzen Untersuchungsgebiet findet man 125 Skitourenrouten wieder, die insgesamt eine Länge von 501 km haben. Von diesen 125 Routen führen 85 Skitourenrouten über eine oder mehrere Almflächen, dies ergibt eine Prozentzahl von 68 %. Diese 68 % verdeutlichen wiederum die große Relevanz von Almflächen für den Sport Skibergsteigen. Wie bereits erwähnt, ergeben alle Routen zusammen eine Länge von 501 km, wovon 113 km (22 %) direkt über Almgebiet führen. Abb. 1 Eine vergleichende Darstellung der Skitourenrouten und der Almflächen, gegliedert nach den natürlichen Höhengrenzen (SAGIS, Birgler 2013) Betrachtet man die Höhenlage der Almen, fällt auf, dass die Mittelalmen am relevantesten für den Sport Skibergsteigen sind, also jene Almen, die in Höhenlagen von und Metern liegen. Diese Almen in dieser speziellen Höhenlage sind in allen Teilregionen vertreten, wohingegen die Hochalmen in manchen Teilregionen wie zum Beispiel Loferer-Leoganger Steinberge und Dachstein West fehlen. Beispiele für eine gehäufte Nutzung der Mittelalmen wären die Teilregionen Tennengebirge und Hochkönig. Das Hochkönig-Gebiet nimmt hierbei eine Sonderstellung ein, denn obwohl man hier alle Alm-Höhenlagen vorfindet, werden nur die Mittelalmen von Skibergsteigern und Skibergsteigerinnen genutzt. Neben diesem flächenmäßig dominierenden Almtyp gibt es noch die Niederund Hochalmen, die sich wiederum nicht nur der Höhe nach unterscheiden. Die Hochalmen nehmen in Bezug auf Skitourenrouten einen größeren Stellen- Band 5. Landschaft und Nachhaltige Entwicklung 103

112 wert als Niederalmen ein. Hochalmen werden nach Mittelalmen am häufigsten genutzt. Beispiele dafür sind die Teilregionen Chiemgauer Alpen Steinplatte und Hoher Göll und Hagengebirge Hoher Göll Hagengebirge Almen und Skitourenrouten spielen in diesem Gebiet eine geringere Rolle als in anderen Teilregionen, da am wenigsten Skitourenrouten und am wenigsten Almflächen vorgefunden werden können. Dies ist auf die steilen Flanken an beiden Massiven zurückzuführen. Die Tour, die am Fuße des Göllstockes anfängt, verläuft über mehrere Almflächen. Rund ein Drittel der Strecke durchquert die Almflächen in ihrer ganzen Länge. Obwohl dieser Teilregion alle drei Typen von Almflächen beherbergt, werden nur zwei Typen von dieser Route durchquert, nämlich eine Hoch- und zwei Mittelalmen Tennengebirge Der Teilregion Tennengebirge zählt zu den Gebieten, die am häufigsten von Skibergsteigern und Skibergsteigerinnen genutzt werden, was in der vorigen Abbildung deutlich zu erkennen ist. Sowohl das Tennengebirge als auch die angrenzende Bischlinghöhe, die südlich vorgelagert ist, sind von Skitourenrouten und Almflächen eingenommen. Fast jede Skitourenroute führt hier an Almflächen entlang oder durchquert diese vollständig. Im Nordwesten des Gebirges nehmen die Almflächen für den Sport Skibergsteigen einen geringen Stellenwert ein, wohingegen im Nordosten die Almflächen eine große Relevanz aufweisen. Betrachtet man den Kalkstock näher, fällt auf, dass viele Skitourenrouten ihren Ausgangspunkt in der Wengerau finden und dort direkt über Almflächen führen. So wird zum Beispiel die großflächige Schafalm gleich von zwei Routen gekreuzt und auch die kleineren Almflächen am Fuße des Gebirgsstockes werden meist in ihrer ganzen Fläche durchquert. Einige dieser Touren führen fast zur Gänze über Almflächen (nämlich über Mittelalmen). Als Beispiel könnte man die Tour zur Werfener Hütte betrachten. Diese verläuft bis auf zwei kurze Teilstücke ausschließlich auf Almflächen. Andere Touren mit demselben Ausgangspunkt verlaufen mindestens zur Hälfte der Strecke über Almflächen. Man kann sagen, dass die Routen im Nordosten des Tennengebirges mindestens zu einem Drittel immer über Almgebiet führen. Im Vergleich zum südlichen Teil des Tennengebirges, wo viele Skitourenrouten in der Wengerau starten, findet man im Nordosten keinen zentralen Ausgangspunkt, der Großteil der Routen startet in der Umgebung von Abtenau. Eine Besonderheit im Nordwesten ist die Tour von Scheffau auf den Mittleren Wieselstein, denn diese Tour durchquert sowohl Hoch- und Mittelalm als auch eine Niederalm. Auch die vorgelagerte Bischlingshöhe und die Touren rund um den Frommerkogel verlaufen fast ausschließlich über Almgebiet (Mittelalmen). Die 104 Landschaft und Nachhaltige Entwicklung. Band 5

113 Skitourenrouten auf die Bischlinghöhe verlaufen bis auf das erste Teilstück ausschließlich über Almflächen. Weiters findet man rund um die Bischlinghöhe das Skigebiet Werfenweng, welches fast ausschließlich auf Almgebiet liegt. Die Touren auf den Frommerkogel, die Brandlbergköpfe oder den Korein verlaufen mindestens zur Hälfte auf Almflächen. Hinsichtlich der jahreszeitlichen Nutzung kann man aus der Karte schließen, dass die Skitourenrouten von Lungötz ausgehend nur im Hochwinter begangen werden können, wohingegen die Routen in den höheren Lagen mit Ausgangspunkt auf einer Mittelalm schon früher und länger genutzt werden können Dachstein West Dieses Gebiet weist nur Nieder- und Mittelalmen auf, wobei die Form der Mittelalm dominiert. Niederalmen findet man fast ausschließlich im nördlichen Teil der Teilregion wieder, der mit dem Skigebiet Dachstein West bedeckt ist. Im südlichen Gebiet gibt es nur eine kleine Fläche, die als Niederalm gilt. Diese wird aber nicht von Skibergsteigern und Skibergsteigerinnen genutzt. Die Skitourenrouten verlaufen in dem Gebiet ausnahmslos über Mittelalmen. Auffällig ist die Stuhlalm, die von fünf Routen genutzt wird. Auch in diesem Gebiet kann man beobachten, dass viele Skitourenrouten den gleichen Ausgangspunkt besitzen, was wiederum auf die vorhandene Infrastruktur (Parkmöglichkeiten, Beschilderung, Gaststätten etc.) zurückzuführen ist Hochkönig In diesem Gebiet haben viele Touren ihren Ausgangspunkt beim Arthurhaus, welches aufgrund seiner guten Infrastruktur ein beliebtes Ziel bei Skibergsteigern und Skibergsteigerinnen ist und auch die längste präparierte Skitour der Ostalpen beherbergt, nämlich den Knappensteig, der vom Arthurhaus nach Bischofshofen führt. Weiters bietet auch die Bundesstraße von Mühlbach Richtung Maria Alm genügend Parkmöglichkeiten und Gaststätten, wie zum Beispiel das Birgkarhaus oder der Parkplatz in Elmau oder Dachegg. Die Routen, die ihren Ausgangspunkt bei den genannten Parkplätzen haben, sind meist am südlichen Rand des Gebirgsstockes angesiedelt und die Aufstiege und Abfahrten führen fast ausschließlich über Almgebiet. Die Touren mit Ausgangspunkt rund um das Arthurhaus befinden sich, bis auf ein paar Teilstücke, gänzlich auf Almgebiet (Mittelalmen). Auch die Tour im Norden von Werfen über die Ostpreußenhütte auf den Hochkönig quert an einem Teilstück ein großflächiges Almgebiet. Betrachtet man jede Skitour für sich, fällt auf, dass jede Skitourenroute über kürzere oder längere Strecken über Almgebiet führt Steinernes Meer Obwohl in diesem Teilregion Almen in allen Höhenlagen vorhanden sind, haben Skitourenrouten im Steinernen Meer keine so große Bedeutung (wie zum Beispiel im Gebiet des Hochkönigs). Dies liegt womöglich an den stei- Band 5. Landschaft und Nachhaltige Entwicklung 105

114 len, karstigen Hängen im Süden, welche das Skibergsteigen nur für Geübte attraktiv machen. Jedoch kann auch hier beobachtet werden, dass die meisten Skitourenrouten über Almgebiet führen. Nur die Tour auf das Breithorn führt an keiner Almfläche entlang. Die Routen im südöstlichen Teil des Gebirgsstockes durchqueren in großen Teilstücken Almflächen, die Route auf das Selbhorn zum Beispiel liegt mit mehr als der Hälfte ihrer Strecke auf Nieder-, Mittel- und Hochalmgebiet. Im Nordwesten des Steinernen Meeres befindet sich eine große Mittelalm (die Kalbrunnalm). Dieses Gebiet weist im Vergleich zum restlichen Teil des Gebirgsstockes eine Anhäufung an Skitouren auf. Die Häufung von Skitourenrouten liegt zum einen am günstigen Relief (flachere Hänge und durch die Alm weniger bewaldetes Gebiet) und zum anderen an der dort vorhandenen Infrastruktur, die auch im Sommer von vielen Wanderern genutzt wird. Dieses Almgebiet wird gleich von vier Routen und einigen Varianten dieser Routen durchquert Loferer-Leoganger Steinberge Dieser Teilregion weist eine geringe Almdichte auf und im Teil der Loferer Steinberge, die im Norden liegen, auch eine geringe Skitourenroutendichte. Dies ist auf die schroffe, steile und karstige Beschaffenheit des Geländes zurückzuführen. Weiter südlich, hin zu den Leoganger Steinbergen, nehmen die Skitourenrouten zu. In der Mitte dieser beiden Gebirgsstöcke liegt die Vorderkaserklamm, die Ausgangspunkt für drei Skitouren ist. Diese Klamm ist auch im Sommer ein beliebtes Ausflugsziel und bietet somit auch die nötige Infrastruktur. In diesem Bereich spielen die Almflächen noch keine große Rolle, wohingegen im Bereich der Leoganger Steinberge diese Flächen immer mehr an Bedeutung zunehmen. In diesem Gebiet führt jede Skitourenroute, mit Ausnahme der auf den Hochzint, über eine Almfläche. Am nördlichen Teil des Kammes führt eine Skitourenroute auf das Birnhorn, welche eine größere Almfläche quert. Betrachtet man beide Seiten des Kammes, wird deutlich, dass der südliche Teil mehr Almflächen beherbergt. Viele Routen führen in den Anfängen über eine Niederalm und erst später über eine Mittelalm. Obwohl fast jede Route über eine Almfläche führt, lässt sich beobachten, dass weniger als die Hälfte aller Almen von Skibergsteigern und Skibergsteigerinnen begangen werden Chiemgauer Alpen-Steinplatte Betrachtet man den Teilregion Chiemgauer Alpen-Steinplatte, drängt sich ein Bereich in den Vordergrund, nämlich das Heutal ein Hotspot für das Skibergsteigen. Die anderen Gebiete im Süden oder im Westen werden eher weniger von Skibergsteigern genutzt. Im almenreichen Gebiet im Süden findet sich nur eine Route wieder, jedoch kreuzt diese eine Route mehrere Almflächen und liegt zu fast einem Drittel auf diesen Flächen. Der Grund für das spärliche Vorhandensein von Skitourenrouten ist auf das Skigebiet Almwelt Lofer zurückzuführen. Im Heutal findet man wieder zahlreiche Skitourenrouten, wes- 106 Landschaft und Nachhaltige Entwicklung. Band 5

115 halb es oft als Skitouren-Eldorado bezeichnet wird. Weiters findet man im Heutal auch viele größere Almflächen, die meist von Skitourenrouten durchquert werden. Auch die Skitourenrouten, die im Osten des Heutals verlaufen, liegen auf Almflächen. In diesem Gebiet findet man auch zentrale Ausgangspunkte, was an der guten Infrastruktur des Heutales liegt (Parkmöglichkeiten und Gaststätten) Reiteralpe Der Teilregion Reiteralpe wird obwohl viele Almflächen vorhanden sind im Gegensatz zu anderen Räumen eher weniger von Skibergsteigern und Skibergsteigerinnen genutzt, was an der Reliefbeschaffenheit aber auch an der fehlenden Infrastruktur in diesen Gebieten liegt. Die Skitourenrouten, die man in diesem Gebiet vorfindet, führen alle über Almgebiete. Im Norden gelangt man zur Alten Traunsteinerhütte, die direkt in einem Hochalmgebiet liegt. Von da aus führen mehrere Skitourenrouten auf die umliegenden Gipfel. Richtung Süden nimmt die Bedeutung der Almen für den Sport kontinuierlich ab. So kommt man bei der Route auf das Gernhorn bei fünf Almflächen (Nieder- und Mittelalmen) vorbei und die Route weiter südlich führt nur an drei Almflächen entlang. 4. Skitourenroten und Wildruhezonen Abb. 2 Das Untersuchungsgebiet mit den Skitourenrouten, den Almflächen und den Ruhezonen (SAGIS, Stock & Birgler, 2013) Band 5. Landschaft und Nachhaltige Entwicklung 107

116 Um zu sehen inwieweit Skibergsteigen dieses sensible Gefüge beeinflusst, wurden in die bestehende Karte, mit den Almflächen und den Skitourenrouten, die Ruhezonen gelegt. Im Westen, wo die Teilregionen Chiemgauer Alpen Steinplatte, Loferer und Leoganger Steinberge und Reiteralpe zu finden sind, befinden sich diese Ruhezonen nicht auf Almgebiet, wohingegen die Bedeutung der Almflächen Richtung Osten zunimmt. Neben dem Steinernen Meer beherbergt der Hochkönig die meisten Ruhezonen. Fast alle Ruhezonen im östlichen Bereich des Untersuchungsgebietes befinden sich auf Almflächen, was die Bedeutung von Almflächen als Ruhezonen hervorstreicht. Im ganzen Untersuchungsgegbiet führen von 501 km 15,46 km Skirouten über diese Ruhezonen. Wichtig ist auch die Tatsache, ob die Skitourenroute die Ruhezonen nur am Rand tangiert oder ob die Route diese Fläche quert. Die Skitourenrouten in den Teilregionen Dachstein West, Tennengebirge und Hagengebirge - Hoher Göll führen nur am Rande von Ruhezonen entlang, wohingegen die Routen im Teilregion Hochkönig an vielen Stellen die Ruhezonen queren und so das Konfliktpotenzial steigern. 5. Schlussfolgerungen Ziel der vorliegenden Studie war es, die Beziehung von Almflächen und Skitourenrouten zu untersuchen. Die zentralen Fragestellungen waren, welche Relevanz Almgebiete für den Sport Skibergsteigen haben und welche Rolle Hochalmen, Mittelalmen und Niederalmen als Gebiet für den Sport Skibergsteigen einnehmen. Zu diesem Zweck wurden Karten erstellt, die Almflächen und Skitourenrouten darstellen. Dabei ergab sich, dass Almflächen von großer Bedeutung für diese boomende Sportart sind. Außerdem wird verdeutlicht, dass die Beziehung von Almflächen und Skitourenrouten von Teilregion zu Teilregion sehr unterschiedlich sein kann (z.b. Reiteralpe und Hochkönig). In manchen Gebieten sind Almflächen von herausragender, in anderen Gebieten von geringer Bedeutung für das Skibergsteigen. Insgesamt zeigt sich, dass die Mittelalmen als Nutzungsraum für die Skibergsteigerinnen und Skibergsteiger die größte Bedeutung aufweisen. 108 Landschaft und Nachhaltige Entwicklung. Band 5

117 Literatur Anzengruber, M. (2010): Almwirtschaft im Bundesland Salzburg. Eine Analyse agrarpolitischer Maßnahmen und deren Auswirkungen auf die Almlandschaft mit besonderer Berücksichtigung der Nördlichen Kalkalpen. Salzburg: Selbstverl. der Arbeitsgruppe Landschaft und Nachhaltige Entwicklung. Bachleitner, R. (Hg.) (1998): Alpiner Wintersport. Eine sozial-, wirtschafts-, tourismus-, ökowissenschaftliche Studie zum Alpinen Skilauf, Snowboarden und anderen alpinen Trendsportarten. Innsbruck: StudienVerlag Ges.m.b.H. Bätzing, W. (2005): Die Alpen. Geschichte und Zukunft einer europäischen Kulturlandschaft. München: C.H. Beck ohg. Eisl, S. (2013a): Respektiere deine Grenzen. Danke. Thank you. respektieredeinegrenzen.at/media/pdf/winterfolder% pdf (Zugriff: ) Kellermann, W. (1975): Skibergsteigen heute. Sicher abseits der Piste. München: Verlag F. Bruckmann KG. Pichler, C. (1987): Waldgrenzstudien an der Südflanke des Tennengebirges (Dendroökologische Untersuchungen und ihre Korrelation mit der anthropogen gesteuerten Dynamik). In: Riedl H. (Hrsg.): Beiträge zur Landschaftsökologie der Salzburger Kalkalpen, mit besonderer Berücksichtigung der sozioökonomischen Prozeßsteuerung. Innsbruck: Universitätsverlag Wagner. Posch, K. (2012): Mündliche Mitteilung am Ringler, A. (2009): Almen und Alpen. Höhenkulturlandschaft der Alpen. Ökologie, Nutzung, Perspektiven. München: Selbstverlag des Vereins zum Schutz der Bergwelt e.v. Seefeldner, E. (1961): Salzburg und seine Landschaften eine geographische Landeskunde. Salzburg [u.a.]: Verl. Das Bergland-Buch. Siegrist D. (1993): Alpenglühn. Auf TransALPedes Spuren von Wien nach Nizza. Zürich: Rotpunktverlag. Tourismusverband Bischofshofen (2012): Skitouren. Der Knappensteig die längste präparierte Skitourenabfahrt der Ostalpen. (Letzter Zugriff: ) Winter, S. (2001): Richtig Skitouren. München: BLV Verlagsgesellschaft mbh. ZWITTKOVITS, F. (1974): Die Almen Österreichs. Zillingdorf: Selbstverlag. Band 5. Landschaft und Nachhaltige Entwicklung 109

118 110 Landschaft und Nachhaltige Entwicklung. Band 5

119 Bodenerosion im vorderen Lungauer Riedingtal am Beispiel von Gruber-, Jakober- und Zaunerkar Stefan Kraxberger 1 Damian Taferne 1 1 Universität Salzburg, Fachbereich Geographie und Geologie, Hellbrunnerstraße 34, 5020 Salzburg, Austria Arbeitsgruppe Landschaft und Nachhaltige Entwicklung stefan.kraxberger@stud.sbg.ac.at damian.taferner@stud.sbg.ac.at Abstract This article deals with soil erosion in the valley of Riedingtal in Lungau, Salzburg. This is an issue, which is very much affected by small-scale conditions which influence each other. Examples therefore are vegetation form and topography. The interrelations between diverse location parameters and the appearance of various kinds of soil erosion should be analysed for the study area. If there are any patterns concerning the spatial distribution of the different types of soil erosion, it should be explored, if there is a factor, which has a bigger influence on the locations than any other parameter. It is also interesting, which role transhumance in the Alps plays in this context. As results showed, erosion forms, which are caused by snow movements, are typically located in higher areas and are often of greater extent than other forms of erosion. Anthropogenic intervention in the ecosystem, mostly by road construction, also causes soil erosion. Vegetation formation has been established as the most important parameter. Transhumance in the Alps is also crucial in the study area as extensification boosts the development of long blades of grass. These provide a surface on which snow can slide down easily. On the other hand, agricultural roads, which are built for the utilization of seasonal mountain pastures, foster soil erosion along lanes. These results were found in two Bachelor theses. For this article the most important results are put together. Keywords: soil erosion, Riedingtal, transhumance in the alps, vegetation formation Zusammenfassung Thematisch beschäftigt sich dieser Beitrag mit der Bodenerosion im vorderen Lungauer Riedingtal. Dabei handelt es sich um ein Problemfeld, das stark von miteinander in Verbindung stehenden kleinräumigen Gegebenheiten, wie etwa Vegetationsformation oder topographischer Lage, beeinflusst wird. Diese Zusammenhänge zwischen den Standortparametern und dem Auftreten der verschiedenen Erosionsformen sollen für das Untersuchungsgebiet erarbeitet werden. Zur Untersuchung dieser Fragen wurde eine Kombination aus Band 5. Landschaft und Nachhaltige Entwicklung 111

120 Kartierungen aus Orthophotos und Geländebegehungen ausgewählt. Von Interesse ist auch, welche Rolle die Almwirtschaft in diesem Zusammenhang spielt. Es zeigte sich zum Beispiel, dass Schnee- und Lawinenschurfplaiken vor allem in größeren Höhen zu finden sind und verhältnismäßig große Erosionsformen darstellen. Wegeplaiken entstehen durch den anthropogenen Eingriff im Rahmen des Wegebaues und befinden sich häufig in den Kehren der Bringungs- und Güterwege. Insgesamt hat sich die Vegetationsformation als wichtigste Einflussgröße für die Bodenerosion erwiesen. Die Almwirtschaft ist in diesem Zusammenhang insofern von Bedeutung, als sie im Untersuchungsgebiet zunehmend extensiviert wird, was das Wachstum von Langgras fördert, das eine gute Gleitfläche für den Schnee darstellt. Die Anlegung von Bringungs- und Güterwegen, wie sie auch für die Nutzung der Almen nötig ist, fördert im Gegensatz dazu die Bildung von Wegeplaiken. Schlüsselwörter: Almwirtschaft, Bodenerosion, Rinnenplaiken, Riedingtal, Schneeschurfplaiken, Vegetationsformation, Viehgangeln, Wegeplaiken, Zugrisse 1. Einleitung Bodenerosion stellt in der Landschaftsökologie ein zentrales Problem dar. Änderungen im Landschaftsgefüge werden vor allem durch einen Strukturwandel hervorgerufen. Dieser äußert sich in vielfältiger Form. Zum einen kann ein Wandel der Bewirtschaftungsform ausschlaggebender Faktor sein, zum anderen spielt der Einfluss des Menschen durch die Wegeerschließung eine entscheidende Rolle. Untersucht werden soll vor allem, ob Zusammenhänge zwischen den standörtlichen Gegebenheiten und dem Auftreten und der Ausprägung der verschiedenen Bodenerosionsformen bestehen. Dabei ist auch die Rolle der Almwirtschaft von Interesse. Sofern Muster in der Verteilung bestehen, soll zudem erkundet werden, ob ein Faktor identifiziert werden kann, der den größten Einfluss auf die Lage der Erosionsflächen ausübt. Ein weiterer Forschungsaspekt ist, herauszufinden, welche Erosionsform am häufigsten und großflächigsten auftritt und somit das Untersuchungsgebiet am stärksten prägt. 2. Gebietsbeschreibung 2.1. Abgrenzung des Untersuchungsgebietes Das etwa ha große Untersuchungsgebiet befindet sich im Lungauer Riedingtal im Süd-Osten des Bundeslandes Salzburg auf dem Areal der Gemeinde Zederhaus. Das Riedingtal bildet ein Element des Landschaftsschutzgebietes Lantschfeld Oberes Zederhaustal Oberes Murtal (Michor & Ragger 2001, 5). Ein Teil des Zaunerkars und des Gruberkars liegt im Naturpark Riedingtal, welcher im Jahr 2003 gegründet wurde (Verband der Naturparke Österreichs 2003, 9). Als konkretes Untersuchungsgebiet wurde die Nordseite des Riedingtals ausgewählt; analysiert wurde dabei ein Gebiet, das sich in 112 Landschaft und Nachhaltige Entwicklung. Band 5

121 Ost-West Richtung vom Stierkarkopf (2.366 m) über das Zaunerkar, das Gruberkar und das Jakoberkar bis hin zum Ortsteil Wald der Gemeinde Zederhaus erstreckt. Die südliche Abgrenzung des Projektgebietes bildet das Südufer des Riedingbachs. Als nördliche Grenze wurde der Kammverlauf zwischen einem Vorgipfel des Faulkogels (2.520 m), der Windischscharte (2.304 m), dem Windischkopf (2.600 m), dem Mosermandl (2.680 m), dem Kleinen Mosermandl (2.538 m), dem Schöpfing (2.143 m) und dem Dürneck (1.979 m) bestimmt Geologie Im Untersuchungsgebiet stoßen zwei tektonische Einheiten aufeinander. Zum einen das Unterostalpin bei den Radstädter Tauern und zum anderen die Nordrahmenzone des Tauernfensters. Im Bereich des eigentlichen Untersuchungsgebietes auf der Nordseite des Riedingtales findet man zwar Areale mit Gesteinen des Tauernfensters, dominant sind jedoch die Gesteine des Unterostalpins. Diese kalkalpinen Gebiete zeichnen sich durch schroffe Formen, steile Wände und Verwitterungserscheinungen wie Dolinen und Karst aus (Michor & Ragger 2001, 19f) Vegetation Der im Alpenraum übliche hypsometrische Formenwandel des Klimas nach Bätzing (2003, 34) hat auch im Riedingtal eine Höhenzonierung der potentiell natürlichen Vegetation zur Folge. Die montane Höhenstufe reicht von 600 m bis m. Diese Zone endet mit der Waldgrenze. Die montane Stufe im Riedingtal wird von Fichten und Fichten-Lärchen-Mischwäldern dominiert. An die Montanstufe grenzt die subalpine Höhenstufe. Diese ist von m bis m einzuteilen und reicht demzufolge bis zur Baumgrenze. Innerhalb dieser Höhenstufe sind vor allem Zirben, sowie Lärchen-Zirben-Mischwälder und Fichten-Lärchen-Mischwälder zu erwarten. Zwischen Wald- und Baumgrenze sind Latschen angesiedelt. Die alpine Stufe reicht von m bis m. Diese Höhenstufe lässt sich in Unter- und Oberalpin gliedern. Es handelt sich um die gehölzfreie Zone. Im Unteralpin dominieren Zwergsträucher, im Oberalpin alpine Rasen. An die alpine Höhenstufe schließt sich die subnivale Stufe an. Diese endet bei 3000 m. Vereinzelt kommen in dieser Höhenstufe Flechten und Moose vor (Michor & Ragger 2001, 27). Band 5. Landschaft und Nachhaltige Entwicklung 113

122 2.4. Anthropogene Nutzung Wegenetz Nachdem es Formen der Bodenerosion gibt, welche an Wege gebunden sind, sei an dieser Stelle ein kurzer Überblick über das vom Menschen angelegte Wegenetz im Untersuchungsgebiet angeführt. Es besteht aus mehreren Wanderwegen, Bringungs- und Güterwegen und einer asphaltierten Straße. Letztere stellt heute den zentralen Verkehrsweg im gesamten Naturpark Riedingtal dar und führt, dem Riedingbach folgend, von der Mautstelle bis zur Örgenhiasalm im hinteren Bereich des Tales. Auf der Nordseite des Tales, ungefähr 500 Höhenmeter über der Straße, verläuft der Zentralalpen-Weitwanderweg Nr Er verbindet die Franz-Fischer-Hütte mit der Tappenkarseehütte und der Jakoberalm. Abzweigende Wanderwege führen auf die umliegenden Gipfel wie Mosermandl (2.680 m) und die Windischscharte (2.304 m) (Gfrerer 2013). Zur Franz Fischer Hütte (Nr. 711) und zur Jakoberalm führen Bringungs- und Güterwege, welche jagd-, land-, forstwirtschaftlich und touristisch genutzt werden Almwirtschaftliche Nutzung Im Moment existieren vier bewirtschaftete Almen im Areal. Dies sind die Gruberalm und die untere Esslalm, welche sich beide am Talboden etwas oberhalb des Riedingbaches befinden, sowie die obere Esslalm, die neben dem Auffahrtsweg zur Franz Fischer Hütte gelegen ist und die Jakoberalm am Beginn des Jakoberkars. Geführt werden die erstgenannten beiden in offiziellen Statistiken als Mittelalmen, die obere Esslalm sowie die Jakoberalm als Hochalmen. Letztere ist zugleich eine Schutzhütte (Verein Naturpark Riedingtal o.j.). Sinkende Auftriebszahlen auf den bewirtschafteten Almen belegen, dass auch im vorderen Riedingtal eine Extensivierung der Almwirtschaft vonstatten geht (Land Salzburg, Referat Agrarwirtschaft, Bodenschutz und Almen 2013). 3. Datengrundlage und Methoden 3.1. Datengrundlage Als Grundlage für das Kartieren diente ein Orthophoto aus dem Jahr Es wies eine Auflösung von 0,2 m x 0,2 m auf und eignete sich damit auch zur Auffindung von kleinen Erosionsformen. Für die weiteren räumlichen Analysen wie die Berechnung der Exposition und der Hangneigung stand ein Digitales Geländemodell (DGM) zur Verfügung. Das DGM wies eine Bodenauflösung von 10 m x 10 m auf. 114 Landschaft und Nachhaltige Entwicklung. Band 5

123 Um abzuklären, in welcher Vegetationsformation welche Art von Bodenerosion vorkommt, wurde eine Vegetationskarte herangezogen. Für Bereiche, welche in dieser Karte nicht abgedeckt waren, wurde mit dem Wissen aus Geländebegehungen und dem Orthophoto die Vegetationsformation so gut wie möglich eingetragen Methoden Die Erhebung der Daten bestand aus zwei wichtigen Komponenten: Geländebegehungen und Kartierungsarbeiten auf der Grundlage von Orthophotos im Programm ArcGIS Desktop Bei den Geländebegehungen wurden GPS-Geräte vom Typ Trimble Juno mitgeführt, mit welchen Positionsbestimmungen durchgeführt wurden. Bei den Geländebegehungen wurde erhoben: Bodenhorizont, bis zu welchem der Abtrag stattgefunden hat, Bodenfeuchtigkeit (abgeschätzt durch Fingerprobe), Gesteinsart, Hangneigung in Grad (gemessen mit Hangneigungsmesser, eingeteilt in Klassen) und Bewuchs der Erosionsflächen. Im Rahmen der Kartierungsarbeiten wurden folgende Parameter erfasst: Vegetationsformation der Umgebung, Form und Größe der Erosionsfläche (eingeteilt in Klassen), Exposition, Hangneigung in Grad (eingeteilt in Klassen), Seehöhe in Metern, Alter, Breite und Nutzungsart der Wege, Wasserführung und Breite der Wasserläufe in Metern. Der Schwerpunkt lag auf den Kartierungsarbeiten in ArcGIS, da es damit möglich ist, in einer vergleichsweise kurzen Zeit ein großes Gebiet nahezu flächendeckend zu analysieren, weshalb auch in dieser Publikation nur auf diesen Teil eingegangen wird. Sowohl die Daten aus der Digitalisierung als auch jene der Geländebe gehungen wurden schließlich aus dem Programm ArcGIS exportiert und anschließend mit den Statistikprogrammen SPSS und Microsoft Excel ausgewertet. 4. Definition der Erosionsformen Nachdem in der Literatur verschiedenste Bezeichnungen für Erosionserscheinungen gebräuchlich sind, erfolgt an dieser Stelle eine kurze Beschreibung der verwendeten Begriffe. Bei Schnee- und Lawinenschurfplaiken handelt es sich um durch gleitenden oder rutschenden Schnee vegetationsfrei gemachte Flächen (Angerer 1994, 23). Nach Stehrer (1988, 73) entstehen sie durch auf einer festen Unterlage abrutschende Schneemassen. Band 5. Landschaft und Nachhaltige Entwicklung 115

124 Wichtige Einflussgrößen sind Druck und Schurf. Diese hängen vom Böschungswinkel und der Schneebeschaffenheit ab. Im Gegensatz zum gleichbleibenden Druck auf den Boden nimmt allerdings die abradierende Kraftkomponente bei steigender Geschwindigkeit zu. Einen wesentlichen Einfluss auf das Auftreten dieser Erosionsform übt auch die Vegetation aus. Langgräser wie Horstseggen, Rotschwingel und Straußgras bilden nach Tasser et al. (2001, 178) eine Rutschfläche für den Schnee und es kommt auf diesen Standorten häufig zu Abschürfungen (Ertl 1986, 113). Nachdem es an Hand des Orthophotos kaum möglich ist, die Schnee- und Lawinenschurfplaiken von den von Angerer (1994, 23) beschriebenen Translationsbodenrutschungen zu unterscheiden, erfolgte eine Zusammenfassung unter dem Begriff der Schneeschurfplaiken. Translationsbodenrutschungen wurden von Riedl (1983, 95) als Blattanbrüche und von Schauer (1975, 1) als Blaike bezeichnet. Bei Schnee- und Lawinenschurfplaiken übertrifft das isohypsensenkrechte das isohypsenparallele Wachstum bei weitem, die Erosionsformen erhalten deshalb ihre charakteristische langgestreckte Form (Stehrer 1988, 74). Im Rahmen dieser Arbeit wird bei den Kartierungsarbeiten nicht zwischen Schnee- und Lawinenschurfplaiken getrennt, da es im Orthophoto nur schwer möglich ist, abzuschätzen, ob der Schnee langsam oder schnell abgerutscht ist. Rinnenplaiken sind eine Art der fluvialen Linearerosion. Sie gelten als initialer Abtragungsprozess, während die sogenannten Unterschneidungsplaiken, welche ebenfalls der fluvialen Linearerosion zugeordnet werden, auf das Fortschreiten einer bereits existierenden Linearerosion zurückzuführen sind (Ertl 1986, 120). Dabei sind neben der fluviatilen Erosion noch weitere Abtragungsprozesse wirksam (Riedl 1983, 99). Da eine Unterscheidung dieser beiden Erosionsformen an Hand der vorliegenden Orthophotos nicht möglich war, wurden alle derartigen Formen als Rinnenplaiken aufgenommen. Wegeplaiken stellen eine anthropogen verursachte Erosionsform dar. Auslöser für die Entstehung dieser bandförmigen Denudationsstreifen ist meist eine Versteilung des Primärhanges durch den Wegebau (Riedl 1983, 96f). Die bergseitig gelegenen Weganschnitte weiten sich nach oben hin aus, falls sie nicht sachgemäß begrünt werden. Grund dafür ist, dass Teile des Oberbodens samt Vegetation an den Rasenkliffs abrutschen, die durch Kammeisdenudation und Ausspülungsvorgänge unterhöhlt wurden. Dies führt mit der Zeit zu einer Abflachung der übersteilten Anschnittsflächen (Ertl 1986, 136). Die Tiefe des Einschnittes, die Hangneigung und die 116 Landschaft und Nachhaltige Entwicklung. Band 5

125 Mächtigkeit der Verwitterungsdecke stellen die wichtigsten Steuerungsfaktoren für das Wachstum der Wegeplaiken dar (Stehrer 1987, 103). Die Kategorie Andere Plaiken stellt einen Sammelbegriff dar. Im Kapitel zu den Ergebnissen wird näher auf die einzelnen Erscheinungsformen eingegangen. Bei Zugrissen handelt es sich nicht um eine eigene Erosionsart, sondern um Initialstadien von Rutschungen. Schauer (1975,15) bringt die Genese der Zugrisse mit der Bewegung der Schneemassen in Verbindung. Nach Angerer (1994,22) stellen sie Indikatoren für kriechende Vorbruchbewegungen dar und können als deutliches Zeichen für Hanglabilität angesehen werden. Diese Dynamik bringt ein isohypsenparalleles Aufreißen des Bodens mit sich. Zugrisse haben in der Regel eine Breite von wenigen Dezimetern, meist bis zu 15 cm, können sich aber über einige Meter erstrecken. Viehgangeln werden als zooanthropogene Erosionsformen klassifiziert. Dabei handelt es sich um etwa isohypsenparallel verlaufende Stufen, welche von weidendem Vieh in die Hänge getreten wurden (Angerer 1994, 25). Riedl (1983) nennt dieses Kleinstformenelement auch zoogene Mikroterrasse. Diese Kleinterrassen sind zirka 40 cm breit und können auf Hängen mit mehreren 100er Metern Ausdehnung vorkommen. Dabei werden 100 m Hanglänge von 40 bis 50 Kleinstterrassenflächen besetzt. Beim Wechsel des Weideviehs von einer Mikroterrasse auf die nächsthöhere oder niedrigere entstehen zudem isohypsensenkrechte Viehtrittfurchen (Riedl 1983, 91f). 5. Ergebnisse und Diskussion 5.1 Alle Erosionsflächen Insgesamt wurden Plaiken aufgenommen. Von diesen Einzelformen wurden als Schnee- und Lawinenschurfplaiken (~65 %), 470 als Rinnenplaiken (~22 %), 263 als Wegeplaiken (~12 %) und 20 als Andere Plaiken (~1 %) definiert. Auch die im Gelände aufgenommenen Erosionserscheinungen sind in diesen Angaben enthalten, da sie auch im Rahmen der Kartierung erfasst wurden. Die erodierte Gesamtfläche beträgt 13,37 ha, was etwa einem Prozent des Untersuchungsgebietes entspricht. In der folgenden Abbildung 1 ist eine Karte angeführt, welche einen Überblick über die im Untersuchungsgebiet aufgenommenen Erosionsformen aller Arten gibt. Band 5. Landschaft und Nachhaltige Entwicklung 117

126 Abb. 1 Übersichtskarte über alle Erosionsformen (eigene Abbildung) Eine erste wichtige Feststellung ist, dass im Untersuchungsgebiet eine Höhenzonierung der Erosionsformen vorliegt, was aus der Abbildung 2 abgelesen werden kann. In den niedrigsten Bereichen dominieren Rinnen- und Wegeplaiken. Die hohe Zahl von ersteren ist auf die Lage des Riedingbaches am Talboden sowie einige kleinere Zuflüsse zurückzuführen. Die vielen Wegeplaiken gehen auf die Lage der zum Teil stark verplaikten Bringungs- und Güterwege in diesen Bereichen zurück. Ihre Zahl steigt bis m stetig an. Über m dominieren die Schneeschurfplaiken, deren Zahl, gleich wie bei den Rinnenplaiken, in der Höhenstufe zwischen m und m am höchsten ist. Diese Dominanz beruht auf der Tatsache, dass weite Hangbereiche mit verschiedenen Grasarten vorhanden sind, auf denen der Schnee ungehindert abrutschen und Bodenmaterial abhobeln kann, sobald er einen Ansatzpunkt findet. Dieser kann etwa in Form von Zwergsträuchern, Grashorsten oder den auf die Beweidung zurückzuführenden und durch Extensivierung vernarbenden Viehgangeln gegeben sein. Die stärkere Bewaldung von tiefen Höhenlagen verhindert, dass es zum Abrutschen von Schnee und damit zur Ausprägung von Schneeschurfplaiken kommt. Die große Zahl der Rinnenplaiken, von denen die meisten an periodischen Gewässern gelegen sind, geht primär auf den oberflächlichen Abfluss von Schmelzwasser und Starkniederschlägen zurück. In der obersten Höhenklasse (2.300 m bis m) sind nur wenige Erosionsformen aufzufinden, weil diese Bereiche von Felsen und Schutthalden dominiert werden und nur mehr wenig Bodenmaterial vorhanden ist. Die meisten Anderen Plaiken sind zwischen m und m 118 Landschaft und Nachhaltige Entwicklung. Band 5

127 vorhanden, auf Grund ihrer verhältnismäßig geringen Zahl fallen sie jedoch kaum ins Gewicht. Abb. 2 Plaikenverteilung nach Höhenstufen (eigene Abbildung) Ein weiteres aussagekräftiges Ergebnis fasst die folgende Abbildung 3 zusammen: Es existieren Unterschiede bezüglich der Flächengröße zwischen den verschiedenen Erosionsformen. Die weitaus meisten Wegeplaiken, nämlich 117, finden sich im Bereich unter 10 m², während nur 2 Wegeplaiken mit 500 m² oder mehr entdeckt wurden. Damit handelt es sich um eher kleine Erosionserscheinungen. Die Schneeschurfplaiken sind in allen Klassen am häufigsten oder zweithäufigsten, für die Rinnenplaiken gilt dasselbe, sie werden nur in dem 0 m² bis 10 m² Bereich von der Zahl der Wegeplaiken übertroffen. Abb. 3 Plaikenverteilung nach Flächenklassen (eigene Abbildung) Zusammenfassend kann festgestellt werden, dass Schnee- und Rinnenplaiken die größten im Untersuchungsgebiet auftretenden Erosionsformen darstellen. Sie sind die häufigsten Erosionserscheinungen mit über 500 m² Fläche. Band 5. Landschaft und Nachhaltige Entwicklung 119

128 Die Anderen Plaiken fallen bei dieser Auswertung kaum ins Gewicht, da nur sehr wenige Plaiken dieser Art kartiert wurden. Mit > 20 m²- 50 m² liegen die meisten Anderen Plaiken eher noch im Bereich der kleinen bis mittleren Bodenerosionserscheinungen. Diese Ergebnisse werden von Abbildung 3 zusammengefasst. 5.2 Schnee- und Lawinenschurfplaiken Aus den gewonnen Daten geht hervor, dass die Hangneigungsklasse von 31 bis 35 die meiste Schneeschurfplaikenfläche einnimmt. Insgesamt konnten in dieser Klasse m² an Erosionsfläche dieser Art kartiert werden. In der darüber liegenden Hangneigungsklasse sind die Ergebnisse ähnlich hoch. Sowohl bei relativ niedrigen als auch sehr steilen Hangneigungen konnten deutlich weniger Schnee- und Lawinenschurfplaiken entdeckt werden. Ertl (1986, 103) hat in ihrer Studie zu Erosionsformen im Tennengebirge bereits festgestellt, dass Schnee- und Lawinenschurfplaiken häufig auf Hängen mit einer Neigung von 25 bis 45 vorkommen. Ähnliches kann auch in diesem Untersuchungsgebiet festgestellt werden. Abb. 4 Schneeschurfplaiken (eigene Aufnahme) Aus den Ergebnissen ist ersichtlich, dass Schnee- und Lawinenschurfplaiken im Untersuchungsgebiet vor allem auf süd-, süd-ost-, süd-west- und westorientierten Hängen dominieren. Da das Projektgebiet größtenteils süd- und ostexponiert ist, ergibt sich diese Verbreitung. Auf süd-ost exponierten Hängen befinden sich in der Regel große Schneeablagerungen, da sie eine leeseitige Lage aufweisen. Diese entsteht dadurch, dass Bergkämme Abschirmungen ge- 120 Landschaft und Nachhaltige Entwicklung. Band 5

129 gen die West- und Nordwest-Winde bilden. Das begünstige Schneeschurf und in Zeiten der Schneeschmelze, in denen der Boden mit Wasser übersättigt sei, Murenabgänge (Schwarzelmüller 1989 in Hellebart 2006, 41). Dieser Umstand bildet ebenfalls einen Teil der Erklärung der großen Schnee- und Lawinenschurfplaikenflächen in Ost-Lage und teilweise Süd-Lage im Untersuchungsgebiet. Stehrer (1988) beschreibt eine vermehrte Schurfdynamik bei nassem Schnee im Frühjahr. Aus den Untersuchungen im vorderen Riedingtal kann festgestellt werden, dass ca. 70 % dergesamten Schnee- und Lawinenschurfplaiken der Kategorie V>h zugeteilt wurden und somit eine vorwiegend vertikale Erstreckung mit kleinen horizontalen Ausläufern haben. Addiert man die Kategorien V>h (69 %) und V (5 %), fällt auf, dass beinahe 3/4 aller Erosionsformen dieser Art eine mächtigere vertikale Komponente haben. V steht für vertikale (langgestreckte, hangabwärts gerichtete) Formen. Dies spiegelt die Ergebnisse von Stehrer (1987,323) wider, der für Schnee- und Lawinenschurfplaiken ebenfalls eine linienhafte Schurfform feststellte. Abbildung 4 zeigt mehrere Beispiele für diese Erosionsform im Jakoberkar. Um herauszufinden, wie sich die Schnee- und Lawinenschurfplaiken auf die Vegetationsformen verteilen, wurde deren Zahl pro Hektar Vegetationsfläche berechnet. Damit wurde die Berechnung normiert. Die Ergebnisse sind in Abbildung 5 dargestellt. Folglich lässt sich feststellen, dass sich mit Abstand am meisten Schnee- und Lawinenschurfplaiken dort befinden, wo eine Flur des Zarten Straußgrases wächst. Diese Vegetationsform umfasst eine Fläche von ca. 52 ha, absolut befinden sich darauf jedoch 269 Erosionsformen. Diese Vegetationsformation nimmt Bereiche an den Osthängen von Fetzing und Stierkarkopf sowie einige nach Osten und Süd-Westen geneigte Areale zwischen Gruber- und Zaunerkar ein. Zudem ist sie unterhalb des Dürneck und des Schöpfing zu finden. Abb. 5 Zahl der Schneeschurfplaiken pro ha Vegetationsfläche (eigene Abbildung) Band 5. Landschaft und Nachhaltige Entwicklung 121

130 Des Weiteren geht aus der Berechnung hervor, dass sich viele Schneeschurfplaiken auf Blaugrashorstseggenrasen, Subalpiner Rostseggenhalde, Laserkraut-Reitgrasflur und Polsterseggenrasen befinden. Bereits Schauer (1975, 10) beschreibt einen Zusammenhang zwischen diesen Vegetationsformationen und der Plaikenbildung. Durch die Auflassung der Almbewirtschaftung kommt es zur Ausbildung des Langgrases. Diese Standorte sind besonders anfällig für Plaikenbildung, da diese Gräser eine Rutschfläche für die Schneemassen bietet. Bäume (etwa im Fichten-Lärchen-Wald) verhindern im Gegensatz dazu abrutschende Schneemassen. 5.3 Rinnen- und Unterschneidungsplaiken Die 470 kartierten Rinnenplaiken nehmen im Untersuchungsgebiet m² an Fläche ein. In den niedrigsten Bereichen bis unter m sind im Untersuchungsgebiet nur wenige Rinnenplaiken zu finden. Anschließend wird zwischen m und m mit m² ein erster Gipfel in der Verteilung der fluviatilen Erosionsformen erreicht. Hier befinden sich fast alle Rinnenplaiken entlang des Riedingbaches und seiner Zuflüsse. 75 % der gesamten kartierten Rinnenplaikenfläche befinden sich jedoch in den Höhenstufen zwischen m und m. In diesem Bereich sind die Erosionsformen vor allem an periodischen und episodischen Gewässern gelegen. An intermittierenden Gewässern liegen 73,8 % aller Rinnenplaiken, an perennierenden 26 %. Bei einer einzelnen Vertreterin (0,2 %) dieser Erosionsform ist heute kein Wasserlauf mehr vorhanden, doch liegt sie an einer Stelle, an der früher zweifelsohne der Riedingbach geflossen ist. Aus den gewonnenen Daten geht hervor, dass Rinnenplaiken im Untersuchungsgebiet besonders auf Hängen mit einer Neigung zwischen 16 und 45 vorkommen (90,5 % der Rinnenplaikenfläche). Sowohl auf den sehr steilen als auch auf den flachen Hängen kommen nur wenige Erosionserscheinungen dieser Art vor. Mit m² entfällt dabei der größte Teil auf die Neigungsklasse 31 bis 35. Diese Rinnenplaiken liegen zum Teil auf denselben Hängen wie viele Schneeschurfplaiken, weshalb davon auszugehen ist, dass abrutschender und schmelzender Schnee auch auf diese Erosionsformen einen wichtigen Einfluss ausübt. Die flachen Rinnenplaikenflächen sind dagegen fast ausschließlich am Riedingbach sowie an seinen unmittelbaren Zuflüssen auf den sanft geneigten Weideflächen zu beobachten. Fast 1/3 ( m²) der Rinnenplaikenfläche entfällt auf süd-ost-exponierte Hänge, mit m² beziehungsweise m² sind jedoch auch Osten und Süden bedeutende Himmelsrichtungen für das Auftreten von fluviatiler Linearerosion im Untersuchungsgebiet. Die Hauptgründe für diesen Umstand sind die Ausrichtung des Projektgebietes und die hohen Schneeablagerungen auf Leeseiten. Letzteres wurde bereits im Zusammenhang mit den Schneeund Lawinenschurfplaiken erläutert. 122 Landschaft und Nachhaltige Entwicklung. Band 5

131 Für die Rinnenplaiken kann beobachtet werden, dass sich sehr viele auf der Flur des Zarten Straußgrases sowie auf subalpiner Rostseggenhalde befinden. Der Grund hierfür sind die zahlreichen hoch oben gelegenen Rinnenplaiken an intermittierenden Gewässern. Die Rinnenplaiken in tieferen Lagen befinden sich häufig im Fichten-Lärchen-Mischwald sowie auf Weideflächen. Letzteres gilt für Plaiken am Riedingbach sowie dessen unmittelbaren Zuflüssen. In Weidegebieten wurden 0,80 Rinnenplaiken pro Hektar Vegetationsfläche errechnet. Sehr niedrig ist die Zahl der Rinnenplaiken natürlich auf kaum bewachsenem Fels sowie auf Latschengesellschaften. Im Kalk-Latschenbestand konnten lediglich 0,06 Plaiken pro Hektar Vegetationsfläche gefunden werden. Durch die starke Verwurzelung in diesen Bereichen wird der Boden zusammengehalten, Erosion und Abtrag sind deshalb sehr gering. Die folgende Abbildung 6 stellt für perennierende Gewässer dar, wie Gewässerbreite und Rinnenplaikenfläche bei perennierenden Gewässern zusammenhängen. Eine Abschätzung der Breite der Gewässer mit periodischer Wasserführung aus dem Orthophoto ist nicht möglich. Große Erosionsflächen mit mehr als 100 m² kommen vermehrt an Gewässern mit einer Breite über 100 cm vor. In den kleineren Flächengrößen dominiert (mit Ausnahme der Klasse zwischen 10 und 20 m²) die Lage an Bachläufen mit weniger als 100 cm Breite. An Gewässern mit einer Breite von 50 bis 100 cm kommen mengenmäßig am meisten Rinnenplaiken vor (41 Stück). Abb. 6 Zusammenhang Gewässerbreite und Rinnenplaikenfläche (eigene Abbildung) Als sehr schwierig erwies sich die Analyse der Form der Rinnenplaiken. Grund dafür ist, dass die Rinnen eine Eintiefung in einen Gesamthang darstellen und ihrerseits eigene Rinnenhänge erzeugen. Das Abrutschen des Boden materials kann entweder von den Rinnenhängen zum Bach hin und somit schräg oder orthogonal zum übergeordneten Hang oder aber entlang des Gewässers und damit in etwa parallel zum Gesamthang vonstatten gehen. Aus dem Orthophoto ist die primäre Rutschungsrichtung oftmals nur schwer abzuschätzen. Mit 44 % sind die meisten Formen überwiegend horizontal mit vertikalen Ausläufern, mit 43,2 % folgen jedoch überwiegend vertikale Formen mit horizontalen Ausläufern knapp dahinter. Band 5. Landschaft und Nachhaltige Entwicklung 123

132 5.4 Wegeplaiken Im Untersuchungsgebiet nehmen die 263 aufgenommenen Wegeplaiken eine Fläche von insgesamt m² ein. Wie bereits im Zusammenhang mit dem Diagramm zur Plaikenverteilung nach Flächenklassen dargelegt, handelt es sich bei den einzelnen Erosionsflächen zum größten Teil um eher kleine Formen. Betrachtet man das folgende Diagramm in Abbildung 7, so kann festgestellt werden, dass zwischen der Breite der Verkehrswege und der Flächengröße der Wegeplaiken ein Zusammenhang besteht. An breiteren Verkehrsstrukturen entstehen flächenmäßig größere Erosionserscheinungen. Im Gegensatz dazu wird die Kategorie 0-10 m² eindeutig von Plaiken an Wegen mit unter 1 m Breite dominiert. Erklärt werden kann dies dadurch, dass breite Wege tiefer in die Verwitterungsdecke einschneiden und so stärkere Erosionstätigkeit ausgelöst wird. Abb. 7 Zusammenhang Wegbreite und Plaikenfläche (eigene Abbildung) In Hinblick auf die Art der Verkehrswege ist festzuhalten, dass mit 56 % über die Hälfte der Wegeplaiken an Bringungs- und Güterwegen liegen, etwa 40 % an Wanderwegen und 4 % an der Hauptverkehrsstraße. Dieses Ergebnis zeigt, dass die Forstwege erosionsanfälliger als die ebenfalls tief in den Hang eingeschnittene Hauptverkehrsstraße sind, bei welcher umfangreichere Maßnahmen gegen Hangrutschungen getroffen wurden. Sie ist zudem in weniger steilem Gelände angelegt. Die hohe Anzahl der kleinen Erosionsflächen entlang der Wanderwege zeigt, dass auch diese nicht zu unterschätzende Erosionsrisiken darstellen. Ein Blick auf die Neigungsdaten zeigt, dass im Untersuchungsgebiet Hänge mit einer Inklination zwischen 16 und 40 besonders stark von der Bildung von Wegeplaiken betroffen sind. Hierauf entfallen m² von m² Fläche von dieser Erosionsform. Das vollkommene Fehlen dieser Abtragungserscheinungen an Hängen mit mehr als 45 Neigung lässt sich dadurch erklären, dass die Wege und Straßen extrem steiles Gelände vermeiden. 124 Landschaft und Nachhaltige Entwicklung. Band 5

133 Wie bereits im Zusammenhang mit der Verteilung der Plaikenzahlen auf verschiedene Höhenstufen gezeigt, liegen die meisten Wegeplaiken tiefer als die Schnee- und Rinnenplaiken. Noch deutlicher ist das Ergebnis, wenn die Ausmaße der erodierten Fläche betrachtet werden. Nachdem die Bringungs- und Güterwege, welche große Wegeplaiken verursachen, auf maximal etwa m enden, tragen die Erosionsflächen unter dieser Höhengrenze besonders viel zur gesamten Erosionsfläche bei. Hervorzuheben ist der Bereich zwischen m und m, auf welchen m² oder mehr als 1/3 der gesamten Wegeplaikenfläche entfallen. Mit rund 80 % weist der Großteil aller Wegeplaiken eine Form mit großer horizontaler Erstreckung und kleineren vertikalen Ausläufern auf. Auf Grund der Lage von stark verplaikten Abschnitten der Bringungs- und Güterwege in mittleren Höhen, in welchen Fichten-Lärchen-Mischwälder vorherrschen, weist diese Vegetationsformation mit 0,35 Plaiken pro Hektar den höchsten relativen Wert an Wegeplaiken auf. Im zumeist darüber anschließenden offenen Nadelwald waren 0,26 Wegeplaiken/ha zu finden. Die Entscheidung, ob der Nadelwald als offen oder dicht zu klassifizieren ist, wurde subjektiv getroffen. Auch im Kalk-Latschenbestand (0,20 Plaiken/ha) und dem Silikat-Latschenbestand (0,14 Plaiken/ha) gibt es eine bedeutende Zahl an Wegeplaiken, wobei bei der letztgenannten Vegetationsformation nur noch Wanderwege vorhanden sind. Durch die Lage der Wanderwege in diesen Bereichen entfallen auch auf die verschiedenen alpinen Rasengesellschaften zahlreiche Wegeplaiken. Beispiele sind die Flur des Zarten Straußgrases (0,23 Plaiken/ha), Krummseggenrasen (0,18 Plaiken/ha), sonstige alpine Rasen auf Silikat-/Mischgestein (0,26 Plaiken/ha), subalpine Rostseggenhalde (0,13 Plaiken/ha) und die Kategorie Zwergsträucher und alpine Rasen (0,31 Plaiken/ha), welche jedoch einen Sammelbegriff für in der Vegetationskarte nicht näher definierte Areale darstellen. 5.5 Andere Plaiken Die Kategorie Andere Plaiken wurde erstellt, um Plaiken aufzunehmen, deren Zuordnung zu den Erosionsformen nicht eindeutig oder deren aufgenommene Zahl zu gering für eine eigenständige Auswertung ist. Insgesamt wurden 20 dieser Erosionsformen im Untersuchungsgebiet gefunden. Von einer weiteren quantitativen Auswertung wie bei Schnee- und Lawinenschurf-, Rinnen- und Wegeplaiken wird Abstand genommen, da sie keine Aussagekraft besitzen würde. Als Andere Plaiken werden all jene Erosionsformen klassifiziert, die nicht auf eine eindeutige Entstehungsursache zurückgeführt werden können. Dabei spielen vor allem die Einflüsse von Schnee, Schmelzwasser, Vegetation und Weidevieh eine entscheidende Rolle. Eine eindeutige Zuordnung ist bei diesen Erosionsformen schwierig. Als eigene spezielle Form wird hier nur die Plaikenbildung durch entwurzelte Bäume angeführt. Diese Erosionsflächen erscheinen laut Stehrer (1988, 94-96) vor allem auf geböschten Hängen oder auf Almflächen. Im Untersuchungsgebiet konnten bei den Band 5. Landschaft und Nachhaltige Entwicklung 125

134 Geländebegehungen mehrere derartige Erosionsformen gefunden werden. Es besteht die Annahme, dass diese Plaiken durch das Entfernen von Bäumen zustande gekommen sind und seither in ständiger Dynamik stehen, was sich auch im fehlenden Bewuchs widerspiegelt. Es könnte sich aber möglicherweise um Formen handeln, welche ähnlich zu Translationsrutschungen beziehungsweise deren muschelförmigen Ausprägung der Rotationsrutschung sind. Beschrieben wurden letztere beispielsweise von Angerer (1994, 21). In diesem Fall kämen unter anderem Starkniederschläge als Auslöser für das Abrutschen des Bodenmaterials in Frage. 5.6 Zugrisse und Viehgangeln Die Kartierung von Zugrissen stellt insofern ein Problem dar, als diese wegen ihrer geringen Größe im Luftbild sehr schwer ersichtlich sind. Aus diesem Grund werden hierbei auch die gewonnenen Daten der Geländebegehungen herangezogen. Insgesamt konnten bei den Geländebegehungen sowie den Kartierungsarbeiten 7 Zugrisse im Untersuchungsgebiet gefunden werden. Fünf Zugrisse waren zwischen 10 und 15 cm breit, die Länge streute von 1 m bis maximal 8 m. Die beiden anderen Zugrisse weisen bereits ein weiter fortgeschrittenes Erosionsstadium auf. Sie haben maximale Breiten von bis zu 1,8 m und Längen von 9 m beziehungsweise 19 m. Alle Zugrisse besitzen eine horizontale Form und wurden nach Ertl (1986) mit dem Kürzel H versehen. Angerer (1994, 22) schreibt, dass eben durch diesen isohypsenparallelen Verlauf der aufklaffenden Risse Translationsrutschungen ausgelöst werden können. Bei 2 der 7 Zugrisse wurde eine relativ niedrige Hangneigung zwischen 0 bis 5 und 10 bis 15 ermittelt. Dies ist darauf zurückzuführen, dass diese auf Wanderwegen gefunden wurden. Bei den restlichen Zugrissen wurde eine Hangneigung von 51 bis 55 festgestellt. Bei den Geländebegehungen konnten feuchte bis sehr feuchte Bodenverhältnisse ermittelt werden. Durch die Rissöffnungen gelangt Wasser in den Boden, wodurch weiteres Abrutschen initiiert wird. Auch Viehgangeln werden in der Literatur Zusammenhänge mit der Bodenerosion zugesprochen. An stark vernarbten Viehgangelhängen bilden sich Riedl (1983, 96) zufolge oft Schneeschurfplaiken aus. Andererseits bieten nicht vernarbte Kleinterrassen keine geeigneten Gleitflächen für das Schneegleiten. Dadurch verlangsamen sich die Fließgeschwindigkeiten und die Wirkung des Schneeschurfs wird vermindert (Tasser et. al. 2001, 177). Im Rahmen dieses Beitrags wurden die Viehgangeln nicht kartiert und es wurden auch keine genauen Parameter der Verbreitung erhoben. Eine quantitative Verteilung ist nicht von größter Wichtigkeit, es werden lediglich qualitative Verbreitungsmuster präsentiert. Festgestellt wurden Viehgangeln im Weidebereich am Talboden in der Umgebung von Hoislalm, unterer Eßlalm und Gruberalm auf Bereichen der Straßenböschungen und der steileren Hangbereiche, 126 Landschaft und Nachhaltige Entwicklung. Band 5

135 welche zum Beginn der Fichten-Lärchen-Wälder überleiten. Auch in der Nähe der oberen Esslalm sowie auf einigen nicht bewaldeten Flächen entlang von deren Zufahrtsweg sind Viehgangeln zu erkennen. Zudem konnten Viegangeln um den Bereich der Jakoberalm detektiert werden. Bei den letztgenannten Arealen sind sie jedoch oft stark bewachsen und nicht besonders deutlich ausgeprägt. Wesentlich besser sichtbar sind die Weidetreppen auf den Bereichen der alpinen Rasen- und Zwergstrauchgesellschaften auf den Ost- und Süd-Ost-Hängen zwischen Stierkarkopf und Fetzing sowie in der Umgebung von Zaunersee und Franz-Fischer-Hütte. Auch weitere Hangbereiche, welche das Zaunerkar begrenzen, sind mit Viehgangeln besetzt, so etwa Hänge des Rückens, welcher den Übergang zum Gruberkar bildet. Auch auf den mit alpinen Rasen- und Zwergstrauchgesellschaften besetzten Hangbereichen von letzterem findet man die Weidetreppen, allerdings sind sie meist weniger deutlich ausgeprägt als etwa nahe der Franz-Fischer-Hütte. Des Weiteren konnten auf den süd-, süd-ost exponierten Hängen oberhalb der Jakoberalm sowie im östlichen Bereich des Untersuchungsgebietes, unterhalb des Schöpfing, großflächig Viehangeln beobachtet werden. Aus den Geländebegehungen ist bekannt, dass sich die Tiere auch entlang der Bringungs- und Güterwege aufhalten. An diesen Stellen beweisen oft Trittschäden in den Kehren die Anwesenheit von Weidevieh. 6. Schlussfolgerungen Zusammenfassend lässt sich feststellen, dass die Erosionsvorgänge sowohl auf natürliche als auch auf anthropogene und zooanthropogene Ursachen zurückzuführen sind und ein größeres Problemfeld darstellen, als einem Wanderer, der dieses Areal betritt, bewusst sein dürfte. Aus den gewonnenen Daten lässt sich sagen, dass die angeführten Erosionsformen unterschiedliche Charakterzüge aufweisen, eine spezielle Form haben und an verschiedene Entstehungsprozesse gebunden sind. Die Vegetationsformation, welche großteils mit der Höhenlage korreliert ist, leistet den wichtigsten Beitrag für die Erklärung des Auftretens der verschiedenen Bodenerosionsarten. Neben den natürlichen Erosionsprozessen spielt der Mensch insofern eine Rolle, als durch die Erschließung des Riedingtales durch die Hauptverkehrsstraße, die vielen Bringungs- und Güterwege zu den Almen und die Wanderwege das Ökosystem nachhaltig geschädigt und die Plaikenbildung entlang der Straßen und Wege gefördert wurden. Auch durch das vom Menschen gehaltene Weidevieh können erosive Prozesse eingeleitet werden. Andererseits sollte die zunehmende Extensivierung der Almwirtschaft als kritisch betrachtet werden. Es wäre nötig, dass wieder vermehrt Maßnahmen Band 5. Landschaft und Nachhaltige Entwicklung 127

136 zur Almpflege, etwa durch Beweidung und Mahd, ergriffen werden. Dadurch kann dem Wachstum des den Schneeschurf fördernden Langgrases Einhalt geboten werden. Somit können der Almwirtschaft sowohl bodenerosionsfördernde als auch erosionsverhindernde Eigenschaften zugeschrieben werden. Zum Abschluss dieser Arbeit haben sich jedoch noch weitere Fragen aufgetan. Über diese Analysen hinaus könnte man hinterfragen, wie eine zeitliche Dynamik in der Plaikenbildung aussieht. Nimmt diese im Untersuchungsgebiet über einen bestimmten Zeitraum hinweg zu oder ab und welcher anthropogene Einfluss ist dabei zu beobachten? Literatur Angerer, H. (1994): Almwirtschaft und Erosion. Wissenschaftliche Grundlagenerhebung im Almbereich der Nationalparkgemeinde Kals am Großglockner. Band 2. Matrei in Osttirol: Tiroler Nationalparkfonds Hohe Tauern. Bätzing, W. (2003²): Die Alpen. Geschichte und Zukunft einer europäischen Kulturlandschaft. München : Beck. Ertl, E. (1986): Erosions- und Denudationsvorgänge als Folge des sozioökonomischen Strukturwandels im Bereich des subalpinen Lebensraumes dargestellt am Beispiel des Werfen- St. Martiner Schuppenlandes (Pongau, Land Salzburg). Unveröffentlichte Diplomarbeit, Universität Salzburg. Gfrerer, F. (2013): Wegenetz im Naturpark Riedingtal, schriftliche Mitteilung. Hellebart, S. (2006): ALP Austria. Programm zur Sicherung und Entwicklung der alpinen Kulturlandschaft. Almwirtschaft und Schutzfunktion. < Hellebart_Schutzfunktion.pdf > (Zugriff: ). Land Salzburg, Referat Agrarwirtschaft, Bodenschutz und Almen (2013): Almstatistik 2013, Schriftliche Mitteilung. Michor, K. & C. Ragger (2001): Naturpark Riedingtal. Leben in den Bergen. Erhaltungs- und Gestaltungsplan. Lienz: REVITAL ecoconsult. Riedl, H. (1983): Ergebnisse des MaB-Projektes Sameralm. Ein Beitrag zur sozioökonomisch gesteuerten Veränderung subalpiner Landschaftssysteme. Veröffentlichungen des Österreichischen MaB-Programms. Band 5. Innsbruck: Universitätsverlag Wagner. 128 Landschaft und Nachhaltige Entwicklung. Band 5

137 Schauer, T. (1975): Die Blaikenbildung in den Alpen. Schriftenreihe des Bayerischen Landesamtes für Wasserwirtschaft, Heft 1. München: Selbstverlag. Stehrer, J. (1988): Quasinatürliche Denudation und Hangformung im montan-subalpinen Raum der östlichen Osterhorngruppe (mit Berücksichtigung des humangeographischen Bezugs und der Umweltproblematik). Dissertation, Universität Salzburg. Tasser, E., U. Tappeiner & A. Cernuska (2001): Südtirols Almen im Wandel. Ökologische Folgen von Landnutzungsänderungen.< edu/en/research/institutes/alpineenvironment/documents/suedtirolsalmenimwandel_small.pdf> (Zugriff: ). Verband der Naturparke Österreichs (2003): Newsletter österreichische Naturparke. Ausgabe 4. Dezember < > (Zugriff: ). Verein Naturpark Riedingtal (o.j.): Natur und Kultur. Gewässer im Naturpark Riedingtal. < (Zugriff: ). Band 5. Landschaft und Nachhaltige Entwicklung 129

138 130 Landschaft und Nachhaltige Entwicklung. Band 5

139 Das Entwicklungspotential der Almen im Lungau Eine Analyse des touristischen Entwicklungspotentials der Almen in der Gemeinde Zederhaus 1 Universität Salzburg, Fachbereich Geographie und Geologie, Hellbrunnerstraße 34, 5020 Salzburg, Austria Arbeitsgruppe Landschaft und Nachhaltige Entwicklung sandra.strasser@stud.sbg.ac.at Sandra Strasser 1 Abstract Transhumance is of utmost significance in Austria, especially in the rural areas of Salzburg. This thesis contains scientific aspects of transhumance in Salzburg, with a special focus on the municipality of Zederhaus. As the title already implies, the main aim of the thesis is to analyze and interpret the touristic development potential of alpine pastures in Zederhaus. In this context, answering the question of how far farmers are willing to open their alpine pastures for touristic use is of great importance. Thus, the aim is to investigate to what extend the present tourism situation on the alpine pastures could be expanded. The inquiry of the local alpine farmers and guided interviews about the intensive, touristic use of alpine pastures play a central role in this respect. The observation reveals that a touristic development potential is inherent in the study area, both in summer and winter. However, first priority of those responsible, such as the municipality of Zederhaus, the tourism association of Zederhaus or the owners of the alpine pastures, is quality before quantity. Keywords: Lungau, Zederhaus, tourism, alpine pastures, development potential Zusammenfassung Der vorliegende Artikel enthält wissenschaftliche Aspekte über die Almwirtschaft in Salzburg, im Speziellen in der Gemeinde Zederhaus. Entsprechend dem Titel der Arbeit liegt das Ziel darin, das touristische Entwicklungspotential der Almen in Zederhaus zu analysieren und zu interpretieren. Es wird der Frage nachgegangen, inwieweit die Landwirtinnen und Landwirte bereit sind, ihre Almen für den Tourismus zu öffnen. Ziel ist es zu klären, ob die derzeitige Tourismussituation auf den Almen noch ausgebaut werden könnte. Band 5. Landschaft und Nachhaltige Entwicklung 131

140 Die Befragung der ortsansässigen Almbäuerinnen und Almbauern und die leitfadengestützten Experteninterviews über die intensive touristische Nutzung der Almen spielen hier eine zentrale Rolle. Im Ergebnis wird deutlich, dass ein touristisches Entwicklungspotential auf den Almen, sowohl im Sommer als auch im Winter, im Untersuchungsgebiet besteht. Dabei soll der Tourismus auf den Zederhauser Almen nicht zum Massentourismus ausarten. Das vorrangige Ziel der Gemeinde Zederhaus, des Tourismusverbandes Zederhaus und der Almhüttenbesitzerinnen und Almhüttenbesitzer ist es, mehr mit Qualität als Quantität bei den Gästen zu punkten. Schlüsselwörter: Lungau, Zederhaus, Tourismus, Almen, Entwicklungspotential 1. Rahmen und Fragestellung der Untersuchung Im Rahmen der vorliegenden Arbeit soll das touristische Entwicklungspotential der Almen im Lungau, im Besonderen in der Gemeinde Zederhaus, untersucht werden. Diese Arbeit wurde im Rahmen des INTERREG IV A-Projektes Almregion Bayerisch-Salzburger Kalkalpen erstellt. Das Projekt versucht Veränderungen der Almwirtschaft zu untersuchen. Im Vergleich zu den anderen Salzburger Gauen hat sich der Lungau im Bereich Tourismus noch wenig entwickelt. Die Gemeinde Zederhaus verfügt jedoch über eine Vielzahl von Almen, welche bereits gemeinsam mit dem Naturpark Riedingtal vermarktet und folglich vermehrt touristisch genutzt werden. Im Mittelpunkt steht nicht mehr nur die traditionelle Almwirtschaft, sondern die Kombination Almwirtschaft und Tourismus gewinnt immer mehr an Bedeutung. Folgende Fragestellungen wurden untersucht: Welche Bedeutung haben die traditionelle Almwirtschaft und der Tourismus für die Gemeinde Zederhaus? Welchen Stellenwert hat der Tourismus im Untersuchungsgebiet? Inwieweit sind die Almbesitzerinnen und Almbesitzer bereit ihre Almen vermehrt touristisch zu nutzen? Darüber hinaus ist es das übergreifende Ziel der Arbeit, einen Überblick über die Almen- und Fremdenverkehrssituation im Lungau sowie in der Gemeinde Zederhaus zu geben. Es geht darum, eine Gemeindeanalyse durchzuführen, in welcher die Bereiche Tourismus und Almwirtschaft im Fokus stehen. 132 Landschaft und Nachhaltige Entwicklung. Band 5

141 2. Datengrundlagen Folgende Datenquellen wurden verwendet: Almkataster (2007) Statistische Daten des Tourismusverbandes Zederhaus (2013) Statistische Daten der Ferienregion Lungau (2013) Statistik Austria (1986) Statistische Daten des Bundesministeriums für Land- und Forstwirtschaft, Umwelt- und Wasserwirtschaft (BMLFUW) (2013) Statistische Daten des Landes Salzburg (2013) Probleme, die mit den verwendeten Daten aufgetreten sind, entstanden dadurch, dass sie teilweise fehlerhaft oder unvollständig waren. Der Vergleich der Daten, im Besonderen der der Almerhebung 1986 und der Daten des Landes Salzburg 2013, die aus Datensätzen der AMA (2009) und INVEKOS (2013) bestehen, ist nur bedingt möglich. Gründe dafür sind, dass die Datenquelle von 1986 jede einzelne Almfläche zählt, hingegen die Datensätze von 2013 alle Almflächen zusammenfassen, die den gleichen Besitzer aufweisen. Es werden somit mehrere Almen unter einer Betriebsnummer zusammengefasst, wenn mehrere Flächen unter einem einzigen Besitzkomplex ausgewiesen werden (Anzengruber 2006). 3. Untersuchungsmethode und Durchführung Die methodische Erarbeitung des Themas wurde mithilfe eines standardisierten Fragebogens und leitfadengestützter Interviews durchgeführt. Die Verwendung zweier Untersuchungsmethoden sollte bei der Ermittlung der zentralen Fragestellungen behilflich sein und gemeinsame Aussagen von Almbewirtschafterinnen und Almbewirtschaftern sowie der Experten herausfiltern. 4. Untersuchungsgebiet Die Almwirtschaft und der Tourismus haben in Österreich, im Besonderen im Land Salzburg, eine große Bedeutung. Der Lungau hinkt im Vergleich zu den anderen Gauen touristisch etwas hinterher. Aufgrund dessen, dass dieser Gau über eine verhältnismäßig geringe Zahl an Gewerbe- und Industriebetrieben verfügt, stellt der Tourismus eine große Chance für diese Region dar. Die Voraussetzungen für eine intensivere touristische Nutzung sind bereits durch die Infrastruktur, die Landschaft und ein vielfältiges Freizeitangebot, sowohl im Sommer als auch im Winter, gegeben. Die Kombination von Almwirtschaft und Tourismus existiert bereits, da der Lungau über eine Vielzahl von bewirtschafteten Almen verfügt. Seit kurzem ist der Lungau Teil eines Biosphärenparks, eine durch die UNESCO ausgezeichnete Modellregion für Band 5. Landschaft und Nachhaltige Entwicklung 133

142 nachhaltige Entwicklung. Diese genannten Attribute schaffen möglicherweise die Voraussetzung dafür, dass man die Region nun auch auf der touristischen Landkarte besser findet. Im Vergleich zu den anderen Salzburger Gauen hat sich der Lungau im Bereich Tourismus noch wenig entwickelt. Die Gemeinde Zederhaus verfügt jedoch über eine Vielzahl von Almen, welche bereits gemeinsam mit dem Naturpark Riedingtal vermarktet und folglich vermehrt touristisch genutzt werden. Im Mittelpunkt steht nicht mehr nur die traditionelle Almwirtschaft, sondern die Kombination Almwirtschaft und Tourismus gewinnt immer mehr an Bedeutung. Der Anteil der Almen macht 58,9 Prozent der Gesamtfläche des Ortes aus. Im Vergleich dazu werden 6,8 Prozent als Dauersiedlungsraum genutzt. Nach Angaben des Naturparks Riedingtal (2013) entfallen auf das Gemeindegebiet rund sieben Hektar Ackerland, 593 Hektar Weiden, Hektar Almen und Bergmähder und Hektar Wald. Die Almregion Zederhaus weist eine Gesamtfläche von Hektar im Jahr 2009 auf (Schabetsberger 2013). Abb. 1 Untersuchungsgebiet Insgesamt haben im Untersuchungsgebiet 31 Almen an der Studie teilgenommen. Zederhaus verfügt über weitaus mehr Almflächen als in der Abbildung 1 aufscheinen. Ausgewertet wurden nur jene Almflächen, deren Besitzerinnen und Besitzer in der Gemeinde Zederhaus wohnhaft sind. 134 Landschaft und Nachhaltige Entwicklung. Band 5

143 5. Aktuelle Situation der Almen in Zederhaus Die Almen haben neben den bäuerlichen Betrieben nicht nur die Funktion der zusätzlichen Futtergewinnung, sondern sie dienen auch als Erholungsraum und sie schützen die Natur. Fast 60 Prozent des Zederhauser Gemeindegebietes sind Almflächen (Naturpark 2013). Die Gemeinde Zederhaus verfügt nach den Daten des INVEKOS 2012 (Schabetsberger 2013) über 58 bewirtschaftete Almen, mehr als 50% davon sind Privat- bzw. Einzelalmen. Im Jahr 2009 verfügt das Untersuchungsgebiet über keine Niederalm, 21 Mittelalmen und 38 Hochalmen. Festzustellen ist hier ein allgemeiner Rückgang der Almen, unabhängig davon, in welcher Höhenstufe sie sich befinden (Schabetsberger 2013). Der gesamte Lungau besitzt nur fünf Niederalmen, aber gleichzeitig am meisten Hochalmen im Land Salzburg. 6. Tourismus im Untersuchungsgebiet Die Gemeinde Zederhaus verfügte laut Daten des Tourismusverbandes Zederhaus (2013) in den Jahren 2008/09 und 2012 über 42 Beherbergungsbetriebe. Diese Betriebe gliedern sich in folgende Kategorien: Gasthöfe, Almgasthöfe, Privatzimmer, Privatzimmer auf Bauernhöfen, Ferienwohnungen, Ferienwohnungen auf Bauernhöfen, Ferienhäuser und Almhütten. Zederhaus verfügt zum Zeitpunkt der Erhebung im Winter laut Angaben des Tourismusverbandes Zederhaus über 266 Gästebetten und im Sommer über 328 Gästebetten. Die statistischen Daten aus dem Jahr 2012 zeigen, dass acht Almhütten für Gäste auf Selbstversorgerbasis vermietet werden, davon sind zwei eine Schutzhütte bzw. eine Alpenvereinshütte. Zu den derzeitigen Almhütten, die vermietet werden, zählen Zauneralm, Jakoberalm, Glanzeralm, Blasialm, Steffleralm, Schwarzenbichlhütte und die Maureralm. Diese Almhütten werden an Urlauber vermietet und bieten ein Kontingent von 56 Betten (2012). Auffallend ist, dass die Hüttenauslastung gering ist (Tourismusverband Zederhaus 2013). Mit Ausnahme einer Almhütte ist der Rest der Almen nur im Sommer geöffnet. Allgemein sind ein Rückgang der Beherbergungen und folglich auch ein Sinken der Nächtigungszahlen festzustellen. Nächtigten in der Saison 2000/01 noch Urlauberinnen und Urlauber in Zederhaus, so zählt man im Jahr 2009/10 nur noch Gäste (Tourismusverband Zederhaus 2013). Betrachtet man die saisonale Verteilung der Auslastung, so ist der Winter laut den Zahlen des Tourismusverbandes Zederhaus die dominierende Saison. Gliedert man die Saisonen nun in Monate auf, so stellt man fest, dass die Monate März, April, Mai, Oktober und November am wenigsten ausgelastet sind. Die restlichen Monate zeigen eine sehr gute Auslastung. Folglich besteht noch Potential, die Zwischensaisonen Frühling und Herbst besser auszufüllen. (Tourismusverband Zederhaus 2013) Band 5. Landschaft und Nachhaltige Entwicklung 135

144 7. Hauptergebnisse der Befragung 7.1. Dauer und Gründe für die Bewirtschaftung der Almen Die durchschnittliche Dauer der Bewirtschaftung der Almen beträgt 110 Tage. Die geringste Bewirtschaftungsdauer liegt bei 70 Tagen, die längste bei 160 Tagen. Gründe für die Aufrechterhaltung der Almwirtschaft sind zum einen, dass die Almflächen durch eine intensive Nutzung gepflegt und erhalten werden, zum anderen sind sie Futterquelle für die gealpten Tiere im Sommer. Bei einer vermehrten touristischen Nutzung kann die Bewirtschaftung der Almen ein zusätzliches Einkommen bringen. Bei den Befragten schien es aber nicht so essenziell zu sein, aus der Kombination Alm und Tourismus einen Gewinn zu erzielen. Ein weiterer Grund für die Aufrechterhaltung der Almen und Almflächen sind die staatlichen Förderungen. Ohne diese Unterstützung wäre es in manchen Fällen schwer, die Bewirtschaftung aufrecht zu erhalten. Auch die Tradition spielt im Zusammenhang mit der Bewirtschaftung eine Rolle, denn die Almen werden seit Generationen betrieben. Die Experten nennen dieselben Gründe für die Aufrechterhaltung der Almbewirtschaftung. Allerdings sehen sie den Tourismus als wichtiges Zusatzeinkommen Touristische Nutzung der Almen in Zederhaus Die Befragung der Almhüttenbesitzerinnen, Almhüttenbesitzer und Experten ergab, dass fast 100 % den Tourismus als wichtiges Standbein der Gemeinde sehen. Die Befragung zeigte, dass weniger als 50 % der Befragten ihre Almen nicht im Tourismus positioniert haben. Diejenigen Almen, die am Tourismusgeschehen teilnehmen, verkaufen ihre eigenproduzierten Waren, vermieten Zimmer oder nutzen die Alm gastronomisch. Besonders der eigenproduzierte Warenverkauf hat einen hohen Stellenwert und lässt sich auch durch das Prädikat Naturpark sehr gut vermarkten. Der Tourismus ist für die Gemeinde essentiell. Einerseits bietet der Tourismus eine Chance für die einheimische Bevölkerung im Ort selbst wieder Arbeit zu finden, andererseits ermöglicht er für einige ein zusätzliches Einkommen. Das Problem in der Gemeinde liegt aber darin, dass die Zahl der Beherbergungsbetriebe, im Besonderen die Privatzimmervermietung, stark zurückgeht. Früher wurden Ferienzimmer zur Vermietung gebaut, heute dienen diese für die junge Generation als Wohnraum. Die Zahlen zeigen, dass noch ein großes Potential in der touristischen Nutzung der Almen und des Ortes selbst besteht. Grundsätzlich meinen die Almhüttenbesitzerinnen und Almhüttenbesitzer, dass mehr Tourismuspotenzial im Sommer vorhanden ist als im Winter. Die Experten sehen allerdings mehr Potenzial im Winter, da die Region aufgrund der geographischen Lage für Tourenschigeherinnen und Tourenschigeher ideal ist. 136 Landschaft und Nachhaltige Entwicklung. Band 5

145 7.3. Vorteile und Nachteile einer vermehrten touristischen Nutzung Mehr als 70 % der Befragten und auch die Experten sehen Vorteile in einer vermehrten touristischen Nutzung der Almen. Zu den Vorteilen einer intensiveren touristischen Nutzung zählen der weitere Ausbau der Vermarktung eigener Produkte, Schaffung eines Entwicklungsimpulses für die Region und eine Verbesserung der Almpflege. Zu beachten sei jedoch, meinen Experten, dass sich die Vermarktung der regionalen Produkte an den vorhandenen Möglichkeiten der Warenproduktion orientieren müsse. Warenzukäufe (aus Profit überlegungen) werden abgelehnt, da dies dem guten Image der Almprodukte abträglich sei. Die Befragungsergebnisse zeigen, dass bei einer vermehrten touristischen Nutzung der Almen auch Probleme auftreten können. Beispielsweise kann es zu Nutzungskonflikten (Jagd/Tourismus) kommen und mehr Verkehr und damit mehr Lärm entstehen. Die Experten sehen einstimmig keine Nachteile in einer vermehrten touristischen Nutzung der Almen. Eine Gefahr besteht für sie derzeit nicht, da alles noch im überschaubaren Bereich abläuft und auch für die Zukunft niemand den Massentourismus will. Der Verkehr wird nicht als Problem gesehen, denn im Riedingtal fährt der Tälerbus, der die Autos von dieser Region fern halten soll. Die Gäste parken am Parkplatz vor dem Eingang zum Naturpark und können dann zu Fuß oder mit dem Tälerbus in die Almregion hineinfahren. Für 31 Befragte ist es zu 100 % wichtig, dass die Almen und Almflächen weiterhin gepflegt und erhalten werden. Ebenso sind 100 % der Meinung, dass die Alm als Erholungsraum erhalten bleibt. Dies zeigt eindeutig, dass die Pflege und der Erhalt der Almen als Erholungsraum oberste Priorität haben und dann erst der touristische Aspekt hinzukommt. Wichtig ist den Befragten, dass die Almregion über ein Besucherlenkungskonzept verfügt, um etwaige Konflikte zu vermeiden. Großveranstaltungen werden nicht gerne gesehen, da dies in Richtung Massentourismus tendiert und das laut Aussage der Experten keiner will. Das Ziel ist ein nachhaltiger Tourismus, der die negativen Auswirkungen hintan hält Aktivitätenpotenzial In der Gemeinde Zederhaus bzw. im Naturpark Riedingtal wird bereits eine Vielzahl von Aktivitäten für die Gäste angeboten. Am stärksten befürwortet werden Aktivitäten, an denen man Gäste aktiv an der Almarbeit teilhaben lässt. Nicht traditionelle Aktivitäten wie Urlaub auf der Alm, Mountainbike Touren und geführte Schitouren werden abgelehnt. Potenzial für zusätzliche Aktivitäten gibt es sicher. Bei mehr Freizeitaktivitäten sind die Almbesitzerinnen und Almbesitzer enorm gefordert. Es soll für die Zukunft nur so viel sein, dass die Almen das auch noch bewältigen können, denn die Direktver- Band 5. Landschaft und Nachhaltige Entwicklung 137

146 marktung der Produkte und besonders deren Erzeugung nehmen viel Zeit in Anspruch. Zusätzliche Angebote werden vom Tourismusverband Zederhaus koordiniert und dieser bietet auch Wanderführungen an. Die Almbäuerinnen und Almbauern haben hiermit also nicht direkt etwas zu tun. Die Almen werden natürlich in die Programme miteinbezogen, was aber sicherlich oft nicht leicht ist. Die Expertenbefragung ergab jedoch, dass sich ein vermehrter Trend hin zu geführten Wanderungen entwickelt. Die Urlauberinnen und Urlauber buchen immer kürzer, wollen aber von der Region etwas wissen. Die geschnürten Programme werden von den Gästen gefordert, sie wollen aber in ihrer Zeit nicht zu sehr eingeschränkt werden. Deshalb ist es von essenzieller Bedeutung, dass, wenn die Gäste alleine unterwegs sind, ihnen beschilderte Wanderwege bei der Orientierung in der Almregion helfen. Ein Aktivitätenpotential besteht, dieses soll aber die Almbäuerinnen und Almbauern nicht überlasten. Das Programm soll so geschnürt sein, dass die zusätzliche Arbeit für die Landwirtinnen und Landwirte bewältigbar ist und das gute Image der eigenproduzierten Waren dennoch erhalten bleibt Besonderheiten der Region Zu den Besonderheiten des Untersuchungsgebietes zählt der Naturpark Riedingtal, die Gastfreundschaft, der Tälerbus und die Angebote des Tourismusverbandes Zederhaus. Ebenso findet man in dieser Region eine enorme Dichte an bewirtschafteten Almen. Die Befragungsergebnisse zeigten, dass die Almhüttenbesitzerinnen und Almhüttenbesitzer mit dem derzeitigen Tourismusprogramm zufrieden sind. Einzig wäre der Wunsch, dass man die Werbung nicht nur auf den Naturpark beschränkt, sondern auch die übrigen Seitentäler mehr bewirbt. 8. Zusammenschau Zusammenfassend kann festgehalten werden, dass ein touristisches Entwicklungspotenzial auf den Almen im Untersuchungsgebiet auf jeden Fall besteht. Die Voraussetzungen durch Infrastruktur und Almenvielfalt sind gegeben. Was noch verbessert werden könnte, um mehr Gäste aufnehmen zu können, ist die Verbesserung der Beherbergungssituation. Auch könnte die Werbung offensiver vonstatten gehen, denn wie ein Experte richtig feststellte: Der Lungau ist derzeit auf der touristischen Landkarte nicht aufzufinden. Festzuhalten ist aber auch, dass die Almbesitzerinnen und Almbesitzer mit der derzeitigen Tourismussituation durchaus zufrieden sind und eine touristische Intensivierung eher skeptisch gesehen wird. Durch Einkommen aus Landwirtschaft und Nebenerwerb ist keine Abhängigkeit vom Tourismus gegeben. Sowohl Almbesitzerinnen und Almbesitzer als auch die Experten in Zederhaus wollen die Natur, die Landschaft und die Kultur erhalten und diese nur einer überschaubaren Zahl an Gästen in nachhaltiger Art und Weise zur Verfügung stellen. 138 Landschaft und Nachhaltige Entwicklung. Band 5

147 Literatur Anzengruber, M. (2010): Almwirtschaft im Bundesland Salzburg. Eine Analyse agrarpolitischer Maßnahmen und deren Auswirkungen auf die Almwirtschaft mit besonderer Berücksichtigung der Nördlichen Kalkalpen. Landschaft und Nachhaltige Entwicklung, Band 3. Salzburg. Gemeinde Zederhaus (2013): Naturparkgemeinde Zederhaus.< Naturpark Riedingtal (2013) (Zugriff: ) Naturpark Riedingtal (2013a): Das Klima im Naturpark Riedingtal. www. naturpark-riedingtal.at/naturpark-riedingtal-klima.html (Zugriff: ) Salzburger Geographisches Informationssystem (SAGIS): Digitaler Almkataster, Digitale Übermittlung Schabetsberger, A. (2013): Almerhebung 2009 u Schriftliche Mitteilung. ( ) Tourismusverband Zederhaus (2013): Statistische Daten zum Tourismus. Schriftliche Mitteilung. Franz Gfrerer. ( ) Band 5. Landschaft und Nachhaltige Entwicklung 139

148 140 Landschaft und Nachhaltige Entwicklung. Band 5

149 »Rückansicht eines Landschaftsbildes«Wandel der Maisäßkulturlandschaft auf Ganeu (Vandans) unter Berücksichtigung der eigentums- und nutzungsrechtlichen Verhältnisse 1 Stand Montafon Mag Bernhard Maier Standessekretär Montafonerstraße Schruns Austria bernhard.maier@stand-montafon.at Bernhard Maier 1 Zusammenfassung Das Maisäß gilt als bergbäuerliche Betriebsorganisation mit den drei vertikal getrennten Betriebsstufen Heimbetrieb, Maisäß und Alpe, auf welchen jahreszyklisch Weide- und Mähwirtschaft betrieben wird. Diese Dreistufenwirtschaft prägt die regionaltypische Kulturlandschaft, welche heute Bewohner und Gäste sehr schätzen. Auf Grund der rückläufigen landwirtschaftlichen Nutzung verwalden offene Flächen und verfallen landschaftsprägende Gebäude. Andererseits verändert eine intensivierte Freizeitnutzung die verbleibenden Gebäude und das traditionelle Landschaftsbild. Das Ziel dieser Arbeit ist es, den kulturlandschaftlichen Wandel beispielhaft im Untersuchungsgebiet Ganeu im Montafon gesamthaft zu betrachten, also den von außen sichtbaren Landschaftswandel mit den Veränderungen der dahinterliegenden eigentums- und nutzungsrechtlichen Strukturen zu analysieren. Es zeigt sich, dass seit 1950 beinahe die Hälfte der Maisäßwiesen zugewachsen sind. Die Gesamtzahl der Gebäude reduziert sich im Vergleichszeitraum um 34%. Während die Wohngebäude um 22% steigen, geht der Anteil der Wirtschaftsgebäude um 27% zurück. Diese Gebäudebilanz unterstreicht die gestiegene Bedeutung der Ferien- und Wochenenddomizile und den Rückgang der nicht mehr gebrauchten Ställe. Die eigentumsrechtlichen Veränderungen haben zur Folge, dass mehr als ein Drittel der Maisäße durch Realteilungen aufgeteilt und damit zahlreiche Neubauten entstanden sind. Die eigentums- und nutzungsrechtliche Verbindung der drei Bewirtschaftungsstufen Heimgut Maisäß Voralpe beginnt sich aufzulösen. Die Arbeit kommt zum Schluss, dass das Betrachtungskonzept der Institutionellen Regime für die nachhaltige Sicherung der Maisäßkulturlandschaft geeignet ist. Empfehlungen wie die bessere Koordination und Abstimmung unter den Landschaftsakteuren oder die Bildung von Akteursgemeinschaften der Maisäß- oder Weiderechtsbesitzer weisen den Weg in die Zukunft. Schlüsselwörter: Maiensäss, Dreistufenwirtschaft, Montafon, Weiderecht, Servitutenregulierung, Eigentumslinie, Ferienwohnungs-Widmung, Allmende, Voralpe, Gemeinschaftseigentum Band 5. Landschaft und Nachhaltige Entwicklung 141

150 1. Einführung Der Begriff des Landschaftsbildes weist bereits auf ein in der Wahrnehmung konstruiertes oder gemaltes Bild hin. Es ist ein Bild im Kopf und entspricht einer vom Betrachter interpretierten Ansicht eines realen Raumausschnittes. Das Bild besteht vordergründig aus greifbaren Elementen wie z.b. Wiesen, Gebäude, Rand- und Grenzstrukturen. Im Hintergrund dieser sichtbaren Inhalte steht ein komplexes und dynamisches Zusammenspiel von Mensch und Natur, das sich über lange Zeit in einem ebenso komplexen System von eigentumsrechtlichen und nutzungsrechtlichen Beziehungen manifestiert hat. Der Umgang mit Landschaft, das Nutzerverhalten, hängt stark mit einem dahinterliegenden Regelsystem zusammen, welches durch Eigentum an Grund und Boden, Nutzungsrechten und auch einschlägigen öffentlichen Schutzund Nutzungspolitiken geprägt ist. Dieses Nutzerverhalten prägt das Bild der Landschaft. Während der vordergründige und sichtbare Wandel der Landschaft in der Literatur intensiv untersucht und dokumentiert ist, wird der Veränderung des dahinterliegenden, aber landschaftsprägenden, Regelwerks wenig Aufmerksamkeit geschenkt. In meinen Ausführungen möchte ich beide Seiten des Landschaftsbildes beispielhaft anhand einer Maisäßkulturlandschaft im Montafon (Vorarlberg) betrachten, deren Veränderungen analysieren und in Verbindung bringen. Im übertragenen Wortsinn möchte diese Arbeit das Bild der Landschaft einmal abhängen, umdrehen und beide Seiten gleichzeitig zugänglich machen Maisäße als Sonderform der Dreistufenwirtschaft Unter dem Begriff der Dreistufenwirtschaft im traditionellen Sinn versteht man eine spezielle Form der bergbäuerlichen Betriebsorganisation, wobei auf den drei vertikal getrennten Betriebsstufen Heimbetrieb, Maisäß und Alpe (Alm) eine jahreszyklische Weide- und Mähwirtschaft betrieben wird (vgl. Groier 1990, 21). Die bäuerliche Familie oder ein Teil von ihr zieht mit dem Vieh im Frühjahr vom Heimgut im Talgrund auf die Mittelstufe des Maisäß, von dort im Sommer auf die Alpe. Im Frühherbst erfolgt diese halbnomadische (ohne festen ganzjährigen Wohnsitz) Wanderung in umgekehrter Reihenfolge wieder zurück zum Heimgut, wo der Winter verbracht wird. Friedrich Gottlieb Stebler bezeichnet das Maisäß in seinem klassischen Lehrbuch zur Alp- und Weidewirtschaft (1903) als Zwischenglied zwischen Wintergut und Alpe. Es bestehe aus einem Wiesenkomplex im Gebirge, wo das Vieh im Frühjahr (im Mai), bevor es die Alp bezieht, vorübergehend weidet und in der Regel auch im Herbst, wenn es von der Alp kommt. Zwischen dem Maisäß und der Alp liegt häufig eine Voralp. Während die Voralpen als unterste Alp-Ebene nur der Weidewirtschaft vor und nach der Alpnutzung dienen, wird auf den Maisäßen auch Heu eingebracht (vgl. Mathieu 2004, 467). Während die Maisäße mit den Mähwiesen im Privateigentum stehen, 142 Landschaft und Nachhaltige Entwicklung. Band 5

151 befindet sich die angrenzende Voralpe oder Weidefläche im öffentlichen oder kollektiven Eigentum. Diese traditionelle Form der Stufen-Berglandwirtschaft ermöglicht den Betrieben im Tal, höhergelegene Futterflächen zu erschließen und damit die Existenzbasis auszuweiten (vgl. Boesch 1992, 4). Die Bewirtschaftung über verschiedene räumlich getrennte Höhenstufen ist sehr transportintensiv und bedingt zahlreiche verstreut gelegene Betriebsgebäude, welche oft mehrere Funktionen erfüllen. Es sind dies temporäre Unterkünfte sowie Stall- und Heuscheunen. Je nach regionalen Bedürfnissen, naturräumlichen Gegebenheiten und Traditionen haben sich unterschiedliche Formen von Nebengebäuden und Gebäude-Ensembles entwickelt (vgl. Boesch 1992:4). Diese dezentrale räumliche Betriebsorganisation zählt zu den Hauptmerkmalen der Dreistufenwirtschaft. Ausschlaggebend für die Entwicklung dezentralisierter Nutzungsformen auf den Übergangsstufen der alpinen Landwirtschaft ist die Distanz oder Höhendifferenz zwischen Talgut und Alpe. Je größer dieser Zwischenraum, desto höher der Transportaufwand und desto größer die Tendenz, den Transport durch verstreut gelegene Betriebsgebäude zu minimieren (vgl. Mathieu 2004, 473). Richard Weiss (1959, 215) bringt dieses Phänomen mit der Feststellung auf den Punkt: Der Hirtenbauer geht mit dem Vieh zum Futter, nicht mit dem Futter zum Vieh. Die Dreistufenwirtschaft hat sich vor allem in der romanischen Schweiz (Kanton Graubünden) und in Westösterreich von Vorarlberg über Tirol bis nach Salzburg ausgebildet (vgl. Groier 1990, 22). Der Begriff des Maisäßes ist dies- und jenseits der Grenze im Prättigau und Montafon geläufig. Im restlichen Vorarlberg (Bregenzerwald) ist der Begriff des Vorsäß gebräuchlich und innerhalb Graubündens sind verschiedene Benennungen wie z.b. Acla (Mittelbünden und Oberengadin) oder cuolm (Surselva) geläufig. Im Hinblick auf den Maisäß-Begriff sind somit die Unterschiede innerhalb der staatlichen Grenzen größer als über diese hinweg. Die Ähnlichkeit der Maisäßkultur im Montafon und Prättigau lässt sich vielleicht auch mit der ähnlich großen Vertikal-Distanz erklären, welche sowohl im voralpinen Bregenzerwald als auch im zentralalpinen Rest von Graubünden deutlich geringer ist. Die zahlreichen Rodungsinseln der Maisäße mit ihren verstreut liegenden Gebäuden formen die traditionelle bergbäuerliche Kulturlandschaft. Die Maisäße erfahren während der letzten Jahre eine zunehmende Wertschätzung als regionaltypische Ausprägung der Montafoner Kulturlandschaft. Die Maisäßlandschaft mit der harmonisch in die Landschaft eingebetteten Architektur aus dem 17. bis 19. Jahrhundert ist zwischenzeitlich identitätsstiftend im Bewusstsein der Bevölkerung verankert. Seit knapp vier Jahren weisen die Kulturtafeln an den Autobahnabfahrten ins Montafon auf die Maisäßlandschaften in der Region hin und tragen dieses neue kulturgeschichtliche Bewusstsein auch nach außen. Band 5. Landschaft und Nachhaltige Entwicklung 143

152 1.2. Eigentums- und Nutzungsrechte in der Maisäßkulturlandschaft Um den Wandel der Maisäßkulturlandschaft besser zu verstehen und mögliche zukünftige Lösungen für Nutzungskonflikte auszuloten, reicht es nicht aus, den Blick auf die vordergründige Landschaft zu richten. Die Maisäßkulturlandschaft ist in ein komplexes System von eigentums- und nutzungsrechtlichen Regeln, öffentlichen Politiken in Form von Gesetzen, Verordnungen und Regelsystemen eingebunden, welche die Kulturlandschaft direkt oder indirekt mitgestalten. Rodewald & Knoepfel (2005) verwenden das Konzept der Institutionellen Regime (IR) zum besseren Verständnis der nachhaltigen Landschaftsentwicklung. Ein institutionelles Regime besteht aus der eigentumsrechtlichen Grundordnung mit den dadurch bestimmten Verfügungsund Nutzungsrechten und den öffentlichen Schutz- und Nutzungspolitiken. Letztere schränken die Verfügungsrechte der Eigentümer durch gewisse Schutzpflichten oder Nutzungsbeschränkungen ein. Eigentums- und Nutzungsrechte regeln seit früher Zeit die mannigfaltigen Ansprüche des Menschen an den Boden und dessen Ertrag. Die Entwicklung dieser Verfügungsrechte hängt mit der jeweils herrschenden öffentlichen Ordnung zusammen (vgl. Mathieu 1998, 141) und lässt im Zuge der Landnutzungsgeschichte und der Agrarreformen verschiedenste Ausprägungen entstehen: Herrschaftseigentum, Privateigentum, kollektive Eigentumsformen, Einforstungsrechte und Servitute. Beim Privateigentum verfügt ein Einzelner (natürliche oder juristische Person) über die alleinigen Nutzungsrechte, diese können aber durch öffentliche Nutzungsbeschränkungen im Rahmen von Gesetzen oder Verordnungen beschnitten werden. Als Kollektiveigentum wird im Unterschied zum Privateigentum jedes Eigentum bezeichnet, das sich in der Hand mehrerer Eigentümer befindet, welche in den meisten Fällen inhaltlich und zeitlich beschränkte Nutzungsrechte innehaben. Gemeinschaftliches oder kollektives Grundeigentum mit inhaltlich und zeitlich beschränkten Verfügungsrechten ist seit Jahrhunderten bekannt und wird als Allmende oder Allmein (engl. Commons) bezeichnet. Nach Ostrom (1990 zit in Knoepfel 2005, 22) liegt der Entstehungsgrund der Allmende u.a. darin, dass die Nutzungsansprüche der Mitglieder im Prinzip höher sind als die verfügbaren Erntemengen (Rivalität) und ein Ausschluss bestimmter nutzungsbedingter oder interessierter Nutzergruppen nicht möglich ist (mangelnder Ausschluss). Allmende-Regime haben sich für solche Nutzungssituationen als zweckmäßigste Eigentumsform erwiesen. Die Agrargemeinschaft und das Gemeindegut als häufigste Typen kollektiven Eigentums sind für diese Arbeit relevant. Die Agrargemeinschaft ist eine zweckgebundene Personen- und Sachgemeinschaft, die bestimmte Grundstücke auf Grund alter Urkunden oder alter Übung gemeinschaftlich verwaltet und nutzt. Das Eigentum an agrargemeinschaftlichen Grundstücken ist über Anteilsrechte geregelt, welche gemäß beschlossener Satzung die Nutzungsrechte und Stimmanzahl in der Vollver- 144 Landschaft und Nachhaltige Entwicklung. Band 5

153 sammlung definieren. Als Gemeindegut ist jenes land- oder forstwirtschaftlich genutzte Gemeindeeigentum gemeint, an dem nach Maßgabe der bisherigen rechtmäßigen Übung gemeinschaftliche Nutzungsrechte bestehen. Gemeindegut gilt als Sondervermögen einer Gemeinde, welches nicht nur den unmittelbaren Bedürfnissen der Gemeinde als solcher dient, sondern auch bestimmten Gemeindemitgliedern zur unmittelbaren Nutzung als Weide und zum Holzbezug. Die Nutzungsrechte an diesen kollektiven Eigentumsformen bestehen seit Jahrhunderten. Da diese früher keine gesetzliche Grundlage hatten, kam es immer wieder zu Auseinandersetzungen zwischen den Grundherren und den Nutzungsberechtigten. Erste Versuche zur Regelung und Neuordnung erfolgten bereits im 17. Jahrhundert. In der zweiten Hälfte des 19. Jahrhunderts wurden die Nutzungsrechte durch Lokalkommissionen reguliert und in sogenannten Servitutenregulierungsurkunden festgehalten Forschungsarbeiten zu den Maisäßen und der Maisäßkulturlandschaft Die Geschichte der Alpen steht in enger Verbindung zur Entwicklung der Landwirtschaft im Alpenraum. Mathieu (1998) und Bätzing (2003) bieten einen kulturgeschichtlichen Rahmen und Hintergrund für die nähere Betrachtung der Maisäßkulturlandschaft. Im Vergleich zur Alpwirtschaft und den Alpen (Almen) wird dem Maisäß in der wissenschaftlichen Literatur wenig Beachtung geschenkt (Mathieu 2004, 467). Aus agrarökonomischer Sicht liefert Groier (1990) mit seinem Beitrag zur Dreistufenwirtschaft in Vorarlberg einen umfassenden Beitrag über die Landwirtschaft auf der bergbäuerlichen Zwischenstufe. Dieser Beitrag beschreibt bereits die Veränderungen infolge des Strukturwandels sowie den Zustand der Landwirtschaft vor dem Beitritt Österreichs zur EU. Mathieu (2004) beschreibt die Geschichte der Maisäßwirtschaft in Graubünden vom 15. bis ins 19. Jahrhundert als Form der dezentralisierten alpinen Land- und Viehwirtschaft. In seiner Studie gelingt ihm ein vielfältiger Überblick zur Situierung des Maisäß als Wirtschaftskomplex innerhalb der bäuerlich-alpinen Ökonomie. In der regionalen kulturhistorischen Literatur des Montafons hat sich die Maisäßkulturlandschaft während der letzten zehn Jahre als Schwerpunktthema etabliert. Moosbrugger (2001) erarbeitete im Auftrag der Raumplanungsabteilung beim Amt der Vorarlberger Landesregierung neben einer Bestandserhebung auch zukünftige Entwicklungsmöglichkeiten für die Maisäße im Montafon. Zeitgleich begann der Heimatschutzverein Montafon in Kooperation mit dem Bundesdenkmalamt die Maisäßgebäude nach dem Graubündner Vorbild (vgl. Giovanoli 2004) zu dokumentieren und zu inventarisieren. Die Bände des Montafoner Maisäßinventars enthalten neben der Gebäudedokumentation verschiedene Beiträge zur Namensforschung (vgl. Plangg 2011, Hachfeld 2003) oder zum Leben und Arbeiten auf diesen Maisäßen (König 2003, Hessenberger 2011, Kasper & Pfeifer 2011). Schnetzer (2011) dokumentiert den Wandel anhand des Maisäßes Gampabing im Montafoner Gargellental. Band 5. Landschaft und Nachhaltige Entwicklung 145

154 Der Maisäß Ganeu in Vandans, welcher im Mittelpunkt dieser Arbeit steht, wurde im Rahmen des Maisäßinventares bislang nicht bearbeitet. Barbisch (1922) liefert in seiner beachtenswerten Heimatkunde von Vandans wertvolle Hinweise auf die damalige Maisäßkultur in Vandans. Schultheiss (1996) verfasste eine Facharbeit zur Maisäßwirtschaft auf Ganeu und Lerch (2004) analysiert die Ganeuer Maisäßkultur und -landschaft und bearbeitet Entwicklungsvarianten für diesen Maisäß. 1.4 Problem und Zielsetzung Heute erfolgt die Bewirtschaftung dieser Maisäß- oder Zwischenstufe infolge des landwirtschaftlichen Strukturwandels nicht mehr in der traditionellen Form der Dreistufenwirtschaft. Dieses System und insbesondere die Rolle der Maisäße befinden sich in einem tiefgreifenden Umbruch. Die Zwischenstufe wird meist vom Talgut aus als Mähwiese bewirtschaftet, zahlreiche funktionslos gewordene Nebengebäude sind bereits verfallen und die temporären Wohngebäude (Maisäßhütten) dienen vornehmlich als Wochenend- oder Ferienhaus. Martin Boesch (1992, 3) skizzierte das Dilemma dieser Veränderung im Hinblick auf die Gebäude mit folgenden Fragen: Sollen die Gebäude zerfallen, sollen sie als Kulturdenkmäler erhalten werden oder sollen sie zu Ferienhäusern umgebaut werden? Wie kann die Maisäßlandschaft erhalten werden, wenn die traditionelle Nutzung nicht mehr stattfindet? Wie muss das planungs- und baurechtliche Instrumentarium ausgestattet werden, wenn es sowohl sachlichen Kriterien als auch den Anforderungen rechtsstaatlicher Verfahren genügen soll? Antworten auf diese Fragen sind noch ausständig. Es existiert auch kein einheitliches Wunschbild wie die Maisäßlandschaft in Zukunft aussehen soll. Die diskutierten Szenarien reichen von musealer über intensive touristische oder landwirtschaftlicher Nutzung bis hin zum Auflassen und der Verwaldung (Moosbrugger 2001, 64 ff). Letzteres Szenario ist aus landschaftsästhetischer Sicht unerwünscht, da sowohl Gäste als auch die lokale Bevölkerung offene Landschaften bevorzugen. Es überwiegt die Meinung, dass die Maisäßlandschaft genutzt und als solche erhalten werden soll. Der Schlüssel für die zukünftige Entwicklung liegt in der Frage wie diese Nutzung aussehen und welche Rahmenbedingungen dafür geschaffen werden sollen. Diese raumwirksame und raumplanerische Diskussion ist voll im Gange. Dabei prallen die privaten Verwertungsinteressen und die öffentliche Wertschätzung an der naturnahen traditionellen Kulturlandschaft zunehmend aufeinander. Das Ziel dieser Arbeit ist es, den kulturlandschaftlichen Wandel gesamthaft zu betrachten, also den von außen sichtbaren Landschaftswandel mit den Veränderungen der dahinterliegenden eigentums- und nutzungsrechtlichen Strukturen in Zusammenhang zu bringen. Es sollen folgende Fragen beantwortet werden: 146 Landschaft und Nachhaltige Entwicklung. Band 5

155 Wie hat sich das von außen sichtbare Landschaftsbild verändert? Wie haben sich die eigentums- und nutzungsrechtlichen Strukturen gewandelt? Ist der Ansatz der IR für die Betrachtung der Maisäßkulturlandschaft auf Ganeu geeignet? 2. Methoden 2.1 Untersuchungsgebiet Maisäß Ganeu Abb. 1 Lage des Untersuchungsgebietes mit Flächen gemäß Servitutenregulierungsurkunde 1884 nach Eigentumsform Das Untersuchungsgebiet liegt im Gemeindegebiet von Vandans im äußeren Teil des Tales Montafon (siehe Abb. 1). Der Raumausschnitt umfasst ein ca. 284 ha großes Gebiet an der nord-nordöstlich exponierten Talflanke und reicht von der Dauersiedlung Vandans im Bereich des Talbodens ( m Seehöhe) über die Hangterrasse mit dem Maisäß Ganeu ( m Seehöhe) bis hinauf zur Voralpe Tschöppa (1.570 m Seehöhe). Dieses Gebiet befindet sich bei der Abzweigung des Rellstales, einem Seitental des äußeren Montafons. Dieses Gebiet wird durch die in der Servitutenregulierungsurkunde 06147/357 Maisäße auf Ganeu und Ausschlag Tschöppa angeführten Grundstücke definiert. Im Sinne der Dreistufenwirtschaft ist diese Zwischenstufe mit dem Dauersiedlungs- Band 5. Landschaft und Nachhaltige Entwicklung 147

156 bereich in Vandans (Talgut) und den Alpen Platzis (1.130 m) und Lünersee (2.000 m) als Hochalpen verbunden. Beachtenswert ist die enorme Vertikal- Distanz, die von der Talsiedlung Vandans auf die Alpe Platzis ca m und auf die Alpe Lünersee ca m beträgt. 2.2 Servitutenregulierungsurkunde als Vergleichsbasis Die Servitutenregulierungsurkunde 06147/357 diente als grundlegende Vergleichsbasis für diese Arbeit. Sie zählt zu einer Reihe von Urkunden, die als Antwort auf das Kaiserliche Patent vom ab Ende der 1860er bis Mitte der 1880er Jahre entstanden. In dieser Zeit wurden in den acht Montafoner Forstfondsgemeinden die alten Servitute im Zuge von Verhandlungen reguliert. Dabei wurden die nach uralter Gepflogenheit vorhandenen Weide- und Holzbezugsrechte von privaten Grundeigentümern, Maisäßbesitzern, Alp-Interessentschaften, Wuhr-Interessentschaften am gemeinschaftlichen Standeswald in Urkunden festgeschrieben und verbrieft. Bei den Verhandlungen nahmen Vertreter des Standes Montafon und der Privatinteressenten sowie ein Vertreter der k. k. Grundlasten-Ablösungs- und Regulierungs-Landeskommission teil. In den Urkunden wurden die Eigentumsverhältnisse des belasteten und berechtigten Gutes durch die Anführung sämtlicher Grund-, Bau-, Waldparzellen, Wiesen und Weiden verzeichnet. Weiters wurde festgehalten, wie viel Holz zu welchem Gebrauch (als Brennholz, Bau,- Sag- und Brunnenholz, Schindelholz, Dachlatten, Zaunholz, Kennelholz und Deuchelholz, Wuhrholz) die Berechtigten aus dem angrenzenden Standeswald gegen Entrichtung einer Gebühr ( Stockgeld ) entnehmen durften. Die Urkunden definierten die Weiderechte über die erlaubte Anzahl von Vieh (Kühe, Rinder, Kälber, Schafe, Ziegen, Pferde) und tages- oder jahreszeitlichen Einschränkungen und ob das Vieh unter der Obhut eines Hirten stehen musste oder nicht. Da die schriftlichen Quellen zum untersuchten Maisäßgebiet Ganeu rar sind, halfen einige themenzentrierte Gespräche mit Experten und Zeitzeugen, die Nutzungsgeschichte seit den 1920iger Jahren, die heutige Bewirtschaftung und die derzeit gültigen Bebauungsregelungen und Bewirtschaftungsbestimmungen besser zu verstehen. Die Gespräche wurden zwischen Juni 2011 und Oktober 2011 persönlich durchgeführt und protokolliert. Mit einigen Personen gab es mehrere Gesprächstermine. 2.3 Kartengrundlagen, Eigentümer- und Gebäudedaten Der Franziszeische Kataster (Urmappe) bildete die historische Basis für den Landnutzungsvergleich und den Vergleich zur Maisäßerschließung in dieser Arbeit. Um in der Analyse des Landnutzungswandels über den ganzen Betrachtungszeitraum konsistent zu bleiben, wurden für die Vergleichszeitpunkte 1950 und 2009 ebenfalls die Nutzungs- bzw. Benützungsarten laut Kataster als Ausprägung für die Landnutzung herangezogen. 148 Landschaft und Nachhaltige Entwicklung. Band 5

157 Zur Beurteilung der Landnutzung um das Jahr 1950 wurden alte Mappenblätter im Maßstab 1:2880 verwendet. Die Daten für das Jahr 2009 basieren auf den Nutzungsflächen aus der Digitalen Katastralmappe (DKM). Da die Nutzungsgrenzen innerhalb der DKM auf Basis von Luftbildern gezogen wurden, weisen diese inhaltlich eine höhere räumliche Auflösung auf, weshalb ein Vergleich mit alten Kastasterdaten zwangsläufig gewisse Unschärfen beinhaltet. Ein methodisch konsistenter Nutzungsvergleich über Luftbilder scheidet aus, da aus dem 19. Jahrhundert keine Luftbilder existieren. Deshalb ist ein Vergleich auf Basis der Katasterinformationen die einzige Möglichkeit. Die Eigentümerdaten von 1884 stammen aus der Servitutenregulierungsurkunde 06147/357, in welcher zwar der Wohnort des Eigentümers, aber nicht die genaue Anschrift angegeben wurde. Für die gegenwärtigen Eigentümerdaten konnte auf die Grundstücksdatenbank des Bundesamtes für Eich- und Vermessungswesens in Wien zurückgegriffen werden. Die Wohnorte wurden den Eigentümeradressen entnommen, was aber angesichts der oft veralteten Adressen im Grundbuch eine potentielle Fehlerquelle darstellt. Im Rahmen des Kulturlandschaftsinventares Montafon (KLIM) wurden alle bestehenden und alle ehemals bestehenden Gebäude mit Hilfe von Orthophotos und der Urmappe koordinativ erhoben und nummeriert. Mit Hilfe eines Erhebungsbogens erfassten mehrere Bearbeiterteams die bestehenden Gebäude im Gelände hinsichtlich Gebäudetyp, Baustruktur, baulicher Besonderheiten und der aktuellen Nutzung (vgl. Ebster 2011, 162). 2.4 Visualisierung über Eigentumslinien Wesentliches Merkmal der Dreistufenwirtschaft ist die eigentumsrechtliche Verknüpfung mehrerer Liegenschaften und Nutzungsrechte entlang dem Seehöhen-Gradienten. Ein Landwirt besitzt neben dem Heimgut im Tal einen Maisäß in der Zwischenstufe und damit auch ein oder mehrere Weiderechte auf der Voralpe und Alpe. Diese Eigentumsbeziehung lässt sich als räumliche Interaktionsbeziehung visualisieren. Solche Interaktionsbeziehungen werden häufig als Netzwerk-Matritzen formalisiert. Lothar Krempel (2005, 29) benutzt solche Analyse- und Visualisierungsmethoden in der Sozialen Netzwerkanalyse. Er definiert sie formal durch eine Menge von Akteuren (Knoten) sowie durch die zwischen diesen bestehenden Beziehungen (Relationen, Kanten). Netzwerk-Visualisierungen helfen uns, empirisches Material und komplexe Zusammenhänge zu ordnen und zusammen mit zusätzlichen Informationen leichter kognitiv zu erfassen. Mit ihrer Hilfe lassen sich auch unterschiedliche Zeitzustände und somit Veränderungen darstellen. In dieser Arbeit wurde das Konzept der Netzwerk-Visualisierung auf die eigentums- und nutzungsrechtlichen Verbindungen der Dreistufenwirtschaft umgelegt. Abb. 2 zeigt die konzeptuelle Entwicklung vom traditionellen Dreistufenmodell zur differenzierteren heutigen Konstellation mit sich auflösender Konnektivität zwischen den Stufen und vergrößertem System-Perimeter. Band 5. Landschaft und Nachhaltige Entwicklung 149

158 Abb. 2 Darstellung konzeptioneller Veränderungen der eigentums- und nutzungsrechtlichen Verbindungen 3 Ergebnisse 3.1. Wandel der Maisäßnutzung Zur Rekonstruktion der historischen Maisäßnutzung vom Heimgut in Vandans über den Maisäß Ganeu auf die Voralpe Tschöppa sind nur wenige Quellen verfügbar. Barbisch (1922, 162) schildert, dass im zeitigen Frühjahr, wenn das Heu zur Neige ging und die Talwiesen ergrünten, das Vieh im Heimgut geweidet wurde. War diese Weide aufgebraucht, wurde das Vieh auf die Gmesalma (Gemeinde-Allmende) aufgetrieben und dort abends im Almascherm (kleiner Stall) untergebracht oder wieder zurück in den Hematstall (Heimstall) gebracht. Im Mai begann die Maisäßzeit. Die meisten Vandanser Bauern nutzten ihren Maisäß als Nebengut (neben dem Heimgut im Tal) im Frühjahr zuerst als Viehweide, später zum Sommer-Heuen und im Herbst wieder als Weide. Während der Weidezeit auf dem Maisäß wurde eine verlässliche Person mit verschiedenen Arbeiten wie Viehfüttern, Sennen, Streu sammeln, Mistanlegen und Zäunen betraut (vgl. Barbisch 1922, 138). Anders als auf den Alpen verarbeitete man die Milch auf dem Maisäß normalerweise im Einzelbetrieb. Auf Ganeu existierte bis 1951 ein Senntum, in welchem die Milch für fünf umliegende Maisäße verarbeitet wurde. Zeitzeugen berichten, dass man mit dem Vieh drei Wochen auf Ganeu war. Tagsüber wurden die Kühe in den Usschlag aufgetrieben. Die Kühe kamen nach der Maisäßzeit nach Lün, das Galtvieh auf die Voralpe Tschöppa. 150 Landschaft und Nachhaltige Entwicklung. Band 5

159 Nach der Frühjahrs-Weidezeit wurde das Vieh in die Voralpe Tschöppa von der privaten Betreuung in die Obhut der Hirten gegeben. Noch in den 1950er Jahren übergaben die Bauern das Vieh im Bereich Ob da Zü, der heute bewaldet ist. Vor der Übergabe wurden die Hufe abgestemmt und jedes Stück Vieh mit einem Haarzeichen und Kuhschellen versehen. Nach Übergabe des Viehs in die Obhut des Alppersonals kümmerte sich die Bauernfamilie um das Heuen des Talgutes. Danach zogen viele Familien mit Kind und Kegel in den Maisäß hinauf. Nach Barbisch (1922, 138) war diese Sommerfrische bei Jung und Alt sehr beliebt. Zeitzeugen heben die hohe gesellschaftliche Bedeutung des Maisäßlebens hervor. Heute wird keiner der Maisäße auf Ganeu noch in traditioneller Weise bewirtschaftet. Die Maisäßwiesen werden nicht mehr beweidet, sondern nur noch zur Heugewinnung einmal im Jahr gemäht. Knapp 80 % aller Maisäße werden von zwei Haupterwerbsbauern aus Vandans bewirtschaftet. Vier verschiedene Nebenerwerbsbauern bewirtschaften die restlichen Maisäße. Die Stallscheunen werden nicht mehr genutzt, da das Heu umgehend ins Tal transportiert und dort für den Winter eingelagert wird. Die Maisäßwiesen sind eher mager und somit artenreich, das scheinbar wertvolle Bergheu ist jedoch für die heutigen Milchkühe zu nährstoffarm und wird deshalb hauptsächlich den Rindern verfüttert. Die Gebäude dienen vornehmlich der Freizeit- und Erholungsnutzung. Während manche Maisäße mit dem traditionellen Maisäßbenkli (Maisäßbank) an der Hauswand das Auslangen finden, sind andernorts Feuer- und Grillstellen, Markisen und Windschutzeinrichtungen Ausdruck der Freizeitnutzung. Einzelne Maisäße fallen durch gartengestalterische Bepflanzungen mit Rasenflächen auf. Beim Aufenthalt auf dem Benkli kann es durchaus geschehen, dass das vertraute Plätschern des Brunnens plötzlich vom Motor-Rasenmäher übertönt wird. Bei manchen Maisäßen lässt sich eine Nutzungskultur erkennen, wie sie von Schrebergärten bekannt ist. Im Sommer ist Ganeu ein beliebtes Wander- und Naherholungsgebiet. Eine Mountainbikeroute führt von Vandans über Ganeu und Schandang nach Matschwitz. Ein Maisäß ist als Hauptwohnsitz auch im Winter bewohnt, was aber eine Ausnahme darstellt. Während der Wintermonate wird der Güterweg Ganeu als Skiroute vom Skigebiet Golm aus genutzt. Bei guter Schneelage sind auch zahlreiche Rodler unterwegs. 3.2 Veränderung des Landschaftsbildes Barbisch (1922, 25) beschreibt den Ganeuer Hang im Jahre 1922 als eindrucksvolle, vielfältige Kulturlandschaft: Ausgedehnte Wälder wechseln mit Voralpen, flachgründige Maiensäße mit steilen Mähdern. Hoch oben unter den Alpen Golm und Platzes befinden sich die Voralpen Ob da Zü, Brunna, Böda und Schandang. Sennhütten und Viehschärm stehen auf den ringsumwaldeten Weideplätzen. Auf einer breitausladenden Terrasse dehnen sich viel- Band 5. Landschaft und Nachhaltige Entwicklung 151

160 fach von Wäldern eingeschachtelt die fettgründigen Mäiseßer aus. Da gibt es kleine Häuschen und Ställe, Kirschbäume und Holunderstauden. Jeder Wiesenfleck ist umzäunt. Jedes Häuschen steht auf aussichtsreicher Warte. Wenngleich uns viele dieser Landschaftsmerkmale vertraut erscheinen, sind einige Ausprägungen gänzlich verschwunden. Das Bild eines umzäunten Wiesenflecks gibt es nicht mehr. Von den ehemals ausgedehnten Zäunungen sind keine übrig geblieben. Der Photovergleich von 1912 und 2011 zeigt eindrücklich, wie stark verwaldet das Maisäßgebiet zwischenzeitlich ist. Große Teile der tieferliegenden Maisäßbereiche von Banella und Mulariensch sind nun bewaldet. Bei Betrachtung der globalen flächenmäßigen Veränderung der Landnutzung (bezogen auf die Gesamtfläche) fällt auf, dass die Waldfläche auf Kosten der Weide- und Wiesenfläche um 17 % angewachsen ist. Nach 1950 sind beinahe die Hälfte aller damals bestehenden Maisäßwiesen zugewachsen oder aufgeforstet worden. Während der Verlust an Weideflächen im Zeitraum ca. 5 % ausmacht, steigt dieser Wert im Zeitraum auf knapp 16 %. Das Erscheinungsbild der Gebäude, deren Verwendungszweck und Verteilung auf der Fläche sind Ausdruck der Landnutzung. Ein Vergleich mit der Gebäudesituation zum Zeitpunkt der Verfassung der Urkunde im Jahre 1884 zeigt, dass das Verhältnis der Wohngebäude zu den Wirtschaftsgebäuden umgekehrt war. Der Anteil der Wohngebäude ist seit 1884 von 37 % auf 59 % gestiegen (jeweils inkl. der Einhöfe). Der Anteil der Wirtschaftsgebäude (Stall, Scherm und Ausschlag Stall) ist von 63 % auf 36 % zurückgegangen. In absoluten Zahlen haben sich die Ställe und Scherme von 83 auf 36 reduziert. Insgesamt hat die Gebäudezahl von 131 im Jahre 1884 auf 87 im Jahre 2009 abgenommen. Auffallend ist aber, dass von den 131 im Jahre 1884 vorhandenen Gebäuden 74 Objekte aufgelassen wurden und 30 neu hinzugekommen sind. Das Erscheinungsbild der Maisäßgebäude hat sich beträchtlich gewandelt. Gemäß der Gebäude-Erfassung im Zuge des KLIM Projektes ist der Großteil (56%) aller 87 heute bestehenden Gebäude zweigeschossig, zwei Gebäude weisen gar drei Geschosse auf. Heute haben nur noch knapp die Hälfte aller Gebäude ein Holzschindeldach. Die zweithäufigste Eindeckungsform stellen Blechdächer (24%) gefolgt von Bitumenschindeln (15%) dar. Der Rest teilt sich auf Faserzement- und Ziegeldächer oder Mischformen auf. Weiters fallen einige für Maisäße unübliche Gebäudemerkmale auf. So besitzen heute 9 von 87 Gebäuden einen Balkon und 4 von 87 ein Pultdach. Ein Drittel aller Wohngebäude sind mit Satelliten-Fernsehen ausgestattet, zwei Drittel haben einen Stromanschluss und bei einem Drittel der Wohngebäude sind Photovoltaik- Einrichtungen angebracht. 152 Landschaft und Nachhaltige Entwicklung. Band 5

161 3.3 Wandel der Eigentumsverhältnisse, Anteilsrechte und öffentlichen Politiken Beim Wandel der Eigentumsverhältnisse unterscheidet man zwischen dem Privateigentum und kollektiven Eigentumsformen. Beim Kollektiveigentum der Agrargemeinschaft Voralpe Tschöppa ist das Eigentum in 169 ideelle Anteile oder Weiderechte aufgeteilt, was bereits in der Servitutenregulierungsurkunde von 1884 festgelegt und auch im Regulierungsbescheid der Agrarbezirksbehörde aus dem Jahr 1976 bestätigt wird. Die Größe einer Kuhweide hängt von der für die Sömmerung einer Kuh nötigen Menge Gras ab. Demnach hat eine Alpe so viele Kuhweiden, als Kühe auf ihr gesömmert werden können (Barbisch 1922, 114). Gemäß den heute gültigen Besatz- und Verrechnungsschlüssel in den Satzungen hat sich die potentielle Gesamt-Besatzzahl von 1884 bis heute halbiert. Durften früher bis zu 169 Kühe aufgetrieben werden, sind heute maximal 84,5 Kühe erlaubt. Zum einen hat sich die verfügbare Weidefläche laut Kataster in diesem Zeitraum um 15 ha oder um rund 20% der ursprünglichen Weidefläche von 1884 reduziert. Zum anderen hat sich der Futterbedarf des heutigen Viehs auf Grund der züchterischen Entwicklung deutlich erhöht. Der Verlust an Weideflächen ist in Wirklichkeit noch höher, da ein Großteil der Weideflächen zwar waldfrei, aber auf Grund von Farnen und Alpenrosen nicht mehr weidetauglich ist. Auch die Anzahl der Weiderechtsinhaber hat sich gewandelt. Im Jahr 1884 waren die 169 Weiderechte auf 58 verschiedene Inhaber aufgeteilt, mit Stand März 2009 zählen wir 63 verschiedene Inhaber. Die durchschnittliche Zahl an Weiderechten je Inhaber beträgt 2,9 im Jahr 1884, heute hat sich dieser Wert auf 2,7 verringert. Die Zahl der Inhaber, welche nur ein oder weniger als ein Weiderecht besitzen, hat sich gegenüber 1884 verdoppelt. Während 1884 kein Inhaber weniger als ein Weiderecht besitzt, gibt es heute infolge der Erbteilung Inhaber mit 5/16 Weiderechten, was nach heutigen Bestimmungen nicht einmal mehr zum Auftrieb eines Kalbes berechtigen würde. In der Servitutenregulierungsurkunde 1884 sind alle Weiderechtsinhaber gleichzeitig Maisäßbesitzer auf Ganeu, d.h. sie sind Eigentümer einer sogenannten Stammsitzliegenschaft. Der Erwerb von Weiderechten an der Voralpe Tschöppa ist laut derzeit gültigen Statuten an das Eigentum einer solchen Stammsitzliegenschaft gebunden. Der Erwerb oder die Übergabe von Weiderechten ist durch die Agrarbezirksbehörde zu genehmigen. Die Agrarbezirksbehörde kann keinen Einfluss nehmen, wenn ein Maisäß durch Erbschaft oder Verkauf den Eigentümer wechselt. Auch sind die Weiderechte bei den berechtigten Stammsitzliegenschaften nicht im Grundbuch eingetragen und werden fallweise bei einer Verlassenschaft vergessen. Aus diesen Gründen löst sich diese Verbindung zwischen Weiderechten und Stammsitzliegenschaft zunehmend auf. Heute gibt es sechs Inhaber von Weiderechten, welche keine Stammsitzliegenschaft mehr auf Ganeu besitzen. Band 5. Landschaft und Nachhaltige Entwicklung 153

162 Abb. 3 Veränderung der Weiderechtsinhaber und des Viehbestandes der Voralpe Tschöppa (Weiderechtszahlen sind gerundet) als Netzwerkdarstellung Abb. 3 zeigt die Veränderung der Weiderechtsverteilung zwischen 1884 (links) und 2009 (rechts). Im Jahre 1884 besitzen alle Weiderechtsinhaber einen Maisäß (Stammsitzliegenschaft) auf Ganeu und 94% der Weiderechte entfallen auf Inhaber, welche ihr Heimgut in Vandans haben. Die einzelnen Bewirtschaftungs-Stufen sind eigentums- und anteilsrechtlich miteinander verknüpft. Im Jahr 2009 gehören knapp neun Weiderechte zu Inhabern, die keine Liegenschaften mehr auf Ganeu besitzen, die Inhaber von 79% der Weiderechte leben aber noch in Vandans. Auch die Eigentumsverhältnisse bei den privaten Maisäßen haben sich seit 1884 sehr stark verändert. So hat sich die Anzahl der Grundstücke beinahe und die Zahl der Eigentümer mehr als verdoppelt. Das Verhältnis zwischen Miteigentum und Alleineigentum an den Maisäßen hat sich ebenfalls verändert. Waren 1884 nur zwei Maisäße im Eigentum mehrerer Personen, befinden sich Maisäße im Miteigentum. Die Anzahl der Maisäße im Alleineigentum hat sich um über 20% reduziert. Im Jahre 1884 waren einige Maisäße im Besitz desselben Eigentümers. Die Wohnsitz-Entfernung hat sich im Vergleichszeitraum stark verändert. Waren 1884 noch 93 % innerhalb von 5 km wohnhaft, leben im Jahre 2009 nur mehr 57 % so nah an ihrem Maisäß. Elf Eigentümer wohnen in über 100 km Entfernung und drei mehr als 500 km weit weg (siehe Abb. 4 und 5). Die Wohnort- Nähe wird z.b. in den Satzungen der Voralpe Tschöppa als Indikator für die Mitwirkung gesehen. 154 Landschaft und Nachhaltige Entwicklung. Band 5

163 Abb. 4 Wohnorte der Maisäßeigentümer und Weiderechts-Inhaber im Jahr 1884 Abb. 5 Wohnorte der Maisäßeigentümer und Weiderechts-Inhaber im Jahr 2009 Band 5. Landschaft und Nachhaltige Entwicklung 155

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