Wir haben hier keine bleibende Stadt Predigt zur Jahreslosung 2013 Ich lese die Jahreslosung im Zusammenhang: Hebräer 13 ab Vers 8: 8 Jesus Christus gestern und heute und derselbe auch in Ewigkeit. 9 Lasst euch nicht durch mancherlei und fremde Lehren umtreiben, denn es ist ein köstlich Ding, dass das Herz fest werde, welches geschieht durch Gnade. 14 Denn wir haben hier keine bleibende Stadt, sondern die zukünftige suchen wir. Liebe Schwestern und Brüder, Wir haben hier keine bleibende Stadt, sondern die zukünftige suchen wir. Das ist die Jahreslosung für 2013, und ich bitte Sie, die Bildkarte zur Hand zu nehmen, die Sie am Eingang bekommen haben. Eine Stadt ist da zu sehen, allerdings offenbar keine deutsche, eher so eine, wie wir sie aus dem Urlaub irgendwo im Süden kennen mit hellen, warmen Farben. Man kann sich gut vorstellen, dass man da auf schmalen Wegen durch die Altstadt geht und sich in einer dieser Kirchen oben auf dem Berg einfach mal nur in eine Bank setzt und die Kühle genießt und ein bisschen zur Ruhe kommt. Um dann wieder weiterzugehen, denn schließlich wohnen wir da ja nicht, sondern sind nur zu Gast, im Urlaub.
Das könnte irgendwo in Griechenland sein, oder auch Jerusalem, die Stadt auf dem Berg. Zu der Zeit, als der Hebräerbrief geschrieben wurde, war der Gedanke an Jerusalem mit schmerzlichen Erinnerungen verbunden. Denn die Juden hatten im Jahr 66 n.chr. einen Aufstand gegen die Römer begonnen mit dem Erfolg, dass im Jahr 70 der Tempel in Jerusalem zerstört und damit der heiligen Stadt ihr Heiligtum genommen. Es ist nie wieder aufgebaut worden, heute steht von diesem ehemals riesigen Gebäude nur noch eine Grundmauer, die sogenannte Klagemauer. Nach einem weiteren Aufstand machten die Römer im Jahr 135 aus Jerusalem dann eine heidnische Stadt mit dem Namen Aelia Capitolina, und von da an war es den Juden verboten, die Stadt zu betreten, das war auch das Ende der christlichen Urgemeinde in Jerusalem. Es ist wohl dieses noch ganz frische Erlebnis vom Untergang des Tempels, das hinter der Aussage steht: Wir haben hier keine bleibende Stadt. Es gibt nichts auf dieser Welt, das ewig Bestand hat, selbst Gottes Heiligtum bleibt nicht für alle Zeit. Also: binde dein Herz nicht an das Vergängliche, bleib unterwegs. Und diese Aussage bezieht sich nicht nur auf Städte oder Gebäude. Sie betrifft das Leben als Ganzes. Wir können nirgends auf Dauer bleiben, sondern sind immer unterwegs. Wenn man in der Bibel nachliest, stellt man fest, dass sie von Menschen in Bewegung handelt. Abraham verlässt seine Heimat und geht in eine Land, das Gott ihm erst noch zeigen will. Mose zieht mit dem Volk Israel weg aus Ägypten, um nach dem Gelobten Land zu suchen. Auch Jesus verlässt sein
Heim und seine Familie und zieht als Wanderprediger herum. Leben ist Bewegung, sagt die Jahreslosung. Also lass dich nicht zu bequem nieder, irgendwann musst du wieder aufbrechen. Das hört sich gut an, widerspricht aber eher unserem Lebensgefühl. Wer möchte schon immer unterwegs sein? Wer zieht schon gern um in eine andere Stadt? Jede Veränderung ist mit Unsicherheit verbunden. Wer weiß, wie es da aussieht? Wie es mir da ergehen wird? Ob ich wieder Freunde finde, einen Bekanntenkreis, gute Nachbarn? Auf jeden Fall wird es Zeit dauern, bis ich wieder alles kenne und mich eingerichtet habe. Bequemer wäre zu bleiben, wo ich bin. Allerdings: Wo es zu bequem wird, da entsteht auch bald eine gewisse Trägheit. Wer immer nur an einem Ort bleibt, der lernt auch nicht dazu. Das Wort Erfahrung kommt von fahren im Sinne von Reisen: die fahrenden Gesellen, das waren junge Handwerker, die auf die Walz gingen, wie man das nannte, die erst mal einige Jahre durchs Land zogen, bevor sie sich dann irgendwo niederließen. Das war auch ganz gut, um die Bevölkerung ein bisschen zu mischen und Erfahrungen aus anderen Gegenden einzubringen. Auch die Jahreslosung fordert dazu auf, in Bewegung zu bleiben, die zukünftige Stadt zu suchen. Und damit, aus der bisherigen Stadt herauszugehen. Der Hebräerbrief erinnert daran, dass auch Jesus außerhalb der Stadt auf den Berg Golgatha gekreuzigt wurde; man hat ihn aus der Gemeinschaft ausgeschlossen. Unser Platz als Christen ist
dort draußen vor der Stadt bei Jesus, sagt der Hebräerbrief. Wir gehören nicht einfach so dazu und machen auch nicht alles mit, sondern wir suchen neue Formen, andere Formen des Zusammenlebens. Eine Erinnerung, die auch heute an manchen Stellen notwendig ist, wo sich die Kirche ein bisschen zu sehr an den Trend hängt. Nun steckt hinter diesem Gedanken der zukünftigen Stadt aber auch noch ein anderer Beiklang. Ein Bild, das wir vor allem aus Offenbarung 21 kennen, aus dieser Lesung, die wir immer wieder bei Trauerfeiern hören. Das ist die Vorstellung vom himmlischen Jerusalem, das am Ende vom Himmel herabkommen wird, die Hütte Gottes unter den Menschen. Wo wir wieder bei Gott sein werden. Jerusalem, du hochgebaute Stadt, ich wollt, ich wär in dir. So singen wir häufig am Totensonntag. Auch unser Leben ist keine Wohnung, in der wir uns nicht auf Dauer einrichten sollen, weil wir irgendwann einmal ausziehen müssen. Das ist aber ein Umzug, der noch einmal schwerer fällt, als wenn man nur von einer Stadt in die andere zieht. Wie kann man dass? Wie kann man sich auf diese ungeheure Reise (Kafka) vorbereiten, wenn man noch gar nicht weiß, wo es hingeht? An dieser Stelle lohnt es sich, doch einmal den Zusammenhang etwas genauer anzusehen. Das beginnt mit den Worten: Jesus Christus heute und gestern derselbe und in Ewigkeit. Es ist also nicht alles vergänglich und nicht alles unsicher, sondern Jesus Christus bleibt, der Glaube bleibt, daran kann man sich festmachen. Sogar das Herz, das doch ein so unruhiges Organ ist und immer gleich ins Laufen
kommt, kann ist daran festmachen. Das geschieht allerdings nicht von selbst, sondern das geschieht durch Gnade, das ist ein Geschenk, und offenbar ein Geschenk, das wir erst auf Lauf unserers Lebens erst richtig auspacken. Weil es auf Erfahrung beruht. Erfahrungen, die wir mit Gott machen. So dass wir lernen, unbesorgt weiterzugehen, weil es ein guter Weg ist, weil wir auf ein gutes Ziel zugehen. Also: Vertraut den neuen Wegen, die Gott der Herr uns weist. Gut zu denken und zu glauben, dass wir nicht ins Ungewisse gehen, sondern dass es ein Weg ist, den Gott mit uns geht. Eine geführte Wanderung, bei der Gott uns noch manches zeigen will. Bei der wir uns über vieles freuen und immer mal wieder Rast machen, aber gleichzeitig immer bereit sein sollen zum Weiterreisen, immer auf dem Weg. Eine chassidische Geschichte geht so: Ein Rabbi nahm einen Gast in seiner Wohnung auf. Der schaute sich um und fragte erstaunt: Rabbi, wo sind Ihre Möbel? Der antwortete: Wo sind Ihre? Ich habe hier keine Möbel, sagte der Gast, ich bin ja nur auf der Durchreise. Ich auch, sagte der Rabbi. Und der Friede Gottes bewahre uns auch im neuen Jahr in Jesus Christus. Amen.