Freie und Hansestadt Hamburg Behörde für Wissenschaft und Forschung DIE SENATORIN Symposium zum 60. Geburtstag von Prof. Michael Brzoska 14. Mai 2013, 18:00Uhr Sehr geehrter Herr Prof. Brzoska, sehr geehrte Frau von Hoffmann, sehr geehrter Herr Prof. Fischer, sehr geehrter Herr Dr. Lodgaard, meine Damen und Herren, vielen Dank für die Einladung zum Symposium zu Ehren von Michael Brzoska. Es ist mir eine große Freude, an dieser Ehrung teilnehmen zu können. Und ich gratuliere Ihnen, Herr Prof. Brzoska, auch im Namen des Senats sehr herzlich zu Ihrem runden Geburtstag!
2 Er ist ein schöner Anlass, gemeinsam mit nationalen und internationalen Kolleginnen und Kollegen Ihr Wirken am Institut für Friedensforschung und Sicherheitspolitik an der Universität Hamburg zu würdigen. Wie hoch Ihre Verdienste um das Institut und um die Friedensforschung generell einzuschätzen sind, das lässt allein schon das Programm des heute zurückliegenden Nachmittags erahnen: Im zweiten Panel etwa haben Sie nichts weniger versucht, als gemeinsam mit Ihren Gästen eine eurasisch-atlantische Friedensordnung, also fast eine neue Weltordnung zu skizzieren. Meine Damen und Herren, als Zweite Bürgermeisterin von Hamburg und Senatorin für Wissenschaft und Forschung erfüllt
3 es mich mit großem Stolz, dass solche Konzeptionen für Sicherheitsordnungen von unserer Stadt aus entworfen werden. Die Kühnheit, so grundsätzlich und so weit in die Zukunft zu denken, hat aus meiner Sicht zum Einen mit der Konzeption des 1971 gegründeten Instituts für Friedensforschung und Sicherheitspolitik zu tun. Zum Anderen ist sie aktuell auch seinem Wissenschaftlichen Direktor Herrn Prof. Brzoska zu verdanken. Beide: Institut und Institutsdirektor sind dabei schwierig voneinander zu trennen. Immerhin ist Herr Prof. Brzoska dem Institut schon seit seinem Zivildienst verbunden.
4 Dennoch zunächst zum Institut selbst: Auf den römischen Geschichtsschreiber Titus Livius geht der Spruch zurück: Besser und sicherer ist gesicherter Frieden als erhoffter Sieg. ( Römische Geschichte ) Fast könnte man meinen, die Gründer des Instituts für Friedensforschung und Sicherheitspolitik hätten sich dieses Zitat zum Wahlspruch gemacht. Denn ihr Selbstverständnis gründet auf einer ganz ähnlichen Arbeitshypothese: Dass sich Friedenswahrung und Sicherheitsvorsorge wechselseitig bedingen. Dieses Selbstverständnis, diese Maxime einer konsequent friedensverträglichen Sicherheitspolitik, erklärt meines Erachtens den großen Erfolg des IFSH - in der Wissenschaft
5 und in der politischen Praxis. Denn diese Arbeitshypothese hat dem Institut eine praxisnahe Forschung ermöglicht. Dadurch konnte es zur nationalen und internationalen Autorität werden. Und so kamen zu Forschung und Lehre ab dem Jahr 2000 Information und Beratung von Regierungen, Parlamenten und internationalen Organisationen, allen voran die OSZE, zunehmend hinzu. Mit dem IFSH kann Hamburg ohne Übertreibung als Zentrum der Friedensforschung und als einer der führenden Standorte in Europa bezeichnet werden. Es kooperiert mit so namhaften Einrichtungen wie der Hessischen Stiftung für Friedens- und Konfliktforschung in Frankfurt am Main, mit dem Copenhagen Peace Research Institute COPRI, dem Stockholm Internationale
6 Peace Research Institute SIPRI, dem Moscow State Institute of International Relations MGIMO und dem polnischen Institut für Außenpolitik. Mit allen genannten Einrichtungen steht das IFSH in lebendigem Austausch. Außerdem kooperiert es mit Hamburgs Partnerstadt Shanghai und mit der East China Normal University ECNU. Das Institut ist zudem Zentrum des akademischen Netzwerks Südosteuropa, vor allem bei der Förderung des wissenschaftlichen Nachwuchses. Kurz: Das IFSH hat überregionale und internationale Anziehungskraft für unsere Stadt. Seit Jahrzehnten ist es ein starker Magnet der Metropolregion für Forscherinnen und Forscher aus Deutschland, Europa und der ganzen Welt.
7 Nicht zuletzt angesichts dieser Bedeutung und dieses Renommees des Instituts ist es eine Ehre für die Stadt Hamburg, Standort und Stiftungsträgerin des Instituts für Friedensforschung und Sicherheitspolitik zu sein. Der Senat bzw. die Behörde für Wissenschaft und Forschung, unterstützt bzw. finanziert das IFSH sehr gern! Meine Damen und Herren, das Institut ist noch in Zeiten des Kalten Kriegs gegründet worden, wenn auch bereits unter den Vorzeichen der Entspannungspolitik von Willy Brandt, Egon Bahr und Walter Scheel. Das Ende der nuklearen Abschreckung, die Kriege auf dem Balkan in den 90er Jahren, zunehmende regionale Gewaltkonflikte und terroristische
8 Anschläge bedeuteten auch für das IFSH, dass es sein thematisches Spektrum in den vergangenen Jahrzehnten immer wieder erweitern musste. Die erwähnte Arbeitshypothese, dass Friedenswahrung und Sicherheitsvorsorge sich gegenseitig bedingen, blieb davon unberührt. Gleichwohl erwies es sich als Glücksfall, dass das Institut im Jahr 2006 als Wissenschaftlichen Direktor einen ausgewiesenen Experten für Abrüstung, Kriegsursachen und Internationalen Transfer von Waffen gewinnen konnte: Prof. Michael Brzoska. Für das IFSH war Herr Prof. Brzoska wie schon erwähnt kein Unbekannter: Er hatte bereits Ende der 70er Jahre am Institut seinen Zivildienst abgeleistet und war wenig später noch einmal als
9 Projektmitarbeiter zurückgekehrt. Hier legte Herr Prof. Brzoska also gleichsam den Grundstein für seine spätere friedens- und sicherheitspolitische Forschungstätigkeit. Die thematische Ausrichtung, die er im Laufe seiner wissenschaftlichen Karriere vornahm, war und ist für die ersten Jahre und Jahrzehnte dieses Jahrhunderts mehr als zeitgemäß. Während seiner Promotion an der Universität Hamburg blickte er noch einmal zurück auf die Rüstungsexportpolitik der sozialliberalen Koalition1969 bis 1982. In der Habilitation ging es dann um die Militarisierung der Dritten Welt als Problem der Internationalen Politik. Und wir alle wissen, dass dieses Problem uns voraussichtlich noch lange beschäftigen wird.
10 Auf seinen wissenschaftlichen Stationen und führenden Positionen - unter anderem am Stockholm International Peace Research Institute und am Internationalen Konversionszentrum Bonn - erwarb Prof. Brzoska nicht nur einen umfangreichen Überblick über die internationale Friedensforschung, sondern auch die nötigen Führungsqualitäten für die Leitung eines so renommierten Instituts wie das IFSH. All dies ließ ihn 2006 sowohl fachlich als auch personell prädestiniert erscheinen für die Aufgaben des Wissenschaftlichen Direktors am Institut für Friedensforschung und Sicherheitspolitik. In der Folge hat Michael Brzoska dem Institut eine stärker akademische Ausrichtung gegeben, ohne die erprobten Stärken des IFSH: die wissenschaftsbasierte Politikberatung - zu
11 vernachlässigen. Mit dem von ihm maßgeblich geprägten Forschungsprogramm Transnationalisierung von Gewaltrisiken als Herausforderung europäischer Friedens- und Sicherheitspolitik gelang ihm die Einführung neuer und aktueller Themen wie Klimawandel und Sicherheit in die Institutsarbeit. Auch die Vernetzung der Friedensforschung in Hamburg ist ihm ein besonderes Anliegen. Das zeigt nicht nur die verstärkte Zusammenarbeit mit dem German Institute of Global and Area Studies, GIGA und der Universität, z.b. bei der Nachwuchsförderung und beim Studiengang Master of Peace and Security Studies. Das zeigt auch sein Engagement für das Zentrum für Naturwissenschaft und Friedensforschung ZNF an der Universität, dessen Präsidium Michael Brzoska angehört, ja, das er zwischenzeitlich fast ein Jahr
12 lang kommissarisch geleitet hat. Gemeinsam mit dem ZNF hat er auch eine regelmäßig stattfindende Vernetzungstagung der Friedensforschung in Hamburg ins Leben gerufen: Wege aus der Gewalt. Als Institutsdirektor engagiert sich Herr Prof. Brzoska zudem besonders für den wissenschaftlichen Nachwuchs und die Gleichstellung. Ein weiteres, über Hamburg hinausreichendes Engagement Michael Brzoskas möchte ich am Ende noch hervorheben: Als Vorsitzender der Deutschen Stiftung Friedensforschung setzt er sich für die Förderung wichtiger friedensrelevanter Forschungsvorhaben in Deutschland ein.
13 Lieber Herr Prof. Brzoska, im Namen des Senats möchte ich Ihnen herzlich dafür danken, dass Sie das Institut für Friedensforschung und Sicherheitspolitik mit großem Engagement und mit Herzblut leiten! Sie leisten damit einen großen Beitrag zur internationalen Friedensforschung und zum internationalen Renommee Hamburgs als Stadt, in der Friedensforschung ihren bedeutenden Platz hat. Ich wünsche Ihnen zu Ihrem Geburtstag alles Gute, Gesundheit und noch viele aktive Jahre in der Wissenschaft! Vielen Dank.