KONFLIKTMANAGEMENT: TIPPS ZUR KOMMUNIKATION



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Transkript:

KONFLIKTMANAGEMENT Wer bereits vor dem Spiel einen guten Draht zu den Spielern aufbaut, hat später weniger Probleme. KONFLIKTMANAGEMENT: TIPPS ZUR KOMMUNIKATION Zum Tagesgeschäft eines Schiedsrichters gehört die kommunikative Lösung unterschiedlicher Konflikte, ohne sich gleich auf die Spielregeln zurückzuziehen. Dies wird ihm in der Grundausbildung jedoch nur selten vermittelt. Lehrinhalte zur Kommunikation mit den Spielern, Präventionsmöglichkeiten zur konfliktfreien Spielleitung oder auch Verhaltensstrategien für deeskalierende Maßnahmen sollten in die Aus- und Weiterbildung bereits an der Basis vermittelt werden. Sowohl im Umgang mit den Offiziellen, als auch im Gespräch mit den Spielern hat ein Schiedsrichter in seiner verbalen wie nonverbalen Kommunikation absolute Objektivität zu wahren. Er reagiert auch in Stresssituationen sachlich und macht den Spielern deutlich, dass er verbotenes Spiel und Unsportlichkeiten nicht dulden wird. Ein historischer Ausspruch lautet: Die Sprache des Schiedsrichters ist der Pfiff. Dies bedeutet, dass der gute Unparteiische sein wichtigstes Instrument zur Spielleitung variabel einzusetzen hat. Bei einem eher geringfügigen Foul reicht zumeist ein kurzer, klar hörbarer Pfiff. Kommt es aber zu einem schweren Foul, so müssen die Spieler bereits an der Lautstärke und der Intensität der Schiedsrichterpfeife erkennen, dass jetzt in irgendeiner Form eine Disziplinierung des fehlbaren Spielers folgen wird.

Die nachstehenden großen und kleinen Konflikte gehören zum Schiedsrichteralltag 1. Nach dem Eintreffen am Spielort stellt der Schiedsrichter fest, dass ein heftiger Regenschauer dazu geführt hat, dass die Linien kaum noch zu erkennen sind. Wie geht er vor und wen spricht er an? Regeltechnisch ist der Spielführer der Heimmannschaft für ihn Ansprechpartner. Die Praxis aber zeigt, dass sich der mit der Vorbereitung auf das Spiel beschäftigt. Der Schiedsrichter sollte deshalb den Mannschaftsbetreuer auf den Mangel hinweisen und ihn bitten, den Platz nach zu zeichnen. 2. Als ein Angreifer des Gastvereins aus taktischen Gründen von einem Abwehrspieler im Mittelfeld umgerissen wird, läuft der Schiedsrichter langsam zum Ort des Geschehens und verwarnt den Spieler des Heimvereins. In einer solchen Situation muss der Schiedsrichter dynamisch zum Tatort sprinten, mit der nötigen Distanz vor dem Abwehrspieler anhalten und mit eindeutiger Körpersprache und klarer Ansage deutlich machen: Das dulde ich nicht! Sie sind verwarnt! Eine solche Disziplinierung muss als Sanktion auch für die übrigen Spieler auf dem Spielfeld erkennbar sein. Hier nur die gelbe Karte zu ziehen und ohne Worte die Nummer des Abwehrspielers notieren das reicht nicht. 3. Der Schiedsrichter wird mehrfach vom Trainer der Heimmannschaft lautstark kritisiert. Als dies nach einer Abseitsentscheidung gegen den Heimverein wieder geschieht, befindet sich das Spielgeschehen vor dem Tor des Gegners. Der Schiedsrichter will dies nicht weiter durchgehen lassen. Der Schiedsrichter spricht jetzt den Spielführer dieser Mannschaft in ruhiger Form an, teilt ihm mit, dass er das Verhalten des Trainers nicht akzeptieren kann und sagt zu ihm: Informieren sie ihren Trainer, dass er sich zurückzunehmen hat. Sonst werde ich Ihn von der Trainerbank verweisen.

Bei kniffligen Entscheidungen greift Dr. Jochen Drees auf seine umfangreichen Erfahrungen zurück. DER SCHIEDSRICHTER ALS KONFLIKTSCHLICHTER Im Fußballspiel, bei dem es um Sieger und Besiegte geht und bei dem der Kampf um den Ball zur Spielidee gehört, bleibt es nicht aus, dass es häufig zu Konflikten zwischen sämtlichen am Spiel beteiligten Personen kommt. Mal sind es die Spieler, die aggressiv aneinandergeraten, dann wieder zeigen sich die Aktiven mit den Entscheidungen des Schiedsrichters nicht einverstanden und nicht selten kommt es auch zur Entstehung von Konflikten, ausgehend von den Trainerbänken. Immer wieder ist es die Aufgabe der Schiedsrichter, Entscheidungen für und auch gegen die Mannschaften zu treffen. Sie haben einzugreifen, wenn es zu Rudelbildungen kommt oder weil Spieler versuchen ein Foulspiel ihres Gegners vorzutäuschen. Gekonnt fallen sie in den Strafraum, um einen Strafstoß für ihr Team herauszuholen. Da bleibt es die Ausnahme, dass Spieler anschließend zugeben, dass sie ohne Einwirkung des Gegners gestürzt sind. In solchen Situationen werden die Unparteiischen als neutrale Person auf dem Spielfeld zu Konfliktschlichtern. Sie müssen ihr Fachwissen, ihre Persönlichkeit und ihre Sozialkompetenz einbringen, um diesen Konflikten präventiv zu begegnen. Sie haben kommunikativ auf die Aggressoren einzuwirken, damit solche Situationen rechtzeitig deeskaliert werden. Nicht zuletzt sind es die Schiedsrichter, die auch Strafen auszusprechen haben.

Reichlich Konfliktstoff bis in die Schlussphase So denkt der Bundesligareferee Dr. Jochen Drees auch heute noch mit gemischten Gefühlen an den letzten Spieltag der Saison 2012/13 zurück. Er leitete das Spiel Borussia Dortmund gegen die TSG Hoffenheim. Bis zur 94. Minute musste er vor rund 85.000 Zuschauern im Stadion der Borussia zwei Strafstöße gegen die Gelb-Schwarzen geben. Dazu gab es einen Platzverweis wegen einer Notbremse gegen Roman Weidenfeller, den Torwart des BVB. Der Unparteiische hatte bis in die Schlussphase des Spiels reichlich Konfliktstoff, der von ihm als Unparteiischer zu klären war. In der 94. Minute nahm er nach Rücksprache mit seinem Assistenten sogar noch ein zunächst gegebenes Tor für den Heimverein wieder zurück. Bei diesen Entscheidungen griff der Referee vor allem auf seine umfangreichen Erfahrungen als Spielleiter zurück. Die hatte er in Gesprächen mit anderen Schiedsrichtern, bei Lehrgängen und in seinen zahlreichen, zurückliegenden Spielen sammeln können. Doch nicht nur im bezahlten Fußball kommt es zu solchen Konflikten. Nicht weniger Probleme haben die Unparteiischen an der Fußballbasis. Sie müssen oft ohne Assistenten ihre Spiele leiten. Ordnungsdienste oder Polizei sind häufig nicht vorhanden. Von den Vereinsoffiziellen bekommen sie zumeist nur wenig Unterstützung. Ihre Aus- und Weiterbildungen beschränken sich an den Lehrabenden in der Mehrzahl auf die Vermittlung der Spielregeln. Ein konstruktives Konfliktmanagement reduziert sich zumeist auf die Aussage: Ihr müsst energisch auftreten und wenn nötig die Gelbe oder Rote Karte zeigen. Zu den Konfliktpotentialen im Profifußball wie bei den Amateuren gehören u.a.: Aggressives Verhalten von Spielern vor Spielfortsetzungen in Tornähe (Bei Eckstoß, Freistoß am Strafraum) Unpopuläre Entscheidungen in umstrittenen Situationen (Strafraumszenen, Torentscheidungen nach Handspiel, nach Abseits) Rudelbildungen durch mehrere Spieler Auseinandersetzungen mit den Trainerbänken Vorgehen bei schweren Verletzungen von Spielern Einflüsse durch Zuschauer Nicht wenige dieser Konflikte lassen sich bereits durch präventive Maßnahmen des Schiedsrichters reduzieren beziehungsweise vermeiden.

Schon vor dem Spiel, bei der Ankunft am Spielort, muss er sich als Persönlichkeit zeigen, die eine absolute Neutralität ausstrahlt. Begrüßt der Unparteiische den Trainer des Platzvereins, so ist es selbstverständlich, dass er auch auf die Offiziellen des Gastes zugeht und ihnen die Hand gibt. Selbst ein freundliches Wort an den Platzwart, der bei den Amateurvereinen seine Arbeit ehrenamtlich verrichtet, gehört dazu. Stellen sich die Mannschaften dann zum Einlaufen an der Seitenlinie auf, so hat der Unparteiische keine Kommentare zum Spiel abzugeben. Die Begrüßung findet an der Mittellinie statt und mit lautem, deutlich hörbarem Pfiff beginnt das Spiel. Wichtig für die gesamte Spielleitung sind die ersten Minuten beider Halbzeiten. Jetzt setzt der Schiedsrichter die Zeichen für den weiteren Spielverlauf im Sinne der Spielregeln. Mit einem sicheren Auftreten, nah am Geschehen und mit klarer Ermahnung bei Foulspiel macht er allen am Spiel Beteiligten deutlich, wo bei ihm die Grenzen sind, welches Verhalten auf keinen Fall duldet und wann er zu den Persönlichen Strafen greifen wird. Spieler-Leitfiguren mit einbinden Solche Strategien zum taktischen Vorgehen eines Unparteiischen müssen vor allem jüngeren, noch unerfahrenen Schiedsrichtern auf den Lehrabenden vermittelt werden, denn mit dem präventiven Eingreifen beginnt bereits das Konfliktmanagement eines Schiedsrichters. Im Spiel selbst kann er zahlreiche Konfliktsituationen durch seine stete Präsenz am Geschehen deeskalieren. Er muss erkennen, welche Spieler die Leitfiguren in den Mannschaften sind und diese in seine Kommunikation einbinden. Dazu gehört das freundliche Ansprechen von Spielern ebenso, wie die energische Zurechtweisung nach unsportlichem Verhalten, wenn zum Beispiel ein Spieler seinen Gegner provoziert. Zur Schiedsrichterausbildung gehört deshalb unbedingt auch die Arbeit zur Persönlichkeitsschulung. Die Erfahrung hat gezeigt, dass Unparteiische weniger Probleme mit ihren Spielleitungen haben, wenn sie den Spielern sicher und mit der nötigen Konsequenz gegenüber treten, während der unsicher wirkende Schiedsrichter immer wieder von den Spielern kritisch hinterfragt wird. So erzielt ein Schiedsrichter, der fehlbare Spieler gezielt und mit bestimmter Ansprache in die Schranken weist, eine wesentlich bessere Außenwirkung als ein anderer, der seine Gelben Karten nur zögerlich zeigt.

Zur Weiterbildung im Bereich von persönlichkeitsfördernden Maßnahmen bieten sich u.a. folgende Inhalte an: Übungen zum Konfliktmanagement: Kurzreferate zur Rhetorik und zur Körpersprache mit Bild- und Videomaterial Handlungsorientierte Schulung der Rhetorik Rollenspiele zur Körpersprache Fallanalysen in Gruppenarbeit mit anschließender Präsentation im Plenum Analysen von Videoszenen Haben die Schiedsrichter in den Kreisen, Bezirken und Verbänden an solchen Maßnahmen teilgenommen, dann ist ihnen bewusst, dass sie es sind, die bei aggressivem Vorgehen seitens der Trainerbänke und bei schweren Verletzungen von Spielern die Ruhe bewahren müssen, um wohlüberlegt die notwendigen Entscheidungen zu treffen. Sie kennen die passenden Strategien, um bei Einflüssen durch Zuschauer die richtigen Personen der beteiligten Vereine anzusprechen und zusammen mit denen die notwendigen Maßnahmen bis hin zum Spielabbruch zu treffen. Im Spiel treffen sie konzentriert ihre Entscheidungen auf Strafstoß, Freistoß, Einwurf oder Abstoß und sie bleiben unbeeindruckt beim Zeigen der Gelben oder Roten Karte mit dem Ziel einer objektiven Spielleitung.

Durch Beruhigen und Ermahnen sind die meisten Konflikte in den Griff zu kriegen. KONFLIKTMANAGEMENT: TIPPS ZUR PRÄVENTION Prävention vor Sanktion sollte ein wichtiges Prinzip eine jeden Schiedsrichters sein. Unabhängig von den Rahmenbedingungen eines Spiels hat der Unparteiische mit sicherem, konsequentem Auftreten die Spieler in die Schranken zu weisen, die meinen, sie dürften rücksichtslos und mit allen Mitteln zum Erfolg kommen. Geht er so präventiv vor, dann wird er schnell von allen am Spiel Beteiligten die nötige Akzeptanz bekommen. Folgendes kann passieren: 1. In seinen Vorbereitungen stellte der Schiedsrichter fest, dass es in seinem nächsten Spiel für beide Mannschaften um wichtige Punkte gegen den Abstieg geht, und dass es sich um zwei Mannschaften unterschiedlicher ethnischer Herkunft handelt. Als er am Spielort eintrifft sieht er nirgendwo Ordnungskräfte. Zunächst gehört es bereits zu den präventiven Maßnahmen eines Schiedsrichters, sich über das zu leitende Spiel einige Informationen einzuholen. Dies ist hier geschehen. Bezüglich der Ordnungskräfte sucht er einen Verantwortlichen des Heimvereins und macht ihm freundlich aber bestimmt deutlich, dass geeignete Personen vor, während und nach dem Spiel für die Sicherheit der Spieler und des Schiedsrichters zu sorgen haben, und dass der Heimverein dafür die Verantwortung trägt.

2. In der 1. Halbzeit eines Spiels bemerkt der Schiedsrichter bei einem Freistoß an der seitlichen Strafraumgrenze, dass sich zwei Spieler vor dem Tor stoßen und halten. Bereits vorher ist ihm aufgefallen, dass sich diese zwei Spieler bei Zweikämpfen um den Ball hart attackiert haben. Der Schiedsrichter unterbricht die Ausführung des Freistoßes, geht auf die Spieler zu und macht ihnen deutlich, dass er ihr Vorgehen beobachtet und, wenn erforderlich, mit der notwendigen Spielstrafe (Strafstoß, Freistoß) und auch einer persönlichen Strafe (Gelbe Karte) sanktionieren wird. 3. In einem Spiel um die Meisterschaft lässt sich schon in der Anfangsphase ein Angreifer bei einem Zweikampf um den Ball im Strafraum des Gegners laut schreiend fallen. Er will so einen Strafstoß für seine Mannschaft und die Gelbe Karte gegen seinen Gegner provozieren. Als der Schiedsrichter darauf nicht reagiert, protestiert der Angreifer. Hat der Schiedsrichter den Sturz nicht als Schwalbe gewertet, sondern wurde dies seiner Meinung nach durch einen regelgerechten Zweikampf verursacht, so muss er jetzt eingreifen. Er ermahnt beziehungsweise. verwarnt den Angreifer und macht ihm deutlich, dass er Simulieren nicht akzeptiert. Erfolgt dieses präventive Eingreifen nicht, so wird der Spieler auch weiter versuchen, durch solch ein unsportliches Verhalten Vorteile für seine Mannschaft herauszuholen.

Auch eine Verwarnung kann zur Deeskalation beitragen. KONFLIKTMANAGEMENT: TIPPS ZUR DEESKALATION Kommt es in einem Spiel doch einmal zu einigen Aggressionen und damit zu einem überzogen kampfbetonten Spielcharakter, dann muss der Schiedsrichter mit schnellem, dynamischen Eingreifen und eindeutiger Körpersprache das Geschehen deeskalieren. Gefordert sind dabei eine sehr gute Kondition und die ständige Präsenz in Konfliktsituationen. Aus taktischen Gründen sollte er funktionale Pausen nutzen, um damit durch eine Herausnahme der Hektik das Spiel zu beruhigen. In letzter Konsequenz darf er sich aber nicht scheuen, zu Gelben oder sogar Roten Karten zu greifen. Haben doch auch solche Disziplinierungen zumeist eine deeskalierende Wirkung. Auch solche Vorkommnisse gehören zum Fußball: 1. Der Spielführer einer Mannschaft teilt dem Schiedsrichter mit, dass sein Torwart bei Eckstößen regelmäßig von der Nr. 9 des Gegners heftig attackiert wird. Es könnte passieren, dass sich der Torwart beim nächsten Mal revanchiert. Der Unparteiische solle doch mal darauf achten. Es ist absolut falsch, wenn der Schiedsrichter nun mit den Worten reagiert: Das sehe ich schon selbst. Machen sie ihr Spiel! Hier deeskalierend einzugreifen, bedeutet, dass der Schiedsrichter dem Spielführer mitteilt: Ich werde beim nächsten Mal darauf achten. Ich kontrolliere das Geschehen.

2. In der 2. Halbzeit einer Begegnung mit sehr aggressivem Spielcharakter kommt es immer wieder zu verbissenen Zweikämpfen. Selbst drei Gelbe Karten bewirken keine Beruhigung. Als in der 57. Min. ein Spieler in einer Spielruhe im Mittelfeld verletzt am Boden liegt, lässt der Schiedsrichter das Spiel fortsetzen, da seiner Meinung nach die Verletzung unerheblich ist. Besser ist es, unter diesen Voraussetzungen das Spiel nicht fortzusetzen. Der Schiedsrichter soll eine Behandlung des Spielers auf dem Platz zulassen. Dies ist in Ruhe und mit Distanz abzuwickeln. Der Spieler hat dann das Spielfeld zu verlassen und darf erst später nach Zustimmung durch den Schiedsrichter das Spielfeld wieder betreten. Solche funktionalen Ruhepausen sind grundsätzlich gut geeignet, um aggressive Stimmungen herunter zu fahren. 3. In der 69. Minute gibt es einen Eckstoß. Als der Ball vor das Tor kommt, schlägt ein Angreifer einem Abwehrspieler vom Heimverein seinen Ellenbogen heftig ins Gesicht. Der Abwehrspieler bricht sofort zusammen. Der Schiedsrichter muss jetzt sofort die Rote Karte ziehen und den Angreifer des Feldes verweisen. Erst danach fordert er die Betreuer des Heimvereins auf den Platz. Erfolgt dieser Feldverweis nicht sofort, so wird es zu heftigen, unübersichtlichen Konfrontationen unter den Spielern kommen. Die ganze Situation würde eskalieren und ist dann vom Schiedsrichterteam für kurze Zeit kaum noch zu kontrollieren. Die Rote Karte macht dem Heimteam deutlich, dass der Unparteiische die Aktion im Griff hat.