Forschungsergebnisse Projekt GGC-LAB



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Transkript:

Forschungsergebnisse Projekt GGC-LAB www.bmwi.de Dezember 2014

Projektüberblick Projektitel: GGC-LAB - Government Green Cloud Laboratory BMWi FKZ: 01 ME 11035A Laufzeit: 01.06.2011 bis 30.11.2014 Konsortium: regio it - Gesellschaft für Informationstechnologie mbh Dataport kom21 - Kommunales Gebietsrechenzentrum Hessen Brandenburgischer IT-Dienstleister (ZIT-BB) StoneOne AG Technische Universität Berlin Projektleiter: Bernhard Barz, regio IT Webseite: www.ggc-lab.de

Forschungsthemen Analyse relevanter Einflussfaktoren zur Realisierung von energieeffizienten Cloud- Computing in der öffentlichen Verwaltung: Beurteilung der Cloud-Fähigkeit kommunaler Anwendungssoftware Rechtliche Rahmenbedingungen bezüglich der Lastverschiebung zwischen räumlich getrennten Rechenzentren (in unterschiedlichen Bundesländern) Anreize wie variable Strompreise, Nutzung erneuerbarer Energien Entwicklung von Ansätzen zur Steuerung bzw. gezielten Verschiebung von IT-Lasten zwischen mehreren Rechenzentren: Umfassende Messung von Stromverbräuchen in beteiligten RZ Nutzenoptimierung der Kapazitäten eines Rechenzentrumverbunds Potentiale einer rechenzentrums-übergreifenden Bündelung von IT-Ressourcen Leistungskennzahlen in Unterstützung einer effektiven Steuerung

Cloudfähige kommunale Fachanwendungen Im Projekt wurde die Cloud-Fähigkeit von kommunalen Fachanwendungen, d.h. die Nutzung dieser Anwendungen über ein Web/Browser-Interface untersucht: Aktuell sind nur sehr wenige kommunale Fachanwendungen cloudfähig. Zudem gibt es eine große Fülle von Softwarelösungen für ähnliche Fachanwendungen (Kompatibilität gering, gewachsene Strukturen). Virtualisierung von Fachanwendungen ist aufgrund von Datenschutz und Arbeitsvorschriften aktuell nur sehr begrenzt möglich. Fachanwendungen laufen gewöhnlich auf dezidierten Servern und haben teilweise nur eine 2%ige Auslastung zur Folge. Es besteht ein hohes theoretisches Potenzial zum Abbau physischer Server (Konsolidierung) und damit auch zur Verbesserung der Energieeffizienz, wenn dies durch Beschaffungsvorschriften bzw. auch Datenschutzvorschriften erlaubt werden würde.

Analyse rechtlicher Rahmenbedingungen Im Projekt wurden die rechtlichen Rahmenbedingungen für eine gezielte Migration von kommunalen Fachanwendungen untersucht: Die Lastverschiebung (Migration) zwischen räumlich getrennten und insbesondere institutionell unterschiedlichen Rechenzentren ist an sich kein Problem, solange dabei die Anforderungen des Vergaberechts, Datenschutzes und weitere vertragliche Regelungen eingehalten werden. Datenschutzgesetze lassen eine IT-basierte Bearbeitung personenbezogener Daten bzw. die Verlagerung dieser von der kommunalen Ebene auf eine Landesoder Bundesebene derzeit nicht zu. Eine Vermengung von Daten unterschiedlicher Bundesländer ist unbedingt zu vermeiden. Eine Auslagerung von Fachanwendungen in privatwirtschaftliche Rechenzentren (IT-Dienstleister, der im Auftrag einer Kommune oder eines Landes arbeitet) wird neben Datenschutz auch durch sozial- und steuerrechtliche Begründungen unterbunden.

Cloud-Verbund und Prozessabläufe Es wurden Modelle von Prozessabläufen und Organisationsstrukturen zwischen den Cloud-Teilnehmern konzipiert: Ein Akteur-/Rollenmodell, welches das Zusammenspiel sämtlicher Anbieter und dessen Rollen untereinander widerspiegelt. Auf Basis dieses Modells werden der Steuerungsmechanismus und das Anreizsystem entwickelt. Eine Sammlung von Cloud-Anwendungsszenarien und ein Kunden- Anforderungskatalog, die u.a. als Grundlage für das Anreizsystem dienen. Ein Verhaltensdiagramm für den Steuerungsmechanismus wird mittels UML- Notation entwickelt und implementierungsnah umgesetzt. Ein Cloud-Wertschöpfungsprozessmodell, in dem das Akteur-/Rollenmodell integriert ist und die wertschöpfenden Dienste und unterstützenden Aktivitäten abgebildet sind (Themen sind z.b. Software-Lizenzen und andere Kosten).

Operativer Betrieb des Cloud-Verbundes Es wurde die praxisnahe Gestaltung eines Cloud-Verbundes analysiert: Verbund mit Partnern in Berlin, Potsdam, Kassel, Aachen und Hamburg Netzwerkverbindung über verschlüsseltes Internet / VPN, da kostengünstiger als Standleitung oder DOI (Verwaltungsnetz) Herausforderungen sind lange Signallaufzeiten (>10ms bis <1000ms), welche Datenbankanwendungen (Synchronisierung) erschweren Dezentraler Steuerung des Verbundes wurde Priorität gegeben. Die Vorteile konnten allerdings nicht genau quantifiziert werden. Umfangreiches Regelwerk Entwicklung von Steuerungskennzahlen und Ressourcenkontroller Auswahl von drei Fachanwendungen für die testweise Migration: PTRAVEL (Reisekostenabrechnung) Votemanager (Wahlen) VOIS (Einwohnermeldewesen)

Technischer Aufbau GGC-Laborumgebung Die Untersuchung der Energieeffizienz eines kooperierenden Rechenzentrumverbundes (Community Cloud / Green Government Cloud) wurde in einer separaten Laborumgebung parallel zum Produktivbetrieb der beteiligten Rechenzentren realisiert: Entwurf der Teil-Cloud einschließlich: Entwicklung eines Ressourcencontrollers (StoneOne AG) Entwicklung eines Reverse Proxy auf Basis von nginx (regio it) Entwicklung eines Energiemonitorings auf Basis von NAGIOS (regio it) Definition Regelwerk für Steuerung (TU Berlin) Entwurf und modellhafte Realisierung des Cloud-Verbundes (comunity Cloud) einschließlich der kompletten logischen Netzstruktur im WAN (VPN) (Dataport)

Detaillierte Messung von Stromverbräuchen Die Erhebung des Energiebedarfs der funktionalen IT-Systeme sowie einzelner Verbrauchergruppen bildet die Basis der Messungen Zu Projektbeginn existierte bei keinem der Rechenzentren (RZ) ein Monitoringsystem, das dem Ressourcenkontroller alle Informationen (einschließlich Strombedarf) über eine standardisierte Schnittstelle liefert Vorgesehen waren die Messung von IT-Lasten und Stromverbräuchen in vier RZ einschließlich Berechnung des PUE (Power Usage Effectiveness) Festlegung und Auffinden der Messpunkte war äußerst zeitintensiv Das systemübergreifende Monitoringsystem (auf Basis von Nagios) integriert verschiedene Datenquellen, harmonisiert (Zeit, Format) und speichert die Daten und bereitet sie in Form von Kennzahlen auf. Die Messkampagnen waren bis zu einem Jahr lang (gute Datenbasis).

Auswertung der Messergebnisse Wesentliche Messergebnisse: Im Jahresverlauf verhalten sich die Stromverbraucher im Rechenzentrum einschließlich IT, Kälteanlagen und Freikühler wenig dynamisch. Über die Monate hinweg zeigen sich regelmäßige Perioden von geringer Auslastung (metastabile Tag-/Nachtzyklen und Arbeitstag-/Wochenendzyklen) Die Gesamtleistungsaufnahme der vermessenen Rechenzentren steigt während der aktiven Tagesnutzung meist nur geringfügig an. Ursachen sind eine sehr geringe Auslastung der IT-Ressourcen und dauerhafter Bereitschaftszustand. Kühlung ist ein wesentlicher Energieverbraucher und reagiert auf saisonale Veränderungen (Sommer / Winter). Fazit: Die Messergebnisse waren teilweise ernüchternd und zeigen die geringe Lastadaptivität der IT-Technik einerseits und die teilweise suboptimale Auslegung der Kühlinfrastruktur andererseits.

Ergebnisverwertung Erster praxisnaher Anforderungskatalog zur Cloudfähigkeit (kommunaler) Anwendungen (inkl. gesetzliche und vertragliche Anforderungen) Dezentrale Steuerungssoftware (Ressourcenkontroller), welche eine RZ-übergreifende Optimierung der Ressourcenauslastung unter energetischen Gesichtspunkten ermöglicht Etablierung einer Referenzarchitektur für einen kooperierenden Cloud-Verbund kommunaler Rechenzentren Potenziale Bei gleicher IT-Technik werden Rechenlasten in Richtung des RZ mit dem geringsten EUE konsolidiert (Einsparungen von bis zu 40%) Eine Verschiebung lohnt sich energetisch nur, wenn die IT-Ressourcen in den beteiligten Rechenzentren dynamischer genutzt werden können.