Die Bewertung des Gewässerzustands zur Notwendigkeit der Anpassung von Verfahren und Regeln

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Transkript:

Die Bewertung des Gewässerzustands zur Notwendigkeit der Anpassung von Verfahren und Regeln Dr. Folker Fischer Referat 83

Gliederung Was muss Gewässerbewertung leisten ein Spagat zwischen Stabilität und Sensibilität Der gute Zustand ein realistisches Ziel? Stolpersteine Der Faktor Zeit Das Prinzip one out, all out Neue Erkenntnisse vs. Kontinuität Ausweg Erfolgskontrolle Folgerungen

Was muss Gewässerbewertung leisten ein Spagat zwischen Stabilität und Sensibilität

Sie soll eine stabile Beschreibung des Ist-Zustandes liefern!

Operative Gewässerüberwachung in Bayern: Oberflächenwasserkörper und Messstellen

Einleitung Bestimmung des biologischen Zustandes eines Oberflächenwasserkörpers im Fließgewässer Passt das Bewertungsergebnis?

Anteil unplausibler Bewertungsergebnisse im 2. BP nicht plausibles umgestuftes Ergebnis Ergebnis umgestuftes unplausibles Ergebnis 7 18 15 93 82 85 Makrozoobenthos: Modul Saprobie (organische Belastung) Makrozoobenthos: Modul Degradation (strukturelle Belastung) (Nutzung EZG) Makrophyten & sonstiges Phytobenthos (trophische Belastung)

Analyse der Bearbeitungsschritte einer biologischen Bewertung Monitoring OWK- Abgrenzung Lage der Messstelle Typisierung Probenahme Bestimmung Bewertung Bewertungsverfahren Plausibilisierung

Ursachen in den Bewertungsverfahren Umstufung an der Klassengrenze Interpretation Bewertung Bewertungsergebnis an der Klassengrenze zwischen 2 Zustandsklassen Bestimmung Probenahme Typisierung Lage der Messstelle OWK Abgrenzung Ursachen im Monitoring

Sie soll sensibel genug sein, um maßnahmenbedingte Änderungen zu indizieren.

und es verändert sich doch! Ergebnisse Wern Ergebnisse Mangfall Ergebnisse Donau Ergebnisse Eger

und es verändert sich doch! Ergebnisse Wern Ergebnisse Mangfall Ergebnisse Donau Ergebnisse Eger

Ergebnisse: Makrozoobenthos Allg. Degradation ca. 1995 ca. 2005 keine

und es verändert sich doch! Ergebnisse Wern Ergebnisse Mangfall Ergebnisse Donau Ergebnisse Eger

Ergebnisse: Makrozoobenthos - EPTCBO

und es verändert sich doch! Ergebnisse Wern Ergebnisse Mangfall Ergebnisse Donau Ergebnisse Eger

Ergebnisse: Makrozoobenthos - Taxazahl Taxazahl 45 40 35 Anzahl der Taxa 30 25 20 15 10 5 0 Versteinung Maßnahmen Referenz

und es verändert sich doch! Ergebnisse Wern Ergebnisse Mangfall Ergebnisse Donau Ergebnisse Eger

Ergebnisse: Makrozoobenthos Allg. Degradation 1 0,9 0,8 0,7 0,6 0,5 0,4 0,3 0,2 0,1 0 ursprgl. Zustand strukturell verbessert Stelle 2 Stelle 1 143167 22902

Vergleich der Bewertungen 2015 mit 2013

Der gute Zustand ein realistisches Ziel?

Der gute Zustand ein realistisches Ziel? Anhang 5: Normative Begriffsbestimmungen zur Einstufung des ökologischen Zustands Guter Zustand: Die Werte für die biologischen Qualitätskomponenten des Oberflächengewässertyps zeigen geringe anthropogene Abweichungen an, weichen aber nur in geringem Maße von den Werten ab, die normalerweise bei Abwesenheit störender Einflüsse mit dem betreffenden Oberflächengewässertyp einhergehen.

Der gute Zustand ein realistisches Ziel?

Das Problem mit dem Abstand vom Ziel Hier Fotos Referenzgewässer!!! Quelle: NASA Viirs

Der Faktor Zeit

Der Faktor Zeit

Der Faktor Zeit www.spektrum.de/lexikon/geographie/sukzession/7855

Der Faktor Zeit 2003 John Wiley and Sons Publishers

Ergebnisse: Makrozoobenthos Allg. Degradation ca. 1995 ca. 2005 keine

Das Prinzip one out, all out

Das Prinzip one out, all out Artikel 2: Begriffsbestimmungen 17. Zustand des Oberflächengewässers : die allgemeine Bezeichnung für den Zustand eines Oberflächenwasserkörpers auf der Grundlage des jeweils schlechteren Wertes für den ökologischen und den chemischen Zustand; Anhang 5; 1.4.2 Für die Kategorien von Oberflächengewässern wird die Einstufung des ökologischen Zustands für den jeweiligen Wasserkörper durch die jeweils niedrigeren Werte für die Ergebnisse dargestellt.

Das Prinzip one out, all out sehr gut gut mäßig unbefriedigend schlecht Handlungsbedarf Ökologischer Zustand: mäßig

Das Prinzip one out, all out sehr gut gut mäßig unbefriedigend schlecht Maßnahmen Handlungsbedarf Ökologischer Zustand: mäßig

Das Prinzip one out, all out sehr gut gut mäßig unbefriedigend schlecht Maßnahmen Maßnahmen Handlungsbedarf Ökologischer Zustand: gut

Kontinuität vs. neue Erkenntnisse

Kontinuität vs. neue Erkenntnisse Bewirtschaftungsplan 2010-15 Zielerreichung Flusswasserkörper: 20% Bewirtschaftungsplan 2016-21 Zielerreichung Flusswasserkörper 15%

Überprüfung und Anpassung der Wasserkörperzuschnitte 1. Bewirtschaftungsplan Oberflächenwasserkörper Flusswasserkörper Seewasserkörper Bayern insgesamt 855+13* 801+12* 54+1* 2. Bewirtschaftungsplan Bayern insgesamt 927+34* 880+33* 47+1* * Teile des Wasserkörpers liegen in Bayern, federführende Bearbeitung durch angrenzendes Bundesland bzw. Nachbarstaat oder internationale Koordinierungsgruppe.

Einstufung, Gewässerkategorie und Gewässertyp Flusswasserkörper Änderung der Gewässerkategorie in Einzelfällen Änderung des Status in Einzelfällen Änderungen beim Gewässertyp in wenigen Fällen Änderungen in der Montoringstrategie Änderungen durch Verdichtung des Monitorings teilweise bei Fischen, ansonsten in Einzelfällen

Änderungen der biologischen Bewertungsverfahren Fließgewässer: Makrozoobenthos: kleinere Anpassungen Makrophyten & Phytobenthos: kleinere Anpassungen Phytoplankton: unverändert Fische: Optimierung im Bereich der Bewertung der Altersstruktur Änderungen in der Bewertung betreffen nur einzelne Wasserkörper.

Änderungen der Bewertungsergebnisse

Ausweg Erfolgskontrolle

Projekt Erfolgskontrolle von Maßnahmen an Fließgewässern Detaillierte Auseinandersetzung mit Beispielmaßnahmen/ -erfolgskontrollen (Iller, Isar, ) Literaturrecherche Ableitung von Empfehlungen für das künftige Monitoring Ableitung von Empfehlungen für die künftige Maßnahmenplanung Beschreibung der Wirkung von Maßnahmen im nächsten Bewirtschaftungsplan

Biologiemessstellen mit Bezug zu einer Erfolgskontrolle

Fazit Die biologischen Bewertungsverfahren konnten ihre Eignung grundsätzlich unter Beweis stellen. Dies gilt sowohl für die Dokumentation des Ist-Zustands als auch für die Dokumentation von Veränderungen durch Maßnahmen. Das Ziel guter ökologischer Zustand ist unter Berücksichtigung der Rahmenbedingungen in vielen Fällen unrealistisch. Eine dieser Rahmenbedingungen ist der Faktor Zeit. Das one out all out - Prinzip erschwert die Dokumentation der Erfolge weiter.

Fazit Gleiches gilt für Änderungen in der Monitoringkonzeption bzw. bei den Bewertungsverfahren. > Grundsatz: Änderungen nur, soweit fachlich zwingend erforderlich! Einer systematischen Erfassung von Änderungen im Rahmen des Monitoring zur Erfolgskontrolle kommt eine entscheidende Bedeutung zu.

mein herzliches Dankeschön: Der AG Biologische Gewässeranalyse für die umfassenden Untersuchungen im Rahmen der Vergleichskartierungen Nadine Adler, Anna Rietsch, Christian Wolfram, Tanja Reinold sowie Dominik Stierle für deren Auswertungen im Rahmen von Master-und Bachelorarbeiten Dr. Astrid Weißbach, Stephanie Bulla, Katharina Kätzel sowie Benedikt Nordhardt für die Projektergebnisse zu den Themen Plausibilität und Erfolgskontrolle und Ihnen für Ihre Aufmerksamkeit!