I) Kunstprojekt - Kuriositäten des Alltags

Transkript

1 I) Kunstprojekt - Kuriositäten des Alltags Ein rotes Band nichts Ungewöhnliches! Es findet sich in vielen Haushalten, in Supermärkten, in Textilläden oder in Kleiderschränken. Es beginnt und endet, es wird beschnitten oder gefaltet, gebunden oder geklebt. Das Band als Stellvertreter für etwas Alltägliches, dass uns im heutigen, täglichen Leben umgibt, aber nie den Stellenwert eines Kunstobjekts besitzt. Dieses rote Band hat sich entschlossen, sich von seiner Trivialität zu befreien. Es dringt unverhofft aus dem Erdboden heraus, bahnt sich seinen Weg durch den öffentlichen Raum in die Richtung einer im öffentlichen Raum stehenden Kühltruhe. Aber Moment: Eine Kühltruhe im öffentlichen Raum? Wieso? Welche Bedürfnisse verfolgt eine Kühltruhe, sich von Ihrer ursprünglichen Aufgabe zu lösen? Es ist eine Kühltruhe, die sich selbst den Anspruch stellt, mehr zu sein, als ein bloßer Gebrauchsgegenstand. Es ist ein Objekt voller Inhalt. Ihr Innenraum ihr nackter, kahler dreidimensionaler Innenraum ist eine Neudefinition des White Cube er wird zum Kunstraum. Dieses rote Band, vorher unbedeutend, zieht seine individuelle Struktur im White Cube und definiert so Räumlichkeit. Der Raum wird zum Kompositionselement. Das Band durchzieht ihn und schafft mit Schatten und einer schräg nach oben gerichteten Diagonale einen schwebenden Charakter. Es zeigt sich ein dynamisches Zusammenspiel aus vorgegebener Raumsituation und sich anpassendem Fremdelement. Schließlich dringt es wieder in den Außenraum und verschwindet. Der Raum dieser Truhe ist durch eine Glasplatte abgeschlossen von der Außenwelt. Das Band wird segmenthaft von seiner ursprünglichen Banalität enthoben im Moment eingefroren Projekt ubcycling space - elisabeth klokar, projektpartner DI stefan roth

2 . Die Kühltruhe steht für das Konservieren und das Erhalten für die Ewigkeit. Und wie Kunstwerke in musealen Räumlichkeiten zum Bewahren und Erhalten konserviert werden und zum Kunstwerk erhoben werden 1, nimmt sich hier auch das vom Umraum abgeschlossene rote Band diesen Anspruch. Durch Das-hinter-Glas-Legen wird Distanz geschaffen, was den Betrachter in Folge auch zwingt, einen Schritt nach Hinten zu gehen und die Möglichkeiten aber auch Risiken für Interpretationen schafft, denn indem wir etwas hinter Glas setzen, schaffen wir Bedürfnisse zu Interpretationen <in den leeren Raum interpretieren> Die Reflexionen in der Glasplatte stehen für das Sichtbarwerden der geistigen Interpretationsansätze <es kann auch als Synonym für das Spiegelbild 2 verstanden werden> Etwas Belangloses erfährt durch die Distanz der Glasfläche durch seine Unberührbarkeit Bedeutung. Gleichzeitig wird der Innenraum zum dreidimensionalen Bilderrahmen, der den Moment erfasst und den Ist-Zustand einfriert. <Vergleicht man die Herangehensweise an eine Leinwand. Der vorhandene zweidimensionale Bildträger wird bearbeitet. Somit wird dieser zum Träger eines vorhandene Moments, der einen Ist- Zustand, einen Geisteszustand oder eine Idee einfriert> Vergleiche Marcel Duchamp s Ready Mades. Ausstieg aus der Kunst [Kunst des 20. Jahrhundert, hrsg. von Ingo F. Walther, Bd 1, Köln, 2000, Seite 457.] Symbol Spiegel: abbildende, reflektierende Funktion des Denkens, Erkenntnis, Selbsterkenntnis, Bewusstseins, Wahrheit und Klarheit. Aber auch Eitelkeit, Wolllust, Klugheit und Wahrheit werden ohne Rücksicht aufgezeigt. Projekt ubcycling space - elisabeth klokar, projektpartner DI stefan roth

3 II)Hommageanden Kunstmarkt Der Preis definiert den Wert eines Kunstwerks? Der Gebrauchsgegenstand Kühltruhe und Stoffband werden zum Kunstwerk? Nein, nicht wenn niemand darüber redet. Nicht, wenn es nicht teuer genug am Kunstmark gehandelt wird. Der Preis erklärt erst etwas zum Kunstwerk...oder doch eine Kühltruhe und ein rotes Band, die sich zu einer Künstlersymbiose zusammengeschlossen haben? Projekt ubcycling space - elisabeth klokar, projektpartner DI stefan roth

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