Radikalisierung und Extremismus präventiv entgegenwirken

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Transkript:

Radikalisierung und Extremismus präventiv entgegenwirken Engagierte Projekte mit Jugendlichen zeigen Erfolg Seit 2015 haben Einrichtungen der Offenen Jugendarbeit und andere Vereine in Vorarlberg insgesamt 24 Jahresprojekte zur Förderung von Demokratiekultur und Prävention gegen Radikalisierung und Extremismus durchgeführt. Der Erfolg dieser engagierten Arbeit zeigt sich am Beispiel der Offenen Jugendarbeit Lauterach und ihres Projekts "You never know. Man kann nie wissen". Landesrätin Katharina Wiesflecker spricht bei ihrem Besuch bei der OJA Lauterach allen an den verschiedenen Projekten Beteiligten ein großes Dankeschön aus. "Radikalisierungstendenzen egal in welche Richtung sind in jeder Gesellschaft eine Gefahr für das friedliche Miteinander. Umso wichtiger ist es, solchen Entwicklungen schon vorbeugend entgegenzuwirken", betont sie. Wiesflecker erinnert daran, dass das Land Vorarlberg schon nach den Terroranschlägen von Paris im Jänner 2015 rasch reagiert und eine Plattform für den Austausch und die Vernetzung zum Thema Radikalisierung installiert hat. Weiters wurde ein Topf zur Finanzierung entsprechender Projekte eingerichtet. Eine wesentliche Säule ist dabei die Offene Jugendarbeit. Dass erstmalig eine Fachgruppe der koje (Koordinationsbüro für Offene Jugendarbeit und Entwicklung) in Landesstrukturen eingebunden wurde, unterstreicht die Wichtigkeit der Präventionsarbeit. Daran hat sich bis heute nichts geändert, obwohl der internationale Kampf gegen den Terror laufend intensiviert wurde und die Bedrohung durch den IS mittlerweile nicht mehr so akut erscheint wie noch vor wenigen Jahren, betont Landesrätin Wiesflecker: "Es ist mir ein besonderes Anliegen, dass wir weiterhin aufmerksam und wachsam sind, die demokratiepolitische Entwicklung im Fokus haben und das Grundverständnis für eine Kultur der Toleranz fördern." Fachgruppe Radikalisierungsprävention Im Juni 2015 hat die koje im Auftrag von Landesrätin Wiesflecker die Fachgruppe Radikalisierungsprävention installiert. Diese entwickelte ein gemeinsames Strategiepapier und konkrete Methoden für die Arbeit mit Extremismus-gefährdeten Jugendlichen. Für die professionelle Auseinandersetzung mit Ursachen von politisch- und religiös begründetem Extremismus erhalten Jugendarbeiterinnen/Jugendarbeiter fachkundige Unterstützung. Projekte zur Radikalisierungsprävention mit Jugendlichen Die Offene Jugendarbeit sowie die Kinder- und Jugendhilfe sehen die Radikalisierung Jugendlicher nicht primär unter dem sicherheitspolitischen Aspekt mit dem Ziel der Abwehr und Seite 2

Bekämpfung terroristischer Handlungen. Im Vordergrund stehen vielmehr die Entstehungsbedingungen der Radikalisierung. Es wird an dringenden Fragen und Problemen von jugendlichen Lebenswelten angesetzt. Die koje bekam 50.000 Euro für Jahresprojekte zur Verfügung gestellt. "Zu den Stärken der Offenen Jugendarbeit gehört es, dass unsere Angebote schon sehr frühzeitig ansetzen, um Jugendliche in problematischen Lebenssituationen zu unterstützen", sagt koje-geschäftsführerin Olivia Mair. Ein Vergabegremium, bestehend aus unabhängigen Fachleuten, sichert die Auswahl der Projekte. Seit 2015 wurden 24 Jahresprojekte von Einrichtungen der Offenen Jugendarbeit in ganz Vorarlberg, von Vindex Schutz & Asyl, Tschetschenischer Kulturverein Bodensee und vom Walktanztheater umgesetzt. Diese wurden durchschnittlich mit 6.000 Euro gefördert. Die strengen Vorgaben stellen die Einhaltung wichtiger Prinzipien sicher. So müssen die Projekte z.b. ausnahmslos partizipativ entwickelt und umgesetzt und mit der Gemeinde abgestimmt werden, sie dürfen sich nicht auf Einzelfallarbeit ausrichten etc. Die Projekte thematisieren jene Inhalte (und auch Konflikte), die in der jeweiligen Region "brisant" sind, sie führen bei unterschiedlicher Methodenwahl zur Auseinandersetzung der Jugendlichen mit Selbst- und Fremdbildern. Letztlich bringen die Projekte Jugendliche in Kontakt und tragen zur Verminderung von Vorurteilen und negativen Zuschreibungen bei. "You never know. Man kann nie wissen." Ein Projekt der Offenen Jugendarbeit der Marktgemeinde Lauterach zur Reflexion von Vorurteilen und zur Förderung der transkulturellen Kompetenz Die Offene Jugendarbeit Lauterach ist seit Jahren um ein funktionierendes Zusammenleben zwischen Jugendlichen unterschiedlichster Herkunft und Religion bemüht. Sie definiert den Begriff "Radikalisierung" sehr breit, denn die Gründe für die Radikalisierung von Jugendlichen sind vielfältig, verläuft in unterschiedlichen Formen und in den wenigsten Fällen linear. So spielt im Übergang zum Erwachsenenwerden die Identitätsbildung eine bedeutende Rolle, aber auch eine gesellschaftliche Endsolidarisierung kann dazu beitragen. Brüche in der Biographie der Jugendlichen, fehlende Anerkennung und zu wenig Arbeitsperspektiven können Risikofaktoren in Bezug auf Radikalisierungstendenzen darstellen. Mit dem Projekt "You never know. Man kann nie wissen" möchte die Offene Jugendarbeit Lauterach auf die Erfahrungen der vergangenen Jahre zurückgreifen und Angebote schaffen, die Jugendliche bei der Suche nach einer individuellen Identität unterstützen, Vorurteile und Diskriminierung bekämpfen, transkulturelle Kompetenz vermitteln und das Miteinander fördern und eine gesellschaftliche Teilhabe ermöglichen. "Der Erfolg der konkreten Projektarbeit war vor allem auch möglich, da wir die bestehenden Beziehungen zu den Jugendlichen nutzen konnten. Aus Angst wurde Neugierde", so der Leiter der Offenen Jugendarbeit Lauterach Simon Kresser. Seite 3

Über verschiedene Zugänge wie Diskussionsrunden, Filmprojekte, die Methode City Bound und Workshops an Schulen konnten unterschiedliche Jugendliche erreicht und bei der Suche nach individuellen Identitäten unterstützt werden, indem persönliche Ängste und Pläne thematisiert und besprochen wurden. Projektinhalte und Methoden Der Erfolg des Projekts: Die teilnehmenden Jugendlichen fühlten sich für ihr Projekt verantwortlich, fragten nach den nächsten Schritten und brachten sich konstruktiv ein. Sie werden offen Neues. Im Laufe des Projekts stieg das Interesse für das Thema Flucht und an den Geschichten von Menschen mit Migrationserfahrung. Den Jugendarbeiterinnen/Jugendarbeitern bot das Projekt die Gelegenheit zu Begegnungen mit unterschiedlichen Menschen, die dadurch die Arbeit der Offenen Jugendarbeit besser kennenlernen konnten. Die Einbindung der Bevölkerung war positiv. Der Kontakt mit Jugendlichen mit und ohne Fluchterfahrung trug zum Abbau von Vorurteilen bei. Seite 4

Statements: Anna- Lena, 13 Jahre "Mir hat das Projekt City Bound sehr gut gefallen. Ich habe für mich gelernt, dass die geflüchteten Jugendlichen genau so sind wie wir und mir hat besonders gut gefallen, dass wir etwas über andere Religionen und Kulturen erfahren konnten." Konstantin, 14 Jahre "Das Projekt hat mir Spaß gemacht. Ich konnte klar Vorurteile die ich vorher hatte abbauen. Die geflüchteten Jungs waren sehr nett und ich konnte viel über sie und ihre Geschichte lernen." Erfahrungen aus dem Projekt werden weitergegeben Auf Initiative des Vorsitzenden des Jugendausschusses Lauterach, Peter Ammann, sollen die Erfahrungen aus diesem Projekt und aus anderen Workshops auch an Lehrlinge der Lauteracher Lehrbetriebe weitergegeben werden. Herausgegeben von der Landespressestelle Vorarlberg Amt der Vorarlberger Landesregierung Landespressestelle, Landhaus, Römerstraße 15, 6901 Bregenz, Österreich www.vorarlberg.at/presse presse@vorarlberg.at T +43 5574 511 20135 M +43 664 6255102 oder M +43 664 6255668 F +43 5574 511 920095 Jeden Werktag von 8:00 bis 13:00 Uhr und von 14:00 bis 17:00 Uhr erreichbar Seite 5