Rede Stefan Buchner Leiter Mercedes-Benz Trucks Wie wir heute wissen, was unsere Kunden übermorgen brauchen VDA Internationaler Presseworkshop 11. Juli 2018, Frankfurt/Main Sperrfrist: 11. Juli 2018, 11:45 Uhr - Es gilt das gesprochene Wort -
Guten Tag, meine sehr verehrten Damen und Herren. Wir haben heute ein spannendes Thema auf der Agenda: den Transport der Zukunft! Und wir sind uns alle sicher einig, dass er mit hoher Wahrscheinlichkeit elektrisch, autonom und vernetzt sein wird. Haben Sie sich schon mal gefragt: Wie wir eigentlich darauf kommen, was ein Fahrzeug von morgen alles können sollte? Für den Wettbewerb kann ich Ihnen diese Frage natürlich nicht beantworten. Aber ich kann für Mercedes-Benz Lkw den Vorhang ein Stück weit heben. Wenn wir an den Lkw der Zukunft denken, ziehen wir viele Quellen zurate: unsere Zukunftsforschung, unsere Vorentwicklung, unsere Kunden, unsere Fahrer, unseren Service und unseren Vertrieb. Das machen wir, weil wir so genau wie möglich verstehen wollen, was unsere Kunden übermorgen brauchen werden. Denn dieses Verständnis ist entscheidend! Damit legen wir die Spur für Erfolg oder Misserfolg im nächsten Jahrzehnt, und zwar für unsere Kunden und für unsere Marke gleichermaßen. Deshalb ist es also wesentlich, die richtigen Fragen zu stellen. Und dann natürlich die richtigen Lösungen zu entwickeln - Lösungen, die unseren Kunden einen Mehrwert bieten. Auf drei Themen konzentrieren wir uns dabei ganz besonders. Denn auf die kommt es beim Lkw auch ganz besonders an: Effizienz, Sicherheit und Verfügbarkeit. Lassen Sie mich mit dem Thema Effizienz beginnen. Darunter subsummieren wir Kraftstoffverbrauch und Emissionen! Hier stellen wir uns vor allem folgende Fragen: Was hilft unseren Kunden in einer Branche, in der es mehr denn je um jeden Cent geht? Wie können wir sie bei immer strengeren Auflagen in Sachen CO2 unterstützen oder bei drohenden Einfahrverboten? Was können wir anbieten, damit unsere Kunden ihre Arbeit dennoch zuverlässig erledigen können wie zum Beispiel: Supermärkte und Krankenhäuser beliefern, unsere Städte sauber halten und vieles mehr. Mit wenig Aufwand können wir große Einsparungen erreichen, wenn wir nicht nur den Antriebsstrang, sondern das Gesamtfahrzeug weiter verbessern unter anderem in Sachen Aerodynamik. Wir könnten zum Beispiel Windfänger wie den Außenspiegel einfach abschaffen. Ein anderer Aufsatzpunkt für mehr Effizienz ist: Intelligenz! Wir unterstützen unsere Fahrer schon heute mit Predictive Powertrain Control. Das heißt: Der Lkw bremst und beschleunigt vorausschauend. Bislang ist das aber nur auf Autobahnen und großen Straßen möglich. Ein nächster möglicher Schritt wäre, dass der Lkw hochauflösende Straßenkarten verarbeiten kann, um Predictive Powertrain Control auch innerstädtisch zu nutzen. Oder stellen Sie sich vor, dass der Lkw Verkehrszeichen erkennt und ebenfalls in seine Schaltstrategie einbezieht. 1
Natürlich denken wir auch an alternative Antriebe: Den Hybrid-Lkw sehen wir dort nach wie vor allerdings nicht. Denn wir sind mit unserem Dieselantrieb durchaus im Bereich einer ähnlichen Kraftstoff- und damit CO2-Einsparung, und zwar dank der Effizienzmaßnahmen an unseren Komponenten und dank der Einsparpotenziale von Systemen wie PPC! Und rein wirtschaftlich rechnet sich das für unseren Kunden viel mehr! Wir konzentrieren uns deshalb voll auf den elektrischen Lkw. Die Innovationsflotte unseres eactros kennen Sie. Die ersten Fahrzeuge sind zugelassen und wir werden im Lauf des Jahres wieder dazu berichten. Soviel zu den Fragen und Antworten, die wir rund um das Thema Effizienz im Sinn haben. Kommen wir zum zweiten Thema: zur Sicherheit! Hier setzt Mercedes-Benz Lkw von jeher die Impulse und Maßstäbe. Und das wird auch in Zukunft so bleiben! Denn wir nehmen das Thema sehr ernst. Die Zahl der Menschen, die durch Lkw-Unfälle ums Leben gekommen sind, ist in den vergangenen drei Jahrzehnten um über 60 Prozent zurückgegangen. Für die Zukunft stellen wir uns nun vor allem zwei Fragen: Wie können wir den schwächsten Teilnehmer im Straßenverkehr - den Mensch - noch besser schützen? Und wie können wir gerade im Fernverkehr den Fahrer auf langen, monotonen Strecken entlasten und dadurch die Sicherheit weiter steigern? Die Antwort auf die erste Frage ist: Gebt dem Fahrer ein besseres Sichtfeld. Das kann man machen, indem man bestehende Sichthürden entfernt wir denken dabei einmal mehr an die sehr großen Außenspiegel. Wenn wir dann auch noch Daten von Sensoren und Radarsystemen intelligent verknüpfen, können wir das Sichtfeld weiter vergrößern: Der Fahrer könnte dann bis ans Ende des Hängers sehen und nicht wie bisher nur das erste Drittel. Mit intelligent verknüpften Sensor- und Radar- Daten kann der Lkw der Zukunft Fußgänger auch in Gefahrensituationen noch besser schützen: Das Fahrzeug warnt nicht mehr nur, sondern leitet selbständig eine Vollbremsung ein. Gehen wir auf die Autobahn. Hier geht es darum, Auffahrunfälle zu verhindern. Und gleiches gilt für unabsichtliches Verlassen der Spur - zum Beispiel durch Müdigkeit. Die Lösung liegt wieder in intelligenten Assistenzsystemen. Das heißt: Wir übergeben dem Lkw das Steuer, um den Fahrer bei monotonen Fahrtstrecken zu entlasten. Dabei lassen wir den LKW nicht mehr nur beschleunigen und bremsen - sondern lassen ihn auch eigenständig Abstand halten und Kurven fahren. Ich denke Sie wissen, worauf ich mit meinen Ausführungen hinauswill: auf Level 2 des automatisierten Fahrens. In unseren Augen ist das in der nächsten Lkw-Generation auf jeden Fall möglich. 2
Lassen Sie uns jetzt auf die Fragen und Antworten rund um unser drittes Themenfeld schauen: Die Verfügbarkeit eines Lkw! Denn jede Minute, die das Fahrzeug nicht im Einsatz ist, verliert der Kunde Geld. Die zentrale Frage ist deshalb auch künftig, wie wir die Einsatzzeiten unserer Lkw weiter erhöhen können. Und die wichtigste Antwort lautet: Durch die intelligente Nutzung von Daten. Unser erfolgreichstes Beispiel ist Mercedes-Benz Uptime. Dieses System hilft unseren Kunden seit gut eineinhalb Jahren, mittels Echtzeit-Datenanalyse die Verfügbarkeit ihrer Lkw deutlich zu steigern. In nur vier Minuten erkennt das System einen kritischen Zustand im Fahrzeug und gibt eine Wartungs- oder Reparaturempfehlung ab. Sind Software-Updates nötig, können wir diese zum Teil schon heute mittels Flash over the Air aufspielen. Dieses Live-update per WLAN könnte man künftig für vieles mehr nutzen. Beispielsweise, um bei Grenzüberschritt automatisch Höchstgeschwindigkeiten einzuprogrammieren oder um gestohlene Fahrzeuge abzuschalten. Meine Damen, meine Herren, Sie sehen: An der Vernetzung kommt man beim Lkw der Zukunft nicht vorbei. Sie spielt die entscheidende Rolle für den Lkw der Zukunft, denn sie wirkt wie wenige Technologien zuvor als massiver Beschleuniger für Effizienz, Sicherheit und Verfügbarkeit eines Lkw. Vernetzung hilft aber auch bei einer anderen Frage, die sich unsere Kunden regelmäßig stellen: Wie wirken wir dem drohendem Fahrermangel entgegen? Schon heute fehlen allein in Deutschland rund 45.000 Lkw-Fahrer. Diese Zahl wird sich bis Anfang 2020 voraussichtlich verdreifachen! Es besteht also großer Handlungsbedarf! Wir können hier unterstützen, indem wir die Arbeit im Lkw so komfortabel wie möglich machen. Dafür wollen wir vor allem Komplexität in der Bedienung des Lkw reduzieren. Die Zahl an digitalen Anwendungen wird stark zunehmen, vor allem durch Assistenz- und Sicherheitssysteme sowie Flottenmanagement- und Logistiktools. Der Fahrer hat aber keine Zeit, stundenlang Anleitungen zu lesen. Er möchte ein einfaches System haben, das er intuitiv bedienen kann. Um diesen Wunsch zu erfüllen, wollen wir alle Bedienelemente ähnlich bedienbar machen wie bei einem Tablet oder Smartphone. Diese Logik kennt jeder! Zusätzlich soll der Fahrer eines Mercedes-Lkw auch die Möglichkeit haben, Anzeigen und Bedienelemente so anzuordnen, wie es für ihn am sinnvollsten ist. Das Ganze wird als Profil abgespeichert und kann in jedem Flottenfahrzeug abgerufen werden. Sprich: ganz egal, welchen Lkw unser Fahrer fährt, er ist mit seinen Instrumenten sofort vertraut. 3
Meine Damen und Herren, Sie merken: Der Lkw der Zukunft wird viele offene Fragen beantworten. Er wird effizienter, sicherer und leistungsfähiger sein denn je. Und was Ihnen sicher auch aufgefallen ist: Er wird vor allem mit Intelligenz und inneren Werten punkten. Das ist vielleicht der zentrale Unterschied zu früher. Ich hoffe, Sie haben jetzt eine ungefähre Vorstellung davon, wie es so zugeht wenn Mercedes-Benz sich mit dem Lkw der Zukunft beschäftigt. Und Sie dürfen sicher sein: Einiges, was ich heute angesprochen habe, wird schon sehr bald auf der Straße zu sehen sein. Denn es sind schon einige Technologieträger mit Stern auf unsere Straßen gekommen, die die Welt verändert haben. Und wir werden dafür sorgen, dass das auch künftig so bleiben wird. Da dürfen Sie sich sicher sein. Vielen Dank! 4