Thomas Rauschenbach Qualität der Ganztagsgrundschule aus Sicht der Jugendhilfe Fachtagung Jugendhilfe und Ganztagsschule Stu;gart, 03.12.2014
1. These Deutschland ist auf dem Weg, eine Ganztagsschul- Republik zu werden. 1
Das Jahrzehnt des Wachstums Ganztagsschulen in Deutschland 2002/03-2012/13 (absolut und in %) 18.000 16.000 14.000 12.000 11.123 11.825 13.381 14.491 15.349 15.742 10.000 8.000 6.000 4.000 2.000 4.951 16,3% 5.723 19,0% 6.810 23,2% 8.226 28,3% 9.690 33,6% 38,9% 41,7% 47,4% 51,3% 54,3% 55,9% - 2002 2003 2004 2005 2006 2007 2008 2009 2010 2011 2012 Quelle: KMK 2006, 2010, 2011, 2012 2
Erlahmung des AnsJegs? Jahres- Zuwachs an neuen Ganztagsschulen (2002/03-2012/13, absolut) 1800 1600 1400 1.416 1.464 1.433 1.556 1200 1.087 1.110 1000 800 772 702 858 600 400 393 200 0 2002 2003 2004 2005 2006 2007 2008 2009 2010 2011 2012 Quelle: KMK 2006, 2010, 2011, 2012 3
ZerklüNete GanztagsschullandschaNen Anteile der Schulen nach Bundesländern (2012/13, in %) Sachsen Saarland Berlin Thüringen Nordrhein- WesYalen Hamburg Rheinland- Pfalz Schleswig- Holstein Brandenburg Niedersachsen Hessen Bayern Bremen Mecklenburg- Vorpommern Baden- Wür;emberg Sachsen- Anhalt Deutschland Quelle: KMK 2014 Schulen 98,6 95,3 87,3 75,2 72,0 70,8 67,8 59,6 53,1 51,3 49,9 45,2 43,3 39,3 28,4 26,3 56,3 Hessen, Niedersachsen und Sachsen- Anhalt: ohne Schulen in freier TrägerschaN 4
ZerklüNete GanztagsschullandschaNen Anteile der Schulen und Schüler nach Bundesländern (2012/13, in %) Sachsen Saarland Berlin Thüringen Nordrhein- WesYalen Hamburg Rheinland- Pfalz Schleswig- Holstein Brandenburg Niedersachsen Hessen Bayern Bremen Mecklenburg- Vorpommern Baden- Wür;emberg Sachsen- Anhalt Deutschland Quelle: KMK 2014 98,6 95,3 87,3 75,2 72,0 70,8 67,8 59,6 53,1 51,3 49,9 45,2 43,3 39,3 28,4 26,3 56,3 SchülerInnen 27,3 53,1 51,9 36,3 61,7 23,5 23,7 46,7 39,0 42,1 12,4 31,2 40,9 18,9 24,0 32,3 Hessen, Niedersachsen und Sachsen- Anhalt: ohne Schulen in freier TrägerschaN 79,1 5
2. These Deutschland hat kein in sich sjmmiges schulartenspezifisches Ausbaukonzept. 6
Ungleiches Wachstum Ganztags- Ausbaustand nach Schulformen (2002 und 2012, in %) 90% 80% 2002 2012 70% 60% 50% 40% 30% 20% 49,5% 65,1% 51,0% 73,8% 55,3% 62,8% 85,3% 10% 0% 10,3% 11,5% 9,6% 19,2% 12,2% Grundschule Hauptschule Realschule Schule mit mehreren Bildungsgängen Gymnasium Integrierte Gesamtschule Quelle: KMK 2006, 2014 7
3. These Solange es kein gebundenes Ganztags- schulkonzept gibt, wird man die Qualität der Ganztagsschule auch am Grad der Inanspruchnahme durch die Schulkinder ablesen können. 8
Je weniger bildungsaffin, desto mehr im Ganztag? Schulkinderanteile im Ganztag nach Schulformen, 2012/13 (in %) Alle Schulen 32,3% 67,7% Integrierte Gesamtschule 71,6% 28,4% Schulen mit mehreren Bildungsgängen 44,8% 55,2% Hauptschule 39,4% 60,6% Grundschule 28,6% 71,4% Gymnasien 26,7% 73,3% Realschule 17,0% 83,0% Schüler im Ganztag Schüler ohne Ganztag Quelle: KMK 2014 9
Ganztagsgrundschule: Inanspruchnahme aufgrund von Betreuung? Intensität der Ganztags- Teilnahme, Schüler der 3. Klasse, Grundschule in Tagen pro Woche Quelle: StEG- Schülerbefragung 2005-2009 (Primarstufe, Querschnice) 10
Ganztagssekundarschule: Angebot ohne Nachfrage? Intensität der Ganztags- Teilnahme, Schüler der 5. Klasse, Sek. 1, in Tagen pro Woche Quelle: StEG 2010 11
4. These Nicht überall, wo Ganztagsschule draufsteht, ist auch Ganztagsschule drin. 12
Vielfalt oder Beliebigkeit? Ganztagsschulen nach Cluster- Zugehörigkeit 16% 25% Angebotsor. Rhythmisiert Zeitstrukturierung KooperaJon Angebotsgestaltung Individuelle Förderung Zeitstrukturierung KooperaJon Angebotsgestaltung Individuelle Förderung überdurchschniclich durchschniclich 33% unterdurchschniclich 25% Herkömmlich Kooperativ Zeitstrukturierung KooperaJon Angebotsgestaltung Individuelle Förderung Zeitstrukturierung KooperaJon Angebotsgestaltung Individuelle Förderung Quelle: StEG 2009 (zit. nach Bertelsmann-Stiftung 2012 13
5. These Die Entwicklung der Ganztagsschule muss mit Blick auf die neue Dynamik des Hortes diskujert werden. 14
Inanspruchnahme von Ganztagsschule und Hort 2006-2013, indexiert (2006=100) Deutschland 300 250 200 150 100 50 0 2006 2007 2008 2009 2010 2011 2012 2013 Quelle: KMK 2014 Schulkinder unter 11 in Kindertageseinrichtungen Kinder in Ganztagsgrundschulen 15
Inanspruchnahme von Ganztagsschule und Hort 2006-2013, indexiert (2006=100) 500 Westdeutschland 400 300 200 100 0 2006 2007 2008 2009 2010 2011 2012 2013 Quelle: KMK 2014 Schulkinder unter 11 in Kindertageseinrichtungen Kinder in Ganztagsgrundschulen 16
Inanspruchnahme von Ganztagsschule und Hort 2006-2013, indexiert (2006=100) 200 Ostdeutschland 150 100 50 0 2006 2007 2008 2009 2010 2011 2012 2013 Schulkinder unter 11 in Kindertageseinrichtungen Quelle: KMK 2014 Kinder in Ganztagsgrundschulen 17
Die Hort- Zuwachs- Länder Inanspruchnahme Ganztagsschule und Hort nach Ländern, 2006-2013, indexiert (2006=100) 350 300 250 200 150 100 50 0 2006 2007 2008 2009 2010 2011 2012 2013 Schulkinder unter 11 in Kindertageseinrichtungen Kinder in Ganztagsgrundschulen Bayern, Baden- Würcemberg, Brandenburg, Hamburg, Hessen, Mecklenburg- V., Niedersachsen, Rheinland- Pfalz, Sachsen, Sachsen- Anhalt Quelle: KMK 2014 18
Die Hort- Abbau- Länder Inanspruchnahme Ganztagsschule und Hort nach Ländern, 2006-2013, indexiert (2006=100) 250 200 150 100 50 Berlin, Bremen, Nordrhein- Wesjalen, Saarland, Thüringen 0 2006 2007 2008 2009 2010 2011 2012 2013 Schulkinder unter 11 in Kindertageseinrichtungen Kinder in Ganztagsgrundschulen Quelle: KMK 2014 19
6. These Die Qualität der Ganztagsschule entscheidet sich für Eltern auch an ihrer Verlässlichkeit. 20
Alles eine Frage der DefiniJon? Ganztagsschule: das Minimalprogramm der Kultusministerkonferenz an mindestens drei Tagen pro Woche ein mindestens sieben Zeitstunden umfassendes Angebot (KMK- Definiion) Quelle: KMK 2003 21
Erweiterte Halbtags- oder Ganztagsschule? Schulschluss im Ganztag, Anteile in % 13,0 6,8 bis 14:59 15:00-15:59 Uhr 14,9 3,8 15,6 38,7 41,5 16:00-16:59 Uhr 17:00 und länger 65,7 Gymnasium Primarstufe (ohne Hort) Quelle: StEG Schulleitungsbefragung 2012 22
7. These Die Leistungspotenziale der Ganztagsschule hängen von ihren Angeboten und ihrer Arbeitsweise ab. 23
Ganztagsschule als Leistungsförderer? Befunde aus der bundesweiten Erhebung zu Entwicklung der Ganztagsschulen (StEG) Die Noten in den Kernfächern entwickeln sich günstiger wenn die Intensität der Ganztagsteilnahme dauerhaft mindestens drei Tage pro Woche beträgt. wenn die Schüler/innen sich in den Angeboten herausgefordert fühlen und sich aktiv beteiligen können. wenn in der Schule insgesamt die Schüler-Betreuer- Beziehung in den Angeboten positiv wahrgenommen wird. 24
Ganztagsschule als Risikominimierer? Anteil Klassenwiederholungen im Längsschni; (2005-2009, in %) 30% 20% Keine Teilnahme GT- Teilnahme mind. zwei Wellen 10% 0% 8,4% 2,4% offene und teilgebundene Ganztagsschulen 1,4% vollgebundene Ganztagsschule Quelle: StEG 2011 25
8. These Jugendhilfe und Ganztagsschule folgen unterschiedlichen Systemlogiken. 26
9. These Jugendhilfe und Ganztagsschule sind mit deutlich unterschiedlichen Rahmenbedingungen konfronjert. 27
PersonalqualifikaJon in Ganztagsschulen Sonsiges Personal (ohne Lehrer), 2009, in % Erzieher/in 26,3 Sonsiger beruflicher Abschluss 19 ohne päd. Qualifikaion/keine BA/in Ausbildung /Prakikum Sonsiger Hochschulabschluss Sozialarbeiter/in/Sozialpädagog/in 12,2 11,9 13,4 Dipl.Päd./Päd.M.A./Dipl. Psych. Sonsige pädagogische Qualifikaionen 7,7 7,5 künstlerische Ausbildung 2 Quelle: StEG 2009 0 5 10 15 20 25 30 28
10. These Ganztagsschulen dürfen sich nicht auf die BetreuungsfunkJon von Kindern berufstäjger Eltern reduzieren lassen. 29
11. These Das Projekt Ganztagsschule kann nur gelingen, wenn sich alle Beteiligten einen anderen Blick auf Bildung zu eigen machen. 30
12. These Die befähigende Ganztagsschule könnte vielleicht zu einem gemeinsamen Bezugspunkt für Jugendhilfe und Schule werden. 31