CAREER SERVICE JOBTALK SEMINARE BERATUNG Bewerben in SCHWEDEN Kurz-Leitfaden Bewerbungsunterlagen Bewerbungsprozess Wissenswertes Career Service der WISO-Fakultät Von-Melle-Park 9, 20146 Hamburg Zimmer A 108 Telefon: 040-42838-2790 Email: Erdmute.Schmidt@wiso.uni-hamburg.de
Bewerben in Schweden Gestaltung der Bewerbungsunterlagen Einer der wichtigsten Unterschiede zu Deutschland bei der Bewerbung in Schweden ist, dass dort auch englische Bewerbungen durchaus üblich sind. Dies gilt besonders für Positionen in international agierenden Großunternehmen. Anschreiben und Lebenslauf in schwedischer Sprache sind für einen deutschen Bewerber daher nicht unbedingt erforderlich, jedoch ein Hinweis dafür, dass er die Landessprache beherrscht. Denn obwohl die meisten Schweden sehr gut Englisch sprechen, ist es ohne Kenntnis der schwedischen Sprache immer noch eher schwierig, dort eine Stelle zu finden. Präzise Darstellung von Motivation und Qualifikation Das maschinengeschriebene Anschreiben sollte einseitig und präzise sein. Die Motivation ("Warum bewerben Sie sich als Deutscher bei unserem Unternehmen in Schweden?") und Qualifikation des Bewerbers für die angestrebte Position sollten deutlich vermittelt werden. Dabei können geschickt eingebundene Informationen über Auslandsaufenthalte in Schweden, Sprachkurse, Erfahrungen in ähnlichen Aufgabengebieten und Firmenwissen den gewünschten Eindruck verstärken. Ebenso wie in Deutschland empfiehlt es sich, den Namen des Ansprechpartners herauszufinden und ihn im Anschreiben direkt anzusprechen. Der ebenfalls maschinengeschriebene Lebenslauf darf auch zweiseitig sein; er wird allerdings weder unterschrieben noch datiert. Auch ein Photo muss nicht beigelegt werden. Wenn, sollte es jedoch - in Ihrem eigenen Interesse - von professioneller Qualität sein. Der konkrete Stellenbezug sollte auch beim Lebenslauf selbstverständlich sein, ebenso wie eine klare und übersichtliche Präsentation und die Verwendung ausschließlich hellen, hochwertigen Papiers. Freie Gestaltung des Lebenslaufs Festgeschriebene Regeln hinsichtlich der Gestaltung von Lebensläufen existieren bei der Bewerbung in Schweden zwar nicht; er sollte jedoch in irgendeiner Art chronologisch aufgebaut sein, auf beigefügte Zeugnisse und Unterlagen hinweisen und folgender Inhalte nicht entbehren: Persönliche Angaben (Name, Adresse, Telefonnummer, Alter, Staatsangehörigkeit, Familienstand) Ausbildung (Schule, Beruf, Studium) Berufserfahrung Praktika Besondere Kenntnisse (Sprachen, EDV) Sonstiges (Hobbys, außeruniversitäre oder nebenberufliche Aktivitäten, Stipendien, Veröffentlichungen). Ähnlich wie in Deutschland sollten der Bewerbung in Schweden alle relevanten Praktikums-, Arbeits- Schul- und Ausbildungszeugnisse beigefügt werden. Als Mitglied der EU werden Ihre Ausbildung bzw. ein Diplom oder Staatsexamen in Schweden anerkannt. Sehr wichtige Dokumente sollten Sie von einem professionellen Übersetzungsservice zumindest in Englisch übersetzen lassen. Besonders bei herausragenden Leistungen erhöht sich Ihre Chance auf eine Einladung. Daher empfiehlt es sich zur besseren Vergleichbarkeit für Ihren Ansprechpartner, gute Noten nicht nur anzugeben, sondern diese zu erläutern (z. B. durch "Top 10% des Jahrgangs") die entsprechenden schwedischen Noten zusätzlich anzugeben. 2
Bewerbungsregeln und Auswahlprozess Wer sich für eine Position in Schweden interessiert, dem sei insbesondere die Stellensuche vor Ort oder durch Initiativbewerbungen empfohlen. Sehr erfolgversprechend gerade für Hochschulabsolventen sind darüber hinaus auch Firmenkontaktmessen wie etwa die Armada in Stockholm. Eigene Stellengesuche in Zeitungen sind eher unüblich. Interesse und Sprachkenntnis zeigen Verfügen Sie über sehr gute schwedische Sprachkenntnisse, sollten Sie möglichst früh, d.h. bereits vor dem Einsenden oder - im Gegensatz zu Deutschland - kurz nach dem Eingehen der Bewerbungsunterlagen den telefonischen Kontakt zu den entsprechenden Unternehmen aufnehmen. Während zumindest das zu frühe Nachfragen kurz nach Einsenden der Unterlagen in Deutschland häufig als lästig empfunden wird und daher nicht empfehlenswert ist, gilt dies in Schweden als Zeichen von Motivation und Interesse. Noch wichtiger jedoch ist, dass Sie auf diese Weise die Möglichkeit haben, Bedenken seitens des Unternehmens hinsichtlich eventueller Verständigungsprobleme aus dem Weg zu räumen. Sind Sie aufgrund Ihrer schriftlichen Bewerbung von einem Unternehmen eingeladen worden, haben Sie die erste Prüfung bereits erfolgreich bestanden. Nun folgen - wie in den meisten anderen Ländern auch - als üblicher Weg des Auswahlprozesses ein oder mehrere Bewerbungsgespräche mit den Personal- und Fachabteilungen. Kritischer Blick auf "Gesellschaftsdrogen" Neben gängigen Inhalten wie etwa den Fragen nach der Motivation für die Bewerbung in Schweden, bei genau diesem Unternehmen, der besseren Eignung Ihrer Person gegenüber anderen Bewerbern etc. sind Fragen nach dem Tabak- und Alkoholkonsum durchaus möglich. Dies hat den Hintergrund, dass diese "Laster" in Schweden im Allgemeinen negativer beurteilt werden als in Deutschland. Besonders Frauen können auch nach Ihrer Familiensituation und -planung gefragt werden. Des Weiteren finden in Schweden bei der Auswahl von Bewerbern Tests Anwendung: Diese sind vor allem psychologische Art, allerdings vorrangig bei der Einstellung für gehobenere Positionen. Ob zusätzlich Intelligenztests oder Assessment Center als Auswahlinstrumente zum Einsatz kommen, hängt stark von dem jeweiligen Unternehmen ab. Das Notensystem Das schwedische Notensystem kennt im Gegensatz zu der differenzierten deutschen Fünf- bzw. Sechsstufigkeit lediglich drei Grade, welche den deutschen Entsprechungen wie folgt zugeordnet werden können: Distinction/high pass = sehr gut/gut pass = befriedigend/ausreichend fail = ungenügend/nicht bestanden 3
Wichtiges und Wissenswertes Kulturunterschiede Bürger der EU, Liechtensteins bzw. der Schweiz sind den schwedischen Staatsbürgern gleichgestellt und benötigen somit im Vergleich zu Bürgern aller anderen Länder weder eine Beschäftigungsbewilligung noch eine Arbeitserlaubnis oder einen Befreiungsschein. Allerdings muss auch von EU-Bürgern spätestens nach drei Monaten bei einer der Verwaltungsstellen der Einwanderungsbehörde in Schweden eine Aufenthaltsgenehmigung beantragt werden. (Anschriften in den unterschiedlichen Städten über www.siv.se). Dazu benötigen Sie Ihren Pass oder Personalausweis. Als Arbeitnehmer müssen Sie zudem das Beschäftigungszeugnis Ihres Arbeitgebers vorlegen. Sofern Ihre bescheinigte Beschäftigungszeit ein Jahr überschreitet, wird eine Aufenthaltsgenehmigung von fünf Jahren ausgestellt; ist sie kürzer, genehmigt die Einwanderungsbehörde den Aufenthalt für die aktuelle Beschäftigungszeit. Sachliches und gewissenhaftes Auftreten Schweden sind generell sehr weltoffen und tolerant. Es gibt keine echten Tabus, lediglich Kritik am Königshaus oder Diskussionen über den zweiten Weltkrieg sollten Sie vermeiden. Hierarchische Ebenen haben in Schweden eine eher geringe Bedeutung, so dass Geschäftspartner unabhängig von Ihrem Einfluss in der Firma stets ebenbürtig zu behandeln sind. Auch das mündliche oder schriftliche Benutzen von akademischen Titeln, selbst auf Visitenkarten, ist unüblich und wird als negativ empfunden. Ebenso verhält es sich mit anderen auffälligen Statussymbolen; vermeiden Sie diese - Understatement ist gefragt. Schweden sind ernsthafte und verlässliche Gesprächspartner: Das gesprochene Wort ist bindend, und es wird erwartet, dass dies auch Ihrerseits gilt. Generell sollten Gespräche insbesondere am Anfang einer Geschäftsbeziehung sehr sachlich geführt werden, denn zu den Konventionen in Schweden gehört es beispielsweise auch, erst nach längerer Bekanntschaft witzige oder ironische Bemerkungen zu machen. Versuchen Sie zudem, im Bewerbungsgespräch auf die Wünsche und Erwartungen des Gesprächspartners einzugehen - das Gegenüber um jeden Preis überreden zu wollen, wird als ausgesprochen negativ empfunden. Auch berufliche oder private Unpünktlichkeit fällt insbesondere zu Beginn einer Bekanntschaft sehr unangenehm auf. Gute Job-Aussichten Die durchschnittlichen Einstiegsgehälter in Schweden sind etwa zehn Prozent geringer, Steuern, Abgaben und Lebenshaltungskosten dagegen tendenziell höher als in Deutschland. Aufgrund der im Vergleich zu Deutschland geringeren Arbeitslosigkeit in Schweden sind die Aussichten, dort eine Position zu bekommen, relativ gut. Besonders gesucht sind auch dort Experten im technischen Bereich wie Ingenieure oder EDV-Spezialisten. Auch Pädagogen haben derzeit gute Chancen, sowohl im Bereich der Erwachsenen- und Berufsbildung wie auch an Schulen zur Unterrichtung des Fachs Deutsch. Die durchschnittliche wöchentliche Arbeitszeit in Schweden liegt bei 40 Stunden, Urlaubsanspruch besteht für mindestens 26 Tage. Weiterhin ist es dort oft üblich, an den Wintertagen länger zu arbeiten als an den Sommertagen. Gemäß der Verlässlichkeit des Wortes der Schweden sind sowohl mündliche wie auch schriftliche Arbeitsverträge bindend, gerade als Ausländer sollten Sie jedoch auf einer schriftlichen Fixierung desselben bestehen. Da ohnehin jedes Arbeitsverhältnis nach sechs Monaten per Gesetz zu einem unbefristeten wird, sind befristete Verträge in Schweden die Ausnahme. 4
Typische Fehler Bei der schriftlichen Bewerbung Anschreiben Zu lange Sätze Mangelnde Präzision Kein deutlicher Stellenbezug Allgemeine Floskeln oder Ausdrücke zum Beschreiben der eigenen Fähigkeiten Keine direkte Ansprache eines Verantwortlichen Lebenslauf Kein deutlich chronologischer oder anti-chronologischer Aufbau Nicht erklärte Lücken Allgemeine Gestaltung ohne Bezug zur konkreten Position Unübersichtliche Präsentation Übertriebene Länge (nicht über zwei Seiten) Im Vorstellungsgespräch Unpünktlichkeit "Auflockernde", erheiternde Bemerkungen seitens des Bewerbers Austauschen einer Visitenkarte mit akademischem Grad Unbescheidenes Auftreten Nichteingehen auf die Bedürfnisse und Erwartungen des Gesprächspartners Allgemeines zu Praktika in Schweden Praktikumsplätze sind in Schweden sehr schwer zu finden. Bei der Suche ist daher viel Eigeninitiative nötig. Für viele europäische Länder existieren Praktikumsprogramme, die die Zentralstelle für Arbeitsvermittlung vermittelt. Allerdings gibt es in Skandinavien nur ein Programm für Finnland. Es gibt jedoch Seiten im Internet die dir weiterhelfen können: - Das Schwedische Institut: www.si.se - Datenbank mit Informationen: www.estia.educ.goteborg.se (Mit Rubriken wie Arbeitsmarkt, Studium, Ausbildung, Links zu Unternehmen - Unternehmen / schwedische Gelbe Seiten: www.gulasidorna.se - Schwedische Berufsberatung: www.syoguiden.com 5