Was Man(n) und Frau braucht

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Inhaltsverzeichnis.

Transkript:

Was Man(n) und Frau braucht bedürfnisangepasste Versorgung im Südharzklinikum Nordhausen Fachtagung Psychische Gesundheit im Genderblick 10.04.2013 Südharz Klinikum Nordhausen gemeinnützige GmbH Akademisches Lehrkrankenhaus der Martin-Luther-Universität Halle-Wittenberg des Universitätsklinikums Jena Dr.-R.-Koch-Str. 39, 99734 Nordhausen Dr.rer.nat Milena Hauptmann

Gliederung 1.Häufigkeiten psychischer Störungen geschlechtsspezifisch 2.Klinikum und Regionalbudget 3.Fallbeispiel 4. Ausblick

Die häufigsten psychischen Erkrankungen in Deutschland nach Geschlecht im Jahr 2011 Bevölkerungsanteil der Betroffenen Alkoholstörung Angststörung 3,90 9,70 18,40 in % 22,60 Unipolare Depression 5,00 11,40 Zwangsstörung 3,50 4,20 Bipolare Störung (manisch-depressive Erkrankung) Psychose (Schizophrenie, Wahn) 2,80 3,10 1,80 3,00 Somatoforme Störung (Schmerz ohne körperliche Ursache) 1,70 4,90 Medikamentenmissbrauch 1,50 2,00 Posttraumatische Belastungsstörung Körperlich bedingte Störung (etwa nach einer OP, Drogenmissbrauch) 0,90 0,80 1,00 3,80 Magersucht 0,20 1,10 0 5 10 15 20 25 Frauen Männer Quelle: Robert Koch-Institut, Focus Nr. 25/2012, 18. Juni 2012, Seite 54

Was ist ein Regionales Budget? Ein modernes und innovatives Finanzierungssystem Sektorübergreifend Optimale Nutzung der Ressourcen Qualitätssicherung Veränderung der Organisationsstrukturen

Umsetzung in NDH: Rahmen Laufzeit zunächst 1 Jahr, Beginn 2009, später längere Laufzeit geplant Erwachsenen (PSE)- und KiJu-Psychiatrie Korridor von +/-6% behandelten Menschen (65 Betten, 10 TK-Plätze: 1319 Menschen 2008, PSE)

Geschlechtsspezifische Klinikangebote: Mutter-Kind-Gruppe (ursprünglich als Eltern-Kind- Gruppe geplant) Männergruppe der PIA Mitarbeiterverteilung: Klinikbesetzung ist eindeutig frauenlastig, 1 Psychologe von 6, 1 Sozialarbeiter von 4, 5 Ergotherapeutinnen, 1 Physiotherapeutin, 1 Musiktherapeutin, 2 Ärzte von 10 ÄrztInnen)

Geschlechtsspezifik im Klinikalltag: Männer wollen Bilder, Frauen brauchen Text. Männer weinen nicht. Frauen sind das schwache Geschlecht. Männer können nicht zuhören. Männer sind vernünftig und Frauen sind emotional.

Stattdessen: Was macht MENSCH glücklich? Persönlichkeit ist einzigartig und Geschlecht nur eine Variable davon

Frau W. Sexueller Missbrauch in der Kindheit 1. Aufenthalt vor einigen Jahren wg. Posttraumatischer Belastungsstörung Jetzt intakte Paarbeziehung, 1. Schwangerschaft, 27 Jahre Posttraumatische Belastungsstörung, Symptomatik reaktiviert Depressive Episode Einweisung in der 15.SSW Fragen: Was hat eine Schwangere in der Psychiatrie zu suchen? Was machen wir bei Beschwerden in der Nacht, wenn der Partner arbeitet? Tut eine verzweifelte ängstliche Mutter dem Kind gut? Wie können wir die Patientin in dem, was sie bei uns gelernt hat, unterstützen?

Frau W. Therapie 2013: Die Patientin entscheidet mit dem Partner und uns, was zuhause geht Wenn es viele Rückerinnerungen gibt und der Partner nicht da ist, schläft die Patientin in der Klinik Sobald es wieder leichter ist, schläft die Patientin zuhause In Phasen, in denen sie es sich zutraut, bleibt sie auch ein paar Tage zuhause und erscheint nur einmal täglich zum Kontakt bei uns. Die Patientin wird in der 23.SSW entlassen und hält bis zur Geburt einmal wöchentlich mit ihrer Therapeutin telefonischen Kontakt Nervenärztliche Betreuung im KV-Bereich Aufnahme auf der Entbindungsstation von zuhause; konsiliarische Mitbehandlung wie zuvor besprochen

Frau W. Therapie 2008: Die Patientin wird in der 15. SSW zunächst vollstationär aufgenommen. Eine teilstationäre Behandlung muss abgebrochen werden, da die Patientin es zuhause im Schichtdienst des Partners nicht aushält Nach dem 2. Wechsel in die TK ist der zweite Bericht an den MDK fällig. Es folgen eine Reihe von Telefonaten und ein persönlicher Besuch des MDK-Kollegen, nach 9 Wochen wird ein Entlassungstermin festgelegt. Der Partner der Patientin erscheint und äußert, dass das Paar sich allein gelassen fühle und zuhause nicht zurecht komme, da die Patientin Angst vor der Angst habe Es kommt zur stationären Wiederaufnahme Die Patientin geht von uns aus auf die Entbindungsstation, wie abgesprochen konsiliarische Mitbehandlung

RPB NDH aktuell Betten: (65 ) 47 / TK-Plätze (10) 27 Rückgang der Berechnungstage (>20 %) Projekt Hannah: Patienten 60 plus Hometreatment

Und nun? Wir wollen weiterhin die individuumsbezogene Qualität dieser Behandlung anbieten können. Veränderte Rahmenbedingungen: 64b SGB V Alles ist möglich

Danke für Ihre Aufmerksamkeit