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EUROPÄISCHES PARLAMENT 2014-2019 Entwicklungsausschuss 29.4.2015 2014/2204(INI) ENTWURF EINES BERICHTS über die Ebola-Krise: langfristige Lektionen und Maßnahmen zur Stärkung der Gesundheitssysteme in Entwicklungsländern zur Vorbeugung zukünftiger Krisen (2014/2204(INI)) Entwicklungsausschuss Berichterstatter: Charles Goerens PR\1055864.doc PE552.141v01-00 In Vielfalt geeint

PR_INI INHALT Seite ENTWURF EINER ENTSCHLIESSUNG S EUROPÄISCHEN PARLAMENTS...3 BEGRÜNDUNG...8 PE552.141v01-00 2/10 PR\1055864.doc

ENTWURF EINER ENTSCHLIESSUNG S EUROPÄISCHEN PARLAMENTS zur Ebola-Krise: langfristige Lektionen und Maßnahmen zur Stärkung der Gesundheitssysteme in Entwicklungsländern zur Vorbeugung zukünftiger Krisen (2014/2204(INI)) Das Europäische Parlament, unter Hinweis auf die Resolution 2177 (2014) des UN-Sicherheitsrats vom 18. September 2014 zu Frieden und Sicherheit in Afrika, unter Hinweis auf die Resolution 69/1 der Generalversammlung der Vereinten Nationen vom 19. September 2014 zu Maßnahmen zur Eindämmung und Bekämpfung des jüngsten Ebola-Ausbruchs in Westafrika, unter Hinweis auf die Entscheidung des Generalsekretärs der Vereinten Nationen, Ban Ki Moon nach der Annahme der Resolution 69/1 der Generalversammlung und der Resolution 2177 (2014) des Sicherheitsrates zur Ebola-Epidemie, mit der UN Mission für die Reaktion auf Ebola, UNMEER (UN-Mission for Ebola Emergency Response) erstmals einen UN-Hilfseinsatz für Gesundheitsnotfälle einzurichten, unter Hinweis auf die Erklärung der Weltgesundheitsorganisation (WHO) vom 8. August 2014, in der sie die Ebola-Epidemie in Westafrika als internationalen Gesundheitsnotfall bezeichnet, unter Hinweis auf den am 28. August 2014 veröffentlichten Fahrplan der WHO für die Bekämpfung der Ebola-Epidemie ( Ebola Response Roadmap ) und die dazugehörigen Aktualisierungen, unter Hinweis auf den Bericht des Generaldirektors der WHO anlässlich der Sondertagung des Exekutivrates der Weltgesundheitsorganisation zu Ebola vom 25. Januar 2014 in Genf (Schweiz), unter Hinweis auf die Erklärung, die im Anschluss an die Frühjahrstagung 2015 der Gruppe Weltbank IWF vom 17. bis 19. April 2015 in Washington, USA, veröffentlicht wurde, unter Hinweis auf die internationale Konferenz vom 3. März 2015 in Brüssel zum Ebola-Virus: von der Nothilfe zum Wiederaufbau, unter Hinweis auf die am 21. August 2014 gegründete Mission der Afrikanischen Union Hilfsmaßnahmen im Zusammenhang mit dem Ausbruch des Ebola-Virus (ASEOWA), unter Hinweis auf die Schlussfolgerungen des Europäischen Rates vom 24. Oktober 2014, unter Hinweis auf die Schlussfolgerungen des Rates Auswärtige Angelegenheiten der Europäischen Union vom 15. August 20014, 20. Oktober 2014, 17. November 2014, PR\1055864.doc 3/10 PE552.141v01-00

12. Dezember 2014 und 16. März 2015 zur Ebola-Krise in Westafrika, unter Hinweis auf die von Christos Stylianides, Mitglied der Kommission und Koordinator der Union zur Bekämpfung des Ebola-Virus, im November 2014 und im März 2015 verfassten Berichte an den Europäischen Rat, unter Hinweis auf den umfassenden EU-Reaktionsmechanismus der Kommission/EAD zum Ausbruch der Ebola-Epidemie in Westafrika, unter Hinweis auf die am 3. Dezember 2014 in Straßburg (Frankreich) angenommene Entschließung der Paritätischen Parlamentarischen Versammlung AKP-EU zur Ebola- Epidemie, unter Hinweis auf seine Entschließung vom 18. September 2014 zur Reaktion der EU auf den Ausbruch des Ebola-Virus 1, gestützt auf Artikel 52 seiner Geschäftsordnung, unter Hinweis auf den Bericht des Entwicklungsausschusses sowie der Stellungnahmen des Ausschusses für Umweltfragen, öffentliche Gesundheit und Lebensmittelsicherheit und des Ausschusses für die Rechte der Frau und die Gleichstellung der Geschlechter (A8-0000/2015), A. in der Erwägung, dass die Defizite im Gesundheits- und Bildungswesen, vor allem bei der Gesundheitserziehung, in den drei Ländern, die von der Epidemie betroffen sind (Sierra Leone, Liberia, Guinea) strukturbedingt sind, und dass diese Länder darüber hinaus im Rahmen des Entwicklungsprogramm der Vereinten Nationen (UNDP) die Schlusslichter auf dem Index der menschlichen Entwicklung bilden, und dass dort etwa 80% der Bürger in extremer Armut leben; B. in der Erwägung, dass die Krise in Guinea und in Sierra Leone in zahlreichen Bezirken immer noch akut ist, wohingegen in Liberia seit einem Monat keine Neuansteckung gemeldet wurde, was bei aller gebotenen Vorsicht auf Licht am Ende des Tunnels hoffen lässt; C. in der Erwägung, dass die Ebola-Krise nicht nur auf lokaler und regionaler Ebene eine systemische Krise ist, sondern auch im globalen ordnungspolitischen Maßstab; D. in der Erwägung, dass die Epidemie in den drei betroffenen Ländern bis zum 14. April 2015 mehr als 10 699 Todesopfer gefordert und schwerwiegende Auswirkungen auf das Wirtschaftswachstum dieser Länder gezeitigt hat; E. in der Erwägung, dass bei der Bewältigung der Ebola-Krise darüber hinaus ein anderes Phänomen zutage getreten ist, nämlich eine Krise innerhalb der Krise, wie es in einem Aufruf von Ärzte ohne Grenzen hieß, die dazu geführt hat, dass Menschen, die an einer anderen Krankheit als Ebola leiden, Krankenhäuser vermeiden aus Angst, sich mit dem Virus anzustecken; 1 Angenommene Texte, P8_TA(2014)0026. PE552.141v01-00 4/10 PR\1055864.doc

F. in der Erwägung, dass in den ersten Monaten nach dem Ausbruch des Ebola-Virus die auf dem Gebiet der humanitären Hilfe tätigen nichtstaatlichen Organisationen, insbesondere Ärzte ohne Grenzen und das Rote Kreuz, diejenigen waren, die mit größter Effizienz vorgegangen sind, am besten informiert und am erfahrensten waren, und in diesem Zeitraum somit die wohl wichtigste Rolle bei der Bekämpfung des Virus gespielt haben; G. in der Erwägung, dass die Mitarbeiter von Hilfsorganisationen mit ihren Kenntnissen, ganz zu schweigen von ihrer Fähigkeit, ihre Netzwerke ins Spiel zu bringen, gezeigt haben, dass sie, wenn eine Krise ausbricht, zielorientierter und wirksamer vorgehen können als institutionelle Akteure; H. in der Erwägung, dass das Welternährungsprogramm erwiesenermaßen ein leistungsfähiges Logistiksystem aufgebaut hat, das in Zukunft auch in den Bereichen Frühwarnung und Reaktion von Nutzen sein kann; I. in der Erwägung, dass der Europäische Rat einen Ebola-Koordinator benannt hat; J. in der Erwägung, dass die Vereinten Nationen, die WHO und die Kommission Verfahren darüber eingeleitet haben, wie die Maßnahmen zur Bewältigung der Epidemie zu bewerten sind; K. in der Erwägung, dass die WHO in ihrer Erklärung von April 2015 eingeräumt hat, die Welt und die WHO seien schlecht darauf vorbereitet, sich der Herausforderung einer lange anhaltenden Epidemie zu stellen; L. in der Erwägung, dass es unbedingt notwendig ist, die internationalen Rahmenbedingungen auf ordnungspolitischer Ebene im Bereich der Bewältigung von Gesundheitskrisen zu verbessern; M. in der Erwägung, dass der Zugang zu Arzneimitteln sowie die Forschung und die Entwicklung in diesem Bereich ausschließlich auf die Bedürfnisse der Kranken ausgerichtet sein müssen, unabhängig davon, ob sie bei uns leben oder in den Entwicklungsländern; N. in der Erwägung, dass in den Entwicklungsländern unbedingt ein robustes Gesundheitssystem eingeführt werden muss; O. in der Erwägung, dass die Ebola-Krise in den Ländern, die vom Virus betroffen waren, eine Rezession ausgelöst hat; P. in der Erwägung, dass die drei Länder beim IWF und bei der Weltbank einen Marshall-Plan in Höhe von 7,5 Millionen EUR gefordert haben, damit sie die Wirtschaftskrise besser überwinden können; Q. in der Erwägung, dass einige nichtstaatliche Organisationen an die Weltbank appelliert haben, etwa 1,7 Mrd. Dollar freizugeben, damit die betroffenen Länder ihre Gesundheitseinrichtungen dauerhaft verbessern können; PR\1055864.doc 5/10 PE552.141v01-00

R. in der Erwägung, dass die internationale Gemeinschaft nach wie vor wachsam sein muss, und dass das Ziel darin besteht, das Stadium nach Ebola zu erreichen, ohne dass innerhalb eines längeren Zeitraums eine Neuansteckung festgestellt wird; 1. bedauert, dass die internationale Gemeinschaft in den allerersten Monaten der Krise nur ein geringes Engagement an den Tag gelegt, bzw. überhaupt nicht reagiert hat; 2. fordert die Verantwortlichen der internationalen Organisationen auf, Lehren daraus zu ziehen und wirksame Methoden zur Bekämpfung von Gesundheitskrisen internationalen Ausmaßes auszuarbeiten; 3. ist der Auffassung, dass die Europäische Union über die Nothilfe hinaus zunächst Entwicklungshilfe leisten muss, die auch die Investitionen umfasst, die insbesondere im Bereich der Gesundheit getätigt werden müssen, und dass es darüber hinaus erforderlich ist, dass die Volkswirtschaften der drei Länder wieder angekurbelt werden. 4. fordert die Einrichtung einer europäischen Schnelleinsatzgruppe, die sich aus Sachverständigen, Unterstützungsteams für die Laborarbeit und Epidemiologen zusammensetzt und deren logistische Struktur innerhalb kürzester Zeit aktiviert werden kann; weist insbesondere mit Nachdruck auf den Mehrwert hin, den die Union im Bereich der Überwachung an den Grenzen auf dem Festland und auf See erbringen könnte, während die amerikanischen Behörden sich bei der Überwachung an den Flughäfen auszeichnen eine Fähigkeit, die die Union ebenfalls entwickeln könnte und von der sie profitieren dürfte; 5. fordert die Kommission nachdrücklich auf, die drei Länder dabei zu unterstützen, ihr eigenes Gesundheitssystem auszubauen, damit sie ihre grundlegende Gesundheitsversorgung sicherstellen und sich mit den erforderlichen Infrastrukturen ausstatten können, die all ihren Bürgern Zugang zu Gesundheitsfürsorge ermöglichen; 6. hält es generell für notwendig, dass die Entwicklungsländer vorrangig Haushaltslinien vorsehen, aus deren Mitteln tragfähige Sozial- und Gesundheitssysteme geschaffen werden, eine dauerhafte Gesundheitsinfrastruktur aufgebaut wird (namentlich Labors) sowie eine Grundversorgung und hochwertige Dienstleistungen in der Gesundheitsfürsorge angeboten werden; 7. weist erneut darauf hin, dass in den Entwicklungsländern Forschungskapazitäten im Bereich globale Epidemiologie aufgebaut und Schnelltests entwickelt werden müssen, und dass Impfstoffe allgemein zugänglich zu machen sind; 8. fordert eine Stärkung der europäischen Forschungsinfrastrukturen durch die Einrichtung eines regionalen Forschungszentrums für Infektionskrankheiten in Westafrika ; 9. spricht sich für die Einführung einer universellen Gesundheitsversorgung aus, indem Partnerschaften eingerichtet werden, mit deren Hilfe nachhaltige Gesundheitssysteme geschaffen werden können; 10. befürwortet eine Konferenz der Geber unter der Schirmherrschaft der Vereinten Nationen und der Europäischen Union, damit rasch auf die Bedürfnisse der betroffenen PE552.141v01-00 6/10 PR\1055864.doc

Länder eingegangen werden kann; 11. unterstützt die Idee eines Marshall-Plans zur Wiederankurbelung der Wirtschaft dieser Länder; 12. begrüßt die internationalen Anstrengungen zur Senkung der internationalen Schuldenlast der von Ebola betroffenen Länder; 13. ist der Ansicht, dass die Partnerschaften zwischen der Europäischen Union und dem Krisengebiet nur dann ihre volle Wirkung entfalten können, wenn Liberia, Sierra Leone und Guinea in der Lage sind, die Verantwortung für ihre eigene Entwicklung schnellstmöglich zu übernehmen; 14. vertritt die Auffassung, dass die Programmplanung des Europäischen Entwicklungsfonds (EEF) zugunsten dieser drei Länder angesichts der zahlreichen Herausforderungen im Gefolge der Ebola-Krise erneut geprüft werden muss; 15. weist mit Nachdruck darauf hin, dass bei der Halbzeitüberprüfung des mehrjährigen Finanzrahmens (MFR) das Risiko einer strukturellen Unterfinanzierung der humanitären Maßnahmen der Europäischen Union nicht länger ignoriert werden darf; 16. begrüßt ausdrücklich, dass die humanitären Akteure unter großer Gefahr für ihr eigenes Leben alles daran gesetzt haben, diese große Gesundheitskrise einzudämmen; 17. ist der Auffassung, dass der Zugang zu Arzneimitteln grundsätzlich nicht länger von der Kaufkraft der Patienten abhängen darf, sondern sich nach den Bedürfnissen des Kranken richten muss, sowie der Markt nicht allein das entscheidende Kriterium dafür sein kann, welche Arzneimittel hergestellt werden; 18. fordert die Kommission daher auf, die Debatte in diesem Bereich intensiver zu führen und eine umfangreiche Zusammenarbeit zwischen privatem und öffentlichem Sektor einzuleiten; 19. fordert seinen zuständigen Ausschuss auf, in enger Zusammenarbeit mit dem Ebola- Koordinator der Union festzustellen, wie die Krise bewältigt wurde, bevor er eine endgültige Bewertung abgibt; 20. beauftragt seinen Präsidenten, diese Entschließung dem Rat, der Kommission, der Vizepräsidentin der Kommission/Hohen Vertreterin der Union für Außen- und Sicherheitspolitik, den Regierungen und Parlamenten der Mitgliedstaaten, den Regierungen und Parlamenten der Afrikanischen Union, dem Generalsekretär der Vereinten Nationen und der Weltgesundheitsorganisation zu übermitteln. PR\1055864.doc 7/10 PE552.141v01-00

BEGRÜNDUNG Seit März 2014 werden Sierra Leone, Liberia und Guinea von der stärksten Ebola-Epidemie in der Geschichte der Menschheit heimgesucht. Aufgrund der Durchlässigkeit der Grenzen konnte sich das Ebola-Virus rasch über die Landesgrenzen hinweg ausbreiten. Was die menschliche Entwicklung betrifft, belegen die drei Länder in der Rangliste des Entwicklungsprogramms der Vereinten Nationen (UNPD) die untersten Plätze. Ihre durchschnittliche Lebenserwartung liegt bei 60 Jahren oder darunter; die Dauer des Schulbesuchs liegt selten bei mehr als drei Jahren, und ca. 80 % der Bürger dieser Länder leben in extremer Armut. Die oben genannten Indikatoren deuten darauf hin, dass die Bevölkerung in dieser Region einer Epidemie besonders leicht zum Opfer fällt. Es liegt auf der Hand, dass die drei betroffenen Länder auf sich gestellt nicht in der Lage sind, diese Situation zu bewältigen. Das Ausmaß und die Komplexität des aktuellen Ausbruchs des Ebola-Virus stellen eine große Herausforderung für die drei Staaten dar, in denen die Defizite im Gesundheits- und Bildungswesen sozusagen strukturbedingt sind. Auf lokaler, regionaler und nationaler Ebene nimmt die Ebola-Krise demnach das Ausmaß einer systemischen Krise an. Dies ist auch auf der Ebene der globalen ordnungspolitischen Rahmenbedingungen der Fall. In der Tat hat die nationale Gemeinschaft den Ernst der Lage zu spät erfasst und hat ihre Reaktion zu lange auf sich warten lassen. Erst seit September 2014 hat sich wirklich etwas getan. Mit seinem Beschluss, Christos Stylianides, das neue für humanitäre Hilfe zuständige Mitglied der Kommission, zum Koordinator der Europäischen Union für Ebola zu benennen, sendet der Europäische Rat ein starkes Signal an die Mitgliedstaaten und die Kommission. Jedoch reicht es längst nicht mehr aus, zu improvisieren. In der Zwischenzeit gilt es zu bekräftigen, dass die Rechtsgrundlage für ein derartiges Mandat bereits im Vertrag von Lissabon festgelegt ist. Das Mandat des für humanitäre Hilfe zuständigen Mitglieds der Kommission ist ausgesprochen breit angelegt und stellt für sämtliche europäischen Akteure eine wirkliche Herausforderung dar, sich im Hinblick auf Forschung, Innovation, Krisenbewältigung, die Entsendung medizinischer Fachkräfte in die betroffenen Regionen, die Einrichtung eines Evakuierungssystems und die Bemühungen, die langfristig im Bereich der Entwicklungszusammenarbeit unternommen werden müssen, zu bewähren. Traditionell bekräftigt das Europäische Parlament, dass seine Aufgabe in diesem Fall in der Kontrolle der Exekutive sowie darin besteht, seine Rolle als Rechtsetzungsinstanz wahrzunehmen und letztlich politische Impulse zu geben. Der Entwicklungsausschuss des Europäischen Parlaments vertritt die Auffassung, dass die Europäische Union, der weltweit führende Akteur im Bereich der Entwicklungshilfe, eine besondere Verantwortung bei der Förderung des Rechts auf universellen Zugang zur Gesundheitsfürsorge trägt. Von der Europäischen Union wird erwartet, dass sie ihre Entschlossenheit lange vor den anderen Akteuren unter Beweis stellt. Es ist notwendig, dass sie sich Gehör verschafft, insbesondere in diesem Jahr, das unter dem Motto Unsere Welt, unsere Zukunft, unsere Würde die Entwicklung im Visier hat. PE552.141v01-00 8/10 PR\1055864.doc

Im Kampf gegen Ebola muss die Europäische Union demnach folgende Herausforderungen in Angriff nehmen und die nachstehenden zentralen Fragen beantworten. Welchen Standpunkt nimmt die Kommission gegenüber der WHO ein, die dafür zuständig ist, bereits in einer sehr frühen Phase Informationen über eine sich anbahnende Epidemie bereitzustellen? Darüber hinaus formuliert die WHO Leitlinien für die Wissenschaft, von der wiederum erwartet wird, dass sie sich als Reaktion auf den Ausbruch des Ebola-Virus um die Entwicklung eines Impfstoffs sowie die Entwicklung von Medikamenten bemüht. Ist die Kommission dazu verpflichtet, eigene Transport- und Logistikkapazitäten aufzubauen, die für die Eindämmung der Epidemie erforderlich sind? Die Vereinigten Staaten waren zum Beispiel in der Lage, blitzschnell Tausende Militärangehörige und Ausrüstung in erheblichem Umfang in die vom Ebola-Virus betroffenen Regionen zu entsenden. Im Übrigen hat die Bewältigung der Ebola-Krise ein anderes Phänomen zum Vorschein gebracht: Eine Krise innerhalb der Krise, wie sie in einem Aufruf von Ärzte ohne Grenzen bezeichnet wurde. Viele Menschen, die an einer anderen Krankheit als Ebola leiden, meiden Krankenhäuser aus Angst, sich mit dem Virus anzustecken. Von der Europäischen Union wird erwartet, dass sie in enger Zusammenarbeit mit ihren afrikanischen Partnern eine Lösung für dieses Phänomen herbeizuführen versucht. Zudem stellt sich die Frage, ob die afrikanischen Länder nicht dabei unterstützt werden müssten, schrittweise ihre eigenen Forschungskapazitäten aufzubauen. An dieser Stelle muss auch über die Rolle der Politik in der Forschung diskutiert werden. Nicht der Markt darf die Prioritäten der Forschung bestimmen, wie uns zu Recht diejenigen in Erinnerung rufen, die für das Recht auf eine umfassende Gesundheitsfürsorge eintreten. Welche Initiativen muss die Europäische Union also in diesem Bereich sowohl auf europäischer Ebene als auch in internationalen Foren einleiten? Der Berichterstatter ist weiterhin davon überzeugt, dass in den ersten Monaten nach dem Ausbruch des Ebola-Virus die auf dem Gebiet der humanitären Hilfe tätigen nichtstaatlichen Organisationen, insbesondere Ärzte ohne Grenzen und das Rote Kreuz, die Akteure waren, die mit der größten Effizienz vorgegangen sind, am besten informiert waren und in diesem Zeitraum die wohl wichtigste Rolle bei der Bekämpfung des Virus gespielt haben, dessen weitreichenden Auswirkungen durchaus bekannt sind. Mit ihren unbestreitbaren Erfahrungen, Kenntnissen, ihren Fähigkeiten und ihrer Gabe, ihr Wissen weiterzugeben ganz zu schweigen von ihrer Fähigkeit, vernetzt zu agieren, haben die humanitären Akteure gezeigt, dass sie zu Beginn der Krise zielorientierter und wirksamer vorgehen können als institutionelle Akteure, weil sie besser vorbereitet sind. Daher ist es wichtig, Überlegungen über die Frage, wie die Kapazitäten der humanitären Akteure künftig verbessert werden könnten, einzuleiten. Das heißt jedoch nicht, dass es nicht darum geht, den Status und die Grundwerte dieser Organisationen infrage gestellt werden. Nur weil die Frage ausgesprochen sensibel ist, heißt das nicht, dass sie nicht gestellt werden darf. Ferner muss bereits jetzt an die Zeit nach der Ebola-Krise gedacht werden, wobei diese Phase erreicht ist, wenn 42 Tage lang keine neuen Ansteckungsfälle mehr verzeichnet werden. In PR\1055864.doc 9/10 PE552.141v01-00

diesem Fall muss die Europäische Union auf zwei Ebenen reagieren: Zunächst muss die Entwicklungshilfe für Investitionen, die im Bereich der Gesundheit getätigt werden müssen, gefördert werden. Darüber hinaus müssen die Volkswirtschaften der drei Länder wieder angekurbelt werden. Im Vorfeld der Krise wurde davon ausgegangen, dass das BIP dieser drei Länder jährlich durchschnittlich um mehr als 5 % steigt. Da Ebola die Wirtschaftstätigkeit jedoch erheblich beeinträchtigt hat, befinden sich die drei Länder gegenwärtig in der Rezession. Je eher die drei Volkswirtschaften wieder imstande sind, ausreichende Finanzmittel zu generieren, desto leichter ist es, ihre Autonomie und ihre Fähigkeit, den erforderlichen Bedarf im Bereich der Gesundheit zu finanzieren, wiederherzustellen. Die Partnerschaften zwischen der Europäischen Union und dem Krisengebiet können nur dann ihre volle Wirkung entfalten, wenn Liberia, Sierra Leone und Guinea in der Lage sind, die Verantwortung für ihre eigene Entwicklung schnellstmöglich zu übernehmen. Die Programmplanung des Europäischen Entwicklungsfonds (EEF) zugunsten der drei Länder muss angesichts der zahlreichen Herausforderungen, die mit der Ebola-Krise einhergehen, erneut auf den Prüfstand gestellt werden. Ferner ist bereits jetzt darauf hinzuweisen, dass im Rahmen der Halbzeitüberprüfung des mehrjährigen Finanzrahmens (MFR) das Risiko einer strukturellen Unterfinanzierung der humanitären Maßnahmen der Europäischen Union nicht länger ignoriert werden darf. Abschließend steht zu hoffen, dass sämtliche Akteure ausreichenden Weitblick haben, um ihre Aufgaben in der Zeit nach der Ebola-Krise zu erfüllen, auch wenn das Thema seit geraumer Zeit nicht mehr in den 20-Uhr-Nachrichten vertreten ist, zu mindestens nicht bei uns. Schließlich treten durch die derzeitige Ebola-Krise nicht nur die strukturellen Defizite in zahlreichen Ländern deutlich zutage, sondern für die politischen Führungskräfte in der Europäischen Union ist dies auch ein Hinweis, weiterhin danach zu streben, mindestens 20 % der jeweiligen staatlichen Beihilfen für die Entwicklung der grundlegenden sozialen Bereiche aufzuwenden, vorrangig für den Bereich Gesundheit. PE552.141v01-00 10/10 PR\1055864.doc