Grußwort von Staatsministerin Prof. Dr. Maria Böhmer MdB zur Begrüßung der Teilnehmer am Weltkongress Deutscher Auslandsschulen am 5. Juni 2014 im Weltsaal des Auswärtigen Amtes in Berlin --- Es gilt das gesprochene Wort ---
Sehr geehrter Herr Präsident, lieber Herr Ernst, meine Damen und Herren! Ich freue mich sehr, dass Sie der Einladung gefolgt sind, Ihren Weltkongress einmal hier bei uns im Auswärtigen Amt abzuhalten herzlich Willkommen. Das Tempo, in dem sich das Auslandsschulwesen in den vergangenen Jahren entwickelt hat, ist wirklich beeindruckend: Vor gerade einmal 6 Jahren waren es noch rund 550 Schulen, heute sind es fast 1.800 Schulen die das Auswärtige Amt mit seiner Auslandsschularbeit fördert! Auf diesen enormen Erfolg können Sie können wir - alle stolz sein! Die Deutschen Auslandsschulen leisten weit mehr als Bildung und Erziehung. Sie sind Brückenbauer, kulturelle Botschafter unseres Landes und lebendiger Ausdruck unserer Willkommenskultur! Sie sind Begegnungsschulen. Dort werden hochmotivierte, engagierte und weltoffene Kinder und Jugendliche ausgebildet, denen sich hervorragende berufliche Perspektiven bieten. Die Schülerinnen und Schüler haben nicht nur ein besonderes Interesse an der deutschen Sprache und begeistern sich für unser Land. Sie setzen sich für Toleranz und gegenseitigen Respekt ein, da sie jeden Tag mit unterschiedlichen Nationalitäten zusammenkommen und gemeinsam lernen.
2 Ich weiß aus eigener Erfahrung, wie wertvoll der Beitrag ist, den die Deutschen Auslandsschulen leisten. Gleich auf meinen ersten Auslandsreisen habe ich jedes Mal auch eine Deutsche Auslandsschule vor Ort besucht. Ich war an der Deutschen Schule in Manila. Davor war ich an der Deutschen Schule in Santiago de Chile und am Istanbul Lesisi, und diese beiden Schulen haben vor wenigen Wochen den IHK- Auslandsschulwettbewerb gewonnen. Ich bin beeindruckt von der Begeisterung, mit der in den Auslandsschulen gelernt und gelehrt wird, vom Engagement der Eltern, der Schulvereine, von der Eigeninitiative, von der Zusammenarbeit mit den öffentlichen Förderern und den staatlichen Stellen vor Ort. Ich weiß, es gibt immer wieder auch Probleme, die angepackt werden müssen. Aber insgesamt ist das Auslandsschulwesen ohne Zweifel eine große Erfolgsgeschichte. Wir wollen gemeinsam noch mehr unternehmen, damit sich das Auslandsschulnetz weiter verdichtet! Denn in einer globalisierten Welt, angesichts der demografischen Entwicklung in Deutschland und des zunehmenden Fachkräftemangels, gewinnt der Beitrag der deutschen Auslandsschulen für uns mehr und mehr an Bedeutung. Das erfolgreiche Engagement der deutschen Wirtschaft in der ganzen Welt wäre nicht möglich, wenn die entsandten Firmenvertreter nicht
3 wüssten, dass sie vor Ort exzellente Ausbildungsmöglichkeiten für ihre Kinder vorfinden. Die Schulen sind das Rückgrat für den Exportweltmeister Deutschland! Wir wollen dieses Rückgrat weiter stärken. Wir haben deshalb mit dem Auslandsschulgesetz eine mehrjährige Finanzierung für die Auslandsschulen gewährleistet. Damit gewinnen die Schulen mehr Planungssicherheit für eine nachhaltige Qualitätsentwicklung! Ich freue mich, dass bei diesem Weltkongress erstmals auch die DSD- Schulen vertreten sind. Auch sie erhalten mit dem Auslandsschulgesetz eine stärkere Stellung im Auslandsschulwesen. Der Koalitionsvertrag enthält einen besonderen Auftrag: Wir haben uns vorgenommen, die berufsbildenden Angebote an deutschen Auslandsschulen zu stärken. Die duale Ausbildung liegt mir persönlich am Herzen, nicht nur wegen des Fachkräftemangels in Deutschland. Deutsche und ausländische Unternehmen im Gastgeberland benötigen gut qualifizierte Fachkräfte, um wettbewerbsfähig zu sein! Und Unternehmen in Deutschland benötigen Fachkräfte, die sich bewusst für eine Tätigkeit in Deutschland entscheiden! Unser duales Berufsausbildungssystem ist ein Exportschlager. Es hat mitgeholfen, unsere Wirtschaft durch die Krise zu führen, ist ein Grund für die niedrige Jugendarbeitslosigkeit. Viele Länder beneiden uns darum.
4 Deutsche Auslandsschulen wirken schon seit Langem an der Verankerung unserer dualen Berufsbildung im Ausland mit. An 10 Schulen gibt es heute schon entsprechende Angebote. An der Deutschen Schule in Santiago de Chile habe ich unmittelbar erfahren, wie erfolgreich dort die Ausbildung für Speditions- und Schifffahrtskaufleute läuft. Die Schulen vor Ort können auch deshalb ein ausgezeichneter Anknüpfungspunkt sein, weil hier durch die Eltern gute Verbindungen zur deutschen Wirtschaft und zu den Außenhandelskammern vor Ort bestehen. Denn der Ausbau der dualen Berufsausbildung kann nur in Zusammenarbeit mit den Kammern und der Wirtschaft vor Ort gelingen. Entscheidend ist natürlich, dass der Bedarf und der Wunsch nach Ausbau beruflicher Bildung auch aus dem Gastland selbst kommen müssen. Wenn das so ist, kann der Aufbau eines funktionierenden Ausbildungsgangs an einer deutschen Schule Ausstrahlungskraft in das ganze Land haben. Die Schülerschaft an den deutschen Auslandsschulen ist heute schon vielfältig. Wenn an Schulen ein beruflicher Bildungszweig angeboten wird, kann das eine hervorragende Ergänzung sein. Wobei natürlich wichtig ist, dass auf Durchlässigkeit geachtet wird. Ich möchte Sie an dieser Stelle ermutigen, nach der Rückkehr an Ihre Schulen die Chancen, die damit verbunden sind, einmal auszuloten! Mit rund 432.000 Schülerinnen und Schülern an Deutschen Auslandsschulen und Deutschlernern an DSD-Schulen entspricht das Auslandsschulwesen zusammengenommen dem Schulwesen von Rheinland-Pfalz (432.000 Schüler).
5 Dieses Potential wollen wir nutzen: Absolventen von Deutschen Auslandsschulen und DSD-Schulen verfügen im Wettbewerb um die besten Köpfe über entscheidende Schlüssel-Qualifikationen wie Mehrsprachigkeit und interkulturelle Kompetenz. Sie können so dafür gewonnen werden, in Deutschland zu studieren, zu arbeiten und zu leben. Wir können gemeinsam mit Stolz darauf blicken, was wir im Auslandsschulwesen bisher erreicht haben und wo wir stehen. Dass wir mit unseren Angeboten richtig liegen, zeigt uns der große Erfolg der Partnerschulinitiative PASCH, um die es bei dem nachfolgenden Podiumsgespräch gehen wird. Die weiterhin starke Nachfrage nach deutschen Sprach- und Bildungsangeboten bestärkt uns darin, diesen Weg weiter zu verfolgen! Mit PASCH setzen wir zentrale Ziele unserer Auswärtigen Kultur- und Bildungspolitik um. Über die Schulen werden weltweite Bildungspartnerschaften initiiert. Die Beziehungen mit den neuen Wachstumsregionen z. B. in Asien werden ausgebaut. In Krisen- und Konfliktregionen werden Strukturen stabilisiert und demokratische Entwicklungen unterstützt. Die Kontakte mit zentralen Partnerländern sowie den Ländern Mittel-, Ost- und Südosteuropas werden vertieft.
6 Und nicht zuletzt wird auch der Wirtschafts-, Hochschul- und Wissenschaftsstandort Deutschland gestärkt. Für den großen Erfolg von PASCH möchte ich mich an dieser Stelle bei den PASCH-Partnern bedanken: bei der Zentralstelle für das Auslandsschulwesen, dem Goethe-Institut, dem Pädagogischen Austauschdienst und dem Deutschen Akademischen Austauschdienst. Meine Damen und Herren, die Situation im Deutschen Auslandsschulwesen ist erfreulich. Aber es gibt immer noch Dinge, die verbessert werden können. Die Schriftstellerin Ingeborg Bachmann hat einmal gesagt:,,es gibt keinen Punkt, an dem wir stehen bleiben können und sagen: Jetzt haben wir's." Ihnen allen wünsche ich für die nächsten beiden Kongresstage spannende und gewinnbringende Impulse. Und nun freue ich mich auf das folgende Podiumsgespräch. Vielen Dank.