Allgemeine Psychologie I Vorlesung 3 Prof. Dr. Björn Rasch, Cognitive Biopsychology and Methods University of Fribourg 1
Allgemeine Psychologie I Woche Datum Thema 1 FQ 20.2.13 Einführung, Verteilung der Termine 1 24.9.13 Einführung und Grundlagen 2 2.10.13 Wahrnehmung 3 9.10.13 Psychophysik 4 16.10.13 Visuelle Wahrnehmung I 5 23.10.13 Visuelle Wahrnehmung II 6 30.10.13 Auditive Wahrnehmung 7 6.11.13 Schmerz, Geruch, Geschmack 8 13.11.13 Aufmerksamkeit 9 20.11.13 Exekutive Kontrolle 27.11.13 ---- Fällt aus ----- 10 4.12.13 Arbeitsgedächtnis 11 11.12.13 Langzeitgedächtnis I 12 18.12.13 Langzeitgedächtnis II 2
Klausur: Beispielfragen 3
Wahrnehmung } Verarbeitung } Reizinformationen werden intern verarbeitet } Bottom-up Prozess: } Datengeleitet, von den Daten her kommend } Merkmale eines Musters für komplexe Wahrnehmungsleistung genutzt } Im Gedächtnis verfügbare Informationen nichtgenutzt } SchnelleVerarbeitung (ca. 200 ms) } Top-down Prozess } Verarbeitung von im Gedächtnis vorhandenen Informationen beeinflusst } Bsp.: Scheinkonturen } Extrem Beispiel Visuelle Vorstellung bei geschlossenen Augen 4
Klausur: Beispielfragen 5
Wahrnehmung } Dorsaler vs. ventraler Pfad der Wahrnehmung } Dorsaler Pfad: Visuelle Handlungssteuerung } Dorsal: rückenwärts, zum Rücken hin } Ventraler Pfad: Objekterkennung } Ventral: bauchwärts, zum Bauch hin } (grösstenteils) unabhängige Repräsentationen } https://www.youtube.com/watch?v=za-_ourkqw4 Milner & Goodale (1995) 6
} Definition Psychophysik: } Erfassung des Zusammenhangs zwischen Eigenschaften eines physikalischen Reizes und der subjektivenwahrnehmung } Auch in Verbindung mit neurowissenschaftlichen Methoden } Klassische Psychophysik } Methodeninventar zur Erfassung von Wahrnehmungsschwellen 7
} Ernst Heinrich Weber (1795-1878) } WichtigsterVorläufer } Experimente zur Hautsensibilität } Entdeckung des Webergesetzes } Gustav Theodor Fechner (1801-1877) } Begru nder der Psychophysik } Webergesetz, Fechnergesetz } Innere und äussere Psychophysik 8
} Sinne als Messinstrumente 9
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} Wahrnehmungsschwellen } Übergang von einer perzeptiven Erfahrung zu einer anderen als Resultat einer minimalen Änderung des physikalischen Reizes } Beispiele: } Welchen Abstand müssen zwei Druckreize haben, um sie als zwei Berührungenwahrzunehmen? } In welchem zeitlichen Abstand müssen zweitöne präsentiert werden, um sie als zweitöne wahrzunehmen? } Wie schnell muss sich ein Reiz bewegen, damit seine Bewegung wahrgenommenwird? } Absolutschwelle } Geringste Intensität eines Reizes fürbewusstewahrnehmung } Unterschiedsschwelle } Minimale Änderung des Reizes, die bewusst wahrgenommen wird 11
} Schwellen sind nicht in jeder Situation gleich } Hörschwellen: } Unterschiede zwischen Individuen / mit demalter } Abhängig von situativen Variablen Müdigkeit, Motivation, Ablenkung, Drogen etc. } Lage der Schwelle schwankt } Psychometrische Funktion } Schwelle: 50% der Reize wahrgenommen, 12
} Ist Wahrnehmung kulturell unterschiedlich? 13
} Methoden der Schwellenbestimmung } Methode der Herstellung } Beobachter kontrolliert die Reizintensität } Variiert die Reizintensität bis zu einer Änderung der Wahrnehmung } Methoden der konstanten Reize } Versuchsleiter kontrolliert die Reizdarbietung } Versuchsperson gibt an, ob Reiz wahrgenommenwurdeoder nicht } ErmöglichtErstellungeiner psychometrischen Funktion } Adaptive Methode } Nächster Reiz von der Beurteilung des letzten Reizes abhängig Richtige Beurteilung: Reizintensität verringert FalscheBeurteilung: Reizintensität erhöht } Effizient } Problem der Antworttendenzen / Antwortverzerrungen 14
} Signaldetektionstheorie } Annahme: zweistufiger Urteilsprozess } Sensorischer Prozess erstellt interne Repräsentation } Entscheidungsprozess wahrgenommen ja oder nein } Berechnung von zwei Parametern } d (d-prime): Sensitivität der Wahrnehmung } c: Antwortkriterium 15
} Ernst Heinrich Weber } Bestimmung von Unterschiedsschwellen } Wie stark müssen sich zwei Reize unterscheiden um wahrgenommenzu werden? } Das Weber sche Gesetz } Unterschiedsschwellen stehen in einem konstanten Zusammenhang mit der Reizintensität } Je grösser die Reizintensität, desto grösser die Unterschiedsschwelle } Je kleiner die Reizintensität, desto kleiner die Unterschiedschwelle } Beispiel: } Ist ein Ton leise, so wird bereits eine kleineveränderung der Lautstärke wahrgenommen } Ist ein Ton laut, wird erst eine starkeveränderung der Lautstärke wahrgenommen 16
} Das Weber sche Gesetz } Beispiel Gewichte Weber schegesetz: ΔR = k R mit k: Weber Konstante 17
} Weberkonstanten für verschiedene Empfindungen 1,3% 2,0% 2,2% 2,9% 4,8% 7,9% 8,3% } Die Weber-Konstante ist nur in mittleren Intensitätsbereichen konstant } gilt nichtbei sehr niedrigeroder sehr hoher Reizintensität 18
} Gustav Theodor Fechner (1801-1877) } Begru nder der Psychophysik } Webergesetz, Fechnergesetz } Innere und äussere Psychophysik 19
} Unterscheidung äussere und innere Psychophysik (Fechner) 20
} Unterscheidung äussere und innere Psychophysik (heute) 21
} Beispiel für äussere Psychophysik 22
} Beispiel für innere Psychophysik 23
} Gustav Theodor Fechner } Zusammenhang zwischen Empfindungsstärke und physikalischer Reizintensität } Wie laut empfindet ein Mensch einen Ton mit einer bestimmten Intensität? 24
} Fechner sche Gesetz } Trifft nicht immer zu } Bsp: elektrische Schocks } Potenzgesetz nach Stevens 25 } Die Empfindungsstärke E ist eine Potenzfunktion der Reizintensität } Exponent n variiert nach Reizdimension } n < 1 } Empfindungsstärke ändert sich schwächer bei wachsender Reizintensität } n > 1 } Empfingungsstärkeändert sich stärker bei wachsender Reizintensität
} Exponenten des Potenzgesetzes nach Stevens (1962) 26
} Intermodaler Vergleich } Empfindungsstärke wird auf zwei Dimensionen angegeben } Bsp.: Helligkeit eines Lichtreizes durch Handkraft } Ergibt ebenfalls Potenzfunktion } Neuer Exponent entsprichtverhältnis der einfachen Exponenten nach Stevens 27
Take-Home Messages } Psychophysik } Erfassung des Zusammenhangs zwischen Eigenschaften eines physikalischen Reizes und der subjektiven Wahrnehmung } Weber sche Gesetz } Unterschiedsschwellen stehen in einem konstanten Zusammenhang mit der Reizintensität (Weber sche Konstante) } Steven sches Potenzgesetz } Die Empfindungsstärke E ist eine Potenzfunktion der Reizintensität 28