Warum brauchen wir Prävention im Kindergarten?

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Transkript:

Warum brauchen wir Prävention im Kindergarten? BEA 15.01.2015 Irene Ehmke Suchtprävention mit Kindern und Familien Büro für Suchtprävention der HLS

Irene Ehmke Warum schon im Kindergarten? Optimale Bedingungen zur zur Aneignung positiver Verhaltensweisen im im Alter Alter von von 3 bis bis 7 Jahren Jahren Verhaltensprobleme frühzeitig erkennen und und entgegenwirken Wichtige Rolle Rolle der der ErzieherInnen als als Bezugsperson außerhalb des des familiären Kontextes Ökonomische und und soziale Folgen Folgen von von Sucht- Sucht- und und Gewaltproblemen vermeiden

Entwicklungsmodell von Verhaltensstörungen und Substanzmissbrauch nach Webster-Stratton & Taylor 2001 Erziehungsfaktoren Kindfaktoren Kontextfaktoren Kiga- und Gleichaltrigengruppe Kindergartenalter früh einsetzende Verhaltensstörungen Deviante Peergroup Zurückweisung Ineffektiv e Erziehung Mangelnde Lehrer-Kind Beziehung Jugendalter Substanzmissbrauch Delinquenz Gewalttätigkeit

Aufgabenbereiche von früher Prävention Erziehungsfaktoren Ziele von Prävention in Verbindung mit Pädagogik Kindfaktoren Kontextfaktoren Kiga- und Gleichaltrigengruppe Kindergartenalter früh einsetzende Verhaltensstörungen fördert Schutzfaktoren reduziert Risikofaktoren

Schutzfaktoren und ihre Umsetzung Stabile Beziehung zu Bezugspersonen Positives Sozialverhalten Hohe Sprachfertigkeit Positives Selbstwertgefühl Emotionen und Verhalten regulieren Empathie und Mitgefühl Mitglied einer Gruppe sein Positive Gleichaltrigenbeziehungen Bei der Förderung dieser Schutzfaktoren wird immer die altersangemessene Entwicklung der Kinder berücksichtigt

Irene Ehmke Maßnahmen zur primären Gewaltprävention in Hamburg (seit 2008) Papilio Förderung emotionaler und sozialer Kompetenzen in der Kita EFFEKT - Entwicklungs-Förderung in Familien Eltern und Kinder- Training PeP Präventionsprogramm für expansives Problemverhalten Triple P Positive Parenting Program (Positves Erziehungsprogramm) Einzeltraining für Eltern

Papilio Maßnahmen auf drei Ebenen ErzieherInnen Kinder Eltern Qualifizierte Fortbildung als Antwort auf aktuelle pädagogische Herausforderungen z.b. BEP Auseinandersetzung mit dem eigenen Erziehungsverhalten - Verbalisieren von Lob - Verbalisieren von Handlungsabfolgen - Umgang mit Regeln - Umgang mit unerwünschtem Verhalten Spielzeug-macht-Ferien-Tag Kinder treten ohne übliches Spielmaterial miteinander in Kontakt und lernen, mit sich und anderen umzugehen Paula und die Kistenkobolde Kinder lernen den Umgang mit eigenen und fremden Gefühlen Meins-deinsdeins-unser- Spiel Kinder lernen spielerisch den Umgang mit sozialen Regeln Elternabende zu allen Kindmaßnahmen Beratung in Erziehungsfragen durch ErzieherInnen Elternclub Austausch über Erziehungsfragen (im Kontext von Papilio)

Die PAPILIO-Maßnahmen im Kontext der Schutzfaktoren ErzieherInnen Kinder Entwicklungsförderndes ErzieherInnenverhalten positives Sozialverhalten hohe Sprachfertigkeit Selbstwertgefühl Stabile Beziehung zu Bezugspersonen positive Gleichaltrigenbeziehungen Spielzeug- macht-ferien- Tag positives Sozialverhalten hohe Sprachfertigkeit Selbstwertgefühl Mitglied einer Gruppe sein Elternarbeit Paula und die Kistenkobolde positives Sozialverhalten hohe Sprachfertigkeit Selbstwertgefühl Mitgefühl entwickeln Basisemotionen bei sich und anderen erkennen Meinsdeinsdeinsunser-Spiel positives Sozialverhalten hohe Sprachfertigkeit Selbstwertgefühl soziale Verhaltensnormen lernen positive Gleichaltrigenbeziehungen

Maßnahmen mit den Kindern 1. Spielzeug-macht-Ferien-Tag Ziele: Förderung sozialer Interaktionen zwischen den Kindern Integration von zurückgezogenen Kindern und Einzelgängern Maßnahme: Kinder treten ohne übliches Spielmaterial miteinander in Kontakt und lernen, mit sich und anderen umzugehen.

Maßnahmen mit den Kindern 2. Paula und die Kistenkobolde Ziele: Förderung und Entwicklung emotionaler Kompetenzen und Entwicklung von Empathie und Hilfeverhalten.

2. Paula und die Kistenkobolde Maßnahme: Interaktive Geschichte in fünf Schritten regelmäßige Gespräche über Gefühle in der Gruppe

Maßnahmen mit den Kindern 3. Meins-deinsdeins-unser-Spiel Ziele: Abbau sozial unerwünschten Verhaltens Aufbau gruppenbezogenen, prosozialen Verhaltens beim Kind Förderung sozialer Interaktionen Maßnahme: Kinder lernen spielerisch den Umgang mit sozialen Regeln

Übersicht ElternClub Zielgruppe Eltern mit Kindern im Vorschulalter Umfang 6 Module à 2 Stunden (max. 10 TeilnehmerInnen) Module Methoden Materialien 1. Umgang mit Lob 2. Formulieren von Aufforderungen 3. Regeln und Grenzen in der Erziehung 4. Umgang mit Gefühlen 5. Induktives Erziehungsverhalten 6. Zusatzmodul Vortrag, Gespräch / Dialog, Gruppendiskussion, Partnerarbeit, Rollenspiele, Hausaufgaben Elternbriefe, Elternheft

Papilio-Studie in Augsburg Evaluation Auswahl von 25 aus 106 Kindergärten Stichprobe N = 667 Kinder Interventionsgruppe Wartekontrollgruppe Mädchen: 48,9 % Jungen: 51,1% 4 Messzeitpunkte (Mai 2003 Juli 2005) T1: vor der Schulung T2: 6 Monate nach Schulung und Einführung erster Maßnahmen T3: 10 Monate nach der Schulung und nach Einführung aller Maßnahmen T4: 10 Monate nach Einschulung der Kinder

Ergebnisse der Studie Kinder ErzieherInnen Signifikante Steigerung des prosozialen Verhaltens der Kinder (z.b. gegenüber anderen Kindern, Eltern, Erzieherinnen) Höhere Sozial-emotionale Kompetenzen als die Kinder der Kontrollgruppe Verhaltensauffälligkeiten der Kinder verringerten sich bei allen Kindern, bei den Papilio -Kindern signifikant stärker signifikant weniger Probleme bei Kindern mit Hyperaktivitäts- und Aufmerksamkeitsproblemen Papilio-ErzieherInnen fühlen sich weniger belastet Papilio-ErzieherInnen haben eine höhere Selbstwirksamkeitseinschätzung Papilio-ErzieherInnen verzeichnen einen wesentlichen Anstieg der Arbeitzufriedenheit

Weitere Informationen www.papilio.de www.sucht-hamburg.de