Deutsche Volkstänze Zum Geleit

Transkript

1 Deutsche Volkstänze Herausgegeben von Anton Bauer Heft 8 - Bayerische Volkstänze Erscheinen im Bärenreiter-Verlag zu Kassel Bärenreiter-Ausgabe Nr. 488 Tanzweisen mit Tanzbeschreibungen versehen. Gesammelt und herausgegeben von Anton Bauer Zum Geleit Mit diesen Tänzen grüßt der Bayerische Wald! Es sind alte, erprobte Stücke. Mehrere Generationen haben sich bereits an ihnen erfreut. Möge sich ihre urwüchsige Kraft auch heute noch bewähren; mögen die Tänze mithelfen unsere Feste zu gestalten und in ihnen den Geist der Heimat lebendig wirksam werden zu lassen! Die Zusammenstellung dieses Heftes erfolgte auf Vorschlag des Leiters der Abteilung für praktische Volkstumsarbeit des Reichsbundes Volkstum und Heimat, Herrn Bernhard von Peinen, dem hier für seine Unterstützung bestens gedankt sei. Bei der Tanzbeschreibung wurde Bezug genommen auf den Tanzschlüssel, der dem 1. Heft der Reihe Deutsche Volkstänze (BA 244) beigefügt ist. Freising bei München, im März 1934 Anton Bauer Seite 1/7

2 Jägermarsch Die Paare stehen hintereinander im Kreis. Die Burschen innen; sie führen die Mädchen am Arm. I 1. Teil (Marsch): Gewöhnlicher Gang. Bei der Wiederholung machen die Mädchen kehrt und gehen nun in entgegengesetzter Richtung. Die Burschen marschieren allein in der alten Richtung fort. Alles Klatscht jetzt bei jedem Schritt in die Hände. II. 2. Teil (Walzer): Beim Beginn des Walzers nimmt jeder Bursch das ihm gerade zufällig zunächststehende Mädchen zum Tanz. Gewöhnliche Fassung. Das Ganze wiederholt sich noch zweimal. Dabei bleiben die Paare, die sich beim Walzer gefunden haben, bis zur Wiederholung des ersten Teiles beisammen. Badertanz Aufstellung zueinander. Die rechten Hände sind gefaßt, die linken Hände in die Hüfte gestützt. I. T. 1: Zwei Gehschritte. Der Bursche beginnt mit dem linken Fuß T. 2, 1. Viertel: Gehschritt T. 2, 2. Viertel: Bursche rechtes, Mädchen linkes Bein leicht nach auswärts vorschwingen und mit dem anderen Fuß etwas in den Zehenstand gehen. T. 3: Zwei Gehschritte. Der Bursche beginnt jetzt mit dem rechten Fuß. T. 4, 1. Viertel: Gehschritt T. 4, 2. Viertel: Bursche linkes, Mädchen rechtes Bein leicht nach auswärts vorschwingen und mit dem anderen Fuß etwas in den Zehenstand gehen. II. T. 5-8: Die rechten Hände sind erhoben. Der Bursche hat den ausgestreckten Zeigefinger des Mädchens leicht umfaßt. Das Mädchen dreht sich mit Platzveränderung unter dem erhobenen Arm des Burschen. Auf ein Viertel erfolgt dabei eine Vierteldrehung nach rechts. Der Bursche geht führend nach. T. 9-16, und wie T Seite 2/7

3 Haderlump Der Bursche steht einen Schritt hinter dem Mädchen. Das Mädchen stützt die Hände in die Hüften. Für Bursch und Mädchen: I. T. 1, 1. Viertel: linken Fuß vorsetzen, dabei Körpergewicht nach vorne bringen. T. 1, 2. Viertel: auf linker Fußspitze hüpfen und zugleich rechtes Bein vorschwingen. T. 2, 1. Viertel: rechten Fuß aufsetzen, dabei Körpergewicht nach vorne bringen. T. 2, 2. Viertel: auf rechter Fußspitze hüpfen und zugleich linkes Bein vorschwingen. Diese Schritte wiederholen sich bis T. 12. Dabei klatscht der Bursche bei jedem Viertel nach Art des Cinellen-(Becken-)schlagens in die Hände. II. Gewöhnliche Fassung. Walzer. Ochsentreiber Aufstellung zueinander. Mädchen innen. Die rechten Hände sind gefaßt, die linken in die Hüfte gestützt. I. T. 1, 1. Viertel: Armschwingen langsam, weit nach links T. 1, 2. Viertel: Armschwingen langsam, weit nach rechts. T. 2: wie T. 1. T. 3-4: Wie T. 1-2, aber schneller und kürzer schwingen. II. T. 5-10: Beiderseits eingehängt am Platze rechtsherum gehen; links Hand Hüftstütz. Bei der Wiederholung: Beiderseits links eingehängt am Platze linksherum gehen; dabei hat die rechte Hand Hüftstütz. III. Gewöhnliche Fassung. Walzer Seite 3/7

4 Haberflauderer Aufstellung zueinander. Gewöhnliche Fassung. T. 1: Zwei Nachstellschritte nach links. T. 2: Zwei Nachstellschritte nach rechts. T. 3 und 4: Dreher mit Platzveränderung. auf eine halbe Note kommt ein Schritt mit Vierteldrehung nach rechts. Diese Schritte wiederholen sich nun fortlaufend. Manchester Aufstellung zueinander. Gewöhnliche Fassung. I. T. 1: Ein Nachstellschritt nach links. T. 2-4: wie T. 1. II. T. 5: Galoppschritt nach links. T. 6-8: wie T. 5 Wiederholung ebenso III. T. 9-16: Schneller Schottisch. Wiederholung ebenso Seite 4/7

5 Triangel Dreiertanz im Kreis (ein Bursche, zwei Mädchen) Aufstellung im Dreieck, dessen Spitze der Bursche ist. Gesicht einander zugewandt. Der Bursche hat die Hände erhoben, wobei er mit der rechten Hand den ausgestreckten Zeigefinger der erhobenen linken Hand des 1. Mädchens (rechts vom Burschen) und mit der linken Hand den ausgestreckten Zeigefinger der erhobenen rechten Hand des 2. Mädchens (links vom Burschen) leicht umfaßt. Die freien Hände der Mädchen haben Hüftstütz. T. 1: Das 1. Mädchen dreht sich links herum mit dem Rücken voraus durch den Bogen, der von den erhobenen Armen des Burschen und des 2. Mädchens gebildet wird. Auf ein Viertel kommt dabei ein Schritt. T. 2: Der Bursche dreht sich anschließend links herum nach. T. 3: Das 2. Mädchen dreht sich rechts herum mit dem Rücken voraus durch den Bogen vom Burschen und 1. Mädchen. T. 4: Der Bursche dreht sich anschließend rechts herum nach. T. 5: wie T. 1. T. 6: wie T. 2. T. 7: wie T. 3. T. 8: wie T. 4. Wiederholung ebenso. Dabei dreht sich die Tanzgruppe selbst mit Platzveränderung. Als Haupttanzrichtung gilt der Kreis. Die Drehungen der Mädchen und des Burschen gehen schön ineinander über; jedoch ist dabei darauf zu achten, daß die Drehungen der Mädchen genau auf das 1. Viertel des betreffenden Taktes beginnen; sonst wird der Zusammenhang mit der Musik sofort aufgehoben. Höllteufel Aufstellung zueinander. Gewöhnliche Fassung. T. 1: Ein Nachstellschritt nach vorne. Der Bursche beginnt links und stell den rechten Fuß auf das 3. Viertel nach. T. 2: Ein Nachstellschritt auf das 1. und 2. Viertel mit einer Vierteldrehung nach links. T. 3: Ein Nachstellschritt rechts seitwärts mit dem linken Fuß, der auf das 1. Viertel hinter dem rechten vorbeigesetzt wird. Auf das 3. Viertel rechten Fuß beistellen. T. 4: wie T. 2. T. 5: Ein Nachstellschritt nach hinten entsprechend T. 1. T. 6: wie T. 2. T. 7: Ein Nachstellschritt links seitwärts entsprechend T. 1. T. 8: wie T. 2. Wiederholung ebenso. Im Verlaufe von T. 1-8 hat das Paar eine ganze Drehung mit Platzwechsel ausgeführt. Seite 5/7

6 Vorbemerkung zu den Zwiefachen: Nach einem wechselnden Schema folgen Walzer- (ungerade Takte) und Dreherschritte (gerade Takte). Beim Dreher kommt auf eine Halbenote ein Schritt mit Vierteldrehung nach rechts. Paartanz im Kreis. Aufstellung zueinander. Gewöhnliche Fassung. W = 1 Wechselschritt, D = 2 Dreherschritte. Bärenjäger (Zwiefacher) Taktschema: W - W - D, W - W - D, W - W - D, E - E - D. Bachmühlerl (Zwiefacher) Taktschema: I. D - W - W - W, D - W - W - W. II. W - W - D, W - W - D. Kartoffel-Bauer (Zwiefacher) Taktschema: I. W - D - W, W - D - W. II. W - D - W - W, W - D - W - W. Seite 6/7

7 Bemerkungen zu den Tänzen Deutsche Volkstänze - Heft 8 Bayerische Volkstänze Sämtliche Tänze dieses Heftes wurden von Anton Bauer, Cham (Bayern) aufgezeichnet. Ihre Tanzrichtung ist gegen den Uhrzeiger. Jägermarsch So heißt der Tanz der Viechtacher Gegend. In der Chamer Gegend wird er Bauern-Francaise, in der Blaibacher Gegend Gänsemarsch genannt. Seine musikalische Form (die gleiche Melodie zuerst im geraden, dann im ungeraden Takt) findet sich schon im Mittelalter. Die Melodie wurde in Viechtach, dem Geburtsort des berühmten Doktor Eisenbart ( ), aufgezeichnet. Sie zeigt im Vergleich mit der von mir unter den Zwanzig bayerischen Tänzen *) mitgeteilten Chamer Spielweise einige melodische Verschiedenheiten. Das kommt aber bei fast allen diesen Tänzen vor, weil die Musiker der verschiedenen Kapellen meist nicht nach Noten, sondern auswendig spielen. Die Beschreibung des Tanzes entspricht der allgemein üblichen Ausführung. Badertanz Gehört in die Reihe der Handwerks- oder Zunfttänze. Aufgezeichnet in Viechtach (mitten im Bayerischen Wald). Haderlump Haderlump bedeutet so viel wie Taugenichts. Wie der Tanz zu diesem Namen kam, ist ungeklärt; es sei denn, daß man in der Figur des Burschen, der nur sorglos in die Hände klatscht und übermütig dem Mädchen nachhüpft, einen Taugenichts erblickt. - Aufgezeichnet in Viechtach. Ochsentreiber Der Name ist in der Bewegung des Armschwingens begründet; es wird damit nachgeahmt, wie man mit vereinten Kräften einen Ochsen zum Gehen bringt. Aufgezeichnet in Viechtach. Viel Ähnlichkeit mit diesem Tanz hat der Marberger (Zeitschrift für Musikwissenschaft, Jahrg. 10, S. 376) Haberflauderer Haber = Hafer; Flauder = leichte Hülse vom Hafer; Haberflauderer = Mann, der den Hafer putzt. Der Name ist vielleicht in einem Text begründet, den man hier nicht kennt. Aufgezeichnet in Cham. Manchester Nach Raimund Zoder kommt der Tanz unter verschiedenen Namen in ganz Deutschland vor: Alter Manchester (Mecklenburg) Sammetmanchester (Schlesien), Krebspolka (Niederösterreich), Neukatholisch (Steiermark), Altbayerischer oder Altkatholischer Polka (Bayern), Lott is dot (ganz Norddeutschland und Schweden). - Aufgezeichnet in Cham. Triangel Die Aufstellung im Dreieck gab dem Tanz den Namen. Der Tanz heißt auch Schlieferer wegen den Durchschlüpfens (= Durchschliefens) unter den erhobenen Armen. Aufgezeichnet in Waffenbrunn. Höllteufel Bezeichnung ungeklärt; vielleicht zusammenhängend mit einem verlorengegangenen Text. Aufgezeichnet in Cham. Bärenjäger Gehört mit den beiden folgen Tänzen Bachmühlerl und Kartoffel-Bauer zu den Zwiefachen. Hier wechselt der gerade Takt (Dreher) mit dem ungeraden (Walzer). Um solche Tänze tanzen zu können, muß man den Taktwechsel genau kennen. Vgl. Anton Bauer, Vierzig bayerische Tänze (Zeitschrift für Musikwissenschaft, Jahrg. 8); derselbe, Sechzig bayerische Tänze (ebenda, Jahrg. 12); derselbe, 30 altbayrische Tänze für Klavier (Friedrich Hofmeister Leipzig). Vg. auch: Raimund Zoder, Bemerkungen zu den taktwechselnden Tänzen (Zeitschrift Das deutsche Volkslied, Jahrg. 30, S. 59). - Die der Zwiefachen stammen aus der Kötztinger Gegend. Bachmühlerl (Kleine Mühle am Bach) Kartoffel-Bauer *) Zeitschrift für Musikwissenschaft, Jahrg. 10, S. 379; vgl. auch Nachtrag zu den Zwanzig bayerischen Tänzen in Das deutsche Volkslied, Jahrg. 31, Heft 5. Seite 7/7