Das Integrierte Forschungs- und Behandlungszentrum Transplantation (IFB-Tx) an der Medizinischen Hochschule Hannover



Ähnliche Dokumente
.. für Ihre Business-Lösung

Perspektivenpapier Neue MedieN für innovative der Wert gemeinsamen HaNdelNs formate NutzeN WisseNscHaft im ÖffeNtlicHeN raum

Professionelle Seminare im Bereich MS-Office

Herzlich Willkommen beim Webinar: Was verkaufen wir eigentlich?

RUNDE TISCHE /World Cafe. Themen

Klinisch-Therapeutisches Institut Hamburg

Agieren statt Reagieren. Risikomanagement das Werkzeug der Zukunft

lernen Sie uns kennen...

Pro Jahr werden rund 38 Millionen Patienten ambulant und stationär in unseren Krankenhäusern behandelt, statistisch also fast jeder zweite Deutsche.

Auswertung. Mitarbeiterbefragung zum Leistungsangebot Klinischer Sozialarbeit am Universitätsklinikum Münster

ZIELE erreichen WERTSTROM. IDEEN entwickeln. KULTUR leben. optimieren. KVP und Lean Management:

Tag der Seltenen Erkrankungen Aktionstag im Uniklinikum Aachen

Die Post hat eine Umfrage gemacht

Vorgestellt von Hans-Dieter Stubben

Menschen und Natur verbinden

Welchen Nutzen haben Risikoanalysen für Privatanleger?

Die Lernumgebung des Projekts Informationskompetenz

DER SELBST-CHECK FÜR IHR PROJEKT

Inhalt. Kundenbindung langfristig Erfolge sichern 5 Kundenbindung als Teil Ihrer Unternehmensstrategie 6 Was Kundenorientierung wirklich bedeutet 11

Zukunft der Energie. Anerkennungs- und Förderpreis 2007 für zukunftsweisende Konzepte und Projekte

Was meinen die Leute eigentlich mit: Grexit?

WEGWEISER ZUR EINLAGERUNG VON NABELSCHNURBLUT UND -GEWEBE

Mehr Effizienz und Wertschöpfung durch Ihre IT. Mit unseren Dienstleistungen werden Ihre Geschäftsprozesse erfolgreicher.

Lineargleichungssysteme: Additions-/ Subtraktionsverfahren

Die Gesellschaftsformen

Strategie- und Leitbildentwicklung für die Technische Universität Braunschweig Vorlage zur Senatssitzung am 25. September 2013

Mit dem richtigen Impuls kommen Sie weiter.

Vermögensberatung. Inhalt

Informationen in Leichter Sprache

Informationen zum Thema Europäische Krankenversicherungskarte

Unternehmensleitbild. Vision Mission Werte Spielregeln

»Beschwerdemanagement 2015«

Fragebogen Weisse Liste-Ärzte

How-to: Webserver NAT. Securepoint Security System Version 2007nx

DRG-Management. Erlöse sichern, Verluste meiden, flexibel bleiben!

an die Hochschule und ihre Studierenden. Er gibt auch inhaltlich eine Linie vor: Um ihr gerecht zu werden, muss sie innovative Studiengänge anbieten.

Fachbericht zum Thema: Anforderungen an ein Datenbanksystem

Pädagogik. Melanie Schewtschenko. Eingewöhnung und Übergang in die Kinderkrippe. Warum ist die Beteiligung der Eltern so wichtig?

Wir sind für Sie da. Unser Gesundheitsangebot: Unterstützung im Umgang mit Ihrer Depression

Die Zukunft der Zukunftsforschung im Deutschen Management: eine Delphi Studie

Weiterbildungen 2014/15

Gründe für fehlende Vorsorgemaßnahmen gegen Krankheit

Subpostfächer und Vertretungen für Unternehmen

Nicht über uns ohne uns

Studieren- Erklärungen und Tipps

Innovationszentren in der GKV-Versorgung -

Patientenmobilität an der schweizerischen Grenze

Diese Broschüre fasst die wichtigsten Informationen zusammen, damit Sie einen Entscheid treffen können.

Lassen Sie sich dieses sensationelle Projekt Schritt für Schritt erklären:

PIERAU PLANUNG GESELLSCHAFT FÜR UNTERNEHMENSBERATUNG

Coaching-Projekt: Organisationsoptimierung und Burn-out-Prävention

OUTSOURCING ADVISOR. Analyse von SW-Anwendungen und IT-Dienstleistungen auf ihre Global Sourcing Eignung. Bewertung von Dienstleistern und Standorten

IHR PATIENTENDOSSIER IHRE RECHTE

Pflegende Angehörige Online Ihre Plattform im Internet

WAS finde ich WO im Beipackzettel

ÜBERGABE DER OPERATIVEN GESCHÄFTSFÜHRUNG VON MARC BRUNNER AN DOMINIK NYFFENEGGER

Stiftung für Augenheilkunde an der Medizinischen Hochschule Hannover

In diesem Tutorial lernen Sie, wie Sie einen Termin erfassen und verschiedene Einstellungen zu einem Termin vornehmen können.

Wissenswertes über die Bewertung. Arbeitshilfe

Das große ElterngeldPlus 1x1. Alles über das ElterngeldPlus. Wer kann ElterngeldPlus beantragen? ElterngeldPlus verstehen ein paar einleitende Fakten

Der Anspruch an eine ethische Nutzen- und Kostenbewertung

Die Forschung mit embryonalen Stammzellen ist ethisch nicht akzeptabel

Weiterbildungsangebote des Sommersemesters 2014 für Personalangehörige der Universität des Saarlandes

Ergebnisse der Befragung auf dem 11. Karrieretag Familienunternehmen

Ein neues System für die Allokation von Spenderlungen. LAS Information für Patienten in Deutschland

Altern ohne Alzheimer: Herausforderung für die Gesundheitsforschung. Rede der Bundesministerin für Bildung und Forschung, Dr. Annette Schavan, MdB,

Ich freue mich, heute gemeinsam mit Ihnen den Spatenstich zum Ersatzneubau für das Institut für Anorganische Chemie vorzunehmen.

Umstieg auf Microsoft Exchange in der Fakultät 02

Deutsches Forschungsnetz

Grußwort zur Vorlesungsreihe Leitbild Nachhaltiugkeit, Themenabend

SEMINARREIHE MEDIZINETHIK

Glaube an die Existenz von Regeln für Vergleiche und Kenntnis der Regeln

Agile Enterprise Development. Sind Sie bereit für den nächsten Schritt?

RWE Service. lieferantenmanagement. Konzentration auf die Besten gemeinsam sind wir stark

Wege zur Patientensicherheit - Fragebogen zum Lernzielkatalog für Kompetenzen in der Patientensicherheit

WICHTIGER HINWEIS: Bitte fertigen Sie keine Kopien dieses Fragebogens an!

Die 7 wichtigsten Erfolgsfaktoren für die Einführung von Zielvereinbarungen und deren Ergebnissicherung

Kundenbefragung als Vehikel zur Optimierung des Customer Service Feedback des Kunden nutzen zur Verbesserung der eigenen Prozesse

SWOT Analyse zur Unterstützung des Projektmonitorings

Das Praktische Jahr. Informationen für Medizinstudenten

Leichte Sprache Informationen zum Europäischen Sozialfonds (ESF) Was ist der Europäische Sozialfonds?

GLEICH WEIT WEG. Aufgabe. Das ist ein Ausschnitt aus der Tausenderreihe:

Einleitung: Frontend Backend

Begeisterung und Leidenschaft im Vertrieb machen erfolgreich. Kurzdarstellung des Dienstleistungsangebots

SSI WHITE PAPER Design einer mobilen App in wenigen Stunden

Sicher durch das Studium. Unsere Angebote für Studenten

Sichere Anleitung Zertifikate / Schlüssel für Kunden der Sparkasse Germersheim-Kandel. Sichere . der

infach Geld FBV Ihr Weg zum finanzellen Erfolg Florian Mock

Einführung und Kurzfragebogen Ihrer Corporate Identity.

I. Allgemeine Angaben zur Person und zum Unternehmen

Mitteilung zur Kenntnisnahme

Ist Excel das richtige Tool für FMEA? Steve Murphy, Marc Schaeffers

Auslobung des Wettbewerbs Reinickendorfer Frauen in Führung

Proof Points Setzen wir um Setzen wir nicht um. a. Trainee-Programme sind als Bestandteil unserer HR-Strategie im Unternehmen fest etabliert.

Mehrwerte aus SAM-Projekte generieren AVISPADOR

Neue Patientenleitlinie zu Colitis Ulcerosa erschienen

BETRIEBS- KRANKENKASSE

Damit hat Ihr Klient nicht gerechnet.

DAS GRÜNE REZEPT. Für eine sichere Medikation mit rezeptfreien Arzneimitteln

Wichtiges Thema: Ihre private Rente und der viel zu wenig beachtete - Rentenfaktor

Transkript:

Das Integrierte Forschungs- und Behandlungszentrum Transplantation (IFB-Tx) an der Medizinischen Hochschule Hannover Andreas Tecklenburg Einleitung Die medizinische Forschung umfasst zwei große Bereiche, nämlich zum einen die klinische und patientenorientierte Forschung und auf der anderen Seite die Grundlagenforschung. Spitzenforschung erfordert, dass diese Bereiche eng miteinander interagieren. Dies hat das Bundesministerium für Bildung und Forschung (BMBF) bereits 2006 erkannt und einen ersten Aufruf zur Antragsstellung für sog. Integrierte Forschungs- und Behandlungszentren (IFBs) formuliert. Ein zweiter Aufruf erfolgte im Jahre 2007. Dabei hat das BMBF die Zielsetzung ausgegeben, dass für mindestens fünf Jahre Forschungsschwerpunkte gebildet werden, innerhalb deren sowohl exzellente Grundlagenforschung als auch zukunftsweisende patientenorientierte Forschung im Themenfeld des jeweiligen IFBs durchgeführt wird. Neu war dabei, dass nicht nur die Forschungsinhalte festgelegt, sondern auch nachhaltige Strukturen etabliert werden, in denen junge Forscherinnen und Forscher eine Karriere aufbauen können. Die antragsstellenden Hochschulen waren aufgerufen, eine langfristig angelegte Gesamtstrategie für ihren IFB zu entwickeln. Und selbstverständlich war gefordert, neben den Fördermitteln des BMBF auch weitere Drittmittel für dieses Projekt zu akquirieren. 442

Das Integrierte Forschungs- und Behandlungszentrum Im Folgenden wird im Schwerpunkt auf das Integrierte Forschungs- und Behandlungszentrum Transplantation der Medizinischen Hochschule Hannover eingegangen und das Projekt vorgestellt. Die Ziele der IFBs Das BMBF hat für die IFBs drei wesentliche Ziele formuliert: 1. Schaffung eines attraktiven internen Umfeldes für klinische Spitzenforschung Basis für eine klinische Spitzenforschung ist die enge Interaktion zwischen Grundlagen- und patientenorientierter Forschung. Das gleichrangige Miteinander von Forschungs- und Versorgungsaktivitäten ist dabei ein wesentliches Merkmal der IFB-Zentren. Eine weitere Voraussetzung für die Spitzenforschung ist es, den angeworbenen exzellenten Wissenschaftlern die notwendigen Freiräume für Forschung zu geben. Alle wissenschaftlichen Mitarbeiter sollten die Möglichkeit haben, während ihrer beruflichen Laufbahn die Schwerpunkte in Forschung, Lehre und/oder Krankenversorgung flexibel gestalten zu können. 2. Bessere Karriereoptionen für den wissenschaftlichen Nachwuchs Die IFBs sind so gestaltet, dass für alle Ebenen des wissenschaftlichen Werdeganges bis hin zur Forschungsprofessur Beschäftigungsmöglichkeiten bestehen. Die Karriereentwicklung der MitarbeiterInnen und deren Förderung liegen dabei bei den einzelnen IFBs. 443

Andreas Tecklenburg 3. Hohe Qualität der patientenorientierten Forschung Die hohe Qualität der patientenorientierten Forschung soll durch enge und effektive Zusammenarbeit zwischen den klinischen und experimentellen Abteilungen erreicht und gewährleistet werden. Ziel ist es, die Translation von Forschungsergebnissen in neue Behandlungsformen zu unterstützen; die Validierung der Ergebnisse erfolgt durch in den IFBs durchgeführte klinische Studien. Dies führt zu einem schnellen Transfer der neuen Behandlung in die Breitenversorgung. 1 Sehr richtig formuliert das BMBF, dass die einzelnen Zentren langfristig dazu beitragen, die Akzeptanz der patientenorientierten Forschung sowohl für den wissenschaftlichen Nachwuchs als auch aufseiten der Patienten zu erhöhen. Ministerin Schavan formulierte die Zielsetzung folgendermaßen: Mit den Integrierten Forschungs- und Behandlungszentren (IFB) unterstützt das BMBF die enge Verknüpfung von Forschung und Patientenversorgung. So können Patienten schneller von den neuesten Forschungsergebnissen profitieren. Ausschreibungsverfahren Nach dem ersten Aufruf im Jahr 2006 wurden 43 Skizzen eingereicht, woraufhin drei Projekte aufgefordert wurden, einen Vollantrag zu schreiben. Diese drei Projekte wurden auch bewilligt, und zwar mit einem Start im Jahre 2008. Dieses war zum einen das Centrum für Schlaganfallforschung in Berlin, das Centrum für chronische Immundefizienz in Freiburg sowie das Integrierte Forschungs- und Behandlungszentrum Transplantation in Hannover. Für den zweiten Aufruf 2007 wurden 16 Skizzen eingereicht. Fünf davon führten zu einer Aufforderung zum Vollantrag. Diese fünf wurden auch bewilligt, und zwar mit ei- 444

Das Integrierte Forschungs- und Behandlungszentrum nem Start im Jahre 2009 oder 2010: das IFB Sepsis und Sepsisfolgen in Jena, das IFB Adipositas-Erkrankungen in Leipzig, das Centrum für Thrombose und Hämostase in Mainz, das Zentrum für Schwindel in München sowie das Deutsche Zentrum für Herzinsuffizienz in Würzburg. Allen diesen Förderprojekten gemeinsam ist der Gedanke, im Hinblick auf eine bedeutsame Krankheit eine nachhaltige Forschung und Versorgung aufzubauen, und zwar im Rahmen eines umfassenden Zentrums, welches dann auch das Profil der jeweiligen medizinischen Fakultät bestimmen soll. Dabei soll eine sehr schnelle Translation von Ergebnissen aus der Grundlagenforschung in die angewandte Patientenversorgung ermöglicht werden. Innovative patientenbezogene klinische Forschungen sollen unter Integration möglichst vieler Institutionen eingebunden werden. Die Förderung von Nachwuchswissenschaftlern durch die frühe Selbständigkeit und vor allem eine attraktive Perspektive aufgrund langfristiger Förderungen ist wesentlicher Bestandteil der IFBs. Durch die lange Förderzeit ist auch sichergestellt, dass es zu einer langfristig angelegten Gesamtstrategie kommt mit hoher Kontinuität sowohl der Strukturen als auch der handelnden Personen. Die Entwicklung geeigneter fächerübergreifender Organisationsstrukturen stellt eine besondere Herausforderung dar. Die etablierte Struktur der Universität und der Fakultät sowie der Universitätsklinik müssen neu ausgerichtet werden auf diese Projekte hin. Ein großes Konfliktpotenzial war das Aufbrechen begrenzter Abteilungsstrukturen mit dem Ziel einer stärkeren Interdisziplinarität, und zwar sowohl zwischen der Grundlagenforschung und der klinischen Forschung als auch z. B. zwischen operativen Fächern und konservativen Fächern. So wurde im IFB-Tx für die abdominalen Organe Leber und Niere eine interdisziplinäre Station eingerichtet, auf der Chirurgen und Internisten gemeinsam die Patienten versorgen. 445

Andreas Tecklenburg Das IFB-TX an der Medizinischen Hochschule Hannover Die Organ- und Zelltransplantation hat in den letzten Jahren in Hannover sehr große Fortschritte gemacht. Dennoch bleiben vielfältige Fragestellungen unbeantwortet. So überleben transplantierte Organe noch nicht lange genug, die Nebenwirkungen der immunsuppressiven Therapie sind nach wie vor erheblich und die Sterblichkeit der transplantierten Patienten ist leider immer noch hoch. Die Medizinische Hochschule Hannover (MHH) ist Deutschlands größtes Transplantationszentrum. Einzelne Programme, wie z. B. die Lungentransplantation, haben weltweit eine Spitzenposition. Insofern war es eine logische Folgerung, sich bei dem ausgeschriebenen IFB-Programm des BMBF mit dem Schwerpunkt Transplantationsmedizin zu bewerben. Seit dem Jahr 2008 wird die MHH nun mit insgesamt 25 Mio. Euro über fünf Jahre zum Aufbau des IFB-Tx unterstützt. Das IFB-Tx soll dazu dienen, die Grundlagenforschung und die patientenorientierte Versorgungsforschung in der Transplantationsforschung näher aneinander heranzubringen und die Translation der Grundlagenergebnisse in die Krankenversorgung schneller zu realisieren. Dabei geht die MHH davon aus, dass so neue diagnostische und therapeutische Verfahren wesentlich schneller in die Klinik überführt werden können. Daraus ergeben sich dem Grunde nach drei sehr einfach zu formulierende Forschungsziele: 1. weitere Verbesserung der Transplantationen mit den Indikatoren Organfunktion und Überlebenszeit des Transplantates; 2. optimierter Einsatz der immunsuppressiven Therapie, d. h.: die Dosierung der Immunsuppressiva soll nur so hoch sein wie tatsächlich notwendig bzw. so niedrig wie möglich, damit die Nebenwirkungen minimiert werden; 446

Das Integrierte Forschungs- und Behandlungszentrum Abb. 1: Struktur des IFB-Tx an der Medizinischen Hochschule Hannover 447

Andreas Tecklenburg 3. Senkung der Morbidität und Mortalität transplantierter Patienten durch typische Nebenwirkungen wie Herz- Kreislauf-Versagen, Infektionen, Abstoßungsreaktionen und Tumore. Insgesamt arbeiten 18 Kliniken und 16 Institute sowie fünf sog. Core Facilities in der IFB-Tx-Struktur zusammen. Es war das Ziel, innerhalb des IFB-Tx eine Struktur zu schaffen, die einen möglichst flüssigen interdisziplinären Wissenstransfer zwischen der Klinik und der Grundlagenforschung ermöglicht. Wie sich aus Abbildung 1 ergibt, ist das IFB-Tx nicht einfach nur eine Forschungsgemeinschaft, sondern eine vollständige Forschungsstruktur. Dabei spielen demokratische Gremien eine herausgehobene Rolle. Oberstes Organ ist die Vollversammlung aller im IFB-Tx tätigen Forscherinnen und Forscher. Das ManagementBoard, welches zum Teil aus gesetzten und zum anderen Teil aus gewählten Mitgliedern besteht, fungiert als Verwaltungsrat und legt in Abstimmung mit den wissenschaftlichen Aufsichtsgremien die grundsätzliche Strategie fest. Die administrative Umsetzung wird durch eine eigene IFB-Tx-Geschäftsführung gewährleistet. Die Funktion eines Aufsichtsrats übernehmen ein Scientific Advisory Board innerhalb der MHH sowie ein External Advisory Board mit internationalen Experten auf dem Transplantationsgebiet. Die Forschungsschwerpunkte sind in fünf großen Blöcken organisiert: a. Vorbereitung des Patienten für die Transplantation durch z. B. Bridging-Systeme (Kunstherz) oder Veränderung in den Stammzellen, damit das transplantierte Organ bestmöglich toleriert wird; b. Entwicklung neuer Therapiestrategien zur Minimierung der Minderperfusion des Transplantats und der daraus folgenden Organschädigungen; 448

Das Integrierte Forschungs- und Behandlungszentrum c. Verbesserung der Organtoleranz, Entwicklung neuer Immunstatus-Monitoring-Systeme sowie Maximierung der Effizienz der immunsuppressiven Therapie; d. Entwicklung von Behandlungsmethoden zur Reduzierung der chronischen Organdysfunktion sowie der Abstoßungsreaktion des transplantierten Organs gegenüber dem Empfänger; e. Optimierung und Einführung von rehabilitations- und sportmedizinischen Maßnahmen, um die soziale Reintegration der Transplantatempfänger schnellstmöglich zu realisieren, sowie Reduktion der Begleiterkrankungen mit der Folge einer höheren Überlebenswahrscheinlichkeit für den Patienten. Aus den genannten Fragestellungen ergeben sich vielfältige weitere Forschungsgebiete. Dazu zählt auch die Entwicklung neuer Methoden zur Gewinnung von Stammzellen, um an dieser Stelle potenzielle Risiken zu vermindern. Damit hochkomplexe Einrichtungen nicht mehrfach vorgehalten werden, sind sogenannte Core Facilities, d. h. Kompetenzzentren, eingerichtet worden. Diese sind a. ein Diagnostikzentrum für Transplantations-Labormedizin, b. ein Transplantationszentrum für klinische Forschung und die Entwicklung von Translationsstrategien, c. ein Zentrum für die Prozessierung von Zellen, d. eine zentrale klinische Datenbank mit den entsprechenden IT-Services, e. eine zentrale Zell- und Biopsiebank. Karriereförderung in IFB-Tx Das BMBF hat in seinen Ausschreibungen nicht nur eingefordert, dass eine langfristige Strategie erarbeitet wird, sondern auch, dass der IFB außerdem die Grundlage einer Kar- 449

Andreas Tecklenburg riereförderung für junge Wissenschaftler und Ärzte ist. Durch die langfristige Finanzierung wird die Karriereplanung für Nachwuchsforscher innerhalb des IFB-Tx erleichtert. Abbildung 2 zeigt diese Karriereentwicklung vom Eintritt als Arzt in den IFB-Tx bis hin zur Facharztprüfung und Habilitation und darüber hinaus im klinischen Bereich bis zur Oberarztstelle bzw. Schwerpunktprofessur und dann sogar bis hin zu einer W3-Vollprofessur. Abb. 2: Karriereplanung innerhalb des IFB-Tx Aufgeteilt ist das Ganze in mehrere ineinandergreifende Programme. Für Doktoranden existiert an der MHH ein strukturiertes Programm (StrucMed), das es ihnen ermöglicht, im Rahmen des Modellstudiengangs an der MHH eine Doktorarbeit anzufertigen. Für Assistenzärzte gibt es einen Plan für eine Art Rotation zwischen dem klinischen Bereich und der Forschung, damit sie sich in beiden Bereichen fortbilden können bis hin zur Habilitation. Oberärztinnen und Oberärzten wird im Rahmen dieses Karriereprogramms die Möglichkeit gegeben, sich auf eine 450

Das Integrierte Forschungs- und Behandlungszentrum W2-Schwerpunktprofessur zu bewerben, aus der bei herausragender Leistung auch eine Vollprofessur (W3-Professur) werden kann. Aufgrund der veränderten Rahmenbedingungen und auch aufgrund der Erwartungen seitens der Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftler spielen arbeitsvertragliche Regelungen mit unbefristeten Verträgen eine zunehmend bedeutende Rolle. Fazit Das IFB-Tx war und ist für die MHH auf vielen Ebenen eine Herausforderung. Zunächst einmal bietet es eine phantastische Möglichkeit, in einem ausreichend langen Zeitraum ein komplexes Thema umfangreich zu bearbeiten. Durch das IFB-Tx konnten vielfältige neue Strukturen aufgebaut werden, die nicht nur dem IFB-Tx, sondern der ganzen Forschungslandschaft an der MHH zugutekommen. Aber es gibt auch Kritik an einigen Rahmenbedingungen dieses Großprojekts. Es ist gewünscht, dass sowohl die Klinik als auch die Grundlagenforschung partizipieren. Nun wird ein Chirurg nicht einfach ganz mit dem Operieren aufhören, nur um ein oder mehrere Projekte im IFB durchzuführen. Er wird also nicht ausschließlich für den IFB tätig werden. Gleiches gilt für andere klinische Fächer auch. So war jedoch zunächst die Vorstellung in der Projektträgerschaft. Ebenfalls schwierig umzusetzen und in gewisser Form weltfremd war die Vorstellung, dass langjährige Mitarbeiter der MHH, die nun im IFB tätig werden, ihren unbefristeten Vertrag aufgeben und einen projektbezogenen Vertrag im IFB annehmen sollten. Diese Situation musste gestaltet werden, und das ist auch gelungen. Der bürokratische Overload in der Forschung ist jedoch unübersehbar. Die Rüstzeiten also die Zeit, die den Forschern nicht zur Forschung zur Verfügung steht, sondern für die Administration eingesetzt wird steigen stetig und haben einen unproduktiven hohen Anteil erreicht. 451

Andreas Tecklenburg Alles in allem sind die IFBs jedoch eine großartige Idee, und sie werden exzellente Forschungsergebnisse hervorbringen. Anmerkung 1 Flyer des Bundesministeriums für Bildung und Forschung (BMBF) als Information zu den IFBs. 452