Technische Universität Chemnitz



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Transkript:

Chemnitz Technische Universität Chemnitz Stabilisierung der Europäischen Währungsunion und Implikationen für Private Geldanlage Kommt der nächste Schwächeanfall? Entwicklung eines Ratingsystems und Bewertung der krisengeschüttelten PIIGS-Staaten Betreuender Hochschullehrer: Prof. Dr. Friedrich Thießen Studentische Teammitglieder: Tudor Costin Stefan Gliesche Patrick Haubold Jonas Ludwig

Kommt der nächste Schwächeanfall? Entwicklung eines Ratingsystems und Bewertung der krisengeschüttelten PIIGS-Staaten

Inhaltsverzeichnis ABBILDUNGSVERZEICHNIS... IV TABELLENVERZEICHNIS... V 1 EINLEITUNG... - 1-2 DIE PIIGS-STAATEN... - 2-2.1 PORTUGAL... - 3-2.1.1 WIRTSCHAFTSHISTORIE... - 3-2.1.2 AUSWIRKUNGEN DER FINANZKRISE... - 4-2.1.3 AUSGEWÄHLTE MAKROÖKONOMISCHE KENNZAHLEN... - 5-2.1.4 BESONDERHEITEN DES WIRTSCHAFTSPOLITISCHEN UMFELDS... - 5-2.2 IRLAND... - 5-2.2.1 WIRTSCHAFTSHISTORIE... - 5-2.2.2 AUSWIRKUNGEN DER FINANZKRISE... - 6-2.2.3 AUSGEWÄHLTE MAKROÖKONOMISCHE KENNZAHLEN... - 7-2.2.4 BESONDERHEITEN DES WIRTSCHAFTSPOLITISCHEN UMFELDS... - 8-2.3 ITALIEN... - 8-2.3.1 WIRTSCHAFTSHISTORIE... - 8-2.3.2 AUSWIRKUNGEN DER FINANZKRISE... - 9-2.3.3 AUSGEWÄHLTE MAKROÖKONOMISCHE KENNZAHLEN... - 10-2.3.4 BESONDERHEITEN DES WIRTSCHAFTSPOLITISCHEN UMFELDS... - 10-2.4 GRIECHENLAND...- 11-2.4.1 WIRTSCHAFTSHISTORIE... - 11-2.4.2 AUSWIRKUNGEN DER FINANZKRISE... - 12-2.4.3 AUSGEWÄHLTE MAKROÖKONOMISCHE KENNZAHLEN... - 13-2.4.4 BESONDERHEITEN DES WIRTSCHAFTSPOLITISCHEN UMFELDS... - 13-2.5 SPANIEN... - 14-2.5.1 WIRTSCHAFTSHISTORIE... - 14-2.5.2 AUSWIRKUNGEN DER FINANZKRISE... - 15-2.5.3 AUSGEWÄHLTE MAKROÖKONOMISCHE KENNZAHLEN... - 16-2.5.4 BESONDERHEITEN DES WIRTSCHAFTSPOLITISCHEN UMFELDS... - 16-2.6 ZUSAMMENFASSUNG DER PROBLEMATIK DER PIIGS-STAATEN... - 17 -

3 ARTEN DER LÄNDERRISIKOBEWERTUNG... 18 3.1 DER EASE OF DOING BUSINESS - INDEX... 19 3.2 DER PEREN-CLEMENT-INDEX... 20 3.3 BERI-INDEX... 21 3.4 DER RATINGPROZESS NACH STANDARD & POOR S... 23 3.5 RATINGPROZESS NACH MOODY S... 24 4 RATINGMODELLENTWICKLUNG... 25 4.1 ZIELSETZUNG UND BESCHRÄNKUNGEN DES BETRACHTUNGSBEREICHES... 25 4.2 KENNZAHLENDEFINITIONEN... 26 4.3 RECHERCHE DER STATISTISCHEN DATEN... 29 4.4 BEGRENZUNG DER ZIELLÄNDER... 29 4.5 AUSFALLWAHRSCHEINLICHKEIT UND ÜBERRENDITE... 30 4.6 AUSWERTUNG DER ERGEBNISSE... 32 4.7 FEHLERANALYSE... 35 4.7.1 EINFACHHEIT UND SUBJEKTIVITÄTSFREIES RATING... 35 4.7.2 DATENERMITTLUNG UND DATENQUALITÄT... 36 4.7.3 FEHLER BEI DER BERECHNUNG UND SCHÄTZUNG... 36 4.8 KRITISCHE WÜRDIGUNG UND MÖGLICHE VERBESSERUNGSVORSCHLÄGE... 37 4.8.1 EIGENE DATENERHEBUNG... 37 4.8.2 MITTELWERT, AUSFALLWAHRSCHEINLICHKEIT UND ÜBERRENDITE... 37 4.8.3 GEWICHTUNG... 38 5 LTE-RATING VS. MOODY S... 38 6 FAZIT UND ZUSAMMENFASSUNG... 39 LITERATURVERZEICHNIS... VI INTERNETQUELLENVERZEICHNIS... VII ANHANG... A

ABKÜRZUNGSVERZEICHNIS CDC CPI EU EWG EG BIP LTE PIIGS S&P OECD Credit Default Swap Corruption Perception(s) Index Europäische Union Europäische Wirtschaftsgemeinschaft Europäische Gemeinschaft Bruttoinlandsprodukt Long-Term-European Portugal, Irland, Italien, Griechenland, Spanien Standard & Poor s Organisation for Economic Co-operation and Development III

ABBILDUNGSVERZEICHNIS Abbildung 1 Verteilungsfunktion... 37 IV

TABELLENVERZEICHNIS Tabelle 1 kumulative Sovereign Default Rates von Moody s (1983-2009)... 31 Tabelle 2 Anpassung LTE-Rating und Moody s... 31 Tabelle 3 Ausfallquoten für das LTE-Rating... 32 Tabelle 4 Überrenditen... 32 Tabelle 5 Ergebnisse des LTE-Ratings... 33 V

1 EINLEITUNG Es besteht aktuell die Gefahr, dass wir wieder in den alten Trott verfallen, von der übertriebenen Angst hin zu einer irrationalen Übertreibung. (Gordon Brown, Ex-Premier von Großbritannien, Quelle: DER SPIEGEL) In Krisensituationen wird immer zuerst nach den Schuldigen für die missliche Lage gesucht, statt nach den wahren Ursachen und Wirkungen zu schauen. Aktuelle Botschaften und Nachrichten führen oft zu extremen Reaktionen und können die Lage noch verschlimmern. Genau das passierte im März 2010 an den Finanzmärkten. Die Finanzkrise war noch nicht überstanden, schon bahnte sich eine neue Krise an, welche Eurokrise genannt wurde. Dabei wurde berichtet, dass Griechenland, als erster Staat der EU, seine Zinsen für ausgegebene Staatsanleihen nicht mehr tragen könne. Besonders wichtig sind in diesem Zusammenhang Ratingagenturen wie Moody's und Standard & Poor's geworden, welche mit ihren Ratings den Markt beherrschen. Dabei werden die unterschiedlichsten Anlagearten auf ihr Risiko und die mögliche Bonität des Schuldners bewertet. 1 Besonders prekär sind dabei gerade diese Ratings auf Staatsanleihen, welche mit zur Krise beitrugen. Moody's und Standard & Poor's bewerten im Rahmen ihrer Ratings mehr als 80% der Staaten auf ihre Bonität und mögliche Zahlungsausfälle. Dabei sind die Methoden in Verruf geraten. Die Ratings für die unterschiedlichen Staaten fallen oft unterschiedlich aus und viele Ratings werden, wenn sie zu schlecht ausfallen, einfach zurückgezogen. Zudem haben Ratingagenturen eine enorme Macht, welche im Verlauf der letzten Jahre immer weiter stieg. So kann das Urteil von ein oder zwei Rating Agencies die Finanzierung eines ganzen Staates beeinträchtigen und durch Spekulanten, welche die Situation des jeweiligen Staates ausnutzen wollen, sogar in eine Staatsinsolvenz treiben. 2 Ratingagenturen müssen in diesem besonderen Fall aus verschiedenen Faktoren heraus analysieren, ob und wie zahlungsfähig ein ganzes Land ist. Dabei spielen aber auch für langfristige Anleihen Faktoren eine Rolle, welche die Cash Flows in mehreren Jahren überhaupt nicht mehr beeinträchtigen. Trotzdem steigen die Risikoaufschläge für langfristige Anleihen weiterhin mit an. 1 2 Vgl.: o.a., Sind Ratingagenturen die Herrscher der Welt?, 2009,http://www.gegenfrage.com/sind-ratingagenturen-die-herrscher-der-welt/, Zugriff 03.03.2011 Vgl.: Hock, Nur jedes sechste Land ist ein erstklassiger Schuldner,2010, http://www.faz.net/s/rub09a305833e12405a808ef01024d15375/doc~ebc91645f13f64e099ad665 5596A05234~ATpl~Ecommon~Scontent.html, Zugriff 03.03.2011-1 -

Ziel der Arbeit Im Rahmen dieser Arbeit soll am Beispiel der PIIGS-Länder geklärt werden, ob unter einer langfristigen Betrachtung verschiedener Faktoren die Ergebnisse der Ratingagenturen ihre Richtigkeit behalten. Hierfür wird zuerst ein Überblick über historische Daten, die makroökonomische Lage und die Situation, welche durch die internationale Finanzkrise herrscht, aufgezeigt. Des Weiteren soll analysiert werden, was Ratingagenturen sind, wie diese arbeiten und bewerten, um welche alternativen Bewertungssysteme von Länderrisiken vorhanden sind. Zuletzt soll ein vereinfachtes, selbst erstelltes Ratingmodell eine Möglichkeit zur langfristigen Bewertung von Staatsanleihen aufzeigen und mögliche Risikoaufschläge und Ausfallwahrscheinlichkeiten für diese zu kalkulieren. 2 DIE PIIGS-STAATEN PIIGS-Staaten - dieses Wortkonstrukt war im letzten Jahr in aller Munde. Dabei handelt es sich um eine Abkürzung, welche die Staaten Portugal, Irland, Italien, Griechenland und Spanien zu einem Wirtschaftsraum innerhalb der Euro-Zone zusammenfasst. Diese Ökonomien sind gekennzeichnet von besonderen Bonitäts- und Stabilitätsproblemen. Der Ursprung des Begriffes beruht auf einem satirischen Artikel eines britischen Journalisten, in welchem er ursprünglich nur Portugal, Italien, Griechenland und Spanien zu den so genannten Pigs -Staaten vereinte. 3 Der Autor merkte aber schon zu diesem Zeitpunkt an: I don t want to upset anybody on the other side of the Irish Sea, but I should say that in some versions there are two i s in Pigs. 4 Im Zuge der Finanz- und Eurokrise kam Irland schlussendlich als fünfter Staat mit möglichen Solvenzproblemen dazu. Oft wird der Begriff PIIGS durch seine Ähnlichkeit mit dem englischen Wort Schwein, als abwertend angesehen, trotz allem konnte er sich seinen Weg in die Medien finden. 5 6 3 4 5 6 Vgl.: Smith, 2008, http://business.timesonline.co.uk/tol/business/columnists/article3998560.ece, Zugriff 04.03.2011 Smith, 2008, http://business.timesonline.co.uk/tol/business/columnists/article3998560.ece, Zugriff 04.03.2011 Vgl.: Scholz, PIIGS, Schwellenländer, Industrienationen was Staatsanleihen bringen, 2010 http://www.dasinvestment.com/themenspecial/rentenfonds/news/datum/2011/02/25/piigsschwellenlaender-industrienationen-was-staatsanleihenbringen/?tx_ttnews[sviewpointer]=1&chash=f7e915492e56b869c9e0f3ddcda9da4c, Zugriff 04.03.2011 Vgl.: Gallego-Díaz, Sentido de la realidad, 2010, http://www.elpais.com/articulo/opinion/sentido/realidad/elpepusocdgm/20100307elpdmgpan_6/tes, Zugriff 05.03.2011-2 -

Zum besseren Verständnis soll an dieser Stelle ein allgemeiner Überblick die Situation der einzelnen PIIGS-Staaten aufzeigt werden. Hierzu sollen die Bereiche der wirtschaftlichen Entwicklung in der Vergangenheit, wichtige makroökonomische Faktoren, die Lage durch die Finanzkrise und Besonderheiten der Länder, in Bezug auf deren Wirtschaftspolitik, betrachtet werden, um einen Überblick über die allgemeine Situation und deren Ursachen zu bieten. 2.1 PORTUGAL 2.1.1 WIRTSCHAFTSHISTORIE Im Jahr 1974 befreite sich Portugal aus der Diktatur und wurde Republik 7. Doch erst im Rahmen der zweiten Erweiterung der Europäischen Wirtschaftsgemeinschaft wurde die Republik an der Atlantikküste Mitglied der EWG. 8 Anfangs konnte sie von den Hilfszahlungen der EG profitieren und entwickelte sich mit hohem Tempo, trotzdem blieben viele strukturelle Probleme bestehen. Das Landesinnere war, im Gegensatz zu den Ballungsräumen an der Küste, weniger entwickelt und die Schulbildung stellte im ganzen Land ein Problem dar. 9 In den 1990er Jahren deutete sich ein kleines Wirtschaftswunder an. Die Wachstumsraten waren positiv und der Dienstleistungssektor wurde modernisiert. Portugal schüttelte das Image des Armenhauses Europas ab, auch wenn die Zunahmen größtenteils durch die EG ermöglicht werden konnten. Die Infrastruktur wurde modernisiert und die Arbeitslosigkeit war mit 4,5% eine der geringsten der EU. Viele Auswanderer kamen in das Land zurück und die Auslandsinvestitionen stiegen stark an. 10 Doch versuchte die Regierung mit hohen Zinsen die Inflation niedrig zu halten, um die Maastricht-Kriterien einhalten zu können. Darunter musste aber letzten Endes die Wirtschaftssituation leiden und das Staatsdefizit stieg immer weiter an. 11 1998 konnte Portugal schließlich die Kriterien des Maastricht-Vertrages erfüllen und schloss sich 2002 der Währungsunion an, wodurch der Euro als neue Währung in diesem Rahmen eingeführt wurde. 12 Doch war es auch Portugal, welches als erster EU-Staat den Pakt für Stabilität und Wachstum der Europäischen Union 13 verletzte. 14 7 8 9 10 11 12 13 Bekannt unter dem Namen Nelkenrevolution, näheres Vgl. Bernecker/Pietschmann Geschichte Portugals: vom Spätmittelalter bis zur Gegenwart, 2.Auflage, München, 2001 S.120ff Vgl.: Griller, Vom Schuman-Plan zum Vertrag von Amsterdam, keine Auflage, Wien, 2000 S. 96 Vgl.: o.a., Lexikon: Portugal, http://www.spiegel.de/lexikon/54315044.html, Zugriff 06.03.2011 Vgl. :Schmid, Wirtschaftswunder im Armenhaus, 1992, http://www.zeit.de/1992/03/wirtschaftswunderim-armenhaus Zugriff 06.03.2011 Vgl.: Zeller-Silva, Steinige Wegstrecke, 1995, http://www.zeit.de/1995/41/steinige_wegstrecke, Zugriff 06.03.2011 Vgl.: Krugman/Obstfeld, Internationale Wirtschaft: Theorie und Politik der Außenwirtschaft, 7.Auflage, München, 2009 S.748f Dieser schreibt unter anderem ein Wachstum von nicht mehr als 3% des BIP vor. - 3 -

Mitte der 2000er Jahre schien sich, durch die allgemeine Entspannung der Weltwirtschaft, die Wirtschaftslage zu erholen. Die OECD blickte, zwar noch mit Vorsicht, aber positiv auf die Entwicklung der Portugiesen und sagte Erfolgsjahre in 2006 und 2007 voraus. 15 Diese Erholung trat zwar ein, aber mit der internationalen Finanzkrise stand 2008 schon die nächste Krisensituation bevor. 2.1.2 AUSWIRKUNGEN DER FINANZKRISE Portugal war nach dem Zusammenbruch Griechenlands ein weiterer Kandidat für ein insolventes EU-Mitglied. Wie fast jedes andere Land wurde auch Portugal schwer von der Finanzkrise der vorangegangen Jahre getroffen. Die Staatsverschuldung stieg stetig und die Zinslast wurde damit einhergehend immer größer. Als Griechenland im Mai des Jahres 2010 den drohenden Staatsbankrott meldete, wurde schon wenige Monate später bekannt, dass Portugal erhebliche Probleme beim begleichen der Zinsforderungen haben könnte. Eine Insolvenz wäre die Folge gewesen. Durch den so genannten Rettungsschirm der Europäischen Union konnte aber ein drohender Staatsbankrott abgewendet werden. 16 Die schwierige Situation der Anleihen Portugals lässt sich, wie auch bei den anderen PIIGS-Ländern, gut an den Risikoprämien ablesen. Durch die sinkende Bonität Portugals wurde die Prämie immer weiter erhöht. Am Ende des Jahres 2010 betrug diese schon 4,3% der Erträge bei Abschluss einer Kreditausfallversicherung (CDS auf 5 Jährige Anleihe), wohingegen er am Anfang des Jahres knapp an der 1%-Grenze schwankte. 17 Die gesamte Schuldlast der Portugiesen belief sich im Mai 2010 auf ca. 217 Milliarden Euro. Ein kleinerer Teil dieser Summe wurde in Gläubigerstaaten wie Deutschland, Frankreich und Großbritannien mit einer Forderung von insgesamt ca. 91 Milliarden Euro erbracht. Das viel größere Problem ist aber, dass der iberische Nachbar Spanien - ein weiterer Wackelkandidat der Eurokrise - mit 65 Milliarden US-Dollar der Hauptgläubiger des kleinen südeuropäischen Landes darstellt. 18 Diese Problematik könnte zu einer Kettenreaktion führen, welche in der Lage ist, die ganze iberische Halbinsel in den Bankrott zu treiben. Und als weitere Konsequenz [könnte] Das kleine Land Portugal [...] also für die Zukunft Europas und damit auch für den 14 15 16 17 18 Vgl.: o.a., Portugal ist Klassenletzter, 2002, http://www.stern.de/wirtschaft/news/sanktionen-portugal-istklassenletzter-261081.html, Zugriff 05.03.2011 Vgl.: OECD Wirtschaftsausblick, Ausgabe 2005/2, 2005 Vgl.: Hesse/Hoffmann, Zittern in Euroland, 2010, http://www.sueddeutsche.de/geld/finanzkrise-irlandund-portugal-zittern-in-euroland-1.1024188, Zugriff 27.02.2011 Vgl.: Schulz/Braunberg, Kaum Handel mit Portugal und Co., 2010, http://www.faz.net/s/rub09a305833e12405a808ef01024d15375/doc~e0902896633fe457d9143789 C670F992F~ATpl~Ecommon~Scontent.html Zugriff 29.02.2011 Val.: Schwartz, In and Out of Each Other s European Wallets, 2010, http://www.nytimes.com/2010/05/02/weekinreview/02schwartz.html?_r=1, Zugriff 03.03.2011-4 -

erfolgreichen Fortbestand der Gemeinschaftswährung Euro noch zum Zünglein an der Waage werden. 19 2.1.3 AUSGEWÄHLTE MAKROÖKONOMISCHE KENNZAHLEN Ähnlich wie bei Spanien kam es auch bei seinem kleinen iberischen Nachbarn zu einem Rückgang des BIP. Dieser sank 2008 (172 Milliarden Euro) zu 2009 auf das Niveau von 2007 (168 Milliarden Euro). War das Staatsdefizit in den Vorjahren eher gering, stieg dieses 2008 auf das Dreifache des Vorjahres (15 Milliarden Euro) an, was 9 % - gemessen am BIP - bedeutet. Die Staatsverschuldung stieg von 2008 bis 2009 um mehr als 10 Prozentpunkte auf 76% des BIP (127 Milliarden Euro). Somit ist zwar die Neuverschuldung geringer als in anderen südeuropäischen Ländern, doch nicht mehr mit dem Stabilitäts- und Wachstumspakt der EU vereinbar. 20 2.1.4 BESONDERHEITEN DES WIRTSCHAFTSPOLITISCHEN UMFELDS Portugal hatte schon vor Beginn der Finanzkrise mit Problemen durch internationalen Konkurrenzdruck zu kämpfen. Die Globalisierung und die geringe Dynamik der Wirtschaft sorgten für geringe Wachstumsraten und machten Portugal als Investitionsstandort weniger attraktiv. Im Zuge dessen erhöhten sich die Arbeitslosenzahlen, besonders für Berufseinsteiger und Langzeitarbeitslose. Die portugiesische Regierung versucht diese Defizite durch erhöhtes Technologieaufkommen, bessere Bildung bzw. Ausbildung als auch durch Investitionen in Forschung und Entwicklung auszugleichen. 21 2.2 IRLAND 2.2.1 WIRTSCHAFTSHISTORIE Irland trat 1973, als der ärmste Staat, in die Europäische Gemeinschaft ein. 22 Nach den desaströsen 1980er Jahren, welche von Massenarbeitslosigkeit und Auswanderungswellen gekennzeichnet waren, wurde in den 1990er Jahren der Begriff Keltischer Tiger 23 19 20 21 22 23 Vgl.: Reich, Das Zünglein an der Waage, http://www.geld-magazin.info/finanzwissen/news/finanzkriseportugal, Zugriff 12.03.2011 Vgl.: Allen, Zweite Datenmeldung zu öffentlichem Defizit und Schuldenstand für 2009, Eurostat- Pressestelle,2010, http://epp.eurostat.ec.europa.eu/cache/ity_public/2-15112010-ap/de/2-15112010- AP-DE.PDF, Zugriff 12.03.2011 Vgl.: o.a., Wirtschaftspolitik, ohne Datum, http://www.auswaertigesamt.de/de/aussenpolitik/laender/laenderinfos/portugal/wirtschaft_node.html, Zugriff 28.02.2011 Vgl.: o.a., Irland: Land und Leute, http://www.baauslandsvermittlung.de/lang_de/nn_3018/de/laendereu/irland/irland node.html nnn=true, Zugriff 28.02.2011 Analogie zu den hohen Wachstumsraten der südostasiatischen Staaten wie Südkorea und Singapur, - 5 -

geprägt. Die Außenhandelsbilanz verbesserte sich schlagartig, wohingegen die Arbeitslosigkeit immer weiter abgebaut wurde. Das BIP stieg stark um 7,5% im Mittel an. Zwischen 1986 und 1999 wuchs das durchschnittliche Einkommen pro Kopf um mehr als 47% an und die Arbeitsproduktivität wurde deutlich erhöht. Zudem investierten immer mehr ausländische Unternehmen - besonders im Sektor der Hochtechnologie - in den lukrativen irischen Markt, eröffneten neue Produktionsstandorte und schufen somit viele neue Arbeitsplätze. Es wurden immer mehr gut ausgebildete Mitarbeiter aus anderen europäischen Staaten benötigt. Irland wurde vom Auswanderungs- zum Einwanderungsland. 24 Ermöglicht wurde dieser Boom durch sehr niedrige Unternehmenssteuern, welche attraktiv auf ausländische Investoren wirkten und gut ausgebildetes Personal aus ganz Europa anzogen. 25 Bis 2007 war ein Gegentrend zu diesem Boom kaum absehbar. Irland mauserte sich sogar zum zweitreichsten Land Europas und überholte damit sogar seinen Nachbarn Großbritannien. Erst durch den Immobilienboom und die Subprime-Krise wurde dieses rasante Wachstum gestoppt. 26 2.2.2 AUSWIRKUNGEN DER FINANZKRISE Kaum war zu erwarten, dass die Iren als erstes Land der Europäischen Gemeinschaft in eine Rezession abgleiten würden, denn bis dahin galt der Inselstaat als wachstumsstarker Wirtschaftsraum. Aber in der Mitte des Jahres 2008 geschah das vorher Unvorstellbare: Irland gab bekannt, dass es sich in einer kontraktiven Phase - der ersten seit 25 Jahren - befand. 27 Vor der Finanzkrise boomte Irland. Die Wachstumsraten waren außerordentlich hoch und die Arbeitslosigkeit wurde immer weiter in Richtung Vollbeschäftigung abgebaut. Wo vor der Krise noch Tausende von Einwanderern aus anderen EU-Mitgliedsstaaten nach Irland drängten, um vom Wachstum der irischen Wirtschaft zu profitieren, kam es seit 2008 zu ersten Rückwanderungswellen und die Arbeitslosigkeit steigt stetig an. Zudem wurde 24 25 26 27 welche als Tigerstaaten bezeichnet wurden, Vgl. o.a., http://www.uniprotokolle.de/lexikon/keltischer_tiger.html, Zugriff 11.03.2011 Vgl.: Fink, Länderanalyse Irland: Ein Erfolgsmodell auf dem Prüfstand, Internationale Politikanalyse, 2008, S. 1-2 Vgl.: o.a., Warum Irland so hart für seine Unternehmenssteuer kämpft, http://www.heute.de/zdfheute/inhalt/22/0,3672,8143830,00.html, Zugriff 28.02.2011 Vgl.: Kröger, Irland rutscht als erstes EU-Land in die Rezession, 2008, http://www.spiegel.de/wirtschaft/0,1518,580464,00.html, Zugriff 28.02.2011-6 -

durch ein Bankenrettungsprogramm und Einlagengarantiesicherung die Staatsverschuldung weiter in die Höhe getrieben. 28 Viele Großkonzerne, welche zuvor durch ihre Investitionen zum Wohlstand des Inselstaates beitrugen, gaben die Schließung ihrer Werke aus Kostengründen bekannt. So wurde z.b. die Produktion von Dell in Irland 2009 gestoppt und die Produktionsstätte stillgelegt, um den Rationalisierungsplan des Konzerns durchzuführen und Arbeitsplätze einzusparen. 29 Ähnlich wie in Portugal stiegen auch in Irland die Risikoprämien für Kreditausfallversicherungen (CDS auf fünfjährige Anleihen) von 1 % im Januar 2010 auf 5,6% im Dezember. 30 Die irische Gesamtschuld belief sich hierbei auf ca. 870 Milliarden US-Dollar (654 Milliarden Euro), wobei Kreditgeber aus Deutschland und Großbritannien die Hauptgläubiger mit zusammen ca. 278 Milliarden Euro Gesamtforderungen waren. 31 Dieser Situation geschuldet, soll Irland den Schutz des 2010 beschlossenen Rettungsschirms der EU erhalten, um eine mögliche Insolvenz zu verhindern. 32 Die Prognosen für Irland sind vage. Obwohl andere Stellen weniger zuversichtlich sind, berichtete die Deutsch-Irische-Industrie- und Handelskammer, dass das Wirtschaftswachstum wieder einer Phase mit einem durchschnittlichen Wachstum von 4 % pro Jahr von 2011 bis 2014 entgegensteuere. 33 2.2.3 AUSGEWÄHLTE MAKROÖKONOMISCHE KENNZAHLEN Das kleine westeuropäische Mitgliedsland der Europäischen Union hatte wohl gesehen zur Größe der Gesamtwirtschaft die größten Einbußen zu verzeichnen. Von 2008 bis 2009 sank das BIP auf knapp 160 Milliarden Euro, wobei es im Vorjahr mit 190 Milliarden Euro errechnet wurde. Das Staatsdefizit hingegen bewegte sich gegenläufig und stieg auf 23 Milliarden Euro im Jahr 2010 an, wo noch 2006 ein Überschuss von 5 Milliarden Euro zu bilanzieren war. Der Schuldenstand erhöhte sich innerhalb von einem Jahr auf ca. 105 Milliarden Euro, also auf mehr als 65 % des BIP. Diese Erhöhung bedeutete eine neue 28 29 30 31 32 33 Vgl.: o.a., Wirtschaft, http://www.auswaertigesamt.de/de/aussenpolitik/laender/laenderinfos/irland/wirtschaft_node.html, Zugriff 28.02.2011 Vgl.: Wilkens, Dell schließt Prodution in Irland, 2009 http://www.heise.de/newsticker/meldung/dellschliesst-produktion-in-irland-195110.html, Zugriff 28.02.2011 Vgl.: Schulz/Braunberg, Kaum Handel mit Portugal und Co., 2010, http://www.faz.net/s/rub09a305833e12405a808ef01024d15375/doc~e0902896633fe457d9143789 C670F992F~ATpl~Ecommon~Scontent.html Zugriff 29.02.2011 Val.: Schwartz, In and Out of Each Other s European Wallets, 2010, http://www.nytimes.com/2010/05/02/weekinreview/02schwartz.html?_r=1, Zugriff 03.03.2011 Vgl.: Hesse/Hoffmann, Zittern in Euroland, 2010,http://www.sueddeutsche.de/geld/finanzkrise-irlandund-portugal-zittern-in-euroland-1.1024188, Zugriff 03.03.2011 Vgl.: AHK,Wachstum kehrt 2011 nach Irland zurück, 2010, http://irland.ahk.de/index.php?id=ahk_irland&l=0, Zugriff 12.03.2011-7 -

Schuldlast von mehr als 25 Milliarden Euro innerhalb eines Jahres. Im Vergleich zu 2006 haben sich die Schulden des irischen Staates mehr als verdoppelt. 34 2.2.4 BESONDERHEITEN DES WIRTSCHAFTSPOLITISCHEN UMFELDS Die irische Wirtschafts- und Finanzpolitik galt lange Zeit als eine der am wenigsten regulierten in Europa und zog deswegen viele Unternehmen, Banken und Investoren in den Inselstaat. Zudem galten die Unternehmenssteuern als extrem gering gegenüber dem europäischen Durchschnitt. Somit machte sich Irland sehr stark von ausländischen Direktinvestitionen abhängig. Diese Ausrichtung der Politik, gepaart mit der Abhängigkeit von Auslandsinvestitionen, führte dazu, dass Irland am stärksten von der Krise getroffen wurde und die Wirtschaftspolitik sich in den nächsten Jahren stark ändern könnte. 35 2.3 ITALIEN 2.3.1 WIRTSCHAFTSHISTORIE In den späten 1970er Jahren kam die italienische Wirtschaft in die Phase des Postindustrialismus. Dabei wurden drei Regionen unterschieden. Die erste Region befand sich im Nordwesten des Landes, welche hauptsächlich von Großindustrie dominiert wurde. Der Süden Italiens wurde als zweite Region bezeichnet, in diesem Areal konnte die Industrialisierung keine größere Wirkung zeigen. Der nordwestliche Bereich der Apenninenhalbinsel hingegen konnten, neben der großindustriellen Produktion, auch kleine handwerkliche Betriebe in großer Zahl überleben. In dieser Zone zeichnete sich ein kleines Wirtschaftswunder ab. Zahlreiche klein- und mittelständische Unternehmen wurden in einem Prozess der diffusen Industrialisierung 36 gegründet, welche sich hauptsächlich im Export-, Dienstleistungs-, Medizintechnologieund Verarbeitungssektor ansiedelten. Dies führte dazu, dass in Krisenzeiten der Großbetriebe die italienische Wirtschaft mit besseren Bilanzen als andere europäische Staaten überzeugen konnte. Nach der Umstellung auf wenig energieintensive Produktionsweisen wurde die Abhängigkeit von ausländischen Rohstoffen zur Energiegewinnung in den 1980er Jahren deutlich reduziert. Zudem wurde ein Bauverbot für neue Atomkraftwerke erlassen und der Ausstieg aus der Atomenergiegewinnung beschlossen. Als Ausgleich wurden 34 35 36 Vgl.: Allen, Zweite Datenmeldung zu öffentlichem Defizit und Schuldenstand für 2009, Eurostat- Pressestelle,2010, http://epp.eurostat.ec.europa.eu/cache/ity_public/2-15112010-ap/de/2-15112010- AP-DE.PDF, Zugriff 12.03.2011 Vgl.: Jungclaussen, Arbeitslos und abgebrannt in Dublin, 2009, http://www.zeit.de/2009/10/irland, Zugriff 06.03.2011 Abgeleitet aus dem Italienischen von industrializzazione diffusa - 8 -

Thermalkraftwerke gefördert, um den Energiesektor unabhängiger zu machen. Anfang der 1990er Jahre erstarrte die italienische Wirtschaft zusehends. Die Bestimmungen des Maastricht-Vertrages konnten nicht mehr eingehalten werden. Auf Grund dieser Tatsache verließ Italien kurzzeitig sogar den Währungsbund, wertete den Lira ab, führte weitere Konsolidierungsmaßnahmen durch und schloss sich diesem später wieder an. Die Probleme der Wirtschaft und Struktur Italiens waren danach immer noch gravierend. Die Staatsschulden stiegen in den 1990er Jahren auf ein bedenkliches Niveau von bis zu 125% (1994). Zwar wurde der Staatshaushalt in den späten 1990 Jahren konsolidiert, dies wurde aber durch die hohen Defizite seit 2001 zu Nichte gemacht. Zudem sind die Forschungsausgaben der Italiener verschwindend gering, die Infrastruktur ist marode und andere Probleme wie Steuerhinterziehung und Schattenwirtschaft gestalten die wirtschaftspolitische Lage als problematisch. 37 2.3.2 AUSWIRKUNGEN DER FINANZKRISE Auch Italien wurde durch die Finanzkrise schwer getroffen, nur ist die Wahrnehmung in der Bevölkerung, Politik und Presse eine andere. Obwohl die Börse in Mailand schwere Einbußen zu verzeichnen hatte, wurde die Konzentration auf andere Probleme gelenkt. So hat die Republik auf der Apenninenhalbinsel mit anderen Schwachstellen zu kämpfen, welche struktureller, demografischer und politischer Natur sind und deren Sachverhalte die Italiener von der Finanzkrise ablenken. Zwar wurden auch in Rom Pläne für eine Bankenrettung beschlossen, diese waren aber eher halbherzig und dienten nur zu Absicherung in Notfällen. Die Komplikationen in der italienischen Wirtschaft bleiben trotz allem bestehen. Diese rühren aber nicht von einer möglichen Insolvenz Italiens, denn die Zahlungsfähigkeit ist durchaus vorhanden, sondern vielmehr von einer Stagnation des Wachstums und den ausbleibenden wirtschaftspolitischen Konsequenzen, welche daraus folgen. 38 Der gewaltige Schuldenberg der Italiener ist zum Großteil von französischen (511 Milliarden US-Dollar) und deutschen (144 Milliarden US-Dollar) Kreditgebern finanziert worden. 39 37 38 39 Vgl.: Jansen, Italien seit 1945, Göttingen, 2007, S. 81f Vgl.: Schümer, Genies am Rande des Abgrunds, 2008, http://www.faz.net/s/rub117c535cdf414415bb243b181b8b60ae/doc~ed96099105f464d4a881ba E956AC43DF9~ATpl~Ecommon~Scontent.html, Zugriff 03.03.2011 Vgl.: Schwartz, In and Out of Each Other s European Wallets, 2010, http://www.nytimes.com/2010/05/02/weekinreview/02schwartz.html?_r=1, Zugriff 03.03.2011-9 -

Die Risikoprämie (CDS für 5-jährige Anleihen), welche für italienische Staatsanleihen gezahlt werden muss, wurde auch im Verlauf des Jahres 2010 deutlich nach oben gesetzt, konnte sich aber stabilisieren, ähnlich wie bei den spanischen Anleihen. Dadurch wurden die Anleger anfangs verunsichert und der Handel mit diesen Titeln erschwert, trotzdem blieb der Markt für italienische Government Bonds intakt. 40 2.3.3 AUSGEWÄHLTE MAKROÖKONOMISCHE KENNZAHLEN Gemessen am BIP ist Italien mit 1520 Milliarden Euro für das Jahr 2009 der größte der PIIGS-Staaten. Verglichen mit dem Vorjahr ist es nur leicht rückläufig gewesen (1580 Milliarden Euro) und sogar größer als 2006 vor der Finanzkrise (1485 Milliarden Euro). Das Niveau des Haushaltsdefizits 2009 lag mit 80 Milliarden Euro überdurchschnittlich über denen von 2008 mit 43 Milliarden Euro und 2007 mit 23 Milliarden Euro, aber gemessen am BIP mit 5% Neuverschuldung im europäischen Durchschnitt. Erwähnenswert ist der Schuldenstand Italiens, denn mit 1763 Milliarden Euro ist Italien neben Griechenland das einzige Mitglied der Europäischen Union, bei dem die Schuldquote gemessen am BIP mit 116% bei über 100% liegt. 41 2.3.4 BESONDERHEITEN DES WIRTSCHAFTSPOLITISCHEN UMFELDS Italien stellt eine Besonderheit unter den PIIGS-Staaten dar. Seine Probleme werden nicht durch die Illiquidität der Staatskasse, sondern durch verschiedene politische Faktoren hervorgerufen. Eine schwerfällige Bürokratie, ein sich herauskristallisierendes System von oligarchischen Großunternehmen, welche die Wirtschaftssektoren unter sich aufteilen und etliche Korruptions- und Politskandale sind unsichere Variablen für die Einschätzung der 42 43 italienischen Wirtschafts- und Finanzsektoren. 40 41 42 43 Vgl.: Schulz/Ruhkamp, Risikoprämien werden in die Höhe getrieben, 2010, http://www.faz.net/s/rub09a305833e12405a808ef01024d15375/doc~e7959e865dd3149efa4dbc3 82E2F0BB5B~ATpl~Ecommon~Scontent.html, Zugriff 11.03.2011 Vgl.: Allen, Zweite Datenmeldung zu öffentlichem Defizit und Schuldenstand für 2009, Eurostat- Pressestelle,2010, http://epp.eurostat.ec.europa.eu/cache/ity_public/2-15112010-ap/de/2-15112010- AP-DE.PDF, Zugriff 12.03.2011 Vgl.: Schümer, Genies am Rande des Abgrunds, 2008, http://www.faz.net/s/rub117c535cdf414415bb243b181b8b60ae/doc~ed96099105f464d4a881ba E956AC43DF9~ATpl~Ecommon~Scontent.html, Zugriff 03.03.2011 Vgl.: Oddone. Italien versinkt in Korruptionsskandalen, 2010, http://www.euractiv.de/wahlen-undmacht/artikel/italien-versinkt-in-korruptionsskandalen-002765, Zugriff 05.03.2011-10 -

2.4 GRIECHENLAND 2.4.1 WIRTSCHAFTSHISTORIE 1974 wurde Griechenland, nach der Militärdiktatur und vorherigem Bürgerkrieg, 44 zur Republik erklärt. Zu diesem Zeitpunkt hatte die Wirtschaft Griechenlands mit massiven Problemen zu kämpfen: Die Inflationsrate lag über 20 %, das Staatsdefizit und die Auslandsschulden waren enorm. Dazu kamen die Probleme, die aus der Ölkrise am Ende der 1970er Jahre resultierten. Diesen Umständen geschuldet, war die attische Republik zum Zeitpunkt des Beitritts in die EG 1981, eigentlich zu arm, um in die Gemeinschaft aufgenommen zu werden. Trotzdem konnte die griechische Regierung durch Konsolidierungsmaßnahmen und andere geopolitische Faktoren den Beitritt erreichen. 45 In den 1980er Jahren sah die Wirtschaftsentwicklung durchaus positiv aus. Das Wirtschaftswachstum hatte annehmbare Werte, aber im Vergleich zu anderen Staaten Europas und unter Betrachtung der Mittel, die nach Griechenland flossen, war der Zuwachs zu gering. 1985 wurde ein Programm zu Stabilisierung der Wirtschaft beschlossen, welches zur Produktionssteigerung führen sollte. Trotzdem war die Situation desolat. Griechenland hatte gemessen am Produktionsniveau den schlechtesten Wert der OECD-Länder inne. Dazu kam eine ineffiziente Geldpolitik der griechischen Regierung, was wiederum zu hohen Inflationsraten führte. In den 1990er Jahren konnten die hohen Inflationsraten abgebaut werden, das Wirtschaftswachstum war fast immer positiv, trotzdem erreichte es nie das Niveau vieler anderer europäischen Nationen. Im Jahr 1998 wurde der Drachme in das Wechselkurssystem der EU integriert und eine weitere Strukturreform eingeläutet. Griechenland gelang es, alle Kriterien des Maastricht- Vertrages zu erfüllen und trat am 1. Januar 2001 in die Europäische Union ein, einhergehend mit der Einführung des Euro. 46 Anfang der 2000er Jahre waren die Hoffnungen, welche in Griechenland gesetzt wurden noch groß. Die Olympischen Spiele im Jahr 2004 sollten zusätzlichen Schub in die Wirtschaft bringen. 47 Das BIP konnte weiter zulegen und die Spiele in Athen brachten den erwarteten Schwung, 44 45 46 47 Gemeint ist der Griechischer Bürgerkrieg1946-1949, vgl. Tzermias, Neugriechische Geschichte, 3. Auflage, Tübingen, 1999, S.168ff Vgl.: Antoniou, Die wirtschaftliche Entwicklung Griechenlands nach dem Zweiten Weltkrieg, ohne Ort,2004, S 16f Vgl.: o.a.,die jüngere Entwicklung der griechischen Wirtschaft, http://alexschoeberl.al.funpic.de/wirtschatl.%20entwicklung%20griechenlands.pdf, Zugriff 05.03.2011 Vgl.: Karweil, Das Wunder von Athen, 2001, http://www.zeit.de/2001/48/200148_g-griechenland.xml Zugriff 06.03.2011-11 -

wenn auch schwächer als erhofft. Trotzdem waren schon vor der Finanzkrise die Staatsverschuldung und das Haushaltsdefizit enorm und erfüllten nicht die Kriterien des Wachstums- und Stabilitätspaktes der Europäischen Union. 48 2.4.2 AUSWIRKUNGEN DER FINANZKRISE Bereits im Januar 2010 veröffentlichte die Europäische Kommission einen Bericht Unstimmigkeiten in den Daten, den Schuldenstand und das öffentliche Defizit betreffend. So soll es zu Abweichungen bei der Angabe der Werte der Institute gekommen sein und die griechische Regierung musste Stellung zu diesen nehmen. 49 Schon zu diesem Zeitpunkt waren schwere Komplikationen, die Zahlungsfähigkeit des griechischen Staats betreffend, absehbar. 50 Kurze Zeit später wurde die Kontrolle der EU übergeben und drastische Sparmaßnahmen angeordnet. Die Neuverschuldung sollte auf unter 3% des BIP gesenkt (Niveau 2009: 15,4 %) und der Europäische Stabilitäts- und Wachstumspakt wieder eingehalten werden. 51 Doch Spekulanten formten für die griechische Regierung ein Umfeld, in dem die Sparzwänge schwer umsetzbar schienen. Die Risikozuschläge (CDS) für griechische Staatsanleihen wuchsen rapide und die Zinszahlungen an die Gläubiger konnten nicht mehr vom griechischen Staatshaushalt getragen werden. Diesen Umständen geschuldet, musste die griechische Regierung im April 2010 die anderen EU- Mitgliedsstaaten um Finanzhilfe bitten. 52 Die EZB akzeptierte ab dem Zeitpunkt auch Wertpapiere als Sicherheiten, welche eine niedrigere Bewertung durch Ratingagenturen bekamen, als üblicherweise vorgeschrieben. 53 Durch Verschiedene Sparmaßnahmen und Reformen sollten Einsparungen die Bonität des Landes wieder herstellen. So sollte z.b. das Renteneintrittsalter Schritt für Schritt auf 65 Jahre ab 2020 erhöht werden. Diese Reformen stießen jedoch auf erheblichen Widerstand in der Bevölkerung und somit kam es zu Massenprotesten und Streiks im ganzen Land. 54 48 49 50 51 52 53 54 Vgl.: o.a, Olympia 2004: Austro-Unternehmen stehen als Sieger bereits fest, 2004 http://www.wirtschaftszeit.at/startseite/startseite-detail/article/olympia-2004-austro-unternehmen-stehenals-sieger-bereits-fest, Zugriff 06.03.2011 Vgl.: Europäische Kommission, Bericht zu den Statistiken Griechenlands über das öffentliche Defizit und den öffentlichen Schuldenstand, KOM(2010) 1 endgültig, Brüssel,2010 Vgl.: Griechenland beunruhigt uns sehr, Berschens, 2009, http://www.handelsblatt.com/politik/international/griechenland-beunruhigt-uns-sehr/3322510.html, Zugriff 06.03.2011 Vgl.: Schulz, EU übernimmt Kontrolle über Griechenlands Finanzen, 2010, http://www.spiegel.de/wirtschaft/soziales/0,1518,675710,00.html, Zugriff 06.03.2011 Vgl.: Yasmin El-Sharif, Griechenland bittet Euroländer um Finanzspritze,2010, http://www.spiegel.de/wirtschaft/soziales/0,1518,690771,00.html, Zugriff 06.03.2011 Vgl.: European Central Bank, ECB announces change in eligibility of debt instruments issued or guaranteed by the Greek government, 2010, http://www.ecb.eu/press/pr/date/2010/html/pr100503.en.html, Zugriff 06.03.2011 Vgl.: Martens, Ein verordnetes Erdbeben, 2010 http://www.faz.net/s/rub3adb8a210e754e748f42960cc7349bdf/doc~eaf71ffee266240f38e740-12 -

Die gesamte Schuldlast der Griechen im Mai 2010 belief sich auf ca. 236 Milliarden US- Dollar. Die Hauptgläubiger waren Kreditgeber aus Frankreich mit 75 Milliarden US-Dollar (56 Milliarden Euro) und Deutschland mit insgesamt 45 Milliarden US-Dollar (34 Milliarden Euro). 55 2011 sieht die Situation um Griechenland nicht besser aus. Die Sparmaßnahmen hemmen das Wachstum, die Arbeitslosigkeit ist deutlich gestiegen. Es gibt sogar erste Empfehlungen, die Griechen sollen die Drachme wieder einführen, um durch eine Abwertung der Währung wieder konkurrenzfähig zu werden. 56 2.4.3 AUSGEWÄHLTE MAKROÖKONOMISCHE KENNZAHLEN Griechenland stellt wohl eine Besonderheit unter den PIIGS Staaten dar. Neben Italien ist Griechenland der einzige Staat der Europäischen Währungsunion, welcher eine Schuldstandquote von mehr als 100% des BIP aufweist. Seit 1995 bewegt sich dieser Wert immer in dieser Höhe und konnte seitdem nicht unter 94% sinken. Somit konnte Griechenland 15 Jahre in Folge nicht die vom Maastricht-Vertrag geforderte 60%-Hürde unterschreiten. 57 Das BIP des Balkanstaates sank zwar von 2008 (236 Milliarden Euro ) zu 2009 (237 Milliarden Euro) nur geringfügig, doch machte das Staatsdefizit 2009 mit mehr als 36 Milliarden- was ca. als 15% des BIP entspricht dem Haushalt und der Bonität der Griechen schwer zu schaffen. Die gesamte Schuldlast stieg erheblich auf 298 Milliarden Euro im Jahr 2009, dabei blieb das Wachstum der griechischen Wirtschaft aus. 58 2.4.4 BESONDERHEITEN DES WIRTSCHAFTSPOLITISCHEN UMFELDS Das massivste Problem stellt wohl das verbreitete Auftreten von Korruption und Bestechung dar. Für die Griechen ist dies bereits zum Alltag verkommen. Ärzte, Beamte, Handwerker werden bestochen, Rechnungen nicht ausgestellt, Steuern unterschlagen. Dieses Phänomen und andere Aspekte der Schattenwirtschaft lassen sich überall in 55 56 57 58 9308D21DC14~ATpl~Ecommon~Scontent.html, Zugriff 03.03.2011 Vgl.: Schwartz, In and Out of Each Other s European Wallets, 2010, http://www.nytimes.com/2010/05/02/weekinreview/02schwartz.html?_r=1, Zugriff 03.03.2011 Vgl.: Hofmann,Griechenland: Krise im Schatten der Krisen, 2011, http://www.finanzen.net/nachricht/aktien/schuldenkrise-griechenland-krise-im-schatten-der-krisen- 1049754, Zugriff 06.03.2011 Vgl.: Eurostat, Öffentlicher Schuldenstand, 2011, http://epp.eurostat.ec.europa.eu/tgm/table.do?tab=table&init=1&language=de&pcode=tsdde410&plugin= 0, Zugriff 12.03.2011 Vgl.: Allen, Zweite Datenmeldung zu öffentlichem Defizit und Schuldenstand für 2009, Eurostat- Pressestelle,2010, http://epp.eurostat.ec.europa.eu/cache/ity_public/2-15112010-ap/de/2-15112010- AP-DE.PDF, Zugriff 12.03.2011-13 -

Griechenland finden. 59 Dem Staat entgehen dadurch jedes Jahr ca. 20 Milliarden Euro an Steuergeldern. 60 Kritische Stimmen behaupten momentan sogar, dass Griechenland nur Mit systematischem Betrug [ ] den Zugang in die Eurozone gesichert habe. 61 2.5 SPANIEN 2.5.1 WIRTSCHAFTSHISTORIE Spaniens war wirtschaftlich in der ersten Hälfte des 20. Jahrhunderts von Europa isoliert. Im Spanischen Bürgerkrieg 1936-1939 wurde das Land um Jahrzehnte zurückgeschlagen. Produktionsanlagen waren zerstört und Fachkräfte flohen ins Ausland, um vor der Franco- Diktatur zu entkommen. Erst in den 40er Jahren des 20. Jahrhunderts konnte die Lage durch ein Autarkiemodell und die Gründung des Staatlichen Industrie Instituts ein wenig verbessert werden, obwohl immer noch Getreideimporte aus Argentinien nötig waren, um die Grundbedürfnisse der Spanier zu sichern. Durch das Anbahnen des Kalten Krieges konnte sich das Blatt langsam wenden. Spanien wurde, im Gegenzug für Unterstützungsleistungen, zum Stützpunktland der USA. Das Autarkiemodell wurde gelockert und erste Handelsbeziehungen mit dem Ausland konnten aufkommen. Von 1950 bis 1958 wurde die Produktion der Industrie um 90% gesteigert. Durch den Tourismusboom in den Frühen 1960er Jahren gelang Spanien der endgültige Anschluss an die Welt. Schon im Jahr 1965 galt Spanien als global beliebtestes Tourismusland und 1973 galt der Staat auf der iberischen Halbinsel als die zehntgrößte Industrienation der Erde. Der Ölschock 1973 deutete auf ein Ende der Boomphase hin. Hohe Inflation und Arbeitslosigkeit waren die Folge. Das Ende der Franco-Diktatur bedeutete zwar politischen, aber keinen wirtschaftlichen Wandel. Auch der Anschluss an die EU Ende der 1980er Jahre brachte Spanien noch nicht den erhofften Anschluss zum Rest der OECD-Staaten. Bis 1994 gelang es nicht die Arbeitslosigkeit, welche besonders der jungen Bevölkerungsgruppe verankert war, zu senken. Erst 1995 deutete sich eine langsame Erholung der Wirtschaft, durch verschiedene Sanierungsprogramme, wie z.b. die der VW-Tochter Seat, an. Ab diesem Zeitpunkt erschien die spanische Ökonomie durchaus stabil, es konnten sogar Staatsüberschüsse erwirtschaftet werden. Die Arbeitslosigkeit war zwar leicht über dem 59 60 61 Jessen, Ein Fakelaki voller Scheine, 2010, http://www.spiegel.de/wirtschaft/0,1518,681882,00.html, Zugriff 11.03.2011 Vgl.: o.a., Schattenwirtschaft in Griechenland außer Kontrolle, 2009, http://www.welt.de/wirtschaft/article4263341/schattenwirtschaft-in-griechenland-ausser-kontrolle.html, Zugriff 06.03.2011 Vgl.: Mallien, Ein Fall für den IWF, 2010, http://www.wiwo.de/politik-weltwirtschaft/ein-fall-fuer-deniwf-427622/ Zugriff 06.03.2011-14 -

Durchschnitt, aber konnte kontinuierlich gesenkt werden. 62 2.5.2 AUSWIRKUNGEN DER FINANZKRISE Spanien war von der Finanzkrise und der darauf folgenden Eurokrise mehr betroffen als viele andere Mitglieder der Europäischen Union. Besonders Sorge bereitete die Lage, da es verglichen mit z.b. Griechenland, einen höheren Stellenwert für die Wirtschaftskraft der EU spielt. Die Insolvenz des Landes auf der Iberischen Halbinsel würde tief greifende Folgen haben. Deshalb ist eine ausreichende Bonität sehr wichtig. Zuerst wurde die Tourismusbranche vom Einbruch des britischen Pfunds schwer getroffen, da die britischen Urlauber, welche einen Großteil der Besucher ausmachten, zu vermehrt ausblieben. 63 Dazu kam der Einbruch des Immobilienmarktes und des Bausektors, von dessen Investitionen Spanien extrem abhängig war und welche für den Wachstumsschub der Vorjahre sorgten. Viele Schichten der Bevölkerung sind von den rapide steigenden Zinsen betroffen. Anders als in Deutschland wird der Bauzins nicht vorher auf die Laufzeit festgelegt, sondern mit dem Interbankenzinssatz Euribor fest verknüpft. 64 Auch für 2011 sind die Prognosen nicht besser. Die Arbeitslosigkeit, welche 2010 um die 20% lag, was bedeutet, dass jeder fünfte Erwerbstätige arbeitssuchend war, soll weiter steigen und deutlich über EU-Niveau liegen. Das Wirtschaftswachstum soll sich laut dem Internationalen Währungsfonds auf 0,6 Prozent beschränken und auch die 'Banco de Espana' rechnet für 2011 nur mit einer langsamen Erholung der spanischen Wirtschaft. 65 Der spanische Anleihensektor hatte besonders mit den Bonitätsherabstufungen der großen Ratingagenturen Standard & Poor's und Fitch 2010 zu kämpfen. 66 Trotzdem konnte die Risikoprämie (CDS auf fünfjährige Anleihen) sich im Vergleich zum Jahresanfang auf einem Niveau um 2,8 % halten, liegt aber trotzdem noch über der einiger Schwellenländer. Die gesamte Kreditsumme der spanischen Volkswirtschaft beläuft sich auf ca. 830 Milliarden Euro), wobei mit Deutschland, Frankreich und Großbritannien hauptsächlich Gläubiger der anderen Mitgliedsstaaten der Europäischen Union als Kreditgeber fungierten. Besonders die deutsche und französische Finanzwirtschaft wäre von einer 62 63 64 65 66 Vgl.: o.a., Spaniens Wirtschaftsgeschichte, ohne Datum, http://www.spanienreisemagazin.de/kultur/spaniens-politik/4-spaniens-wirtschaftsgeschichte-554.html, Zugriff 28.02.2011 Vgl.: o.a., http://www.studisfy.com/wirtschaft/spanien-in-der-finanzkrise-2010.html, Zugriff 28.02.2011 Vgl.: Müller, 2008, http://www.welt.de/wirtschaft/article2696524/spanien-das-neue-armenhaus- Europas.html, Zugriff 28.02.2011 Vgl.: O.A., Spanische Wirtschaft kommt nicht auf Touren, 2011, http://diepresse.com/home/wirtschaft/international/631218/spanische-wirtschaft-kommt-nicht-auf- Touren, Zugriff 28.02.2011 Vgl.: Mußler, Spanien hält die Anleger in Atem, 2010 http://www.faz.net/s/rubf3f7c1f630ae4f8d8326ac2a80bdbbde/doc~e966be9ed98ee46358ee 7B0F0A47136C6~ATpl~Ecommon~Scontent.html, Zugriff 11.03.2011-15 -

Zahlungsunfähigkeit Spaniens betroffen, da sie mit einer Kreditsumme von fast ca. 376 Milliarden Euro, fast die Hälfte der Kreditgeschäfte finanzierte. Aber auch Italien, Portugal und Irland gehören zu den Gläubigern der Spanier. 67 2.5.3 AUSGEWÄHLTE MAKROÖKONOMISCHE KENNZAHLEN Die Probleme der Finanzkrise werden ersichtlich, wenn man die Entwicklung des BIP und des Staatshaushaltes näher betrachtet. Im Jahr 2008 lag das BIP noch bei 1088 Milliarden Euro, schrumpfte aber bis 2009 auf das Niveau von 2007, welches mit ca. 1053 Milliarden Euro erhoben wurde. Der Überschuss des Staatsbudgets aus den Jahren 2006 und 2007 wurde im Zuge der Subprime-Krise ein Staatsdefizit von 11,1% des BIP. Durch diese Tatsache stieg die Staatsverschuldung auf 560 Milliarden Euro im Jahr 2009 an. 68 Daraus wird aber ersichtlich, dass Spanien der einzige der PIIGS-Staaten ist, welcher die Schuldenstandkriterien des Vertrags von Maastrich für Stabilität und Wachstum i.h.v. maximal 60% des Bruttoinlandsproduktes erfüllen konnte. Mit fast 50% liegt Spanien zwar an der oberen Grenze der Maastricht-Kriterien, ist aber deutlich weniger belastet als Irland bzw. die anderen europäischen Mittelmeerstaaten. Zu erkennen ist aber auch, dass Spanien dem Trend der Neuverschuldung der anderen Staaten der Europäischen Union folgt. Ähnlich wie Frankreich, Dänemark, Ungarn und Belgien ist die Schuldenquote Spaniens seit Anfang des Jahres 2008 um mehr als 12% gestiegen. 69 2.5.4 BESONDERHEITEN DES WIRTSCHAFTSPOLITISCHEN UMFELDS Wie schon erwähnt, häufen sich in Spanien die Probleme, besonders im Arbeitsmarktsektor. Fast 40% der Spanier haben in irgendeiner Art und Weise mit der schlechten Arbeitsmarktsituation zu kämpfen. Zwar ist die Stimmung der spanischen Bevölkerung dadurch nicht schlechter, da verschiedene soziale Hilfsleistungen und die Unterstützung aus Familie ihnen über die Krise hinweghelfen, aber andere Sektoren wie die Schattenwirtschaft, werden durch diesen Umstand bestärkt. 70 Zudem ist gerade die sprichwörtliche südländische Gelassenheit eine weitere Besonderheit, Gewerkschaften und Institute - genauso wie die Bevölkerung neigen oft 67 68 69 70 Vgl.: o.a., Europe's Web of Debt, http://www.nytimes.com/interactive/2010/05/02/weekinreview/02marsh.html, Zugriff 28.02.2011 Vgl.: Allen, Zweite Datenmeldung zu öffentlichem Defizit und Schuldenstand für 2009, Eurostat- Pressestelle,2010, http://epp.eurostat.ec.europa.eu/cache/ity_public/2-15112010-ap/de/2-15112010- AP-DE.PDF, Zugriff 12.03.2011 Vgl.: Breuer/Müller, Staatsverschuldung in Europa: Status quo, 2010 Vgl.: o.a.. Wirtschaftskrise und das Risiko Spanien, ohne Datum, http://www.studisfy.com/wirtschaft/spanien-in-der-finanzkrise-2010.html,zugriff 28.02.2011, Zugriff 12.03.2011-16 -

dazu, Probleme im Wirtschaftssektor zu verdrängen, statt sich ihnen entgegenzustellen. Dadurch kann es dazu kommen, dass die spanische Wirtschaftspolitik recht träge erscheinen mag und Reaktionen oft auf sich warten lassen 71. 2.6 ZUSAMMENFASSUNG DER PROBLEMATIK DER PIIGS-STAATEN Zusammenfassend lässt sich feststellen, dass bis auf Irland besonders EU-Staaten in Südeuropa von massiven Problemen betroffen sind. Die Probleme der Staaten sind keinesfalls stereotypisch, was heißen soll, dass die Ursache für mögliche Bonitätsschwierigkeiten in jedem Staat anderes definiert sind. Auch der Rettungsschirm, welcher von der Europäischen Union geschaffen wurde, um den strauchelnden Staaten in Notsituationen Finanzhilfe zu gewährleisten, kann nur kurzfristig für ein wenig mehr Sicherheit sorgen. Die Ursachen für die Probleme müssen von den Regierungen der Mitgliedsländer in Angriff genommen werden. Daraus ergibt sich, dass das Problem nicht kurzfristiger Natur ist, sondern einen langen Prozess von Reformen mit sich bringt, welche ihre Auswirkungen vielleicht erst in vielen Jahren zeigen könnte. Eine sichere Prognose für die Zukunft kann man nicht abgeben, dafür spielen zu viele Faktoren eine Rolle. Aber natürlich entstehen aus einer Krise neue Möglichkeiten, Fehler zu entdecken. Vielleicht sollten die Regierungen der PIIGS-Staaten deswegen im Geiste Konrad Adenauers handeln: Wenn die anderen glauben, man ist am Ende, so muss man erst richtig anfangen. 71 Vgl.: Müller, Spanien verdrängt die Krise, 2010, http://www.zeit.de/wirtschaft/2010-05/spanien-krise, Zugriff 28.02.2011-17 -

3 ARTEN DER LÄNDERRISIKOBEWERTUNG Um ein geeignetes System zur Bewertung des Länderrisikos zu finden, soll an dieser Stelle auf die am weitesten verbreiteten eingegangen werden. Dabei wollen wir deren Grundgedanken darlegen sowie Vorteile, aber auch Kritikpunkte offenbaren. Allgemein kann man die Bewertungssysteme ihrer Art, der Datengewinnung nach, in drei große Obergruppen differenzieren. Diese haben sich im Laufe der Zeit entwickelt und versuchen, die Länder in verschiedene Risikogruppen einzuteilen. Dadurch soll eine Vergleichbarkeit der einzelnen Länder, hinsichtlich des Risikos für Investoren, geben werden. Zum einen existieren so genannte Umfrageratings, bei denen in regelmäßigen Abständen eine gewisse Anzahl an Experten verschiedener Institutionen, Banken und Unternehmen befragt und mit einer Beurteilung auf einer Skala von 0 bis 100 ein bestimmtes Länderrisiko bewertet wird. 72 Wichtig ist dabei anzumerken, dass jeder Experte seine Einschätzung des Risikos zum gleichen Zeitpunkt abgibt, um mögliche Änderungen der Gegebenheiten jedweder Art zu unterbinden. Aus allen Experteneinschätzungen wird schließlich ein Mittelwert gebildet und abermals auf einer Gesamtskala dargelegt. 73 Eine zweite Art der Datenbeschaffung nutzen so genannte Wertpapierratings. Wie der Name schon vermuten lässt, werden hierbei Wertpapiere nach bestimmten Kriterien wie Cashflow, Bonitätsentwicklung oder Umsatzvolumen bewertet. Wertpapiere mit gleichen oder ähnlichen Parametern werden daraufhin zu einer bestimmten Gruppe zusammengefasst. Wichtig ist hierbei, dass die Bewertung bei dieser Art des Ratings meist auf historischen Daten beruht. Innerhalb der Einzelnen Gruppen wird dabei analysiert, wie viele der Wertpapiere bei Fälligkeit nicht bedient werden konnten. Auf diesen Daten basierend wird ein Ausfallrisiko bestimmt und den Gruppen zugeordnet, um diese rangmäßig einteilen zu können. Höher gewertete Gruppen bieten dabei ein geringeres Ausfallrisiko. Jedoch kann dieses nie gänzlich vermieden werden und ist bei Wertpapieren mit einem niedrigeren Rating die Wahrscheinlichkeit eines Ausfalls stets höher als bei jenen mit hohem Rating. 74 Die dritte Art des Ratings von Länderrisiken stellen die Indikatorenmodelle dar. Diese bilden für Unternehmen den wohl wichtigsten Anhaltspunkt zur Länderauswahl, da sie 72 73 74 Vgl.: o.a., Auswahl von Ländern und Märkten, ohne Datum,http://www.kiehl.de/downloads/117625/LP- 43083.pdf Zugriff am 01.02.2011 Vgl.: Grusler, Handbuch Finanzmanagement in der Praxis, 1. Auflage, Wiesbaden, 2004 S. 701 ff Vgl.: o.a, Der Finanzglossar, ohne Datum, https://www.allianz.com/de/presse/newsdossiers/finanzmarktkrise/hintergruende/gerd_glossar_de.html Zugriff am 07.02.2011 18