Schulungskonzept zur Erbingung von Leistungen gemäß 45a SGB XI

Ähnliche Dokumente
Qualifikation ehrenamtlich Tätiger für haushaltsnahe Dienstleistungen

Qualifikation nicht ehrenamtlich Tätiger (Angestellte) in haushaltsnahen Dienstleistungen

Pflege-Betreuungs-Verordnung (PflBetrVO) vom des Landes Sachsen-Anhalt

Aktuelle Herausforderungen und Reformen im Bereich der Pflege und Betreuung zu Hause Deutschland

Tätigkeitsbericht Betreuungsangebot sowie Betreuungs- und Entlastungsangebot (Kombi)

Demenz und Pflege. Die Landesvereinigung für Gesundheit und Akademie für Sozialmedizin Niedersachsen e.v. Birgit Wolff

Curriculum. Schulung von ehrenamtlichen Helfer*innen in niedrigschwelligen Betreuungs- und Entlastungsangeboten in Bremen

Niedrigschwellige Betreuungsangebote für Russischsprachige in Nürnberg

Ministerium für Soziales und Integration

Information zu den Angeboten zur Unterstützung im Alltag nach 45a SGB XI

Leben zu Hause was bietet das PSG II für Menschen mit Unterstützungsbedarf?

Angebote 2017 der Fachstelle für pflegende Angehörige im Westlichen Landkreis Starnberg, Nachbarschaftshilfe Inning

Angebote zur Unterstützung im Alltag aktueller Stand. Fachtag Nürnberg, den 22. Februar 2019

Vortrag. Niedrigschwellige Betreuungsangebote für den gerontopsychiatrischen Bereich und für geistig behinderte ältere Menschen

Gesundheitsamt Richtlinien zur saarländischen Verordnung


Strukturelle Anbindung von niedrigschwelligen Betreuungsangeboten. Tania-Aletta Schmidt/ Birgit Wolff

Pflege-Weiterentwicklungsgesetz

Die Pflegestärkungsgesetze mehr Flexibilität in der ambulanten Versorgung. MRin Katja Streppel 25. April 2017

FAPIQ - INFORMATIONEN

Nachholbildung Fachfrau / Fachmann Gesundheit EFZ. Kompetenzprofil gemäss Bildungsplan Berufskunde

Umsetzung PSG I Niedrigschwellige Betreuungs- und Entlastungsangebote. Dr. Gabriele Hartl Nürnberg, den 16. März 2016

Demenz und Migration. Workshop am in Kiel Uhr. Fachstelle für pflegende Angehörige Nürnberg

AOK- PFLEGEKURSE. Unterstützung für eine große Herausforderung

Wohngemeinschaft. für Menschen mit demenzieller Erkrankung. Grenzstraße Leipzig OT Holzhausen

Gäste mit Demenz im Landhaus Fernblick nach Altersgruppen und Pflegestufen Auswertungszeitraum:

Quelle: Fundstelle: Nds. GVBl. 2017, 311 Gliederungs-Nr:

Demenzfreundlicher Montessori- Lebensbegleiter im Alltag

Erläuterungen zum Erhebungsbogen über die Anerkennung niedrigschwelliger Betreuungs- / Entlastungsangebote nach 45b Abs. 1 Satz 6 Nr.

Auswirkungen der Pflegereform auf die Versorgungsstrukturen für Menschen mit Demenz - auf Landesebene und im kommunalen Bereich

Vom 28. März Artikel 1. Zuständige Behörde

HAUSWIRTSCHAFT UND DIENSTLEISTUNGEN IM KONTEXT VON

Empfehlungen des GKV-Spitzenverbandes 1 und des Verbandes der Privaten Krankenversicherung e. V.

Merkmale und Voraussetzungen für die Anerkennung von Angeboten zur Unterstützung im Alltag nach 45a SGB XI

Kostenübernahme. durch alle Pflegekassen möglich. Senioren und Familien zu Hause umsorgen

Informationen zu den Änderungen des Pflegestärkungsgesetz II

2. Fachtagung der Engagementwerkstatt Berlin Freiwilligendienste und Pflege

Pflegekonzept der AOK Niedersachsen

Geschäftsführer der Caritas-Altenhilfe für die Region Konstanz 3

Berufspraktische Kompetenz Bereich Sozialpflege 1. Schuljahr 1

Die neue Pflegegesetzgebung welche Rolle spielen hauswirtschaftliche Leistungen? Dr. Bernhard Opolony 23. November 2016

Zusammenarbeit in der Versorgung

Pflegestärkungsgesetz/ Eingliederungshilfe

Begleitetes Wohnen e.v.

Kurzkonzeption für Zusätzliche Betreuungs- und Entlastungsleistungen nach SGB XI

Konzepten im Engagementbereich Pflege

Qualifikation leitender Fachkräfte und selbständig Tätiger in haushaltsnahen Dienstleistungen

Gesundheitsamt Richtlinien des Regionalverbandes Saarbrücken

Warum ist es sinnvoll, mehr Geld für die Unterstützung im Alltag einzusetzen?

Leistungen der Pflegeversicherung

Andrea Spanuth. Pflegestärkungsgesetz I und PSG II Relevanz für die Eingliederungshilfe. Präsentationsvorlage

Abrechnungsmöglichkeiten des 45 SGB XI. Ehrenamtlicher Seniorenbegleitservice der Stadt Dortmund. Sabine Dahlmann, Koordinatorin

Kontaktstelle PflegeEngagement Marzahn-Hellersdorf

Verordnung der Landesregierung über die Anerkennung der Angebote zur Unterstützung im Alltag nach 45a Absatz 3 SGB XI

Antrag auf Anerkennung eines Angebots zur Unterstützung im Alltag. Anerkennung als Einzelperson - 1 -

PSG II. Änderungen ab dem

Caritas. Nah. Am Nächsten.

Niedrigschwellige Betreuungs- und Entlastungsangebote (NBEA) 1. für die Zielgruppe Menschen mit Unterstützungsbedarf

Anerkennung von niedrigschwelligen Betreuungsangeboten

Ambulanter Krankenpflegedienst (AHZ) Ingbert Ochs GmbH Marktplatz 3 / Rheinstr. 4b Oberwesel

Wir sind für Sie da. Ambulanter Pflegedienst. Altenhilfe der Stadt Augsburg

Überblick Merkmale und Voraussetzungen für die Anerkennung von niedrigschwelligen Betreuungs- und Entlastungsangeboten

Abkürzungsverzeichnis Einführung... 13

Pflegestärkungsgesetze. Interessenverband Contergangeschädigter NRW e.v. copyright Nicole Soppa

Neu seit dem

Prävention und Pflegebedürftigkeit

PFLEGEPROTOKOLL. Fragebogen zur Vorbereitung auf die Begutachtung. Angaben zur pflegebedürftigen Person:

Für pflegende Mitarbeiterinnen

Versicherung/Versicherungsnummer

PFLEGEPROTOKOLL. Datum: Fragebogen zur Vorbereitung auf die Begutachtung. Angaben zur pflegebedürftigen Person:

eine helfende Hand zu haben Betreuungsangebote für Familien und ältere Menschen

Copyright spectrumk. Pflegekurse. Pflegekurse für Angehörige und ehrenamtliche Pflegepersonen

Institut für Sozialrecht und Sozialpolitik in Europa

Agentur zum Auf- und Ausbau von Angeboten zur Unterstützung im Alltag

Pflegeprotokoll. Datum: Fragebogen zur Vorbereitung auf die Begutachtung

KOMPETENT IM EHRENAMT. Umsetzungsideen und Erfahrungsaustausch zur Ausgestaltung niedrigschwelliger Betreuungs- und Entlastungsangebote.

Pflege-Betreuungs-Verordnung (PflBetrV0). Vom 13. Februar 2017.

Behörde für Gesundheit und Verbraucherschutz

Verortung pflegerischer Betreuungsmaßnahmen

Mecklenburg-Vorpommern: Das Dienstleistungsportal

vigo Service AOK Pflegeleitstelle Demenz

Fachstelle Altern und Pflege im Quartier im Land Brandenburg. Impulse, Ideen und Beratung rund ums Thema Älter werden im vertrauten Lebensumfeld

PFLEGEN UND BETREUEN ZU HAUSE. Unterstützung für eine große Herausforderung

Pflegereform Verbesserungen für Pflegebedürftige und ihre Angehörigen

Was bringt das PSG II?

Unterrichtsgestaltung und Lehrgangskonzepte

Das Pflegestärkungsgesetz II gesetzliche Änderungen ab

Die Gutachterin oder der Gutachter ist dabei auf Ihre Mithilfe angewiesen, denn beim Hausbesuch kann nur eine Momentaufnahme erhoben werden.

Neuer Pflegebedürftigkeitsbegriff neues Angebotsprofil für die ambulante Pflege und Betreuung von Menschen mit Demenz

Empfehlungen über die konkreten Voraussetzungen, Ziele, Inhalte und Durchführung der Modellvorhaben nach 123 Absatz 4 SGB XI

Die Pflegestärkungsgesetze

Allgemeine Informationen. Voraussetzungen für die Anerkennung

Selbsthilfe Demenz: Hilfe und Entlastung für Angehörige Ursula Helms, NAKOS, Neuwied,

Betreuungskraft in Pflegeheimen nach 87 b, Abs. 3, Sozialgesetzbuch

Ökumenische Sozialstation Prien Was bringt das neue Pflegestärkungsgesetz (PSG II)? Ökumenische Sozialstation Prien PSG II

stand.punkt Mitarbeiterseite der Arbeitsrechtlichen Kommission des Deutschen Caritasverbandes

Transkript:

Schulungskonzept zur Erbingung von Leistungen gemäß 45a SGB XI 01.01.2019

Schulungskonzept zur Erbringung von Leistungen Die Schulung nach dem folgenden Konzept soll auf das ehrenamtliche und nicht ehrenamtliche Erbringen von Leistungen im Rahmen verschiedener Angebote zur Unterstützung im Alltag vorbereiten. Diese umfassen sowohl Entlastungsleistungen, wie haushaltsnahe Dienstleistungen, Alltagsbegleitung und Pflegebegleitung als auch den Einsatz in Betreuungsgruppen, ehrenamtlichen Helferkreisen und in der Tagesbetreuung in Privathaushalten. Obwohl sich diese Unterstützungsangebote hinsichtlich ihrer Zielsetzung und Zielgruppe unterscheiden, zeigen sich in der Praxis Schnittstellen und überlappende Aufgabenbereiche. Diese Erfahrung aufgreifend wird, zur Vorbereitung auf den Einsatz in den unterschiedlichen Tätigkeitsfeldern, das folgende integrierende Schulungskonzept angeboten. Den an der Schulung teilnehmenden Personen soll damit auch der Wechsel zwischen unterschiedlichen Angebotsformen zur Unterstützung im Alltag erleichtert und den Trägern ein flexibler Einsatz der geschulten Helfenden ermöglicht werden. Das Schulungskonzept basiert auf den Empfehlungen des GKV-Spitzenverbandes und des Verbandes der Privaten Krankenversicherung e.v. zur Förderung von Angeboten zur Unterstützung im Alltag, ehrenamtlichen Strukturen und der Selbsthilfe sowie von Modellvorhaben zur Erprobung neuer Versorgungskonzepte und Versorgungsstrukturen nach 45c Abs. 7 i. V. m. 45d SGB XI vom 24.07.2002 sowie zur Förderung regionaler Netzwerke nach 45c Abs. 9 SGB XI. Das Schulungskonzept umfasst insgesamt 40 UE 1 und umfasst die folgenden drei Module: Modul Titel ZRW 2 in UE 1 Betreuung Pflegebedürftiger 15 2 Kommunikation und Begleitung 15 3 Unterstützung bei der Haushaltsführung 10 40 Zur Anbahnung der als Lernziele formulierten Kompetenzen werden die jeweils genannten Inhalte empfohlen. Im Folgenden bezieht sich die Bezeichnung Helfende mit dem Ziel der besseren Lesbarkeit auf ehrenamtliche und nichtehrenamtliche Leistungserbringerinnen und Leistungserbringer gemäß 45a SGB XI. 1 2 1

Modul 1: Betreuung Pflegebedürftiger ZRW 3 : 15 UE 4 Die Helfenden 5 begleiten und betreuen pflegebedürftige Menschen, wobei sie deren individuellen Gewohnheiten und Vorlieben berücksichtigen. Sie erkennen den bestehenden Hilfe- und Unterstützungsbedarf der zu betreuenden Personen. Je nach deren vorhandenen Ressourcen leiten sie zur Ausübung von Alltagsverrichtungen an oder übernehmen diese für die pflegebedürftigen Personen. Auf der Grundlage ihres Basiswissens über wesentliche Krankheitsbilder sowie der pflegerischen Versorgung tragen sie zu einer bedürfnisorientierten Tagesgestaltung bei. Die Helfenden erkennen somatische und kognitive Beeinträchtigungen sowie Verhaltensauffälligkeiten, bewältigen herausfordernde Situationen, insbesondere im Umgang mit demenziell erkrankten Personen und richten ihren sensiblen und wertschätzenden Umgang mit pflegebedürftigen Personen personenzentriert aus. In lebensbedrohlichen Situationen reagieren die Helfenden adäquat. Im Kontakt mit Außenstehenden berücksichtigen sie die rechtlichen Rahmenbedingungen ihres Tätigkeitsfeldes. Alterstypische Erkrankungen bzw. Einschränkungen, insbesondere o Demenz o Zustand nach Apoplex o Multimorbidität Grundlagen der pflegerischen Versorgung o Ressourcenorientierter Ansatz o Biografiearbeit o Aktivierung o Validation o Umgang mit Hilfsmitteln (z.b. Rollator, Rollstuhl, Brille, Hörgerät) Möglichkeiten der Alltagsbegleitung Notfallhandeln: o Überprüfung der Vitalzeichen o Absetzen eines Notrufs o lebensrettende Sofortmaßnahmen Rechtliche Rahmenbedingungen (Schweigepflicht, Datenschutz) 3 4 5 2

Modul 2: Kommunikation und Begleitung ZRW 6 : 15 UE 7 Die Helfenden 8 nehmen das sie bei ihrem Einsatz als Hilfeleistende umgebende soziale Umfeld wahr und gehen mit Pflegebedürftigen und ihren pflegenden Angehörigen empathisch und wertschätzend um. Ihre personen- und situationsorientierte Kommunikationsfähigkeit ermöglicht ihnen einen adäquaten Umgang mit Konfliktsituationen. Die Helfenden unterstützen Pflegebedürftige und pflegende Angehörige in ihrer Autonomie und motivieren sie ggf. dazu, ihre zukünftigen Belange selbst zu regeln. Insbesondere pflegenden Angehörigen bieten die Helfenden beratende und emotionale Unterstützung. Die Belastung der pflegenden Angehörigen sowie die Bedeutung eines tragfähigen sozialen Netzwerkes sind ihnen bewusst. Sie erkennen eine Überforderung der pflegenden Angehörigen und stärken die Fähigkeit zur Selbsthilfe. Die Helfenden ordnen regional zur Verfügung stehende Angebote für Pflegebedürftige und pflegende Angehörige vor dem Hintergrund der durch die Pflegeversicherung gegebenen Rahmenbedingungen ein und unterstützen die bedarfsspezifische Inanspruchnahme durch die Pflegebedürftigen und pflegenden Angehörigen. Die Helfenden reflektieren ihre Rolle im jeweiligen Unterstützungs- und Hilfenetz der pflegebedürftigen Person sowie der Pflegeperson, arbeiten mit diesen Personen sowie mit ehrenamtlichen und hauptamtlichen Helfern zusammen und reagieren flexibel auf sich verändernde Bedarfe. Die Helfenden hinterfragen kritisch ihre Haltung, erkennen ihre Grenzen und passen ihr Handeln entsprechend an. Kommunikation und Gesprächsführung: o Verbale/nonverbale Kommunikation o Regeln einer wertschätzenden Kommunikation o Strategien zur Konfliktlösung o Grundsätze der Kommunikation mit Menschen mit Demenz Subjektive und objektive Belastungsfaktoren pflegender Angehöriger Selbstfürsorge pflegender Angehöriger Beratungs-, Entlastungs-, Betreuungs- und Pflegeangebote im regionalen Kontext Zusammenarbeit und Vernetzung mit allen Akteuren zur Optimierung der Situation des Betroffenen Grundlagen der Pflegeversicherung und des Betreuungsrechts Rolle der Helfenden und Selbstmanagement 6 7 8 3

Modul 3: Unterstützung bei der Haushaltsführung ZRW 9 : 10 UE 10 Die Helfenden 11 unterstützen pflegebedürftige Personen bei der Haushaltsführung und übernehmen zeitweise entsprechende Tätigkeiten, wobei sie die Grundsätze eines hygienischen Vorgehens berücksichtigen. Bei der Speiseplanung und -zubereitung berücksichtigen die Helfenden individuelle Bedürfnisse und Gewohnheiten sowie vorliegende Erkrankungen. Die pflegebedürftige Person beziehen sie im Sinne der Aktivierung entsprechend der jeweils vorhandenen Ressourcen mit ein. Sie sind sich der Bedeutung der gemeinsamen Erledigung hauswirtschaftlicher Tätigkeiten im Sinne einer sinnstiftenden Betätigung insbesondere für Menschen mit Demenz bewusst. Die Helfenden gehen sicher mit elektrischen Geräten um, erkennen Unfallgefahren und gestalten ein sicheres Wohnumfeld. Grundsätze der Hygiene: o Persönliche Hygiene o Produkt- und Arbeitsplatzhygiene o Hygiene im häuslichen Bereich Reinigung und Pflege des Wohnbereichs: o Mechanische und chemische Reinigungsverfahren o Materialgerechte Auswahl von Reinigungs- und Pflegemitteln Reinigung und Pflege von Textilien: o Waschen unter Berücksichtigung der Pflegesymbole o Schrankfertige Aufbereitung der Wäsche Ernährung und Verpflegung: o Lebensmittelbevorratung und Speisenzubereitung o Ernährungsbezogene Besonderheiten im Alter - Grundregeln der Ernährung bei Diabetes mellitus - Speisenzubereitung bei Schluckstörungen und Demenz - Umgang mit verändertem Trinkverhalten Aktivierende Beteiligung der Pflegebedürftigen an hauswirtschaftlichen Tätigkeiten Unfallverhütung 9 10 11 4