Herausforderungen und Akzeptanz der Tierhaltung von morgen

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Transkript:

: Herausforderungen und Akzeptanz der Tierhaltung von morgen Nicolas Entrup Shifting Values e.u. www.shiftingvalues.com Tierschutz als öffentliches Interesse: Europäische Union Vertrag von Lissabon, Artikel 13 Bei der Festlegung und Durchführung der Politik der Union in den Bereichen Landwirtschaft, Fischerei, Verkehr, Binnenmarkt, Forschung, technologische Entwicklung und Raumfahrt tragen die Union und die Mitgliedstaaten den Erfordernissen des Wohlergehens der Tiere als fühlende Wesen in vollem Umfang Rechnung; sie berücksichtigen hierbei die Rechts- und Verwaltungsvorschriften und die Gepflogenheiten der Mitgliedstaaten insbesondere in Bezug auf religiöse Riten, kulturelle Traditionen und das regionale Erbe.

Tierschutz als öffentliches Interesse: Österreich Bundesverfassungsgesetz über die Nachhaltigkeit, den Tierschutz, den umfassenden Umweltschutz, die Sicherstellung der Wasser- und Lebensmittelversorgung und die Forschung [2013] 2. Die Republik Österreich (Bund, Länder und Gemeinden) bekennt sich zum Tierschutz. à Tierschutz als Staatsziel in Verfassung verankert Tierschutz als öffentliches Interesse: Österreich VfGH (2011): Eintritt eines Wertewandels; nach heutiger Auffassung weithin anerkanntes und bedeutsames öffentliches Interesse am Tierschutz.

Tierschutz als öffentliches Interesse: Eurobarometer 2016 àtierschutz ist 94% der Bevölkerung wichtig Quelle: Spezial Eurobarometer 442- Einstellungen der Europäer zum Tierschutz Tierschutz als öffentliches Interesse: Eurobarometer 2016 à 82% der Bevölkerung denken, dass Tierschutz von Nutztieren besser sein sollte, als er derzeit ist Quelle: Spezial Eurobarometer 442- Einstellungen der Europäer zum Tierschutz

Tierschutz als öffentliches Interesse: Deutschland 70% wünschen sich eine artgerechte Tierhaltung 87% wünschen sich eine bessere Tierhaltung 82% wollen mehr Transparenz in puncto Tierhaltung 88% wären bereit, einen höheren Preis für Lebensmittel mit höherem Tierwohl zu bezahlen Quelle: Ernährungsreport 2018 (BMEL) Produzenten Rechtliche Mindeststandards stellen kein ausreichendes Maß an Tierwohl sicher; z.b.: Haltung auf Spaltenböden Fehlende Möglichkeiten zur Beschäftigung und Auslebung essentieller Verhaltensweisen Hohe Besatzdichten Lange Tiertransporte Foto: tierschutzbilder.de

Austria Belgium Bulgaria Croatia Cyprus Czech Rep. Denmark Estonia Finland France Germany Greece Hungary Ireland Italy Latvia Lithuania Luxembourg Malta Netherlands Poland Portugal Romania Slovakia Slovenia Spain Sweden UK EU-28 percent 1991 1992 1993 1994 1995 1996 1997 1998 1999 2000 2001 2002 2003 2004 2005 2006 2007 2008 2009 2010 2011 2012 2013 2014 2015 2016 Halter in 1.000 Schweine/Halter in Stück Produzenten Betriebsstruktur Beispiel Schweine à Konzentration der Schweinehaltung auch in Österreich Schweinehalter und Durchschnittsbestand Halter Schweine/Halter 200 120 180 110 160 100 140 90 120 80 100 70 80 60 60 50 40 40 20 30 0 20 Quelle: Bundesanstalt für Agrarwirtschaft Produzenten aber: Konzentration in Großbetrieben in anderen EU-Ländern weit größer àbilligproduktion keine Option für Ö 100 90 80 70 60 50 40 30 Pigs in holdings with more than 1000 pigs - Share of total pig population by country 2005 2007 2010 2013 àstattdessen Fokus auf Qualität (des Produktes und des Herstellungsprozesses inkl. Tierwohl) 20 10 0 Quelle: Eurostat

Produzenten Beispiel Masthühner- MHP (Ukraine): Mastanlage mit einer Kapazität von 112 Mio. Masthühnern/Jahr bei Vinnytsia (Verdoppelung der Kapazität dzt. in Bau) = das Eineinhalbfache der gesamten österreichischen Produktion Seit 2017 Verarbeitungsbetrieb in den Niederlanden Konsumenten In Umfragen erhöhte Zahlungsbereitschaft für Produkte mit höherem Tierwohl. Woran scheitert Umsetzung in die Praxis? U.a. angebotsseitige Gründe: à Preispolitik der Händler Billigfleischaktionen à Fehlende verpflichtende Kennzeichnung nach Haltungsform (ausg. Schalenei) Herkunftskennzeichnung nicht ausreichend

Konsumenten Auf welchen Lebensmittelprodukten sind Gütezeichen für Sie besonders wichtig? Eier Geflügelfleisch Rindfleisch Frischobst Frischgemüse Schweinefleisch Milch Wurst Butter Käse Brot & Gebäck Kartoffeln Fruchtjoghurt Tiefkühlgemüse Fertiggericht Quelle: IGF/AMA-Marketing, MTU Mai/Juni 2013 Angaben in %, n=1004 Befragte, repräsentativ für Österreich Konsumenten Erfolgsmodell: Schalenei-Kennzeichnung 100 95 90 85 80 Selbstversorgung mit Eiern in Ö (%) 75 70 65 60 55 Verbot der Käfighaltung 50 2005 2006 2007 2008 2009 2010 2011 2012 2013 2014 Quelle: Statistik Austria

Austria Belgium Bulgaria Croatia Cyprus Czech Republic Denmark Estonia Finland France Germany Greece Hungary Ireland Italy Latvia Lithuania Luxembourg Malta Netherlands Poland Portugal Romania Slovakia Slovenia Spain Sweden United Kingdom kg/cap/yr Konsumenten Meat consumption in EU countries 2011 110 100 90 80 70 60 50 40 30 20 10 0 Offals - Edible Other Meat Poultry Meat Pigmeat Mutton & Goat Meat Bovine Meat Quelle: FAOSTAT Konsumenten Quelle: Statistik Austria/ AMA-Marketing

Konsumenten Empfehlungen vs. Konsum Fleisch Fisch Eier Milch Empfohlener Verbrauch pro Kopf/ Jahr max. 10,4kg- 23,4 kg 7,8-15,5 kg max. 156 Stück 218 Liter Milch oder 196,5-273 Liter Joghurt oder 54,6-65,5kg Käse oder 218 kg Topfen oder Hüttenkäse Durchschnittlicher Konsum pro Kopf/ pro Jahr 96,9 kg (2016) (64,8 kg davon menschlicher Verzehr) 8,3 kg (2016) 235 Stück (2016) 118 kg Milchprodukte (89,1 kg Milch, 5,2 kg Butter, 19,4 kg Käse) (2010) Quelle: BMGF, AMA, Statistik Austria Förderungspolitik IFIs und ECAs bewegen erhebliche Kapitalmengen? Knüpfung aller Förderungen an Tierhaltung, die über Mindeststandards hinausgeht (national und international) Fotos: wikimedia, HSI

Herausforderung für die Zukunft: Zielsetzungen Rahmenbedingungen schaffen, um eine Verbesserung der Haltungsbedingungen und Tierwohlstandards bei allen Tierarten über deren gesamten Lebenszyklus zu ermöglichen Positives Zukunftsbild der österreichischen Landwirtschaft definieren Absatzmärkte schaffen Verpflichtende Kennzeichnung auch nach der Haltungsform Rechtliche Rahmenbedingungen Umstellung fördern Herausforderung für die Zukunft: Positives Zukunftsbild Grundsätze des Tierschutzes mit Leben erfüllen Heimische Landwirtschaft soll sich bei der Behandlung der Tiere positiv vom Durchschnitt abheben Produkt- und Prozessqualität Orientierung an EU-Mindeststandards bietet keine Perspektive für österr. Landwirtschaft: Gold plating hier unabdingbar

Herausforderung für die Zukunft: Absatzmärkte Umstellung der Beschaffung durch die öffentliche Hand (Bund, Länder, Gemeinden) auf Produkte mit hohen Tierwohlstandards à Tierwohlkriterien in der Vergabepraxis verankern Bewusste Konsumentscheidungen erleichtern (insbes. Kennzeichnung)- Entwicklung eines staatlichen Tierwohlgütesiegels Exportchancen: tierwohlorientierte Konsumenten in Nachbarländern Herausforderung für die Zukunft: Verpflichtende Kennzeichnung nach Haltungsform Positivbeispiel Schaleneier anzustreben: Ampelsystem Neues Regierungsprogramm: Verbesserung der Kennzeichnung von Lebensmitteln (Herkunft und Produktionsstandards)

Herausforderung für die Zukunft: Förderungssystem umstellen à Verfügbare Fördermittel in Richtung Tierwohl und Umstellung auf tierfreundlichere Systeme umschichten (z.b. GAP) Danke für die Aufmerksamkeit! Nicolas Entrup Shifting Values e.u. www.shiftingvalues.com 23.01.2018