Wirtschaftsbeziehungen zwischen Hessen und China



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Transkript:

Wirtschaftsbeziehungen zwischen Hessen und China Alexander Werner Prof. Dr. Johannes Harsche HA-Report Nr. 877 Wiesbaden 2015

Eine Veröffentlichung von HA Hessen Agentur GmbH und Hessen Trade & Invest GmbH Postfach 1811 D-65008 Wiesbaden Konradinerallee 9 D-65189 Wiesbaden Telefon 0611 95017-8304 Telefax 0611 95017-8313 E-Mail info@hessen-agentur.de Internet http://www.hessen-agentur.de Geschäftsführer: Folke Mühlhölzer (Vorsitzender) Dr. Rainer Waldschmidt Vorsitzender des Aufsichtsrates: Tarek Al-Wazir, Hessischer Minister für Wirtschaft, Energie, Verkehr und Landesentwicklung Nachdruck auch auszugsweise ist nur mit Quellenangabe gestattet. Belegexemplar erbeten.

HA Hessen Agentur GmbH Wirtschaftsforschung und Landesentwicklung Wirtschaftsbeziehungen zwischen Hessen und China Inhalt Seite 1 Einleitung 1 2 Volkswirtschaftliche Indikatoren im regionalen Vergleich 3 3 Außenwirtschaftliche Verflechtung zwischen China und Hessen 11 3.1 Handel von Waren und Dienstleistungen zwischen China und Hessen 11 3.2 Direktinvestitionsverflechtungen zwischen China und Hessen 20 4 Zusammenfassung 27 5 Kontaktadressen 29 Abbildungsverzeichnis 31 Tabellenverzeichnis 32 Literatur und Quellen 33 I

HA Hessen Agentur GmbH Wirtschaftsforschung und Landesentwicklung 1 Einleitung Im Zuge der weltweiten wirtschaftlichen Internationalisierung sind intensive und sich dynamisch entwickelnde Außenwirtschaftsbeziehungen mehr als je zuvor essentiell für das Wachstum der sehr stark auf den Export ausgerichteten hessischen Wirtschaft. Für die zukünftige Wettbewerbsfähigkeit der hessischen Unternehmen ist die Erschließung ausländischer Märkte von zentraler Bedeutung. Innovative hessische Unternehmen, zum Teil Weltmarktführer in ihren spezifischen Segmenten, exportieren ihre Produkte weltweit und fassen über Auslandsinvestitionen auf neuen Märkten Fuß. In Hessen tätige internationale Investoren tragen wiederum zum hiesigen Wirtschaftswachstum bei und schaffen zahlreiche Arbeitsplätze. Aufgrund einer ausgezeichneten Infrastruktur, der Internationalität der Wirtschaft und der Weltoffenheit seiner Bürger ist Hessen ein attraktiver Standort für ausländische Investitionen. Nachdem in den vorangegangenen außenwirtschaftlichen Analysen der Hessen Agentur die Länder Frankreich, Japan, Korea, Indien, Vietnam, Russland und Brasilien im Fokus standen, wendet sich die vorliegende Studie nun den wirtschaftlichen Beziehungen zwischen Hessen und China zu. Der weltwirtschaftliche Aufschwung nach der Wirtschafts- und Finanzkrise wurde vor allem von der wirtschaftlichen Dynamik in den Schwellenländern China, Indien und Brasilien gestützt, wovon auch die sehr exportorientierte hessische Wirtschaft stark profitiert hat. Als Lokomotive für die Weltwirtschaft gilt vor allem China. Von der hohen Dynamik und der schieren Größe der chinesischen Volkswirtschaft gehen nachhaltige Impulse für die Weltwirtschaft aus, wobei sich als komparative Stärke die vielfältige Branchenstruktur der chinesischen Industrie erweist. Die chinesische Volkswirtschaft durchläuft zudem einen tiefgreifenden Strukturwandel zu einer höheren Kapital- und Technologieintensität mit dem Ziel, das Image des Landes als Werkbank der Welt nachhaltig zu wandeln. Zahlreiche technologieintensive Branchen genannt seien hier beispielsweise die IT-Industrie, der Fahrzeugbau und die Verkehrstechnik-Industrie haben mittlerweile eine beachtliche Wettbewerbsfähigkeit erreicht, sodass das wirtschaftliche Wachstum in China breit abgestützt ist. Zur Modernisierung des chinesischen Kapitalstocks können auch hessische Unternehmen beispielsweise aus dem Maschinen- und Anlagenbau und der Elektroindustrie beitragen. Ergänzende Nachfrageimpulse resultieren aus den umfangreichen Investitionsprogrammen der chinesischen Regierung, die der Modernisierung der Infrastruktur vor allem im Gesundheitssektor und im Verkehrswesen eine hohe Priorität zumisst. Hinzukommen die umfangreichen Anstrengungen, in China den Ressourcenverbrauch der Industrie zu verringern und die Leistungsfähigkeit der Versorgungswirtschaft zu steigern. All dies eröffnet Chancen für wettbewerbsstarke hes- 1

Wirtschaftsbeziehungen zwischen Hessen und China sische Anbieter beispielsweise aus der Medizintechnikbranche, der Mobilitätswirtschaft und der Umwelttechnologiebranche. Darüber hinaus bieten sich für hessische Dienstleistungsunternehmen in den chinesischen Agglomerationsräumen vielfältige Geschäftspotenziale, insbesondere bei den unternehmensnahen Dienstleistungen und der Finanzwirtschaft. Ein wesentliches Ziel der vorliegenden Untersuchung liegt darin, die Bandbreite der wirtschaftlichen Beziehungen zwischen China und Hessen anhand verschiedener Indikatoren aufzuzeigen. Die Untersuchung gliedert sich in zwei Teile. Zunächst werden in einem Länderprofil die wichtigsten wirtschaftlichen Kennzahlen zur chinesischen Volkswirtschaft analysiert. Hierauf folgt eine Analyse der Handels- und Direktinvestitionsbeziehungen zwischen China und Hessen. 2

HA Hessen Agentur GmbH Wirtschaftsforschung und Landesentwicklung 2 Volkswirtschaftliche Indikatoren im regionalen Vergleich Die im Vergleich zu den meisten westlichen Industrieländern enormen Dimensionen der chinesischen Volkswirtschaft lassen sich an zahlreichen Indikatoren verdeutlichen. Die Volksrepublik China ist mit einer Gesamtfläche von knapp 9,6 Millionen Quadratkilometern flächenmäßig das viergrößte Land der Erde und rund sechsundzwanzig mal so groß wie Deutschland, das auf Platz 56 der Liste der größten Länder liegt. Abbildung 1: Die Volksrepublik China Quelle: www.gadm.org für die Verwaltungsgrenzen, Darstellung der Hessen Agentur 3

Wirtschaftsbeziehungen zwischen Hessen und China Bevölkerungsentwicklung und Bevölkerungsstruktur Die Größenunterschiede lassen sich auch anhand der Bevölkerungszahlen für 2013 1,3 Mrd. Einwohner in China (weltweit Rang 1) und knapp 81 Millionen Einwohner in Deutschland (Rang 18) veranschaulichen (siehe Tabelle 1). Das Faktum, dass die bevölkerungsmäßige Größenrelation zwischen China und Deutschland mit 16 erheblich niedriger ausfällt als die vorstehend genannte Flächenrelation, spiegelt sich auch in der jeweiligen Bevölkerungsdichte wider. Diese belief sich gemessen an der Zahl der Einwohner je Quadratkilometer im Jahre 2013 auf 141 in China und auf 226 in Deutschland. Der letztgenannte Wert unterschreitet merklich den entsprechenden Wert für Hessen, der bei 285 Einwohnern je Quadratkilometern liegt. Dagegen weist die Sonderverwaltungszone Hongkong als städtischer Ballungsraum mit 6.539 Einwohnern je Quadratkilometer eine vollkommen andere Siedlungsstruktur auf. Die Besiedelungsstruktur Chinas hat sich im Zuge der jüngeren wirtschaftlichen Entwicklung deutlich verändert, was insbesondere durch gewaltige Migrationsströme und eine damit einhergehende Urbanisierung ausgelöst wurde. Von 2000 bis 2013 stieg der Anteil der in Städten lebenden Bevölkerung in China von 37 % auf 56 %, während er in Deutschland ausgehend von einer gänzlichen anderen wirtschaftlichen Ausgangssituation deutlich weniger stark nämlich von 73 % auf 75 % zunahm. Überdies war in dem betrachteten Zeitraum die demografische Entwicklung in China und in Hongkong SAR durch einen markanten Bevölkerungsanstieg um 7,4 % bzw. 7,6 % geprägt, wohingegen in Deutschland und in Hessen ein Bevölkerungsrückgang um 1,8 % bzw. 0,7 % zu verzeichnen war. Die Gesellschaft in China ist merklich jünger als diejenige in Deutschland. So entfällt derzeit in China auf die Alterskohorte von null bis unter 15 Jahren ein Bevölkerungsanteil von 17 %; der Vergleichswert für Deutschland liegt bei 13 %. Auf der anderen Seite des Altersspektrums liegt der Anteil der Alterskohorte von 65 Jahren und älter in China bei 9 %, während er sich in Deutschland auf 21 % bemisst. Dies hängt auch damit zusammen, dass die durchschnittliche Lebenserwartung sowohl der Frauen als auch der Männer in China trotz der in diesem Land während der vergangenen fünf Jahrzehnte erfolgten Verbesserungen des Gesundheitssystems jeweils rund fünf Jahre niedriger ist als in Deutschland. 4

HA Hessen Agentur GmbH Wirtschaftsforschung und Landesentwicklung Tabelle 1: Volkswirtschaftliche Grunddimensionen in China, Hongkong SAR, Deutschland und Hessen China Hongkong SAR Deutschland Hessen Landesfläche in qkm 9.596.960 1.104 357.022 21.115 Bevölkerung 2013, 1.000 Einwohner 1.360.763 7.220 80.767 6.025 Bevölkerungsdichte 2013, 141 6.539 226 285 Einwohner je qkm Relative Bevölkerungsentwicklung im Gesamtzeitraum 2000 bis 2013, in % 7,4 7,6-1,8-0,7 Lebenserwartung bei der Geburt (Frauen), Jahre Lebenserwartung bei der Geburt (Männer), Jahre Anteil der Alterskohorte 0 bis unter 15 Jahren an der Bevölkerung, % Anteil der Alterskohorte 15 bis unter 65 Jahren an der Bevölkerung, in % Anteil der Alterskohorte 65 Jahre und älter an der Bevölkerung, in % 77,43 (2014) 85,71 (2014) 82,73 (2009/10) 82,90 (2009/10) 73,09 (2014) 80,18 (2014) 77,72 (2009/10) 78,42 (2009/10) 16,5 (2012) 74,1 (2012) 9,4 (2012) 12,1 (2014) * 73,5 (2014) * 14,4 (2014) * 13,4 (2011) 65,9 (2011) 20,6 (2011) 13,5 (2011) 66,4 (2011) 20,1 (2011) BIP 2013 in Mio. US-Dollar 9.469.124 274.027 3.635.959 313.013 BIP je Einwohner (zu laufenden Preisen, 6.959 37.955 44.299 51.119 2013, in US-Dollar) Veränderungsrate des BIP in Landeswährung zu konstanten Preisen 2013, in % 7,7 2,9 0,4 0,9 Anteil des Primärsektors am BIP, in % 10,1 (2012) 0,1 (2013) * 0,8 (2013) 0,4 (2013) Anteil des Sekundärsektors am BIP, in % 45,3 (2012) 6.9 (2013) * 30,2 (2013) 23,8 (2013) Anteil des Tertiärsektors am BIP, in % 44,6 (2012) 93,0 (2013) * 69,0 (2013) 75,8 (2013) * Schätzung Quelle: CIA Factbook, IWF, Hessisches Statistisches Landesamt, National Bureau of Statistics of China, Statistisches Bundesamt, Darstellung der Hessen Agentur Wirtschaftsentwicklung und Wirtschaftsstruktur Die tiefgreifenden wirtschaftlichen und sozialen Umwälzungen in China während der jüngeren Vergangenheit manifestieren sich u. a. in einer Vervielfachung der jährlichen Wirtschaftsleistung. Von 2000 bis 2013 hat sich das Bruttoinlandsprodukt (jeweils gemessen in US-Dollar zu laufenden Preisen) in China nahezu verachtfacht, während es sich in Deutschland knapp verdoppelt hat. Am aktuellen Rand nämlich im Jahre 2013 verzeichneten China und Hongkong SAR Wachstumsraten des BIP (gemessen in Landeswährung zu konstanten Preisen) von 7,7 % bzw. 2,9 %, was die hohe volkswirtschaftliche Dynamik unterstreicht (siehe Abbildung 2). Im Vergleich dazu nahmen sich die entsprechenden Wachstumsraten für Deutschland und Hessen mit 0,4 % bzw. 0,9 % merklich geringer aus. 5

Wirtschaftsbeziehungen zwischen Hessen und China Abbildung 2: Relative Veränderungsraten des Bruttoinlandsprodukts (gemessen in Landeswährung zu konstanten Preisen) in China, Hongkong SAR, Deutschland und Hessen von 2000 bis 2013 China Jährliche Veränderungsrate des BIP in % 16 12 8 4 0-4 -8 2000 2001 2002 2003 2004 2005 2006 2007 2008 2009 2010 2011 2012 2013 2014 * Hongkong SAR Jährliche Veränderungsrate des BIP in % 16 12 8 4 0-4 -8 2000 2001 2002 2003 2004 2005 2006 2007 2008 2009 2010 2011 2012 2013 2014 * Deutschland Jährliche Veränderungsrate des BIP in % 16 12 8 4 0-4 -8 2000 2001 2002 2003 2004 2005 2006 2007 2008 2009 2010 2011 2012 2013 2014 * Hessen Jährliche Veränderungsrate des BIP in % 16 12 8 4 0-4 -8 2000 2001 2002 2003 2004 2005 2006 2007 2008 2009 2010 2011 2012 2013 2014 * * Schätzung. Quelle: IWF (2014), Statistisches Bundesamt (2014), Hessisches Statistisches Landesamt (2014), Darstellung der Hessen Agentur Die chinesische und die deutsche Volkswirtschaft unterscheiden sich nicht nur hinsichtlich ihrer Wachstumsdynamik, sondern auch bezüglich ihrer sektoralen Struktur. Während nämlich im Jahre 2012 in China der Anteil des Primärsektors am Bruttoinlandsprodukt bei 10 % und die entsprechenden Anteile des Sekundärsektors und des Tertiärsektors bei jeweils 45 % lagen, beliefen sich die Vergleichswerte für Deutschland auf 1 % (Primärsektor), 31 % (Sekundärsektor) sowie 69 % (Tertiärsektor). Auch ist der chinesische Wirtschaftsraum einhergehend mit einem Ost-West-Gefälle durch stark ausgeprägte teilräumliche Disparitäten gekennzeichnet, was wiederum in einem engen Zusammenhang mit den vorstehend erwähnten interregionalen Migrationsströmen zu sehen ist. So erwirtschaftete im Jahre 2012 die im Nordosten Chinas gelegene Hafenstadt Tianjin (Region mit dem höchsten Messwert) je Einwohner ein Bruttoinlandsprodukt, welches das 4,7-fache des Vergleichswertes der im südlichen Binnenland lokalisierten Region Guizhou mit der Provinzhauptstadt Guiyang (Region 6

HA Hessen Agentur GmbH Wirtschaftsforschung und Landesentwicklung mit dem niedrigsten Messwert) betrug. Zum Vergleich (unter Beachtung anderer regionaler Abgrenzungen und Größendimensionen): Innerhalb Deutschlands belief sich im selben Jahr das Bruttoinlandsprodukt in Bayern (Land mit dem höchsten Messwert) auf das 1,7-fache des Bruttoinlandsprodukts in Thüringen (Flächenland mit dem niedrigsten Messwert). Einhergehend mit dem Wirtschaftswachstum hat sich im vergangenen Jahrzehnt das Bruttoinlandsprodukt je Einwohner in China bei zunehmender Bevölkerung versiebenfacht (siehe Abbildung 3), mit entsprechenden Impulswirkungen für das Konsumpotenzial der privaten Haushalte. Die analogen Veränderungsfaktoren betrugen für Hongkong SAR 1,5, für Deutschland 1,9 und für Hessen 1,7. Abbildung 3: Relative Veränderung des Bruttoinlandsprodukts je Einwohner (gemessen in US-Dollar zu laufenden Preisen) in China, Hongkong SAR, Deutschland und Hessen von 2000 bis 2013 China Hongkong SAR BIP je Einwohner in US-Dollar, 2000 = 100 800 700 600 500 400 300 200 100 0 2000 2001 2002 2003 2004 2005 2006 2007 2008 2009 2010 2011 2012 2013 BIP je Einwohner in US-Dollar, 2000 = 100 800 700 600 500 400 300 200 100 0 2000 2001 2002 2003 2004 2005 2006 2007 2008 2009 2010 2011 2012 2013 Deutschland Hessen BIP je Einwohner in US-Dollar, 2000 = 100 800 700 600 500 400 300 200 100 0 2000 2001 2002 2003 2004 2005 2006 2007 2008 2009 2010 2011 2012 2013 BIP je Einwohner in US-Dollar, 2000 = 100 800 700 600 500 400 300 200 100 0 2000 2001 2002 2003 2004 2005 2006 2007 2008 2009 2010 2011 2012 2013 Quelle: IWF (2014), Statistisches Bundesamt (2014), Hessisches Statistisches Landesamt (2014), Deutsche Bundesbank (2014 b), Darstellung der Hessen Agentur 7

Wirtschaftsbeziehungen zwischen Hessen und China Trotz der sehr hohen wirtschaftlichen Dynamik in China ist die dortige Wirtschaftsleistung je Kopf der Bevölkerung nach wie vor erheblich geringer als in den anderen betrachteten Wirtschaftsräumen. So bezifferte sich im Jahre 2013 das Bruttoinlandsprodukt je Einwohner in China auf rund 7.000 US-Dollar, wohingegen in Hongkong SAR 38.000 US-Dollar, in Deutschland 44.000 US-Dollar und in Hessen 51.000 US-Dollar je Einwohner erwirtschaftet wurden. Abbildung 4: Arbeitslosenquote in China, Hongkong SAR, Deutschland und Hessen von 2000 bis 2013 China Hongkong SAR Arbeitslosenquote in % 14 12 10 8 6 4 2 0 2000 2001 2002 2003 2004 2005 2006 2007 2008 2009 2010 2011 2012 2013 Arbeitslosenquote in % 14 12 10 8 6 4 2 0 2000 2001 2002 2003 2004 2005 2006 2007 2008 2009 2010 2011 2012 2013 Arbeitslosenquote in % 14 12 10 8 6 4 2 0 Deutschland 2000 2001 2002 2003 2004 2005 2006 2007 2008 2009 2010 2011 2012 2013 Arbeitslosenquote in % 14 12 10 8 6 4 2 0 Hessen 2000 2001 2002 2003 2004 2005 2006 2007 2008 2009 2010 2011 2012 2013 Quelle: IWF (2014), Statistisches Bundesamt (2014), Hessisches Statistisches Landesamt (2014), Darstellung der Hessen Agentur Die auch durch die Finanzkrise nicht unterbrochene günstige wirtschaftliche Entwicklung der vergangenen zwei Jahrzehnte in China brachte es mit sich, dass auf dem Arbeitsmarkt laut den amtlichen Statistiken seit geraumer Zeit mit Arbeitslosenquoten von rund vier Prozent nahezu Vollbeschäftigung herrscht (siehe Abbildung 4). Im Vergleich hierzu unterliegt die Arbeitsmarktentwicklung in Hongkong SAR, Deutschland und Hessen ungleich stärkeren Schwankungen. Während im Jahre 2013 die Arbeitslosenquote in Hongkong SAR mit 3,1 % den entsprechenden Vergleichswert für 8

HA Hessen Agentur GmbH Wirtschaftsforschung und Landesentwicklung China sogar unterschritt, lag die Arbeitslosenquote in Deutschland bei 7,7 % und in Hessen bei 6,6 %. 1 Die Kehrseite des Wirtschaftsaufschwungs in China zeigt sich in der Entwicklung der Inflation, als deren Ursachen sich sowohl kostenseitige Faktoren, z. B. gestiegene Löhne, Energiekosten und Immobilienpreise, als auch nachfrageseitige Faktoren, etwa eine zunehmende Nachfrage für Konsumgüter, anführen lassen. Während der jüngeren Vergangenheit wurden in einzelnen Jahren Inflationsraten von deutlich über 5 % gemessen, während sich die entsprechenden Maximalwerte in Deutschland bei rund 2 % bewegten. Am aktuellen Rand ist es allerdings der chinesischen Zentralbank gelungen, die jährliche Preissteigerung erheblich zu senken, nämlich auf 2,6 % im Jahre 2013. Abbildung 5: Jährliche Inflationsrate in China, Hongkong SAR, Deutschland und Hessen von 2000 bis 2013 China Jährliche Inflationsrate in % 6 5 4 3 2 1 0-1 -2-3 -4 2000 2001 2002 2003 2004 2005 2006 2007 2008 2009 2010 2011 2012 2013 Deutschland Jährliche Inflationsrate in % 6 5 4 3 2 1 0-1 -2-3 -4 2000 2001 2002 2003 2004 2005 2006 2007 2008 2009 2010 2011 2012 2013 Hongkong SAR Jährliche Inflationsrate in % 6 5 4 3 2 1 0-1 -2-3 -4 2000 2001 2002 2003 2004 2005 2006 2007 2008 2009 2010 2011 2012 2013 Hessen Jährliche Inflationsrate in % 6 5 4 3 2 1 0-1 -2-3 -4 2000 2001 2002 2003 2004 2005 2006 2007 2008 2009 2010 2011 2012 2013 Quelle: IWF (2014), Statistisches Bundesamt (2014), Hessisches Statistisches Landesamt (2014), Darstellung der Hessen Agentur 1 Zu beachten sind bei diesem Vergleich die unterschiedlichen Erhebungsmethoden. 9

Wirtschaftsbeziehungen zwischen Hessen und China Fazit und Ausblick Insgesamt ist davon auszugehen, dass auf absehbare Zeit in China aus vielerlei Gründen so etwa wegen des Einkommensanstiegs für große Bevölkerungsteile der vergangenen Jahre und der im Vergleich zu den meisten westlichen Industriegesellschaften nach wie vor merklich jüngeren Bevölkerung die Nachfrage nach langlebigen Konsumgütern zunehmen wird. Auch im Bereich der Investitionsgüter ist aufgrund des kontinuierlichen Ausbaus der Produktionskapazitäten ein Nachfrageanstieg zu erwarten. Vor diesem Hintergrund werden sich in den betreffenden Marktsegmenten voraussichtlich auch für deutsche bzw. hessische Anbieter zusätzliche Absatzpotenziale eröffnen. Um diese erfolgreich zu nutzen, bedarf es allerdings auf Seiten der Investoren einer intensiven Auseinandersetzung mit den in China sehr komplexen unternehmerischen Rahmenbedingungen. Genannt seien an dieser Stelle exemplarisch ein hoher Wettbewerbsdruck, eigentums- und arbeitsrechtliche Vorgaben wie auch nicht zuletzt die generelle strategische Ausrichtung der chinesischen Wirtschaftspolitik. Letztere lehnt sich eng an die übergeordneten politischen Leitlinien an, die sich am Ziel einer ganzheitlichen gesellschaftlichen und wirtschaftlichen Entwicklung des Landes orientieren, deren Nachhaltigkeit etwa hinsichtlich sozialer und ökologischer Kriterien gemäß den Verlautbarungen chinesischer Politiker immer stärker in den Vordergrund tritt. Gleichzeitig wird der Wettbewerbsfähigkeit und der technologischen Entwicklung der chinesischen Volkswirtschaft eine zentrale Bedeutung zugemessen. 2 All dies wird bei der Entwicklung der Unternehmensstrategien ausländischer Anbieter zu berücksichtigen sein. 2 Vgl. etwa Botschaft der Volksrepublik China in der Bundesrepublik Deutschland (Hrsg., 2011): Vortrag über den 12. Fünfjahresplan Chinas von Herrn Botschafter Wu. Berlin, 31. Mai 2011. 10

HA Hessen Agentur GmbH Wirtschaftsforschung und Landesentwicklung 3 Außenwirtschaftliche Verflechtung zwischen China und Hessen Der Handel von Waren und Dienstleistungen sowie die intensiven Kapitalverflechtungen zwischen den Ländern weltweit sind sowohl für die globale wirtschaftliche Entwicklung als auch für die Wohlfahrt einzelner Länder von hoher Bedeutung. Insbesondere für exportorientierte Firmen sowie ausländische Investoren ist es wichtig, die internationalen Handels- und Kapitalbeziehungen des jeweiligen Ziellandes zu kennen, um ihre Internationalisierungsstrategie zielgerichtet zu gestalten. Im Folgenden werden für China und Hessen sowohl globale als auch die wechselseitigen Handelsbeziehungen und Kapitalverflechtungen im Detail betrachtet. Teilweise wird auf Daten für Deutschland statt Hessen zurückgegriffen, da verschiedene Daten nur für Deutschland insgesamt vorliegen. 3.1 Handel von Waren und Dienstleistungen zwischen China und Hessen China hat eine bedeutende Rolle in der Weltwirtschaft inne. Im Jahr 2013 war China mit 4,2 Billionen US-Dollar das Land mit dem größten Außenhandelsvolumen weltweit. Die Exporte lagen bei 2,21 Billionen US-Dollar und die Importe bei 1,95 Billionen US-Dollar. Die Exporte haben einen Anteil von rund 25 % am BIP Chinas (GTAI 2014, S. 5-6). In Abbildung 6 sind die zehn bedeutendsten Exportländer und Importländer für China im Jahr 2013 wiedergegeben. Insgesamt entfallen auf die zehn wichtigsten Exportländer 60 % der gesamten Exporte und auf die zehn wichtigsten Importländer 50 % der gesamten Importe Chinas. Die wichtigste Exportdestination Chinas war mit 385 Mrd. US-Dollar bzw. 17 % des Exportwerts die Sonderverwaltungszone Hongkong, was zum Teil auch auf deren Brückenkopffunktion für die internationalen Wirtschaftsbeziehungen Chinas zurückzuführen ist. 3 Die wichtigsten Abnehmerländer waren darüber hinaus die USA (17 %), Japan (7 %), die Republik Korea (4 %) und Deutschland (3 %) auf Rang 5 als größtes europäisches Zielland chinesischer Exporte. Zu den wichtigsten Güterlieferanten für China zählten die Republik Korea mit 183 Mrd. US-Dollar (9 %), Japan (8 %), die USA (8 %), Australien (5 %) und wiederum auf Rang 5 Deutschland als wichtigstes europäisches Herkunftsland chinesischer Importe mit 94 Mrd. US-Dollar (5 %). 3 Die große Differenz zwischen Hongkong als Abnehmer (385 Mrd. US-Dollar) und Lieferland (16,2 Mrd. US-Dollar) für China kann auf einen statistischen Effekt zurückzuführen sein. Möglicherweise wird auf Seiten der chinesischen Statistik Hongkong beim Export chinesischer Waren als Zielland erfasst, obwohl ein Teil der Waren von dort weiter transportiert wird. Dagegen lassen sich die Waren bei der Einfuhr über Hongkong korrekt den jeweiligen Ursprungsländern zuordnen. 11

Wirtschaftsbeziehungen zwischen Hessen und China Abbildung 6: Die zehn bedeutendsten Handelspartner von China in 2013 Export Insgesamt 2,21 Billionen US-Dollar Import Insgesamt 1,95 Billionen US-Dollar Hongkong, SAR 384,5; (17,4% ) Republik Korea 183,1; (9,4% ) USA 369,1; (16,7% ) Japan 162,2; (8,3% ) Japan 150,1; (6,8% ) USA 153,4; (7,9% ) Republik Korea 91,2; (4,1% ) Australien 99,0; (5,1% ) Deutschland 67,3; (3,0% ) Deutschland 94,2; (4,8% ) Niederlande 60,3; (2,7% ) Malaysia 60,2; (3,1% ) Großbritannien 50,9; (2,3% ) Schweiz 56,2; (2,9% ) Russland 49,6; (2,2% ) Brasilien 54,3; (2,8% ) Vietnam 48,6; (2,2% ) Saudi Arabien 53,5; (2,7% ) Indien 48,4; (2,2% ) Südafrika 48,4; (2,5% ) 0 100 200 300 400 500 0 100 200 300 400 500 Mrd. US-Dollar Mrd. US-Dollar Quelle: UNcomtrade (2014), Darstellung der Hessen Agentur Die Handelsdaten für Hessen und Deutschland aus dem Jahr 2013 zeigen, dass China einer der wichtigsten Handelspartner ist. China erreicht sowohl für Hessen mit 6,4 Mrd. Euro als auch für Deutschland mit 74,5 Mrd. Euro jeweils den zweiten Rang unter allen Importnationen. Zu den fünf wichtigsten weiteren Importeure gehören für Hessen und Deutschland bei voneinander abweichender Rangfolge die USA, die Niederlande, Frankreich und Italien. Aus den zehn bedeutendsten Importländern stammen in Hessen 64 % und in Deutschland 58 % aller importierten Waren. China ist auch ein wichtiger Absatzmarkt für hessische Güter. Mit einem Exportvolumen von 2,6 Mrd. Euro liegt China auf Rang sechs aller Exportdestinationen Hessens. Auf Deutschlandebene ist China mit einem Exportvolumen von 66,9 Mrd. Euro der fünftgrößte Absatzmarkt. Sowohl für Hessen als auch Deutschland sind weitere wichtige Absatzmärkte USA, Frankreich, Großbritannien, Niederlande, Italien und Österreich. Insgesamt entfallen auf die zehn wichtigsten Exportnationen 60 % aller Exporte. 12

HA Hessen Agentur GmbH Wirtschaftsforschung und Landesentwicklung Abbildung 7: Die zehn bedeutendsten Handelspartner von Hessen und Deutschland in 2013 Export Import Insgesamt 58 Mrd. Euro Insgesamt 80 Mrd. Euro USA 6,2 (10,8% ) USA 7,8 (9,7% ) Frankreich 4,6 (7,9% ) Volksrepublik China 6,4 (8,0% ) Vereinigtes Königreich 4,2 (7,3% ) Niederlande 5,9 (7,4% ) Niederlande 3,5 (6,1% ) Frankreich 5,7 (7,1% ) Hessen Italien Volksrepublik China 3,1 (5,4% ) 2,6 (4,6% ) Italien Schweiz 5,1 (6,3% ) 5,0 (6,3% ) Österreich 2,6 (4,5% ) Russische Föderation 4,7 (5,9% ) Belgien 2,4 (4,2% ) Belgien 4,3 (5,4% ) Schweiz 2,1 (3,6% ) Vereinigtes Königreich 3,5 (4,4% ) Spanien 2,0 (3,5% ) Japan 2,7 (3,4% ) Mrd. Euro 0 2 4 6 8 10 Mrd. Euro 0 2 4 6 8 10 Insgesamt 1.093 Mrd. Euro Insgesamt 898 Mrd. Euro Frankreich 100,0 (9,1% ) Niederlande 88,7 (9,9% ) USA 89,3 (8,2% ) Volksrepublik China 74,5 (8,3% ) Vereinigtes Königreich 75,5 (6,9% ) Frankreich 64,0 (7,1% ) Niederlande 71,0 (6,5% ) USA 48,6 (5,4% ) Deutschland Volksrepublik China Österreich 66,9 (6,1% ) 56,3 (5,1% ) Italien Vereinigtes Königreich 46,9 (5,2% ) 42,5 (4,7% ) Italien 53,2 (4,9% ) Russische Föderation 41,2 (4,6% ) Schweiz 46,9 (4,3% ) Belgien 39,0 (4,3% ) Polen 42,5 (3,9% ) Schweiz 38,3 (4,3% ) Belgien 42,4 (3,9% ) Österreich 36,8 (4,1% ) Mrd. Euro 0 50 100 150 Mrd. Euro 0 50 100 150 Quelle: Statistisches Bundesamt (2014), Hessisches Statistisches Landesamt (2014), Darstellung der Hessen Agentur 13

Wirtschaftsbeziehungen zwischen Hessen und China Auf Basis der chinesischen Außenhandelsstatistik zeigt sich, dass sich die chinesischen Importe aus Deutschland von 2007 bis 2013 mehr als verdoppelt und auch überdurchschnittlich gegenüber den Importen Chinas insgesamt entwickelt haben (siehe Abbildung 8). Die Exporte Chinas nach Deutschland konnten dagegen nicht so stark zulegen wie die Exporte insgesamt. Die Entwicklung des bilateralen Handels zwischen Hessen bzw. Deutschland und China zeigt gegenüber der Entwicklung des Handels mit dem Ausland insgesamt eine stärkere Dynamik. 4 Sowohl die hessischen Exporte nach China als auch die hessischen Importe aus China weisen ein wesentlich dynamischeres Wachstum auf als die Handelsbeziehungen Hessens mit der Welt insgesamt. Während Exporte und Importe insgesamt zwischen 2007 und 2013 um 12 % bzw. 14 % anstiegen, wuchsen das Importvolumen aus China um 25 % und das hessische Exportvolumen nach China um 73 %. 5 Auch Deutschlands Exporte nach China 6 und die Importe aus China weisen ein höheres Wachstum als die Exporte und Importe insgesamt auf. Die Exporte nach China konnten sich mehr als verdoppeln, während die deutschen Exporte weltweit bis zum Jahr 2013 um 10 % gegenüber 2007 stiegen. Auch konnte China seinen Anteil an den Importen Deutschlands deutlich ausweiten. Die Importe Deutschlands insgesamt stiegen im Untersuchungszeitraum um 13 %, während das Warenvolumen chinesischer Herkunft um 32 % stieg. Im zeitlichen Verlauf ist festzustellen, dass die Außenhandelsbeziehungen in den Jahren 2007 bis 2010 trotz vorübergehender Einflüsse der Finanz- und Wirtschaftskrise die stärksten Zunahmen verzeichneten. Seit 2011 konnte der Export Hessens nach China das erreichte Niveau halten, während die Importe einen leichten Konsolidierungsprozess durchlaufen. 4 In der chinesischen Statistik sind keine Daten für den Handel mit Hessen verfügbar. 5 Die in Euro angegebenen hessischen Daten wurden auf Basis der durchschnittlichen jährlichen Euro-US-Dollar Wechselkurse der Europäischen Zentralbank umgerechnet. In Euro betrug das Wachstum der Exporte nach China 78 % und der Importe aus China 29 %. 6 Differenzen gegenüber den jeweils entsprechenden Werten Chinas ergeben sich durch unterschiedliche Erfassungskonzepte von Exporten und Importen in der Handelsstatistik sowie Messungenauigkeiten zwischen den Importstatistiken des einen und Exportstatistiken des anderen Landes. 14

HA Hessen Agentur GmbH Wirtschaftsforschung und Landesentwicklung Abbildung 8: Entwicklung des Handels zwischen China, Hessen und Deutschland im Zeitraum von 2007 bis 2013 250 200 China 150 100 50 Export nach Deutschland Export in die Welt Import aus Deutschland Import aus der Welt 0 2007 2008 2009 2010 2011 2012 2013 Hessen 250 200 150 100 50 Export nach China Export in die Welt Import aus China Import aus der Welt 0 2007 2008 2009 2010 2011 2012 2013 Deutschland 250 200 150 100 50 Export nach China Export in die Welt Import aus China Import aus der Welt 0 2007 2008 2009 2010 2011 2012 2013 Quelle: UNcomtrade (2014), Hessisches Statistisches Landesamt (2014), Statistisches Bundesamt (2014), Darstellung der Hessen Agentur 15

Wirtschaftsbeziehungen zwischen Hessen und China Für eine Abschätzung der Export- und Investitionschancen ist nicht nur das Volumen des Handels insgesamt bedeutsam, sondern insbesondere die strukturelle Verteilung nach Branchen bzw. Warengruppen. In Abbildung 9 ist die Struktur der Exporte für China, Hessen und Deutschland dargestellt. 7 Hinsichtlich der Exportstruktur chinesischer Waren zeigen sich nur geringe Unterschiede zwischen den Exporten nach Deutschland und den Exporten insgesamt. Bedeutendste Exportgüter sind Maschinenbauerzeugnisse und Fahrzeuge vor Fertigwaren sowie bearbeiteten Waren. Für Deutschland sind die strukturellen Unterschiede etwas deutlicher: Die Exporte nach China werden noch stärker als ohnehin schon durch Maschinenbauerzeugnisse und Fahrzeuge dominiert. In diese Kategorie fallen knapp 50 % der deutschen Exportwaren weltweit rund 70 % beträgt der Anteil allerdings bei den aus Deutschland nach China exportierten Waren. Hessens Exporte in das Ausland werden vor allem durch die Gruppen Maschinenbauerzeugnisse und Fahrzeuge sowie chemische Erzeugnisse bestimmt: 34 % bzw. 32 % aller Exportwaren sind diesen Branchen zuzuordnen. Das große Interesse der chinesischen Wirtschaft an Maschinen schlägt sich auch in den hessischen Exporten nach China nieder: 47 % aller nach China exportierten Waren fallen in die Kategorie Maschinenbauerzeugnisse und Fahrzeuge. Der Anteil der chemischen Erzeugnisse an den hessischen Exporten nach China ist mit 25 % hingegen leicht unterdurchschnittlich. Weitere Gruppen, die sowohl in Deutschland als auch in Hessen einen nennenswerten Anteil der Exportwaren ausmachen, sind die bearbeiteten Waren und die Fertigwaren. Dagegen sind Rohstoff nahe Gütergruppen wie Nahrungsmittel, Getränke, Brennstoffe und Öle etc. hinsichtlich des Exportvolumens nach China zu vernachlässigen. In Abbildung 10 wird die Güterstruktur der Importe Chinas, Hessens und Deutschlands dargestellt. In China ist der Import von Maschinenbauerzeugnissen und Fahrzeugen aus Deutschland mit rund 70 % des Importvolumens gegenüber den Importen insgesamt (35 %) deutlich überproportional ausgeprägt. Aus anderen Ländern nehmen Rohstofflieferungen einen bedeutenden Teil des chinesischen Importvolumens ein. Hessen bezieht aus China ebenfalls überproportional viele Maschinenbauerzeugnisse und Fahrzeuge sowie weitere Fertigwaren. Dagegen kommt chinesischen Rohstofflieferungen sowie Lieferungen chemischer Erzeugnisse eine unterproportionale Rolle im bilateralen Handel zu. Diese Güterstruktur der chinesischen Importe lässt sich entsprechend für Deutschland beobachten. 50 % der Importe aus China nach Deutschland fallen unter die Gruppe Maschinenbauerzeugnisse und Fahrzeuge und 30 % zählen zu den Fertigwaren. 7 Die Warenströme werden nach den Hauptgruppen der internationalen Güterklassifikation Standard International Trade Classification erfasst. Genutzt wird die SITC in der aktuellen Version Rev. 4. 16

HA Hessen Agentur GmbH Wirtschaftsforschung und Landesentwicklung Abbildung 9: Güterstruktur der Exporte für China, Hessen und Deutschland in 2013 China Nahrungsmittel und lebende Tiere Getränke und Tabak Rohstoffe Mineralische Brennstoffe, Schmiermittel Tierische und pflanzliche Öle, Fette und Wachse Chemische Erzeugnisse, a.n.g. Bearbeitete Waren, nach Beschaffenheit Maschinenbauerzeugnisse und Fahrzeuge Verschiedene Fertigwaren sonstige Waren und Warenverkehrsvorgänge Export in die Welt Export nach Deutschland 0% 10% 20% 30% 40% 50% 60% 70% Hessen Nahrungsmittel und lebende Tiere Getränke und Tabak Rohstoffe Mineralische Brennstoffe, Schmiermittel Tierische und pflanzliche Öle, Fette und Wachse Chemische Erzeugnisse, a.n.g. Bearbeitete Waren, nach Beschaffenheit Maschinenbauerzeugnisse und Fahrzeuge Verschiedene Fertigwaren sonstige Waren und Warenverkehrsvorgänge Export in die Welt Export nach China 0% 10% 20% 30% 40% 50% 60% 70% Deutschland Nahrungsmittel und lebende Tiere Getränke und Tabak Rohstoffe Mineralische Brennstoffe, Schmiermittel Tierische und pflanzliche Öle, Fette und Wachse Chemische Erzeugnisse, a.n.g. Bearbeitete Waren, nach Beschaffenheit Maschinenbauerzeugnisse und Fahrzeuge Verschiedene Fertigwaren sonstige Waren und Warenverkehrsvorgänge Export in die Welt Export nach China 0% 10% 20% 30% 40% 50% 60% 70% Quelle: UNcomtrade (2014), Hessisches Statistisches Landesamt (2014), Darstellung der Hessen Agentur 17

Wirtschaftsbeziehungen zwischen Hessen und China Abbildung 10: Güterstruktur der Importe von China, Hessen und Deutschland in 2013 China Nahrungsmittel und lebende Tiere Getränke und Tabak Rohstoffe Mineralische Brennstoffe, Schmiermittel Tierische und pflanzliche Öle, Fette und Wachse Chemische Erzeugnisse, a.n.g. Bearbeitete Waren, nach Beschaffenheit Maschinenbauerzeugnisse und Fahrzeuge Verschiedene Fertigwaren sonstige Waren und Warenverkehrsvorgänge Import aus der Welt Import aus Deutschland 0% 10% 20% 30% 40% 50% 60% 70% Hessen Nahrungsmittel und lebende Tiere Getränke und Tabak Rohstoffe Mineralische Brennstoffe, Schmiermittel Tierische und pflanzliche Öle, Fette und Wachse Chemische Erzeugnisse, a.n.g. Bearbeitete Waren, nach Beschaffenheit Maschinenbauerzeugnisse und Fahrzeuge Verschiedene Fertigwaren sonstige Waren und Warenverkehrsvorgänge Import aus der Welt Import aus China 0% 10% 20% 30% 40% 50% 60% 70% Deutschland Nahrungsmittel und lebende Tiere Getränke und Tabak Rohstoffe Mineralische Brennstoffe, Schmiermittel Tierische und pflanzliche Öle, Fette und Wachse Chemische Erzeugnisse, a.n.g. Bearbeitete Waren, nach Beschaffenheit Maschinenbauerzeugnisse und Fahrzeuge Verschiedene Fertigwaren sonstige Waren und Warenverkehrsvorgänge Import aus der Welt Import aus China 0% 10% 20% 30% 40% 50% 60% 70% Quelle: UNcomtrade (2014), Hessisches Statistisches Landesamt (2014), Darstellung der Hessen Agentur 18

HA Hessen Agentur GmbH Wirtschaftsforschung und Landesentwicklung Da die Hauptgruppen der SITC-Warenklassifikation wie etwa Maschinenbauerzeugnisse und Fahrzeuge zum Teil sehr weit gefasst sind, wird der chinesisch-hessische Warenverkehr zusätzlich in einer detaillierteren Warengliederung analysiert. In Abbildung 11 sind die zwölf bedeutendsten Warengruppen der hessischen Exporte nach China wiedergegeben. Der größte Teil der hessischen Exporte entfällt mit jeweils mehr als 10 % auf Arbeitsmaschinen sowie Mess-, Prüf- und Kontrollinstrumente wie auch Apparate, Geräte und Maschinenteile. Ebenfalls über 10 % der Exportgüter Hessens nach China entfallen auf die Gruppe medizinische und pharmazeutische Erzeugnisse, die mit über 13 % bedeutendste Warengruppe für hessische Exporte in die Welt. Der auffälligste Unterschied zwischen den Exporten Hessens insgesamt und nach China besteht bei den Straßenfahrzeugen. Während diese Warengruppe an den hessischen Exporten insgesamt einen Anteil von knapp 10 % erreicht, sind nur 3 % der Exporte nach China Straßenfahrzeuge. Abbildung 11: Anteil der zwölf wichtigsten Warengruppen der hessischen Exporte nach China in 2013 Hessische Exporte Arbeitsmaschinen für besondere Zwecke Mess-, Prüf- und Kontrollinstrumente Maschinen, Apparate und Geräte und Teile Medizinische und pharmazeutische Erzeugnisse Elektrische Maschinen und elektrische Teile Metallbearbeitungsmaschinen Metallwaren, a.n.g. Kraftmaschinen und Kraftmaschinenausrüstungen Straßenfahrzeuge Chemische Erzeugnisse und Waren, a.n.g. Organische chemische Erzeugnisse Kunststoffe in Primärformen Exporte in die Welt Exporte nach China Quelle: Hessisches Statistisches Landesamt (2014), Darstellung der Hessen Agentur 0% 5% 10% 15% 20% 25% Die hessischen Importe aus China sind noch stärker als die Exporte nach China in einzelnen Warengruppen konzentriert, wie die Abbildung 12 verdeutlicht. 24 % der Importe sind Geräte der Nachrichtentechnologie, 18 % Büromaschinen und 14 % elektrische Maschinen und Teile. In diesen Warengruppen erzielt die chinesische Wirtschaft hohe Absatzerfolge in Hessen. So stammen 25 % aller nach Hessen importierten Geräte der Nachrichtentechnologie aus China. Bei den Büromaschinen liegt dieser Anteil bei mehr als 33 % und bei den elektrischen Maschinen bei 17 %. 19

Wirtschaftsbeziehungen zwischen Hessen und China Alle drei Warengruppen nehmen zudem einen hohen Anteil bei allen Importen Hessens ein. Wie bei den Exporten ist auch hier die Kategorie der Straßenfahrzeuge hervorzuheben. Während rund 7,4 % aller Importe Hessens auf diese Warengruppe entfallen, liegt der Anteil der Straßenfahrzeuge an den hessischen Importen aus China bei 1,8 %. Abbildung 12: Anteil der zwölf wichtigsten Warengruppen der hessischen Importe aus China in 2013 Hessische Importe Geräte für die Nachrichtentechnik; Bild- und Ton Büromaschinen, Datenverarbeitungsmaschinen Elektrische Maschinen und elektrische Teile Verschiedene bearbeitete Waren, a.n.g. Bekleidung und Bekleidungszubehör Mess-, Prüf- und Kontrollinstrumente Maschinen, Apparate und Geräte und Teile Metallwaren, a.n.g. Organische chemische Erzeugnisse Reiseartikel, Handtaschen Straßenfahrzeuge Schuhe Importe aus der Welt Importe aus China Quelle: Hessisches Statistisches Landesamt (2014), Darstellung der Hessen Agentur 0% 5% 10% 15% 20% 25% 3.2 Direktinvestitionsverflechtungen zwischen China und Hessen Ein weiterer Aspekt der außenwirtschaftlichen Verflechtung ist die gegenseitige Investitionstätigkeit. Die Foreign Direct Investments (FDI) dienen unterschiedlichen Zwecken wie etwa der Erschließung neuer Märkte, der Schaffung von Produktionspotenzial direkt in Absatzmärkten, der Nutzung günstiger Produktionsgegebenheiten entlang der Wertschöpfungsketten oder dem gegenseitigen Technologietransfer. In Tabelle 2 ist der Bestand der FDI für China, Hessen und Deutschland im Jahr 2007 und im Jahr 2012 angegeben. Nach Angaben der UNCTAD 8 bzw. des NSBC 9 hat sich der weltweite Bestand chinesischer Direktinvestitionen bis zum Jahr 2012 um 8 United Nations Conference on Trade and Development. 9 National Statistics Bureau of China. 20

HA Hessen Agentur GmbH Wirtschaftsforschung und Landesentwicklung mehr als 300 % auf 513 Mrd. US-Dollar erhöht, worin sich die Zunahme des chinesischen Wohlstandes widerspiegelt. Zudem hat China auch für ausländisches Kapital weit überproportional an Attraktivität gewonnen. Die ausländischen Direktinvestitionen in China haben sich im Untersuchungszeitraum um 150 % auf 830 Mrd. US-Dollar erhöht. Demgegenüber liegt das Wachstum der FDI-Aktivitäten weltweit zwischen 2007 und 2012 bei nur rund 25 %. 10 Eine Erfassung der FDI mit Deutschland oder gar Hessen ist aus den internationalen bzw. chinesischen Statistiken nicht zu entnehmen, sodass hierzu im Folgenden ausschließlich auf die Statistiken der Bundesbank zurückgegriffen wird. Tabelle 2: Bestand ausländischer Direktinvestitionen zwischen China, Hessen und Deutschland in 2007 und 2012 2007 2012 Wachstum 11 China in Mio. US-Dollar in Mio. US-Dollar in % FDI weltweit aus China 117.911 512.585 334,7 FDI in China aus der Welt 327.087 832.882 154,6 Hessen in Mio. Euro in Mio. Euro in % FDI weltweit aus Hessen 160.313 169.276 5,6 FDI in China aus Hessen 1.082 3.282 203,3 FDI in Hessen aus der Welt 82.452 88.031 6,8 FDI in Hessen aus China 137 722 427,0 Deutschland in Mio. Euro in Mio. Euro in % FDI weltweit aus Deutschland 904.661 1.196.810 32,3 FDI in China aus Deutschland 15.178 44.824 195,3 FDI in Deutschland aus der Welt 472.453 597.315 26,4 FDI in Deutschland aus China 428 1.388 224,3 Quelle: UNCTAD (2014), Deutsche Bundesbank (2014), Darstellung der Hessen Agentur Der Bestand ausländischer Direktinvestitionen in Hessen insgesamt betrug im Jahr 2012 rund 88 Mrd. Euro. Gegenüber dem Jahr 2007 ist dies ein Wachstum von knapp 7 %. Dagegen nahm das Volumen der Investitionen aus China in Hessen um 427 % zu. Der Zuwachs chinesischer FDI in Hessen übersteigt bei weitem den Zuwachs in Deutschland (224 %) und zeigt die hohe Attraktivität des Standortes für chinesische 10 Berechnungen der Hessen Agentur auf Grundlage der Angaben der UNCTAD Datenbank. Zu beachten ist, dass aufgrund unterschiedlicher Erfassung die weltweiten Anlagen aus Sicht der Investoren um 23 % gestiegen sind, während sie sich aus Sicht der Investitionsländer um 28 % erhöht haben. Die Kapitalströme sind daher in der Statistik nicht ausgeglichen. 11 Die Wachstumsraten für Deutschland und Hessen beruhen auf den Angaben der FDI der Bundesbank in Euro. Werden für China die internationalen Statistiken mit Angaben in US-Dollar in Euro umgerechnet, erhöht sich die Wachstumsrate aufgrund des Wertverlustes des Euro zum Dollar zwischen 2007 (1 Euro=1,47 US-Dollar) und 2012 (1 Euro = 1,29 US-Dollar). Die chinesischen FDI im Ausland steigen zwischen 2007 und 2012 in Euro um 364 % und die FDI aus dem Ausland um 172 %. 21

Wirtschaftsbeziehungen zwischen Hessen und China Unternehmen. Dies wird auch daran deutlich, dass der Investitionsbestand in Hessen mit 722 Mio. Euro mehr als 50 % der gesamten Investitionen Chinas in Deutschland umfasst. Dagegen ist Hessen in China bisher unterproportional engagiert. Mit 3,3 Mrd. Euro FDI aus Hessen in China entfallen rund 7 % der Investitionen Deutschlands in China auf Hessen. Demgegenüber liegt der Anteil Hessens an Deutschland sowohl bei allen ausgehenden als auch allen eingehenden FDI zwischen 14 % und 15 %. Diese Differenzen lassen sich auf die unterschiedliche Branchenstruktur zurückführen, da vergleichbar mit den Handelsbeziehungen auch die Bedeutung der FDI je nach Branche unterschiedlich stark ausgeprägt ist. Die Branchenstruktur der FDI aus Hessen und Deutschland sowohl weltweit als auch in China ist in Tabelle 3 wiedergegeben. Der besonders bedeutsame Bankensektor in Hessen schlägt sich insoweit nieder, dass 46,5 % aller hessischen Direktinvestitionen im Ausland durch die in Hessen ansässigen Banken getätigt werden. Auch der Anteil der Beteiligungsgesellschaften ist mit 28,2 % hoch, deren Anteil ist für Deutschland insgesamt mit 50,2 % jedoch noch höher. Auf das Verarbeitende Gewerbe entfallen 13 % der weltweiten FDI aus Hessen. Im Verarbeitenden Gewerbe zeigt sich insbesondere die große Bedeutung der pharmazeutischen Industrie in Hessen, die mit 5,6 % aller hessischen FDI im Ausland einen wesentlich höheren Anteil als deutschlandweit mit 1,1 % aufweist. Dagegen stammen für Deutschland insgesamt 26 % aller FDI weltweit aus dem Verarbeitenden Gewerbe. Besonders stark ist darunter die Branche Herstellung von Kraftwagen und Kraftwagenteilen mit 11,2 % aller FDI bzw. einem Auslandsinvestitionsbestand von 133 Mrd. Euro vertreten. Der Fahrzeugbau hat an den weltweiten FDI aus Hessen nur einen Anteil von 2,1 %, da die FDI der großen in Hessen tätigen Automobilkonzerne überwiegend den jeweiligen Hauptsitzen außerhalb Hessens zugeordnet werden. Die FDI aus Hessen bzw. Deutschland in China weisen einige Branchenunterschiede gegenüber den dargestellten weltweiten FDI aus Hessen und Deutschland auf. Das Verarbeitende Gewerbe insbesondere aus Deutschland aber auch aus Hessen investiert überproportional stark in China. Hieraus lässt sich die erfolgreiche Positionierung der chinesischen Wirtschaft als weltweit bedeutender Produktionsstandort erkennen. Dementsprechend sind die Investitionen des Bankensektors in China prozentual geringer. Aufgrund des im Vergleich zu Deutschland insgesamt hohen Anteils des Bankensektors und der Beteiligungsgesellschaften an den FDI aus Hessen in China, nehmen die Sektoren des Verarbeitenden Gewerbes einen geringeren Anteil an. Die chemische Industrie aus Hessen hat einen Investitionsbestand von 104 Mio. Euro in China. Sie wird noch übertroffen von der Elektroindustrie, deren Bestände sich auf 131 Mio. Euro belaufen. Damit entfallen auf diese Branchen 3,2 % bzw. 4 % der FDI in China aus Hessen. An den FDI aus Deutschland in China halten diese Branchen 22

HA Hessen Agentur GmbH Wirtschaftsforschung und Landesentwicklung 6,3 % bzw. 9,9 %. Aus dem Maschinenbau stammen in Hessen 2,4 % und in Deutschland 7,3 % der FDI in China. Die bedeutendste Branche im Verarbeitenden Gewerbe bundesweit ist die Automobilindustrie, auf die 26,3 % der FDI in China entfallen. Für diese Branche liegen in Hessen keine Angaben vor. Tabelle 3: Direktinvestitionsbestände Hessens und Deutschlands weltweit und in China nach Branchen in 2012 FDI aus Hessen FDI aus Deutschland Wirtschaftszweig in Mio. Euro weltweit in China weltweit in China Anteil in % in Mio. Euro Anteil in % in Mio. Euro Anteil in % in Mio. Euro Anteil in % Alle Wirtschaftszweige darunter: Verarbeitendes Gewerbe darunter: Herstellung v. chemischen Erzeugnissen Herstellung v. pharmazeutischen Erzeug. Herstellung v. Gummi- und Kunststoffwaren Metallerzeugung und -bearbeitung Herstellung v. elektrischen Ausrüstungen 169.276 3.282 1.196.810 44.824 21.927 13,0 535 16,3 310.757 26,0 25.621 57,2 1.192 0,7 104 3,2 43.999 3,7 2.815 6,3 9.484 5,6 19 0,6 13.239 1,1 258 0,6 261 0,2 k.a. k.a. 4.501 0,4 372 0,8 67 0,0 k.a. k.a. 4.539 0,4 213 0,5 2.528 1,5 k.a. k.a. 5.184 0,4 478 1,1 442 0,3 131 4,0 36.961 3,1 4.444 9,9 Maschinenbau 432 0,3 78 2,4 35.700 3,0 3.261 7,3 Herstellung von Kraftwagen und Kraftwagenteilen Handel; Instandhaltung und Reparatur von Kraftfahrzeugen 3.606 2,1 k.a. k.a. 133.860 11,2 11.804 26,3 2.076 1,2 k.a. k.a. 22.324 1,9 303 0,7 Banken 78.646 46,5 1.149 35,0 112.859 9,4 1.333 3,0 Herstellung v. Metallerzeugnissen Beteiligungsgesellschaften 47.810 28,2 1.496 45,6 600.849 50,2 16.178 36,1 Quelle: Deutsche Bundesbank (2014), Darstellung der Hessen Agentur 23

Wirtschaftsbeziehungen zwischen Hessen und China Die Branchenstrukturen spiegeln sich auch in den FDI aus dem Ausland in Hessen und Deutschland wider. Tabelle 4 zeigt, dass Hessen als Chemie- und Pharmastandort überproportional viele Direktinvestitionen in diesem Bereich anziehen kann. Zudem wird in Hessen aufgrund seiner zentralen Lage und günstigen Verkehrsinfrastruktur sowie der hohen Kaufkraft überproportional stark in den Handel investiert. Schließlich ist Hessen mit dem Finanzzentrum Frankfurt am Main ein bedeutender Standort der Finanzwirtschaft, was sich an einem FDI-Bestand im hessischen Bankensektor von 13,8 Mrd. Euro zeigt. Damit entfallen in dieser Branche 26,2 % aller FDI in Deutschland auf Hessen. Dagegen sind die FDI im hessischen Maschinenbau und im hessischen Fahrzeugbau ausbaufähig. Tabelle 4: Ausländische Direktinvestitionsbestände in Hessen und Deutschland nach Branchen in 2012 Wirtschaftszweig FDI in Hessen aus der Welt in Mio. Euro Anteil in % FDI in Deutschland aus der Welt in Mio. Euro Anteil in % Alle Wirtschaftszweige darunter: Verarbeitendes Gewerbe darunter: 88.031 597.315 20.559 23,4 186.641 31,2 Herstellung v. chemischen Erzeugnissen 4.245 4,8 22.804 3,8 Herstellung v. pharmazeutischen Erzeugnissen 5.451 6,2 19.165 3,2 Herstellung v. Gummi- und Kunststoffwaren 1.677 1,9 7.910 1,3 Metallerzeugung und -bearbeitung 737 0,8 6.552 1,1 Herstellung v. Metallerzeugnissen 596 0,7 6.913 1,2 Herstellung v. elektrischen Ausrüstungen 1.349 1,5 8.907 1,5 Maschinenbau 792 0,9 23.241 3,9 Herstellung von Kraftwagen und Kraftwagenteilen k.a. k.a. 7.714 1,3 Handel; Instandhaltung und Reparatur von Kraftfahrzeugen 14.205 16,1 74.266 12,4 Banken 13.809 15,7 52.744 8,8 Beteiligungsgesellschaften 14.106 16,0 85.315 14,3 Quelle: Deutsche Bundesbank (2014), Darstellung der Hessen Agentur Zur sektoralen Verteilung der FDI Chinas in Hessen bzw. Deutschland liegen im Gegensatz zur umgekehrten Richtung nur wenige Daten vor. Da die FDI aus China in Hessen und Deutschland entweder insgesamt gering oder nur auf wenige Firmen verteilt sind, werden diese Angaben aus Geheimhaltungsgründen nicht veröffentlicht. Daher wird auf eine tabellarische Darstellung verzichtet. Hervorzuheben ist jedoch, dass China in Hessen insbesondere im Bankensektor engagiert ist. Die fünf größten Banken Chinas (Bank of China, Industrial & Commercial Bank, China Construction Bank, Bank of Communication, Agricultural Bank of China) sind in Hessen vertreten 24

HA Hessen Agentur GmbH Wirtschaftsforschung und Landesentwicklung (FRM 2014). Insgesamt sind mehr als 88 % der FDI aus China in Hessen im Bankensektor angesiedelt. Ein gewisser Nachholbedarf kann somit in Bezug auf Investitionen in weitere Branchen in Hessen identifiziert werden. In Tabelle 5 ist die Branchenverteilung der weltweiten FDI aus China angegeben. Die weltweiten Schwerpunkte der chinesischen FDI liegen insbesondere auf den Branchen Unternehmensdienstleistungen mit einem Bestand von 176 Mrd. US-Dollar entfallen hierauf 33 % aller chinesischer Direktinvestitionen Finanzdienstleistungen (97 Mrd. US-Dollar, 18 %), Rohstoffgewinnung (75 Mrd. US-Dollar 14 %) sowie Großund Einzelhandel (68 Mrd. US-Dollar, 13 %). Aus der hohen Bedeutung der Finanzund Unternehmensdienstleistungen der chinesischen Investitionstätigkeit weltweit ergibt sich das starke chinesische Engagement in Hessen, wo diese Branche überproportional vertreten ist. Hierdurch entfällt mehr als die Hälfte der chinesischen Direktinvestitionsbestände in Deutschland auf Hessen, wovon wiederum 88 % auf Banken entfallen. Dieser Branchenfokus der chinesischen Wirtschaft spiegelt auch die Ergebnisse einer aktuellen Befragung chinesischer Maschinenbauunternehmen wider, für die eine Expansion in das Ausland nicht im Vordergrund steht. Wichtigste strategische Ziele der chinesischen Maschinenbauunternehmen ist nach den Ergebnissen der Untersuchung des EAC 12 (2014) das Wachstum im Binnenmarkt, eine Service-Excellence Strategie sowie Produkt- und Technologieverbesserungen. Regional ist insbesondere die in der Statistik getrennt erfasste Sonderverwaltungszone Hongkong Ziel chinesischer FDI. Rund 58 % des gesamten FDI Bestands von China entfällt im Jahr 2012 auf Hongkong. Auf Lateinamerika entfallen rund 13 %, auf Europa 7 %, auf Nordamerika 5 %, auf Australien und Ozeanien 3 % und auf Afrika 4 % der FDI Chinas. In Deutschland sind mit 3,1 Mrd. US-Dollar 0,6 % aller chinesischer FDI investiert. 13 Vergleichbare Angaben zu den Beständen ausländischer Direktinvestitionen innerhalb Chinas sind nicht verfügbar. 12 EAC-Euro Asia Consulting PartG. 13 Quelle dieser Zahlen ist das National Bureau of Statistics of China (2014). Abweichungen gegenüber der Tabelle 2 ergeben sich durch teils abweichende Erfassungskonzepte (vgl. auch Fußnote 10 zur internationalen Statistik). 25