Windenergie. 1. Zusammenfassung. 2. Heutige Situation in der Schweiz und weltweit



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Transkript:

Windenergie Basiswissen-Dokument, Stand September 2013 1. Zusammenfassung Windenergie hat in Europa ein grosses Realisierungspotenzial. In der Schweiz hingegen sind die Möglichkeiten zur Energieversorgung mit Windkraft begrenzt. Die heutigen Gestehungskosten liegen in der Schweiz noch über den Marktpreisen, es bedarf also zusätzlicher Förderung zur Realisierung von Projekten. Es wird jedoch erwartet, dass sich die Kosten aufgrund von technischen Verbesserungen und Skaleneffekten bis 2035 im Bereich des erwarteten Marktpreises bewegen werden. Kritische Aspekte für den zukünftigen Ausbau sind insbesondere die langwierigen Bewilligungsverfahren, die zum Teil mangelnde Akzeptanz der betroffenen Bevölkerung und der zukünftige Umgang mit grossen Anteilen an stochastischer Energie im Netzmanagement. 2. Heutige Situation in der Schweiz und weltweit 2.1 Situation Schweiz Zum Ende des Jahres 2012 waren in der Schweiz 32 Windenergieanlagen mit einer Gesamtleistung von 49 MW an 10 Standorten installiert. Die Stromproduktion betrug 88 GWh 1. Im Vergleich zu zwei Jahren zuvor wurde die Kapazität um 163 % ausgebaut: 2010 betrug die installierte Leistung noch 32 MW und die Produktion 74 GWh. 2012 wurde namentlich der Standort Gütsch-Andermatt (UR) erweitert. Als einziger neuer Standort kam im Jahr 2012 Charrat (VS) hinzu, Anfang des Jahres 2013 wurde eine Anlage mit 3 MW Leistung in Haldenstein (GR) in Betrieb genommen. Die erwartete Jahresproduktion liegt für eine momentane Gesamtleistung von 52 MW bei 92 GWh. Gemäss Suisse Eole/EnergieSchweiz werden zurzeit neue Anlagen im Entlebuch (LU) und auf dem Mont- Croisin (BE) realisiert. Die durchschnittliche Jahresproduktion dieser insgesamt fünf neuen Anlagen liegt bei 18 GWh. Weitere Projekte mit einer Gesamtleistung von rund 280 MW auf 127 Anlagen sind in Planung. Der Stand der Projekte reicht dabei von Windmessung bis Baugesuch eingereicht. Weitere Standorte und Projekte mit einer geplanten Leistung von rund 300 MW sind auf Stufe Vorabklärung. Das Planungsverfahren für Windkraftanlagen ist mehrstufig und relativ komplex. Es bedarf einer kantonalen Richtplanung, einer kommunalen Nutzungsplanung und schliesslich einer Baubewilligung. 2 Windkraftanlagen werden im Rahmen der kostendeckenden Einspeisevergütung (KEV) gefördert. 3 Anlagen, die nach dem 1. Januar 2014 in Betrieb genommen werden, erhalten in den ersten fünf Jahren eine Vergütung von 23,6 Rappen pro kwh über mindestens fünf Jahre (Anfangsvergütung). Je nach erzieltem Ertrag 1 Windenergie in der Schweiz - Zahlen und Fakten, Stand 07.05.2013, Suisse Eole, Basel, 2013 2 Empfehlungen zur Planung von Windenergieanlagen: Die Anwendung von Raumplanungsinstrumenten und Kriterien zur Standortwahl. Bundesamt für Energie BFE, Bern, März 2010 3 Energieverordnung (EnV, 730.01) vom 7.12.1998, Stand Entwurf 1.9.2014 Hintere Bahnhofstrasse 10, Postfach, 5001 Aarau, Telefon +41 62 825 25 25, Fax +41 62 825 25 26, info@strom.ch, www.strom.ch

wird danach ein Zeitpunkt bestimmt, ab dem die Vergütung bis zum Ende der Vergütungsdauer auf 12,8 Rappen pro kwh sinkt (Grundvergütung). Anlagen, die vor dem 31. Dezember 2013 in Betrieb genommen werden, erhalten eine Anfangsvergütung von 21,5 Rappen pro kwh. Danach sinkt die Vergütung auf 13,5 Rappen pro kwh. Ab 2015 ist eine jährliche Absenkung der Vergütung um 1,5 % vorgesehen, um den Kostenreduktionen durch technische Verbesserungen und Skaleneffekte Rechnung zu tragen. Zurzeit sind 370 Anlagen mit einer Gesamtleistung von über 787 MW auf der KEV-Warteliste. 4 2.2 Situation weltweit 2012 wurden rund 44 700 MW neu installiert, davon 13 200 MW in der Volksrepublik China, 13 000 MW in den Vereinigten Staaten, 2300 MW in Indien, 2400 MW in Deutschland und 1100 in Spanien. 5 Je nach Standort und Technologie (On-/Offshore) fällt die effektive Produktion jedoch sehr unterschiedlich aus. Für Onshore-Anlagen erwartet man rund 1300 bis 2700 Volllaststunden, für Offshore-Anlagen rund 2800 bis 4000 Stunden. 6 Kumulativ sind weltweit rund 282 000 MW installiert. China ist mit über 75 500 MW führend, gefolgt von den USA, Deutschland und Spanien. Die installierte Leistung wächst seit rund 20 Jahren exponentiell mit durchschnittlichen jährlichen Wachstumsraten von rund 30 %. 7 Die Staaten mit den weltweit höchsten Anteilen von Windenergie am nationalen Stromverbrauch (bezogen auf ein durchschnittliches Windjahr) sind Dänemark mit 27 %, Portugal mit 17 %, Spanien mit 16 %, Irland mit 13 % und Deutschland mit 11 %. Die Ende 2012 EU-weit installierte Leistung von 106 GW entspricht einem Anteil von 11.4 % und hat ein Stromerzeugungspotenzial von 231 TWh/a, was 7 % des EU- Stromverbrauchs deckt. 8 In Deutschland, Dänemark und Spanien gab es über Jahre eine durch den politischen Willen getragene gleichmässige Entwicklung der Windenergie. Dies hat zur Entwicklung eines neuen Industriezweiges in diesen drei Staaten geführt. Deutsche, dänische und spanische Technologien wurden daher in den letzten Jahren auch verstärkt in anderen Märkten eingesetzt. Der weltweit grösste Investor in Windkraftanlagen ist jedoch China. 2.3 Offshore-Windkraft in Deutschland Die deutsche Bundesregierung hat im September 2010 das Energiekonzept 2050 beschlossen, wonach bis 2030 20 bis 25 GW an Offshore-Windkraftleistung installiert sein sollen. Nach einigen Anlaufschwierigkeiten, ist man inzwischen von der Planungsphase in die Umsetzung übergegangen. So waren im September 2013 116 Windenergieanlagen in der Nord- und Ostsee mit einer gesamten Leistung von 520 MW in Betrieb. Zu diesem Zeitpunkt im Bau waren etwa 595 Anlagen mit einer Gesamtleistung von etwa 2432 MW. 9 3. Stand und weitere Entwicklung der Technik Bei Windkraftanlagen handelt es sich um eine weit entwickelte Technik, die sich bis 2035/2050 nur noch graduell weiterentwickeln wird, und zwar vor allem in den Bereichen kostengünstiges Design, Fertigungstechnik, Gesamtwirkungsgrad, Betriebs- und Instandhaltungskonzepte. 4 Allgemeine KEV-Statistik, Stand 21.9.2013 (abzurufen unter www.guarantee-of-origin.ch) 5 Global Wind Statistics 2012, Global Wind Energy Council (GWEC), Brüssel, 2013 6 Studie Stromgestehungskosten erneuerbare Energien. Fraunhofer ISE, Freiburg, Mai 2012 7 Technology Roadmap: Wind Energy, International Energy Agency (IEA), Paris, 2009 8 Wind in power, 2012 annual European statistics, IWEA, 2013 9 www.offshore-windenergie.net 2/9

3.1 Onshore-Anlagen Die Leistung einzelner Windanlagen ist in den letzten 25 Jahren massiv gestiegen von 0,5 MW auf heute bis zu 7 MW (Abbildung 1). Heute sind Neuanlagen von 2 bis 3 MW üblich. Die Wahl der Leistungsgrösse und Turmhöhe richtet sich hauptsächlich nach den lokalen Windverhältnissen. Aufgrund von historisch beobachteten Lernkurven rechnet man mit einer durchschnittlichen Kostenreduktion von 3 bis 7 % mit jeder Verdoppelung der weltweit installierten Leistung aufgrund von technischen Verbesserungen und Skaleneffekten. Abbildung 1. Entwicklung von Windturbinen seit 1985. Quelle: EWEA 2010. 3.2 Offshore-Anlagen Offshore-Anlagen werden, wie in Kapitel 2 erwähnt, erst seit kurzem errichtet. Die Anlagengrössen liegen zwischen rund 5 und 7 MW. Auch hier rechnet man mit einer durchschnittlichen Kostenreduktion von 5 bis 9 % mit jeder Verdoppelung der weltweit installierten Leistung. Es zeichnet sich aber ab, dass sich die Anlagen verteuern, je weiter sie vom Festland entfernt sind. Zusätzliche Kostenfaktoren sind zum Beispiel die Verankerung in grösserer Tiefe und der Anschluss der Windparks an das Höchstspannungsnetz auf dem Land Offshore-Anlagen müssen eine höhere Standsicherheit haben, je tiefer das Wasser ist, in dem sie stehen. Die Anlagen müssen das eigene Gewicht tragen, sehr starken Winden standhalten und dürfen daneben der Strömung des Wassers und der Kraft der Wellen nicht nachgeben. Im Projekt HiPRWind (High Power, High Reliability Offshore Wind Technology) des Bremerhavener Fraunhofer-Instituts für Windenergie und Energiesystemtechnik (IWES) werden Konzepte für schwimmende Anlagen für den Einsatz in Offshore- Windparks entwickelt und getestet 10. 10 Potenzial für Tiefwasserstandorte. In: Schiff & Hafen, Heft 1/2011, S. 83, Seehafen-Verlag, Hamburg, 2011 3/9

4. Potenzial Verschiedene Studien zum Potenzial der erneuerbaren Energien in der Schweiz bis 2035 und 2050 wurden in einer Meta-Studie des Energie Trialog Schweiz aus dem Jahr 2009 zusammengefasst. 11 Die Abschätzungen der verschieden Studien zum erwarteten bzw. realisierbaren Potenzial bis 2035/2050 variieren stark (Tabelle 1). Der Energie Trialog geht nach Analyse aller Studien von einem erwarteten Potenzial von rund 1,5 TWh bis 2035 aus und von 2 bis 3 TWh bis 2050. Suisse Eole geht, basierend auf dem Konzept Windenergie Schweiz und kantonalen Planungen, von einem langfristig realisierbaren Potenzial von rund 4 TWh aus. Auch die neuesten Energieperspektiven des BFE erwarten rund 4 TWh Produktion bis 2050. 12 Windkraft hat in der Schweiz ein hohes theoretisches Potenzial, das aber durch eine Reihe von Ausschlusskriterien reduziert wird: spezifischen Windverhältnissen, Waldgebieten, der Hangneigung, der Eignung des Baugrunds und der Besiedelung. Der VSE schätzt das realisierbare Potential auf 0,7 bis 1,5 TWh in 2035 bzw. auf 2 bis 4 TWh bis 2050. Ob dieses Potenzial effektiv ausgeschöpft wird, hängt stark vom politischen Willen, insbesondere vom vereinfachten Planungsverfahren und von den Förderbedingungen, sowie von der Akzeptanz der betroffenen Bevölkerung ab. Unter den jetzigen Umständen rechnet die Branche nicht damit, dass das vorhandene Potenzial realisiert werden kann. Potenzial (TWh) 2013 2035 2050 Erwartet (VSE) 0,04 0,7-1,5 2-4 Erwartet (Energie Trialog Schweiz) 1,5 (± 0,5) 2-3 BFE Energieperspektiven 2007/2011 4 Tabelle 1. Potenzial Windkraft Schweiz bis 2050. Quellen: VSE 2012, ETS 2009, BFE 2011. 5. Einschätzung zu Leistungsverfügbarkeit und Energiequalität Windkraftanlagen produzieren Strom abhängig von der Windgeschwindigkeit mehr Wind bedeutet dabei überproportional mehr Energie. Vorteilhaft ist die winterlastige Jahresverteilung der Produktion. Die Aufteilung der Produktion in Sommer/Winter beträgt aufgrund von Erfahrungswerten rund 35 % (Sommer) zu 65 % (Winter). 13 Produktionsprognosen werden auf Wettervorhersagen gestützt. Geringste Abweichungen haben jedoch eine grosse Auswirkung, denn die Stromproduktion ist proportional zur dritten Potenz ( hoch drei ) der Windgeschwindigkeit. Bei einer Verdoppelung der Windgeschwindigkeit wird demnach 8-Mal mehr Energie produziert. Geringe Abweichungen in der Vorhersage entfalten hier eine grosse Wirkung. Die Produktion von Windkraftanlagen ist deutlich volatiler als bei Photovoltaik-Anlagen, zudem ist sie nicht planbar und kann, abgesehen von der Abschaltung, auch nicht geregelt werden. 11 Erneuerbare Energien: Übersicht über vorliegende Studien und Einschätzung des Energie Trialog Schweiz zu den erwarteten inländischen Potenzialen für die Strom-, Wärme- und Treibstoffproduktion in den Jahren 2035 und 2050 inklusive Berücksichtigung der Potenziale aus Abfällen, Grundlagenpapier für die Energie-Strategie 2050. Energie Trialog Schweiz (ETS), Zürich, 2009 12 Grundlagen für die Energiestrategie des Bundesrates, Aktualisierung der Energieperspektiven 2035; Frühjahr 2011, Bundesamt für Energie BFE, Bern, 2011 13 Erneuerbare Energien: Übersicht über vorliegende Studien und Einschätzung des Energie Trialog Schweiz zu den erwarteten inländischen Potenzialen für die Strom-, Wärme- und Treibstoffproduktion in den Jahren 2035 und 2050 inklusive Berücksichtigung der Potenziale aus Abfällen, Grundlagenpapier für die Energie-Strategie 2050. Energie Trialog Schweiz (ETS), Zürich, 2009 4/9

6. Gestehungskosten Die Gestehungskosten heutiger Projekte orientieren sich an den KEV-Vergütungssätzen von 13 (Grundvergütung) und 24 Rappen (Anfangsvergütung) pro kwh. Ferner setzt die KEV ab 2015 eine jährliche Degression von 1,5 % fest. Bis 2050 werden aufgrund technischer Verbesserungen und Skaleneffekten leichte Kostensenkungen erwartet. Aufgrund technischer Verbesserungen könnten sie auf rund 12 bis 17 Rappen pro kwh sinken. Die Stromgestehungskosten wurden mit einem Zinssatz von 5 % und 10 % und einer Lebensdauer von 20 Jahren berechnet, was zur Bandbreite in Tabelle 3 führt. Vorbehalten ist natürlich eine Sonderdegression (oder Erhöhung), falls sich die Kosten weltweit deutlich verändern so geschehen bei der Vergütung von Strom aus Photovoltaikanlagen. Kosten 2013 2035 2050 Investitionskosten (CHF/kW) 2000-2500 1850 1800 Betrieb und Unterhalt ca. 2 % der Investitionskosten jährlich Gestehungskosten (Rp./kWh) 14-20 12-18 12-17 Tabelle 2. Kosten bis 2050. Quelle: BFE 2007 und 2011, VSE 2012. Die heutigen und zukünftigen erwarteten Gestehungskosten sind im Ausland wegen besseren Windverhältnissen (Produktion abhängig von der Windgeschwindigkeit hoch drei ) oder einfacheren Transport- und Montagemöglichkeiten deutlich günstiger. Zum Vergleich: In Deutschland liegen die Vergütungssätze für Onshore Windenergie bei 4.9 mit einer Anfangsvergütung von 8.9 Euro-Cent pro kwh (6 und 11 Rappen pro kwh). Für Offshore Anlagen liegen die beiden Werte bei 3.5 und 19 Euro-Cent pro kwh (4.3 und 23 Rappen pro kwh) 14. Bis 2030 rechnet man mit kaum sinkenden Gestehungskosten. 15 7. Umwelt/Klima Windkraftanlagen stossen direkt kein CO 2 aus. Ihr Lebenszykluswert beträgt 24 g CO 2 -eq/kwh. 16 Die Akzeptanz für Windkraftanlagen ist aber bei direkt Betroffenen eher tief wegen Bedenken bezüglich des Landschaftsbildes und Geräuschemissionen. 8. Rahmenbedingungen 8.1 Förderung Windkraft ist eine KEV-berechtigte Technologie. Unter Berücksichtigung der unten genannten Ausschlusskriterien werden Richt- und Zonenpläne ausgearbeitet, aufgrund derer dann eine Baubewilligung ausgesprochen werden kann. Das Programm zur Förderung der erneuerbaren Energien und zur Steigerung der Energieeffizienz des Bundesamts für Energie steckte im Jahr 2001 ein damals hohes Ziel: 50 bis 100 Mio. kwh Schweizer Windstrom 14 http://dejure.org/gesetze/eeg/20.html 15 Studie Stromgestehungskosten erneuerbare Energien. Fraunhofer ISE, Freiburg, Mai 2012 16 ESU-services, PSI, Umweltauswirkungen der Stromerzeugung in der Schweiz, Bundesamt für Energie BFE, Bern, 2012 5/9

per 2010. Das differenzierte, mehrstufige Planungsverfahren mit kantonaler Richtplanung, kommunaler Nutzungsplanung und Baubewilligung gewährleistet zusammen mit den Qualitätsstandards der Branche und Empfehlungen des Bundes, dass Windenergie mit Rücksicht auf Natur- und Landschaftswerte genutzt wird. 8.2 Windenergie in der kantonalen Richtplanung Die kantonalen Richtpläne zeigen, wie im Hinblick auf die gewünschte Entwicklung raumplanerisch vorgegangen werden soll und in welcher zeitlichen Folge und mit welchen Mitteln die Aufgaben erfüllt werden sollen (Art. 8 RPG). Damit ist auch die erneuerbaren Energie, in der Regel auch die Windenergie, ein Thema in jedem kantonalen Richtplan. Die diesbezügliche Strategie der Kantone soll definieren, ob, inwiefern und unter welchen Bedingungen Windenergie auch kantonal gefördert werden soll. In grösseren Kantonen kann es zweckmässig sein, Planungsaufgaben im Zusammenhang mit der Windenergie teilweise an die Regionalplanungen zu delegieren. Aufgrund von Art. 6 Abs. 4 RPG, wonach die Richtpläne der Nachbarkantone zu berücksichtigen sind, wird sich jedenfalls eine praktikable Zusammenarbeit zwischen Kantonen und Regionen ergeben müssen. Neben den Interessen der Nachbarkantone müssen auch jene des Bundes berücksichtigt werden (Art. 11 RPG). Dazu gehören Inventare wie beispielsweise das BLN. 6/9

9. Bewertung und SWOT-Analyse Bewertungskriterium 2013 2035 2050 Investitions- und Gestehungskosten Kosten über dem Marktpreis, aber im Vergleich zu anderen erneuerbaren Technologien eher tief Kosten im Bereich des erwarteten Marktpreises Kosten im Bereich des erwarteten Marktpreises Umweltverträglichkeit gut (falls nur CO 2-Belastung betrachtet wird) gut (falls nur CO 2- Belastung betrachtet wird) gut (falls nur CO 2-Belastung betrachtet wird) Verfügbarkeit der Energie stochastische Erzeugung (im Winterhalbjahr rund doppelt so hohe Produktion wie im Sommerhalbjahr) stochastische Erzeugung (im Winterhalbjahr rund doppelt so hohe Produktion wie im Sommerhalbjahr) stochastische Erzeugung (im Winterhalbjahr rund doppelt so hohe Produktion wie im Sommerhalbjahr) Produktionspotenzial 0,04 TWh 0,7-1,5 TWh 2-4 TWh Gesellschaftliche Akzeptanz sehr durchzogen (vor Ort tiefer als in den Städten) noch offen noch offen Politische Akzeptanz sehr durchzogen (vor Ort tiefer als in den Städten) noch offen noch offen Tabelle 3. Bewertung der Windenergie nach verschiedenen Kriterien für die Zeiträume 2012, 2035 und 2050. Grün: gut, orange: genügend, rot: schlecht 7/9

extern Chancen langfristige Kostenreduktion in der Schweiz bis 2050 um rund 50 % und mehr Gestehungskosten spätestens 2035 im Bereich der erwarteten Marktpreise verbesserte Prognosetools erlauben bessere Planung Risiken langwierige Bewilligungsverfahren Standorte mit guten Windwerten und Zonenkonformität in der Schweiz begrenzt z.t. mangelnde Akzeptanz bei betroffener Bevölkerung intern Stärken sehr gute Umweltbilanz Beitrag zur Deckung des Strombedarfs v.a. im Winter (65 % Winteranteil). Schwächen stochastische Erzeugung, Regulierbarkeit nur durch Abschaltung Produktion schwierig zu prognostizieren Tabelle 4. SWOT-Analyse. 8/9

10. Quellenverzeichnis BFE 2007 BFE 2010a BFE 2011 BFE 2012 BFE 2013 ETS 2009 EWEA 2012 Fraunhofer ISE 2012 Die Energieperspektiven 2035 - Band 5, Analyse und Bewertung des Elektrizitätsangebotes, Bundesamt für Energie BFE, Bern, Juni 2007 Empfehlungen zur Planung von Windenergieanlagen: Die Anwendung von Raumplanungsinstrumenten und Kriterien zur Standortwahl, Bundesamt für Energie BFE, Bern, März 2010 Grundlagen für die Energiestrategie des Bundesrates, Aktualisierung der Energieperspektiven 2035; Frühjahr 2011, Bundesamt für Energie BFE, Bern, 2011 ESU-services, PSI, Umweltauswirkungen der Stromerzeugung in der Schweiz, Bundesamt für Energie BFE, Bern, 2012 Schweizerische Gesamtenergiestatistik 2012, Bundesamt für Energie BFE, Bern, 2013 Erneuerbare Energien: Übersicht über vorliegende Studien und Einschätzung des Energie Trialog Schweiz zu den erwarteten inländischen Potenzialen für die Strom-, Wärme- und Treibstoffproduktion in den Jahren 2035 und 2050 inklusive Berücksichtigung der Potenziale aus Abfällen, Grundlagenpapier für die Energie- Strategie 2050. Energie Trialog Schweiz (ETS), Zürich, 2009 Wind in power, 2012 European statistics, European Wind Energy Association, Brüssel, 2013 Studie Stromgestehungskosten erneuerbare Energien. Fraunhofer ISE, Freiburg, Mai 2013 GWEC 2012 Global Wind Statistics 2011, Global Wind Energy Council (GWEC), Brüssel, 2013 IEA 2009 KEV-Statistik Erneuerbare-Energien- Gesetz Swiss Eole 2013 VSE 2012 Technology Roadmap: Wind Energy, International Energy Agency (IEA), Paris, 2009 www.guarantee-of-origin.ch http://dejure.org/gesetze/eeg Windenergie in der Schweiz - Zahlen und Fakten, Stand 07.05.2013, Suisse Eole, Basel, 2013 Wege in die neue Stromzukunft, Gesamtbericht, Verband Schweizerischer Elektrizitätsunternehmen (VSE), Aarau, 2012 9/9